Stadtdirektor Josef Offergeld erinnert
sich
Pater DDr. Hubert
Pauels, ein begnadeter Mensch und Priester
Als ich im Jahre 1968
Pater Pauels zum ersten Mal traf, lernte ich einen Menschen kennen, der mich
tief beeindruckte und der mich - Gott sei Dank - auf vielen Stationen meines
Lebens begleitete. Nach einer Marienfeier in Holtum wartete ich zusammen mit
meinem Vater in Wegberg im Karmeliterkloster auf Pater Pauels. Er kam schnellen
Schrittes in das Zimmer, in dem wir schon einige Zeit warteten, begrüßte uns
freundlich und das Gespräch begann. Voll konzentriert, ab und zu ein
beruhigendes Lächeln in seinem Gesicht, dann wieder die Augen halb verschlossen,
hörte er zu oder sprach sehr schnell. Am Ende der Unterredung eine freundliche
Verabschiedung und wir fuhren hoffnungsfroh nach Hause.
Ich hatte einen Menschen
kennen gelernt, der schon bald mein Lehrer und Schulleiter wurde, den ich
während meines Internataufenthaltes im „Haus Overbach“ als Priester erfahren
durfte, den ich während meiner Schul- und Studienzeit auf vielen Fahrten - meist
zu Vorträgen oder Predigten - begleitete, den ich später während meines
Berufslebens häufig traf und der mir immer ein guter Ratgeber war.
Zunächst der Lehrer und
Schulleiter Pater Pauels: Der Auftrag, Wissen zu vermitteln, war bei ihm
eingebettet und getragen von seinem priesterlichen Auftrag. Obwohl er
bekanntermaßen fundierte Kenntnisse in verschiedenen Fachrichtungen besaß, war
das Lehren bei ihm nicht reine Wissensvermittlung, sondern Auftrag aufgrund
eines unerschütterlichen Glaubens und tiefer Frömmigkeit. Nicht anders war es zu
verstehen, dass er jeden Morgen vor dem Unterricht bzw. vor dem „Sprung“ ins
Lehrerzimmer vor dem Mosaik, welches die Gottesmutter zeigt, verweilte und
betete. „Seine“ Schule hatte er der Gottesmutter anvertraut. Dies gab ihm eine
unglaubliche Sicherheit bei allen Entscheidungen, auch bei solchen, die man auf
den ersten Blick kaum oder gar
nicht
verstehen konnte.
Die Art und Weise seines
Lehrens war gewöhnungsbedürftig, ständige Tests und Kontrollen, manchmal, wenn
ein Lehrer fehlte, in zwei Klassen gleichzeitig. Dass solche Unterrichtsmethoden
möglicherweise nicht erlaubt waren, störte Pater Pauels wenig. Er war jedenfalls
davon überzeugt, dass seine Art richtig war. Seine Unterrichtsform wurde bis zum
Abitur durchgezogen. Pater Pauels kannte jeden Abiturienten, seine Stärken und
Schwächen. Wenn das Ziel erreicht war, wirkte Pater Pauels glücklich, nicht
stolz. Er war glücklich über die Erfüllung eines Auftrages an einen ihm
anvertrauten Schüler.
Ein Hochgenuss waren die
Vorträge von Pater Pauels über theologische und politische Themen. Aus einem
schier unbegrenzten Fundus schöpfend, sprach er stets ohne schriftliches Konzept
in oft hektischer Eile Themen an, wobei er manchmal den staunenden Zuschauer
überforderte. Bemerkte Pater Pauels, dass die Aufnahmefähigkeit seiner Zuhörer
erreicht oder überschritten war, gab er meist eine konzentrierte
Zusammenfassung. Geduldig beantwortete er im Rahmen langer Diskussionen Fragen;
wenn sich diese auf neue politische Entwicklungen bezogen, wurde es besonders
spannend.
Sein priesterliches Wirken
war seine eigentliche Lebensaufgabe. Geprägt von der Lehre des Heiligen Franz
von Sales war er Helfer und Seelsorger für unzählige Menschen. In seinen
Predigten und Gesprächen überzeugten seine Aussagen, weil man spürte, dass ein
tiefgläubiger Mensch stets eine hoffnungsvolle Richtung aufzeigte oder aus dem
Gebet Kraft schöpfte. Diese seine volle Hingabe an den Menschen schenkte er
nicht nur bei Pilgerreisen und Exerzitien, sondern in vielen Einzelgesprächen
bis zur Erschöpfung. Ab und zu musste man sich sorgen wegen seines
Gesundheitszustandes machen. Der aufmerksame Beobachter merkte, dass Pater
Pauels sich nicht schonte und oft übermüdet bis an die Grenzen seiner
Leistungsfähigkeit und physischen Belastung ging.
Er forderte von sich
selbst alles, nicht erst in den letzten Jahren, in denen er altersbedingt den
Strapazen oft nicht mehr gewachsen schien.
Die Internatsschüler sahen
Pater Pauels häufig morgens gegen 5.30 Uhr mit seiner schwarzen Aktentasche
Richtung Kloster eilen, damit er - nach der Feier der heiligen Messe (meist am
Marienaltar) - wieder rechtzeitig an „seiner“ Schule war.
Wohltuend waren die
Begegnungen von Pater Pauels mit seinen Verwandten, weil man ab und zu den
Eindruck bekam, als ob die Hektik verschwunden war. Für jeden ein liebes Wort
und ein verständnisvolles Lächeln, wenn aus Sorge heraus die Frage an Onkel
Hubert gerichtet wurde, ob er sich nicht etwas schonen könne. Für Pater Pauels
war es selbstverständlich, die letzte Kraftreserve zu mobilisieren, um seinen
priesterlichen Auftrag erfüllen zu können. Dabei hat er sicherlich einige Male
den Tod vor Augen, den er nicht scheute, sondern hoffnungsfroh erwartete. In
seinen Predigten lenkte er den Blick häufig auf den Schöpfer und Erlöser, dem er
voller Freude und Erwartung begegnet ist. Der Tod war für ihn der eigentliche
Beginn des Lebens.
Ich bin froh und
glücklich, dass ich Pater Pauels kennen und erleben durfte.
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