Geistlicher Impuls
Der Monat November ist für viele eine
Herausforderung. Die Tage werden immer kürzer,
manche Novembertage sind nur grau und verregnet.
Und es ist der Monat des Totengedenkens. So
können der Glaube und auch manche Lebensweisheit
uns helfen, diesen Monat nicht nur als Übel
hinzunehmen, sondern ihn bewusst zu leben.
Vielleicht sind es folgende Aspekte, die uns
dabei helfen können.
1. Rückschau halten. Als Christ ist es
ein großer Dienst an unserer Welt, dass wir in
Dankbarkeit von Zeit zu Zeit innehalten und
Rückschau halten. Da gibt es – trotz des
Schweren, was sicherlich jeder in irgendeiner
Weise in seinem Leben zu tragen hatte und hat -
, auch sehr viel Schönes und Helles. Setzen wir
uns doch einmal in Ruhe hin und schauen –
eventuell auch mit Hilfe unseres Kalenders auf
die vergangenen Wochen und Monate. Und sagen wir
dann ganz ausdrücklich Dank. Da gab es bestimmt
die eine oder andere schöne und tiefe Begegnung
in diesem Jahr. Da war vielleicht auch
irgendwann eine Überraschung dabei. Es könnte
auch eine konkrete Hilfe sein, wenn wir ein
persönliches „Danke-Buch“ anlegen. Wenn wir
beginnen, dort hinein jeden Tag fünf Dinge
einzutragen, für die wir dankbar sind – seien es
aktuelle Dinge oder früher zurück liegende -, so
wir uns froher zumute werden. Denken wir auch an
folgendes Schriftwort: „Sorgt euch um nichts,
sondern bringt in jeder Lage betend und flehend
eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede
Gottes, der alles verstehen übersteigt, wird
eure Herzen und eure Gedanken in der
Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.“ (Phil
4, 6f.).
2. Alles in das Herz Jesu legen.
Loslassen; das fällt schwer; das können wir auch
nicht ohne Weiteres aus uns selbst heraus. Hier
könnte das Bild des geöffneten Herzens Jesu
weiter helfen. Legen wir alles (!) in dieses
große Herz. Alles, was uns bewegt; alle
Menschen, die uns nahe stehen und die, die wir
schon loslassen mussten. Dieses gütige, zugleich
menschliche und göttliche Herz unseres Erlösers
versteht alles! Letztlich ist jedes
Abschiednehmen, jedes Loslassen auch immer schon
eine gute Übung, ganz am Ende unseres Lebens
Loslassen zu können. Das ist dann aber kein
ungewisses Überlassen in ein „schwarzes Loch“
hinein, sondern der so wichtige Schritt des
Vertrauens, dass wir zutiefst von Jesus Christus
geliebt sind und unser Leben in seinen guten
Händen und in seinem Herzen ruht.
3. Gedenken an die Toten. Ehren wir die,
die vor uns heimgegangen sind. Das ist ein
wichtige Aufgabe, gerade jetzt im November. Und
das heißt einerseits die Grabstätten besuchen
und herrichten. Andererseits heißt es aber auch
– falls es noch nicht zu Lebzeiten geschehen ist
– sich innerlich mit dem versöhnen, der uns
vielleicht noch etwas schuldig geblieben ist.
Sicher: das ist manchmal nicht einfach. Manche
Verletzungen sind sehr tief. Aber wenn wir es
versuchen und vielleicht den Satz mehr und mehr
innerlich sagen „Ich verziehe dir…“ – dann wird
sich mehr und mehr etwas lösen. Wie machtvoll
ist das Wort „Ich vergebe dir…“, wenn ich es
denke oder ausspreche. Wir ehren auch unsere
lieben Verstorbenen, wenn wir für sie beten und
wenn wir sie um ihre Fürsprache bei Gott bitten.
Sie können sehr mächtige Fürsprecher sein. Wir
ehren die Verstorbenen auch, wenn wir z.B. nach
wie vor an ihren Namenstag und ihren Geburtstag
denken. Es könnte sein, dass das Jenseits und
das Diesseits nur ganz minimal - wie von einem
dünnen Schleier – voneinander getrennt sind. Und
in der „Gemeinschaft der Heiligen“ sind Lebende
und Tote einander nah und können füreinander bei
Gott eintreten. Greifen wir in diesem
Zusammenhang einen Ausschnitt aus der Botschaft
(von Maria) vom 12.11.2001 an Manuela Strack
auf, in der u.a. folgendes gesagt wird „Lege mir
alle Sorgen und Nöte vor. Sage der Familie, ich
bin zugegen. Betet, betet, betet und vergebt
einander. Mein Sohn Jesus wünscht von euch
dieses Opfer der Vergebung.“
4. Sterben und Tod bejahen. Das können
wir nicht aus eigener Kraft. Aber wenn wir es
versuchen und den Herrn bitten, dass er uns
diese Gnade schenkt, können wir vielleicht einen
anderen Weg gehen als den des Grolls und einer
unsäglichen Furcht. Sicher, Angst,
Schmerzen, Leiden, Einsamkeit, - all das wird
kommen. Versuchen wir einfach, in Gott zu
bleiben. Und gehen wir dabei auch immer wieder
bei der Mutter Jesu in die Schule und erwählen
wir sie uns neu als unsere mächtige
Fürsprecherin. „Jetzt und in der Stunde unseres
Todes“ – so beten wir ja fast täglich im „Ave
Maria“. Wir werden jeden Tag und jede Stunde
anders erleben und leben, wenn wir innerlich
annehmen, dass es einmal diese letzte Stunde
auch für uns geben wird. Gott beschenkt uns so
sehr. Er beschenkt uns v.a. durch die
Sakramente, in denen er uns unendliche Nähe
schenkt. Schöpfen wir Kraft aus diesen Zeichen
seiner Nähe und Liebe. Vertrauen und bitten wir
darum, dass Er in uns dann jene unbesiegbare
Kraft ist, die auch der Tod nicht zerstören
kann. Er ist immer da; auch in den ganz dunklen
Stunden unseres Lebens. Er wird es dann sein,
der in uns betet: „Vater, in deine Hände lege
ich mein Leben…“
Beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz in Rom
rief Papst Franziskus am 13.11.2016 die
Gläubigen dazu auf, ihr Vertrauen allein in Gott
zu setzen (Quelle: www.vatican.va):
„Der heutige Abschnitt aus dem Evangelium
(Lk 21,5-19) enthält den ersten Teil der Rede
Jesu über das Ende der Zeiten in der Fassung des
heiligen Lukas. Als Jesus diese Rede hält, steht
er vor dem Tempel von Jerusalem und lässt sich
dabei von der Bewunderung der Leute für die
Schönheit des Heiligtums und seiner Pracht
anregen. So sagt Jesus: »Es wird eine Zeit
kommen, da wird von allem, was ihr hier seht,
kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird
niedergerissen werden« (V. 6).
Wir können uns die Wirkung dieser Worte auf
die Jünger Jesu vorstellen! Er aber will nicht
schlecht über den Tempel reden, sondern seine
Jünger und auch uns heute verstehen lassen, dass
die menschlichen Bauten, auch die heiligsten,
von begrenzter Dauer sind und uns keine absolute
Sicherheit geben können. Von wie vielen
angeblichen Gewissheiten in unserem Leben
meinten wir doch, sie seien endgültig, und dann
haben sie sich als vergänglich erwiesen! Wie
viele Probleme schienen uns andererseits
ausweglos zu sein und wurden dann überwunden!
Jesus weiß, dass es immer Leute gibt, die mit
dem menschlichen Bedürfnis nach Sicherheiten
spekulieren. Deshalb sagt er: »Gebt acht, dass
man euch nicht irreführt!« (V. 8), und er warnt
vor den vielen falschen Messiassen, die
auftreten würden (V. 9). Auch heute gibt es
solche! Und er fügt hinzu, sich nicht von
Kriegen, Unruhen und Katastrophen erschrecken
und verunsichern zu lassen, da auch diese Teil
der Wirklichkeit dieser Welt sind (vgl. V.
10-11). Die Geschichte der Kirche ist reich an
Beispielen von Menschen, die schreckliche
Drangsale und Leiden gelassen ertragen haben, da
sie das Bewusstsein hatten, fest in den Händen
Gottes zu sein. Er ist ein treuer Vater, er ist
ein fürsorglicher Vater, der seine Kinder nie
verlässt. Gott verlässt uns nie! Diese
Gewissheit müssen wir im Herzen haben: Gott
verlässt uns nie!“
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