Word: Alle geschichtlichen Bücher
Alle geschichtlichen Bücher
Josua
Josua Kapitel 1
Jos 1:1 Nach dem Tode Moses', des Knechtes des Herrn, sprach der Herr zu Josua, dem Sohne Nuns, der der Diener des Moses gewesen war:
Jos 1:2 "Mein Knecht Moses ist gestorben; wohlan, ziehe hier über den Jordan als Führer dieses ganzen Volkes in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, verleihen will!
Jos 1:3 Jegliche Stätte, die eure Fußsohle betritt, gebe ich euch, wie ich dem Moses verheißen habe.
Jos 1:4 Von der Wüste da und dem Libanon bis an den großen Strom, den Euphratstrom, das ganze Land der Hethiter, bis zum großen Meer gegen Westen, soll euer Gebiet reichen.
Jos 1:5 Niemand soll vor dir standhalten können, solange du lebst. Ich will mit dir sein, wie ich mit Moses gewesen bin; ich lasse nicht von dir ab und verlasse dich nicht!
Jos 1:6 Sei mutig und stark! Sollst du doch dieses Volk in den Besitz des Landes bringen, dessen Verleihung ich ihren Vätern eidlich zugesichert habe.
Jos 1:7 Nur sei ganz mutig und stark, um die Weisung, die mein Knecht Moses dir befohlen hat, zu beachten und zu erfüllen! Weiche hiervon nicht ab, weder nach rechts noch nach links, damit du überall, wohin du gehst, Erfolg hast!
Jos 1:8 Nie fehle dieses Gesetzbuch bei deinen Reden! Lies Tag und Nacht aufmerksam darin, damit du darauf achtest, so zu handeln, wie in ihm geschrieben steht! Dann gelingen dir deine Unternehmungen, und du wirst erfolgreich sein.
Jos 1:9 Habe ich dir doch selbst geboten: Sei mutig und stark! Habe keine Furcht und keine Angst! Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir überall, wohin du gehst!"
Jos 1:10 Nun gebot Josua den Vorstehern des Volkes:
Jos 1:11 "Geht durch das Lager und gebt dem Volk die Weisung: Richtet den Mundvorrat her! Noch drei Tage, und ihr werdet hier über den Jordan ziehen, um das Erbe des Landes anzutreten, das der Herr, euer Gott, euch zum Besitz verleiht."
Jos 1:12 Zu den Rubeniten, den Gaditen und dem halben Stamm Manasse sprach Josua:
Jos 1:13 "Denkt an den Befehl, den Moses, der Knecht des Herrn, euch gab: Der Herr, euer Gott, gibt euch Ruhe und schenkt euch dieses Land hier.
Jos 1:14 Eure Frauen und Kinder und euer Vieh mögen in dem Land bleiben, das Moses euch jenseits des Jordans gegeben hat! Doch ihr Kriegsleute müßt gerüstet mit euren Brüdern ziehen und ihnen helfen,
Jos 1:15 bis der Herr euren Brüdern gleich euch Ruhe verschafft hat und auch sie das Land besetzt haben, das der Herr, euer Gott, ihnen gibt. Alsdann kehrt zurück und besetzt das Land, das euch gehört, das Moses, der Knecht des Herrn, euch jenseits des Jordans gegen Osten verliehen hat!"
Jos 1:16 Sie antworteten Josua: "Alles, was du uns befiehlst, wollen wir tun; wir wollen gehen, wohin immer du uns sendest!
Jos 1:17 Wie wir auf Moses hörten, so wollen wir auf dich hören; nur sei der Herr, dein Gott, mit dir, wie er mit Moses war.
Jos 1:18 Jeder, der sich deinem Befehl widersetzt und deine Worte nicht befolgt, soll sterben! Sei nur mutig und stark!"
Josua Kapitel 2
Jos 2:1 Josua, der Sohn Nuns, entsandte von Schittim zwei Männer in aller Stille als Spione und gab ihnen folgenden Auftrag: "Geht und beschaut euch das Land samt Jericho!" Sie gingen fort und kamen in das Haus einer Dirne, die Rahab hieß. Dort legten sie sich nieder.
Jos 2:2 Da ward dem König von Jericho gemeldet: "Es sind für diese Nacht Männer von den Israeliten gekommen, um das Land auszukundschaften."
Jos 2:3 Der König von Jericho sandte hierauf zu Rahab mit dem Auftrag: "Gib die Männer, die zu dir in dein Haus gekommen sind, heraus! Sie kamen nur, um das ganze Land auszukundschaften."
Jos 2:4 Die Frau aber versteckte die beiden Männer und sagte: "Ja, es kamen Männer zu mir, ich weiß aber nicht woher!
Jos 2:5 Als das Tor in der Abenddämmerung geschlossen werden sollte, sind die Männer weggegangen; wohin sie gegangen sind, weiß ich nicht. Macht euch eiligst hinter ihnen her, dann holt ihr sie sicher noch ein!"
Jos 2:6 Sie hatte aber die Männer auf das Dach gebracht und unter den Flachsbündeln versteckt, die sie auf dem Dach aufgeschichtet hatte.
Jos 2:7 Den Männern also setzte man in Richtung des Jordans bis zu den Furten nach, und das Tor verschloß man, sobald ihre Verfolger draußen waren.
Jos 2:8 Bevor jene sich nun schlafen legten, kam Rahab zu ihnen aufs Dach
Jos 2:9 und sprach zu den Männern: "Ich weiß, daß der Herr euch das Land gibt; Angst vor euch hat uns befallen; alle Bewohner des Landes verzagen vor euch.
Jos 2:10 Wir hörten davon, wie der Herr das Wasser des Schilfmeeres vor euch bei eurem Wegzug aus Ägypten vertrocknen ließ, und wie ihr mit den beiden Amoriterkönigen Sichon und Og jenseits des Jordans verfuhrt: Den Bann vollstrecktet ihr an ihnen.
Jos 2:11 Wir vernahmen es, da verzagte unser Herz, und in keinem hielt der Mut euch gegenüber stand; denn der Herr, euer Gott, ist Gott droben im Himmel und unten auf der Erde.
Jos 2:12 Da ich euch nun eine Gefälligkeit erwiesen habe, leistet mir einen Eid beim Herrn: Handelt an der Familie meines Vaters ebenso gut und gebt mir dafür ein sicheres Zeichen!
Jos 2:13 Laßt meinen Vater, meine Mutter, meine Brüder und Schwestern und all die Ihrigen am Leben; rettet uns vor dem Tode!"
Jos 2:14 Die Männer antworteten ihr: "Unser Leben steht für das eurige als Pfand! Nur verrate du unsere Sache nicht! Sobald der Herr uns das Land gibt, handeln wir an dir in Verbundenheit und Treue."
Jos 2:15 Sie ließ jene dann an einem Strick durch das Fenster hinab; ihr Haus lag nämlich an der Wand der Stadtmauer, so daß sie in der Stadtmauer wohnte.
Jos 2:16 Sie sagte zu ihnen noch: "Geht ins Gebirge, damit die Häscher nicht auf euch treffen! Verbergt euch dort drei Tage lang, bis die Häscher zurück sind; danach zieht eures Weges weiter!"
Jos 2:17 Die Männer entgegneten ihr: "Wir werden uns dieses Eides, den du uns abgenommen hast, entledigen.
Jos 2:18 Du mußt, wenn wir in das Land kommen, diese Schnur aus Purpurfäden an das Fenster binden, durch das du uns hinabließest. Deinen Vater, deine Mutter, deine Brüder sowie die gesamte Familie deines Vaters mußt du zu dir in dein Haus holen.
Jos 2:19 Ein jeder, der aus der Tür deines Hauses auf die Straße geht, haftet selbst für sein Leben, wir tragen keine Schuld; wer aber bei dir im Hause bleibt, für dessen Leben haften wir, falls ihm etwas geschieht.
Jos 2:20 Verrätst du aber unsere Sache, so sind wir des Eides ledig, den du uns abgenommen hast."
Jos 2:21 Sie erwiderte: "Wie ihr sagt, so geschehe es!" Damit entließ sie jene auf die Flucht und band die Purpurschnur an das Fenster.
Jos 2:22 Die Männer machten sich aus dem Staube, kamen ins Gebirge und blieben dort drei Tage, bis die Häscher zurück waren. Diese hatten auf dem ganzen Weg nach ihnen gesucht, ohne sie zu finden.
Jos 2:23 Die zwei Männer machten sich nun auf den Rückweg, stiegen vom Gebirge herab, setzten über und kamen zu Josua, dem Sohne Nuns. Ihm berichteten sie alles, was ihnen begegnet war.
Jos 2:24 Sie sprachen zu Josua: "Der Herr hat das gesamte Land in unsere Gewalt gegeben, und alle Landesbewohner verzagen vor uns."
Josua Kapitel 3
Jos 3:1 In der Frühe des nächsten Morgens machte sich Josua mit allen Israeliten auf den Weg. Man brach von Schittim auf, kam bis an den Jordan und übernachtete dort, bevor man hinüberzog.
Jos 3:2 Nach drei Tagen gingen die Vorsteher durch das Lager.
Jos 3:3 Sie gaben den Leuten Befehl: "Wenn ihr die von den levitischen Priestern getragene Bundeslade des Herrn, eures Gottes, erblickt, dann brecht auch ihr von eurem Standort auf und folgt ihr!
Jos 3:4 Bewahrt einen Abstand zwischen euch und ihr von etwa 2 000 Ellen und kommt ihr nicht zu nahe! So sollt ihr den Weg erkennen, den ihr einzuschlagen habt; denn ihr seid in früheren Zeiten hier noch nicht gewesen."
Jos 3:5 Josua sprach zu den Leuten: "Heiligt euch! Denn morgen wird der Herr in eurer Mitte Wunder tun."
Jos 3:6 Zu den Priestern aber sprach er: "Erhebt die Bundeslade und schreitet den Leuten voran!" Da hoben sie die Bundeslade auf und zogen vor dem Volke her.
Jos 3:7 Der Herr sagte zu Josua: "Heute beginne ich, dich in den Augen von ganz Israel auszuzeichnen; sie sollen erkennen, daß ich auch mit dir sein werde, wie ich mit Moses war.
Jos 3:8 Du aber befiehl den Priestern, die des Herrn Bundeslade tragen: Sobald ihr an den Rand des Jordanwassers kommt, bleibt am Jordan stehen!"
Jos 3:9 Josua sprach zu den Israeliten: "Kommt näher herzu und hört die Worte des Herrn, eures Gottes!
Jos 3:10 Daran sollt ihr erkennen, daß ein lebendiger Gott in eurer Mitte ist, der vor euch her die Kanaaniter, Hethiter, Hiwwiter, Perissiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter ganz gewiß vertreiben wird:
Jos 3:11 Seht, die Lade des Herrn der ganzen Erde wird vor euch her durch den Jordan ziehen.
Jos 3:12 So wählt euch denn zwölf Männer aus den Stämmen Israels, und zwar aus jedem Stamm einen Mann!
Jos 3:13 Sobald die Fußsohlen der Priester, der Träger der Lade Gottes, des Herrn der ganzen Erde, auf das Jordanwasser treten, wird das Jordanwasser gespalten; das Wasser, das von oben herabfließt, wird dastehen wie ein Damm."
Jos 3:14 Da nun die Leute aus ihren Zelten aufbrachen, um den Jordan zu überschreiten, befanden sich die Priester als Träger der Bundeslade an der Spitze des Volkes.
Jos 3:15 Als die Träger der Lade an den Jordan kamen und die Priester, die die Lade trugen, ihre Füße am Rand in das Wasser tauchten - der Jordan pflegt die ganze Erntezeit hindurch über seine Ufer zu treten -,
Jos 3:16 da blieb das Wasser stehen. Was von oben her zufloß, staute sich wie ein einziger Damm in weiter Entfernung von der Ortschaft Adam, die seitlich von Zaretan liegt; das zum Steppensee (Salzmeer) fließende Wasser verschwand vollständig. So konnte das Volk Jericho gegenüber hindurchziehen.
Jos 3:17 Die Priester aber als die Träger der Bundeslade des Herrn standen fest auf trockenem Boden mitten im Jordan, während ganz Israel auf dem Trockenen hinüberzog, bis das ganze Volk den Zug durch den Jordan vollendet hatte.
Josua Kapitel 4
Jos 4:1 Als das ganze Volk den Durchzug durch den Jordan vollendet hatte, sprach der Herr zu Josua:
Jos 4:2 "Wählt euch aus dem Volk zwölf Männer, aus jedem Stamm einen Mann!
Jos 4:3 Befehlt ihnen: Nehmt euch von hier mitten aus dem Jordan, da, wo der Priester Füße feststanden, zwölf Steine, schafft sie hinüber und legt sie an dem Platz nieder, an dem ihr diese Nacht zubringen werdet!"
Jos 4:4 Josua berief die zwölf Männer, die er aus den Israeliten bestellt hatte, einen aus jedem Stamm,
Jos 4:5 und sprach zu ihnen: "Schreitet vor der Lade des Herrn, eures Gottes, mitten in den Jordan hinein und hebt euch jeder einen Stein auf seine Schulter gemäß der Anzahl der Stämme Israels!
Jos 4:6 Dies soll ein Merkzeichen unter euch sein! Fragen euch dann später eure Kinder: "Was bedeuten für euch diese Steine?",
Jos 4:7 so antwortet ihnen: "Die Jordanwasser wurden gespalten vor der Bundeslade des Herrn, da sie durch den Jordan zog, und das Wasser des Jordans verschwand. Diese Steine sollen für die Israeliten ein immerwährendes Erinnerungszeichen sein.""
Jos 4:8 Die Israeliten taten so, wie Josua befohlen hatte; sie nahmen die zwölf Steine mitten aus dem Jordan, wie der Herr dem Josua aufgetragen hatte, gemäß der Anzahl der Stämme Israels, schafften sie mit sich hinüber zur Raststätte und legten sie dort nieder.
Jos 4:9 Zwölf Steine errichtete Josua mitten im Jordan an der Stelle, wo die Füße der Priester, der Träger der Bundeslade, gestanden hatten. Sie befinden sich dort bis zum heutigen Tage.
Jos 4:10 Die Priester, welche die Lade trugen, standen mitten im Jordan, bis alles fertig war, was der Herr dem Josua befohlen hatte, dem Volk aufzutragen, ganz wie Moses den Josua angewiesen hatte. Die Leute aber zogen in Eile hinüber.
Jos 4:11 Als das ganze Volk den Durchzug vollendet hatte, zog auch die Lade des Herrn hinüber, sowie die Priester, vor dem Angesicht des Volkes.
Jos 4:12 Die Rubeniten, Gaditen und der halbe Stamm Manasse marschierten gerüstet vor den übrigen Israeliten, wie ihnen Moses befohlen hatte.
Jos 4:13 Etwa 40 000 kampfgerüstete Männer waren vor dem Herrn zum Kampf in die Steppen von Jericho hinübergezogen.
Jos 4:14 An jenem Tage zeichnete der Herr den Josua in den Augen von ganz Israel aus. Sie hatten Ehrfurcht vor ihm sein Leben lang, so wie sie Moses gefürchtet hatten.
Jos 4:15 Da sprach der Herr zu Josua:
Jos 4:16 "Gebiete den Priestern, den Trägern der Gesetzeslade, sie sollen aus dem Jordan heraufsteigen!"
Jos 4:17 Josua gebot also den Priestern: "Steigt aus dem Jordan herauf!"
Jos 4:18 Als nun die Priester, die Träger der Bundeslade des Herrn, aus dem Jordan heraufstiegen und die Fußsohlen der Priester sich losgelöst hatten, um auf dem Trockenen zu stehen, kehrte das Jordanwasser wieder an seinen Ort zurück und trat dann wie früher wieder über alle seine Ufer.
Jos 4:19 Das Volk aber war am zehnten Tage des ersten Monats aus dem Jordan heraufgestiegen und lagerte in Gilgal an der östlichen Flurgrenze von Jericho.
Jos 4:20 Jene zwölf Steine aber, die man aus dem Jordan mitgenommen hatte, stellte Josua in Gilgal auf.
Jos 4:21 Er sprach zu den Israeliten: "Fragen eure Kinder später einmal ihre Väter: "Was bedeuten diese Steine?",
Jos 4:22 so sollt ihr euren Kindern kundtun: "Auf trockenem Boden durchzog Israel hier den Jordan!"
Jos 4:23 Denn der Herr, euer Gott, ließ das Jordanwasser vor euch austrocknen, bis ihr durchgezogen wart, wie der Herr, euer Gott, es mit dem Schilfmeer machte, das er vor uns her bis nach unserem Durchzug austrocknen ließ.
Jos 4:24 Alle Völker der Erde sollen daraus erkennen, daß die Hand des Herrn stark ist, (und) ihr sollt allzeit den Herrn, euren Gott, fürchten."
Josua Kapitel 5
Jos 5:1 Als aber alle Könige der Amoriter jenseits des Jordans im Westen und alle Könige der Kanaaniter am Meer vernahmen, wie der Herr das Jordanwasser vor den Israeliten austrocknen ließ, bis sie hindurchgezogen waren, da verzagte ihr Herz, und der Mut wich von ihnen angesichts der Israeliten.
Jos 5:2 Zu jener Zeit gebot der Herr dem Josua: "Mache dir Steinmesser und beschneide erneut die Israeliten zum zweitenmal!"
Jos 5:3 Da machte sich Josua Steinmesser und beschnitt die Israeliten am Hügel Aralot (Vorhäute).
Jos 5:4 Dies ist die Veranlassung, weshalb Josua die Beschneidung vornahm: Das ganze Volk, das aus Ägypten weggezogen war, die Männer, alle Krieger, waren unterwegs in der Wüste gestorben.
Jos 5:5 Sie alle waren beschnitten; alle aber, die nach dem Fortzug aus Ägypten unterwegs in der Wüste geboren wurden, hatte man nicht beschnitten.
Jos 5:6 Vierzig Jahre lang durchwanderten die Israeliten die Wüste, bis alle aus Ägypten ausgezogenen Kriegsleute aufgerieben waren, da sie der Stimme des Herrn nicht folgten. Ihnen hatte der Herr geschworen, er werde sie das Land nicht schauen lassen, dessen Verleihung er ihren Vätern eidlich versichert hatte, ein Land, das von Milch und Honig überfließt.
Jos 5:7 Ihre Söhne aber ließ er an ihre Stelle treten; diese beschnitt nun Josua. Denn sie waren noch unbeschnitten, weil man sie unterwegs nicht beschnitten hatte.
Jos 5:8 Als die Beschneidung des ganzen Volkes durchgeführt war, blieben sie an ihren Plätzen im Lager bis zu ihrer Genesung.
Jos 5:9 Und der Herr sprach zu Josua: "Heute habe ich die Schmach Ägyptens von euch abgewälzt!" Man nannte jenen Ort Gilgal bis auf den heutigen Tag.
Jos 5:10 Die Israeliten lagerten in Gilgal. Am vierzehnten Tage des Monats feierten sie abends das Pascha in den Steppen von Jericho.
Jos 5:11 Sie aßen an dem Tage nach dem Pascha ungesäuerte Brote von dem Ertrag des Landes und Röstgetreide, genau an jenem Tag.
Jos 5:12 Am folgenden Tage aber hörte das Manna auf, da sie sich vom Landesertrag ernährten. So bekamen also die Israeliten kein Manna mehr, sondern lebten nun von dem, was das Land Kanaan in jenem Jahre hervorbrachte.
Jos 5:13 Josua befand sich im Gebiet von Jericho. Er schaute auf, und siehe, da stand ein Mann vor ihm mit einem gezückten Schwert in der Hand. Josua ging auf ihn zu und fragte ihn: "Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden?"
Jos 5:14 Er gab zur Antwort: "Nein, ich bin der Anführer des Kriegsheeres des Herrn und eben gekommen!" Da warf sich Josua auf sein Antlitz zur Erde nieder, huldigte und sagte zu ihm: "Was befiehlt der Herr seinem Knechte?"
Jos 5:15 Der Anführer des Kriegsheeres des Herrn entgegnete Josua: "Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen, denn die Stätte, auf der du stehst, ist heilig!" Josua tat so.
Josua Kapitel 6
Jos 6:1 Jericho war nach außen und innen fest versperrt wegen der Israeliten. Niemand kam heraus oder hinein.
Jos 6:2 Da sprach der Herr zu Josua: "Siehe, ich gebe Jericho in deine Gewalt, seinen König und seine Kriegsmannen.
Jos 6:3 Zieht nun, sämtliche streitbaren Männer, um die Stadt herum und kreist sie einmal ein! So sollt ihr sechs Tage lang tun!
Jos 6:4 Sieben Priester sollen sieben Widderhornposaunen vor der Lade hertragen. Am siebten Tage aber zieht siebenmal um die Stadt, vom Posaunenschall der Priester begleitet!
Jos 6:5 Wird dann das Widderhorn geblasen, so erhebe, wenn ihr den Posaunenschall hört, das ganze Volk ein mächtiges Kriegsgeschrei. Es wird die Stadtmauer in sich zusammenstürzen, und das Volk steige ein, jeder da, wo er sich gerade befindet!"
Jos 6:6 Josua, der Sohn des Nun, berief die Priester und sprach zu ihnen: "Hebt die Bundeslade auf, und sieben Priester sollen sieben Widderhornposaunen vor der Lade des Herrn hertragen!"
Jos 6:7 Zum Volke gewandt, sprach er: "Zieht hin und geht um die Stadt herum, und die Waffenträger sollen vor der Lade des Herrn herziehen!"
Jos 6:8 Es geschah nach der Anweisung Josuas an das Volk. Die sieben Priester, welche die sieben Widderhornposaunen vor dem Herrn trugen, zogen dahin und stießen in die Posaunen. Die Bundeslade des Herrn folgte ihnen.
Jos 6:9 Die Waffenträger aber schritten vor den Priestern, die in die Posaunen stießen; die Nachhut ging hinter der Lade einher, fortwährend in die Posaunen stoßend.
Jos 6:10 Dem Kriegsvolk aber gebot Josua: "Erhebt kein Kriegsgeschrei, laßt eure Stimme nicht hören, kein Laut komme aus eurem Munde, bis ich euch sage: "Schreit!" Dann erhebt das Kriegsgeschrei!"
Jos 6:11 So ließ man die Lade des Herrn einmal rings um die Stadt herumgehen, begab sich darauf ins Lager und brachte die Nacht dort zu.
Jos 6:12 Früh am Morgen machte sich Josua auf, und die Priester trugen die Lade des Herrn.
Jos 6:13 Die sieben Priester, welche die sieben Widderhornposaunen vor des Herrn Lade trugen und einherschritten, stießen in die Posaunen; die Waffenträger gingen vor ihnen, und die Nachhut folgte der Lade des Herrn, fortwährend in die Posaunen stoßend.
Jos 6:14 So umkreiste man die Stadt am zweiten Tage einmal und kehrte darauf ins Lager zurück. In ähnlicher Weise geschah es sechs Tage lang.
Jos 6:15 Am siebten Tage aber machte man sich beim Anbruch der Morgenröte auf und zog in derselben Weise siebenmal um die Stadt herum.
Jos 6:16 Beim siebten Male jedoch stießen die Priester in die Posaunen, und Josua rief dem Volke zu: "Schreit laut, denn der Herr hat die Stadt in eure Gewalt gegeben!
Jos 6:17 Die Stadt aber verfalle dem Bann; alles, was darin ist, gehöre dem Herrn! Nur die Dirne Rahab und alle ihre Familienangehörigen sollen am Leben bleiben; denn sie hat die Boten versteckt, die wir aussandten.
Jos 6:18 Hütet euch aber vor dem Banngut, daß euch nicht die Lust anwandle, etwas davon zu nehmen und dadurch das Lager Israels in den Bann zu stürzen und es unberührbar zu machen!
Jos 6:19 Alles Silber und Gold und alle Geräte aus Erz und Eisen seien dem Herrn geweiht; in die Schatzkammer des Herrn sollen sie kommen!"
Jos 6:20 Da schrieen die Leute, und man stieß in die Posaunen. Als das Volk den Posaunenschall vernahm, erhob es ein lautes Kriegsgeschrei, und die Mauer stürzte in sich zusammen. Die Leute stiegen in die Stadt ein, und zwar da, wo jeder gerade stand. So nahmen sie die Stadt ein.
Jos 6:21 Sie vollstreckten an allem, was zur Stadt gehörte, den Bann, an Mann und Frau, an Kind und Greis, an Ochsen, Schafen und Eseln, mit des Schwertes Schärfe.
Jos 6:22 Den beiden Männern aber, die das Land ausgekundschaftet hatten, befahl Josua: "Geht in das Haus der Dirne und schafft die Frau nebst all den Ihrigen dort heraus, wie ihr es ihr eidlich versprochen habt!"
Jos 6:23 Da begaben sich die jungen Männer, die Kundschafter, hin, brachten Rahab, ihren Vater, ihre Mutter, ihre Brüder und alle Ihrigen heraus; auch all ihre Anverwandten führten sie heraus und brachten sie außerhalb des israelitischen Lagers unter.
Jos 6:24 Die Stadt aber und alles, was sich darin befand, steckten sie in Brand; nur das Silber und Gold und die Geräte von Erz und Eisen brachte man in den Schatz des Hauses des Herrn.
Jos 6:25 Die Dirne Rahab aber, ihre Familie und alle Ihrigen ließ Josua am Leben. Sie blieb unter den Israeliten wohnen bis auf den heutigen Tag, weil sie die Boten versteckt hatte, die Josua aussandte, Jericho zu erkunden.
Jos 6:26 In jener Zeit sprach Josua eine Verwünschung: "Verflucht sei der vor dem Herrn, der sich anschickt, die Stadt (Jericho) wieder zu erbauen! Um den Preis seines erstgeborenen Sohnes lege er ihr Fundament, um den Preis seines jüngsten Sohnes errichte er ihre Tore!"
Jos 6:27 Der Herr aber war mit Josua, und sein Ruf verbreitete sich im ganzen Lande.
Josua Kapitel 7
Jos 7:1 Die Israeliten aber vergriffen sich an dem Banngut. Achan nämlich, der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serachs vom Stamme Juda, nahm sich etwas vom Gebannten. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen die Israeliten.
Jos 7:2 Josua schickte Männer von Jericho aus nach Aj, das bei Bet-Awen östlich von Betel liegt. Er gab ihnen den Befehl: "Geht hinauf und erkundet die Gegend!" Die Männer zogen hinauf und kundschafteten Aj aus.
Jos 7:3 Sie kehrten zu Josua zurück und meldeten ihm: "Das gesamte Kriegsvolk braucht nicht hinaufzuziehen, 2 000-3 000 Mann genügen, um Aj niederzuzwingen. Bemühe nicht das ganze Volk dorthin; denn jene sind nur wenige!"
Jos 7:4 So zogen vom Volke etwa 3 000 Mann hinauf; aber sie mußten vor den Leuten von Aj fliehen.
Jos 7:5 Die Besatzung von Aj erschlug von ihnen etwa sechsunddreißig Mann. Man verfolgte sie vom Tor bis zu den Steinbrüchen und schlug sie am Bergabhang. Da verging dem Volk der Mut; er zerrann wie Wasser.
Jos 7:6 Josua aber zerriß seine Kleider. Er warf sich vor der Lade des Herrn bis zum Abend auf sein Angesicht nieder mitsamt den Ältesten Israels. Sie streuten Staub auf ihr Haupt.
Jos 7:7 Da sprach Josua: "Ach, Herr, Herr! Warum ließest du dieses Volk den Jordan überschreiten, um uns der Gewalt der Amoriter auszuliefern, daß sie uns vertilgen? Hätten wir uns doch entschlossen und wären jenseits des Jordans geblieben!
Jos 7:8 Herr, was soll ich sagen, nachdem Israel seinen Feinden den Rücken gekehrt hat?
Jos 7:9 Die Kanaaniter und alle übrigen Landesbewohner werden davon erfahren, werden uns umzingeln und unseren Namen vom Erdboden vertilgen! Was tust du denn für deinen großen Namen?"
Jos 7:10 Der Herr aber sprach zu Josua: "Stehe auf! Wozu liegst du auf deinem Antlitz?
Jos 7:11 Israel hat sich versündigt! Sie übertraten meinen Bund, den ich ihnen zur Pflicht machte; sie nahmen von dem gebannten Gut; sie verübten also Diebstahl und Hehlerei und taten es zu ihren eigenen Geräten.
Jos 7:12 Daher können die Israeliten nicht mehr ihren Feinden Widerstand leisten und zeigen ihnen den Rücken; denn sie sind selbst dem Bann verfallen. Ich werde künftig nicht mehr mit euch sein, wenn ihr nicht das Banngut in eurer Mitte vernichtet.
Jos 7:13 Auf! Weihe das Volk und befiehl: Heiligt euch für morgen; denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Banngut ist in deiner Mitte, Israel! Du kannst deinen Feinden keinen Widerstand mehr leisten, bis das Banngut aus deiner Mitte entfernt ist.
Jos 7:14 Tretet morgen in der Frühe, nach Stämmen geordnet, heran! Der Stamm aber, den der Herr durch das Los erfaßt, trete nach Geschlechtern geordnet an; und das Geschlecht, das der Herr erfaßt, trete nach Familien an; die Familie aber, die der Herr erfaßt, soll einzeln herantreten!
Jos 7:15 Wer aber im Besitz des Banngutes angetroffen wird, werde verbrannt samt allem, was ihm gehört, weil er den Bund des Herrn übertrat und eine Schandtat in Israel verübte."
Jos 7:16 In der Frühe des andern Morgen ließ Josua Israel nach seinen Stämmen geordnet antreten. Da wurde der Stamm Juda durchs Los getroffen.
Jos 7:17 Er ließ dann die Geschlechter Judas antreten und traf das Geschlecht der Serachiten. Danach ließ er das Geschlecht der Serachiten nach Familien geordnet antreten, und es wurde Sabdi getroffen.
Jos 7:18 Daraufhin ließ er dessen Familie Mann für Mann vortreten. Es wurde Achan, der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serachs vom Stamme Juda getroffen.
Jos 7:19 Da sprach Josua zu Achan: "Mein Sohn, gib doch dem Herrn, dem Gott Israels, die Ehre und bekenne es ihm! Sage mir, was du getan hast; verheimliche mir nichts!"
Jos 7:20 Achan erwiderte Josua: "Fürwahr, ich versündigte mich wider den Herrn, den Gott Israels! Folgendes habe ich getan:
Jos 7:21 Ich sah unter der Beute einen schönen Mantel aus Sinear, zweihundert Silberstücke und einen Goldbarren im Gewichte von fünfzig Sekel. Mich gelüstete danach, und ich eignete sie mir an. Sie sind in meinem Zelt im Erdboden vergraben, das Silber zuunterst."
Jos 7:22 Josua sandte Boten, die zum Zelt liefen, und siehe, die Sachen waren vergraben in seinem Zelt, das Silber zuunterst.
Jos 7:23 Man holte sie aus dem Zelt heraus, brachte sie zu Josua und allen Israeliten und legte sie vor den Herrn hin.
Jos 7:24 Da nahm Josua Achan, den Sohn Serachs, sowie das Silber, den Mantel und den Goldbarren, seine Söhne und Töchter, Rinder, Esel und Schafe, sein Zelt und alles, was ihm gehörte, und unter Teilnahme von ganz Israel führte man sie ins Tal Achor.
Jos 7:25 Josua sprach: "Wieviel du uns geschadet hast, soviel schädigt dich heute der Herr." Ganz Israel steinigte ihn. [Man verbrannte sie und steinigte sie.]
Jos 7:26 Sie errichteten über ihm einen großen Steinhaufen, der heute noch zu sehen ist. Der Herr ließ daraufhin von seiner Zornesglut ab. Daher heißt jene Stätte "Schadental" (Achor) bis zum heutigen Tag.
Josua Kapitel 8
Jos 8:1 Der Herr sprach zu Josua: "Fürchte dich nicht und verzage nicht! Mache dich mit allem Kriegsvolk auf und ziehe hinauf gegen Aj; siehe, ich gebe in deine Gewalt den König von Aj, sein Volk, seine Stadt und sein Gebiet.
Jos 8:2 Verfahre mit Aj und seinem König, wie du mit Jericho und seinem König verfahren bist. Nur seine Beute und sein Vieh dürft ihr für euch nehmen! Lege einen Hinterhalt gegen die Stadt auf ihrer Rückseite!"
Jos 8:3 Josua machte sich mit allen Kriegsmannen auf, gegen Aj zu ziehen, wählte dreitausend tapfere Männer aus und entsandte sie nachts.
Jos 8:4 Er gab ihnen den Befehl: "Schaut, daß ihr euch gegen die Stadt von der Rückseite her in den Hinterhalt legt! Entfernt euch von der Stadt nicht allzuweit! Denn ihr alle müßt in Bereitschaft sein.
Jos 8:5 Ich aber und das ganze übrige Volk, das bei mir bleibt, rücken gegen die Stadt an. Wenn sie dann wie das erste Mal gegen uns ausrücken, fliehen wir vor ihnen.
Jos 8:6 Sie werden hinter uns einen Ausfall machen, bis wir sie von der Stadt abgeschnitten haben. Denn sie werden denken: man flieht vor uns wie das erste Mal. Wir fliehen ja auch tatsächlich vor ihnen.
Jos 8:7 Ihr aber brecht dann aus dem Hinterhalt hervor und erobert die Stadt! Der Herr, euer Gott, gibt sie in eure Gewalt.
Jos 8:8 Habt ihr die Stadt eingenommen, so steckt sie in Brand! Handelt nach der Weisung des Herrn! Ich befehle es euch!"
Jos 8:9 Josua entsandte sie also. Sie legten sich in den Hinterhalt und bezogen Stellung zwischen Betel und Aj, westlich von Aj. Josua aber verbrachte jene Nacht inmitten des Volkes.
Jos 8:10 In der Frühe des nächsten Morgens musterte Josua das Kriegsvolk. Er zog mit den Ältesten Israels an der Spitze des Kriegsvolkes wider Aj.
Jos 8:11 Alle seine verfügbaren Kriegsmannen zogen mit und näherten sich der Stadt. Sie lagerten nördlich von Aj - zwischen ihm und Aj war das Tal.
Jos 8:12 Da nahm er etwa fünftausend Mann und legte sie in den Hinterhalt zwischen Betel und Aj, westlich von der Stadt.
Jos 8:13 Das Volk stellte also das ganze Lager nördlich von der Stadt auf und seine Nachhut westlich der Stadt. Josua aber verbrachte jene Nacht inmitten des Volkes.
Jos 8:14 Sobald der König von Aj dies sah, beeilte er sich und zog in aller Frühe wider Israel zum Kampf mit all seinen Leuten an den Abhang des Berges, angesichts der Steppe. Er wußte ja nicht, daß ihm an der anderen Seite der Stadt ein Hinterhalt gelegt war.
Jos 8:15 Josua aber ließ sich mit Gesamtisrael schlagen. Sie wichen zurück in Richtung auf die Wüste.
Jos 8:16 Man rief alle Leute in der Stadt auf, ihre Verfolgung aufzunehmen. Sie verfolgten Josua und wurden so von der Stadt abgezogen.
Jos 8:17 Niemand blieb in Aj [und Betel] zurück, der nicht hinter Israel hergewesen wäre. Man verließ die Stadt, die offen lag, und verfolgte Israel.
Jos 8:18 Da sprach der Herr zu Josua: "Schwinge die Lanze, die du in deiner Hand hast, wider Aj, denn ich gebe es in deine Gewalt!" Da schwang Josua die Lanze, die er in seiner Hand hielt, wider die Stadt.
Jos 8:19 Die Leute im Hinterhalt aber machten sich eilends von ihrer Stätte auf und stürmten, als er seine Hand ausstreckte, heran. Sie kamen in die Stadt, eroberten sie und steckten sie eiligst in Brand.
Jos 8:20 Die Leute von Aj drehten sich um und bemerkten, wie der Rauch der Stadt zum Himmel stieg. Es gab für sie keine Möglichkeit mehr, nach der einen oder anderen Richtung zu fliehen. Auch das Kriegsvolk, das gegen die Wüste hin geflohen war, drehte sich gegen den Verfolger um.
Jos 8:21 Josua aber und ganz Israel bemerkten, daß der Hinterhalt die Stadt erobert hatte, da Rauch von der Stadt aufgestiegen war. Sie machten kehrt und schlugen die Leute von Aj.
Jos 8:22 Diese waren ja von der Stadt her ihnen entgegengezogen und nun von beiden Seiten in die Mitte zwischen Israel geraten. Man schlug sie, bis niemand übrigblieb, der entfliehen oder entrinnen konnte.
Jos 8:23 Den König von Aj ergriff man lebend und führte ihn vor Josua.
Jos 8:24 Israel aber hatte alle Einwohner von Aj auf dem freien Felde, am Bergabhang, wohin immer man sie verfolgt hatte, niedergemacht; alle fielen restlos der Schärfe des Schwertes zum Opfer. Da wandte sich ganz Israel wider Aj und schlug es mit des Schwertes Schärfe.
Jos 8:25 An jenem Tag betrug die Anzahl der Gefallenen insgesamt an Männern und Frauen zwölftausend; alles Leute von Aj.
Jos 8:26 Josua zog seine Hand, die die Lanze schwang, nicht zurück, bis er an allen Bewohnern von Aj den Bann vollzogen hatte.
Jos 8:27 Nur das Vieh und die Beute jener Stadt nahmen die Israeliten an sich nach dem Befehl des Herrn, den er Josua gegeben hatte.
Jos 8:28 Dann brannte Josua Aj nieder und machte es zu einem ewigen Schutthaufen, zu einer wüsten Trümmerstätte bis auf den heutigen Tag.
Jos 8:29 Den König von Aj hängte er an einem Galgen auf bis zur Abendzeit. Als die Sonne unterging, ließ Josua seine Leiche vom Galgen abnehmen. Man warf sie vor den Eingang des Stadttores und errichtete darüber einen großen Steinhaufen, der noch heute besteht.
Jos 8:30 Damals baute Josua einen Altar für den Herrn, den Gott Israels, auf dem Berge Ebal,
Jos 8:31 wie Moses, der Knecht des Herrn, den Israeliten geboten, wie es im Gesetzbuch des Moses geschrieben steht: einen Altar aus unbehauenen Steinen, die noch kein Eisenwerkzeug bearbeitet hat. Darauf brachte man dem Herrn Brandopfer dar und schlachtete Friedopfer.
Jos 8:32 Dann schrieb er dort auf Steine eine Abschrift des Gesetzes des Moses, das er vor den Israeliten niedergeschrieben hatte.
Jos 8:33 Ganz Israel, seine Ältesten, Aufseher und Richter standen zu beiden Seiten der Lade vor den levitischen Priestern, den Trägern der Bundeslade des Herrn. Es waren Schutzbürger wie Vollbürger; die eine Hälfte von ihnen wandte sich dem Berge Garizim, die andere dem Berge Ebal zu, wie Moses, der Knecht des Herrn, einstmals angeordnet hatte, das Volk Israel zu segnen.
Jos 8:34 Darauf las er alle Worte des Gesetzes vor, Segen und Fluch, genau wie es im Gesetzbuch geschrieben steht.
Jos 8:35 Von all dem, was Moses angeordnet hatte, gab es nichts, was Josua vor der Gesamtgemeinde Israel, vor den Frauen, Kindern und den Fremdstämmigen, die mit ihnen zogen, nicht verlesen hätte.
Josua Kapitel 9
Jos 9:1 Als alle Könige, die jenseits des Jordans auf dem Gebirge, in der Niederung und überall am Gestade des Großen Meeres bis zum Libanon hin wohnten, die Hethiter, Amoriter, Kanaaniter, Perissiter, Hiwwiter und Jebusiter, dies vernahmen,
Jos 9:2 schlossen sie sich zusammen, um einmütig wider Josua und Israel zu kämpfen.
Jos 9:3 Auch die Bewohner von Gibeon hörten, was Josua Jericho und Aj angetan hatte.
Jos 9:4 Sie handelten ebenfalls hinterlistig, machten sich auf den Weg, versahen sich mit Eßwaren und nahmen alte Säcke mit für ihre Esel sowie alte, zerrissene und umwickelte Weinschläuche.
Jos 9:5 Alte geflickte Schuhe trugen sie an den Füßen, alte Kleider hatten sie angezogen, und all ihr Brot für die Reise war trocken und ganz zerbröckelt.
Jos 9:6 Sie kamen zu Josua in das Lager nach Gilgal und sprachen zu ihm und den Israeliten: "Aus fernem Land kommen wir; schließt nun ein Bündnis mit uns!"
Jos 9:7 Die Israeliten erwiderten den Hiwwitern: "Vielleicht wohnt ihr mitten unter uns. Wie könnten wir da ein Bündnis mit euch schließen?"
Jos 9:8 Sie aber sprachen zu Josua: "Deine Knechte sind wir!" Josua fragte sie: "Wer seid ihr denn, und woher kommt ihr?"
Jos 9:9 Sie erwiderten ihm: "Aus einem gar fernen Land kommen deine Knechte, bewogen vom berühmten Namen des Herrn, deines Gottes. Denn wir haben Kunde von ihm und von allem erhalten, was er in Ägypten gewirkt hat,
Jos 9:10 auch von all dem, was er den beiden Amoriterkönigen jenseits des Jordans widerfahren ließ, dem König Sichon von Hesbon und dem König Og von Basan in Aschtarot.
Jos 9:11 Unsere Ältesten und alle unsere Landesbewohner sprachen zu uns: "Nehmt euch Reisevorrat für den Weg, geht ihnen entgegen und sprecht zu ihnen: Eure Knechte sind wir; schließt nunmehr mit uns ein Bündnis."
Jos 9:12 Hier unser Brot, noch warm war es, als wir es zu Hause für die Reise einsteckten am Tage unseres Auszuges zu euch; doch nun seht, es ist trocken und völlig zerbröckelt.
Jos 9:13 Und hier die Weinschläuche, die neu waren, als wir sie anfüllten, und nun seht, sie sind zerrissen; hier unsere Kleider und unsere Schuhe, sie sind ganz abgenutzt infolge des weiten Weges."
Jos 9:14 Da nahmen die Leute etwas von deren Reisevorrat; doch den Bescheid des Herrn holten sie nicht ein.
Jos 9:15 Josua traf mit ihnen ein friedliches Abkommen und schloß mit ihnen einen Vertrag, sie am Leben zu lassen. Die Fürsten der Gemeinde leisteten ihnen einen Eid.
Jos 9:16 Drei Tage, nachdem sie mit ihnen den Vertrag geschlossen hatten, hörte man, daß sie ganz aus der Nähe waren und mitten unter ihnen wohnten.
Jos 9:17 Die Israeliten brachen auf und gelangten am dritten Tage zu ihren Städten. Ihre Ortschaften waren Gibeon, Kephira, Beerot und Kirjat-Jearim.
Jos 9:18 Die Israeliten erschlugen sie aber nicht, weil die Fürsten der Gemeinde ihnen bei dem Herrn, dem Gott Israels, einen Eid geleistet hatten. Die ganze Gemeinde murrte aber wider die Fürsten.
Jos 9:19 Da sprachen alle Fürsten zu der ganzen Gemeinde: "Wir haben ihnen bei dem Herrn, dem Gott Israels, geschworen, und jetzt dürfen wir ihnen nichts antun.
Jos 9:20 So wollen wir an ihnen handeln: sie am Leben lassen, damit nicht etwa das Zorngericht über uns kommt wegen des Schwures, den wir ihnen geleistet haben."
Jos 9:21 Dann teilten ihnen die Fürsten mit, daß sie am Leben bleiben sollten; doch müßten sie Holzhauer und Wasserschöpfer werden für die ganze Gemeinde entsprechend der Entscheidung der Fürsten.
Jos 9:22 Josua ließ sie rufen und sprach zu ihnen: "Warum habt ihr uns betrogen und behauptet: Wir wohnen sehr weit von euch entfernt? Dabei wohnt ihr ja mitten unter uns.
Jos 9:23 So seid nun verflucht, und für immer sollt ihr Sklaven, Holzhauer und Wasserschöpfer für das Haus meines Gottes sein!"
Jos 9:24 Sie gaben Josua zur Antwort: "Es wurde deinen Knechten genau erzählt, was der Herr, dein Gott, seinem Knechte Moses befahl, nämlich euch das ganze Land zu geben und alle Bewohner des Landes vor euch her zu vertilgen. Da hatten wir um unser Leben euretwegen große Angst und handelten so.
Jos 9:25 Nun sind wir hier in deiner Gewalt! Tu an uns, wie es dich gut und recht dünkt!"
Jos 9:26 Da verfuhr er mit ihnen folgendermaßen: Er rettete sie aus der Gewalt der Israeliten, daß diese sie nicht töteten.
Jos 9:27 Josua aber machte sie an jenem Tag zu Holzhauern und Wasserschöpfern für die Gemeinde und für den Altar des Herrn. Dies gilt bis zum heutigen Tag für die Stätte, die er erwählen wollte.
Josua Kapitel 10
Jos 10:1 Der König Adonizedek von Jerusalem hörte, daß Josua Aj erobert und an ihm den Bann vollstreckt hatte, daß er, wie er mit Jericho und seinem König verfuhr, so auch an Aj und seinem König gehandelt hatte, und daß die Bewohner von Gibeon, friedlich mit Israel verbunden, in ihrer Mitte lebten.
Jos 10:2 Da fürchteten sie sich sehr; denn Gibeon war eine große Stadt gleich einer von den Königsstädten; es war größer als Aj, und seine Männer waren tapfer.
Jos 10:3 Der König Adonizedek von Jerusalem schickte an Hoham, den König von Hebron, und an Piram, den König von Jarmut, an Japhia, den König von Lachis, und an Debir, den König von Eglon, und forderte sie auf:
Jos 10:4 "Zieht zu mir herauf und kommt mir zu Hilfe! Wir wollen Gibeon schlagen, weil es sich mit Josua und den Israeliten friedlich geeinigt hat!"
Jos 10:5 Die fünf Amoriterkönige schlossen sich zusammen und zogen herbei: die Könige von Jerusalem, von Hebron, von Jarmut, von Lachis und von Eglon mit all ihren Heerlagern nahmen Stellung vor Gibeon und eröffneten den Kampf.
Jos 10:6 Da sandten die Männer von Gibeon zu Josua ins Lager nach Gilgal mit der Bitte: "Ziehe deine Hand von deinen Knechten nicht zurück! Komm schleunigst zu uns, rette uns und hilf uns! Denn alle Könige der Amoriter, die auf dem Gebirge wohnen, haben sich wider uns zusammengetan."
Jos 10:7 Josua zog von Gilgal aus mit seinem ganzen Kriegsvolk, lauter tapferen Helden.
Jos 10:8 Da sprach der Herr zu Josua: "Fürchte dich vor ihnen nicht, denn ich gebe sie in deine Gewalt! Niemand von ihnen wird vor dir standhalten."
Jos 10:9 Josua stieß unversehens auf sie. Die ganze Nacht hindurch war er von Gilgal aus marschiert.
Jos 10:10 Da brachte der Herr sie vor Israel in Verwirrung; die Israeliten brachten ihnen bei Gibeon eine schwere Niederlage bei und verfolgten sie in Richtung zur Steige von Bet-Choron und schlugen sie bis Aseka und Makkeda.
Jos 10:11 Sie waren auf der Flucht vor Israel beim Abhang von Bet-Choron. Da ließ der Herr große Steine vom Himmel her auf sie fallen, bis nach Aseka, so daß sie umkamen. Die durch Hagelsteine endeten, waren zahlreicher als jene, welche die Israeliten mit dem Schwert erschlugen.
Jos 10:12 Damals sprach Josua zum Herrn, als der Herr die Amoriter den Israeliten preisgab, und er sagte in Gegenwart der Israeliten: "Sonne, zu Gibeon halt an, und Mond, im Tal von Ajjalon!"
Jos 10:13 Da hielt die Sonne an, und der Mond stand still, bis er sich gerächt hatte am Volke seiner Feinde. Steht das nicht so geschrieben im "Buche des Rechtschaffenen"? So stand die Sonne mitten am Himmel still und eilte nicht unterzugehen, etwa einen vollen Tag lang.
Jos 10:14 Einen Tag wie diesen gab es weder vorher noch nachher, daß der Herr einer Menschenstimme gehorcht hätte; denn der Herr kämpfte für Israel.
Jos 10:15 Dann kehrte Josua und mit ihm ganz Israel in das Lager nach Gilgal zurück.
Jos 10:16 Jene fünf Könige aber flohen und versteckten sich in der Höhle bei Makkeda.
Jos 10:17 Dem Josua wurde gemeldet: "Die fünf Könige hat man gefunden, sie haben sich in der Höhle bei Makkeda versteckt."
Jos 10:18 Josua sprach: "Wälzt große Steine vor den Eingang der Höhle und beauftragt einige Leute damit, sie zu bewachen!
Jos 10:19 Ihr selbst aber bleibt nicht stehen, verfolgt eure Feinde, faßt sie von hinten, laßt sie nicht in ihre Städte gelangen; denn der Herr, euer Gott, gibt sie in eure Gewalt!"
Jos 10:20 Josua und die Israeliten hatten die gewaltige, große Niederlage bis zu deren völliger Vernichtung vollendet. Einige von ihnen waren allerdings entronnen und in feste Städte gelangt.
Jos 10:21 Alle Leute kehrten ins Lager zu Josua nach Makkeda unversehrt zurück; niemand hatte die Söhne Israels auch nur irgendwie behelligt.
Jos 10:22 Dann sprach Josua: "Öffnet den Höhleneingang und führt mir jene fünf Könige aus der Höhle heraus!"
Jos 10:23 Man tat so und führte die Könige aus der Höhle heraus: die Könige von Jerusalem, Hebron, Jarmut, Lachis und Eglon.
Jos 10:24 Als man sie zu Josua gebracht hatte, berief er alle Israeliten und sprach zu den Führern der Kriegsmannen, die mit ihm gezogen waren: "Tretet heran und setzt euren Fuß auf den Nacken der Könige!" Sie kamen heran und setzten ihren Fuß auf deren Nacken.
Jos 10:25 Dann sprach Josua zu ihnen: "Seid furchtlos und ohne Bangen! Seid mutvoll und stark! Denn so wird der Herr mit all euren Feinden verfahren, die ihr zu bekämpfen habt."
Jos 10:26 Darauf ließ Josua sie erschlagen und töten und an fünf Galgen aufhängen. Sie blieben daran bis zum Abend hängen.
Jos 10:27 Gegen Sonnenuntergang ließ Josua sie von den Galgen abnehmen und in die Höhle werfen, worin sie sich versteckt hatten. Man wälzte große Steine an den Höhleneingang, die bis heute noch da sind.
Jos 10:28 An jenem Tage nahm Josua Makkeda ein; er schlug es und seinen König mit des Schwertes Schärfe und vollstreckte den Bann an ihnen und allen dort befindlichen Lebewesen; keinen ließ er entweichen; er verfuhr mit dem König von Makkeda so, wie er mit dem König von Jericho verfahren war.
Jos 10:29 Dann zogen Josua und Gesamtisrael von Makkeda nach Libna und bekämpften Libna.
Jos 10:30 Der Herr gab auch dieses mit seinem König in die Hand Israels. Josua schlug es samt allen seinen Bewohnern mit der Schärfe des Schwertes. Niemand ließ er entkommen; er verfuhr mit seinem König so, wie er mit dem König von Jericho verfahren war.
Jos 10:31 Dann zog Josua und Gesamtisrael mit ihm von Libna nach Lachis, belagerte und bekämpfte es.
Jos 10:32 Da gab der Herr Lachis in die Gewalt Israels. Josua nahm es am zweiten Tage ein, schlug es samt allem, was darin lebte, mit der Schärfe des Schwertes, genau wie er mit Libna verfahren war.
Jos 10:33 Damals zog Horam, der König von Geser, Lachis zu Hilfe; aber Josua schlug ihn und sein Kriegsvolk, bis keiner mehr übrigblieb, der hätte entkommen können.
Jos 10:34 Josua und ganz Israel zogen weiter von Lachis nach Eglon. Sie belagerten es und griffen es an.
Jos 10:35 An jenem Tag eroberten sie Eglon und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes. An allem Lebendigen vollstreckten sie damals den Bann, genauso wie man mit Lachis verfahren war.
Jos 10:36 Josua und ganz Israel zogen von Eglon weiter nach Hebron und bekämpften es.
Jos 10:37 Man nahm es ein und schlug Hebron mit des Schwertes Schärfe samt seinem König, allen zugehörigen Städten und allen Lebewesen darin. Niemand ließ er entrinnen, ganz wie er an Eglon getan hatte. Josua vollstreckte an der Stadt und allen Lebewesen in ihr den Bann.
Jos 10:38 Dann wandte sich Josua und mit ihm ganz Israel zurück nach Debir und bestürmte es.
Jos 10:39 Er nahm es ein samt seinem König und allen zugehörigen Städten. Man schlug es mit des Schwertes Schärfe und vollstreckte den Bann an allem Lebendigen darin. Niemand ließ er entkommen; wie er an Hebron getan hatte, verfuhr er an Debir und seinem König, oder wie er an Libna und seinem König getan hatte.
Jos 10:40 Josua schlug das ganze Land: die Gebirgsgegend, das Südland, die Niederung und die Abhänge samt all ihren Königen. Niemand ließ er entkommen; alles, was Odem hatte, bannte er, wie der Herr, der Gott Israels, befohlen hatte.
Jos 10:41 Josua schlug sie von Kades-Barnea bis Gaza, dazu das ganze Land Goschen bis nach Gibeon.
Jos 10:42 Mit einem Schlage besiegte Josua alle jene Könige und ihr Land; denn der Herr, der Gott Israels, stritt für Israel.
Jos 10:43 Dann kehrte Josua und ganz Israel mit ihm zum Lager nach Gilgal zurück.
Josua Kapitel 11
Jos 11:1 Als der König Jabin von Chazor davon erfuhr, schickte er Boten an den König Jobab von Madon, an den König von Schimron und an den König von Achschaph,
Jos 11:2 sowie an die Könige im Norden auf dem Gebirge, in der Steppe gegenüber von Kinneret, in der Niederung und auf dem Höhenzug von Dor im Westen,
Jos 11:3 an die Kanaanäer im Osten und Westen, an die Amoriter, Hethiter, Perissiter, Jebusiter auf dem Gebirge und an die Hiwwiter am Fuße des Hermon im Lande Mizpa.
Jos 11:4 Sie rückten aus mit ihren sämtlichen Heeren, ein großes Kriegsvolk, wie der Sand am Meer so zahlreich, dazu Rosse und Wagen in gewaltiger Menge.
Jos 11:5 All diese Könige taten sich zusammen und rückten heran. Sie lagerten gemeinsam am Wasser von Merom, um sich mit Israel in einen Kampf einzulassen.
Jos 11:6 Da sprach der Herr zu Josua: "Fürchte dich nicht vor ihnen; denn morgen um diese Zeit lege ich sie alle erschlagen vor Israel hin. Ihre Rosse sollst du lähmen und ihre Streitwagen verbrennen!"
Jos 11:7 So zogen Josua und sein ganzes Kriegsvolk unverzüglich gegen sie und überfielen sie an den Wassern von Merom.
Jos 11:8 Der Herr gab sie in die Gewalt der Israeliten. Man schlug sie und verfolgte sie bis Groß-Sidon und Misrephot im Westen und bis zur Talebene von Mizpa im Osten; man schlug sie völlig, bis keiner mehr übrigblieb, der entrinnen konnte.
Jos 11:9 Josua verfuhr mit ihnen, wie der Herr ihm gesagt hatte. Ihre Rosse lähmte er, und ihre Streitwagen steckte er in Brand.
Jos 11:10 Josua machte damals eine Schwenkung und eroberte Chazor; er ließ dessen König mit dem Schwert töten. Chazor war nämlich einstmals die Hauptstadt all jener Königreiche.
Jos 11:11 Man erschlug alle Lebewesen, die darin waren, mit des Schwertes Schärfe und vollstreckte an ihnen den Bann. Nichts, was Odem hatte, blieb übrig. Chazor steckte er in Brand.
Jos 11:12 All die Städte jener Könige und all die Könige selbst nahm Josua in seine Gewalt und schlug sie mit des Schwertes Schärfe. Er vollstreckte an ihnen den Bann, wie Moses, der Knecht des Herrn, befohlen hatte.
Jos 11:13 Jedoch alle die Städte, die noch auf ihren Hügeln stehen, verbrannte Israel nicht, außer Chazor, das Josua einäschern ließ.
Jos 11:14 Alle Beute aus diesen Städten und das Vieh nahmen die Israeliten. Jedoch alle Leute schlugen sie mit des Schwertes Schärfe bis zu ihrer völligen Vernichtung; nichts von dem, was Odem hatte, ließen sie übrig.
Jos 11:15 Wie der Herr seinem Knechte Moses aufgetragen hatte, so befahl es Moses dem Josua, und so brachte es Josua zur Ausführung. Nichts unterließ er von allem, was der Herr dem Moses befohlen hatte.
Jos 11:16 So nahm Josua dieses ganze Land: das Gebirge, das ganze Südland, das ganze Land Goschen, die Niederung und die Jordansenke, sowie das Bergland von Israel und die dazugehörige Niederung,
Jos 11:17 vom kahlen Gebirge an, das gegen Seïr ansteigt und sich bis nach Baal-Gad in der Talebene des Libanon am Fuße des Hermon hinzieht. All ihre Könige nahm er gefangen, schlug sie nieder und tötete sie.
Jos 11:18 Lange Zeit hatte Josua mit all diesen Königen zu kämpfen.
Jos 11:19 Keine Stadt gab es, die sich mit den Israeliten friedlich geeinigt hätte, abgesehen von den Hiwwitern, die Gibeon bewohnten. Alles mußte man im Kampf einnehmen.
Jos 11:20 Denn so war es vom Herrn verhängt, daß er ihr Herz verstockte, so daß sie mit Israel den Kampf aufnahmen: man sollte den Bann an ihnen vollstrecken, keine Schonung sollte ihnen zuteil werden, man sollte sie vernichten, wie der Herr dem Moses befohlen hatte.
Jos 11:21 Josua kam in jener Zeit heran und rottete die Enakiter aus im Gebirge, in Hebron, Debir und Anab, im ganzen Gebirge Juda und Israel. An ihnen und an ihren Städten vollstreckte Josua den Bann.
Jos 11:22 Es blieben keine Enakiter im Lande der Israeliten übrig; nur in Gaza, Gat und Asdod blieben sie.
Jos 11:23 Josua nahm das ganze Land, genau wie der Herr dem Moses gesagt hatte, und gab es als Erbbesitz an Israel, entsprechend seiner Stammeseinteilung. Das Land bekam nun Ruhe vom Krieg.
Josua Kapitel 12
Jos 12:1 Dies sind die Könige des Landes, welche die Israeliten schlugen und deren Land sie in Besitz nahmen: jenseits des Jordans im Osten, vom Arnontal bis zum Hermongebirge und die ganze östliche Jordansenke:
Jos 12:2 Sichon, der König der Amoriter, der in Hesbon wohnte; er herrschte von Aroer am Ufer des Arnonflusses von der Mitte des Tales an über halb Gilead bis an den Jabbokfluß, die Grenze der Ammoniter,
Jos 12:3 ferner über die Jordansenke bis zum See Kinneret auf der Ostseite und bis zum Meer der Jordansenke, dem Salzmeer, im Osten gegen Bet-Jeschimot und südlich am Fuß der Abhänge des Pisga.
Jos 12:4 Weiterhin das Gebiet Ogs, des Basankönigs, vom Überrest der Rephaiter, der in Aschtarot und Edreï wohnte.
Jos 12:5 Er beherrschte das Hermongebirge, Salcha und ganz Basan bis zur Grenze der Geschuriter und Maachatiter, dazu halb Gilead bis hin zur Grenze gegen Sichon, den König von Hesbon.
Jos 12:6 Moses, der Knecht des Herrn, und die Israeliten hatten sie geschlagen, und Moses, der Knecht des Herrn, gab das Land als Besitz den Rubeniten, Gaditen und dem halben Stamm Manasse.
Jos 12:7 Dies sind die Könige des Landes, die Josua und die Israeliten schlugen, jenseits des Jordans auf der Westseite von Baal-Gad in der Libanonebene bis zum kahlen Berg, der gegen Seïr ansteigt. Josua gab das Gebiet den Stämmen Israels entsprechend ihren Anteilen zum Besitz,
Jos 12:8 und zwar auf dem Gebirge, in der Niederung, in der Jordansenke, an den Abhängen, in der Wüste (Juda) und im Südland: das Land der Hethiter, Amoriter, Kanaaniter, Perissiter, Hiwwiter und Jebusiter.
Jos 12:9 Ein König von Jericho, ein König von Aj seitwärts von Betel,
Jos 12:10 ein König von Jerusalem, ein König von Hebron,
Jos 12:11 ein König von Jarmut, ein König von Lachis,
Jos 12:12 ein König von Eglon, ein König von Geser,
Jos 12:13 ein König von Debir, ein König von Geder,
Jos 12:14 ein König von Chorma, ein König von Arad,
Jos 12:15 ein König von Libna, ein König von Adullam,
Jos 12:16 ein König von Makkeda, ein König von Betel,
Jos 12:17 ein König von Tappuach, ein König von Chepher,
Jos 12:18 ein König von Aphek, ein König des Saron-Gebietes,
Jos 12:19 ein König von Madon, ein König von Chazor,
Jos 12:20 ein König von Schimron [Meron], ein König von Achschaph,
Jos 12:21 ein König von Taanach, ein König von Megiddo,
Jos 12:22 ein König von Kedesch, ein König von Jokneam am Karmel,
Jos 12:23 ein König von Dor bei der Anhöhe von Dor, ein König der Volksstämme in Galiläa,
Jos 12:24 ein König von Tirza; das sind insgesamt einunddreißig Könige.
Josua Kapitel 13
Jos 13:1 Josua war alt und hochbetagt. Der Herr sprach zu ihm: "Du bist alt geworden und vorgerückt in deinen Tagen; viel Land aber ist noch zur Besitznahme übrig.
Jos 13:2 Dies ist das Land, das noch übriggeblieben ist: alle Gebiete der Philister und der Geschuriter,
Jos 13:3 von dem Grenzfluß östlich von Ägypten bis zum Gebiet von Ekron nach Norden - man rechnet es zu den Kanaanitern -, die fünf Philisterfürsten: von Gaza, Asdod, Askalon, Gat und Ekron, sowie die Awwiter im Süden,
Jos 13:4 das ganze Land der Kanaaniter von Meara an, das den Sidoniern gehört, bis Aphek, bis zur Grenze der Amoriter,
Jos 13:5 und das Land der Gibliter und der ganze Libanon östlich, von Baal-Gad am Fuße des Hermongebirges bis nach Lebo-Hamat.
Jos 13:6 Alle Gebirgsbewohner vom Libanon an bis Misrephot im Westen, alle Sidonier, will ich selbst vor den Israeliten vertreiben! Du brauchst es nur an Israel zum Erbbesitz zu verlosen, wie ich dir befohlen habe.
Jos 13:7 So verteile nun dieses Land als Erbbesitz an die neun Stämme und den halben Manassestamm!"
Jos 13:8 Mit diesem haben die Rubeniten und Gaditen ihr Erbe bereits empfangen. Moses gab es ihnen jenseits des Jordans im Osten, - wie denn Moses, der Knecht des Herrn, ihnen folgendes gegeben hat:
Jos 13:9 Von Aroer an am Ufer des Arnonflusses die Stadt inmitten des Tales, dazu die ganze Fläche von Medeba bis Dibon,
Jos 13:10 sowie alle Städte des Amoriterkönigs Sichon, der zu Hesbon herrschte, bis zur Grenze der Ammoniter;
Jos 13:11 ferner Gilead und das Gebiet der Geschuriter und der Maachatiter, sowie das ganze Hermongebirge mit ganz Basan bis Salcha,
Jos 13:12 das gesamte Königreich Ogs in Basan, der zu Aschtarot und Edreï regierte. Dieser war als Überrest von den Rephaitern übrig. Moses besiegte und vertrieb sie.
Jos 13:13 Aber die Israeliten vertrieben nicht die Geschuriter und die Maachatiter. Geschur und Maachat siedeln deshalb unter den Israeliten bis heute.
Jos 13:14 Nur dem Stamm der Leviten gab er keinen Erbbesitz. Die Feueropfer des Herrn, des Gottes Israels, sind sein Erbbesitz, wie er ihm verheißen hat.
Jos 13:15 Moses hatte bereits dem Stamm der Rubeniten nach ihren Geschlechtern folgenden Landbesitz verliehen:
Jos 13:16 Ihr Anteil ward das Gebiet von Aroer am Ufer des Arnonflusses an, die Stadt inmitten des Tales und die ganze Fläche bis Medeba,
Jos 13:17 Hesbon und die zugehörigen Städte der Hochfläche, Dibon, Bamot-Baal und Bet-Baal-Meon,
Jos 13:18 Jahza, Kedemot, Mephaat,
Jos 13:19 Kirjatajim, Sibma, Zeret-Schachar auf dem Berg des Tales,
Jos 13:20 Bet-Peor, die Abhänge des Pisga und Bet-Jeschimot,
Jos 13:21 alle Städte der Hochfläche, und zwar das ganze Königreich des Amoriterkönigs Sichon, der zu Hesbon herrschte. Moses hatte ihn geschlagen samt den Midianiterfürsten Ewi, Rekem, Zur, Chur und Reba, den im Lande seßhaften Häuptlingen Sichons.
Jos 13:22 Auch den Wahrsager Bileam, den Sohn des Beor, hatten die Israeliten mit dem Schwerte getötet, nachdem sie die anderen erschlagen hatten.
Jos 13:23 Die Grenze der Rubeniten aber war der Jordan; dies ist der Erbbesitz der Rubeniten nach ihren Geschlechtern, die Städte mit ihren zugehörigen Gehöften.
Jos 13:24 Dem Stamme Gad, den Gaditen, hatte Moses nach ihren Geschlechtern folgenden Landbesitz verliehen:
Jos 13:25 Es wurde ihnen zuteil das Gebiet Jaser, alle Städte Gileads und die Hälfte des Landes der Ammoniter bis Aroer gegenüber von Rabba,
Jos 13:26 von Hesbon bis Ramat-Mizpa und Betonim, und von Machanajim bis zum Gebiet von Lodebar,
Jos 13:27 und in der Senke Bet-Haram, Bet-Nimra, Sukkot und Zaphon, der Rest des Königreiches Sichons, des Königs von Hesbon, der Jordan und das Gebiet bis zum Ende des Sees Kinneret auf der Ostseite des Jordans.
Jos 13:28 Dies ist der Erbbesitz der Gaditen, nach ihren Geschlechtern, die Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 13:29 Moses hatte dem halben Stamm Manasse nach seinen Geschlechtern folgenden Besitz verliehen:
Jos 13:30 Ihr Gebiet erstreckte sich von Machanajim an über ganz Basan, das ganze Königreich Ogs, des Basankönigs, und sämtliche Zeltdörfer Jaïrs in Basan, sechzig Städte.
Jos 13:31 Die Hälfte von Gilead, sowie Aschtarot und Edreï, die Königsstädte Ogs in Basan, fielen den Söhnen Machirs, des Manassesohnes, und zwar der Hälfte der Machiriten nach ihren Geschlechtern, zu.
Jos 13:32 Dies sind die Gebiete, die Moses in den Steppen Moabs, jenseits des Jordans, östlich von Jericho, als Erbbesitz zugeteilt hatte.
Jos 13:33 Dem Stamme der Leviten aber verlieh Moses keinen Erbbesitz: Der Herr, der Gott Israels, ist ihr Erbbesitz, wie er ihnen verheißen hat.
Josua Kapitel 14
Jos 14:1 Dies sind die Gebiete, welche die Israeliten im Lande Kanaan zum Erbbesitz erhielten. Der Priester Eleasar und Josua, der Sohn Nuns, und die Stammeshäuptlinge der Söhne Israels verteilten sie
Jos 14:2 durch Verlosung zum Erbbesitz, wie der Herr es durch Moses angeordnet hatte, und zwar den neuneinhalb Stämmen.
Jos 14:3 Moses hatte bereits den Erbbesitz den zweieinhalb Stämmen jenseits des Jordans zugeteilt. Den Leviten aber gab er keinen Erbbesitz in ihrer Mitte.
Jos 14:4 Denn die Josephssöhne bildeten zwei Stämme, Manasse und Ephraim. Den Leviten aber gab man keinen Landteil, sondern nur Städte zum Wohnen mit den dazugehörigen Weideplätzen für ihren Herdenbesitz.
Jos 14:5 Wie es der Herr dem Moses befohlen, so führten es die Israeliten aus und verteilten das Land.
Jos 14:6 Damals traten die Judäer in Gilgal an Josua heran, und der Kenissiter Kaleb, der Sohn des Jephunne, sprach zu ihm: "Du weißt, was der Herr dem Gottesmann Moses über mich und dich in Kades-Barnea gesagt hat.
Jos 14:7 Vierzig Jahre war ich alt, als mich Moses, der Knecht des Herrn, von Kades-Barnea aussandte, um das Land zu erkunden; ich brachte ihm Nachricht ganz so, wie ich es für richtig hielt.
Jos 14:8 Meine Brüder aber, die mit mir zogen, entmutigten das Volk, ich jedoch war dem Herrn, meinem Gott, völlig gehorsam.
Jos 14:9 An jenem Tag tat Moses folgenden Schwur: "Wahrlich, das Land, das dein Fuß betreten hat, soll dir und deinen Nachkommen für immerwährende Zeit als Erbbesitz zufallen, weil du dem Herrn, deinem Gott, völlig gehorsam warst."
Jos 14:10 Nun aber hat mich der Herr, wie du siehst, seiner Verheißung gemäß am Leben erhalten, fünfundvierzig Jahre seit der Zeit, da er dieses Wort zu Moses gesprochen hat. Inzwischen wanderte Israel in der Wüste, und so bin ich denn jetzt fünfundachtzig Jahre alt.
Jos 14:11 Noch heute bin ich so rüstig wie zur Zeit, da mich Moses aussandte; wie damals ist meine Stärke, auch jetzt noch zum Kampf bereit, zum Ausziehen und zum Heimkehren.
Jos 14:12 So verleihe mir denn dieses Gebirgsland, von dem der Herr an jenem Tage gesprochen hat! Du selbst hast es ja damals gehört, daß Enakiter dort sind und große befestigte Städte. Vielleicht ist der Herr mir zur Seite, daß ich sie vertreiben kann, wie der Herr verheißen hat."
Jos 14:13 Da segnete ihn Josua und gab Hebron Kaleb, dem Sohne Jephunnes, als Erbbesitz.
Jos 14:14 Darum gehört Hebron dem Kenissiter Kaleb, dem Sohne Jephunnes, bis heute als Erbbesitz, weil er dem Herrn, dem Gott Israels, völlig gehorsam war.
Jos 14:15 Hebron aber hieß vordem "Stadt des Arba". Das war der größte Mann unter den Enakitern. Das Land hatte Ruhe vom Krieg.
Josua Kapitel 15
Jos 15:1 Der Stamm der Judäer erhielt nach seinen einzelnen Geschlechtern seinen Losanteil gegen die Grenze von Edom nach der Wüste Zin zu, im äußersten Süden.
Jos 15:2 Ihre Südgrenze läuft vom Ende des Salzmeeres von der nach Süden sich erstreckenden Meereszunge
Jos 15:3 bis südlich zur Skorpionensteige, setzt sich fort nach Zin und zieht sich südlich von Kades-Barnea aufwärts hinüber nach Chezron, weiter nach Addar und wendet sich dann nach Karka.
Jos 15:4 Sie geht weiter nach Azmon und setzt sich fort bis zum Bach Ägyptens. Schließlich verläuft die Grenze bis ans Meer. Das ist ihre Südgrenze.
Jos 15:5 Die Ostgrenze ist das Salzmeer bis zur Jordanmündung. Die Grenze nach Norden zu läuft von der Nordspitze des Meeres, von der Mündung des Jordans
Jos 15:6 nach Bet-Chogla hinauf und hinüber bis nördlich von Bet-Araba. Weiter zieht sie sich hin zum Steine Bohans, des Sohnes Rubens.
Jos 15:7 Weiter geht die Grenze nach Debir vom Tale Achor aus und wendet sich nordwärts bis zum Bezirk gegenüber der Steige von Adummim südwärts vom Bachtal. Die Grenze zieht weiter zum Wasser des "Sonnenquells", ihre Ausläufer sind an der Quelle Rogel.
Jos 15:8 Es zieht sich die Grenze dann aufwärts ins Tal der Söhne Hinnoms südlich vom jebusitischen Bergrücken, das ist Jerusalem. Weiter steigt die Grenze zum Gipfel des Berges empor, westlich vom Tal der Söhne Hinnoms am nördlichen Rande der Ebene Rephaim.
Jos 15:9 Vom Gipfel des Berges biegt die Grenze ab zur Menephtach-Quelle und läuft weiter zu den Städten des Gebirges Ephron; dann biegt sie um nach Baala, d. h. Kirjat-Jearim.
Jos 15:10 Von Baala wendet sich die Grenze westlich nach dem Gebirge Seïr und verläuft hinüber zum Rücken des Berges Jearim ("Wäldergebirge") an der Nordseite, das ist Kesalon. Sie zieht sich dann hinab nach Bet-Schemesch ("Sonnenhaus") und hinüber nach Timna.
Jos 15:11 Weiter verläuft die Grenze nordwärts zum Bergrücken von Ekron, dann biegt sie ab nach Schichron, geht vorbei am Berg von Baala und weiter nach Jabneel; schließlich endet die Grenze am Meer.
Jos 15:12 Die Westgrenze aber bildet das Große Meer mit Küstengebiet. Dies ist das Gebiet der Judäer im Umkreis nach ihren Einzelgeschlechtern.
Jos 15:13 Kaleb aber, dem Sohn Jephunnes, gab Josua einen Anteil inmitten der Judäer nach dem Befehl des Herrn an Josua, nämlich die Stadt des Arba, des Vaters des Enak, d. h. Hebron.
Jos 15:14 Kaleb vertrieb von dort die drei Söhne Enaks: Scheschaj, Achiman und Talmaj, die Enakssprößlinge.
Jos 15:15 Von da zog er wider die Bewohner von Debir; Debir aber hieß früher Kirjat-Sepher ("Bücherstadt").
Jos 15:16 Kaleb tat den Ausspruch: "Wer die "Büchestadt" bezwingt und sie einnimmt, dem gebe ich Achsa, meine Tochter, zur Frau."
Jos 15:17 Otniel, der Sohn des Kenas, des Bruders Kalebs, nahm sie ein. So gab er ihm denn Achsa, seine Tochter, zur Frau.
Jos 15:18 Als sie ihm nun zugeführt wurde, stachelte sie ihn auf, von ihrem Vater ein Feld zu verlangen. Auch ließ sie sich vom Esel herabgleiten, so daß Kaleb sie fragte: "Was ist mit dir?"
Jos 15:19 Da antwortete sie: "Gib mir ein Segensgeschenk; denn du hast mich nach dem dürren Südland vergeben! Gib mir doch Wasserstellen!" Da gab er ihr die obere und die untere Wasserstelle.
Jos 15:20 Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Judäer nach ihren Geschlechtern:
Jos 15:21 (I) Die Städte am Randgebiet des Stammes der Judäer, an der Grenze nach Edom, im Südland waren: Kabzeel, Eder, Jagur,
Jos 15:22 Kina, Dimona, Arara,
Jos 15:23 Kedesch, Chazor, Jitnan,
Jos 15:24 Siph, Telem, Bealot,
Jos 15:25 Chazor-Chadatta, Kerijot-Chezron, d. h. Chazor,
Jos 15:26 Amam, Schema, Molada,
Jos 15:27 Chazar-Gadda, Cheschmon, Bet-Pelet,
Jos 15:28 Chazar-Schual, Beerseba und seine Tochterstädte,
Jos 15:29 Baala, Ijjim, Ezem,
Jos 15:30 Eltolad, Kesil, Chorma,
Jos 15:31 Ziklag, Madmanna, Sansanna,
Jos 15:32 Lebaot, Schirchon und En-Rimmon, insgesamt neunundzwanzig Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 15:33 (II) In der Niederung: Eschtaol, Zora, Aschna,
Jos 15:34 Sanoach, En-Gannim, Tappuach, Enam,
Jos 15:35 Jarmut, Adullam, Socho, Aseka,
Jos 15:36 Schaarajim, Aditajim, Gedera und Gederotajim, vierzehn Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 15:37 (III) Zenan, Chadascha, Migdal-Gad,
Jos 15:38 Dilan, Mizpe, Jokteel,
Jos 15:39 Lachis, Bozkat, Eglon,
Jos 15:40 Kabbon, Lachmas, Kitlisch,
Jos 15:41 Gederot, Bet-Dagon, Naama und Makkeda, sechzehn Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 15:42 (IV) Libna, Eter, Aschan,
Jos 15:43 Jiphtach, Aschna, Nezib,
Jos 15:44 Keïla, Achsib und Marescha, neun Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 15:45 (V) Ekron mit den zugehörigen Tochterstädten und Gehöften;
Jos 15:46 von Ekron in Richtung des Meeres alles, was auf der Seite von Asdod liegt, und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 15:47 Asdod mit den zugehörigen Tochterstädten und Gehöften, Gaza mit den zugehörigen Tochterstädten und Gehöften bis zum Bache Ägyptens und dem Großen Meer mit dem Küstengebiet.
Jos 15:48 (VI) Auf dem Gebirge: Schamir, Jattir, Socho,
Jos 15:49 Danna, Kirjat-Sanna [Debir],
Jos 15:50 Anab, Eschtemoa, Anim,
Jos 15:51 Goschen, Cholon und Gilo, elf Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 15:52 (VII) Arab, Duma, Eschan,
Jos 15:53 Janum, Bet-Tappuach, Apheka,
Jos 15:54 Chumta, Kirjat-Arba, das ist Hebron, und Zior, neun Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 15:55 Maon, Karmel, Siph, Jutta,
Jos 15:56 (VIII) Jezreel, Jokdeam, Sanoach,
Jos 15:57 Kajin, Gibea und Timna, zehn Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 15:58 (IX) Chalchul, Bet-Zur, Gedor,
Jos 15:59 Maarat, Bet-Anot und Eltekon, sechs Städte und die zugehörigen Gehöfte. (X) Tekoa, Ephrata, d. i. Bethlehem, Peor, Etam, Kulon, Tatam, Sores, Kerem, Gallim, Beter und Manocho, elf Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 15:60 (XI) Kirjat-Baal [Kirjat-Jearim] und Rabba, zwei Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 15:61 (XII) In der Steppe: Bet-Araba, Middin, Sechacha,
Jos 15:62 Nibschan, Ir-Melach und Engedi, sechs Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 15:63 Doch die Jebusiter, die Bewohner Jerusalems, konnten die Söhne Judas nicht vertreiben. Die Jebusiter blieben also mit den Judäern in Jerusalem wohnen bis heute.
Josua Kapitel 16
Jos 16:1 Für die Nachkommen JOSEPHS ergab sich als Losanteil das Gebiet vom Jordan bei Jericho und bis zu den Wassern von Jericho im Osten, sowie die Steppe; dann läuft (die Grenze) von Jericho hinauf ins Gebirge nach Betel.
Jos 16:2 Sie geht von Betel nach Lus und wendet sich zum Gebiet der Architer nach Atarot.
Jos 16:3 Dann senkt sie sich westwärts hinab nach dem Gebiet der Japhletiter bis zum Gebiet des unteren Bet-Choron und bis Geser. Ihren Abschluß bildet das Meer.
Jos 16:4 Erbbesitz erhielten die Söhne Josephs: Manasse und Ephraim.
Jos 16:5 Das Gebiet der EPHRAIMITEN nach ihren Geschlechtern war folgendes: Die Grenze ihres östlichen Erbbesitzes war Atarot-Addar bis zum oberen Bet-Choron;
Jos 16:6 die Grenze läuft hinaus zum Meer. Michmetat ist im Norden. Die Grenze wendet sich östlich nach Taanat-Silo und geht weiter daran vorbei nach Janoach.
Jos 16:7 Von Janoach steigt sie hinab nach Atarot und Naarat, berührt Jericho und läuft am Jordan aus.
Jos 16:8 Von Tappuach läuft die Grenze westwärts zum Bach Kana und endet am Meer. Dies ist der Erbbesitz der Ephraimiten nach ihren Geschlechtern.
Jos 16:9 Dazu die Ephraimitenstädte, abgesondert liegend mitten im Erbbesitz der Manassiten, alle Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 16:10 Aber die Kanaaniter, die in Geser wohnten, konnten sie nicht vertreiben; sie blieben also bis heute in Ephraims Mitte wohnen, wurden aber Fronknechte.
Josua Kapitel 17
Jos 17:1 Auch der Stamm MANASSE bekam seinen Losanteil; denn er war der Erstgeborene Josephs. Dem Kriegsmann Machir, dem Erstgeborenen Manasses, dem Vater Gileads, wurden Gilead und Basan zuteil.
Jos 17:2 Auch die übrigen Söhne Manasses erhielten nach ihren Geschlechtern Anteile: die Söhne Abiësers, die Söhne Cheleks, die Söhne Asriëls, die Söhne Sichems, die Söhne Chephers und die Söhne Schemidas. Dies sind die männlichen Nachkommen Manasses, des Sohnes Josephs, nach ihren Geschlechtern.
Jos 17:3 Aber Zelophchad, der Sohn Chephers, des Sohnes Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, hatte keine Söhne, sondern nur Töchter. Dies sind die Namen seiner Töchter: Machla, Noa, Chogla, Milka und Tirza.
Jos 17:4 Diese kamen zu dem Priester Eleasar, zu Josua, dem Sohn Nuns, und zu den Fürsten mit der Erklärung: "Der Herr hat dem Moses geboten, uns Erbbesitz inmitten unserer Brüder zu geben." Da verlieh er ihnen auf Geheiß des Herrn Erbanteil unter den Brüdern ihres Vaters.
Jos 17:5 Auf Manasse fielen also zehn Anteile außer dem Lande Gilead und Basan, die jenseits des Jordans liegen;
Jos 17:6 denn die Töchter Manasses erhielten Erbanteil im Kreis seiner Söhne. Das Land Gilead aber ward den übrigen Söhnen Manasses zuteil.
Jos 17:7 Die Grenze Manasses läuft von Aser nach Michmetat gegenüber von Sichem, weiter nach rechts zu den Bewohnern von En-Tappuach.
Jos 17:8 Manasse erhielt das Gebiet von Tappuach, Tappuach selbst aber an der Grenze Manasses erhielten die Ephraimiten.
Jos 17:9 Dann führt die Grenze hinab zum Bachtal Kana; südwärts des Tales liegen Städte, die Ephraim gehören, mitten unter den Städten Manasses; aber die Grenze Manasses läuft nördlich des Tales und findet ihr Ende am Meer.
Jos 17:10 Der Süden fiel Ephraim zu, der Norden Manasse; das Meer bildet die Grenze. Mit Aser berühren sie sich nördlich und mit Issachar östlich.
Jos 17:11 Manasse erhielt noch in Issachar und Aser: Bet-Schean und seine Tochterstädte, Jibleam und seine Tochterstädte, die Bewohner von Dor mit seinen Tochterstädten, die Bewohner von Taanach und seine Tochterstädte, die Bewohner von Megiddo und seine Tochterstädte, drei Höhen.
Jos 17:12 Doch die Söhne Manasses waren außerstande, diese Städte in Besitz zu nehmen; daher entschlossen sich die Kanaaniter, in diesem Land weiter zu wohnen.
Jos 17:13 Als die Israeliten allmählich stärker wurden, machten sie die Kanaaniter fronpflichtig; doch ganz verdrängt haben sie diese nicht.
Jos 17:14 Da redeten die Nachkommen Josephs mit Josua und sprachen: "Warum hast du mir als Erbbesitz nur ein einziges Los und nur einen Anteil verliehen? Bin ich doch ein überaus zahlreiches Volk, da der Herr mich gesegnet hat!"
Jos 17:15 Josua entgegnete ihnen: "Bist du ein so zahlreiches Volk, so ziehe doch ins Waldgebiet hinauf und rode dir dort Gelände im Lande der Perissiter und Rephaiter, wenn dir das Gebirge Ephraim zu eng ist!"
Jos 17:16 Da sprachen die Nachkommen Josephs: "Das Gebirge reicht für uns nicht aus. Die Kanaaniter aber, die in der Talebene wohnen, verfügen alle über eiserne Wagen, sowohl die von Bet-Schean und seinen Tochterstädten als auch die von der Jezreelebene."
Jos 17:17 Josua entgegnete dem Hause Joseph, Ephraim und Manasse: "Du bist ein zahlreiches Volk und verfügst über große Kraft! Nicht nur ein einziges Los wird dir zuteil.
Jos 17:18 Denn ein Bergland sollst du erhalten; das ist ja Wald, und den kannst du roden! Das dabei gewonnene Gebiet wird dir dann zuteil werden; denn du mußt die Kanaaniter vertreiben, obwohl sie eiserne Streitwagen haben und stark sind."
Josua Kapitel 18
Jos 18:1 Die ganze Gemeinde der Israeliten versammelte sich in Silo; daselbst richteten sie das Offenbarungszelt auf. Das ganze Land war ihnen unterworfen.
Jos 18:2 Unter den Söhnen Israels aber waren noch sieben Stämme übrig, die ihren Erbbesitz nicht verteilt hatten.
Jos 18:3 Josua sprach zu diesen Israeliten: "Wie lange noch seid ihr so saumselig und geht nicht hin, das Land in Besitz zu nehmen, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch verliehen hat?
Jos 18:4 Sondert euch drei Männer von jedem Stamme ab; ich will sie aussenden, sie sollen sich aufmachen, im Lande umherwandern und es schriftlich bezüglich ihres Erbbesitzes aufnehmen und dann zu mir kommen!
Jos 18:5 Teilt es unter euch in sieben Teile! Juda bleibt in seinem Gebiet im Süden, und Josephs Haus bleibt in seinem Gebiet im Norden.
Jos 18:6 Ihr aber nehmt das Land schriftlich auf, teilt es in sieben Teile und laßt mich dann das Ergebnis wissen! Ich will euch hier vor dem Herrn, unserem Gott, das Los werfen.
Jos 18:7 Denn die Leviten bekommen keinen Anteil unter euch; das Priestertum des Herrn ist ja ihr Erbbesitz. Gad aber und Ruben und der halbe Manassestamm haben jenseits vom Jordan östlich ihren Erbbesitz bereits erhalten, den ihnen Moses, der Knecht des Herrn, verliehen hat."
Jos 18:8 Die Männer machten sich auf und zogen davon, Josua gab ihnen beim Ausziehen die Weisung, das Land schriftlich aufzunehmen, und sprach: "Geht hin, wandert im Lande umher, nehmt es schriftlich auf und kehrt wieder zu mir zurück, so will ich euch dann hier vor dem Angesicht des Herrn in Silo das Los werfen."
Jos 18:9 Die Männer gingen hin, durchzogen das Land und nahmen es nach der Reihenfolge der Städte in sieben Teilen schriftlich in eine Buchrolle auf. Dann kamen sie zu Josua ins Lager nach Silo.
Jos 18:10 Josua warf ihnen das Los in Silo vor dem Herrn und teilte das Land daselbst den Söhnen Israels nach ihren Abteilungen aus.
Jos 18:11 Da kam das Los heraus für den Stamm der BENJAMINITEN mit seinen verschiedenen Geschlechtern. Das Gebiet, das ihnen durch das Los zufiel, lag zwischen den Söhnen Judas und Josephs.
Jos 18:12 Die Grenze aber geht auf der Nordseite vom Jordan aus, danach geht sie aufwärts zu dem Bergrücken nördlich von Jericho und auf das Gebirge nach Westen zu. Ihre Ausläufer gehen auf die Steppe von Bet-Awen.
Jos 18:13 Von da geht die Grenze herüber nach Lus, auf die Südseite des Bergrückens von Lus [Betel], sie zieht sich weiter nach Atarot-Addar auf den Berg südlich vom unteren Bet-Choron.
Jos 18:14 Die Grenze biegt dann um, wendet sich auf ihrer Westseite nach Süden von dem Berg aus, der südlich von Bet-Choron liegt, und läuft aus nach Kirjat-Baal, der judäischen Stadt Kirjat-Jearim. Das ist die Westseite.
Jos 18:15 Die Südgrenze aber geht aus von der Stadtgrenze von Kirjat-Jearim, zieht westwärts und verläuft bis zur Menephtach-Quelle.
Jos 18:16 Weiter zieht sich die Grenze hinab an das Ende des Berges gegenüber dem Tal der Söhne Hinnoms auf der Nordseite der Ebene Rephaim. Sodann zieht sie sich hinab ins Tal Hinnom, südlich vom Bergrücken der Jebusiter, und weiter zur Rogelquelle.
Jos 18:17 Sie biegt um nach Norden und verläuft zur Sonnenquelle, weiter bis zu den Bezirken gegenüber der Steige von Adummim; dann zieht sie sich zum Steine Bohans, des Sohnes Rubens.
Jos 18:18 Sie zieht nördlich am Bergrücken von Bet-Araba vorbei und senkt sich hinunter in die Araba.
Jos 18:19 Die Grenze geht ferner am Bergrücken von Bet-Chogla nördlich vorbei und endet an der Nordspitze des Salzmeeres am südlichen Ende des Jordans. Das ist die Südgrenze.
Jos 18:20 Der Jordan bildet die Grenze auf der Ostseite. Das ist der Erbbesitz der Benjaminiten mit seinen Grenzen ringsum nach ihren Geschlechtern.
Jos 18:21 Die Städte des Stammes der Benjaminiten nach ihren Geschlechtern sind: Jericho, Bet-Chogla, Emek-Keziz,
Jos 18:22 Bet-Araba, Zemarajim, Betel,
Jos 18:23 Awwim, Para, Ophra
Jos 18:24 Kephar-Ammonaj, Ophni, Geba, zwölf Städte und die zugehörigen Gehöfte.
Jos 18:25 Gibeon, Rama, Beerot,
Jos 18:26 Mizpe, Kephira, Moza,
Jos 18:27 Rekem, Jirpeel, Tarala,
Jos 18:28 Zela-Eleph, die Jebusiterstadt [Jerusalem], Gibeat, Kirjat-Jearim: vierzehn Städte und ihre zugehörigen Gehöfte. Dies ist der Erbbesitz der Benjaminiten nach ihren Geschlechtern.
Josua Kapitel 19
Jos 19:1 Das zweite Los entschied für Simeon, für den Stamm der SIMEONITEN nach ihren Geschlechtern. Ihr Erbbesitz lag mitten im Erbbesitz der Judäer.
Jos 19:2 Als Erbbesitz erhielten sie Beerseba, Molada,
Jos 19:3 Chazar-Schual, Bala, Ezem,
Jos 19:4 Eltolad, Betul, Chorma,
Jos 19:5 Ziklag, Bet-Markabot, Chazar-Susa,
Jos 19:6 Bet-Lebaot, Scharuchen: dreizehn Städte und ihre zugehörigen Gehöfte;
Jos 19:7 Ajin, Rimmon, Eter, Aschan: vier Städte und ihre zugehörigen Gehöfte,
Jos 19:8 dazu alle Gehöfte in der Umgebung dieser Städte bis hin nach Baalat-Beer, dem südlichen Rama. Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Simeoniten nach ihren Geschlechtern.
Jos 19:9 Einen Teil vom Gebiet der Judäer bildete der Erbbesitz der Simeoniten; denn der Anteil der Judäer war für diese zu groß; so erhielten die Simeoniten Erbteile inmitten ihres Erbbesitzes.
Jos 19:10 Das dritte Los fiel für die SEBULUNITEN nach ihren Geschlechtern. Das Gebiet ihres Erbbesitzes erstreckte sich bis Schadud.
Jos 19:11 Und nach Westen zu zieht sich ihre Grenze nach Marala, berührt Dabbeschet und stößt an den Bach gegenüber Jokneam.
Jos 19:12 Dagegen wendet sie sich von Schadud nach Osten gegen Sonnenaufgang zu nach dem Gebiete von Kislot-Tabor, setzt sich fort nach Daberat und geht aufwärts nach Japhia.
Jos 19:13 Von da zieht sie sich nach Osten gegen Sonnenaufgang hinüber nach Gat-Chepher, nach Et-Kazin, setzt sich fort nach Rimmon und biegt um nach Nea.
Jos 19:14 Dann wendet sich die Grenze nördlich nach Channaton und endigt im Tal von Jiphtach-El.
Jos 19:15 Dazu gehören: Kattat, Nahalal, Schimron, Jidala, Bethlehem, zwölf Städte und ihre zugehörigen Gehöfte.
Jos 19:16 Dies ist der Erbbesitz der Sebuluniten nach ihren Geschlechtern: jene Städte und ihre zugehörigen Gehöfte.
Jos 19:17 Für Issachar kam das vierte Los heraus, für die ISSACHARITEN nach ihren Geschlechtern.
Jos 19:18 Ihr Gebiet geht bis Jezreel und umfaßt Kesulot, Sunem,
Jos 19:19 Chapharajim, Schion, Anacharat,
Jos 19:20 Rabbit, Kischjon, Ebez,
Jos 19:21 Remet, En-Gannim, En-Chadda, Bet-Pazzez.
Jos 19:22 Die Grenze berührt Tabor, Schachazima und Bet-Schemesch; die Ausläufer der Grenze gehen zum Jordan: sechzehn Städte und ihre zugehörigen Gehöfte.
Jos 19:23 Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Issachariten nach ihren Geschlechtern: die Städte und ihre zugehörigen Gehöfte.
Jos 19:24 Das fünfte Los fiel für den Stamm der ASERITEN nach ihren Geschlechtern.
Jos 19:25 Ihr Gebiet umfaßt Chelkat, Chali, Beten, Achschaph,
Jos 19:26 Alammelech, Amead, Mischal; es berührt im Westen den Karmel und den Libnatfluß.
Jos 19:27 Umgekehrt geht die Grenze im Osten nach Bet-Dagon, berührt Sebulun und das Tal Jiphtach-El im Norden, weiter Bet-Emek und Neïel und verläuft links nach Kabul,
Jos 19:28 Ebron, Rechob, Chammon, Kana bis Groß-Sidon.
Jos 19:29 Die Grenze wendet sich Rama zu und bis zur festen Stadt Tyrus. Sie wendet sich weiter nach Chosa und mündet aus zum Meer.
Jos 19:30 Machaleb, Achsib, Akko, Aphek und Rechob (liegen dazwischen): zweiundzwanzig Städte und ihre zugehörigen Gehöfte.
Jos 19:31 Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Aseriten nach ihren Geschlechtern: jene Städte und ihre zugehörigen Gehöfte.
Jos 19:32 Für die NAPHTALITEN kam das sechste Los heraus, für sie nach ihren Geschlechtern.
Jos 19:33 Ihre Grenze geht von Cheleph, von der Eiche bei Zaanannim über Adami-Nekeb und Jabneel nach Lakkum. Sie mündet am Jordan.
Jos 19:34 Die Grenze wendet sich westwärts nach Asnot-Tabor, setzt sich von da fort nach Chukok. Sie berührt im Süden Sebulun, im Westen Aser und nach Osten zu den Jordan.
Jos 19:35 Feste Städte: Ziddim, Zer, Chammat, Rakkat, Kinneret,
Jos 19:36 Adama, Rama, Chazor,
Jos 19:37 Kedesch, Edreï, En-Chazor,
Jos 19:38 Jireon, Migdal-El, Chorem, Bet-Anat und Bet-Schemesch: neunzehn Städte und ihre zugehörigen Gehöfte.
Jos 19:39 Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Naphtaliten nach ihren Geschlechtern: die Städte und ihre zugehörigen Gehöfte.
Jos 19:40 Das siebte Los fiel für den Stamm der DANITEN nach ihren Geschlechtern.
Jos 19:41 Das Gebiet ihres Erbbesitzes ist Zora, Eschtaol, Ir-Schemesch,
Jos 19:42 Schaalabbin, Ajjalon, Jitla,
Jos 19:43 Elon, Timna, Ekron,
Jos 19:44 Elteke, Gibbeton, Baalat,
Jos 19:45 Jehud, Bene-Barak, Gat-Rimmon,
Jos 19:46 Me-Jarkon, Rakkon samt dem Gebiet gegenüber von Japho.
Jos 19:47 Doch den Daniten wurde ihr Gebiet zu eng. Sie zogen also hin und kämpften gegen Leschem, nahmen es ein und schlugen es mit des Schwertes Schärfe. Sie besetzten es und siedelten sich daselbst an. Sie nannten nun Leschem Dan, nach dem Namen ihres Ahnherrn Dan.
Jos 19:48 Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Daniten nach ihren Geschlechtern: jene Städte und ihre zugehörigen Gehöfte.
Jos 19:49 Sie hatten die Verteilung des Landes nach seinen Gebieten beendet. Da verliehen die Israeliten auch Josua, dem Sohne Nuns, Erbbesitz in ihrer Mitte.
Jos 19:50 Dem Geheiß des Herrn entsprechend gaben sie ihm die Stadt, die er sich erbeten hatte, Timnat-Serach auf dem Gebirge Ephraim. Er baute die Stadt auf und ließ sich dort nieder.
Jos 19:51 Dies sind die Erbanteile, die Eleasar, der Priester, Josua, der Sohn Nuns, und die Stammeshäuptlinge der israelitischen Stämme durch das Los in Silo vor dem Herrn am Eingang des Offenbarungszeltes zuteilten. So beendeten sie die Verteilung des Landes.
Josua Kapitel 20
Jos 20:1 Der Herr sprach zu Josua:
Jos 20:2 "Sage den Israeliten: Bestimmt euch die Zufluchtsstädte, von denen ich zu euch durch Moses gesprochen habe!
Jos 20:3 Es flüchte sich dorthin der Totschläger, der versehentlich, ohne Vorbedacht, einen Menschen getötet hat. Diese Städte sollen euch als Zuflucht vor dem Bluträcher dienen.
Jos 20:4 Er fliehe also zu einer dieser Städte, trete an den Eingang des Stadttores und trage sein Anliegen den Ältesten der betreffenden Stadt vor. Sie sollen ihn bei sich in der Stadt aufnehmen und ihm Unterkunft gewähren, damit er bei ihnen bleiben kann.
Jos 20:5 Setzt ihm der Bluträcher nach, dann dürfen sie den Totschläger seiner Gewalt nicht ausliefern; hat er doch seinen Nächsten unbedacht getötet, ohne daß er von früher her ihm feindlich gesinnt war.
Jos 20:6 Er bleibe in dieser Stadt, bis er vor dem Gemeinderichter gestanden hat, bis zum Tode des Hohenpriesters, der in jener Zeit im Amt ist. Dann darf der Totschläger wieder in seine Stadt und sein Haus, in die Stadt, aus der er geflohen war, zurück."
Jos 20:7 Da sonderten sie Kedesch aus in Galiläa im Gebirge Naphtali, Sichem im Gebirge Ephraim und Kirjat-Arba [Hebron] im Gebirge Juda.
Jos 20:8 Jenseits des Jordans, östlich Jerichos, bestimmte man Bezer in der Steppe, in der Ebene, vom Stamme Ruben, Ramot in Gilead vom Stamme Gad und Golan in Basan vom Stamme Manasse.
Jos 20:9 Dies waren die Städte, die für alle Israeliten und für alle Fremdlinge unter ihnen bestimmt waren. Dorthin konnte jeder flüchten, der einen Menschen versehentlich erschlagen hatte, damit er nicht durch die Hand des Bluträchers stürbe, bevor er vor der Gemeinde stand.
Josua Kapitel 21
Jos 21:1 Da traten die Familienhäupter der Leviten zu dem Priester Eleasar, zu Josua, dem Sohne Nuns, und zu den Familienhäuptern der israelitischen Stämme heran
Jos 21:2 und sprachen zu ihnen in Silo im Lande Kanaan: "Der Herr hat durch Moses befohlen, uns Städte zum Wohnen und die zugehörigen Weidetriften für unser Vieh zu geben."
Jos 21:3 Darauf übergaben die Israeliten von ihrem Erbbesitz den Leviten auf das Geheiß des Herrn die folgenden Städte mit den zugehörigen Weideplätzen.
Jos 21:4 Es fiel das Los für die Geschlechter der Kehatiten; unter den Leviten fielen den Nachkommen des Priesters Aaron vom Stamme Juda und vom Stamme der Simeoniten und vom Stamme Benjamin durch das Los dreizehn Städte zu.
Jos 21:5 Die übrigen Nachkommen Kehats erhielten entsprechend ihren Geschlechtern vom Stamme Ephraim und vom Stamme Dan und vom halben Stamme Manasse durch das Los zehn Städte.
Jos 21:6 Die Nachkommen Gerschons erhielten entsprechend ihren Geschlechtern vom Stamme Issachar, vom Stamme Aser, vom Stamme Naphtali und vom halben Stamme Manasse in Basan durch das Los dreizehn Städte.
Jos 21:7 Die Nachkommen Meraris erhielten, entsprechend ihren Geschlechtern, vom Stamme Ruben, vom Stamme Gad und vom Stamme Sebulun zwölf Städte.
Jos 21:8 Die Israeliten übergaben den Leviten jene Städte und die zugehörigen Weidetriften gemäß dem Los, wie der Herr durch Moses verordnet hatte.
Jos 21:9 Vom Stamme der Judäer und vom Stamme der Simeoniten trat man folgende mit Namen genannte Städte ab.
Jos 21:10 Sie wurden den Nachkommen Aarons aus den Geschlechtern der Kehatiten, den Leviten, zuteil; denn auf sie fiel zuerst das Los.
Jos 21:11 Man gab ihnen die Stadt des Arba, des Vaters Enaks, das ist Hebron, auf dem Gebirge Juda mit den zugehörigen Weidetriften ringsherum.
Jos 21:12 Die zur Stadt gehörigen Ländereien und die zugehörigen Gehöfte aber gaben sie Kaleb, dem Sohne Jephunnes, als ihm zufallendes Eigentum.
Jos 21:13 Den Nachkommen des Priesters Aaron aber gab man die Zufluchtsstadt für Totschläger, Hebron mit den zugehörigen Weidetriften, ferner Libna,
Jos 21:14 Jattir, Eschtemoa,
Jos 21:15 Cholon, Debir,
Jos 21:16 Aschan, Jutta, Bet-Schemesch, jeweils mit den zugehörigen Weidetriften: neun Städte von den genannten beiden Stämmen.
Jos 21:17 Vom Stammesgebiet Benjamin erhielten sie Gibeon mit den zugehörigen Weidetriften, Geba,
Jos 21:18 Anatot und Almon mit den jeweils dazugehörigen Weidetriften: vier Städte.
Jos 21:19 Die Anzahl der Städte, welche die Nachkommen des Priesters Aaron erhielten, waren dreizehn samt den zugehörigen Weidetriften.
Jos 21:20 Die Geschlechter der levitischen Kehatiten, die von Kehats Nachkommen noch übrig waren, erhielten vom Stammesgebiet Ephraim die Städte ihres Losanteils.
Jos 21:21 Man trat ihnen Sichem ab, die Zufluchtsstadt für Totschläger, und die zugehörigen Weidetriften auf dem Gebirge Ephraim Geser mit den zugehörigen Weidetriften,
Jos 21:22 Kibzaim und Bet-Choron mit den zugehörigen Weidetriften: vier Städte.
Jos 21:23 Dazu vom Stamme Dan Elteke und die zugehörigen Weidetriften, Gibbeton,
Jos 21:24 Ajjalon, Gat-Rimmon und die zugehörigen Weidetriften: vier Städte.
Jos 21:25 Vom Gebiet des halben Stammes Manasse Taanach und Jibleam mit den zu ihnen gehörigen Weidetriften: zwei Städte;
Jos 21:26 insgesamt zehn Städte mit den zugehörigen Weideplätzen für die Geschlechter der sonstigen Nachkommen Kehats.
Jos 21:27 Ferner erhielten aus den Geschlechtern der Leviten die Nachkommen Gerschons vom halben Stamm Manasse die Zufluchtsstadt für Totschläger Golan in Basan und Bet-Aschtarot samt den zugehörigen Weidetriften: zwei Städte,
Jos 21:28 und vom Stamme Issachar Kischjon samt den zugehörigen Weidetriften, Daberat samt den zugehörigen Weidetriften,
Jos 21:29 Jarmut und En-Gannim samt den zugehörigen Weidetriften: vier Städte,
Jos 21:30 und vom Stamme Aser Mischal samt den zugehörigen Weidetriften, Abdon,
Jos 21:31 Chelkat und Rechob samt den zugehörigen Weidetriften: vier Städte,
Jos 21:32 vom Stamme Naphtali die Zufluchtsstadt für Totschläger Kedesch in Galiläa samt den zugehörigen Weidetriften, Chammot-Dor und Kartan samt den zugehörigen Weidetriften: drei Städte.
Jos 21:33 Insgesamt erhielten also die Gerschoniten nach ihren Geschlechtern dreizehn Städte mit den zugehörigen Weidetriften.
Jos 21:34 Die Geschlechter der Nachkommen Meraris aber, der übrigen Leviten, erhielten vom Stamme Sebulun Jokneam samt den zugehörigen Weidetriften, Karta,
Jos 21:35 Dimna und Nahalal mit den zugehörigen Weidetriften: vier Städte,
Jos 21:36 vom Stamme Ruben die Zufluchtsstadt für Totschläger Bezer mit den zugehörigen Weideplätzen, Jahza mit den zugehörigen Weideplätzen,
Jos 21:37 Kedemot und Mephaat mit den zugehörigen Weideplätzen: vier Städte,
Jos 21:38 vom Stamme Gad die Zufluchtsstadt für Totschläger Ramot in Gilead mit den zugehörigen Weideplätzen, Machanajim mit den zugehörigen Weideplätzen,
Jos 21:39 Hesbon und Jaser mit den zugehörigen Weideplätzen: insgesamt vier Städte.
Jos 21:40 Es erhielten die Geschlechter der Nachkommen Meraris, die noch übrig waren von den Geschlechtern der Leviten, als ihren Losanteil im ganzen zwölf Städte.
Jos 21:41 Levitenstädte gab es also inmitten des Erbbesitzes der Israeliten insgesamt achtundvierzig samt den zugehörigen Weidetriften.
Jos 21:42 Es bestanden jene Städte jeweils aus einer Ortschaft mit dem zugehörigen Weideland ringsherum. Dies gilt von allen jenen Städten.
Jos 21:43 Der Herr verlieh Israel das ganze Land, dessen Verleihung er ihren Vätern eidlich verheißen hatte. Sie nahmen es in Besitz und siedelten sich darin an.
Jos 21:44 Der Herr verschaffte ihnen ringsherum Ruhe, genau wie er ihren Vätern eidlich verheißen hatte. Von all ihren Feinden konnte ihnen gegenüber niemand widerstehen. Der Herr gab alle ihre Feinde in ihre Gewalt.
Jos 21:45 Keine von den gesamten guten Verheißungen, die der Herr dem Hause Israel gegeben hatte, ward hinfällig. Alles erfüllte sich.
Josua Kapitel 22
Jos 22:1 Damals rief Josua die Rubeniten, die Gaditen und den halben Stamm Manasse.
Jos 22:2 Er sprach zu ihnen: "Ihr habt alles beobachtet, was euch Moses, der Knecht des Herrn, befohlen hat; auch mir habt ihr gehorcht in allem, was ich euch befohlen habe.
Jos 22:3 Ihr habt eure Stammesbrüder diese lange Zeit hindurch bis heute nie im Stich gelassen. Den Befehl des Herrn, eures Gottes, habt ihr getreu beobachtet.
Jos 22:4 Nun aber hat der Herr, euer Gott, euren Volksgenossen Ruhe verschafft, wie er ihnen verheißen. So wendet euch nun und kehrt wieder in eure Zelte zurück, in das Land eures Erbbesitzes, den euch Moses, der Knecht des Herrn, jenseits des Jordans verliehen hat!
Jos 22:5 Nur achtet gewissenhaft darauf, dem Befehl und der Anweisung, die euch Moses, der Knecht des Herrn, befohlen hat, zu folgen: Liebt den Herrn, euren Gott, und wandelt auf seinen Wegen, beobachtet seine Gebote, seid anhänglich an ihn und dient ihm aus eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele!"
Jos 22:6 Josua segnete und entließ sie, und sie kehrten zu ihren Zelten zurück.
Jos 22:7 Der einen Hälfte des Stammes Manasse hatte Moses in Basan Landbesitz gegeben, der anderen Hälfte gab ihn Josua bei ihren Stammesbrüdern jenseits des Jordans im Westen. Josua entließ auch sie zu ihren Zelten mit Segenswünschen.
Jos 22:8 Er sprach zu ihnen: "Mit reichen Schätzen kehrt zu euren Zelten zurück, mit sehr großem Viehbestand, mit Silber, Gold, Erz, Eisen und Kleidern in großer Menge. Teilt, was ihr von euren Feinden erbeutet habt, mit euren Stammesbrüdern!"
Jos 22:9 Die Rubeniten, Gaditen und der halbe Stamm Manasse kehrten also um und gingen von den Israeliten weg aus Silo im Lande Kanaan, um ins Land Gilead zu ziehen, in ihr Erbland, das sie nach der Verheißung des Herrn an Moses besitzen sollten.
Jos 22:10 Sie kamen zu den Bezirken am Jordan, noch zum Lande Kanaan gehörig, und die Rubeniten, Gaditen und der halbe Stamm Manasse erbauten dort am Jordan einen Altar, recht stattlich anzusehen.
Jos 22:11 Da hörten die Israeliten folgende Kunde: "Seht, die Rubeniten, Gaditen und der halbe Stamm Manasse haben sich einen Altar gegenüber dem Lande Kanaan in den Bezirken des Jordans, jenseits des Gebietes der Israeliten, errichtet."
Jos 22:12 Die Israeliten hörten das, und es versammelte sich die ganze israelitische Gemeinde in Silo, um gegen sie in den Krieg zu ziehen.
Jos 22:13 Die Israeliten sandten nun den Sohn des Priesters Eleasar, Pinchas, zu den Rubeniten, Gaditen und dem halben Stamm Manasse in das Land Gilead,
Jos 22:14 dazu zehn Fürsten von sämtlichen Stämmen Israels, je einen von jedem Stamme; jeder von ihnen war Oberhaupt der Familien in den Tausendschaften Israels.
Jos 22:15 Sie kamen zu den Rubeniten, Gaditen und dem halben Stamm Manasse in das Land Gilead und redeten mit ihnen:
Jos 22:16 "So läßt die ganze Gemeinde des Herrn sagen: Was soll diese Untreue, die ihr gegen den Gott Israels begangen habt, da ihr euch heute vom Herrn abwendet, indem ihr euch einen Altar errichtet habt für euren heutigen Abfall vom Herrn?
Jos 22:17 Haben wir noch nicht genug an der Schuld von Peor, von der wir bis heute noch nicht rein sind? Daraufhin kam ja auch die Heimsuchung über die Gemeinde des Herrn!
Jos 22:18 Ihr wendet euch also heute vom Herrn ab. Fallt ihr aber heute vom Herrn ab, dann zürnt er morgen der ganzen Gemeinde Israel.
Jos 22:19 Fürwahr, wenn das Land, das euer Eigentum ist, unrein sein sollte, so kommt doch herüber in das Land, das des Herrn Eigentum ist, wo seine Wohnstätte steht! Siedelt euch doch bei uns an, aber gegen den Herrn empört euch nicht und verstrickt uns nicht auch noch in die Empörung, indem ihr euch einen Altar baut, der neben dem Altar des Herrn, unseres Gottes, bestehen soll.
Jos 22:20 Vergriff sich nicht auch Achan, der Sohn des Serach, treulos an dem Banngut, und kam da nicht der Zorn über die ganze Gemeinde Israel, obwohl es doch nur ein einzelner Mann war? Mußte er nicht um seines Frevels willen sterben?"
Jos 22:21 Da antworteten die Rubeniten, Gaditen und der halbe Stamm Manasse, indem sie zu den Häuptern der Tausendschaften sprachen:
Jos 22:22 "Der erhabene Gott, der Herr, fürwahr der erhabene Gott, der Herr, er allein weiß es, und Israel möge es wissen: Wenn dies in Empörung und in Untreue gegen den Herrn geschehen ist, so möge er uns am heutigen Tag nicht helfen!
Jos 22:23 Wenn wir uns einen Altar errichteten, um uns vom Herrn abzuwenden und um auf ihm Brand- und Speiseopfer darzubringen oder um Friedopfer auf ihm zu vollziehen, so ahnde es der Herr selbst.
Jos 22:24 Vielmehr aus Sorge, aus folgendem Grund haben wir es getan: In Zukunft könnten eure Nachkommen unsern Nachkommen gegenüber bemerken: "Was geht euch der Herr, der Gott Israels, an?
Jos 22:25 Hat doch der Herr zwischen uns und euch Rubeniten und Gaditen den Jordan zur Grenze bestimmt! Ihr habt keinen Anteil am Herrn!" So könnten eure Nachkommen unsere Kinder von der Verehrung des Herrn abspenstig machen.
Jos 22:26 Da haben wir uns denn gedacht: Wir wollen uns doch einen Zeugen schaffen, indem wir den Altar errichten; nicht für Brand- und nicht für Schlachtopfer ist er bestimmt,
Jos 22:27 sondern Zeuge sei er zwischen uns und euch und zwischen unsern Nachkommen, daß wir dem Dienste des Herrn obliegen wollen mit unsern Brand-, Schlacht- und Friedopfern. Nicht sollen eure Söhne künftig zu unsern Söhnen sagen: "Keinen Anteil habt ihr am Herrn."
Jos 22:28 Wir dachten: Wenn sie zu uns oder unsern Nachkommen künftig so sprechen, dann antworten wir: "Seht das Abbild des Herrenaltares, den unsere Väter gebaut haben, nicht zu Brand- und Schlachtopfern, sondern als Zeuge zwischen uns und euch!"
Jos 22:29 Ferne sei es von uns, daß wir uns gegen den Herrn empören und uns heute vom Herrn abwenden wollen, indem wir uns einen Altar für Brand-, Speise- und Schlachtopfer errichten außer dem Altar des Herrn, unseres Gottes, der sich vor seiner Wohnung befindet."
Jos 22:30 Der Priester Pinchas und die Fürsten der Gemeinde, die Häupter der Tausendschaften Israels, die sich in seiner Begleitung befanden, vernahmen die Worte der Rubeniten, der Gaditen und der Manassiten, und sie waren damit einverstanden.
Jos 22:31 Der Priester Pinchas, der Sohn Eleasars, sprach zu den Rubeniten, Gaditen und Manassiten: "Heute erfahren wir, daß der Herr in unserer Mitte ist, weil ihr keine Untreue dem Herrn gegenüber verübtet. So bewahrtet ihr die Israeliten vor der Hand des Herrn."
Jos 22:32 Der Priester Pinchas, der Sohn des Eleasar, und die Fürsten kehrten von den Rubeniten und Gaditen aus dem Lande Gilead in das Land Kanaan zu den Israeliten zurück und hinterbrachten ihnen die Kunde.
Jos 22:33 Der Bescheid gefiel den Israeliten wohl. Die Israeliten priesen Gott und gaben den Plan auf, gegen sie in den Krieg zu ziehen, um das Land der Rubeniten und Gaditen zu verwüsten.
Jos 22:34 Die Rubeniten und Gaditen nannten den Altar "Zeugnis"; denn (so sagten sie) er ist ein Zeugnis zwischen uns, daß der Herr Gott ist.
Josua Kapitel 23
Jos 23:1 Lange Zeit verfloß; der Herr hatte den Israeliten vor all ihren Feinden ringsum Ruhe verschafft, und Josua war alt und hochbetagt.
Jos 23:2 Da berief Josua ganz Israel, seine Ältesten, Oberhäupter, Richter und Aufseher und sprach zu ihnen: "Ich bin nun alt und hochbetagt.
Jos 23:3 Ihr selbst habt all das gesehen, was der Herr, euer Gott, all jenen Völkern um euretwillen widerfahren ließ; denn der Herr, euer Gott, hat selbst für euch gekämpft.
Jos 23:4 Seht, ich habe euch als Erbbesitz für eure Stämme diese Völker zugeteilt, die noch übrig sind von allen Völkern, welche ich vertilgte vom Jordan bis zum Großen Meer im Westen.
Jos 23:5 Der Herr, euer Gott, selbst wird sie vor euch verjagen und sie vor euch austreiben, damit ihr deren Land in Besitz nehmt, wie euch der Herr, euer Gott, verheißen hat.
Jos 23:6 Strengt euch also tüchtig an, alles zu halten und zu tun, was im Gesetzbuch des Moses geschrieben steht, ohne davon rechts oder links abzuweichen!
Jos 23:7 Ihr sollt euch nicht etwa unter jene noch übriggebliebenen Völker mischen, der Namen ihrer Götter nicht gedenken, bei ihnen nicht schwören, sie weder verehren noch euch vor ihnen niederwerfen.
Jos 23:8 Vielmehr dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr anhangen, wie ihr es bis zum heutigen Tag getan habt.
Jos 23:9 Der Herr hat vor euch große und starke Völker vertrieben, und vor euch hielt bis heute niemand stand.
Jos 23:10 Einer von euch kann tausend verfolgen; denn der Herr, euer Gott, ist es, der für euch streitet, wie er euch verheißen hat.
Jos 23:11 So achtet doch um eures Lebens willen streng darauf, den Herrn, euren Gott, zu lieben!
Jos 23:12 Denn wendet ihr euch ab und haltet ihr es mit dem Rest jener Völker, die bei euch übriggeblieben sind, verschwägert ihr euch mit ihnen und vermischt ihr euch mit ihnen und sie mit euch,
Jos 23:13 so wißt es wohl, daß der Herr, euer Gott, diese Völker nicht mehr vor eurem Antlitz vertreiben wird! Sie werden euch vielmehr zur Schlinge und zum Fallstrick, zu Geißeln in euren Seiten und zu Stacheln in euren Augen, bis ihr verschwindet aus diesem guten Land, das euch der Herr, euer Gott, gegeben hat.
Jos 23:14 Seht, ich selbst gehe jetzt den Weg alles Irdischen! Seid euch von ganzem Herzen und von ganzer Seele dessen bewußt, daß keine einzige von all den guten Verheißungen hinfällig ward, die der Herr, euer Gott, euch gab. Alle sind für euch in Erfüllung gegangen, keine einzige davon ist ausgefallen.
Jos 23:15 Wie aber an euch jegliche gute Verheißung, die der Herr, euer Gott, euch gab, in Erfüllung gegangen ist, so wird der Herr an euch auch jegliche üble Drohung zur Erfüllung bringen, bis er euch ausgerottet hat aus diesem guten Land, das der Herr, euer Gott, euch verlieh.
Jos 23:16 Übertretet ihr den Bund des Herrn, eures Gottes, den er euch befohlen hat, geht ihr hin und verehrt andere Götter und werft euch vor ihnen nieder, dann entbrennt des Herrn Zorn gegen euch. Ihr werdet rasch aus diesem guten Land verschwinden, das er euch gab."
Richter
Richter Kapitel 1
Ri 1:1 Nach dem Tode Josuas befragten die Israeliten den Herrn: "Wer von uns soll zuerst gegen die Kanaaniter ziehen, um mit ihnen zu streiten?"
Ri 1:2 Der Herr sprach: "Juda ziehe hinab; ich gebe das Land in seine Gewalt!"
Ri 1:3 Juda aber sprach zu seinem Bruder Simeon: "Ziehe mit mir in meinen Losanteil, damit wir gegen die Kanaaniter kämpfen; dann will auch ich mit dir in deinen Losanteil ziehen." Da ging Simeon mit ihm.
Ri 1:4 Juda zog aus, und der Herr gab die Kanaaniter und die Perissiter in ihre Gewalt. Sie schlugen jene bei Besek, zehntausend Mann.
Ri 1:5 Bei Besek trafen sie auf Adonibesek, stritten wider ihn und schlugen die Kanaaniter und Perissiter.
Ri 1:6 Adonibesek aber floh. Man jagte ihm nach, ergriff ihn und hieb ihm die Daumen und die großen Zehen ab.
Ri 1:7 Da sprach Adonibesek: "Siebzig Könige, deren Daumen und große Zehen abgehauen waren, lasen unter meinem Tische Brocken auf; wie ich getan habe, also vergilt mir Gott!" Man brachte ihn nach Jerusalem; daselbst starb er.
Ri 1:8 Die Judäer aber kämpften wider Jerusalem, nahmen es ein, schlugen es mit des Schwertes Schärfe und steckten die Stadt in Brand.
Ri 1:9 Danach zogen die Judäer weiter zum Kampf gegen die Kanaaniter im Gebirge, im Südland und in der Niederung.
Ri 1:10 Juda zog auch gegen die Kanaaniter in Hebron [Hebron hieß früher Kirjat-Arba] und schlug den Scheschaj, Achiman und Talmaj.
Ri 1:11 Von da zog er gegen die Bewohner von Debir [Debir hieß vordem Kirjat-Sepher = Bücherstadt].
Ri 1:12 Da tat Kaleb den Ausspruch: "Dem, der Kirjat-Sepher bezwingt und einnimmt, gebe ich meine Tochter Achsa zur Frau."
Ri 1:13 Otniel, der Sohn des Kenas, des jüngeren Bruders Kalebs, nahm es ein; so erhielt er denn Achsa, die Tochter des Kaleb, zur Frau.
Ri 1:14 Als sie ihm nun zugeführt wurde, stachelte sie ihn auf, von ihrem Vater Feld zu verlangen. Auch ließ sie sich vom Esel herabgleiten, so daß Kaleb sie fragte: "Was ist mit dir?"
Ri 1:15 Da sprach sie zu ihm: "Gib mir ein Segensgeschenk; denn du hast mich ins trockene Südland vergeben! Gib mir doch Wasserstellen!" Da gab ihr Kaleb die obere und untere Wasserstelle.
Ri 1:16 Die Söhne des Keniters Chobab, des Schwiegervaters des Moses, zogen mit den Judäern aus der Palmenstadt hinauf in die Wüste von Arad [im Südland]; sie gingen hin und siedelten bei den Amalekitern.
Ri 1:17 Juda zog mit seinem Bruder Simeon weiter; sie schlugen die Kanaaniter in Zephat und vollstreckten an ihm den Bann. Darum nannte man die Stadt Chorma.
Ri 1:18 Aber Gaza und sein Gebiet, Askalon, Ekron und sein Gebiet nahm Juda nicht ein.
Ri 1:19 Der Herr war mit Juda; er konnte zwar das Gebirge besetzen, aber die Bewohner der Ebene konnte er nicht vertreiben; denn ihnen standen eiserne Streitwagen zur Verfügung.
Ri 1:20 Dem Kaleb gab man Hebron, wie Moses angeordnet hatte; von dort vertrieb er die drei Söhne Enaks.
Ri 1:21 Doch die Jebusiter in Jerusalem konnten von den Nachkommen Benjamins nicht vertrieben werden, und die Jebusiter blieben bei den Benjaminiten in Jerusalem wohnen bis zum heutigen Tag.
Ri 1:22 Nun zogen auch die vom Stamme Joseph gegen Betel, und der Herr war mit ihnen.
Ri 1:23 Das Haus Joseph ließ Betel auskundschaften [die Stadt hieß früher Lus].
Ri 1:24 Da sahen die Späher, wie ein Mann aus der Stadt herauskam. Sie sprachen zu ihm: "Zeige uns doch, wie man in die Stadt hineinkommen kann; wir werden dir dafür eine Gefälligkeit erweisen!"
Ri 1:25 Da zeigte er ihnen den Zugang zur Stadt. Sie schlugen die Stadt mit der Schärfe des Schwertes; den Mann jedoch und seine ganze Sippe ließen sie gehen.
Ri 1:26 Der Mann ging in das Hethiterland, gründete eine Stadt und nannte sie Lus; dies ist ihr Name bis heute.
Ri 1:27 Manasse konnte aber Bet-Schean, Taanach, die Einwohner von Dor, Jibleam und Megiddo samt allen ihren Tochterstädten nicht in Besitz nehmen. Die Kanaaniter waren entschlossen, in diesem Gebiet wohnen zu bleiben.
Ri 1:28 Als Israel aber allmählich stärker wurde, machte es die Kanaaniter fronpflichtig; völlig vertrieben hat man sie nicht.
Ri 1:29 Auch Ephraim vertrieb die Kanaaniter in Geser nicht; so blieben die Kanaaniter in seiner Mitte wohnen, in Geser.
Ri 1:30 Sebulun vertrieb die Bewohner von Kitron und die Bewohner von Nahalol nicht. Die Kanaaniter blieben in seiner Mitte, wurden indes fronpflichtig.
Ri 1:31 Aser vertrieb die Bewohner von Akko, Sidon, Machaleb, Achsib, Aphek und Rechob ebenfalls nicht.
Ri 1:32 Es wohnten die Aseriten inmitten der Kanaaniter, der eigentlichen Landesbewohner; denn man konnte sie nicht vertreiben.
Ri 1:33 Die vom Stamme Naphtali vertrieben die Bewohner von Bet-Schemesch und Bet-Anat nicht. Sie blieben mitten unter den Kanaanitern, den eigentlichen Landesbewohnern; doch die Leute von Bet-Schemesch und Bet-Anat wurden ihnen fronpflichtig.
Ri 1:34 Die Amoriter drängten die vom Stamme Dan auf das Gebirge und ließen sie nicht in die Ebene hinabsteigen.
Ri 1:35 Die Amoriter entschlossen sich, in Har-Cheres, in Ajjalon und in Schaalbim zu bleiben. Aber das Haus Joseph zwang sie, fronpflichtig zu werden.
Ri 1:36 Das Gebiet der Edomiter erstreckte sich von der Skorpionensteige bis nach Sela und darüber hinaus.
Richter Kapitel 2
Ri 2:1 Der Engel des Herrn zog aus Gilgal hinauf nach Bochim und sprach: "Ich führte euch aus Ägypten heraus und brachte euch in das Land, das ich euren Vätern eidlich versprochen habe. Ich hatte gesagt: Ich werde meinen Bund mit euch in Ewigkeit nicht aufheben.
Ri 2:2 Ihr aber dürft mit den Bewohnern dieses Landes keine Verträge schließen! Ihr müßt ihre Altäre abbrechen! Ihr habt jedoch meiner Stimme nicht gehorcht! Warum habt ihr das getan?
Ri 2:3 Jetzt aber sage ich euch: Ich werde sie nicht vor euch vertreiben, sie werden eure Quälgeister, und ihre Götter werden euch zum Fallstrick sein."
Ri 2:4 Während der Engel des Herrn diese Worte zu allen Israeliten redete, erhoben die Leute ihre Stimme und weinten.
Ri 2:5 Daher nannte man jenen Ort Bochim (Weinende). Sie opferten dort dem Herrn.
Ri 2:6 Josua hatte das Volk verabschiedet. Die Israeliten begaben sich einzeln zu ihrem Erbbesitz, um das Land zu besetzen.
Ri 2:7 Das Volk diente dem Herrn während der ganzen Lebensdauer Josuas und der Ältesten, die Josua noch lange überlebten und alle Großtaten des Herrn geschaut hatten, die er an Israel gewirkt.
Ri 2:8 Josua, der Sohn Nuns und Knecht des Herrn, starb im Alter von hundertzehn Jahren.
Ri 2:9 Man begrub ihn im Bereich seines Erbbesitzes zu Timnat-Serach auf dem Gebirge Ephraim, nördlich vom Berge Gaasch.
Ri 2:10 Aber auch dieses ganze Geschlecht wurde zu seinen Vätern versammelt, und es erstand ein anderes Geschlecht nach ihnen, das weder den Herrn kannte noch das Werk, das er an Israel gewirkt hatte.
Ri 2:11 Die Israeliten taten Dinge, die dem Herrn mißfielen. Sie verehrten die Baale.
Ri 2:12 Sie verließen den Herrn, den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Ägypterland weggeführt, liefen anderen Göttern nach, Göttern der Völker ihrer Umgebung, warfen sich vor ihnen nieder und reizten damit den Herrn.
Ri 2:13 Sie verließen den Herrn und verehrten den Baal und die Astarten.
Ri 2:14 Da entbrannte der Zorn des Herrn wider Israel; er gab sie in die Gewalt von Räubern, die sie ausraubten, und verkaufte sie in die Hand ihrer Feinde ringsum. Sie konnten vor ihren Feinden nicht mehr standhalten.
Ri 2:15 Wohin immer sie zogen, war die Hand des Herrn wider sie zum Unheil, wie der Herr es gesagt und ihnen eidlich angedroht hatte. Er brachte sie in große Drangsal.
Ri 2:16 Dann ließ der Herr Richter auftreten; diese retteten sie aus der Hand der Ausplünderer.
Ri 2:17 Aber auch ihren Richtern folgten sie nicht, sondern gaben sich anderen Göttern preis und warfen sich vor ihnen nieder. Schnell sind sie von dem Wege abgewichen, den ihre Väter gegangen waren, welche die Weisungen des Herrn befolgt hatten. Sie aber handelten nicht so.
Ri 2:18 Wenn der Herr ihnen Richter erstehen ließ, dann half er dem Richter und errettete jene aus der Gewalt ihrer Feinde, solange der Richter lebte. Denn der Herr hatte Mitleid, wenn sie über ihre Bedrücker und Bedränger stöhnten.
Ri 2:19 Starb aber der Richter, so handelten sie von neuem noch schlimmer als ihre Väter, liefen hinter fremden Göttern her, dienten ihnen und warfen sich vor ihnen nieder. Sie ließen nicht ab von ihren Taten und ihrem verstockten Lebenswandel.
Ri 2:20 So entbrannte des Herrn Zorn wider Israel, und er sprach: "Weil dieses Volk meinen Bund übertrat, den ich ihren Vätern befohlen habe, und meiner Stimme nicht gehorchte,
Ri 2:21 will auch ich vor ihnen keines mehr von den Völkern vertreiben, die Josua bei seinem Tode übriggelassen hat,
Ri 2:22 um durch sie Israel auf die Probe zu stellen, ob es den Weg des Herrn beobachten und auf ihm wandeln will, wie es ihre Väter taten, oder nicht."
Ri 2:23 Der Herr beließ also jene Völker, ohne sie rasch zu vertreiben, und er gab sie nicht in die Hand Josuas.
Richter Kapitel 3
Ri 3:1 Dies sind die Völker, die der Herr zurückließ, um durch sie alle Israeliten, welche die gesamten Kämpfe um Kanaan nicht kannten, zu prüfen -
Ri 3:2 nur um gerade jenen Geschlechtern der Israeliten, die von den früheren Kämpfen nichts mehr wußten, Kenntnis und Übung der Kriegführung beizubringen:
Ri 3:3 Die fünf Philisterfürsten, alle Kanaaniter, die Sidonier und die Hiwwiter am Libanongebirge vom Berge Baal-Hermon bis nach Lebo-Hamat.
Ri 3:4 Sie erfüllten die Aufgabe, daß durch sie die Israeliten auf die Probe gestellt wurden, damit es sich zeigte, ob diese den Weisungen des Herrn gehorchen würden, die er ihren Vätern durch Moses gegeben hatte.
Ri 3:5 Die Israeliten wohnten also inmitten der Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Perissiter, Hiwwiter und Jebusiter.
Ri 3:6 Sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen, gaben ihre Töchter an deren Söhne und verehrten ihre Götter.
Ri 3:7 Die Israeliten taten, was dem Herrn mißfiel, sie vergaßen den Herrn, ihren Gott, und dienten den Baalen und Ascheren.
Ri 3:8 Da entbrannte des Herrn Zorn wider Israel. Er überlieferte sie der Gewalt des Kuschan-Rischatajim, des Königs von Aram in Mesopotamien. Die Söhne Israels dienten dem Kuschan-Rischatajim acht Jahre lang.
Ri 3:9 Die Israeliten aber schrieen zum Herrn, und der Herr ließ den Kindern Israels einen Retter erstehen, der sie befreite: Otniel, den Sohn des Kenas, des jüngeren Bruders des Kaleb.
Ri 3:10 Der Geist des Herrn kam über ihn, und er ward Richter über Israel. Er zog zum Kriege aus, und der Herr überlieferte den Kuschan-Rischatajim, den König von Aram, seiner Gewalt; so gewann er die Oberhand über Kuschan-Rischatajim.
Ri 3:11 Das Land hatte vierzig Jahre lang Ruhe. Dann starb Otniel, der Sohn des Kenas.
Ri 3:12 Die Israeliten taten aufs neue, was dem Herrn mißfiel. Der Herr ließ deshalb den König Eglon von Moab stark werden über Israel, weil sie taten, was dem Herrn mißfiel.
Ri 3:13 Im Bunde mit den Ammonitern und Amalekitern zog er heran, schlug Israel und besetzte die Palmenstadt (Jericho).
Ri 3:14 Die Israeliten wurden dem König Eglon von Moab achtzehn Jahre lang untertan.
Ri 3:15 Da schrieen die Israeliten zum Herrn. Der Herr ließ ihnen einen Retter erstehen, den Benjaminiten Ehud, Geras Sohn, einen Linkshänder. Durch ihn sandten die Israeliten Tribut an den König Eglon von Moab.
Ri 3:16 Nun machte sich Ehud einen zweischneidigen Dolch, eine Spanne lang, und gürtete ihn unter sein Gewand an die rechte Hüfte.
Ri 3:17 So brachte er dem König Eglon von Moab den Tribut. Eglon aber war sehr fettleibig.
Ri 3:18 Als Ehud die Abgabe überreicht hatte, entließ er die Leute, die den Tribut getragen hatten.
Ri 3:19 Er selbst kehrte aber bei den Schnitzbildern von Gilgal um und sprach: "Ich habe eine geheime Botschaft an dich, o König." Dieser sagte: "Geheim!", und alle, die um ihn standen, gingen fort.
Ri 3:20 Ehud trat zu ihm heran, während Eglon im kühlen Obergemach saß, das ihm allein gehörte. Ehud sprach: "Einen Gottesspruch habe ich für dich!"
Ri 3:21 Da nahm Jaël, die Frau Chebers, einen Zeltpflock, ergriff einen Hammer, trat leise an ihn heran und durchschlug mit dem Pflock seine Schläfe bis in die Erde. Er war vor Erschöpfung eingeschlummert. So starb er denn.
Ri 3:22 Nach der Klinge drang auch der Griff ein, und das Fett umschloß die Klinge, denn Ehud hatte den Dolch nicht aus dem Leib herausgezogen.
Ri 3:23 Ehud aber gelangte durch ein Schlupfloch hinaus, nachdem er die Türen des Obergemaches hinter sich verschlossen und verriegelt hatte.
Ri 3:24 Nach seinem Weggang kamen die Diener und bemerkten, daß die Türen zum Obergemach verriegelt waren. Sie meinten: "Er verrichtet gewiß in der kühlen Kammer seine Notdurft."
Ri 3:25 So warteten sie lange, lange Zeit. Niemand aber öffnete ihnen die Türen zum Obergemach. Sie holten sich also den Schlüssel und schlossen auf; da lag ihr Herr tot am Boden.
Ri 3:26 Ehud aber war entkommen, während sie zögerten. Er ging an den Schnitzbildern vorbei und entkam nach Seïra.
Ri 3:27 Sobald er heimkam, stieß er auf dem Gebirge Ephraim in die Posaune. Die Israeliten sollten mit ihm vom Gebirge herabziehen, er selbst an ihrer Spitze.
Ri 3:28 Er befahl ihnen: "Mir nach! Denn der Herr gibt eure Feinde, die Moabiter, in eure Gewalt!" Da stiegen sie ihm nach zu Tal, besetzten vor Moab die Jordanfurten und ließen niemand hinüber.
Ri 3:29 Sie erschlugen von den Moabitern damals ungefähr zehntausend Mann, lauter starke und streitbare Männer; niemand entkam.
Ri 3:30 Moab mußte sich zu jener Zeit unter Israels Faust beugen, und das Land hatte achtzig Jahre lang Ruhe.
Richter Kapitel 4
Ri 4:1 Die Israeliten aber taten wiederum, was dem Herrn mißfiel. Es war nach Ehuds Tode.
Ri 4:2 Da verkaufte sie der Herr in die Gewalt Jabins, des Königs von Kanaan, der in Chazor herrschte. Sein Feldherr hieß Sisera; er wohnte in Charoschet der Fremdvölker.
Ri 4:3 Die Israeliten schrieen zum Herrn; denn jener verfügte über neunhundert eiserne Streitwagen und bedrängte die Israeliten zwanzig Jahre lang hart.
Ri 4:4 Debora, eine prophetisch begabte Frau, die Frau des Lappidot, richtete zu jener Zeit Israel.
Ri 4:5 Sie hielt ihre Sitzungen unter der Deborapalme zwischen Rama und Betel auf dem Gebirge Ephraim. Die Israeliten zogen zu ihr hinauf, um ihre Entscheidung einzuholen.
Ri 4:6 Sie schickte hin und ließ Barak, den Sohn Abinoams, aus Kedesch in Naphtali holen. Sie sprach zu ihm: "Fürwahr, der Herr, der Gott Israels, befiehlt: Auf, zieh zum Berge Tabor und nimm mit dir zehntausend Mann von den Naphtaliten und Sebuluniten!
Ri 4:7 Dann will ich zu dir an den Kischonbach den Sisera, den Feldherrn Jabins, und seine Streitmacht heranlocken und ihn in deine Gewalt geben!"
Ri 4:8 Barak sprach zu ihr: "Gehst du mit mir, dann will ich gehen, gehst du aber nicht mit, so gehe ich nicht!"
Ri 4:9 Sie erwiderte: "Gewiß will ich mit dir gehen, jedoch wird der Ruhm bei dem Unternehmen, das du vorhast, nicht dir zufallen, sondern in eines Weibes Gewalt wird der Herr den Sisera verkaufen!" Debora erhob sich und ging mit Barak nach Kedesch.
Ri 4:10 Barak bot Sebulun und Naphtali nach Kedesch auf. Ihm leisteten zehntausend Mann Gefolgschaft. Auch Debora zog mit ihm.
Ri 4:11 Der Keniter Cheber hatte sich von Kajin, einem der Söhne Chobabs, des Schwiegervaters des Moses, getrennt und sein Zelt zur Eiche bei Zaanajim in der Nähe von Kedesch verlegt.
Ri 4:12 Man meldete dem Sisera, daß Barak, der Sohn Abinoams, auf den Berg Tabor hinaufgezogen sei.
Ri 4:13 Da entbot Sisera all seine Streitwagen - neunhundert Streitwagen aus Eisen - und alles Kriegsvolk, das bei ihm war, von Charoschet der Fremdvölker bis an den Kischonbach.
Ri 4:14 Nun sprach Debora zu Barak: "Auf! Denn heute ist der Tag, an dem der Herr Sisera in deine Gewalt gibt! Fürwahr, der Herr zieht vor dir her!" Da zog Barak vom Berge Tabor hinunter, zehntausend Mann in seiner Gefolgschaft.
Ri 4:15 Der Herr aber brachte Sisera, sein ganzes Wagenaufgebot und sein ganzes Heerlager vor Barak in Verwirrung. Sisera stieg vom Streitwagen herunter und entwich zu Fuß.
Ri 4:16 Barak aber setzte hinter den Wagen und dem Heerlager her bis nach Charoschet der Fremdvölker. Das ganze Heer Siseras fiel unter des Schwertes Schärfe; niemand blieb übrig.
Ri 4:17 Sisera kam fliehend zu Fuß zum Zelte der Jaël, der Frau des Keniters Cheber; denn zwischen Jabin, dem König von Chazor, und der Familie des Keniters Cheber herrschte Frieden.
Ri 4:18 Jaël kam heraus, ging Sisera entgegen und sprach zu ihm: "Kehr doch ein, Herr, kehr doch ein bei mir! Sei ohne Furcht!" Er kehrte zu ihr ein ins Zelt, und sie deckte ihn mit einem Tuch zu.
Ri 4:19 Da sprach er zu ihr: "Gib mir doch etwas Wasser zu trinken, denn mich dürstet!" Sie öffnete den Milchschlauch, gab ihm zu trinken und deckte ihn zu.
Ri 4:20 Weiter sagte er zu ihr: "Bleibe am Eingang des Zeltes stehen! Wenn jemand kommt und dich fragt: "Ist hier jemand?", dann antworte: "Nein!""
Ri 4:21 Da nahm Jaël, die Frau Chebers, einen Zeltpflock, ergriff einen Hammer, trat leise an ihn heran und durchschlug mit dem Pflock seine Schläfe bis in die Erde. Er war vor Erschöpfung eingeschlummert. So starb er denn.
Ri 4:22 Plötzlich erschien Barak, der Sisera verfolgte. Jaël ging heraus, ihm entgegen, und sprach zu ihm: "Komm, ich zeige dir den Mann, den du suchst!" Jener trat zu ihr ein, und siehe, Sisera lag tot hingestreckt, den Zeltpflock noch in seiner Schläfe.
Ri 4:23 So demütigte Gott an jenem Tage den König Jabin von Kanaan vor den Israeliten.
Ri 4:24 Die Faust der Israeliten lastete immer schwerer auf dem König Jabin von Kanaan, bis sie ihn völlig vernichtet hatten.
Richter Kapitel 5
Ri 5:1 Debora und Barak, der Sohn Abinoams, stimmten damals folgendes Lied an:
Ri 5:2 "Wenn man in Israel das Kopfhaar wallen läßt, wenn sich das Volk freiwillig stellt, dann preist den Herrn!
Ri 5:3 Ihr Könige, hört, merkt auf, ihr Fürsten: Ich gehöre dem Herrn! Ich will singen, spielen will ich dem Herrn, Israels Gott!
Ri 5:4 O Herr, du zogst aus von Seïr, von Edoms Gefilde schrittst du her; die Erde erbebte, es gossen die Himmel, die Wolken gossen das Wasser!
Ri 5:5 Die Berge wankten vor dem Herrn vom Sinai, vor dem Herrn, dem Gott Israels.
Ri 5:6 In den Tagen Samgars, des Anatsohnes, in den Tagen Jaëls verschwanden die Karawanen; die sonst auf offenen Wegen gingen, suchten verschlungene Pfade.
Ri 5:7 Es verschwand das freie Volk, es verschwand in Israel, bis du aufstandest, Debora, dich erhobst als Mutter in Israel.
Ri 5:8 Man wählte sich neue Götter, die ihnen früher unbekannt waren; doch Schild und Lanze blinkten nicht bei den 40 000 in Israel!
Ri 5:9 Mein Herz den Gebietenden Israels! Ihr Freiwilligen aus dem Volke, rühmt den Herrn!
Ri 5:10 Die ihr reitet auf hellgrauen Eselinnen, die ihr auf Teppichen sitzt, die ihr wandert des Weges, eilt herbei
Ri 5:11 beim Klang der Trompetenbläser am Brunnen! Dort preist man die Heilstat des Herrn, seine Heilstat am freien Volk in Israel. Dann steige das Volk des Herrn zu den Toren hinab!
Ri 5:12 Auf! Auf denn, Debora! Auf! Auf! Singe dein Lied, erhebe dich, Barak, führe deine Gefangenen weg, Abinoams Sohn!
Ri 5:13 Dann ziehen die Kampfentronnenen glanzvoll hinab, das Kriegsvolk des Herrn ziehe hinab als Helden,
Ri 5:14 Fürsten von Ephraim der Ebene zu, Benjamin hinter dir drein bei deinen Leuten! Von Machir steigen Gebieter hinab und von Sebulun Beamte mit Schreiberstäben;
Ri 5:15 die Fürsten von Issachar mit Debora, dann Issachar (selbst); desgleichen ist Barak schon talwärts entsandt mit seinem Fußvolk.
Ri 5:16 Darauf entgegnete ihm der Herr: "Wenn ich mit dir bin, so wirst du Midian schlagen wie einen einzigen Mann!"
Ri 5:17 Gilead jenseits des Jordans blieb ruhig, und Dan weilt fern bei den Schiffen. Aser sitzt fest am Strande des Meeres, wohnt ruhig bei seinen Landeplätzen.
Ri 5:18 Sebulun schätzt sein Leben gering, ist zum Tode bereit, auch Naphtali auf den Höhen des Geländes.
Ri 5:19 Könige kamen und stritten. Damals kämpften Kanaans Könige zu Taanach an den Wassern Megiddos. Beute an Silber machten sie nicht.
Ri 5:20 Vom Himmel her kämpften die Sterne, von ihren Bahnen aus stritten sie mit Sisera.
Ri 5:21 Der Kischonbach schwemmte sie fort, der Kischonbach trat ihnen entgegen. Spanne, meine Seele, die Kraft!
Ri 5:22 Da stampften die Hufe der Rosse, da dröhnte der Hengste Stieben und Traben.
Ri 5:23 Verflucht Meros, spricht des Herrn Engel, verflucht seine Bewohner! Denn sie kamen nicht dem Herrn zu Hilfe, zu Hilfe dem Herrn unter den Helden.
Ri 5:24 Unter den Frauen sei Jaël gepriesen, die Frau des Keniters Cheber, unter den Frauen im Zelte gepriesen!
Ri 5:25 Um Wasser bat er, Milch spendete sie, in prachtvoller Schale reichte sie Rahm.
Ri 5:26 Ihre Hand greift nach dem Zeltpflock, ihre Rechte nach dem Hammer; sie zerhämmert Sisera, zerschlägt sein Haupt, zerschmettert, durchbohrt seine Schläfe.
Ri 5:27 Zu ihren Füßen gekrümmt, gefallen, liegt er da, zu ihren Füßen, gekrümmt, gefallen; da, wo er hinsank, liegt er erschlagen.
Ri 5:28 Durchs Fenster schaut sie und blickt hinab, Siseras Mutter durchs Gitter: "Warum zögert sein Wagen zu kommen, warum säumen seiner Streitwagen Räder?"
Ri 5:29 Die klügste ihrer Fürstinnen antwortet ihr, und sie wiederholt sich selbst deren Worte:
Ri 5:30 "Sicherlich finden und teilen sie Beute; ein, zwei Weiber für jeden Mann! Beute an Tüchern für Sisera, Beute an Tüchern! Ein Bunttuch, zwei Bunttücher für meinen Hals als Beute."
Richter Kapitel 6
Ri 6:1 Die Israeliten aber taten, was dem Herrn mißfiel; der Herr lieferte sie daher sieben Jahre lang der Bedrückung durch die Midianiter aus.
Ri 6:2 Midian wurde stark über Israel. Seinetwegen richteten die Israeliten sich die Klüfte in den Bergen, die Höhen und die befestigten Stellen her.
Ri 6:3 Immer, wenn Israel gesät hatte, zogen die Midianiter, die Amalekiter und die Söhne des Ostens gegen sie heran.
Ri 6:4 Sie bezogen gegen sie ein Lager und vernichteten des Landes Ernte bis nach Gaza hin. Sie ließen für den Lebensunterhalt Israels nichts übrig, weder Schafe noch Rinder noch Esel.
Ri 6:5 Sie selbst zogen mit ihren Herden und Zelten herauf; sie kamen in ungeheurer Menge wie Heuschreckenschwärme; sie und ihre Kamele waren nicht zu zählen. Sie besetzten das Land, um es zu verheeren.
Ri 6:6 Israel wurde durch Midian sehr geschädigt. Da schrieen die Israeliten zum Herrn.
Ri 6:7 Da nun die Israeliten zum Herrn um Hilfe gegen Midian riefen,
Ri 6:8 sandte der Herr einen Propheten zu den Israeliten, der zu ihnen sprach: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe euch aus Ägypten fortgeführt und euch aus dem Sklavenhaus weggebracht.
Ri 6:9 Ich errettete euch aus der Gewalt Ägyptens und der Faust eurer Bedrücker. Ich vertrieb sie vor euch und gab euch ihr Land.
Ri 6:10 Ich kündete euch: Ich bin der Herr, euer Gott! Fürchtet nicht die Götter der Amoriter, in deren Land ihr wohnt! Doch ihr hörtet nicht auf meine Stimme!"
Ri 6:11 Der Engel des Herrn kam und setzte sich unter die Eiche bei Ophra, die dem Abiësriten Joasch gehörte. Sein Sohn Gideon war gerade dabei, Weizen in der Kelter auszuklopfen, um ihn vor Midian zu verbergen.
Ri 6:12 Diesem erschien der Engel des Herrn und rief ihm zu: "Der Herr mit dir, du starker Held!"
Ri 6:13 Doch Gideon entgegnete ihm: "Mit Verlaub, mein Herr! Ist der Herr wirklich mit uns, wozu hat uns all dies getroffen? Wo sind denn alle seine Wundertaten, von denen uns unsere Väter erzählten, indem sie sprachen: "Hat uns nicht der Herr aus Ägypten herausgeführt?" Nun, jetzt hat uns der Herr verstoßen und der Faust Midians überantwortet!"
Ri 6:14 Da wandte sich der Herr ihm zu und sprach: "Ziehe hin in dieser deiner Kraft und errette Israel aus der Faust Midians! Wohlan, ich sende dich!"
Ri 6:15 Darauf sprach er zu ihm: "Mit Verlaub, Herr! Womit soll ich denn Israel retten? Siehe, mein Geschlecht ist das geringste in Manasse, und ich selbst bin der Unbedeutendste in meiner Familie!"
Ri 6:16 Darauf entgegnete ihm der Herr: "Wenn ich mit dir bin, so wirst du Midian schlagen wie einen einzigen Mann!"
Ri 6:17 Er sprach zu ihm: "Habe ich in deinen Augen Gnade gefunden, so gib mir ein Zeichen, daß du es bist, der mit mir redet!
Ri 6:18 Weiche doch von hier nicht fort, bis ich zu dirkomme, dir meine Opfergabe herausbringe und vorsetze!" Er entgegnete: "Gut, ich bleibe, bis du zurückkommst."
Ri 6:19 Gideon ging hinein und bereitete ein Ziegenböcklein und ungesäuerte Brote aus einem Epha Mehl; das Fleisch tat er in einen Korb, die Brühe goß er in einen Topf. Das brachte er zu ihm heraus unter die Eiche und setzte es ihm vor.
Ri 6:20 Da sprach der Engel Gottes zu ihm: "Nimm das Fleisch und die ungesäuerten Brote, lege sie auf diesen Felsen, die Brühe aber gieße darüber!" Gideon tat so.
Ri 6:21 Der Engel des Herrn streckte die Spitze des Stabes in seiner Hand aus und berührte damit das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Da brach Feuer aus dem Felsen hervor und verzehrte das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Der Engel des Herrn aber war aus seinen Augen verschwunden.
Ri 6:22 Da erkannte Gideon, daß es der Engel des Herrn war. Gideon rief aus: "O wehe, Herr, Herr, ich habe den Engel des Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen!"
Ri 6:23 Der Herr entgegnete ihm: "Heil dir! Fürchte dich nicht, du wirst nicht sterben!"
Ri 6:24 Dann baute Gideon daselbst einen Altar für den Herrn und nannte ihn "Der Herr ist Heil". Bis heute steht er noch im abiësritischen Ophra.
Ri 6:25 In jener Nacht sprach der Herr zu ihm: "Nimm den fetten Jungstier deines Vaters, reiße den Baalsaltar deines Vaters nieder und haue den danebenstehenden Götzenpfahl um!
Ri 6:26 Dann errichte einen Altar für den Herrn, deinen Gott, ganz oben an dieser Stätte in geordneter Steinschicht, nimm den fetten Stier und bring ihn mit dem Holz des Götzenpfahles, den du umhaust, als Brandopfer dar!"
Ri 6:27 Da nahm Gideon von seinen Dienern zehn Leute und führte das aus, was ihm der Herr gesagt hatte. Weil er sich aber vor seiner Familie und vor den Stadtleuten fürchtete, es am Tage zu tun, tat er es in der Nacht.
Ri 6:28 In der Frühe des anderen Morgens erschienen Leute aus der Stadt und sahen, daß der Baalsaltar niedergerissen, der Götzenpfahl daneben gefällt und der fette Jungstier auf dem neuerbauten Altar geopfert war.
Ri 6:29 Da sprachen die Leute zueinander: "Wer hat dies getan?" Sie suchten und forschten und stellten fest: "Gideon, der Sohn des Joasch, war der Täter."
Ri 6:30 Die Leute aus der Stadt verlangten von Joasch: "Gib deinen Sohn heraus, er muß sterben, denn er hat den Baalsaltar niedergerissen und den heiligen Götzenpfahl daneben gefällt!"
Ri 6:31 Joasch antwortete allen, die um ihn herumstanden: "Wollt ihr für Baal streiten? Wollt ihr ihn retten? Wer für ihn streitet, sterbe bis zum andern Morgen! Ist Baal ein Gott, so streite er für sich selbst, da einer seinen Altar niedergerissen hat!"
Ri 6:32 So nannte man ihn an jenem Tage Jerubbaal mit der Begründung: "Baal streite gegen ihn; denn er hat seinen Altar niedergerissen!"
Ri 6:33 Alle Midianiter, Amalekiter und Ostleute scharten sich zusammen, zogen herüber und lagerten in der Ebene Jezreel.
Ri 6:34 Da ergriff der Geist des Herrn Gideon, er stieß in die Posaune, und Abiëser ward zur Heeresfolge aufgerufen.
Ri 6:35 Er entsandte Boten nach ganz Manasse, und auch dieses ließ sich zur Heeresfolge aufbieten. Dann schickte er Boten durch Aser, Sebulun und Naphtali, und sie zogen ihnen entgegen.
Ri 6:36 Da sprach Gideon zu Gott: "Willst du wirklich Israel durch meine Hand befreien, wie du gesagt hast,
Ri 6:37 siehe, so lege ich frischgeschorene Wolle auf die Tenne. Wenn sich auf der Wolle allein Tau befindet, während sonst auf dem Boden alles trocken bleibt, dann weiß ich, daß du Israel durch meine Hand befreien wirst, wie du gesagt hast."
Ri 6:38 So geschah es. In der Frühe des andern Morgens drückte er die Wolle aus und preßte Tau heraus, eine ganze Schale voll Wasser.
Ri 6:39 Gideon aber sprach zu Gott: "Es entbrenne dein Zorn nicht gegen mich, wenn ich nur noch dieses eine Mal rede: Ich will es noch einmal mit dieser Wolle versuchen: die Wolle allein bleibe trocken, und sonst befinde sich überall Tau!"
Ri 6:40 In jener Nacht ließ es Gott so geschehen: Es war die Wolle allein trocken, auf dem übrigen Boden aber lag Tau.
Richter Kapitel 7
Ri 7:1 In der Frühe des andern Morgens bezogen Jerubbaal [Gideon] und alle Leute mit ihm Lager an der Charodquelle. Das Heerlager Midians aber befand sich in der Ebene nördlich vom Hügel More.
Ri 7:2 Da sprach der Herr zu Gideon: "Zu zahlreich ist das Kriegsvolk bei dir, als daß ich Midian in seine Gewalt geben könnte. Sonst rühmt sich Israel wider mich und spricht: "Meine eigene Hand hat mich gerettet."
Ri 7:3 Verkünde also jetzt dem Kriegsvolk: Wer furchtsam und verzagt ist, kehre um!" Gideon sichtete sie also, da kehrten von den Kriegsleuten 22 000 Mann um, nur noch zehntausend blieben zurück.
Ri 7:4 Dann sprach der Herr zu Gideon: "Noch ist das Kriegsvolk zu zahlreich; führe sie also ans Wasser hinunter, dort will ich sie dir sichten. Die ich dir nenne, mögen mit dir gehen, von welchen ich aber sage, sie sollen nicht mit dir gehen, diese sollen nicht mit dir ziehen!"
Ri 7:5 Er führte die Leute zum Wasser hinab. Der Herr sprach zu Gideon: "Wer mit der Zunge Wasser leckt, so wie der Hund es tut, den stelle besonders, und ebenso jeden, der seine Knie beugt, um zu trinken."
Ri 7:6 Es belief sich die Zahl derer, die mit der Zunge leckten, auf dreihundert Mann, alle übrigen Kriegsleute aber beugten ihre Knie, um Wasser aus der Hand zu trinken und es in den Mund zu führen.
Ri 7:7 Da sprach der Herr zu Gideon: "Mit den dreihundert Mann, die das Wasser leckten, will ich euch erretten und die Midianiter in deine Gewalt geben, alles übrige Kriegsvolk aber soll nach Hause zurückkehren."
Ri 7:8 Da nahmen sie die Verpflegung der Leute und ihre Posaunen in ihre Hände. Er entließ alle Israeliten, jeden in sein Zelt; nur die dreihundert Mann behielt er. Das Heerlager der Midianiter aber befand sich unter ihm in der Ebene.
Ri 7:9 In jener Nacht sprach der Herr zu ihm: "Auf! Steige hinab ins Lager, ich gebe es in deine Gewalt.
Ri 7:10 Fürchtest du dich aber, allein hinabzugehen, so geh doch mit deinem Burschen Pura hinunter in das Lager!
Ri 7:11 Lausche, was man dort spricht, dann wirst du Mut gewinnen und wirst ins Lager selbst einbrechen!" Er ging also mit seinem Burschen Pura bis in die unmittelbare Nähe der Lagerwachen.
Ri 7:12 Midian, Amalek und alle Ostleute hatten sich in der Ebene gelagert, so massenhaft wie Heuschreckenschwärme, und ihre Kamele waren nicht zu zählen; sie waren so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres.
Ri 7:13 Gideon kam hin, da erzählte gerade einer seinem Kameraden einen Traum und sagte: "Da habe ich doch einen Traum gehabt: Es war eine Gerstenbrotscheibe, die rollte ins midianitische Lager. Sie kam bis zum Häuptlingszelte, stieß daran, so daß es umfiel, und drehte es nach oben um. Das Zelt war gefallen."
Ri 7:14 Sein Kamerad antwortete und sprach: "Nichts anderes ist dies als das Schwert Gideons, des Sohnes des Joasch, des Israeliten. Gott gibt in seine Hand Midian und das ganze Heerlager!"
Ri 7:15 Als Gideon das Gespräch vom Traum und seine Deutung gehört hatte, warf er sich anbetend nieder; dann kehrte er ins israelitische Lager zurück und befahl: "Auf, der Herr gibt das midianitische Lager in eure Gewalt!"
Ri 7:16 Er teilte die dreihundert Mann in drei Gruppen und gab allen Posaunen in die Hand und leere Krüge; in den Krügen aber waren Fackeln.
Ri 7:17 Dann sagte er ihnen: "Schaut auf mich und macht alles nach! Aufgepaßt! Ich dringe bis in die nächste Nähe des Lagers vor, und wie ich es dann mache, so tut auch ihr!
Ri 7:18 Stoße ich in die Posaune samt allen, die bei mir sind, dann stoßt auch ihr rings um das ganze Lager in die Posaunen und ruft: "Für den Herrn und Gideon!""
Ri 7:19 Gideon und die hundert Mann mit ihm drangen bis in die nächste Nähe des Lagers vor zu Beginn der mittleren Nachtwache; soeben hatte man die Wachen aufgestellt. Da stießen sie in die Posaunen und zerschmetterten die Krüge in ihrer Hand.
Ri 7:20 Dann stießen die drei Gruppen in die Hörner und brachen die Krüge entzwei. Sie faßten mit ihrer linken Hand die Fackeln, mit der Rechten die Posaunen zum Blasen und riefen: "Schwert für den Herrn und Gideon!"
Ri 7:21 Jeder blieb da, wo er gerade war, um das Lager herum stehen; im Lager selbst lief alles hin und her, lärmte und floh.
Ri 7:22 Als man in die dreihundert Posaunen stieß, da richtete der Herr das Schwert des einen gegen den andern im ganzen Lager; nun rückte das Lager aus bis nach Bet-Schitta nach Zereda zu, bis zum Ufergelände von Abel-Mechola bei Tabbat.
Ri 7:23 Israels Männer von Naphtali, Aser und von ganz Manasse wurden aufgeboten. Sie stürmten hinter Midian her.
Ri 7:24 Gideon sandte Boten in alle Teile des Gebirges Ephraim und forderte auf: "Zieht gegen Midian hinab und schneidet ihnen das Wasser ab bis Bet-Bara und auch den Jordan!" Da wurden alle Ephraimiten aufgeboten und schnitten das Wasser bis Bet-Bara und auch den Jordan ab.
Ri 7:25 Auch nahmen sie die beiden Midianiterfürsten Oreb und Seeb gefangen; Oreb tötete man am Rabenfelsen und Seeb an der Wolfskelter. Man verfolgte Midian weiter. Die Köpfe Orebs und Seebs brachte man zu Gideon über den Jordan hinüber.
Richter Kapitel 8
Ri 8:1 Da meldeten sich die Ephraimiten bei ihm: "Was hast du uns da angetan, uns nicht rufen zu lassen, als du zum Kampf gegen Midian schrittst?" Sie haderten heftig mit ihm.
Ri 8:2 Er entgegnete ihnen: "Was habe ich denn schon geleistet im Vergleich mit euch? Ist nicht die Nachlese Ephraims besser als die Weinernte Abiësers?
Ri 8:3 In eure Gewalt hat doch Gott die Midianiterfürsten Oreb und Seeb gegeben! Was habe ich zu leisten vermocht im Vergleich mit euch?" Da ließ ihr Zorn ihm gegenüber nach, als er dies erklärte.
Ri 8:4 Gideon gelangte an den Jordan. Er überschritt ihn mit den dreihundert Mann, die er hatte; sie waren erschöpft, setzten aber die Verfolgung fort.
Ri 8:5 Er forderte daher die Leute von Sukkot auf: "Gebt doch den Leuten in meiner Gefolgschaft Brot, denn sie sind erschöpft, und ich bin ja auf der Verfolgung der Midianiterkönige Sebach und Zalmunna."
Ri 8:6 Da fragten ihn die Fürsten von Sukkot: "Sind denn Sebach und Zalmunna bereits in deiner Gewalt, daß wir deinem Heere Brot liefern sollen?"
Ri 8:7 Gideon entgegnete: "Gut, wenn der Herr Sebach und Zalmunna in meine Gewalt gibt, dann will ich eure Leiber dreschen mit Steppendornen und Stachelruten!"
Ri 8:8 Von da zog er weiter hinauf nach Penuel und stellte an die dortigen Einwohner dieselbe Forderung. Doch die Leute von Penuel gaben die gleiche Antwort wie die Männer von Sukkot.
Ri 8:9 Da sprach er auch zu den Männern von Penuel: "Wenn ich wohlbehalten wiederkehre, dann reiße ich diese Burg nieder!"
Ri 8:10 Sebach und Zalmunna befanden sich samt ihrem Heerlager in Karkor. Es waren etwa 15 000 Mann. Sie waren übriggeblieben vom ganzen Heerlager der Ostleute, die in Stärke von 120 000 Mann Schwertbewaffneter eingefallen waren.
Ri 8:11 Gideon zog in der Richtung nach der Karawanenstraße östlich von Nobach und Jogbeha und schlug das Heerlager, während sich das Heerlager selbst in Sicherheit dünkte.
Ri 8:12 Sebach und Zalmunna flohen, er jagte hinter ihnen drein, nahm die beiden Midianiterkönige Sebach und Zalmunna gefangen und scheuchte das Heerlager auseinander.
Ri 8:13 Gideon, der Sohn des Joasch, kehrte von seinem Kriegszuge an der Steige von Cheres um.
Ri 8:14 Da griff er einen jungen Burschen von den Einwohnern Sukkots auf und fragte ihn aus. Er mußte ihm die Fürsten von Sukkot und die Ältesten aufschreiben; es waren siebenundsiebzig Personen.
Ri 8:15 Er kam zu den Bürgern von Sukkot und rief: "Da sind nun Sebach und Zalmunna, um derentwillen ihr mich verhöhnt habt mit den Worten: Sind denn Sebach und Zalmunna schon in deiner Gewalt, daß wir deinen erschöpften Leuten Brot liefern sollen?"
Ri 8:16 Da nahm er die Ältesten von Sukkot und dazu Steppendornen und Stachelruten und zerdrosch damit die Männer von Sukkot.
Ri 8:17 Die Burg von Penuel aber riß er nieder und ließ die Einwohner der Stadt töten.
Ri 8:18 Zu Sebach und Zalmunna sprach er: "Wie waren denn die Männer, die ihr am Tabor erschlagen habt?" Sie erwiderten: "Wie du schauten sie aus, jeder von ihnen war schön wie ein Königssohn."
Ri 8:19 Da antwortete er: "Es waren meine Brüder, die Söhne meiner Mutter! So wahr der Herr lebt, hättet ihr sie am Leben gelassen, würde ich euch auch nicht erschlagen."
Ri 8:20 Dann sagte er zu seinem Erstgeborenen Jeter: "Auf, haue sie nieder!" Der Knabe aber zückte sein Schwert nicht, denn er fürchtete sich, da er noch ein Knabe war.
Ri 8:21 Da sprachen Sebach und Zalmunna: "Auf, falle du selbst über uns her, denn deine Kraft ist Manneskraft!" Gideon erhob sich, hieb Sebach und Zalmunna nieder und nahm die kleinen Monde von den Hälsen ihrer Kamele ab.
Ri 8:22 Hierauf baten die Israeliten Gideon: "Werde Herrscher über uns, du, dein Sohn und dein Enkel! Du hast uns ja aus der Gewalt der Midianiter gerettet."
Ri 8:23 Da sprach Gideon zu ihnen: "Ich will nicht über euch herrschen, und auch mein Sohn soll über euch nicht herrschen. Der Herr sei euer Herrscher!"
Ri 8:24 Weiter sprach Gideon zu ihnen: "Etwas möchte ich doch von euch erbitten: Gebt mir ein jeder den Ring seines Beutegutes!" Denn jene trugen goldene Ringe, da sie Ismaeliter waren.
Ri 8:25 Sie erwiderten: "Gern wollen wir ihn hergeben!" Sie breiteten einen Umwurf aus, und jeder warf den aus seinem Beutegut stammenden Ring darauf.
Ri 8:26 Das Gewicht der erbetenen goldenen Ringe betrug eintausendsiebenhundert Goldsekel, abgesehen von den Möndchen, Ohrgehängen und Purpurgewändern der midianitischen Könige und außer den Ketten am Hals ihrer Kamele.
Ri 8:27 Gideon ließ daraus einen Ephod anfertigen und in seiner Heimatstadt Ophra aufstellen. Ganz Israel lief diesem dort abgöttisch nach. Er ward für Gideon und seine Hausgemeinschaft zum Fallstrick.
Ri 8:28 Die Midianiter aber wurden von den Israeliten gedemütigt. Sie erhoben ihr Haupt nicht mehr. Das Land hatte unter Gideon vierzig Jahre lang Ruhe.
Ri 8:29 Jerubbaal, der Sohn des Joasch, kehrte dann heim und wohnte in seinem Hause.
Ri 8:30 Gideon besaß siebzig leibliche Söhne; denn er hatte viele Frauen.
Ri 8:31 Auch seine Nebenfrau, die er in Sichem hatte, gebar ihm einen Sohn, den er Abimelech nannte.
Ri 8:32 Gideon, der Sohn des Joasch, starb in hohem Alter. Er wurde im Grabe seines Vaters Joasch im abiësritischen Ophra beerdigt.
Ri 8:33 Als aber Gideon tot war, liefen die Israeliten wieder abgöttisch hinter den Baalen her und wählten sich den Bundesbaal zum Gott.
Ri 8:34 Sie gedachten nicht mehr des Herrn, ihres Gottes, der sie aus der Gewalt all ihrer Feinde im Umkreis befreit hatte.
Ri 8:35 Auch zeigten sie sich nicht dankbar gegen das Haus Jerubbaal-Gideon trotz all des Guten, das er Israel getan hatte.
Richter Kapitel 9
Ri 9:1 Abimelech, der Sohn Jerubbaals, begab sich nach Sichem zu den Brüdern seiner Mutter und sprach zu ihnen und zur ganzen Sippe seiner Mutter:
Ri 9:2 "Fragt doch einmal deutlich alle Bürger in Sichem: "Was ist denn für euch besser: wenn siebzig Männer, d. h. alle Söhne Jerubbaals, über euch herrschen oder nur ein einziger Mann?" Dabei bedenkt, daß ich von eurem Bein und Fleisch abstamme!"
Ri 9:3 Da erklärten die Brüder seiner Mutter den Bürgern von Sichem all das. Ihr Sinn neigte sich zu Abimelech aus der Erwägung heraus: Er ist ja unser Stammesbruder!
Ri 9:4 Daraufhin schenkten sie ihm siebzig Silberstücke aus dem Tempelschatz des Bundesbaal; damit mietete sich Abimelech halt- und zuchtlose Männer, und diese folgten ihm.
Ri 9:5 Er drang in sein Vaterhaus in Ophra ein und ermordete seine Brüder, die Söhne Jerubbaals, siebzig Mann, auf einem Stein. Nur Jotam, der jüngste Sohn Jerubbaals, blieb übrig, denn er hatte sich versteckt.
Ri 9:6 Dann traten alle Bürger von Sichem und alle Insassen der Burg zusammen und riefen Abimelech bei der Eiche, die bei Sichem steht, zum König aus.
Ri 9:7 Man hinterbrachte dies dem Jotam. Dieser ging hin, stellte sich auf einen Vorsprung des Berges Garizim und rief mit hocherhobener Stimme: "Hört auf mich, ihr Einwohner Sichems, damit Gott auf euch höre!
Ri 9:8 Einst gingen die Bäume hin, sich einen König zu salben. Zum Ölbaum sprachen sie: "Werde König über uns!"
Ri 9:9 Der Ölbaum antwortete ihnen darauf: "Soll ich mein Fett aufgeben, mit dem man Götter und Menschen ehrt, und hingehen, über die Bäume zu herrschen?"
Ri 9:10 Da sprachen die Bäume zum Feigenbaum: "Auf, sei du unser König!"
Ri 9:11 Der Feigenbaum entgegnete ihnen: "Soll ich meine Süßigkeit und meine köstlichen Früchte lassen und hingehen, um über die Bäume zu herrschen?"
Ri 9:12 Da sprachen die Bäume zum Weinstock: "Auf, sei du unser König!"
Ri 9:13 Der Weinstock sagte zu ihnen: "Soll meinen Most ich lassen, der Götter und Menschen erfreut, und hingehen, zu herrschen über die Bäume?"
Ri 9:14 Da sprachen die Bäume zum Stechdorn: "Auf, sei du unser König!"
Ri 9:15 Darauf erwiderte der Stechdorn den Bäumen: "Fürwahr, wenn ihr mich salben wollt, damit ich König über euch sei, so kommt, sucht Zuflucht in meinem Schatten! Falls nicht, so bricht Feuer aus dem Stechdorn hervor und verzehrt die Zedern des Libanon!"
Ri 9:16 Und nun, habt ihr wirklich treu und redlich gehandelt, als ihr Abimelech zum König machtet, und habt ihr richtig gehandelt an Jerubbaal und seinem Hause und die Wohltaten seiner Hand ihm vergolten?
Ri 9:17 Mein Vater hat ja für euch gestritten und sein Leben eingesetzt und euch aus der Hand Midians befreit;
Ri 9:18 ihr dagegen seid heute aufsässig geworden gegen meines Vaters Familie, habt seine Söhne, siebzig Mann, auf einem Stein ermordet und Abimelech, den Sohn seiner Sklavin, zum König über die Einwohner von Sichem gemacht, weil er euer Stammesbruder ist!
Ri 9:19 Habt ihr also heute wirklich treu und redlich an Jerubbaal und seinem Hause gehandelt, dann freut euch an Abimelech, und auch er mag seine Freude an euch erleben!
Ri 9:20 Falls aber nicht, dann breche Feuer aus Abimelech hervor und verzehre die Leute von Sichem und die Insassen der Burg, wie auch Feuer von den Bewohnern Sichems und den Insassen der Burg ausgehen und den Abimelech verzehren möge!"
Ri 9:21 Jotam entwich daraufhin und kam auf seiner Flucht nach Beerseba. Er ließ sich dort nieder aus Furcht vor seinem Bruder Abimelech.
Ri 9:22 Abimelech führte die Herrschaft über Israel drei Jahre lang.
Ri 9:23 Gott aber sandte einen bösen Geist zwischen Abimelech und die Einwohner von Sichem. Diese fielen von Abimelech ab.
Ri 9:24 So sollte die Freveltat an den siebzig Söhnen Jerubbaals sich rächen und ihr Blut über ihren Bruder Abimelech kommen, der sie ermordete, sowie über die Einwohner von Sichem, die ihm bei der Ermordung seiner Brüder hilfreich zur Hand waren.
Ri 9:25 Die Bürger von Sichem stifteten also Leute an, die sich auf den Berggipfeln in den Hinterhalt gegen ihn legten und jeden, der des Wegs an ihnen vorbeikam, ausplünderten. Dies ward dem Abimelech berichtet.
Ri 9:26 Gaal, der Sohn Obeds, kam mit seinen Brüdern an. Sie zogen in Sichem ein, und die Leute von Sichem gewannen Vertrauen zu ihm.
Ri 9:27 Sie gingen aufs Feld, hielten die Weinlese, kelterten und veranstalteten ein Freudenfest; dabei gingen sie in den Tempel ihres Gottes, aßen und tranken und verfluchten Abimelech.
Ri 9:28 Da sprach Gaal, der Sohn Obeds: "Wer ist Abimelech, und wer ist Sichem, daß wir ihm dienen sollen? Haben nicht der Sohn Jerubbaals und Sebul, sein Beauftragter, den Männern Chamors, des Ahnherrn der Sichemiten, gedient? Warum sollten wir ihm dienen?
Ri 9:29 Möchte doch dies Volk in meiner Gewalt sein, ich wollte schon Abimelech aus dem Wege räumen und zu ihm sprechen: Groß genug ist ja dein Heer, rücke doch damit aus!"
Ri 9:30 Als aber der Stadtoberst Sebul von den Reden Gaals, des Sohnes Obeds, hörte, geriet er in Zorn.
Ri 9:31 Er sandte heimlich Boten zu Abimelech nach Aruma und meldete: "Gaal, der Sohn des Obed, ist mit seinen Brüdern nach Sichem gekommen, und sie hetzen nun die Stadt wider dich auf.
Ri 9:32 Mache dich also sofort in der Nacht auf samt dem Kriegsvolk, das du bei dir hast, und lege dich auf freiem Feld in den Hinterhalt!
Ri 9:33 In der Morgenfrühe aber bei Sonnenaufgang ziehe los gegen die Stadt! Er rückt dann bestimmt mit den Leuten, die er hat, gegen dich aus; du aber verfahre mit ihm, wie sich die Möglichkeit ergibt!"
Ri 9:34 Da machte sich Abimelech mit dem gesamten Kriegsvolk, das er bei sich hatte, nachts auf den Weg. Sie legten sich in vier Gruppen in einen Hinterhalt.
Ri 9:35 Gaal, der Sohn Obeds, kam heraus und stand am Eingang des Stadttores. Da erhoben sich Abimelech und seine Leute aus dem Hinterhalt.
Ri 9:36 Als Gaal die Leute erblickte, sprach er zu Sebul: "Siehe, Leute strömen von den Berggipfeln herab!" Doch Sebul erwiderte ihm: "Den Schatten der Berge hältst du offenbar für Männer."
Ri 9:37 Gaal aber setzte sein Reden fort und sprach: "Siehe doch, Krieger steigen vom Nabel des Landes herunter, und eine Gruppe kommt gar von der Wahrsager-Eiche her."
Ri 9:38 Sebul sagte nun zu ihm: "Wo ist denn jetzt dein großes Maul, womit du immer sprachst: "Wer ist Abimelech, daß wir ihm untertan sein sollen?" Ist das nicht das Kriegsvolk, das du so sehr verachtet hast? Jetzt rücke aus und streite mit ihnen."
Ri 9:39 Gaal rückte an der Spitze der Bürger von Sichem aus und stritt mit Abimelech.
Ri 9:40 Abimelech jagte ihn aber so, daß er vor ihm fliehen mußte, und viele Erschlagene lagen bis zum Toreingang hin.
Ri 9:41 Dann kehrte Abimelech nach Aruma zurück. Sebul aber vertrieb Gaal und seine Brüder. Ihres Bleibens war nicht mehr in Sichem.
Ri 9:42 Am nächsten Morgen begaben sich die Leute aufs Feld hinaus. Das hinterbrachte man Abimelech.
Ri 9:43 Da nahm er sein Kriegsvolk, teilte es in drei Gruppen und legte sich auf dem Felde in den Hinterhalt. Er nahm wahr, daß die Leute aus der Stadt herauskamen, brach gegen sie auf und schlug sie.
Ri 9:44 Abimelech und die Gruppe, die sich bei ihm befand, brachen durch und bezogen Stellung am Eingang des Stadttores. Die beiden anderen Gruppen überfielen alle, die auf dem Felde waren, und schlugen sie.
Ri 9:45 Abimelech kämpfte gegen die Stadt diesen ganzen Tag. Er eroberte sie und tötete das Volk, das darin war. Die Stadt riß er nieder und streute Salz darauf.
Ri 9:46 Sämtliche Bewohner der Burg von Sichem erfuhren davon und begaben sich in die unteren Gewölbe des Tempels des Bundesgottes.
Ri 9:47 Man hinterbrachte Abimelech, daß alle Bewohner der Burg von Sichem dort beisammen seien.
Ri 9:48 Abimelech stieg mit seinem ganzen Kriegsvolk, das bei ihm war, auf den Berg Zalmon. Hier ergriff Abimelech seine Axt und hieb Buschwerk ab. Das nahm er auf und legte es auf seine Schulter. Zu seinen Leuten aber sprach er: "Was ihr mich tun seht, das macht mir eiligst nach!"
Ri 9:49 Da hieben alle Leute Buschwerk ab, zogen hinter Abimelech her und schichteten es auf die unteren Gewölbe. Dann setzten sie die Gewölbe über ihnen in Brand. Alle Leute der Burg von Sichem mußten sterben, etwa tausend Männer und Frauen.
Ri 9:50 Abimelech zog gegen Tebez, belagerte und eroberte es.
Ri 9:51 Ein fester Turm befand sich inmitten der Stadt; dorthin flüchteten alle Männer und Frauen und alle Bürger der Stadt. Sie versperrten hinter sich den Eingang und stiegen auf das Dach des Turmes.
Ri 9:52 Abimelech aber rückte an den Turm heran und bestürmte ihn. Dann näherte er sich dem Eingangstor des Turmes, um Feuer daran zu legen.
Ri 9:53 Da schleuderte eine Frau den oberen Teil einer steinernen Handmühle dem Abimelech aufs Haupt und zerschmetterte ihm den Schädel.
Ri 9:54 Er rief eilends den Burschen, der ihm die Waffen trug, und befahl ihm: "Zücke dein Schwert und gib mir den Todesstoß; man soll von mir nicht sagen: Ein Weib hat ihn getötet." Da durchbohrte ihn sein Bursche, und er starb.
Ri 9:55 Die Israeliten sahen aber, daß Abimelech tot war, und es begab sich ein jeder an seinen Ort.
Ri 9:56 So vergalt Gott die Untaten des Abimelech, die er seinem Vater angetan hatte, indem er seine siebzig Brüder tötete.
Ri 9:57 Auch alle Bosheit der Sichemiten ließ Gott auf ihr Haupt zurückfallen. So erfüllte sich an ihnen der Fluch Jotams, des Sohnes Jerubbaals.
Richter Kapitel 10
Ri 10:1 Nach Abimelech trat Tola, der Sohn Puas, der Enkel Dodos aus Issachar, auf, um Israel zu retten. Er wohnte in Schamir auf dem Gebirge Ephraim.
Ri 10:2 Er richtete Israel dreiundzwanzig Jahre lang. Dann starb er und wurde in Schamir begraben.
Ri 10:3 Als sein Nachfolger trat Jaïr aus Gilead auf. Er richtete Israel zweiundzwanzig Jahre.
Ri 10:4 Er hatte dreißig Söhne, die auf dreißig Eselsfüllen ritten. Sie besaßen dreißig feste Siedlungen. Diese heißen "Zeltdörfer Jaïrs" bis auf den heutigen Tag und liegen im Lande Gilead.
Ri 10:5 Dann starb Jaïr und wurde in Kamon begraben.
Ri 10:6 Die Israeliten taten aufs neue, was dem Herrn mißfiel. Sie dienten den Baalen und den Astarten, den Göttern Arams, Sidons, Moabs, Ammons und den Göttern der Philister. Den Herrn verließen sie und verehrten ihn nicht.
Ri 10:7 Da entbrannte der Zorn des Herrn wider Israel. Er gab sie in die Gewalt der Philister und Ammoniter.
Ri 10:8 Diese bedrückten und quälten die Israeliten achtzehn Jahre lang, und zwar alle Israeliten jenseits des Jordans im Amoriterlande in Gilead.
Ri 10:9 Die Ammoniter setzten auch über den Jordan, um wider Juda, Benjamin und das Haus Ephraim zu kämpfen. Israel kam in große Not.
Ri 10:10 Da schrieen die Israeliten zum Herrn: "Gesündigt haben wir wider dich, da wir den Herrn, unsern Gott, verließen und den Baalen dienten."
Ri 10:11 Der Herr erwiderte den Israeliten: "Fürwahr, die Ägypter, die Amoriter, Ammoniter, Philister,
Ri 10:12 Sidonier, Amalekiter und Midianiter bedrängten euch; sooft ihr aber zu mir rieft, rettete ich euch aus ihrer Gewalt.
Ri 10:13 Ihr aber habt mich verlassen und andere Götter verehrt. Darum will ich euch nicht mehr retten.
Ri 10:14 Geht und schreit zu den Göttern, die ihr euch erwählt habt! Diese mögen euch retten zur Zeit eurer Bedrängnis!"
Ri 10:15 Die Israeliten erwiderten darauf dem Herrn: "Wir haben gesündigt! Handle an uns ganz so, wie es dir gut scheint, nur rette uns heute!"
Ri 10:16 Sie entfernten also die fremdländischen Götzen aus ihrer Mitte und dienten wieder dem Herrn. Da ward er gerührt vom Jammer Israels.
Ri 10:17 Die Söhne Ammons wurden aufgeboten und lagerten in Gilead; die Israeliten aber scharten sich zusammen und schlugen ihr Lager in Mizpa auf.
Ri 10:18 Da sagten die Leute, die Fürsten von Gilead, zueinander: "Wer ist der Mann, der den Kampf gegen die Ammoniter eröffnet? Er werde das Oberhaupt aller Bewohner Gileads!"
Richter Kapitel 11
Ri 11:1 Der Gileadit Jephte war ein tapferer Held, aber der Sohn einer Buhlerin. Gilead war Jephtes Vater.
Ri 11:2 Auch seine Ehefrau gebar dem Gilead Söhne. Die Söhne der Frau wuchsen heran und vertrieben den Jephte. Sie sprachen zu ihm: "Du darfst in unserer Familie nicht miterben; denn du bist der Sohn eines anderen Weibes."
Ri 11:3 So floh denn Jephte vor seinen Brüdern und siedelte sich im Lande Tob an. Es scharten sich nun um Jephte haltlose Leute und zogen mit ihm auf Abenteuer aus.
Ri 11:4 Einige Zeit verging, da begannen die Ammoniter mit Israel Krieg zu führen.
Ri 11:5 Als aber die Ammoniter den Kampf mit Israel eröffneten, machten sich die Ältesten Gileads auf den Weg, um Jephte aus dem Lande Tob zu holen.
Ri 11:6 Sie sprachen zu Jephte: "Komm, werde unser Anführer, dann wollen wir gegen die Ammoniter kämpfen!"
Ri 11:7 Jephte entgegnete den Ältesten Gileads: "Habt ihr mich denn nicht gehaßt und mich aus meiner Familie vertrieben? Warum kommt ihr jetzt zu mir, da ihr in Not seid?"
Ri 11:8 Darauf erwiderten die Ältesten Gileads dem Jephte: "Eben darum haben wir uns jetzt wieder an dich gewandt; komm mit uns, kämpfe gegen die Ammoniter und werde Oberhaupt von uns, nämlich von allen Bewohnern Gileads!"
Ri 11:9 Jephte antwortete den Ältesten Gileads: "Ihr wollt mich also zurückholen, damit ich den Kampf gegen die Ammoniter eröffne. Wenn der Herr sie nun mir preisgibt, werde ich dann wirklich euer Oberhaupt?"
Ri 11:10 Da beteuerten die Ältesten Gileads dem Jephte: "Der Herr ist Ohrenzeuge zwischen uns; wir schwören, daß wir nach deinem Verlangen tun!"
Ri 11:11 Jephte ging mit den Ältesten Gileads. Das Volk bestellte ihn als Haupt und Führer über sich. Jephte trug all seine Anliegen dem Herrn in Mizpa vor.
Ri 11:12 Jephte sandte Boten an den König der Ammoniter und ließ fragen: "Was ist zwischen mir und dir, daß du mir nahekommst, um in meinem Lande Krieg zu führen?"
Ri 11:13 Der König der Ammoniter erwiderte den Boten Jephtes: "Israel hat mein Land weggestohlen, als es aus Ägypten herkam, vom Arnon bis zum Jabbok und bis zum Jordan. Gib es mir also jetzt friedlich heraus!"
Ri 11:14 Dann schickte Jephte wiederum Gesandte an den König der Ammoniter.
Ri 11:15 Er ließ ihm sagen: "So spricht Jephte: Israel hat das Land der Moabiter und Ammoniter nicht weggestohlen.
Ri 11:16 Nein, als Israel aus Ägypten fortzog, kam es durch die Wüste an das Schilfmeer und von da nach Kades.
Ri 11:17 Israel schickte Gesandte an den König von Edom mit der Bitte: "Ich möchte durch dein Land hindurchziehen!" Der König von Edom hörte nicht darauf. Auch an den König von Moab wandte man sich, doch der wollte auch nicht. So blieb Israel in Kades.
Ri 11:18 Es wanderte dann durch die Wüste, umzog das Land Edom und das Land Moab und gelangte in das Gebiet östlich vom Lande Moab. Sie lagerten jenseits des Arnon, in das Gebiet von Moab kamen sie nicht. Denn der Arnon bildet die Grenze von Moab.
Ri 11:19 Nun schickte Israel Gesandte an den Amoriterkönig Sichon, den König von Hesbon. Israel bat ihn: "Laß mich doch durch dein Land zu meinem Reiseziel!"
Ri 11:20 Doch Sichon verweigerte Israel den Durchzug durch sein Land. Er zog all seine Truppen zusammen; sie lagerten bei Jahza, und er begann den Kampf gegen Israel.
Ri 11:21 Aber der Herr, der Gott Israels, gab den Sichon und all sein Kriegsvolk in die Gewalt Israels, und es schlug sie. Dann besetzte Israel das ganze Land der Amoriter, der Einwohner jenes Landes.
Ri 11:22 Sie nahmen das ganze Gebiet der Amoriter in Besitz vom Arnon bis zum Jabbok und von der Wüste bis zum Jordan.
Ri 11:23 Jetzt, nachdem also der Herr, der Gott Israels, die Amoriter vor seinem Volke Israel vertrieben hat, willst du ihren Besitz antreten.
Ri 11:24 Ist es nicht so: Wen dein Gott Kamosch vertreibt, dessen Besitz trittst du an, wen aber der Herr, unser Gott, vor unserem Angesicht vertreibt, dessen Besitz nehmen wir.
Ri 11:25 Und nun, bist du etwa besser als Balak, der Sohn Zippors, der König von Moab? Hat er den Israeliten gegenüber sein Recht verfochten, oder hat er mit ihnen Krieg geführt?
Ri 11:26 Als Israel in Hesbon und seinen Tochterstädten, in Aroer und seinen Tochterstädten und sonst in allen Städten am Arnonufer dreihundert Jahre lang wohnte, warum habt ihr sie damals nicht an euch gerissen?
Ri 11:27 Ich habe dir kein Unrecht getan, du aber handelst übel an mir, weil du Krieg gegen mich führst! Der Herr als Richter entscheide heute zwischen den Israeliten und den Ammonitern!"
Ri 11:28 Doch der Ammoniterkönig wollte die Botschaft, die Jephte an ihn sandte, nicht hören.
Ri 11:29 Da kam der Geist des Herrn über Jephte. Dieser zog durch Gilead und Manasse und dann nach Mizpa in Gilead, und von Mizpa in Gilead rückte er vor gegen die Ammoniter.
Ri 11:30 Nun tat Jephte dem Herrn gegenüber ein Gelübde und sprach: "Wenn du die Ammoniter in meine Hand auslieferst,
Ri 11:31 so gehöre, wer immer aus der Türe meines Hauses heraus mir (zuerst) entgegenkommt, wenn ich wohlbehalten von den Ammonitern heimkehre, dem Herrn! Ich bringe ihn als Brandopfer dar."
Ri 11:32 Jephte zog also gegen die Ammoniter, um mit ihnen zu kämpfen. Der Herr überlieferte sie seiner Hand.
Ri 11:33 Er warf sie von Aroer bis nach Minnit - es waren zwanzig Städte - und bis nach Abel-Keramim in heftigem Schlage nieder. Die Ammoniter mußten sich vor den Israeliten demütigen.
Ri 11:34 Jephte kehrte zu seinem Haus in Mizpa zurück; siehe, da kam ihm seine Tochter mit Paukenschlägen und Reigentänzen entgegen. Sie war sein einziges Kind, außer ihr hatte er weder Sohn noch Tochter.
Ri 11:35 Kaum hatte er sie erblickt, da zerriß er seine Kleider und sprach: "Wehe, meine Tochter! Du beugst mich völlig nieder! Daß du es bist, die mich ins Unglück bringt! Habe ich doch meinen Mund vor dem Herrn aufgetan und kann nicht mehr zurück!"
Ri 11:36 Sie entgegnete ihm: "Mein Vater, hast du deinen Mund dem Herrn gegenüber geöffnet, so handle mit mir, wie es aus deinem Munde kam, nachdem der Herr dir Rache an deinen Feinden, den Ammonitern, gewährt hat!"
Ri 11:37 Dann sprach sie zu ihrem Vater: "Dies eine gewähre man mir noch: Laß noch zwei Monate von mir ab; ich will hingehen und über die Berge streifen. Beweinen will ich meine Jungfrauschaft mit meinen Gefährtinnen!"
Ri 11:38 Er antwortete: "Gehe hin!" Für zwei Monate ließ er sie fort. Sie zog also mit ihren Gefährtinnen hin und beweinte auf den Bergen ihre Jungfrauschaft.
Ri 11:39 Zwei Monate später kehrte sie zu ihrem Vater heim; er vollzog an ihr das Gelübde, das er getan. Sie hatte noch keinen Mann berührt. Von daher stammt der Brauch in Israel:
Ri 11:40 Alljährlich ziehen Israels Töchter hin, die Tochter Jephtes aus Gilead zu besingen, in jedem Jahr vier Tage lang.
Richter Kapitel 12
Ri 12:1 Die Ephraimiten wurden aufgeboten. Sie zogen nach Zaphon und sprachen zu Jephte: "Warum bist du gegen die Ammoniter zu Felde gezogen und hast uns nicht gerufen, daß wir mitgehen sollen? Wir werden dir über deinem Kopf dein Haus anstecken."
Ri 12:2 Jephte erwiderte ihnen: "Streit hatten ich und mein Volk wider die Ammoniter; diese bedrängten mich heftig. Da rief ich euch herbei, aber ihr halft mir nicht aus ihrer Gewalt.
Ri 12:3 Ich sah, daß niemand mir zu Hilfe kam, und darum wagte ich mein Leben und zog gegen die Ammoniter, und der Herr lieferte sie meiner Gewalt aus. Warum rückt ihr denn heute gegen mich aus, um mit mir Krieg anzufangen?"
Ri 12:4 Jephte bot alle Gileaditer auf, griff die Ephraimiten an, und die Männer von Gilead schlugen die Ephraimiten; denn diese hatten gesagt: "Flüchtlinge aus Ephraim seid ihr; Gilead liegt ja in der Mitte von Ephraim und in der Mitte von Manasse."
Ri 12:5 Gilead besetzte nun die Jordanfurten nach Ephraim zu. Wenn nun Flüchtlinge aus Ephraim sagten: "Wir möchten übersetzen", dann fragten die Männer von Gilead dagegen: "Bist du ein Ephraimit?"
Ri 12:6 Antwortete er dann: "Nein", dann geboten sie ihm: "Sprich doch einmal "Schibbolet"!" Sagte er aber: "Sibbolet" - er konnte es ja nicht richtig aussprechen -, dann ergriffen sie ihn und machten ihn nieder an den Jordanfurten. So fielen damals von Ephraim 42 000 Mann.
Ri 12:7 Jephte richtete Israel sechs Jahre. Dann starb Jephte aus Gilead und ward in seiner Heimatstadt in Gilead begraben.
Ri 12:8 Nach ihm richtete Ibzan aus Bethlehem Israel.
Ri 12:9 Er hatte dreißig Söhne; dreißig Töchter vergab er nach auswärts zur Ehe, und dreißig Töchter führte er seinen Söhnen von auswärts zu. Er war sieben Jahre Richter über Israel.
Ri 12:10 Ibzan starb und ward in Bethlehem begraben.
Ri 12:11 Nach ihm war Elon aus Sebulun Richter über Israel. Er richtete Israel zehn Jahre.
Ri 12:12 Elon aus Sebulun starb und ward zu Ajjalon im Lande Sebulun begraben.
Ri 12:13 Nach ihm war Abdon, der Sohn Hillels aus Piraton, Richter über Israel.
Ri 12:14 Er hatte vierzig Söhne und dreißig Enkel, die auf siebzig Eselsfüllen ritten. Er war acht Jahre Richter über Israel.
Ri 12:15 Der Piratonit Abdon, der Sohn Hillels, starb und wurde in Piraton im Lande Ephraim auf dem Amalekiterberg begraben.
Richter Kapitel 13
Ri 13:1 Wiederum taten die Israeliten, was dem Herrn mißfiel. Der Herr überlieferte sie vierzig Jahre lang der Gewalt der Philister.
Ri 13:2 Damals lebte ein Mann aus Zora vom Geschlecht der Daniten, mit Namen Manoach. Seine Frau war unfruchtbar und hatte noch kein Kind geboren.
Ri 13:3 Da erschien ihr der Engel des Herrn und sprach: "Siehe doch, du warst unfruchtbar und hast nicht geboren. Aber du wirst schwanger und gebierst einen Sohn.
Ri 13:4 Nimm dich also in acht! Trinke keinen Wein und keinen Rauschtrank und iß keine unreine Speise!
Ri 13:5 Denn siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Auf sein Haupt darf kein Schermesser gelangen; denn gottgeweiht soll der Knabe sein vom Mutterleib an. Er wird den Anfang machen, Israel zu befreien aus der Philister Gewalt."
Ri 13:6 Die Frau ging hin und erzählte ihrem Mann: "Ein Mann Gottes kam zu mir; er war wie ein Engel Gottes anzuschauen, Schauder erregend; aber ich fragte ihn nicht, woher er stamme, und seinen Namen nannte er mir auch nicht.
Ri 13:7 Er sagte zu mir: "Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären! Trinke von nun an weder Wein noch Rauschtrank und iß nicht irgend etwas Unreines! Denn ein Gottgeweihter sei der Knabe vom Mutterschoß bis zum Tage seines Todes.""
Ri 13:8 Manoach betete zum Herrn und sprach: "Ach, Herr, der Gottesmann, den du sandtest, komme noch einmal zu uns und belehre uns, was wir mit dem Knaben, der geboren werden soll, tun müssen!"
Ri 13:9 Gott erhörte die Bitte Manoachs; der Engel Gottes kam noch einmal zur Frau, die sich gerade auf dem Felde befand; ihr Mann Manoach war nicht bei ihr.
Ri 13:10 Da lief die Frau eilends hin und erzählte es ihrem Mann; sie sprach zu ihm: "Jener Mann, der schon einmal zu mir kam, erschien mir wieder."
Ri 13:11 So machte sich Manoach auf und folgte seiner Frau. Er kam und fragte den Fremden: "Bist du der Mann, der mit meiner Frau sprach?" Er antwortete: "Ja."
Ri 13:12 Darauf sagte Manoach: "Wenn dein Wort eintrifft, wie soll dann des Knaben Lebensweise sein? Was ist mit ihm zu tun?"
Ri 13:13 Der Engel des Herrn erwiderte Manoach: "Die Frau muß sich vor allem, was ich ihr angegeben habe, hüten.
Ri 13:14 Was vom Weinstock kommt, darf sie nicht essen, Wein und Rauschtrank nicht trinken, Unreines in keiner Form genießen. Sie beachte alles, was ich ihr geboten habe!"
Ri 13:15 Manoach sagte zum Engel des Herrn: "Wir möchten dich gern aufhalten und dir ein Ziegenböcklein zubereiten."
Ri 13:16 Doch der Engel des Herrn erwiderte Manoach: "Hältst du mich zurück, so werde ich von deiner Mahlzeit doch nichts essen. Willst du aber ein Opfer bereiten, so bringe es dem Herrn dar!" Manoach wußte nicht, daß es der Engel des Herrn war.
Ri 13:17 Deshalb sprach Manoach zum Engel des Herrn: "Wie ist dein Name? Wir möchten dich ehren, wenn dein Wort eintrifft."
Ri 13:18 Der Engel des Herrn erwiderte ihm: "Warum fragst du mich denn nach meinem Namen? Unerforschlich ist er."
Ri 13:19 Nun nahm Manoach das Ziegenböcklein und das Speiseopfer und brachte es auf dem Felsen dem Herrn, der Wunder tut, als Speiseopfer dar. Manoach und seine Frau sahen dabei zu.
Ri 13:20 Als die Flamme vom Altar zum Himmel loderte, fuhr der Engel des Herrn in der Altarflamme empor. Manoach und seine Frau nahmen es wahr und fielen auf ihr Angesicht nieder.
Ri 13:21 Später erschien der Engel des Herrn dem Manoach und seiner Frau nicht mehr. Da erkannte Manoach erst, daß es der Engel des Herrn gewesen war.
Ri 13:22 Darum sagte Manoach zu seiner Frau: "Ganz gewiß werden wir sterben, denn wir haben Gott gesehen!"
Ri 13:23 Seine Frau aber erwiderte ihm: "Wenn es dem Herrn gefiele, uns zu töten, so hätte er aus unserer Hand das Brand- und Speiseopfer nicht angenommen, uns all das nicht sehen und derartige Dinge auch nicht hören lassen."
Ri 13:24 Die Frau gebar einen Sohn. Sie nannte ihn Simson. Der Knabe wuchs heran, und der Herr segnete ihn.
Ri 13:25 Der Geist des Herrn begann in ihm zu wirken im Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol.
Richter Kapitel 14
Ri 14:1 Simson begab sich hinab nach Timna. Dort sah er eine von den Töchtern der Philister.
Ri 14:2 Er ging wieder hinauf und erzählte seinem Vater und seiner Mutter: "Ich habe in Timna eine von den Töchtern der Philister gesehen. Werbt sie für mich als Frau!"
Ri 14:3 Sein Vater und seine Mutter erwiderten ihm: "Gibt es denn unter den Töchtern deiner Stammesbrüder und in meinem ganzen Volk keine Frau, daß du hingehst, um dir ein Weib von den unbeschnittenen Philistern zu holen?" Simson erwiderte seinem Vater: "Um diese wirb für mich, denn sie gefällt mir!"
Ri 14:4 Seine Eltern aber wußten nicht, daß es eine Fügung des Herrn war. Er suchte nämlich nach einer Gelegenheit zum Streit mit den Philistern. Denn damals herrschten die Philister über Israel.
Ri 14:5 Simson ging nun mit seinem Vater und seiner Mutter hinab nach Timna. Als sie an die Weingärten von Timna kamen, sprang ihnen ein junger Löwe brüllend entgegen.
Ri 14:6 Da überkam Simson der Geist des Herrn; er zerriß den Löwen, wie man ein Böcklein zerreißt; dabei hatte er keinen einzigen Gegenstand in seiner Hand. Seinen Eltern aber berichtete er nichts von dem, was er vollbracht hatte.
Ri 14:7 Er begab sich dann hinab, sprach mit der Frau, und sie gefiel Simson.
Ri 14:8 Nach einiger Zeit kehrte er wieder zurück, um sie zu heiraten; dabei machte er einen kleinen Umweg, um nach dem toten Löwen zu schauen, und siehe, im Aas des Löwen befanden sich ein Bienenschwarm und Honig.
Ri 14:9 Er nahm ihn in seine Hand und aß davon, während er weiterging. Darauf begab er sich zu seinen Eltern, gab ihnen davon, und sie aßen gleichfalls. Er berichtete ihnen aber nicht, daß er den Honig dem Aas des Löwen entnommen hatte.
Ri 14:10 Sein Vater begab sich nun zu der Frau. Simson aber veranstaltete dort ein festliches Gelage, wie es die jungen Männer zu machen pflegen.
Ri 14:11 Als man ihn zu Gesicht bekam, bestellte man dreißig Brautgefährten, die ihm Gesellschaft leisteten.
Ri 14:12 Simson sprach zu ihnen: "Ein Rätsel will ich euch aufgeben: Wenn ihr mir innerhalb von sieben Tagen, solange die Hochzeitsfeierlichkeiten dauern, die Lösung sagt, gebe ich euch dreißig Leinenkleider und dreißig Festgewänder.
Ri 14:13 Könnt ihr mir aber die Lösung nicht angeben, so müßt ihr mir dreißig Leinenkleider und dreißig Festgewänder geben." Sie antworteten ihm: "Gib uns dein Rätsel auf, wir möchten es hören!"
Ri 14:14 So sprach er zu ihnen: "Vom Fresser strömt Futter, vom Starken quillt Süßigkeit hervor." Sie konnten aber die Lösung des Rätsels drei Tage lang nicht angeben.
Ri 14:15 Am vierten Tag sprachen sie zu Simsons Frau: "Überrede doch deinen Mann, daß er uns des Rätsels Lösung sage, sonst verbrennen wir dich samt deinem Vaterhaus! Habt ihr uns deshalb hierher eingeladen, um uns arm zu machen?"
Ri 14:16 Da weinte die Frau des Simson an seinem Halse und sprach: "Du magst mich nicht und liebst mich nicht! Du hast den Söhnen meines Volkes das Rätsel aufgegeben und mir davon nichts verraten!" Er entgegnete ihr: "Sogar meinen Eltern habe ich nichts davon mitgeteilt, und dir sollte ich es nun sagen?"
Ri 14:17 So weinte sie an seinem Halse den Rest der sieben Tage hindurch, solange das festliche Gelage dauerte. Am siebten Tage endlich teilte er es ihr mit, weil sie ihn so hart belästigte. Sie aber verriet das Rätsel ihren Landsleuten.
Ri 14:18 Da sagten die Männer der Stadt am siebten Tage zu ihm, bevor er in die Kammer ging: "Was ist süßer als Honig, was stärker als der Löwe?" Er aber antwortete ihnen: "Hättet ihr nicht mit meinem Kalb gepflügt, meine Rätsel hättet ihr nicht gelöst."
Ri 14:19 Da kam der Geist des Herrn über ihn. Er schritt hinab nach Askalon und erschlug von den dortigen Einwohnern dreißig Mann. Er nahm ihre Gewänder ab und gab die Festkleider denen, die das Rätsel gelöst hatten. Er war von Zorn entbrannt und begab sich hinauf in seines Vaters Haus.
Ri 14:20 Die Frau des Simson bekam einer von den Brautgefährten, die bei ihm gewesen waren.
Richter Kapitel 15
Ri 15:1 Nach einiger Zeit, in den Tagen der Weizenernte, kam Simson mit einem Ziegenböcklein, um seine Frau zu besuchen. Er sprach: "Ich will zu meiner Frau in die Kammer gehen!" Doch ihr Vater verbot ihm den Eintritt.
Ri 15:2 Der Vater sprach: "Ich war der Meinung, du seist ihr völlig abgeneigt geworden. Deshalb gab ich sie einem deiner Brautgefährten. Aber ist nicht ihre jüngste Schwester schöner als sie? Diese kannst du an ihrer Stelle haben."
Ri 15:3 Simson erklärte ihm darauf: "Diesmal bin ich schuldlos gegenüber den Philistern, wenn ich ihnen auch Böses zufüge."
Ri 15:4 Und Simson ging hin und fing dreihundert Schakale. Dann nahm er Fackeln, kehrte einen Schwanz zum andern und befestigte jeweils eine Fackel zwischen zwei Schwänzen in der Mitte.
Ri 15:5 Nun zündete er die Fackeln an und ließ jene auf das noch stehende Korn der Philister los. Er verbrannte Garben und Halme, Weinberge und Ölbäume.
Ri 15:6 Die Philister fragten: "Wer hat dies getan?" Man erwiderte: "Simson, der Schwiegersohn des Timniters! Weil er ihm seine Frau genommen und seinem Gefährten gegeben hat." Da zogen die Philister heran und verbrannten die Frau samt ihrem Vaterhaus.
Ri 15:7 Simson sprach zu ihnen: "Tut ihr schon solches, so werde ich an euch Rache nehmen und dann erst nachgeben!"
Ri 15:8 Er schlug wahllos auf sie ein mit gewaltigen Hieben, ging dann hinab und nahm in der Felskluft von Etam Wohnung.
Ri 15:9 Philister zogen hinauf, bezogen in Juda Lager und streiften umher bis Lechi.
Ri 15:10 Die Bewohner von Juda fragten sie: "Warum zogt ihr gegen uns herauf?" Sie erwiderten: "Um Simson zu fesseln, sind wir heraufgezogen. Wir wollen an ihm tun, wie er an uns getan hat."
Ri 15:11 Da zogen dreitausend Mann von Juda hinab zur Felskluft von Etam. Sie sprachen zu Simson: "Weißt du denn nicht, daß die Philister unsere Herren sind? Was hast du uns da angetan?" Er entgegnete ihnen: "Wie sie an mir taten, so tat ich an ihnen."
Ri 15:12 Sie aber sprachen zu ihm: "Um dich zu fesseln, sind wir gekommen und dich den Philistern auszuliefern." Darauf erwiderte ihnen Simson: "Schwört mir nur, daß ihr selbst mich nicht umbringen werdet."
Ri 15:13 Sie beteuerten ihm: "Nein, nur festbinden und ihrer Gewalt ausliefern wollen wir dich. Töten werden wir dich gewiß nicht." Sie banden ihn also mit zwei neuen Stricken und brachten ihn aus der Felskluft herauf.
Ri 15:14 Er kam bis nach Lechi. Die Philister erhoben ihm gegenüber ein Freudengeschrei. Da kam der Geist des Herrn über ihn; die Stricke an seinen Armen wurden wie Flachsfäden, die vom Feuer versengt sind, und seine Fesseln schmolzen von seinen Händen.
Ri 15:15 Er fand einen frischen Eselskinnbacken, streckte seine Hand aus, ergriff ihn und erschlug damit eintausend Mann.
Ri 15:16 Da sprach Simson: "Mit einem Eselskinnbacken schlug ich sie blutig, mit einem Eselskinnbacken erschlug ich eintausend Mann."
Ri 15:17 Als er ausgeredet hatte, warf er den Kinnbacken fort; daher nannte man den Ort Ramat-Lechi ("Kinnbackenhöhe").
Ri 15:18 Es dürstete ihn gar sehr. Daher rief er zum Herrn und sprach: "Du hast in deines Knechtes Hand diesen großen Sieg gelegt; jetzt aber sterbe ich vor Durst und falle in die Hände der Unbeschnittenen."
Ri 15:19 Da spaltete Gott die Erdmulde in Lechi, so daß Wasser herausfloß. Er trank, und sein Lebensgeist erholte sich, und er lebte wieder auf. Darum nannte man die Quelle "Ruferquelle". Sie ist noch heute in Lechi zu sehen.
Ri 15:20 Simson übte die richterliche Tätigkeit in Israel zur Philisterzeit zwanzig Jahre lang aus.
Richter Kapitel 16
Ri 16:1 Einmal begab sich Simson nach Gaza hinab. Er sah daselbst eine Dirne und ging zu ihr.
Ri 16:2 Die Leute von Gaza erfuhren: Simson ist hierhergekommen! Sie streiften umher und lauerten auf ihn die ganze Nacht im Stadttore. Sie verhielten sich die ganze Nacht über still, indem sie sprachen: "Nur noch bis zum Tagesanbruch, dann wollen wir ihn töten."
Ri 16:3 Simson aber schlief bis Mitternacht. Dann stand er um Mitternacht auf, ergriff die Flügel des Stadttores samt den beiden Pfosten und hob sie zusammen mit dem Riegel aus. Er nahm sie auf seine Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges, der vor Hebron liegt.
Ri 16:4 Danach verliebte er sich in eine Frau im Tale Sorek. Sie hieß Dalila.
Ri 16:5 Die Fürsten der Philister kamen zu ihr herauf und redeten ihr zu: "Betöre ihn doch und bringe in Erfahrung, worin seine große Kraft besteht, damit wir ihn bezwingen und fesseln können, um ihn zu überwältigen! Wir geben dir dafür ein jeder eintausendeinhundert Silberstücke."
Ri 16:6 Da sprach Dalila zu Simson: "Sage mir doch, worin deine große Kraft besteht und womit man dich fesseln und überwältigen könnte!"
Ri 16:7 Simson erwiderte ihr darauf: "Wenn man mich mit sieben frischen, noch nassen Sehnen bindet, so werde ich schwach und bin wie jeder andere Mensch."
Ri 16:8 Da brachten ihr die Philisterfürsten sieben frische, noch nasse Sehnen, und sie band ihn damit.
Ri 16:9 Ein Beobachter war bei ihr in der Kammer. Nun sprach sie zu ihm: "Philister wider dich, Simson!" Er aber zerriß die Sehnen, wie eine Schnur aus Flachs zerreißt, wenn sie Feuer verspürt. Worin seine Kraft lag, wurde nicht offenbar.
Ri 16:10 Da sprach Dalila zu Simson: "Siehe, du hast mich getäuscht und mir Lügen vorgeredet. Nun sage mir doch, womit man dich binden kann!"
Ri 16:11 Er antwortete ihr: "Wenn sie mich mit neuen Stricken fesseln, womit bisher noch keine Arbeit verrichtet worden ist, dann werde ich schwach und wie jeder andere Mensch."
Ri 16:12 Da nahm Dalila neue Stricke, fesselte ihn damit und sprach zu ihm: "Philister wider dich, Simson!", während ein Beobachter in der Kammer war. Er aber riß sie von seinen Armen wie einen Faden.
Ri 16:13 Darauf sagte Dalila zu Simson: "Bis jetzt hast du mich getäuscht und mir Lügen erzählt. Sage mir nun, womit man dich binden kann!" Er sprach zu ihr: "Wenn du die sieben Locken meines Hauptes in ein Gewebe einwirkst und mit dem Pflock festmachst, dann bin ich schwach und wie jeder andere Mensch."
Ri 16:14 Sie schläferte ihn also ein, verwob die sieben Locken seines Hauptes mit dem Gewebe und machte sie mit dem Pflock fest. Dann sprach sie zu ihm: "Philister wider dich, Simson!" Er erwachte vom Schlaf und riß den Webepflock samt dem Gewebe heraus.
Ri 16:15 Sie sprach zu ihm: "Wie kannst du sagen: Ich liebe dich, während dein Herz nicht bei mir ist? Jetzt hast du mich schon dreimal getäuscht und mir nicht erzählt, worin deine große Kraft liegt."
Ri 16:16 Als sie ihn nun mit ihren Reden die ganze Zeit bedrängte und ihm zusetzte, da wurde es ihm sterbensleid.
Ri 16:17 Er schüttete vor ihr sein ganzes Herz aus und sprach zu ihr: "Kein Schermesser ist über mein Haupt gekommen, denn ich bin ein Gottgeweihter vom Mutterschoße an. Werde ich geschoren, so verläßt mich meine Kraft. Ich werde schwach und bin wie jeder andere Mensch."
Ri 16:18 Dalila merkte, daß er ihr sein ganzes Herzensgeheimnis mitgeteilt hatte. Sie sandte also hin und ließ die Philisterfürsten rufen mit den Worten: "Diesmal kommt selbst herauf; denn er hat mir sein ganzes Herzensgeheimnis verraten." Da kamen die Philisterfürsten zu ihr und brachten die Silberstücke gleich mit.
Ri 16:19 Nun ließ sie ihn auf ihren Knien einschlafen, rief einen Mann und ließ die sieben Locken seines Hauptes abscheren. Damit begann sie, ihn zu schwächen, und seine Kraft wich von ihm.
Ri 16:20 Dann sprach sie: "Philister wider dich, Simson!" Er erwachte aus seinem Schlafe und dachte: "Ich werde wie immer davonkommen, ich brauche mich ja nur freizuschütteln." Er wußte nicht, daß der Herr von ihm gewichen war.
Ri 16:21 Da ergriffen ihn die Philister, stachen ihm die Augen aus und brachten ihn nach Gaza. Sie fesselten ihn mit zwei ehernen Ketten, und er mußte im Gefängnis die Mühlsteine drehen.
Ri 16:22 Sein Haupthaar aber begann wieder zu wachsen, nachdem er geschoren war.
Ri 16:23 Die Fürsten der Philister kamen zusammen, um ihrem Gotte Dagon ein großes Opfer darzubringen und fröhlich zu sein. Dabei sprachen sie: "Unser Gott gab den Simson, unseren Feind, in unsere Gewalt!"
Ri 16:24 Als die Leute ihn sahen, rühmten sie ihren Gott und sprachen: "Unser Gott gab in unsere Gewalt unseren Feind, der unser Land verwüstet, der viele von uns umgebracht hat!"
Ri 16:25 Als sie nun in guter Stimmung waren, kamen sie auf den Gedanken: "Ruft doch den Simson herbei, er soll uns belustigen!" Da rief man den Simson aus dem Gefängnis herbei; er mußte ihnen als Spaßmacher dienen, und man stellte ihn zwischen die Säulen.
Ri 16:26 Simson sprach zu dem Knaben, der ihn an seiner Hand hielt: "Laß mich doch, daß ich die Säulen betasten kann, auf denen das Haus ruht, um mich daran zu lehnen!"
Ri 16:27 Der Palast war von Männern und Frauen angefüllt. Dort waren alle Fürsten der Philister beisammen. Auch auf dem Dach waren etwa dreitausend Menschen, Männer und Frauen, die sich den Spaß mit Simson anschauten.
Ri 16:28 Da rief Simson den Herrn an und sprach: "O Gebieter und Herr, gedenke meiner und gib mir nur noch dieses eine Mal Kraft, o Gott! Ich möchte doch an den Philistern Rache nehmen wenigstens für das eine meiner beiden Augen!"
Ri 16:29 Dann packte Simson die beiden Säulen, auf denen das Haus in der Mitte ruhte, und stemmte sich gegen sie, gegen die eine mit seiner Rechten, gegen die andere mit seiner Linken.
Ri 16:30 Simson sprach: "Ich will sterben mit den Philistern!" Er streckte sich mit voller Kraft; da stürzte der Palast auf die Fürsten und alle Leute, die darin waren. Es waren der Toten, die er bei seinem Sterben umbrachte, mehr als derer, die er in seinem Leben getötet hatte.
Ri 16:31 Nun kamen seine Brüder und all seine Familienangehörigen herab, holten ihn, brachten ihn hinauf und begruben ihn zwischen Zora und Eschtaol im Grabe seines Vaters Manoach. Er war über Israel zwanzig Jahre lang Richter gewesen.
Richter Kapitel 17
Ri 17:1 Es war ein Mann vom Gebirge Ephraim, dessen Name war Micha.
Ri 17:2 Der sprach zu seiner Mutter: "Hier sind die eintausendeinhundert Silberstücke, die man dir genommen hat und um derentwillen du einen Fluch ausgestoßen und auch vor meinen eigenen Ohren gesprochen hast. Siehe, das Geld ist bei mir. Ich selber hatte es weggenommen." Da entgegnete seine Mutter: "Gesegnet sei mein Sohn von dem Herrn!"
Ri 17:3 Er erstattete also seiner Mutter die eintausendeinhundert Silberstücke zurück. Diese sprach: "Ich habe doch das Geld dem Herrn geweiht; aus meiner Hand stammt es, für meinen Sohn ist es bestimmt, ein aus Metall gegossenes Gottesbild daraus zu machen. Nun gebe ich es dir wieder."
Ri 17:4 Er aber gab das Geld seiner Mutter zurück. Sie nahm zweihundert Silberstücke und gab sie dem Goldschmied. Der verfertigte ein aus Metall gegossenes Gottesbild daraus und stellte es in das Haus des Micha.
Ri 17:5 Der Mann Micha hatte somit ein Gotteshaus. Er ließ dazu Orakelschurz (Ephod) und Hausgötzen (Teraphim) machen und stattete einen seiner Söhne mit der Vollmacht aus, und dieser diente ihm nun als Priester.
Ri 17:6 In jenen Tagen gab es keinen König in Israel; jeder tat das, was ihm beliebte.
Ri 17:7 Ein junger Mann war aus Bethlehem in Juda, aus dem Geschlechte Juda; dieser war Levit und lebte daselbst als Fremdling.
Ri 17:8 Dieser Mann begab sich aus der Stadt Bethlehem in Juda, um sich als Fremdling niederzulassen, wo er einen Platz fände. So kam er denn auf seinem Wege zum Gebirge Ephraim zum Hause des Micha.
Ri 17:9 Micha redete ihn an: "Woher kommst du?" Er antwortete ihm: "Ein Levit bin ich von Bethlehem in Juda. Ich bin auf dem Wege, mich irgendwo als Fremdling niederzulassen."
Ri 17:10 Micha lud ihn ein: "Bleibe doch bei mir und sei mir Vater und Priester! Ich gebe dir zehn Silberstücke im Jahr, Bekleidung und deinen Lebensunterhalt."
Ri 17:11 Der Levit war bereit, bei dem Mann zu bleiben, und der Jüngling galt ihm wie einer von seinen Söhnen.
Ri 17:12 Micha verlieh dem Leviten die Vollmacht, und der Jüngling wurde sein Priester und blieb im Haus des Micha.
Ri 17:13 Micha dachte sich: "Nun weiß ich gewiß, daß der Herr mir Gutes erweisen wird, weil ich den Leviten als Priester habe."
Richter Kapitel 18
Ri 18:1 In jenen Tagen gab es in Israel keinen König. Damals suchte sich der Stamm Dan einen Landbesitz, um sich ansiedeln zu können; bis zu jenem Tag war ihm nämlich inmitten der Stämme Israels kein Erbbesitz zuteil geworden.
Ri 18:2 Die Daniten sandten von ihrer Sippe fünf tüchtige Männer aus ihrer Mitte von Zora und Eschtaol aus, um das Land zu erforschen und genau zu erkunden. Sie sagten ihnen: "Geht hin und erforscht das Land!" Sie kamen zum Gebirge Ephraim, zum Haus des Micha, und übernachteten daselbst.
Ri 18:3 Als sie beim Haus des Micha standen, erkannten sie den jungen Leviten an der Stimme. Sie kehrten dort ein und fragten ihn: "Wer hat dich hierher gebracht? Was tust du hier, und was ist hier mit dir?"
Ri 18:4 Er antwortete ihnen: "So und so hat Micha an mir getan. Er hat mich in seinen Lohndienst genommen, und so wurde ich sein Priester."
Ri 18:5 Sie sprachen zu ihm: "Befrage doch Gott! Wir wollen erfahren, ob unsere Reise, auf der wir uns gerade befinden, gut vonstatten gehen wird."
Ri 18:6 Der Priester erwiderte ihnen: "Geht in Frieden! Die Reise, die ihr macht, steht im Schutze des Herrn."
Ri 18:7 Die fünf Männer gingen weiter und gelangten nach Lajisch. Sie sahen, daß das dortige Volk in Sicherheit wohnte, wie etwa die Sidonier, in Ruhe und Frieden. Es mangelte an nichts im Lande; man war sehr reich. Sie waren aber weit entfernt von den Sidoniern und hatten zu Aram keine Beziehungen.
Ri 18:8 Als sie zu ihren Stammesbrüdern nach Zora und Eschtaol zurückkamen, fragten ihre Brüder sie: "Was ist zu melden?"
Ri 18:9 Sie antworteten: "Auf, ziehen wir gegen sie zu Felde! Denn wir sahen, daß das Land sehr schön ist! Was zögert ihr noch? Seid nicht faul! Auf, kommt und nehmt das Land in Besitz!
Ri 18:10 Kommt ihr dorthin, so trefft ihr auf ein sorgloses Volk; das Land erstreckt sich weit und breit. Fürwahr, Gott gibt euch eine Gegend in die Hand, wo es an nichts im Lande mangelt!"
Ri 18:11 So brachen also dort von der Danitensippe, von Zora und Eschtaol, sechshundert zum Kampf ausgerüstete Männer auf.
Ri 18:12 Sie bezogen auf ihrem Wege Lager bei Kirjat-Jearim in Juda; deshalb nennt man noch heute jenen Ort "Lager Dans"; er liegt hinter Kirjat-Jearim.
Ri 18:13 Von dort zogen sie weiter auf das Gebirge Ephraim und kamen zum Haus des Micha.
Ri 18:14 Die fünf Männer, die gereist waren, das Land zu erkunden, sprachen zu ihren Stammesbrüdern: "Wißt ihr auch, daß sich in diesen Häusern ein Orakelschurz, Hausgötzen, sowie ein Schnitz und Gußbild befinden? Überlegt euch wohl, was ihr tun wollt!"
Ri 18:15 Sie bogen dahin ab und kamen zum Hause des jungen Leviten, zum Hause des Micha, und fragten ihn nach seinem Befinden.
Ri 18:16 Die sechshundert kampfgerüsteten Daniten standen am Toreingang.
Ri 18:17 Die fünf Männer aber, die ausgezogen waren, das Land zu erkunden, gingen hinauf, drangen ein und nahmen das Schnitzbild, den Orakelschurz, die Hausgötzen und das Gußbild. Der Priester stand am Eingang des Tores samt den sechshundert Mann, die voll ausgerüstet waren.
Ri 18:18 Als nun jene in das Haus des Micha eindrangen, um das Schnitzbild, den Orakelschurz, die Hausgötzen und das Gußbild zu holen, sprach zu ihnen der Priester: "Was macht ihr da?"
Ri 18:19 Sie erwiderten ihm: "Still! Lege deine Hand auf deinen Mund! Geh mit uns und sei uns Vater und Priester! Ist es etwa besser für dich, Priester für das Haus eines einzigen Mannes als Priester für einen Stamm oder eine Sippe in Israel zu sein?"
Ri 18:20 Das leuchtete dem Priester ein; er nahm den Orakelschurz, die Hausgötzen, das Schnitz- und Gußbild und ging mitten unter die Leute.
Ri 18:21 Dann wandten sie sich und zogen weiter. Die Kinder, das Vieh und die wertvolle Habe stellten sie an die Spitze.
Ri 18:22 Sie waren vom Hause des Micha schon entfernt. Da wurden die Männer in den Häusern der Nachbarschaft Michas aufgeboten, die Daniten einzuholen.
Ri 18:23 Sie riefen hinter den Daniten her. Diese drehten sich um und sagten zu Micha: "Was ist dir, daß du deine Mannschaft aufgeboten hast?"
Ri 18:24 Er erwiderte: "Meinen Gott, den ich verfertigte, habt ihr gestohlen und meinen Priester dazu. Ihr zieht damit fort. Was habe ich jetzt noch? Und da sagt ihr mir noch: Was ist dir denn?"
Ri 18:25 Die Daniten erwiderten ihm: "Laß uns deine Stimme nicht mehr hören; denn sonst könnten wütende Leute über euch herfallen, und du würdest dein Leben und das Leben deiner Familie verwirken!"
Ri 18:26 Die Daniten zogen ihres Weges weiter. Micha sah, daß sie stärker waren als er. Er drehte sich um und ging wieder nach Hause.
Ri 18:27 Jene stahlen das, was Micha angefertigt hatte, und den Priester dazu, der bei ihm war. Sie zogen gegen Lajisch, gegen die ruhigen und sorglosen Leute. Sie schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes und zündeten die Stadt an.
Ri 18:28 Ein Retter fand sich nicht; denn die Entfernung von Sidon war zu groß und man hatte zu Aram keine Beziehungen. Sie lag ja im Tal von Bet-Rechob. Dann bauten sie die Stadt wieder auf und siedelten sich darin an.
Ri 18:29 Sie nannten die Stadt Dan nach dem Namen ihres Ahnherrn Dan, der von Israel abstammte. Früher jedoch hieß die Stadt Lajisch.
Ri 18:30 Nun richteten die Daniten für sich das Gottesbild wieder auf. Jonatan, der Sohn des Gerschom, des Manassesohnes, und seine Nachkommen verrichteten priesterliche Dienste für den Stamm der Daniten bis zum Tage, da das Land der Verbannung anheimfiel.
Ri 18:31 Das Gottesbild aber, das Micha angefertigt hatte, blieb bei ihnen die ganze Zeit hindurch aufgestellt, solange das Gotteshaus in Silo bestand.
Richter Kapitel 19
Ri 19:1 Es geschah in jenen Tagen, da es keinen König in Israel gab, daß ein Levit als Fremdling in der äußersten Ecke des Gebirges Ephraim lebte. Dieser hatte sich eine Nebenfrau aus Bethlehem in Juda genommen.
Ri 19:2 Seine Nebenfrau entzweite sich mit ihm, ging hinweg in ihr Vaterhaus nach Bethlehem in Juda und wohnte daselbst schon vier Monate.
Ri 19:3 Ihr Mann machte sich auf, zog ihr nach, um sie in Güte zu überreden und sie zurückzuholen. Seinen Knecht und ein Eselsgespann hatte er bei sich. Sie brachte ihn in ihr Vaterhaus. Als der Vater der jungen Frau ihn sah, kam er ihm freudig entgegen.
Ri 19:4 Sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, hielt ihn fest, so daß er drei Tage bei ihm blieb. Sie aßen und tranken und übernachteten dort.
Ri 19:5 Am vierten Tage standen sie in aller Frühe auf, und er bereitete seine Abreise vor. Der Vater der jungen Frau sprach zu seinem Schwiegersohn: "Stärke dich mit einem Bissen Brot; dann erst reist ab!"
Ri 19:6 Sie setzten sich wieder und aßen und tranken zusammen. Dann sagte der Vater der jungen Frau zu dem Mann: "Bring es doch über dich, bleibe noch einmal zur Nacht und sei fröhlich!"
Ri 19:7 Doch der Mann wollte abreisen; aber sein Schwiegervater drängte ihn, wieder daselbst zu übernachten.
Ri 19:8 Als er nun am Morgen des fünften Tages abreisen wollte, sprach der Vater der jungen Frau: "Labe doch erst dein Herz!" Und sie ließen sich noch Zeit, bis der Tag sich neigte, und beide speisten gemeinsam.
Ri 19:9 Dann schickte sich aber der Mann an, abzureisen zusammen mit seiner Nebenfrau und seinem Knecht. Sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, sagte zu ihm: "Der Tag neigt sich schon dem Abend zu; übernachte doch, seht die Dämmerung, bleibe hier zur Nacht und sei guter Dinge! Morgen früh brecht auf und zieht eures Weges, damit du wieder zu deinem Zelt gelangst!"
Ri 19:10 Der Mann wollte aber nicht mehr über Nacht bleiben. Er machte sich auf, zog davon und kam bis in die Gegend von Jebus [Jerusalem]. Er hatte ein gesatteltes Eselsgespann, seine Nebenfrau und seinen Knecht bei sich.
Ri 19:11 Als sie in der Nähe von Jebus waren, sank der Tag dahin. Der Knecht sprach zu seinem Herrn: "Komm, wir wollen in der Jebusiterstadt einkehren und dort übernachten!"
Ri 19:12 Doch sein Herr erwiderte ihm: "In einer fremden Stadt, die nicht den Söhnen Israels eigen ist, kehren wir nicht ein; wir gehen weiter bis nach Gibea."
Ri 19:13 Weiter sprach er zu seinem Knecht: "Wir wollen uns einem dieser Orte nähern und zur Nacht in Gibea oder Rama bleiben."
Ri 19:14 Sie schritten weiter, und die Sonne ging unter, als sie ganz dicht bei Gibea in Benjamin waren.
Ri 19:15 Sie bogen dort ab, um hinzukommen und in Gibea zu übernachten. Als er angekommen war, machte er auf dem Stadtplatz halt. Aber es fand sich niemand, der sie die Nacht über beherbergen wollte.
Ri 19:16 Da kam ein alter Mann am Abend von seiner Feldarbeit heim. Der Mann stammte vom Gebirge Ephraim und lebte als Schutzbürger in Gibea. Die Ortsbewohner waren Benjaminiten.
Ri 19:17 Er erhob seine Augen und sah den Wanderer auf dem Stadtplatz. Der alte Mann sprach: "Wohin gehst du, und woher kommst du?"
Ri 19:18 Dieser entgegnete ihm: "Von Bethlehem in Juda reisen wir bis zur äußersten Ecke des Gebirges Ephraim. Von daher stamme ich. Ich begab mich nach Bethlehem in Juda und bin jetzt wieder auf dem Wege nach Hause. Niemand aber nimmt mich in sein Heim auf.
Ri 19:19 Stroh und Futter für unsere Esel haben wir; auch Brot und Wein für mich, für deine Magd und für den Knecht, der deinen Diener begleitet. Es fehlt an nichts."
Ri 19:20 Der alte Mann sprach: "Sei willkommen! Alles, was dir noch fehlt, übernehme ich. Doch auf der Gasse darfst du nicht übernachten!"
Ri 19:21 Er brachte ihn in sein Haus und gab den Eseln Futter. Sie wuschen ihre Füße, aßen und tranken.
Ri 19:22 Während sie sich so gütlich taten, umringten die Männer aus der Stadt, ruchlose Leute, das Haus, pochten an die Türe und sprachen zu dem alten Mann, dem Hausbesitzer: "Gib uns den Mann, der in dein Haus eingekehrt ist, wir wollen ihm beiwohnen!"
Ri 19:23 Da trat der Mann als Hausherr vor sie und sprach zu ihnen: "Nicht so, meine Brüder! Handelt doch nicht so abscheulich, nachdem dieser Mann in meinem Haus abgestiegen ist; begeht nicht diese verructe Tat!
Ri 19:24 Meine Tochter, die noch Jungfrau ist, und seine Nebenfrau will ich euch herausschaffen. Ihnen mögt ihr Gewalt antun und mit ihnen machen, was euch beliebt. An diesem Mann aber begeht nicht eine solche ruchlose Tat!"
Ri 19:25 Die Männer wollten jedoch nicht auf ihn hören. Der Mann ergriff also seine Nebenfrau und brachte sie ihnen ins Freie heraus. Man mißbrauchte sie, und sie trieben ihren Mutwillen an ihr die ganze Nacht bis zum Morgen. Erst als die Morgenröte heraufstieg, ließ man sie fort.
Ri 19:26 Als die Frau beim Morgengrauen zurückgekehrt war, brach sie am Eingang des Hauses jenes Mannes, bei dem ihr Eheherr wohnte, zusammen und lag dort, bis es hell war.
Ri 19:27 Ihr Herr erhob sich am Morgen, öffnete die Haustüre und trat hinaus, seinen Weg fortzusetzen. Da lag das Weib, seine Nebenfrau, am Hauseingang mit ihren Händen auf der Schwelle.
Ri 19:28 Er sprach zu ihr: "Steh auf, wir wollen gehen!" Aber es antwortete niemand. Da lud er sie auf den Esel, und so machte der Mann sich auf und begab sich an seinen Wohnort.
Ri 19:29 Als er nach Hause kam, nahm er das Messer, ergriff seine Nebenfrau und zerstückelte sie gliedweise in zwölf Teile und schickte sie in das ganze Gebiet von Israel.
Ri 19:30 Jeder, der das sah, sprach: "Solches ist nie geschehen noch gesehen worden seit dem Tage, da die Israeliten aus dem Ägypterland fortzogen, bis heute. Das bedenkt wohl, faßt eine Entschließung und redet!"
Richter Kapitel 20
Ri 20:1 Alle Söhne Israels zogen aus, und die Gemeinde versammelte sich wie ein Mann zum Herrn nach Mizpa, von Dan bis Beerseba und auch vom Lande Gilead.
Ri 20:2 Die Häupter des ganzen Volkes, alle Stämme Israels, versammelten sich in der Gemeinde des Gottesvolkes, 400 000 Mann zu Fuß, mit dem Schwert bewaffnet.
Ri 20:3 Die Söhne Benjamins hörten, daß die Söhne Israels nach Mizpa gezogen waren. Die Söhne Israels sprachen: "Sagt an, wie hat sich dieser Frevel zugetragen?"
Ri 20:4 Da entgegnete der Mann, der Levit, der Ehemann der ermordeten Frau: "Nach Gibea in Benjamin kam ich mit meiner Nebenfrau, um zu übernachten.
Ri 20:5 Da erhoben sich die Bürger von Gibea wider mich und belagerten um meinetwillen des Nachts das Haus. Sie gedachten, mich zu ermorden, meine Nebenfrau aber schändeten sie so, daß sie starb.
Ri 20:6 Daraufhin nahm ich meine Nebenfrau, zerstückelte sie und sandte sie in das ganze Gebiet des Erbbesitzes Israel; denn sie vollbrachten eine Schandtat und Ruchlosigkeit in Israel.
Ri 20:7 Israeliten, ihr seid nun alle da; besprecht euch hier und haltet Rat!"
Ri 20:8 Alles Volk erhob sich wie ein Mann und sprach: "Niemand von uns soll in sein Zelt zurückkehren, niemand in sein Haus sich begeben!
Ri 20:9 Das ist es, was wir Gibea jetzt antun werden: Wir lassen das Los sprechen!
Ri 20:10 Wir nehmen zehn Mann von hundert aus allen Stämmen Israels und hundert von tausend und tausend von zehntausend, um Wegzehrung zu holen für die Leute, die gekommen sind, um gegen Gibea in Benjamin so vorzugehen, wie es der Schandtat entspricht, die es in Israel verübt hat."
Ri 20:11 Da scharten sich alle Leute von Israel gegen die Stadt zusammen, verbunden wie ein Mann.
Ri 20:12 Die Stämme Israels schickten Männer im ganzen Stamm Benjamin umher mit der Botschaft: "Was ist das für eine ruchlose Tat, die bei euch geschehen ist?
Ri 20:13 Gebt jetzt die nichtswürdigen Männer heraus, die in Gibea sind! Wir werden sie töten und das Böse in Israel ausrotten!" Doch die Benjaminiten wollten nicht auf die Forderungen ihrer israelitischen Stammesbrüder hören.
Ri 20:14 Sie scharten sich vielmehr aus ihren Ortschaften in Gibea zusammen, um gegen die Israeliten zu Felde zu ziehen.
Ri 20:15 An Benjaminiten wurden damals aus den Ortschaften 26 000 Mann als Schwertkämpfer gemustert, abgesehen von den Bewohnern Gibeas; bei ihnen wurden 700 ausgewählte Leute gemustert.
Ri 20:16 Unter all diesen befanden sich 700 auserlesene Männer, die Linkshänder waren. Jeder von ihnen traf mit der Steinschleuder haarscharf, ohne zu fehlen.
Ri 20:17 An Israeliten wurden außer Benjamin 400 000 schwertbewaffnete, kampfgeübte Männer gemustert.
Ri 20:18 Sie machten sich auf und zogen nach Betel, um Gott zu befragen. Die Israeliten fragten: "Wer von uns soll zuerst zum Kampf gegen die Benjaminiten ausrücken?" Der Herr antwortete: "Juda zuerst!"
Ri 20:19 Die Israeliten machten sich am Morgen auf und lagerten sich gegen Gibea.
Ri 20:20 Israel rückte zum Kampfe mit Benjamin aus. Die Israeliten stellten sich in eine Schlachtreihe vor Gibea auf.
Ri 20:21 Die Benjaminiten rückten von Gibea vor und hieben von Israel an jenem Tage
Ri 20:22 000 Mann nieder. 22 Doch die Leute von Israel ermannten sich und stellten sich wiederum zum Kampf am gleichen Ort, wo sie sich am ersten Tage gestellt hatten.
Ri 20:23 Die Israeliten zogen hinauf nach Betel und weinten vor dem Herrn bis zum Abend. Dabei befragten sie den Herrn: "Soll ich mich wiederum in einen Kampf einlassen gegen die Söhne Benjamins, meines Bruders?" Der Herr antwortete: "Zieht gegen ihn!"
Ri 20:24 Die Israeliten zogen also auch am zweiten Tage gegen die Söhne Benjamins.
Ri 20:25 Da rückte ihnen Benjamin von Gibea aus auch am zweiten Tag entgegen, und sie hieben von den Israeliten weitere 18 000 schwertbewaffnete Männer nieder.
Ri 20:26 Nun zogen alle Israeliten und alles Volk hinauf und begaben sich nach Betel, weinten, verweilten dort vor dem Herrn, fasteten an jenem Tag bis zum Abend und brachten Brand- und Friedopfer vor dem Herrn dar.
Ri 20:27 Wieder befragten die Israeliten den Herrn [dort war nämlich die Bundeslade Gottes in jenen Tagen,
Ri 20:28 und Pinchas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons, versah damals den Dienst vor ihr]: "Soll ich noch einmal zum Kampf gegen Benjamin, meinen Bruder, ausziehen, oder soll ich es lassen?" Der Herr antwortete: "Rückt aus! Denn morgen gebe ich ihn in deine Gewalt."
Ri 20:29 Israel legte nun rings um Gibea Leute in den Hinterhalt.
Ri 20:30 Die Israeliten rückten am dritten Tag gegen die Benjaminiten vor und stellten sich vor Gibea wie die beiden früheren Male.
Ri 20:31 Die Benjaminiten rückten den Leuten entgegen, wurden von der Stadt abgeschnitten und begannen Leute zu erschlagen, wie die beiden anderen Male, an den Straßen, von denen die eine nach Betel, die andere nach Gibea führt; es war auf freiem Feld, und es waren etwa dreißig israelitische Männer.
Ri 20:32 Da dachten die Benjaminiten: "Sie werden von uns geschlagen wie das vorige Mal." Die Israeliten aber überlegten sich: "Wir wollen vor ihnen fliehen und sie von der Stadt nach den Straßen hin weglocken!"
Ri 20:33 Alle Israeliten machten sich von ihrem Standort auf und stellten sich bei Baal-Tamar in eine Kampfreihe auf, während die im Hinterhalt lauernden Israeliten aus ihrer Stellung westlich von Gibea hervorbrachen.
Ri 20:34 So rückten gegen Gibea 10 000 erwählte Männer aus ganz Israel vor. Hart war der Kampf, doch jene ahnten nicht, daß das Unheil über sie hereinbrach.
Ri 20:35 Der Herr schlug Benjamin durch Israel. Die Israeliten hieben an jenem Tag von Benjamin 25 100 schwertbewaffnete Männer nieder.
Ri 20:36 Die Benjaminiten sahen nun ein, daß sie geschlagen waren. Die Israeliten aber ließen den Benjaminiten einen freien Abstand; sie vertrauten auf die Leute, die sie gegen Gibea in den Hinterhalt gelegt hatten.
Ri 20:37 Die Männer im Hinterhalt zogen eiligst gegen Gibea los, und der Hinterhalt drang vor und schlug die ganze Stadt mit der Schärfe des Schwertes.
Ri 20:38 Zwischen den Israeliten und denen im Hinterhalt war verabredet worden, daß man eine Rauchsäule aus der Stadt aufsteigen lassen sollte.
Ri 20:39 Die Israeliten machten nun im Kampf eine Kehrtwendung, und Benjamin begann, einige israelitische Männer zu erschlagen, etwa dreißig Mann. Denn sie dachten: "Sicherlich werden sie von uns ebenso geschlagen wie im früheren Kampf."
Ri 20:40 Plötzlich begann das Signal von der Stadt, die Rauchsäule, aufzusteigen. Als Benjamin sich umwandte, da stieg das Ganzopfer der Stadt zum Himmel empor!
Ri 20:41 Die Leute von Israel machten wieder kehrt, und die Benjaminiten gerieten in Bestürzung; denn sie merkten, daß das Unheil über sie gekommen war.
Ri 20:42 Sie wandten sich auf der Flucht vor den Israeliten nach der Wüste zu. Der Kampf aber heftete sich an ihre Fersen, und die aus der Stadt kamen, vernichteten sie, indem sie die Benjaminiten in die Mitte nahmen.
Ri 20:43 Sie umringten die Benjaminiten, verfolgten sie unermüdlich und zertraten sie bis vor Gibea im Osten.
Ri 20:44 Dabei fielen von Benjamin 18 000 Mann, alles tüchtige Krieger.
Ri 20:45 Sie wandten sich auf der Flucht nach der Wüste zum Felsen Rimmon hin. Doch hielt man noch Nachlese bei ihnen auf den Straßen: gegen 5 000 Mann. Man heftete sich an ihre Fersen bis Gidom und erschlug von ihnen noch 2 000 Mann.
Ri 20:46 Die Gesamtzahl der Gefallenen in Benjamin betrug an jenem Tage 25 000 schwertbewaffnete, kriegstüchtige Männer.
Ri 20:47 Sechshundert Mann wandten sich auf der Flucht nach der Wüste zum Felsen Rimmon hin und blieben vier Monate dort.
Ri 20:48 Die Leute von Israel aber kehrten um gegen die Benjaminiten und schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes, Männer und Vieh und alles, was sich dort befand. Auch alle Ortschaften, auf die man stieß, steckten sie in Brand.
Richter Kapitel 21
Ri 21:1 Die Israeliten hatten in Mizpa geschworen: "Niemand von uns wird einem Benjaminiten seine Tochter zur Frau geben."
Ri 21:2 Nun kam das Volk nach Betel. Sie weilten dort bis zum Abend vor Gott, erhoben ihre Stimme und weinten laut und lange.
Ri 21:3 Sie beteten: "Warum, Herr, Gott Israels, ist es in Israel geschehen, daß heute ein ganzer Stamm aus Israel fehlt?"
Ri 21:4 Am andern Morgen in aller Frühe erbauten sich die Leute dort einen Altar und brachten Brand- und Friedopfer dar.
Ri 21:5 Dabei fragten die Israeliten: "Ist etwa einer von allen Stämmen Israels nicht in die Versammlung zum Herrn gekommen?" Man war nämlich einen heiligen Eid eingegangen gegen den, der nicht zum Herrn nach Mizpa hinaufziehen würde, und hatte gesagt: "Der muß des Todes sterben."
Ri 21:6 Die Israeliten packte das Mitleid mit ihrem Bruder Benjamin. Sie sagten: "Abgeschnitten ist heute ein ganzer Stamm aus Israel.
Ri 21:7 Wie können wir den Übriggebliebenen zu Frauen verhelfen? Wir haben doch beim Herrn geschworen, ihnen keine von unseren Töchtern zur Frau zu geben."
Ri 21:8 Sie taten also die Frage: "Ist etwa unter den Stämmen Israels einer, der nicht zum Herrn nach Mizpa hinaufgezogen ist?" Und siehe da, von Jabesch in Gilead war niemand ins Lager zur Versammlung gekommen.
Ri 21:9 Die Leute wurden gemustert, und tatsächlich war niemand von den Bewohnern aus Jabesch in Gilead da.
Ri 21:10 Da entsandte die Gemeinde nach dort zwölftausend erprobte Krieger und gab ihnen den Befehl: "Geht hin und schlagt die Bewohner von Jabesch in Gilead mit der Schärfe des Schwertes, auch Frauen und Kinder!
Ri 21:11 Dabei sollt ihr folgendermaßen vorgehen: An jedem Mann und an jeder Frau, die bereits ein Mann berührt hat, sollt ihr den Bann vollstrecken!"
Ri 21:12 Sie fanden unter den Bewohnern von Jabesch in Gilead vierhundert jungfräuliche Mädchen, die noch kein Mann berührt hatte. Man brachte sie ins Lager nach Silo im Lande Kanaan.
Ri 21:13 Die ganze Gemeinde sandte nun hin und machte davon den Benjaminiten, die am Felsen Rimmon waren, Mitteilung und entbot ihnen Friedensgrüße.
Ri 21:14 So kehrten die Benjaminiten damals zurück. Man gab ihnen die Mädchen, die man von den Frauen aus Jabesch in Gilead am Leben gelassen hatte. Doch sie reichten für sie nicht aus.
Ri 21:15 Das Volk erbarmte sich Benjamins, weil der Herr durch die Stämme Israels einen Riß gemacht hatte.
Ri 21:16 Die Ältesten der Gemeinde sagten also: "Wie verhelfen wir den Übriggebliebenen zu Frauen, nachdem in Benjamin die Frauen ausgerottet sind?"
Ri 21:17 Sie sprachen: "Benjamin hat noch den Besitz der Entronnenen, und es soll kein Stamm aus Israel verschwinden!
Ri 21:18 Wir selbst aber können ihnen von unseren Töchtern keine Frauen geben." Denn die Israeliten hatten geschworen: "Verflucht sei, wer an Benjamin eine Frau gibt!"
Ri 21:19 Sie sagten nun: "Wir halten doch alljährlich das Fest des Herrn in Silo" [nördlich von Betel, östlich von der Straße, die von Betel nach Sichem führt, südlich von Lebona].
Ri 21:20 Sie forderten die Benjaminiten auf: "Geht hin und legt euch in den Weinbergen auf die Lauer!
Ri 21:21 Seht ihr dann, wie die Töchter von Silo herauskommen, um ihre Reigen zu tanzen, dann brecht aus den Weinbergen hervor, und jeder von euch raube sich seine Frau aus den Töchtern Silos und entfliehe in das Land Benjamin.
Ri 21:22 Sollten etwa ihre Väter oder ihre Brüder kommen, um sich bei uns zu beklagen, dann werden wir ihnen sagen: "Habt doch Mitleid mit ihnen; denn keiner von ihnen hat seine Frau im Krieg genommen. Ihr habt sie ihnen auch nicht selbst gegeben; denn in diesem Fall wärt ihr mit Schuld behaftet.""
Ri 21:23 Die Benjaminiten taten so und nahmen sich Frauen entsprechend ihrer Anzahl aus den Reigentänzerinnen, die sie raubten. Dann machten sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Erbbesitz. Sie bauten die Städte wieder auf und siedelten sich dort an.
Ri 21:24 Auch die Israeliten gingen dort in jener Zeit auseinander, jeder zu seinem Stamm und zu seiner Sippe. Jeder zog von dort weg zu seinem Erbbesitz.
Ri 21:25 In jenen Tagen gab es keinen König in Israel; jeder tat, was ihm gefiel.
Rut
Rut Kapitel 1
Rut 1:1 Es geschah in den Tagen der Richterherrschaft, daß im Land eine Hungersnot ausbrach. Ein Mann wanderte von Bethlehem in Juda aus, um in den Gefilden Moabs als Schutzbürger zu weilen samt seiner Frau und seinen beiden Söhnen.
Rut 1:2 Der Name des Mannes war Elimelech, der Name seiner Frau Noëmi und die Namen seiner beiden Söhne Machlon und Kiljon [Ephratiten aus Bethlehem im Lande Juda]. Sie kamen in die Gefilde Moabs und blieben daselbst.
Rut 1:3 Doch Elimelech, der Mann Noëmis, starb, und sie blieb mit ihren beiden Söhnen zurück.
Rut 1:4 Diese heirateten moabitische Frauen. Der Name der einen war Orpa, die andere hieß Rut. Sie wohnten daselbst ungefähr zehn Jahre.
Rut 1:5 Es starben dann auch Machlon und Kiljon. Die Frau aber hinterblieb ohne ihre beiden Söhne und ihren Mann.
Rut 1:6 Da machte sie sich mit ihren Schwiegertöchtern auf, um aus dem Lande Moab heimzukehren; sie hörte nämlich im Gefilde Moabs, daß der Herr sein Volk gnadenvoll heimgesucht und ihm wieder Nahrung gegeben habe.
Rut 1:7 Sie wanderte also von der Stätte fort, wo sie ihren Aufenthalt genommen hatte, samt ihren beiden Schwiegertöchtern. Sie machten sich auf den Weg, um heimzukehren in das Land Juda.
Rut 1:8 Da sprach Noëmi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: "Geht nun und kehrt zurück in das Haus eurer Mütter! Möge der Herr euch jene Liebe erweisen, die ihr den Toten und mir erwiesen habt!
Rut 1:9 Der Herr verleihe euch, daß ihr eine Ruhestatt findet, eine jede im Haus ihres Mannes!" Alsdann küßte sie die Frauen; diese erhoben ihre Stimme und weinten.
Rut 1:10 Sie sagten zu ihr: "Fürwahr, wir wollen doch mit dir heimkehren zu deinem Volk!"
Rut 1:11 Doch Noëmi erwiderte: "Kehrt doch um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Habe ich etwa noch Söhne in meinem Mutterleibe, die eure Männer werden könnten?
Rut 1:12 Kehrt heim, meine Töchter, und geht; denn ich bin zu alt, um noch einem Mann zu gehören. Und wenn ich auch dächte: Ich habe noch Hoffnung und würde noch in dieser Nacht mit einem Mann verkehren und auch Kinder gebären,
Rut 1:13 solltet ihr dann etwa warten, bis sie erwachsen sind? Solltet ihr etwa ehelos bleiben und keinem Mann angehören? Nicht doch, meine Töchter, es tut mir weh um euch; denn gegen mich hat sich die Hand des Herrn gewandt."
Rut 1:14 Da erhoben sie ihre Stimme und weinten von neuem. Orpa gab ihrer Schwiegermutter den Abschiedskuß; Rut dagegen blieb bei ihr.
Rut 1:15 Noëmi sprach: "Siehe, deine Schwägerin kehrt zurück zu ihrem Volk und zu ihrem Gott. So kehre auch du zurück wie deine Schwägerin!"
Rut 1:16 Doch Rut entgegnete: "Dränge mich nicht, dich zu verlassen, um heimzukehren, fort von dir! Denn wo du hingehst, da gehe auch ich hin, und wo du weilst, da weile auch ich; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.
Rut 1:17 Wo du stirbst, da sterbe auch ich, und da will ich begraben sein. Ich schwöre - und der Herr möge mich strafen: Nur der Tod wird mich von dir trennen!"
Rut 1:18 Da sie nun sah, daß jene fest entschlossen war, mit ihr zu gehen, hörte sie auf, ihr noch weiter zuzureden.
Rut 1:19 Beide gingen nun weiter, bis sie nach Bethlehem kamen. Bei ihrer Ankunft geriet die ganze Stadt in Aufruhr. Die Frauen fragten: "Ist das nicht Noëmi?"
Rut 1:20 Sie aber entgegnete ihnen: "Nennt mich nicht Noëmi (Liebliche), nennt mich Mara (Bittere); denn Bitteres hat mir in hohem Maße der Allmächtige auferlegt.
Rut 1:21 Reich begütert bin ich fortgewandert, und mit leeren Händen hat mich der Herr zurückgebracht. Warum nennt ihr mich Noëmi? Hat doch der Herr mich gedemütigt und der Allmächtige mir großes Leid zugefügt!"
Rut 1:22 So kehrte Noëmi heim mit Rut, ihrer moabitischen Schwiegertochter, die mit ihr aus den Gefilden Moabs eintraf. Ihre Ankunft in Bethlehem erfolgte zu Beginn der Gerstenernte.
Rut Kapitel 2
Rut 2:1 Noëmi aber hatte einen Verwandten ihres Mannes. Dieser war sehr vermögend und stammte aus dem Geschlechte Elimelechs. Sein Name war Boas.
Rut 2:2 Die Moabiterin Rut sprach zu Noëmi: "Ich gehe hinaus aufs Feld und will Ähren sammeln bei jemand, der es mir freundlich erlaubt." Sie erwiderte: "Ja, geh, meine Tochter!"
Rut 2:3 Da ging sie hin, und angekommen, begann sie auf dem Felde hinter den Schnittern her zu sammeln; eine glückliche Fügung hatte sie gerade auf das Feld des Boas gebracht, der aus dem Geschlecht Elimelechs war.
Rut 2:4 Boas aber kam soeben von Bethlehem her und sprach zu den Schnittern: "Der Herr sei mit euch!" Diese erwiderten ihm: "Der Herr segne dich!"
Rut 2:5 Da sprach Boas zu seinem Knecht, der die Schnitter zu beaufsichtigen hatte: "Zu wem gehört denn dieses Mädchen da?"
Rut 2:6 Der den Schnittern vorstehende Knecht antwortete: "Es ist ein Moabitermädchen, das mit Noëmi aus dem Gefilde Moabs heimgekehrt ist.
Rut 2:7 Sie hat gesagt: "Ich darf doch wohl auflesen und bei den Garben sammeln hinter den Schnittern her?" So kam sie und hielt standhaft aus vom Morgen an bis jetzt; eben will sie ein wenig nach Hause gehen."
Rut 2:8 Boas sprach zu Rut: "Hörtest du es wohl, meine Tochter? Gehe nicht fort, um auf einem andern Feld zu sammeln! Entferne dich nicht von hier, sondern halte dich an meine Mägde!
Rut 2:9 Behalte das Feld, auf dem man erntet, im Auge und folge hinter ihnen her! Ich habe auch den Knechten geboten, dich nicht anzutasten. Hast du Durst, so geh zu den Gefäßen und trinke von dem, was die Knechte schöpften!"
Rut 2:10 Da fiel sie nieder auf ihr Angesicht, beugte sich zur Erde und sprach zu ihm: "Warum fand ich in deinen Augen Gunst, daß du so gnädig auf mich schaust, obwohl ich eine Ausländerin bin?"
Rut 2:11 Boas antwortete ihr: "Alles ist mir berichtet worden, was du nach dem Tode deines Mannes an deiner Schwiegermutter tatest, daß du deinen Vater, deine Mutter und dein Heimatland verlassen hast, um zu einem Volke auszuwandern, welches du bis dahin noch nicht kanntest.
Rut 2:12 Der Herr möge dir dein Tun vergelten, und die volle Belohnung werde dir vom Herrn, dem Gott Israels, zuteil dafür, daß du gekommen bist, um unter seinen Flügeln Schutz zu suchen!"
Rut 2:13 Sie entgegnete: "Ich finde also Gunst in deinen Augen, Herr! Denn du hast mich getröstet und deiner Magd ins Herz geredet, und ich bin doch nicht einmal wie eine deiner Mägde!"
Rut 2:14 Um die Essenszeit sprach Boas zu ihr: "Komm her und iß von dem Brot und tauche deinen Bissen in den herben Wein!" So ließ sie sich nieder an der Seite der Schnitter, und er setzte ihr Röstkorn vor. Sie aß, wurde satt und ließ noch übrig.
Rut 2:15 Als sie nun wieder aufstand, um weiterzusammeln, gebot Boas seinen Knechten: "Auch zwischen den Garben darf sie lesen, und ihr sollt sie nicht tadeln!
Rut 2:16 Auch aus den Bündeln zieht für sie einiges heraus und laßt es liegen; sie mag es dann sammeln, ohne daß ihr sie scheltet."
Rut 2:17 Darauf sammelte sie auf dem Feld bis zum Abend. Als sie dann den gesammelten Vorrat ausklopfte, war es etwa ein Epha Gerste.
Rut 2:18 Sie hob es auf und kam damit in die Stadt. Ihre Schwiegermutter sah den gesammelten Vorrat. Dann packte sie aus und gab ihr den übriggebliebenen Rest des Essens.
Rut 2:19 Da sprach ihre Schwiegermutter zu ihr: "Wo hast du denn heute gesammelt, wo gearbeitet? Gesegnet sei derjenige, der dich so gut behandelte!" Sie teilte ihrer Schwiegermutter mit, bei wem sie gearbeitet hatte, und sprach: "Der Name des Mannes, bei dem ich heute arbeitete, ist Boas."
Rut 2:20 Noëmi sagte zu ihrer Schwiegertochter: "Gesegnet sei er vom Herrn, der seine Huld weder den Lebenden noch den Toten versagt hat!" Dann erzählte ihr Noëmi: "Der Mann ist mit uns verwandt, zu unseren Lösern gehört er."
Rut 2:21 Die Moabiterin Rut antwortete: "Auch sagte er zu mir: "Halte dich an mein Gesinde, bis sie meine Ernte beendet haben!""
Rut 2:22 Noëmi entgegnete ihrer Schwiegertochter Rut: "Gut, meine Tochter, daß du mit seinen Mägden hinausgehst und man dich nicht überraschen kann auf einem fremden Feld!"
Rut 2:23 Sie hielt sich beim Sammeln an die Mägde des Boas, bis die Gersten- und Weizenernte beendet war. Dann kehrte sie zu ihrer Schwiegermutter zurück.
Rut Kapitel 3
Rut 3:1 Ihre Schwiegermutter Noëmi sprach zu ihr: "Meine Tochter, soll ich dir nicht ein ruhiges Heim suchen, wo es dir gut geht?
Rut 3:2 Und nun: Ist nicht Boas unser Verwandter, mit dessen Mägden du beisammen warst? Nun worfelt er in dieser Nacht auf der Gerstentenne!
Rut 3:3 Wasche und salbe dich und lege deine schönsten Gewänder an; dann gehe hinab zur Tenne! Gib dich aber dem Mann nicht zu erkennen, bis er mit dem Essen und Trinken fertig ist!
Rut 3:4 Wenn er sich dann aber hinlegt, so merke dir den Ort, wo er schläft; komm herzu, decke den Platz zu seinen Füßen auf und lege dich dort hin; dann wird er dir sagen, was du tun sollst."
Rut 3:5 Sie entgegnete ihr: "Alles, was du sagst, werde ich tun!"
Rut 3:6 Dann ging sie zur Tenne hinunter und tat ganz so, wie ihre Schwiegermutter ihr aufgetragen hatte.
Rut 3:7 Als Boas gegessen und getrunken hatte und guter Dinge war, kam er, um sich am Rand des Getreidehaufens niederzulegen. Sie näherte sich heimlich, deckte den Platz zu seinen Füßen auf und legte sich hin.
Rut 3:8 Um Mitternacht fuhr der Mann erschreckt auf, beugte sich vor, und siehe, eine Frau lag am Platz zu seinen Füßen.
Rut 3:9 Er sprach: "Wer bist du?" Sie entgegnete: "Ich bin Rut, deine Magd! Spanne den Saum deines Gewandes über deine Magd aus; denn Löser bist du!"
Rut 3:10 Er entgegnete: "Gesegnet seist du vom Herrn, meine Tochter! In noch schönerem Lichte zeigst du jetzt deine Liebe als früher, indem du nicht den jungen Männern, ob arm oder reich, nachläufst.
Rut 3:11 Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles, was du sagst, will ich dir tun; denn alle Leute innerhalb des Stadttores wissen, daß du eine wackere Frau bist!
Rut 3:12 Nun, es ist ja nur zu wahr, daß ich lösepflichtig bin; allein es ist noch ein näherer Verwandter als ich da, der ebenfalls lösepflichtig ist.
Rut 3:13 Bleibe in dieser Nacht hier liegen; wenn er dich dann am Morgen lösen will, gut, so mag er es tun! Hat er aber keine Lust, dich zu lösen, dann werde ich, so wahr der Herr lebt, dich lösen; schlafe ruhig bis zum Morgen!"
Rut 3:14 So schlief sie an seinem Fußende bis zum Morgen; doch stand sie bereits auf, noch bevor einer den anderen sehen konnte. Er hatte nämlich gesagt: "Es braucht nicht bekannt zu werden, daß die Frau auf die Tenne gekommen ist!"
Rut 3:15 Dann sprach er: "Gib dein Umschlagtuch her und halte es auf!" Sie tat es, und er maß sechs Maß Gerste hinein und lud sie ihr auf. So kam sie zur Stadt.
Rut 3:16 Sie kam nun zu ihrer Schwiegermutter. Diese fragte sie: "Wie steht es mit dir, meine Tochter?" Da erzählte sie ihr alles, was der Mann an ihr Gutes getan hatte.
Rut 3:17 Sie sagte: "Diese sechs Maß Gerste hat er mir geschenkt; "denn", so meinte er, "du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter kommen!""
Rut 3:18 Sie sprach darauf: "Warte ab, meine Tochter, bis du erfährst, wie die Sache verläuft. Jedenfalls wird der Mann nicht eher ruhen, bis er heute noch die Angelegenheit erledigt hat."
Rut Kapitel 4
Rut 4:1 Boas war zum Stadttor hinaufgegangen und hatte dort Platz genommen. Da ging jener lösepflichtige Mann vorüber, von dem Boas gesprochen hatte. Er rief: "Komm her und setze dich hier nieder, Vetter N. N.!" Da kam er her und setzte sich.
Rut 4:2 Dann ließ Boas zehn Männer von den Ältesten der Stadt zu sich holen. Er sprach: "Setzt euch hierher!" Und sie setzten sich.
Rut 4:3 Hierauf sprach er zu dem Löser: "Noëmi, die aus dem Lande Moab heimgekehrt ist, verkauft den Grundbesitz, der unserem Sippenbruder Elimelech gehört hat.
Rut 4:4 Mir aber kam der Gedanke, ich müsse dir folgenden Hinweis geben: Kaufe ihn doch in Gegenwart der hier Sitzenden und der Ältesten meines Volkes! Wenn du deine Lösepflicht erfüllen willst, so tue es! Wenn du aber nicht lösen willst, so sage es mir, damit ich es weiß; denn außer dir ist niemand da zum Lösen, und ich komme erst nach dir an die Reihe!" Jener antwortete: "Ja, ich will Löser sein!"
Rut 4:5 Boas fuhr fort: "Sobald du das Feld von Noëmi erwirbst, besitzt du damit auch die Moabiterin Rut, die Frau des Verstorbenen; so mußt du den Namen des Toten wieder aufstehen lassen auf seinem Erbteil."
Rut 4:6 Der lösepflichtige Mann entgegnete darauf: "Dann kann ich für mich die Lösepflicht nicht ausführen, denn ich schädige damit mein eigenes Erbteil. Löse also du für dich, was ich lösen sollte; denn ich bin zur Lösung nicht imstande!"
Rut 4:7 Es bestand vormals in Israel folgender Brauch bei der Einlösung und beim Tauschgeschäft, um jegliche Angelegenheit zu bekräftigen: Man übergab dem Partner seinen Schuh, den man ausgezogen hatte. Das galt als Bezeugung in Israel.
Rut 4:8 Da sprach nun der Löser zu Boas: "Vollziehe den Kauf!", und er zog seinen Schuh aus.
Rut 4:9 Boas aber sprach zu den Ältesten und zu allem Volk: "Ihr seid heute dafür Zeugen, daß ich den Gesamtbesitz Elimelechs und den Gesamtbesitz Kiljons und Machlons aus der Hand der Noëmi erworben habe.
Rut 4:10 Dazu habe ich mir die Moabiterin Rut, die Frau des Machlon, als Frau erworben, um den Namen des Toten auf seinem Erbteil aufleben zu lassen! Der Name des Toten soll aus seiner Verwandtschaft und aus dem Tor seines Heimatortes nicht ausgetilgt werden; dessen seid ihr heute Zeugen."
Rut 4:11 Da rief das ganze Volk im Tor samt den Ältesten: "Zeugen sind wir! Der Herr mache die Frau, die in dein Haus zieht, wie Rachel und wie Lea, die beide das Haus Israel aufgebaut haben. Übe Gewalt aus in Ephrata, und dein Name soll in Bethlehem berühmt werden!
Rut 4:12 Es sei dein Haus wie das Haus des Perez, den Tamar dem Juda gebar, durch die Nachkommenschaft, die der Herr dir von dieser jungen Frau geben möge!"
Rut 4:13 So nahm denn Boas Rut, und sie ward seine Frau. Er wohnte ihr bei, und der Herr verlieh ihr Fruchtbarkeit, und sie gebar einen Sohn.
Rut 4:14 Die Frauen sprachen nun zu Noëmi: "Gepriesen sei der Herr, der dir heute einen Löser geschenkt hat; sein Name werde berühmt in Israel.
Rut 4:15 Er wird dir zum Trost deiner Seele und zur Stütze deines Alters werden; denn deine Schwiegertochter, die dir Liebe erwies, hat ihn geboren. Sie ist dir mehr wert als sieben Söhne."
Rut 4:16 Da nahm Noëmi das Kind, legte es an ihren Busen und wurde seine Wärterin.
Rut 4:17 Die Nachbarinnen gaben ihm einen Namen, indem sie sprachen: "Geboren ist Noëmi ein Sohn!" Sie nannten seinen Namen Obed. Dieser ward der Vater des Isai, der Davids Vater war.
Rut 4:18 Dies ist der Stammbaum des Perez: Perez zeugte den Chezron.
Rut 4:19 Chezron zeugte den Ram, Ram zeugte den Amminadab.
Rut 4:20 Amminadab zeugte den Nachschon, und Nachschon zeugte den Salmon.
Rut 4:21 Salmon zeugte den Boas, Boas zeugte den Obed,
Rut 4:22 und Obed zeugte den Isai, Isai aber zeugte den David.
1. Samuel
1 Samuel Kapitel 1
1 Sam 1:1 Ein Mann namens Elkana lebte unter den Leuten von Ramatajim, ein Zuphit vom Gebirge Ephraim. Er war ein Sohn Jerochams, des Sohnes Elihus, der ein Sohn Tochus, des Sohnes des Zuph, war, ein Ephratit.
1 Sam 1:2 Er hatte zwei Frauen; die eine hieß Anna, die andere Peninna. Peninna hatte Kinder, Anna dagegen nicht.
1 Sam 1:3 Dieser Mann zog alljährlich aus seiner Ortschaft hinauf, um dem Herrn der Heerscharen in Silo zu huldigen und zu opfern. Dort waren die beiden Helisöhne Chophni und Pinchas Priester des Herrn.
1 Sam 1:4 Wenn Elkana opferte, gab er seiner Frau Peninna und all ihren Söhnen und Töchtern Speiseanteile.
1 Sam 1:5 Der Anna gab er nur einen, aber einen ganz persönlichen Anteil; denn er liebte Anna; doch der Herr hatte ihren Mutterschoß verschlossen.
1 Sam 1:6 Ihre Widersacherin kränkte sie bitterlich, um sie zu demütigen, weil der Herr ihr den Mutterschoß verschlossen hatte.
1 Sam 1:7 So geschah es alljährlich: Sooft sie zum Haus des Herrn ging, wurde sie von jener gekränkt. Anna weinte und wollte nicht mehr essen.
1 Sam 1:8 Elkana, ihr Mann, sprach zu ihr: "Anna, warum weinst du? Weshalb willst du nicht essen? Warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht viel mehr wert als zehn Söhne?"
1 Sam 1:9 Anna aber stand auf, nachdem man das Opferfleisch gegessen und auch getrunken hatte, und trat hin vor den Herrn. Der Priester Heli saß auf einem Stuhl an den Pfosten des Tempels des Herrn.
1 Sam 1:10 Mit Kummer im Herzen betete sie zum Herrn und weinte bitterlich.
1 Sam 1:11 Sie tat ein Gelübde und sprach: "Herr der Heerscharen, wenn du das Elend deiner Magd ansiehst, meiner gedenkst, deine Magd nicht vergißt und deiner Magd einen Sohn schenkst, so will ich ihn dem Herrn weihen sein Leben lang. Kein Schermesser soll über sein Haupt kommen!"
1 Sam 1:12 Lange Zeit betete sie vor dem Herrn. Heli aber beobachtete ihren Mund.
1 Sam 1:13 Anna nämlich redete in ihrem Herzen; nur ihre Lippen bewegten sich; ihre Stimme aber hörte man nicht. Heli meinte deshalb, sie wäre betrunken.
1 Sam 1:14 Er sprach zu ihr: "Wie lange willst du dich denn noch wie eine Betrunkene benehmen? Schaffe deinen Weinrausch von dir!"
1 Sam 1:15 Anna entgegnete und sprach: "Nicht doch, Herr, ich bin eine hartgeprüfte Frau. Wein und starkes Getränk habe ich nicht getrunken. Ich schüttete mein Herz aus vor dem Herrn.
1 Sam 1:16 Halte deine Magd doch nicht für ein liederliches Weib; denn aus der Schwere meines Kummers und meiner Verbitterung habe ich geredet."
1 Sam 1:17 Heli antwortete: "Gehe hin in Frieden! Der Gott Israels gewähre dir deine Bitte, die du an ihn gestellt hast!"
1 Sam 1:18 Sie sprach: "Möge doch deine Magd Gunst in deinen Augen finden!" Da ging die Frau ihres Weges dahin, aß, und ihr Antlitz war nicht mehr so traurig.
1 Sam 1:19 In der Frühe des andern Morgens huldigten sie vor dem Herrn; dann kehrten sie zurück und kamen in ihr Haus nach Rama. Elkana hatte Verkehr mit Anna, seiner Frau, und der Herr war ihrer eingedenk.
1 Sam 1:20 Im Verlauf der Zeit war Anna gesegneten Leibes und gebar einen Sohn. Sie nannte ihn Samuel; "denn (sprach sie) vom Herrn habe ich ihn erbeten."
1 Sam 1:21 Da ging Elkana mit seiner ganzen Familie wiederum hinauf, um dem Herrn das jährliche Schlachtopfer darzubringen und sein Gelübde zu erfüllen.
1 Sam 1:22 Jedoch ging dieses Mal Anna nicht mit, sondern erklärte ihrem Mann: "Erst wenn der Knabe entwöhnt ist, will ich ihn hinaufbringen. Er soll vor dem Antlitz des Herrn erscheinen und für immer dort bleiben!"
1 Sam 1:23 Elkana entgegnete ihr: "Tue, was du für gut hältst! Bleibe, bis du ihn entwöhnt hast! Wenn doch nur der Herr sein Wort wahr macht!" So blieb die Frau daheim und nährte ihren Sohn bis zu seiner Entwöhnung.
1 Sam 1:24 Sobald sie ihn aber entwöhnt hatte, führte sie ihn mit sich hinauf. Sie nahm dazu einen dreijährigen Stier, ein Epha Mehl und einen Schlauch Wein mit. Sie brachte den Knaben in das Haus des Herrn nach Silo, obwohl er noch sehr jung war.
1 Sam 1:25 Man schlachtete den Stier und brachte den Knaben zu Heli.
1 Sam 1:26 Sie sprach: "Herr! Mit Verlaub! So wahr du lebst, ich bin die Frau, die hier in deiner Nähe stand, um zum Herrn zu beten.
1 Sam 1:27 Um diesen Knaben habe ich gebetet. Der Herr gewährte mein Verlangen, mit dem ich mich an ihn gewandt hatte.
1 Sam 1:28 Darum will auch ich ihn vom Herrn abverlangen lassen; solange er lebt, sei er "ein vom Herrn Abverlangter"!" Und sie huldigten dort dem Herrn.
1 Samuel Kapitel 2
1 Sam 2:1 Anna betete und sprach: "Mein Herz frohlockt im Herrn, erhöht ist meine Macht durch den Herrn! Wider meine Feinde tut sich mein Mund auf; ich erfreue mich deiner Hilfe!
1 Sam 2:2 Keiner ist heilig wie der Herr; denn keiner ist außer dir, keiner ein Fels wie unser Gott.
1 Sam 2:3 Sprecht nicht so viel vermessene Worte und freche Reden mit eurem Mund! Denn ein wissender Gott ist der Herr; von ihm werden die Taten geprüft.
1 Sam 2:4 Der Helden Bogen zerbrechen, Strauchelnde sind gegürtet mit Kraft.
1 Sam 2:5 Satte vermieten sich um Brot, Hungernde werden gesättigt. Die Unfruchtbare gebiert siebenfach, die Kinderreiche aber welkt hin.
1 Sam 2:6 Der Herr tötet und macht lebendig, läßt fahren zur Totenwelt und führt zurück.
1 Sam 2:7 Der Herr läßt verarmen und macht reich, er erniedrigt und erhöht.
1 Sam 2:8 Er hebt den Schwachen auf aus dem Staub, aus dem Schmutz erhebt er den Armen, um ihn mit Fürsten sitzen zu lassen. Er verleiht ihnen einen herrlichen Thron. Dem Herrn gehören die Säulen der Erde; auf sie hat er den Erdkreis gestellt.
1 Sam 2:9 Die Füße seiner Frommen behütet er, Frevler verschwinden im Dunkel. Der Mann ist nicht stark durch eigene Kraft.
1 Sam 2:10 Wer wider den Herrn streitet, zerbricht. Der Höchste läßt donnern im Himmel, die Grenzen der Erde richtet der Herr. Seinem König gibt er Kraft, erhöht seines Gesalbten Macht."
1 Sam 2:11 Elkana ging heim nach Rama. Der Knabe aber diente dem Herrn unter der Aufsicht Helis, des Priesters.
1 Sam 2:12 Die Söhne Helis waren ruchlose Menschen. Sie sorgten sich nicht um den Herrn
1 Sam 2:13 und um die Amtspflicht der Priester gegenüber dem Volk. Brachte jemand ein Schlachtopfer dar, dann kam der Knecht des Priesters, während das Fleisch kochte, mit einer dreizinkigen Fleischgabel.
1 Sam 2:14 Er stach in das Becken oder in den Kochtopf, in den Kessel oder den Tiegel. Was dann die Fleischgabel herausbrachte, nahm der Priester für sich. So machten sie es bei allen Israeliten, die dorthin nach Silo kamen.
1 Sam 2:15 Auch bevor man noch das Fett verbrannte, kam der Knecht des Priesters und stellte an den Opfernden die Forderung: "Gib Fleisch her zum Braten für den Priester! Er nimmt von dir nicht gekochtes Fleisch, sondern frisches."
1 Sam 2:16 Sprach darauf der Mann zu ihm: "Man soll doch zuerst das Fett verbrennen, und dann nimm, wonach dein Herz gelüstet", bekam er zu hören: "Auf der Stelle her damit, sonst nehme ich es mit Gewalt!"
1 Sam 2:17 So war die Sünde der jungen Leute sehr schwer vor dem Herrn; denn die Männer behandelten das Opfer des Herrn mit Verachtung.
1 Sam 2:18 Samuel aber versah den Dienst vor dem Herrn, ein Kind noch, mit einem linnenen Priesterschurz umgürtet.
1 Sam 2:19 Seine Mutter machte ihm dazu ein kleines Obergewand und brachte es ihm von Jahr zu Jahr, wenn sie mit ihrem Mann hinaufkam, um das Jahresopfer darzubringen.
1 Sam 2:20 Heli segnete dann Elkana und seine Frau und sprach: "Der Herr gebe dir Nachkommenschaft von dieser Frau für die Forderung, die der Herr abverlangt hat!" Dann kehrten sie in ihren Heimatort zurück.
1 Sam 2:21 Der Herr suchte Anna gnädig heim. Sie empfing und gebar drei Söhne und zwei Töchter. Der Knabe Samuel aber wuchs heran bei dem Herrn.
1 Sam 2:22 Heli war sehr alt geworden. Er hörte von allem, was seine Söhne an ganz Israel taten, daß sie sogar bei den Frauen schliefen, die am Eingang des Offenbarungszeltes Dienste taten.
1 Sam 2:23 Er sprach also zu ihnen: "Warum begeht ihr derartige Dinge, so daß ich über eure bösen Taten vom ganzen Volke Reden anhören muß?
1 Sam 2:24 Nein, meine Söhne! Nicht erfreulich ist das Gerücht, das ich vom Volk des Herrn verbreiten höre.
1 Sam 2:25 Sündigt ein Mensch wider einen Menschen, dann wird Gott für ihn Richter sein. Sündigt aber ein Mensch gegen den Herrn, wer wird sich dann als Richter für ihn verwenden?" Doch sie hörten nicht auf die Stimme ihres Vaters; denn es gefiel dem Herrn, sie umkommen zu lassen.
1 Sam 2:26 Der junge Samuel wuchs immer mehr heran und wurde beliebt bei Gott und den Menschen.
1 Sam 2:27 Da kam ein Gottesmann zu Heli und verkündete ihm: "So spricht der Herr: Habe ich mich nicht dem Hause deines Vaters geoffenbart, als sie in Ägypten dem Hause des Pharao gehörten?
1 Sam 2:28 Aus allen Stämmen Israels erwählte ich ihn mir zum Priester, daß er meinen Altar besteige, Räucherwerk anzünde und das Priesterkleid in meinem Dienst trage. Ich habe auch dem Hause deines Vaters alle Feueropfer der Israeliten zugewiesen.
1 Sam 2:29 Warum verachtet ihr mein Opfer und meine Gabe, die ich in meiner Wohnstatt befohlen habe? Warum achtest du deine Söhne mehr als mich, so daß ihr euch mästet von den besten Teilen aller Gaben meines Volkes Israel?
1 Sam 2:30 Darum spricht der Herr, der Gott Israels: Verkündet habe ich zwar: Dein Haus und das Haus deines Vaters sollen ewig vor mir einhergehen. Doch jetzt spricht der Herr: Ferne sei das von mir! Ich ehre jene, die mich ehren; die mich aber verachten, ernten Schande.
1 Sam 2:31 Siehe, es werden Tage kommen, da werde ich deinen Arm und den Arm deiner Sippe abhauen, so daß es in deinem Hause keinen alten Mann mehr geben wird.
1 Sam 2:32 Dann wirst du neidisch blicken auf all das Gute, das ich Israel erweise. Einen Greis wird es in deinem Hause niemals mehr geben.
1 Sam 2:33 Ich will zwar nicht einen jeden von meinem Altare weg ausrotten, um so deine Augen ermatten und deine Seele verschmachten zu lassen; doch die gesamte Menge deines Hauses soll im Mannesalter sterben.
1 Sam 2:34 Dies soll dir das Zeichen sein, das sich an deinen beiden Söhnen Chophni und Pinchas erfüllen wird: An einem einzigen Tage werden beide sterben.
1 Sam 2:35 Ich aber bestelle mir einen treugesinnten Priester, der nach meinem Herzen und nach meinem Sinne handelt. Ihm werde ich ein Haus von dauerndem Bestand bauen, und er wird vor meinem Gesalbten allezeit wandeln.
1 Sam 2:36 Wer dann von deinem Haus noch vorhanden ist, wird kommen und sich vor ihm um eine Geldmünze oder um einen Laib Brot niederwerfen und zu ihm sagen: Geselle mich doch einer der Priesterschaften zu, damit ich einen Bissen Brot zu essen habe."
1 Samuel Kapitel 3
1 Sam 3:1 Der junge Samuel diente dem Herrn unter der Aufsicht Helis. Des Herrn Wort war etwas Seltenes in jenen Tagen. Gesichte waren nicht verbreitet.
1 Sam 3:2 Eines Tages schlief Heli an seinem Platz. Seine Augen begannen schwach zu werden und hatten nicht mehr die volle Sehkraft.
1 Sam 3:3 Der Leuchter Gottes war noch nicht erloschen, und Samuel schlief im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes war.
1 Sam 3:4 Da rief der Herr den Samuel, und dieser antwortete: "Hier bin ich!"
1 Sam 3:5 Er lief zu Heli und sprach: "Hier bin ich, du hast mich ja gerufen!" Jener sprach: "Ich habe nicht gerufen, schlafe weiter!" Er ging und schlief weiter.
1 Sam 3:6 Da rief der Herr Samuel abermals. Samuel stand auf, ging zu Heli und sprach: "Hier bin ich, du hast mich ja gerufen!" Doch jener entgegnete: "Ich habe nicht gerufen, mein Sohn! Lege dich wieder schlafen!"
1 Sam 3:7 Samuel kannte den Herrn noch nicht. Ein Wort von ihm war ihm noch nicht enthüllt worden.
1 Sam 3:8 Da rief der Herr den Samuel zum drittenmal. Er stand auf und ging zu Heli und sprach: "Hier bin ich, du hast mich ja gerufen!" Da ahnte Heli, daß der Herr den Knaben rief.
1 Sam 3:9 Heli sprach zu Samuel: "Gehe und schlafe weiter! Und wenn er dich ruft, antworte: Rede, Herr, dein Knecht hört!" Samuel ging hin und legte sich schlafen an seinem Platz.
1 Sam 3:10 Da kam der Herr, trat hin und rief wie die vorigen Male: "Samuel, Samuel!" Samuel antwortete: "Rede, denn dein Knecht hört!"
1 Sam 3:11 Da sprach der Herr zu Samuel: "Siehe, ich tue etwas in Israel, daß jedem, der davon hört, beide Ohren gellen werden.
1 Sam 3:12 An jenem Tage werde ich an Heli alles in Erfüllung gehen lassen, was ich seinem Hause angedroht habe, vom Anfang bis zum Ende.
1 Sam 3:13 Ich habe ihm angekündigt, daß ich sein Haus für immer richten werde um der Verschuldung willen, weil er wußte, daß seine Söhne sich mit Fluch belasteten, und ihnen nicht Einhalt gebot.
1 Sam 3:14 Daher habe ich dem Haus Heli geschworen: Die Schuld des Hauses Heli soll durch Opfergaben niemals ihre Sühne finden!"
1 Sam 3:15 Samuel blieb bis zum Morgen liegen; dann öffnete er die Tore des Hauses des Herrn. Er fürchtete sich, Heli das Gesicht mitzuteilen.
1 Sam 3:16 Da rief ihn Heli und sprach: "Samuel, mein Sohn!" Dieser antwortete: "Hier bin ich!"
1 Sam 3:17 Er fragte: "Was sprach er zu dir? Verheimliche mir nichts! Das tue dir Gott an, und das füge er noch hinzu, wenn du mir eines der Worte, die er zu dir sprach, verheimlichst!"
1 Sam 3:18 Da teilte ihm Samuel alle Worte mit und verschwieg ihm nichts. Jener sprach: "Der Herr ist er! Er mag tun, was ihm gefällt!"
1 Sam 3:19 Samuel wuchs heran; der Herr war mit ihm und ließ von all seinen Worten keines zur Erde fallen.
1 Sam 3:20 Ganz Israel von Dan bis Beerseba wußte, daß Samuel vom Herrn als Prophet bestellt war.
1 Sam 3:21 Der Herr erschien auch später noch in Silo; denn er offenbarte sich Samuel zu Silo durch sein Wort.
1 Samuel Kapitel 4
1 Sam 4:1 Das Wort Samuels richtete sich an ganz Israel. Israel aber zog gegen die Philister in den Krieg und schlug bei Eben-Haeser ein Lager auf; die Philister lagerten bei Aphek.
1 Sam 4:2 Sie stellten sich Israel gegenüber in Schlachtordnung auf, der Kampf tobte heftig, und Israel wurde von den Philistern geschlagen. Fast viertausend Mann fielen in der Schlacht auf freiem Feld.
1 Sam 4:3 Als das Volk ins Lager kam, fragten die Ältesten der Israeliten: "Warum hat der Herr uns heute durch die Philister geschlagen? Wir wollen aus Silo die Bundeslade des Herrn herbeischaffen! Er komme in unsere Mitte und befreie uns aus der Gewalt unserer Feinde!"
1 Sam 4:4 Das Kriegsvolk sandte nach Silo, und man brachte von dort die Bundeslade des Herrn der Heerscharen, der auf den Keruben thront. Die beiden Helisöhne Chophni und Pinchas geleiteten die Bundeslade Gottes.
1 Sam 4:5 Als nun die Bundeslade des Herrn ins Lager kam, erhob ganz Israel ein gewaltiges Jubelgeschrei, so daß die Erde dröhnte.
1 Sam 4:6 Die Philister vernahmen die Freudenrufe und fragten: "Was soll dieses laute Geschrei im hebräischen Lager?" Da erfuhren sie, daß die Lade des Herrn ins Lager gekommen sei.
1 Sam 4:7 Die Philister bekamen Angst, denn sie dachten: Gott ist in das Lager gekommen. Sie riefen aus: "Wehe uns! Solches ist zuvor noch nie geschehen.
1 Sam 4:8 Wehe uns! Wer wird uns aus der Faust dieses starken Gottes erretten? Das ist ja der Gott, der die Ägypter mit vielen Schlägen in der Wüste heimgesucht hat!
1 Sam 4:9 Seid stark und mannhaft, Philister, damit ihr nicht den Hebräern dienen müßt, wie sie euch dienten. Seid mannhaft und kämpft!"
1 Sam 4:10 Die Philister eröffneten den Kampf, und Israel wurde geschlagen, und jeder floh zu seinem Heimatzelt. Die Niederlage war sehr schwer. Von Israel fielen dreißigtausend Mann Fußvolk.
1 Sam 4:11 Auch die Lade Gottes wurde geraubt, und die beiden Helisöhne Chophni und Pinchas kamen ums Leben.
1 Sam 4:12 Ein Mann aus Benjamin flüchtete aus der Schlacht und kam noch am gleichen Tag nach Silo. Seine Kleider waren zerrissen, und Staub bedeckte sein Haupt.
1 Sam 4:13 Als er ankam, saß Heli gerade auf dem Stuhl und spähte nach der Straße zu; denn sein Herz beunruhigte sich um die Lade Gottes. Als nun der Mann eintraf, um der Stadt die Niederlage zu berichten, schrie die ganze Stadt auf.
1 Sam 4:14 Heli hörte es und fragte: "Was ist das für ein tosender Lärm?" Der Mann kam eiligst herbei und machte Heli Mitteilung.
1 Sam 4:15 Heli war achtundneunzig Jahre alt; seine Augen waren erstarrt, und er konnte nicht mehr sehen.
1 Sam 4:16 Der Mann berichtete Heli: "Ich komme aus der Schlacht. Ich bin heute aus dem Kampf geflohen." Jener fragte: "Wie steht es damit, mein Sohn?"
1 Sam 4:17 Der Bote antwortete: "Israel ist vor den Philistern geflohen, das Volk hat eine schwere Niederlage erlitten; auch deine beiden Söhne Chophni und Pinchas sind tot, die Lade Gottes ist geraubt."
1 Sam 4:18 Als er die Lade Gottes erwähnte, fiel Heli rücklings vom Stuhl neben das Tor, brach sich das Genick und starb; denn er war alt und schwerfällig geworden. Vierzig Jahre lang hatte er das Richteramt in Israel verwaltet.
1 Sam 4:19 Seine Schwiegertochter, die Frau des Pinchas, war schwanger, der Entbindung nahe. Da sie die Nachricht vom Raub der Gotteslade und vom Tod ihres Schwiegervaters und ihres Mannes vernahm, krümmte sie sich und gebar; denn die Wehen waren über sie gekommen.
1 Sam 4:20 Der Sterbenden riefen die Frauen, die sie umstanden, zu: "Tröste dich, du hast einen Sohn geboren!" Sie gab keine Antwort und achtete nicht darauf.
1 Sam 4:21 Sie nannte den Knaben Ikabod, indem sie sprach: "Die Ehre ist weggegangen von Israel", wegen des Verlustes der Lade Gottes und wegen ihres Schwiegervaters und ihres Mannes.
1 Sam 4:22 Sie rief aus: "Fort ist die Ehre von Israel; denn die Lade Gottes ist geraubt."
1 Samuel Kapitel 5
1 Sam 5:1 Die Philister nahmen die Lade Gottes, brachten sie von Eben-Haeser nach Asdod.
1 Sam 5:2 Sie trugen sie in den Tempel des Dagon und stellten sie neben Dagon.
1 Sam 5:3 Als die Leute von Asdod am andern Morgen aufstanden, lag Dagon vor der Lade des Herrn auf seinem Angesicht am Boden. Man nahm ihn und stellte ihn wieder an seinen Platz.
1 Sam 5:4 Am folgenden Morgen fanden sie nach dem Aufstehen Dagon wieder am Boden liegend vor der Lade des Herrn. Sein Haupt und seine beiden Hände lagen abgetrennt auf der Schwelle; nur der Rumpf Dagons war übriggeblieben.
1 Sam 5:5 Daher betreten die Priester Dagons und alle, die in den Dagontempel kommen, die Schwelle Dagons in Asdod bis heute nicht.
1 Sam 5:6 Schwer lastete die Hand des Herrn auf den Bewohnern von Asdod. Er richtete unter ihnen Verheerungen an und schlug sie mit Geschwüren in Asdod und dessen Gebiet.
1 Sam 5:7 Als die Bewohner von Asdod ihre Lage erkannten, sagten sie sich: "Die Lade des Gottes Israels darf nicht bei uns bleiben; denn seine Hand drückt uns und unsern Gott Dagon schwer!"
1 Sam 5:8 Sie sandten hin, versammelten alle Philisterfürsten bei sich und fragten: "Was tun wir mit der Lade des Gottes Israels?" Diese erklärten: "Nach Gat werden sie gebracht!" Da überführte man die Lade des Gottes Israels.
1 Sam 5:9 Nachdem man sie dorthin übergeführt hatte, entstand durch die Hand des Herrn eine überaus große Bestürzung in der Stadt. Er schlug die Stadtbewohner, groß und klein, so daß Geschwüre an ihnen aufbrachen.
1 Sam 5:10 Da sandten sie die Lade Gottes nach Ekron. Die Einwohner Ekrons aber schrien: "Man hat die Lade des Gottes Israels zu mir gebracht, um mich und mein Volk zu töten!"
1 Sam 5:11 Sie sandten hin und versammelten alle Fürsten der Philister und verlangten: "Sendet die Lade des Gottes Israels zurück, wo sie hingehört! Sie soll mich und mein Volk nicht töten!" Denn tödliche Bestürzung herrschte in der ganzen Stadt. Die Hand Gottes lastete schwer auf ihr.
1 Sam 5:12 Die Menschen, die nicht starben, wurden mit Geschwüren geschlagen. Das Geschrei der Stadt stieg zum Himmel empor.
1 Samuel Kapitel 6
1 Sam 6:1 Die Lade des Herrn blieb sieben Monate im Gebiet der Philister.
1 Sam 6:2 Dann riefen die Philister ihre Priester und Wahrsager und fragten: "Was tun wir mit der Lade des Herrn? Laßt uns wissen, wie wir sie zurücksenden können, wo sie hingehört!"
1 Sam 6:3 Diese antworteten: "Gebt ihr die Lade des Gottes Israels zurück, dann dürft ihr sie nicht leer zurücksenden, sondern müßt eine Sühne leisten. Alsdann werdet ihr Heilung finden, und es wird euch kund, warum seine Hand nicht von euch weicht."
1 Sam 6:4 Da fragten sie: "Welche Sühne sollen wir ihm denn leisten?" Sie entgegneten: "Entsprechend der Zahl der Philisterfürsten fünf goldene Beulen und fünf goldene Mäuse; denn dieselbe Heimsuchung traf euch alle und auch eure Fürsten.
1 Sam 6:5 Fertigt also Bilder eurer Beulen an und Bilder der Mäuse, die das Land verheeren, und gebt dem Gott Israels die Ehre! Vielleicht wird er dann seine Hand leichter werden lassen über euch, euren Göttern und eurem Lande.
1 Sam 6:6 Warum verhärtet ihr denn euer Herz, wie die Ägypter und der Pharao ihr Herz verhärteten? Mußte man sie nicht fortziehen lassen, als er ihnen arg mitspielte?
1 Sam 6:7 Nun wohlan, richtet einen neuen Wagen her und nehmt zwei säugende Kühe, auf denen noch kein Joch geruht hat; spannt die Kühe an den Wagen und treibt ihre Kälber von ihnen weg nach Hause!
1 Sam 6:8 Dann nehmt die Lade des Herrn und stellt sie auf den Wagen! Die goldenen Gegenstände, die ihr ihm als Sühne erstatten wollt, legt in eine Satteltasche daneben und laßt sie dann davonziehen!
1 Sam 6:9 Seht dabei auf folgendes: Wenn die Lade nach Bet-Schemesch hinauf ihre Wegrichtung nach Hause nimmt, dann hat Israels Gott über uns dieses große Unheil gebracht; wenn nicht, so wissen wir, daß nicht seine Hand uns schlug, sondern daß uns nur ein Zufall getroffen hat."
1 Sam 6:10 Die Männer taten so. Sie nahmen zwei säugende Kühe und spannten sie an den Wagen. Die Kälber hielten sie daheim zurück.
1 Sam 6:11 Dann stellten sie die Lade des Herrn auf den Wagen, dazu die Satteltasche mit den goldenen Mäusen und mit den Abbildern ihrer Geschwüre.
1 Sam 6:12 Die Kühe liefen in gerader Richtung nach Bet-Schemesch, genau die gleiche Richtung hielten sie ein und brüllten unaufhörlich. Sie wichen weder nach rechts noch nach links. Die Fürsten der Philister folgten hinter ihnen her bis zum Gebiet von Bet-Schemesch.
1 Sam 6:13 Die Leute von Bet-Schemesch hielten gerade Weizenernte im Tal. Sie schauten auf, und als sie die Lade erblickten, gingen sie ihr freudig entgegen.
1 Sam 6:14 Der Wagen kam auf das Feld Josuas von Bet-Schemesch und blieb dort stehen. Hier lag ein großer Stein. Man spaltete das Holz des Wagens und brachte die Kühe als Brandopfer dem Herrn dar.
1 Sam 6:15 Die Leviten hoben die Lade des Herrn herunter und die Satteltasche neben ihr, in der die goldenen Gegenstände waren. Man stellte sie auf den großen Stein. Die Bewohner von Bet-Schemesch brachten an jenem Tage dem Herrn Brandopfer und Schlachtopfer dar.
1 Sam 6:16 Die fünf Fürsten der Philister sahen zu und kehrten noch am gleichen Tage nach Ekron zurück.
1 Sam 6:17 Folgende sind die goldenen Geschwüre, welche die Philister als Sühne dem Herrn erstatteten: Eines für Asdod, eines für Gaza, eines für Askalon, eines für Gat und eines für Ekron,
1 Sam 6:18 und dazu die goldenen Mäuse, entsprechend der Gesamtzahl der Philisterstädte unter den fünf Fürsten, sowohl der festen Städte als auch der Dörfer des offenen Landes. Der große Stein, auf den man die Lade des Herrn gestellt hatte, liegt noch bis heute auf dem Felde Josuas von Bet-Schemesch.
1 Sam 6:19 Der Herr aber schlug die Einwohner von Bet-Schemesch, weil sie die Lade des Herrn angeschaut hatten. Er schlug vom Volke siebzig Mann. Nun wurde das Volk sehr betrübt, weil der Herr einen schweren Schlag wider die Leute geführt hatte.
1 Sam 6:20 Da sagten die Einwohner von Bet-Schemesch: "Wer vermag vor dem Angesicht des Herrn, dieses heiligen Gottes, standzuhalten? Zu wem soll er von uns aus ziehen?"
1 Sam 6:21 Sie sandten Boten zu den Bewohnern von Kirjat-Jearim und ließen sagen: "Die Philister haben die Lade des Herrn zurückerstattet. Kommt herab und holt sie zu euch hinauf!"
1 Samuel Kapitel 7
1 Sam 7:1 Da kamen die Männer von Kirjat-Jearim und holten die Lade des Herrn. Man brachte sie in das Haus Abinadabs auf dem Hügel und weihte seinen Sohn Eleasar, daß er Hüter über die Lade des Herrn sei.
1 Sam 7:2 Seitdem die Lade in Kirjat-Jearim ihren Standort fand, war eine lange Zeit verstrichen; es waren zwanzig Jahre, und das ganze Haus Israel kümmerte sich wieder um den Herrn.
1 Sam 7:3 Da sprach Samuel zur Gesamtheit des Hauses Israel: "Wenn ihr aus ganzem Herzen euch zum Herrn bekehren wollt, so entfernt die fremden Götter und Göttinnen aus eurer Mitte; richtet euer Herz auf den Herrn und dient ihm allein! Dann befreit er euch aus der Gewalt der Philister."
1 Sam 7:4 Da entfernten die Israeliten die Baale und die Astarten und dienten dem Herrn allein.
1 Sam 7:5 Und Samuel gebot: "Versammelt ganz Israel nach Mizpa, ich will für euch beim Herrn Fürbitte einlegen!"
1 Sam 7:6 Man versammelte sich in Mizpa, schöpfte Wasser und goß es vor dem Herrn aus, fastete an jenem Tage und bekannte dort: "Wir haben vor dem Herrn gefehlt!" Samuel aber trat unter den Kindern Israels in Mizpa als Richter auf.
1 Sam 7:7 Als die Philister erfuhren, daß die Israeliten in Mizpa versammelt waren, zogen die Philisterfürsten gegen Israel. Die Israeliten hörten davon und fürchteten sich vor den Philistern.
1 Sam 7:8 Sie forderten Samuel auf: "Rufe ohne Unterlaß zum Herrn, unserem Gott, daß er uns aus der Gewalt der Philister errette!"
1 Sam 7:9 Samuel nahm ein Milchlamm und brachte es dem Herrn ganz zum Brandopfer dar. Er rief zum Herrn für Israel, und der Herr erhörte ihn.
1 Sam 7:10 Während Samuel das Brandopfer darbrachte, kamen die Philister näher heran, um wider Israel zu kämpfen. Da ließ der Herr an jenem Tag gegen die Philister gewaltig donnern, und er verwirrte sie, so daß sie vor Israel eine Niederlage erlitten.
1 Sam 7:11 Die israelitischen Männer rückten von Mizpa aus, jagten den Philistern nach und schlugen sie bis unterhalb von Bet-Kar.
1 Sam 7:12 Samuel ergriff einen Stein, stellte ihn zwischen Mizpa und Schen auf und nannte ihn "Stein der Hilfe", indem er ausrief: "Bis hierher hat der Herr uns geholfen!"
1 Sam 7:13 So wurden die Philister gedemütigt und kamen nicht mehr in das Gebiet Israels. Die Hand des Herrn war gegen die Philister, solange Samuel lebte.
1 Sam 7:14 Die Städte, welche die Philister Israel weggenommen hatten, kamen wieder an Israel zurück, von Ekron bis Gat; Israel befreite auch ihr Gebiet aus der Botmäßigkeit der Philister. Desgleichen war friedliches Einvernehmen zwischen Israel und den Amoritern.
1 Sam 7:15 Samuel aber richtete Israel sein Leben lang.
1 Sam 7:16 Jahr um Jahr zog er umher nach Betel, Gilgal und Mizpa. Er richtete Israel an all diesen Orten.
1 Sam 7:17 Regelmäßig kehrte er nach Rama zurück, wo sein Haus war. Er richtete dort Israel und baute daselbst dem Herrn einen Altar.
1 Samuel Kapitel 8
1 Sam 8:1 Als Samuel alt geworden war, setzte er seine Söhne zu Richtern über Israel ein.
1 Sam 8:2 Sein erstgeborener Sohn hieß Joël, sein zweiter Abia. Sie übten die Richtertätigkeit in Beerseba aus.
1 Sam 8:3 Aber seine Söhne wandelten nicht auf seinem Wege, zeigten sich gewinnsüchtig, nahmen Bestechungsgeschenke an und beugten das Recht.
1 Sam 8:4 Also taten sich alle Ältesten in Israel zusammen und begaben sich nach Rama zu Samuel.
1 Sam 8:5 Sie erklärten ihm: "Siehe, du bist alt, und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze doch einen König über uns ein, der uns regieren soll, wie es bei allen Völkern Brauch ist!"
1 Sam 8:6 Die Sache mißfiel dem Samuel, da sie gesagt hatten: "Gib uns einen König, der uns regieren soll!" Und Samuel betete zum Herrn.
1 Sam 8:7 Da sprach der Herr zu ihm: "Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie von dir verlangen; denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich verwarfen sie: Ich soll nicht mehr König über sie sein.
1 Sam 8:8 Ganz so, wie sie seit dem Tage, da ich sie aus Ägypten fortführte, an mir gehandelt haben, wie sie mich verließen und anderen Göttern dienten, so handeln sie auch gegen dich.
1 Sam 8:9 Nun höre auf ihr Verlangen! Jedoch bezeuge es ihnen eindringlich und verkünde ihnen den Rechtsanspruch des Königs, der über sie herrschen wird!"
1 Sam 8:10 Samuel teilte alle Worte des Herrn dem Volke mit, das von ihm einen König verlangte.
1 Sam 8:11 Er sagte: "Dies ist der Rechtsanspruch des Königs, der über euch herrschen wird: Er wird eure Söhne nehmen und sie an seinen Wagen und seine Pferde stellen, und sie werden vor seinem Wagen einherlaufen.
1 Sam 8:12 Er wird für sich Vögte über tausend und Vögte über fünfzig einsetzen, um sein Ackerfeld pflügen, seine Ernte einheimsen, seine Kriegswaffen und Wagengeräte anfertigen zu lassen.
1 Sam 8:13 Eure Töchter wird er zur Salbenbereitung, zum Kochen und zum Backen heranziehen.
1 Sam 8:14 Eure schönsten Felder, Weinberge und Ölbäume wird er nehmen und sie seinen Dienern geben.
1 Sam 8:15 Von euren Saaten und Weinbergen wird er den Zehnten erheben und seinen Hofbeamten und Angestellten auszahlen.
1 Sam 8:16 Eure Knechte und Mägde, eure tüchtigsten Jungmänner sowie eure Esel wird er nehmen und in seinen Dienst stellen.
1 Sam 8:17 Euer Kleinvieh wird er verzehnten, und ihr selbst werdet seine Knechte sein.
1 Sam 8:18 Aufschreien werdet ihr dann wegen eures Königs, den ihr euch erwählt habt; doch der Herr wird euch zu jener Zeit nicht erhören."
1 Sam 8:19 Das Volk lehnte es ab, auf Samuel zu hören, und erklärte: "Nein! Ein König soll über uns herrschen!
1 Sam 8:20 Wir wollen sein wie alle Völker. Unser König soll uns Recht sprechen, er soll vor uns ausrücken und unsere Kriege führen."
1 Sam 8:21 Samuel hörte alle Worte des Volkes an und trug sie dem Herrn vor.
1 Sam 8:22 Da sprach der Herr zu Samuel: "Höre auf sie und gib ihnen einen König!" Samuel sagte zu den Männern Israels: "Geht heim, ein jeder in seine Stadt!"
1 Samuel Kapitel 9
1 Sam 9:1 Da war ein Mann aus Benjamin namens Kisch, der Sohn Abiels, des Sohnes Zerors, des Sohnes Bechorats, des Sohnes Aphiachs, ein Benjaminit, ein Mann mit Vermögen.
1 Sam 9:2 Dieser hatte einen Sohn namens Saul, auserlesen und schön. Unter den Israeliten gab es keinen stattlicheren als ihn. Von der Schulter an überragte er das ganze Volk.
1 Sam 9:3 Einst hatten sich die Eselinnen des Kisch, des Vaters Sauls, verlaufen. Da befahl Kisch seinem Sohne Saul: "Nimm dir einen der Knechte, mache dich auf den Weg und suche die Eselinnen!"
1 Sam 9:4 Er zog über das Gebirge Ephraim, durchquerte das Gebiet von Schalischa, ohne etwas zu finden. Sie kamen in die Gegend Schaalim, doch ohne Erfolg. Sie gingen dann in die Landschaft von Jemini und fanden wieder nichts.
1 Sam 9:5 Als sie aber in die Gegend von Zuph kamen, sagte Saul zu seinem Knechte, der bei ihm war: "Komm! Kehren wir um! Mein Vater gibt am Ende die Eselinnen verloren und sorgt sich um uns."
1 Sam 9:6 Jener antwortete ihm: "Es wohnt doch in dieser Stadt ein Gottesmann, der hochgeschätzt wird. Alles, was er sagt, trifft ein. Gehen wir also hin, vielleicht gibt er uns Auskunft über unsere Wegrichtung, die wir zu gehen haben."
1 Sam 9:7 Da entgegnete Saul seinem Knecht: "Wenn wir hingehen, was sollen wir dann dem Manne schenken? Das Brot in unserem Beutel ist ausgegangen, und eine Gabe, die wir dem Gottesmann geben könnten, haben wir nicht. Was haben wir bei uns?"
1 Sam 9:8 Der Knecht entgegnete Saul: "Ich habe gerade noch den vierten Teil eines Silberstückes. Den werde ich dem Gottesmann geben, und er wird uns unsere Wegrichtung anzeigen."
1 Sam 9:9 [Vormals sagte man in Israel, wenn man hinging, Gott zu befragen: "Auf, gehen wir zum Seher!" Denn früher nannte man denjenigen einen Seher, der heute Prophet heißt.]
1 Sam 9:10 Saul sprach zu seinem Knecht: "Gut ist dein Vorschlag. Komm, gehen wir hin!" Und sie begaben sich zur Stadt, wo der Gottesmann wohnte.
1 Sam 9:11 Als sie aber zur Stadt hinaufgingen, trafen sie Mädchen, die hinausgingen, Wasser zu schöpfen. Man fragte sie: "Wohnt hier der Seher?"
1 Sam 9:12 Diese antworteten ihnen: "Ja, er wohnt in deiner Richtung. Eile jetzt, denn er kam heute in die Stadt, weil das Volk heute auf der Höhe ein Opferfest feiert!
1 Sam 9:13 Wenn ihr in die Stadt kommt, werdet ihr ihn noch treffen, bevor er auf die Höhe zur Opfermahlzeit hinaufgeht. Das Volk beginnt erst dann zu essen, wenn er da ist. Er segnet ja das Opfer. Erst dann essen die geladenen Gäste. Jetzt aber geht hinauf, denn nunmehr werdet ihr ihn antreffen!"
1 Sam 9:14 Sie gingen in die Stadt hinauf. Als sie durch das Stadttor schritten, kam Samuel heraus, ihnen entgegen, um die Höhe zu ersteigen.
1 Sam 9:15 Der Herr aber hatte am Tage, bevor Saul ankam, dem Samuel das Ohr geöffnet und gesagt:
1 Sam 9:16 "Morgen um diese Zeit sende ich zu dir einen Mann aus dem Lande Benjamin; salbe ihn zum Fürsten über mein Volk Israel! Er soll mein Volk aus der Gewalt der Philister befreien, denn ich habe auf mein Volk herabgesehen, und sein Rufen gelangte zu mir."
1 Sam 9:17 Als Samuel Saul erblickte, gab ihm der Herr ein: "Dies ist der Mann, von dem ich dir sagte: Er soll über mein Volk herrschen!"
1 Sam 9:18 Saul näherte sich Samuel im Tor und sprach: "Sage mir doch: wo ist hier das Haus des Sehers?"
1 Sam 9:19 Samuel erwiderte Saul: "Der Seher bin ich! Gehe vor mir her die Höhe hinauf; ihr sollt heute mit mir speisen, und morgen in der Frühe werde ich dich fortsenden. Alles, was du auf deinem Herzen hast, werde ich dir kundtun.
1 Sam 9:20 Um die Eselinnen nämlich, die dir heute vor drei Tagen abhanden gekommen sind, mache dir keine Sorge; denn sie sind gefunden. Wem aber gehört alles Kostbare in Israel, etwa nicht dir und der Familie deines Vaters?"
1 Sam 9:21 Saul entgegnete: "Bin ich nicht aus Benjamin, einem der kleinsten Stämme in Israel? Und ist nicht mein Geschlecht das geringste unter allen Geschlechtern des Stammes Benjamin? Warum redest du solches zu mir?"
1 Sam 9:22 Samuel nahm Saul und seinen Knecht, führte sie in die Halle und gab ihnen einen Platz an der Spitze der geladenen Gäste; es waren ungefähr dreißig Mann.
1 Sam 9:23 Dann befahl Samuel dem Koch: "Reiche das Stück, das ich dir gab, von dem ich vorher zu dir sagte: Behalte es bei dir!"
1 Sam 9:24 Da trug der Koch die Keule und den Fettschwanz auf und setzte sie Saul vor. Er sprach: "Hier der Rest! Lege ihn dir vor und iß; denn für diese Zeit wurde er aufbewahrt für dich, als ich das Volk einlud!" So aß Samuel mit Saul an jenem Tage zusammen.
1 Sam 9:25 Sie kamen dann von der Höhe hinab zur Stadt, und man bereitete dem Saul ein Lager auf dem Dach.
1 Sam 9:26 Er legte sich schlafen. Als aber die Morgenröte heraufzog, rief Samuel zu Saul nach dem Dach hinauf: "Stehe auf, ich will dir das Geleit geben!" Saul erhob sich, und beide, er und Samuel, gingen hinaus.
1 Sam 9:27 Als sie zum Ende der Stadt gelangt waren, sprach Samuel zu Saul: "Befiehl dem Knecht, daß er uns vorausgehe" - dieser ging voraus -, "du aber bleibe jetzt stehen; denn ich habe dir ein Gotteswort zu verkünden!"
1 Samuel Kapitel 10
1 Sam 10:1 Da nahm Samuel den Ölkrug, goß ihn über Sauls Haupt, küßte ihn und sprach: "Hiermit hat der Herr dich zum Fürsten über sein Eigentum gesalbt!
1 Sam 10:2 Gehst du heute von mir fort, so triffst du beim Grab Rachels an der Grenze Benjamins zu Zelzach zwei Männer. Diese werden dir sagen: "Gefunden haben sich die Eselinnen, die zu suchen du fortgingst. Nun hat dein Vater die Angelegenheit mit den Eselinnen vergessen und macht sich um euch Sorge. Er fragt: Was soll ich für meinen Sohn tun?"
1 Sam 10:3 Ziehst du dann von dort weiter und kommst zur Eiche Tabor, so werden dich drei Männer antreffen, die zu Gott nach Betel hinaufgehen. Einer trägt drei Böcklein, der zweite drei Laibe Brot und der dritte einen Schlauch Wein.
1 Sam 10:4 Sie werden dich begrüßen und dir zwei Brote geben, die du von ihnen auch annehmen sollst.
1 Sam 10:5 Danach kommst du nach dem Gibea Gottes, wo der Beamte der Philister wohnt. Kommst du dort in die Stadt, dann wirst du eine Gruppe Propheten antreffen, die von der Höhe herabsteigen. Ihnen werden Harfen, Pauken, Flöten und Zithern voranziehen. Sie selbst werden als Propheten in Verzückung sein.
1 Sam 10:6 Der Geist des Herrn wird auf dich herabkommen, und du wirst mit ihnen als Prophet verzückt und in einen anderen Menschen verwandelt werden.
1 Sam 10:7 Treffen nun diese Zeichen bei dir ein, so tue das, was sich dir aufdrängt, denn Gott ist mit dir!
1 Sam 10:8 Steige mir voran hinab nach Gilgal; ich werde dann zu dir hinabkommen, um Brandopfer darzubringen und Friedopfer zu schlachten! Warte sieben Tage lang, bis ich bei dir eintreffe und dir das verkünde, was du zu tun hast!"
1 Sam 10:9 Sobald er seinen Rücken gewandt hatte, um von Samuel fortzugehen, verwandelte Gott sein Herz. Alle jene Zeichen trafen noch am gleichen Tage ein.
1 Sam 10:10 Als sie von dort nach Gibea kamen, begegnete ihm eine Prophetengruppe. Der Geist Gottes kam über ihn, und er ward in deren Mitte zum Propheten.
1 Sam 10:11 Alle Leute aber, die ihn von früher her kannten, sahen das Schauspiel, wie er in prophetische Verzückung geriet. Sie fragten einander: "Was ist denn dem Sohne des Kisch geschehen? Ist Saul auch unter den Propheten?"
1 Sam 10:12 Ein Mann von dort erwiderte: "Kommt es denn auf ihren Vater an?" So entstand das Sprichwort: "Ist auch Saul unter den Propheten?"
1 Sam 10:13 Als die Verzückung vorbei war, kam er nach Gibea.
1 Sam 10:14 Sauls Oheim aber sprach zu ihm und seinem Knechte: "Wohin seid ihr gegangen?" Er antwortete: "Die Eselinnen zu suchen! Da merkten wir, daß sie nicht zu finden waren, und so gingen wir zu Samuel."
1 Sam 10:15 Der Oheim entgegnete: "Erzähle mir doch, was Samuel zu euch gesagt hat!"
1 Sam 10:16 Saul antwortete seinem Oheim: "Er teilte uns mit, daß die Eselinnen gefunden seien." Aber von der Angelegenheit des Königtums, über die Samuel zu ihm gesprochen hatte, verriet er nichts.
1 Sam 10:17 Samuel berief das Volk zum Herrn nach Mizpa.
1 Sam 10:18 Er sprach zu den Israeliten: "Also kündet der Herr, der Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägypten fortgeführt und euch aus der Gewalt der Ägypter und aller Königreiche, die euch bedrängten, befreit.
1 Sam 10:19 Ihr aber habt heute euren Gott verworfen, der euch ein Helfer in all euren Schwierigkeiten und Nöten war! Ihr erklärtet: "Nein, setze einen König über uns!" Jetzt tretet also vor den Herrn, geordnet nach euren Stämmen und Tausendschaften!"
1 Sam 10:20 Samuel ließ nun alle Stämme Israels antreten. Der Stamm Bejamin wurde vom Los getroffen.
1 Sam 10:21 Er ließ den Stamm Benjamin nach seinen Geschlechtern antreten. Das Los traf das Geschlecht Matri. Danach wurde Saul ausgelost, der Sohn des Kisch. Man suchte ihn, er war aber nicht zu finden.
1 Sam 10:22 Da fragten sie nochmals den Herrn: "Ist der Mann hierher gekommen?" Der Herr antwortete: "Er hat sich beim Gepäck versteckt."
1 Sam 10:23 Man lief hin und holte ihn von dort. Er stand inmitten des Volkes und überragte alles Volk von der Schulter an.
1 Sam 10:24 Da sprach Samuel zum ganzen Volk: "Seht, wen der Herr erwählt hat! Niemand gleicht ihm im ganzen Volk!" Da jubelten alle Leute und riefen: "Es lebe der König!"
1 Sam 10:25 Samuel trug dem Volke das Königsrecht vor, schrieb es in eine Buchrolle und legte sie vor dem Herrn nieder. Dann entließ Samuel alles Volk, jeden in sein Haus.
1 Sam 10:26 Auch Saul begab sich in seine Heimat nach Gibea. Mit ihm zog eine Heerschar, deren Herz Gott gerührt hatte.
1 Sam 10:27 Nichtswürdige Leute aber erklärten: "Was wird dieser uns helfen?" Sie verachteten ihn und brachten ihm kein Geschenk. Er aber verhielt sich dazu schweigend.
1 Samuel Kapitel 11
1 Sam 11:1 Der Ammoniter Nachasch zog heran und lagerte vor Jabesch in Gilead. Alle Bewohner von Jabesch erklärten Nachasch: "Schließe einen Vertrag mit uns, wir wollen dir dienen!"
1 Sam 11:2 Der Ammoniter Nachasch erwiderte ihnen: "Insofern will ich mit euch einen Vertrag schließen, als ich jedem von euch das rechte Auge aussteche und damit Schmach über ganz Israel bringe."
1 Sam 11:3 Da sprachen die Ältesten von Jabesch zu ihm: "Gib uns eine Frist von sieben Tagen, wir wollen Boten senden in das gesamte Gebiet Israels. Ist dann niemand da, der uns hilft, dann gehen wir zu dir!"
1 Sam 11:4 Die Boten kamen nach dem Gibea Sauls und sagten dies vor den Ohren des Volkes. Da schrieen alle Leute laut auf und weinten.
1 Sam 11:5 Nun kam gerade Saul hinter den Rindern her vom Felde heim. Er fragte: "Was haben die Leute, daß sie weinen?" Man erzählte ihm, was die Männer von Jabesch gesagt hatten.
1 Sam 11:6 Da ward der Geist Gottes in Saul wirksam, als er jene Worte hörte, und sein Zorn entbrannte heftig.
1 Sam 11:7 Er nahm ein Rindergespann, hieb es in Stücke und ließ diese durch Boten in alle Teile Israels bringen und ausrufen: "Wer nicht hinter Saul und Samuel her auszieht, dessen Rindern soll dasselbe geschehen!" Da fiel der Schrecken des Herrn auf das Volk, so daß sie einmütig auszogen.
1 Sam 11:8 Er musterte sie zu Besek; es waren der Israeliten 300 000 Mann und der Judäer 30 000 Mann.
1 Sam 11:9 Man sagte den angekommenen Boten: "So sprecht zu den Männern von Jabesch in Gilead: Morgen wird euch Hilfe, sobald die Sonne heiß brennt!" Die Boten gingen hin und meldeten es den Männern von Jabesch, die sich darüber sehr freuten.
1 Sam 11:10 Die Männer von Jabesch erklärten: "Morgen wollen wir zu euch hinausziehen! Ihr könnt dann an uns tun, was immer euch beliebt."
1 Sam 11:11 Am folgenden Tage teilte Saul das Kriegsvolk in drei Gruppen. Sie kamen in das Lager um die Zeit der Morgenwache und schlugen Ammon, bis der Tag sehr heiß wurde. Der Überrest zerstreute sich derart, daß von ihnen nicht zwei beieinander blieben.
1 Sam 11:12 Da sprach das Volk zu Samuel: "Wer hat gefragt: "Soll etwa Saul König über uns sein?" Liefert die Männer aus; wir werden sie umbringen!"
1 Sam 11:13 Doch Saul entgegnete: "Am heutigen Tage soll niemand sterben, denn heute hat der Herr Israel Heil verliehen!"
1 Sam 11:14 Samuel sprach zum Volk: "Auf! Laßt uns nach Gilgal gehen und dort das Königtum erneuern!"
1 Sam 11:15 Das ganze Volk zog nach Gilgal. Man setzte dort Saul vor dem Herrn in Gilgal als König ein. Sie schlachteten dort Friedopfer vor dem Herrn. Saul und alle israelitischen Mannen waren überaus fröhlich.
1 Samuel Kapitel 12
1 Sam 12:1 Samuel sprach zu ganz Israel: "Seht, ich habe eurem Verlangen stattgegeben in allem, was ihr mir gesagt habt! Ich habe einen König über euch eingesetzt.
1 Sam 12:2 Nun seht, ihr habt einen König, der vor euch herzieht! Ich bin alt und ergraut, und schon sind meine Söhne unter euch. Von meiner Jugend an bis heute bin ich vor euch hergegangen.
1 Sam 12:3 Da bin ich! Antwortet mir in Gegenwart des Herrn und seines Gesalbten, ob ich jemandes Ochsen oder Esel geraubt, ob ich jemanden unterdrückt oder ungerecht behandelt, ob ich von jemandem ein Bestechungsgeschenk angenommen und meine Augen dabei verhüllt habe! Ich will es euch zurückerstatten."
1 Sam 12:4 Sie antworteten: "Du hast uns nicht unterdrückt und nicht unrecht behandelt und von niemandem etwas angenommen."
1 Sam 12:5 Da sprach er zu ihnen: "Der Herr sei mein Zeuge unter euch, und Zeuge sei heute auch sein Gesalbter, daß ihr nichts in meiner Hand gefunden habt!" Sie erwiderten: "Ja, Zeugen sind sie!"
1 Sam 12:6 Danach fuhr Samuel, zum Volk gewandt, fort: "Der Herr war es, der Moses und Aaron geschaffen und eure Väter aus dem Ägypterland fortgeführt hat.
1 Sam 12:7 Tretet nunmehr her, ich will mit euch vor dem Herrn ins Gericht gehen wegen aller Wohltaten des Herrn, die er euch und euren Vätern erwies!
1 Sam 12:8 Da Jakob nach Ägypten gekommen war und eure Väter zum Herrn riefen, sandte der Herr Moses und Aaron. Diese führten eure Väter aus Ägypten fort und siedelten sie hier an.
1 Sam 12:9 Sie aber vergaßen den Herrn, ihren Gott. Er verkaufte sie an Sisera, den Feldherrn von Chazor, an die Philister und den König von Moab. Diese führten Krieg wider sie.
1 Sam 12:10 Da riefen sie zum Herrn und gestanden: "Wir haben uns verfehlt, weil wir den Herrn verlassen und den Baalen und Astarten dienten. Doch nun rette uns aus der Gewalt unserer Feinde! Wir wollen dir dienen!"
1 Sam 12:11 Da sandte der Herr Jerubbaal, Barak, Jephte und Samuel und befreite euch aus der Gewalt eurer Feinde ringsumher, damit ihr in Sicherheit wohnen konntet.
1 Sam 12:12 Ihr merktet aber, daß der Ammoniterkönig Nachasch gegen euch heranzog, und sagtet daher zu mir: "Nein, ein König soll über uns regieren", obwohl doch der Herr, euer Gott, euer König ist!
1 Sam 12:13 Nun seht, ihr habt den König, den ihr erwählt und den ihr verlangt habt! Seht, der Herr selbst hat einen König über euch eingesetzt.
1 Sam 12:14 Fürchtet ihr nun den Herrn, dient ihr ihm, hört ihr auf seine Stimme und widersetzt ihr euch nicht dem Gebot des Herrn, dann folgt ihr und euer König, der über euch herrschen wird, dem Herrn, eurem Gott, nach.
1 Sam 12:15 Hört ihr aber nicht auf den Herrn und widersetzt ihr euch seinem Gebot, dann wird des Herrn Hand gegen euch sein, wie sie gegen eure Väter war.
1 Sam 12:16 Auch jetzt tretet heran und schaut dies große Werk, das der Herr vor euren Augen tut!
1 Sam 12:17 Ist nicht gerade heute Weizenernte? Ich will den Herrn anrufen, und er wird donnern und regnen lassen. So erkennt ihr und seht es ein, daß ihr ein großes Unrecht vor den Augen des Herrn tatet, da ihr einen König haben wolltet."
1 Sam 12:18 Und es rief Samuel den Herrn an, und der Herr ließ an jenem Tag donnern und regnen. Das ganze Volk aber geriet in große Furcht vor dem Herrn und vor Samuel.
1 Sam 12:19 Das gesamte Volk flehte zu Samuel: "Lege doch Fürsprache für deine Knechte bei dem Herrn, deinem Gott, ein, damit wir nicht sterben; denn wir haben zu all unsern Verfehlungen das Unrecht hinzugefügt, einen König für uns zu verlangen."
1 Sam 12:20 Samuel redete weiter zum Volke: "Seid guten Mutes! Ihr habt zwar all dies Üble getan, doch weicht nicht vom Herrn ab, sondern dient ihm mit eurem ganzen Herzen!
1 Sam 12:21 Lauft nicht hinter den nichtigen Götzen her, die weder nützen noch helfen können, da sie ja nichtig sind.
1 Sam 12:22 Aber der Herr verstößt sein Volk nicht um seines großen Namens willen; denn dem Herrn hat es gefallen, euch zu seinem Volk zu machen.
1 Sam 12:23 Auch mir liegt es fern, gegen den Herrn zu sündigen und aufzuhören, für euch Fürsprache einzulegen. Ich will euch den rechten und guten Weg lehren.
1 Sam 12:24 Nur fürchtet den Herrn und dient ihm aufrichtig aus eurem ganzen Herzen! Seht, was er Großes an euch getan hat!
1 Sam 12:25 Wenn ihr aber frevlerisch handelt, so werdet ihr samt eurem König dahingerafft!"
1 Samuel Kapitel 13
1 Sam 13:1 Ein Jahr war es, seitdem Saul König geworden war; er regierte das zweite Jahr über Israel (?).
1 Sam 13:2 Da erwählte sich Saul
1 Sam 13:3 000 Israeliten. 2 000 davon waren mit Saul zu Michmas und auf dem Gebirge von Betel und 1 000 mit Jonatan zu Gibea in Benjamin. Den Rest des Kriegsvolkes hatte er entlassen, einen jeden in sein Zelt. 3 Da erschlug Jonatan den Beamten der Philister, der in Gibea wohnte. Die Philister hörten davon. Saul ließ im ganzen Lande in die Posaune stoßen und verkünden: "Die Hebräer sollen es hören!"
1 Sam 13:4 Ganz Israel vernahm davon, daß Saul den Beamten der Philister erschlagen, und daß Israel bei den Philistern sich verhaßt gemacht habe. Das Kriegsvolk wurde zu Saul nach Gilgal aufgeboten.
1 Sam 13:5 Die Philister scharten sich zum Kampfe gegen Israel mit 3 000 Streitwagen,
1 Sam 13:6 000 Mann Besatzung und einem Fußvolk, das so zahlreich war wie der Sand am Ufer des Meeres. Sie rückten heran und bezogen Lager bei Michmas östlich von Bet-Awen. 6 Die Israeliten erkannten, daß sie bedrängt und die Leute in Not seien. Deshalb versteckten sie sich in Höhlen, in Löchern, in Felsspalten, in Gewölben und Zisternen.
1 Sam 13:7 Große Scharen gingen über den Jordan nach Gad und Gilead. Saul aber war noch in Gilgal und das ganze Kriegsvolk mit ihm.
1 Sam 13:8 Da wartete er sieben Tage bis zu dem Zeitpunkt, den Samuel bestimmt hatte. Samuel aber kam nicht nach Gilgal, und das Kriegsvolk zerstreute sich.
1 Sam 13:9 Da befahl Saul: "Bringt mir das Brand- und die Friedopfer!" Und er vollzog das Brandopfer.
1 Sam 13:10 Eben hatte er es dargebracht, da kam Samuel an. Saul ging ihm entgegen und begrüßte ihn.
1 Sam 13:11 Samuel fragte: "Was hast du getan?" Saul antwortete: "Ich sah, daß das Volk mich verließ. Du kamst nicht zur vereinbarten Zeit, und die Philister rotteten sich in Michmas zusammen.
1 Sam 13:12 Da dachte ich: Jetzt werden die Philister wider mich nach Gilgal ziehen; den Herrn habe ich aber noch nicht gnädig gestimmt. So faßte ich mir ein Herz und opferte."
1 Sam 13:13 Samuel entgegnete Saul: "Töricht war deine Handlungsweise; du hast den dir vom Herrn, deinem Gott, erteilten Befehl nicht befolgt; denn jetzt wollte der Herr dein Königtum über Israel für immer bestätigen.
1 Sam 13:14 Nun aber kann dein Königtum nicht bestehen! Der Herr hat sich einen Mann ausgesucht, der seinem Herzen genehm ist. Ihn hat der Herr zum Fürsten über sein Volk bestellt. Denn du hast nicht befolgt, was der Herr dir befahl."
1 Sam 13:15 Samuel machte sich auf den Weg und zog von Gilgal weg. Der Rest der Leute zog hinter Saul her dem Kriegsvolk entgegen und kam von Gilgal nach Gibea in Benjamin. Saul musterte die Leute, die sich bei ihm befanden; es waren gegen sechshundert Mann.
1 Sam 13:16 Saul, sein Sohn Jonatan und das Kriegsvolk saßen zu Geba in Benjamin, während die Philister zu Michmas Lager bezogen hatten.
1 Sam 13:17 Da zog eine brandschatzende Truppe aus dem Lager der Philister in drei Abteilungen aus. Die eine wandte sich Ophra zu in das Gebiet von Schual,
1 Sam 13:18 die andere nach Bet-Choron und die dritte in das Gebiet, das über dem Tal Zeboim gegen die Steppe hin ansteigt.
1 Sam 13:19 Im ganzen Lande Israel fand sich (damals) kein Schmied; denn die Philister sagten sich, die Hebräer könnten sich sonst Schwerter oder Lanzen machen.
1 Sam 13:20 Jeder aus Israel mußte also zu den Philistern hinab, um seine Pflugschar, seinen Karst, seine Axt oder seine Sichel schärfen zu lassen.
1 Sam 13:21 Das Schärfen der Sicheln, der Karste, des Dreizacks und der Äxte, sowie das Einsetzen des Ochsenstachels kostete einen Pim.
1 Sam 13:22 Im Kriegsfalle fand sich also kein Schwert und keine Lanze bei den Kriegern vor, die um Saul und Jonatan waren. Nur Saul und Jonatan besaßen solche.
1 Sam 13:23 Ein Posten der Philister begab sich auf den Engpaß von Michmas.
1 Samuel Kapitel 14
1 Sam 14:1 Eines Tages sprach Jonatan, der Sohn Sauls, zu seinem Waffenträger: "Komm, wir gehen hinüber zum Philisterposten, der drüben auf der anderen Seite steht!" Doch seinem Vater teilte er nichts mit.
1 Sam 14:2 Saul saß an der Grenze von Geba unter dem Granatapfelbaum, der bei Migron steht. Das Kriegsvolk, das bei ihm war, zählte etwa 600 Mann.
1 Sam 14:3 Achia, der Sohn Achitubs, des Bruders Ikabods, des Sohnes des Pinchas, des Helisohnes, der Priester in Silo war, trug das priesterliche Ephod. Das Volk wußte nicht, daß Jonatan fort war.
1 Sam 14:4 Zwischen den Übergängen, durch die Jonatan zum Wachtposten der Philister hinüber wollte, waren zwei Felszacken, der eine diesseits, der andere jenseits, der eine hieß Bozez, der andere Senne.
1 Sam 14:5 Der eine Grat schaute von Norden nach Michmas hinüber, der andere von der Südseite nach Geba.
1 Sam 14:6 Jonatan sprach zu seinem Waffenträger: "Komm, wir gehen zum Posten der Unbeschnittenen hinüber! Vielleicht hilft uns der Herr. Denn es ist für ihn nicht schwer, durch viele oder wenige Leute zu helfen."
1 Sam 14:7 Sein Waffenträger entgegnete ihm: "Tue alles, was dein Herz dir sagt, mach den Abstecher! Siehe, ich stehe zu dir nach deiner Absicht!"
1 Sam 14:8 Jonatan sprach: "Auf, wir gehen zu den Leuten hinüber und zeigen uns ihnen!
1 Sam 14:9 Wenn sie uns zurufen: "Haltet ein, bis daß wir zu euch kommen", dann bleiben wir auf unserer Stelle stehen und steigen nicht zu ihnen hinauf.
1 Sam 14:10 Rufen sie aber: "Kommt zu uns", dann wollen wir zu ihnen hinaufsteigen, denn der Herr hat sie in unsere Hand gegeben. Das sei uns ein Zeichen."
1 Sam 14:11 Beide zeigten sich also den Philisterposten. Die Philister sprachen: "Seht doch, Hebräer sind aus den Löchern gekommen, in denen sie sich verborgen hatten!"
1 Sam 14:12 Die Männer des Wachtpostens riefen Jonatan und seinem Waffenträger zu und sprachen: "Kommt zu uns herauf, wir wollen euch etwas lehren!" Da sagte Jonatan zu seinem Waffenträger: "Mir nach! Denn der Herr hat sie in die Hand Israels gegeben."
1 Sam 14:13 Jonatan kletterte auf Händen und auf Füßen hinauf und sein Waffenträger ihm nach. Jene fielen vor Jonatan, und der Waffenträger tötete sie hinter ihm.
1 Sam 14:14 Es waren derer, die Jonatan und sein Waffenträger mit dem ersten Schlage trafen, gegen zwanzig Mann auf einem halb so großen Feld, wie es ein Ochsengespann zu pflügen vermag.
1 Sam 14:15 Schrecken entstand im Feldlager und unter dem gesamten Kriegsvolk. Auch der Posten und die brandschatzende Truppe schraken zusammen. Dazu erbebte die Erde und verursachte einen Gottesschrecken.
1 Sam 14:16 Die Späher Sauls zu Geba in Benjamin bemerkten, daß das Getümmel hin- und herwogte.
1 Sam 14:17 Da befahl Saul dem Kriegsvolk, das bei ihm war: "Zählt nach und seht, wer von uns fortgegangen ist!" Man zählte und vermißte Jonatan und seinen Waffenträger.
1 Sam 14:18 Saul gebot dem Achia: "Bringe die Lade Gottes herbei!" Sie war nämlich an jenem Tage bei den Israeliten.
1 Sam 14:19 Während Saul mit dem Priester redete, ward das Getümmel im Lager der Philister immer stärker. Saul sprach zum Priester: "Laß davon ab!"
1 Sam 14:20 Saul und alles Kriegsvolk, das bei ihm war, schrien laut und mischten sich in den Kampf. Da war das Schwert des einen gegen den anderen gerichtet, ein überaus großer Wirrwarr.
1 Sam 14:21 Auch die Hebräer, die seit langem zu den Philistern hielten und mit ihnen ins Lager gekommen waren, schwenkten ab, um sich den Israeliten unter Saul und Jonatan anzuschließen.
1 Sam 14:22 Alle Israeliten, die sich auf dem Gebirge Ephraim versteckt hatten, hörten, daß die Philister auf der Flucht waren. Sie hefteten sich ebenfalls kämpfend an ihre Fersen.
1 Sam 14:23 So half der Herr an jenem Tage Israel. Der Kampf aber dehnte sich über Bet-Awen hin aus.
1 Sam 14:24 Als aber die Israeliten an jenem Tage in Bedrängnis kamen, sprach Saul einen Eidfluch über das Volk aus: "Verflucht der Mann, der vor Anbruch des Abends etwas genießt, bevor ich an meinen Feinden Rache genommen habe!" Da nahm niemand von dem Volke Nahrung zu sich.
1 Sam 14:25 Nun war die ganze Gegend reich an Honigwaben, so daß es auf dem freien Feld Honig gab.
1 Sam 14:26 Als das Volk zu den Waben kam, aus denen der Honig floß, führte doch keiner die Hand zum Munde, weil das Volk den eidlichen Fluch fürchtete.
1 Sam 14:27 Jonatan wußte nichts davon, daß sein Vater die Verwünschung über das Volk ausgesprochen hatte. Er streckte die Spitze des Stockes, den er in seiner Hand hielt, aus, stieß sie in eine Honigwabe und führte seine Hand zum Munde. Da bekamen seine Augen frischen Glanz.
1 Sam 14:28 Einer der Kriegsleute redete ihn an und sprach: "Dein Vater hat eine Verwünschung über das Volk ausgesprochen: Verflucht sei der Mann, der heute etwas genießt. Das Volk aber ist erschöpft."
1 Sam 14:29 Jonatan sprach: "Ins Unglück stürzt mein Vater das Land. Seht doch, wie meine Augen so strahlend frisch geworden sind, weil ich dieses bißchen Honig gegessen habe!
1 Sam 14:30 Wie wäre es erst, wenn heute alle Leute von der feindlichen Beute, die sie gemacht haben, gegessen hätten? Jetzt aber ist ja der Hieb, den die Philister bekommen haben, nicht besonders stark."
1 Sam 14:31 Man schlug an jenem Tage die Philister von Michmas bis Ajjalon. Das Volk war sehr erschöpft.
1 Sam 14:32 Da machte es sich über die Beute her, nahm Kleinvieh, Großvieh und Kälber, schlachtete sie am Boden und aß über dem Blut.
1 Sam 14:33 Man berichtete Saul: "Die Leute sündigen gegen den Herrn, indem sie über dem Blut essen." Er sprach: "Frevel tut ihr! Wälzt mir sofort einen großen Stein her!"
1 Sam 14:34 Da fuhr Saul fort: "Zerstreut euch unter das Kriegsvolk und sagt ihm: "Jeder soll sein Rind und sein Schaf zu mir bringen und es hier schlachten und essen! Sündigt nicht gegen den Herrn, indem ihr über dem Blut eßt!"" Da brachten alle Leute aus dem Volke ihre Rinder, die sie besaßen, noch in der Nacht herbei und schlachteten sie daselbst.
1 Sam 14:35 Saul erbaute einen Altar für den Herrn. Es war der erste Altar, den er erbaute.
1 Sam 14:36 Saul sprach: "Wir wollen die Philister noch zur Nachtzeit weiter verfolgen! Wir wollen sie ausplündern bis zum Morgengrauen und keinen unter ihnen übrig lassen!" Man antwortete: "Tue, was dir richtig scheint!" Doch der Priester gab zur Antwort: "Wir wollen in dieser Sache Gott befragen!"
1 Sam 14:37 Saul fragte bei Gott an: "Soll ich hinabziehen hinter den Philistern her? Wirst du sie in die Gewalt Israels geben?" Doch er gab ihm damals keine Antwort.
1 Sam 14:38 Saul befahl: "Kommt herbei, alle Obersten des Volkes, erkennt und seht, wodurch diese Sünde heute zustandekam!
1 Sam 14:39 So wahr der Herr lebt, der Israel errettet hat! Sollte es selbst an meinem Sohn Jonatan liegen, so muß er des Todes sterben!" Niemand aus dem Kriegsvolk wagte es, ihm zu antworten.
1 Sam 14:40 Da sprach er zu ganz Israel: "Ihr sollt auf der einen Seite stehen, ich und mein Sohn Jonatan auf der anderen!" Das Volk erwiderte Saul: "Tu, was dir gefällt!"
1 Sam 14:41 Daraufhin betete Saul zum Herrn: "Gott Israels, gib rechten Entscheid!" Jonatan und Saul wurden durch das Los getroffen, während das Volk frei ausging.
1 Sam 14:42 Da verlangte Saul: "Werft das Los zwischen mir und meinem Sohne Jonatan!" Das Los traf Jonatan.
1 Sam 14:43 Da sprach Saul zu Jonatan: "Gestehe mir, was du getan hast!" Jonatan bekannte ihm und sprach: "Ich habe mit der Spitze des Stabes, den ich in der Hand hatte, ein wenig Honig gegessen. Ich bin zu sterben bereit."
1 Sam 14:44 Saul sprach: "Ich habe geschworen, und Gott möge mich strafen - Jonatan, du bist des Todes!"
1 Sam 14:45 Das Volk aber rief Saul zu: "Wie? Jonatan soll sterben, der diese große Rettungstat in Israel vollbrachte? So wahr der Herr lebt, nicht ein einziges Haar von seinem Haupt darf zu Boden fallen, denn mit Gott hat er es heute vollbracht." Das Volk errettete so Jonatan vom Tode.
1 Sam 14:46 Saul aber nahm von der Verfolgung der Philister Abstand. Die Philister kehrten in ihr Heimatland zurück.
1 Sam 14:47 Saul, der das Königtum über Israel erhalten hatte, kämpfte ringsum gegen alle seine Feinde, gegen Moab, gegen die Ammoniter, gegen Edom, gegen die Könige von Zoba und gegen die Philister. Wohin er sich auch wandte, errang er Siege.
1 Sam 14:48 Er zeigte Tapferkeit, schlug Amalek und befreite Israel aus der Gewalt seiner Plünderer.
1 Sam 14:49 Die Söhne Sauls waren Jonatan, Jischjo und Malkischua. Seine älteste Tochter hieß Merab, seine jüngere Michal.
1 Sam 14:50 Die Frau des Saul hieß Achinoam; sie war die Tochter des Achimaaz. Sein Feldherr hieß Abner, der Sohn Ners, des Oheims Sauls.
1 Sam 14:51 Kisch nämlich, der Vater Sauls, und Ner, der Vater Abners, waren Söhne Abiels.
1 Sam 14:52 Der Krieg gegen die Philister tobte heftig, solange Saul lebte. Sah Saul irgendeinen tapferen und kriegskundigen Mann, so nahm er ihn in seinen Dienst.
1 Samuel Kapitel 15
1 Sam 15:1 Samuel sprach zu Saul: "Mich hat der Herr gesandt, dich zum König über sein Volk Israel zu salben. Nun höre die klaren Worte des Herrn:
1 Sam 15:2 Ich habe genau beobachtet, was Amalek an Israel getan hat, daß es sich ihm bei seinem Fortzug von Ägypten in den Weg stellte.
1 Sam 15:3 Gehe nun hin und schlage Amalek, vollstrecke an allem, was ihm gehört, den Bann und verschone nichts; töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel!"
1 Sam 15:4 Da benachrichtigte Saul das Volk und musterte es in Telam: 200 000 Mann zu Fuß und davon 10 000 Mann aus Juda.
1 Sam 15:5 Dann rückte Saul gegen die Stadt der Amalekiter aus und legte einen Hinterhalt im Tal.
1 Sam 15:6 Den Kenitern ließ Saul sagen: "Geht, sondert euch ab und tretet aus den Reihen der Amalekiter hinaus, denn sonst raffe ich euch mit ihnen hinweg! Ihr habt euch ja freundlich gegen alle Israeliten verhalten, als sie aus Ägypten heraufzogen." Da sonderten sich die Keniter von den Amalekitern ab.
1 Sam 15:7 Saul aber schlug Amalek von Chawila bis Schur, das Ägypten gegenüber liegt.
1 Sam 15:8 Agag, den König der Amalekiter, ergriff er lebend. Am ganzen Volk vollzog er den Bann mit der Schärfe des Schwertes.
1 Sam 15:9 Doch verschonten Saul und sein Kriegsvolk Agag und die besten Stücke Kleinvieh und Großvieh, die Masttiere und die Lämmer und alles, was wertvoll war. Sie wollten daran den Bann nicht vollziehen; nur was wertlos und unbrauchbar war, belegten sie mit dem Bann.
1 Sam 15:10 Da erging das Wort des Herrn an Samuel:
1 Sam 15:11 "Es reut mich, daß ich Saul zum König gemacht habe; denn er hat sich von mir abgewandt und meine Befehle nicht ausgeführt!" Samuel wurde sehr erregt und flehte zum Herrn die ganze Nacht.
1 Sam 15:12 Am anderen Morgen machte er sich auf, um Saul zu treffen. Es wurde Samuel gemeldet: "Saul ist zum Karmel gegangen und hat sich ein Denkmal errichtet. Dann bog er ab und ist weiter nach Gilgal hinabgezogen."
1 Sam 15:13 Als Samuel zu Saul kam, begrüßte ihn Saul: "Gesegnet sollst du sein vom Herrn! Ich habe den Befehl des Herrn vollführt."
1 Sam 15:14 Samuel entgegnete: "Was soll denn dieses Blöken von Schafen, das an mein Ohr dringt, und das Brüllen von Rindern, das ich hören muß?"
1 Sam 15:15 Saul entgegnete: "Von den Amalekitern hat man sie gebracht. Das Kriegsvolk hat die wertvollsten Schafe und Rinder geschont, um sie dem Herrn, deinem Gott, zu opfern. Das übrige haben wir dem Bann übergeben!"
1 Sam 15:16 Samuel aber fiel Saul in die Rede: "Nun mache Schluß! Verkünden will ich dir, was der Herr in der Nacht zu mir sprach!" Jener antwortete ihm: "Rede!"
1 Sam 15:17 Samuel sagte: "Bist du nicht, obwohl du dich selbst für gering hieltest, das Oberhaupt der Stämme Israels? Denn der Herr hat dich zum König über Israel gesalbt.
1 Sam 15:18 Nun hat dich der Herr auf den Kriegspfad geschickt und gesagt: "Gehe hin und vollziehe den Bann an den frevlerischen Amalekitern. Kämpfe gegen sie, bis du ihnen ein Ende bereitet hast!"
1 Sam 15:19 Warum folgtest du nicht der Stimme des Herrn? Warum hast du nach der Beute gegriffen und Übles in den Augen des Herrn getan?"
1 Sam 15:20 Saul erwiderte Samuel: "Ich habe doch auf die Stimme des Herrn gehört und zog des Weges, den der Herr mich sandte. Ich brachte den Amalekiterkönig Agag herbei und bannte Amalek.
1 Sam 15:21 Nur das Kriegsvolk hat aus der Beute Schafe und Rinder, das Beste vom Banngut, herausgegriffen, um es dem Herrn, deinem Gott, in Gilgal zu opfern."
1 Sam 15:22 Samuel sprach: "Hat denn der Herr an Brand- und Schlachtopfern das gleiche Wohlgefallen wie am Gehorsam gegen den Befehl des Herrn? Wertvoller als Opfer ist Gehorsam, Folgsamkeit besser als Widderfett!
1 Sam 15:23 Widerspenstigkeit ist Sünde wie Zauberei, Eigensinn ist Sünde wie schuldbarer Götzendienst. Weil du des Herrn Wort verworfen hast, verwirft er dich als König."
1 Sam 15:24 Saul gestand Samuel: "Ich versündigte mich, weil ich des Herrn Ausspruch und deine Worte übertreten habe. Ich fürchtete die Kriegsleute und hörte auf ihre Wünsche.
1 Sam 15:25 Und nun, verzeihe meine Sünde und kehre um mit mir, ich will den Herrn anbeten!"
1 Sam 15:26 Samuel entgegnete dem Saul: "Ich werde mit dir nicht umkehren. Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, wird auch der Herr dich verwerfen: Du kannst nicht mehr König über Israel sein!"
1 Sam 15:27 Samuel wandte sich, um fortzugehen; da ergriff jener den Zipfel seines Obergewandes. Dieses zerriß.
1 Sam 15:28 Samuel sprach zu ihm: "Der Herr hat heute das Königtum über Israel von dir gerissen. Er hat es einem anderen gegeben, der besser ist als du.
1 Sam 15:29 Er, Israels Ruhm, lügt nicht und bereut nicht; denn er ist nicht ein Mensch, daß er bereuen müßte."
1 Sam 15:30 Jener aber sprach: "Ich habe gesündigt, doch erweise mir wenigstens vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel die Ehre! Kehre um mit mir, daß ich den Herrn, deinen Gott, anbete!"
1 Sam 15:31 Da kehrte Samuel um und folgte Saul, und Saul betete den Herrn an.
1 Sam 15:32 Samuel gab den Befehl: "Bringt den Amalekiterkönig Agag zu mir!" Agag ging in froher Stimmung auf ihn zu und dachte sich: "Sicherlich ist abgebogen des Todes Bitterkeit!"
1 Sam 15:33 Samuel aber sprach: "Wie dein Schwert Frauen kinderlos machte, so soll auch unter den Frauen deine Mutter kinderlos werden!" Dann hieb Samuel Agag in Stücke vor dem Angesicht des Herrn in Gilgal.
1 Sam 15:34 Samuel ging nach Rama. Saul aber zog hinauf in sein Haus nach dem Gibea Sauls.
1 Sam 15:35 In Zukunft sah Samuel Saul nicht mehr bis zu seinem Tode, denn er trauerte um Saul. Den Herrn aber reute es, daß er Saul zum König über Israel gemacht hatte.
1 Samuel Kapitel 16
1 Sam 16:1 Der Herr sprach zu Samuel: "Wie lange trauerst du um Saul, den ich als König über Israel verworfen habe? Fülle dein Horn mit Öl und mache dich auf den Weg! Ich sende dich zu Isai nach Bethlehem; denn unter seinen Söhnen habe ich mir einen zum König auserwählt."
1 Sam 16:2 Samuel entgegnete darauf: "Wie kann ich hingehen? Saul wird davon hören und mich töten!" Der Herr antwortete: "Nimm ein Kuhkalb mit und sage: "Ich bin gekommen, dem Herrn ein Opfer darzubringen."
1 Sam 16:3 Lade dann Isai zur Teilnahme am Opfer ein! Ich werde dich wissen lassen, was du tun sollst. Salbe mir denjenigen, den ich dir bezeichnen werde!"
1 Sam 16:4 Samuel tat nach der Weisung des Herrn. Er kam nach Bethlehem. Die Ältesten der Stadt traten ihm erschrocken entgegen und fragten: "Bedeutet dein Kommen uns Heil?"
1 Sam 16:5 Er antwortete: "Ja, es bedeutet Heil! Ich bin gekommen, dem Herrn ein Opfer darzubringen; heiligt euch und kommt mit mir zum Opfer!" Alsdann heiligte er den Isai und seine Söhne und lud sie zum Opfermahl ein.
1 Sam 16:6 Als sie nun kamen, sah er den Eliab und dachte: "Wahrscheinlich steht vor dem Herrn sein Gesalbter."
1 Sam 16:7 Doch der Herr sprach zu Samuel: "Schaue nicht auf sein Aussehen und seine hohe Gestalt; denn ich erkor ihn nicht, weil ich nicht auf das sehe, worauf der Mensch sieht. Der Mensch schaut ja auf den Augenschein, der Herr aber schaut auf das Herz."
1 Sam 16:8 Isai rief den Abinadab und führte ihn Samuel vor. Doch er sprach: "Auch diesen hat der Herr nicht erwählt."
1 Sam 16:9 Dann führte Isai Schamma vor. Doch jener erklärte: "Auch diesen hat der Herr nicht erkoren."
1 Sam 16:10 So führte Isai sieben von seinen Söhnen Samuel vor. Doch Samuel sprach zu Isai: "Diese alle hat der Herr nicht erwählt."
1 Sam 16:11 Dann fragte Samuel den Isai: "Sind das alle Kinder?" Er antwortete: "Nur der Jüngste fehlt noch, er weidet gerade das Kleinvieh." Da befahl Samuel dem Isai: "Schicke und hole ihn; wir werden uns erst dann zum Mahle setzen, wenn er da ist."
1 Sam 16:12 Er sandte hin und ließ ihn holen. David aber war rötlich-braun, hatte schöne Augen und eine gute Gestalt. Der Herr sprach: "Auf! Salbe ihn, denn er ist es!"
1 Sam 16:13 Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte ihn unter seinen Brüdern. Der Geist des Herrn aber ward in David wirksam von jenem Tage an und weiterhin. Samuel machte sich auf den Weg zurück nach Rama.
1 Sam 16:14 Der Geist des Herrn war von Saul gewichen, und es beunruhigte ihn ein böser Geist, den der Herr geschickt hatte.
1 Sam 16:15 Die Knechte Sauls sprachen zu ihm: "Siehe, es erschreckt dich ein böser Geist Gottes.
1 Sam 16:16 Unser Herr braucht nur zu reden; deine Knechte stehen dir zu Diensten. Sie werden jemanden suchen, der sich auf das Zitherspiel versteht. Sooft dann der böse Geist Gottes über dich kommt, spiele er mit seiner Hand; dann wird dir wohl zumute."
1 Sam 16:17 Saul befahl seinen Knechten: "Seht euch um nach jemandem für mich, der sich gut auf das Spiel versteht, und bringt ihn her zu mir!"
1 Sam 16:18 Da antwortete von den jungen Männern einer und sprach: "Ich kenne einen Sohn Isais aus Bethlehem, der gut zu spielen vermag. Er ist auch sonst ein Held, kriegstüchtig, redegewandt, von schöner Gestalt, und der Herr ist mit ihm."
1 Sam 16:19 Saul sandte Boten zu Isai und ließ ihm sagen: "Schicke zu mir deinen Sohn David, der bei der Schafherde weilt!"
1 Sam 16:20 Isai nahm einen mit Brot beladenen Esel, einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und schickte sie durch seinen Sohn David zu Saul.
1 Sam 16:21 Als David zu Saul kam und vor seinem Angesichte stand, faßte dieser so große Zuneigung zu ihm, daß er sein Waffenträger wurde.
1 Sam 16:22 Auch sandte Saul zu Isai und ließ sagen: "David soll ständig bei mir bleiben, denn er hat Huld in meinen Augen gefunden."
1 Sam 16:23 Sooft nun der Geist Gottes über Saul kam, nahm David die Zither und spielte. Saul wurde es leichter zumute, sein Zustand besserte sich, und der böse Geist wich von ihm.
1 Samuel Kapitel 17
1 Sam 17:1 Die Philister sammelten ihre Heerlager zum Kampf. Sie scharten sich bei Socho in Juda zusammen und lagerten in Ephes-Dammim zwischen Socho und Aseka.
1 Sam 17:2 Auch Saul und die Israeliten scharten sich zusammen, lagerten im Eichengrund und ordneten ihre Schlachtreihen zum Kampf gegen die Philister.
1 Sam 17:3 Diese standen am Berge auf der einen Seite und die Israeliten am Berge auf der anderen Seite, während die Talsohle dazwischen lag.
1 Sam 17:4 Da trat der Vorkämpfer aus dem Lager der Philister hervor, namens Goljat aus Gat. Er war sechs Ellen und eine Handspanne groß,
1 Sam 17:5 hatte einen ehernen Helm auf seinem Kopf und war mit einem Schuppenpanzer bekleidet. Dessen Gewicht betrug 5 000 Sekel Erz.
1 Sam 17:6 An den Beinen hatte er eherne Schienen, und auf den Schultern trug er einen ehernen Wurfspeer.
1 Sam 17:7 Der Schaft seiner Lanze war wie ein Weberbaum, und die Lanzenspitze wog sechshundert Sekel Eisen. Sein Schildträger ging vor ihm her.
1 Sam 17:8 Er stellte sich hin und rief den Reihen Israels zu: "Warum zieht ihr denn aus und rüstet euch zum Streite? Bin ich nicht der Philister? Seid ihr nicht Sauls Knechte? Erwählt euch einen Mann, der soll zu mir herabkommen!
1 Sam 17:9 Ist er imstande, mit mir den Kampf zu bestehen, und erschlägt er mich, dann wollen wir eure Knechte sein; bin aber ich ihm überlegen und erschlage ihn, dann sollt ihr unsere Knechte sein und uns dienen!"
1 Sam 17:10 Der Philister rief: "Ich habe heute die Schlachtreihen Israels verhöhnt. Nun trete ein Mann hervor! Wir wollen mit einander kämpfen!"
1 Sam 17:11 Saul und ganz Israel hörten die Hohnworte des Philisters. Sie erschraken und fürchteten sich sehr.
1 Sam 17:12 David war der Sohn eines bereits erwähnten Ephratiters aus Bethlehem in Juda, namens Isai. Dieser hatte acht Söhne und war in den Tagen Sauls schon zu alt, um unter die Kriegsleute zu treten.
1 Sam 17:13 Die drei ältesten Söhne Isais waren hinter Saul her in den Kampf gerückt. Von den drei Söhnen, die zum Kampf gezogen waren, hieß der Erstgeborene Eliab, der zweite Abinadab und der dritte Schamma.
1 Sam 17:14 David war der jüngste. Während die drei ältesten bei Saul Kriegsdienste leisteten,
1 Sam 17:15 ging David von Saul öfters weg, um die Herde seines Vaters in Bethlehem zu hüten.
1 Sam 17:16 Der Philister kam jeden Morgen und Abend und trat vor, vierzig Tage lang.
1 Sam 17:17 Da sprach Isai zu seinem Sohn David: "Nimm doch für deine Brüder ein Epha von diesem gerösteten Korn und diese zehn Brote und bring sie eiligst ins Lager zu deinen Brüdern!
1 Sam 17:18 Diese zehn Käse bring dem Hauptmann! Erkundige dich nach dem Befinden deiner Brüder und bring von ihnen ein Dankeszeichen mit!
1 Sam 17:19 Sie stehen zusammen mit Saul und allen Männern Israels im Eichengrunde und kämpfen gegen die Philister."
1 Sam 17:20 Am andern Morgen überließ David die Schafherde einem Hüter, lud auf und ging weg, wie ihm Isai befohlen hatte. Er kam zur Wagenburg. Das Heer rückte eben zur Schlacht aus und erhob das Kampfgeschrei.
1 Sam 17:21 Israeliten und Philister waren in Schlachtreihen einander gegenüber angetreten.
1 Sam 17:22 David entledigte sich der Gepäckstücke, übergab sie der Gepäckwache und lief zur Schlachtreihe. Er kam hin und fragte seine Brüder, wie es ihnen gehe.
1 Sam 17:23 Während er noch mit ihnen sprach, siehe, da trat der Vorkämpfer Goljat hervor, der Philister aus Gat. Er trat aus den Reihen der Philister und sprach in der bekannten Weise, so daß David es hören konnte.
1 Sam 17:24 Als die Israeliten den Mann sahen, wichen sie alle vor ihm zurück und fürchteten sich sehr.
1 Sam 17:25 Da sprachen die israelitischen Männer: "Habt ihr diesen Mann gesehen, der da heraufkommt? Um Israel zu verhöhnen, schreitet er einher. Wer ihn erschlägt, den wird der König mit großen Reichtümern versehen. Er wird ihm seine Tochter geben und seine Familie in Israel abgabenfrei machen."
1 Sam 17:26 Da fragte David die Männer, die bei ihm waren: "Was soll dem Manne geschehen, der diesen Philister erschlägt und Israel von dieser Schande befreit? Wer ist denn dieser unbeschnittene Philister, daß er die Schlachtreihen des lebendigen Gottes zu verhöhnen wagt?"
1 Sam 17:27 Das Kriegsvolk antwortete ihm in derselben Weise: "So und so wird mit dem Mann geschehen, der ihn erschlägt!"
1 Sam 17:28 Sein ältester Bruder Eliab hörte davon, wie er mit den Männern sprach. Eliab geriet deswegen über David in Unwillen und herrschte ihn an: "Warum bist du eigentlich hierhergekommen? Und wem hast du die paar Schafe in der Steppe überlassen? Ich kenne deine Dreistigkeit und deinen bösartigen Sinn. Nur um den Krieg zu sehen, bist du herabgekommen."
1 Sam 17:29 Darauf erwiderte David: "Was habe ich denn jetzt getan? Es war ja nur eine Frage."
1 Sam 17:30 Darauf wandte er sich von ihm weg an einen andern und fragte das gleiche. Da antworteten ihm die Kriegsleute wie zum erstenmal.
1 Sam 17:31 Die Worte Davids wurden gehört und Saul gemeldet. Der ließ ihn kommen.
1 Sam 17:32 Da sprach David zu Saul: "Niemand soll seinetwegen mutlos werden! Dein Knecht wird hingehen und mit diesem Philister kämpfen."
1 Sam 17:33 Doch Saul erwiderte David: "Du kannst nicht einfach diesem Philister gegenübertreten und mit ihm kämpfen; denn du bist ein Knabe, er aber ist ein Kriegsmann von Jugend auf."
1 Sam 17:34 David aber sprach zu Saul: "Dein Knecht hütete seinem Vater die Schafe. Kam nun ein Löwe oder ein Bär und trug ein Schaf aus der Herde fort,
1 Sam 17:35 dann lief ich hinter ihm drein, erschlug ihn und riß das Tier aus seinem Rachen. Wenn er sich aber gegen mich stellte, ergriff ich ihn bei seiner Mähne, erschlug und tötete ihn.
1 Sam 17:36 Ja, Löwen und Bären hat dein Knecht erschlagen, und diesem unbeschnittenen Philister wird es ergehen wie einem von diesen; denn er hat die Schlachtreihen des lebendigen Gottes verhöhnt."
1 Sam 17:37 David fuhr fort: "Der Herr, der mich aus den Tatzen der Löwen und Bären befreit hat, wird mich auch aus der Hand dieses Philisters befreien." Da sagte Saul zu David: "Geh hin, der Herr wird mit dir sein."
1 Sam 17:38 Saul bekleidete David mit seinem Waffenrock. Er setzte ihm einen ehernen Helm aufs Haupt und zog ihm einen Panzer an.
1 Sam 17:39 David umgürtete sich mit dessen Schwert über seinem Waffenrock; doch er konnte nicht gehen; denn er hatte es darin noch nie versucht. Daher sprach David zu Saul: "Ich vermag darin nicht zu gehen; denn ich habe es noch nie versucht." Und er legte die Rüstung wieder von sich ab.
1 Sam 17:40 Er nahm seinen Stab in die Hand, suchte sich fünf glatte Steine aus dem Bachtal, legte sie in die Hirtentasche, die er bei sich führte, nahm eine Schleuder zur Hand und ging dem Philister entgegen.
1 Sam 17:41 Dieser kam näher und näher an David heran, während der Schildträger vor ihm einherschritt.
1 Sam 17:42 Der Philister blickte auf und sah sich den David an. Er verachtete ihn, denn er war ein Knabe, rötlichbraun und von schönem Aussehen.
1 Sam 17:43 Der Philister rief David zu: "Bin ich denn ein Hund, daß du mit Stöcken bewaffnet zu mir kommst?" Der Philister verfluchte David bei seinen Göttern.
1 Sam 17:44 Dann sprach er zu David: "Komm her zu mir, ich will dein Fleisch den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes geben!"
1 Sam 17:45 David entgegnete: "Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Wurfspeer. Ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, die du geschmäht hast!
1 Sam 17:46 Heute wird dich der Herr meiner Gewalt überantworten. Ich werde dich erschlagen und deinen Kopf von deinem Rumpfe abtrennen. Ausliefern werde ich die Leichname des Philisterheeres heute noch den Vögeln des Himmels und den wilden Tieren der Erde. Alle Welt soll erkennen, daß Israel einen Gott hat!
1 Sam 17:47 Diese ganze Versammlung soll einsehen, daß der Herr nicht durch Schwert und Lanze Hilfe bringt. Denn der Herr führt den Kampf; er wird euch in unsere Gewalt geben!"
1 Sam 17:48 Der Philister machte sich auf, schritt voran und näherte sich David. Da lief David rasch auf die Schlachtreihe zu, dem Philister entgegen.
1 Sam 17:49 David griff mit seiner Hand in die Tasche, holte einen Stein heraus, schleuderte und traf den Philister auf die Stirn. Der Stein drang in die Stirn ein, und jener fiel mit dem Gesicht zur Erde hin.
1 Sam 17:50 So überwand David den Philister mit Schleuder und Stein; er traf den Philister und brachte ihn um, ohne daß ein Schwert in Davids Hand war.
1 Sam 17:51 David lief hin, stellte sich vor den Philister, ergriff dessen Schwert, zückte es aus der Scheide und tötete ihn, indem er ihm den Kopf abhieb. Die Philister sahen, daß ihr stärkster Held tot war, und flohen.
1 Sam 17:52 Die Männer Israels und Judas brachen auf, erhoben ein Kriegsgeschrei und verfolgten die Philister bis Gat und zu den Toren Ekrons. Erschlagene Philister aber lagen auf dem Wege nach Schaarajim bis Gat und Ekron.
1 Sam 17:53 Die Israeliten kehrten von der hitzigen Verfolgung der Philister um und plünderten deren Heerlager.
1 Sam 17:54 David aber nahm des Philisters Haupt und brachte es nach Jerusalem. Seine Waffen legte er im Zelte des Herrn nieder.
1 Sam 17:55 Als Saul David gegen den Philister ausrücken sah, fragte er seinen Feldherrn Abner: "Wessen Sohn ist der Knabe, Abner?" Abner entgegnete: "So wahr du lebst, König, ich weiß es nicht!"
1 Sam 17:56 Der König sprach: "Frage doch nach, wessen Sohn der Jüngling ist!"
1 Sam 17:57 Da nun aber David von der Erschlagung des Philisters heimkehrte, nahm ihn Abner und brachte ihn vor Saul. Das Haupt des Philisters war in seiner Hand.
1 Sam 17:58 Da sprach Saul zu ihm: "Wessen Sohn bist du, Knabe?" David erwiderte: "Der Sohn deines Knechtes Isai aus Bethlehem."
1 Samuel Kapitel 18
1 Sam 18:1 Es geschah, als David seine Unterredung mit Saul beendet hatte, daß sich die Seele Jonatans mit der Seele Davids verband und Jonatan ihn liebgewann wie sich selbst.
1 Sam 18:2 Saul nahm ihn zu jener Zeit auf und ließ ihn nicht mehr in sein Vaterhaus zurückkehren.
1 Sam 18:3 Jonatan aber schloß mit David einen Freundschaftsbund, da er ihn liebte wie sich selbst.
1 Sam 18:4 Jonatan legte sein Obergewand ab, das er trug, und schenkte es David, dazu sein Waffenkleid, sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel.
1 Sam 18:5 Zog David ins Feld, so hatte er Glück bei allem, wohin Saul ihn sandte, so daß Saul ihn zum Vorgesetzten über seine Kriegsleute machte. Das gefiel allem Volk und auch den Knechten Sauls.
1 Sam 18:6 Als David von der Erschlagung des Philisters heimkehrte, zogen beim Einzug die Frauen aus allen Städten Israels singend und Reigen tanzend dem König Saul entgegen. Sie schlugen Pauken, jubelten und spielten auf Triangeln.
1 Sam 18:7 Die Frauen sangen in Wechselchören zum Reigentanz und riefen: "Saul hat seine Tausend erschlagen, David aber seine Zehntausend!"
1 Sam 18:8 Saul ergrimmte gar sehr; denn diese Worte mißfielen ihm. Er sprach: "Zehntausend hat man dem David gegeben, mir aber nur Tausend; ihm fehlt nur noch das Königtum."
1 Sam 18:9 Von diesem Tag an betrachtete er David dauernd mit Argwohn.
1 Sam 18:10 Am andern Tag kam ein böser Geist Gottes über Saul, und er gebärdete sich in seinem Hause wie ein Rasender; David aber spielte die Harfe, wie er es täglich zu tun pflegte. Saul hatte eine Lanze in seiner Hand,
1 Sam 18:11 schleuderte sie gegen David und dachte: "Ich will David an die Wand spießen!" David aber entwich ihm zweimal.
1 Sam 18:12 Saul fürchtete sich vor David; denn der Herr war mit ihm, von Saul aber war er gewichen.
1 Sam 18:13 Daher entfernte Saul David aus seiner Nähe und machte ihn zum Obersten einer Tausendschaft. Er zog an der Spitze seiner Krieger aus.
1 Sam 18:14 David hatte Erfolg bei all seinen Unternehmungen, und der Herr war mit ihm.
1 Sam 18:15 Saul sah, daß er so großen Erfolg hatte, und empfand ein Grauen vor ihm.
1 Sam 18:16 Ganz Israel und Juda liebten David, denn er zog an ihrer Spitze aus und ein.
1 Sam 18:17 Da sprach Saul zu David: "Horch, ich will dir meine älteste Tochter Merab zur Frau geben. Sei ein tapferer Mann und führe des Herrn Kriege!" Saul dachte: "Nicht meine Hand soll sich an ihm vergreifen, sondern die Philister sollen Hand an ihn legen!"
1 Sam 18:18 David entgegnete Saul: "Wer bin ich, und was ist mein Geschlecht, die Sippe meines Vaters, in Israel, daß ich des Königs Schwiegersohn werden soll?"
1 Sam 18:19 Als aber die Zeit kam, in der Merab, die Tochter Sauls, David gegeben werden sollte, gab man sie Adriël aus Mechola zur Frau.
1 Sam 18:20 Michal, die Tochter Sauls, liebte David. Man hinterbrachte es Saul, dem das recht gut paßte.
1 Sam 18:21 Saul dachte nämlich: "Ich will sie ihm geben; sie soll ihm zum Fallstrick werden, und der Philister Hand mag sich an ihm vergreifen!" Zu David sprach Saul ein zweites Mal: "Jetzt kannst du mein Schwiegersohn werden!"
1 Sam 18:22 Seinen Dienern befahl Saul: "Redet doch mit David in allem Vertrauen: Siehe, der König findet Gefallen an dir. Auch bei all seinen Leuten bist du beliebt. Werde doch ein Schwiegersohn des Königs!"
1 Sam 18:23 Als dies die Diener Sauls David in die Ohren flüsterten, sprach dieser: "Ist es denn in euren Augen eine so geringfügige Sache, Schwiegersohn des Königs zu werden? Ich bin doch nur ein armer und unbedeutender Mann."
1 Sam 18:24 Die Diener meldeten Saul, daß David in diesem Sinne gesprochen habe.
1 Sam 18:25 Saul befahl: "Sagt doch dem David: Der König verlangt keine andere Brautgabe als hundert Vorhäute von Philistern. Er will an den Feinden des Königs Rache nehmen." Saul rechnete aber damit, den David durch die Hand der Philister zur Strecke zu bringen.
1 Sam 18:26 Seine Diener meldeten diese Bedingung dem David. David war damit einverstanden, Schwiegersohn des Königs zu werden. Die Frist war noch nicht abgelaufen,
1 Sam 18:27 da machte sich David auf den Weg, ging mit seinen Leuten hin und erschlug zweihundert Philister, brachte ihre Vorhäute und zählte sie dem König vor, um des Königs Schwiegersohn zu werden. Nun gab ihm Saul seine Tochter Michal zur Frau.
1 Sam 18:28 Saul aber sah und erkannte, daß der Herr mit David war und Sauls Tochter Michal ihn liebgewonnen hatte.
1 Sam 18:29 Da fürchtete er sich noch mehr vor David. Er haßte David sein Leben lang.
1 Sam 18:30 Sooft die Philisterfürsten ausrückten, hatte David mehr Erfolge als alle Untergebenen Sauls. Sein Name stand in hohen Ehren.
1 Samuel Kapitel 19
1 Sam 19:1 Saul machte vor seinem Sohn Jonatan und allen seinen Hofleuten kein Hehl daraus, daß er David töten wolle. Doch Jonatan, Sauls Sohn, hatte große Zuneigung zu David.
1 Sam 19:2 Daher hinterbrachte er David die Kunde: "Mein Vater Saul strebt danach, dich zu töten. Nimm dich also morgen früh in acht! Halte dich wohl verborgen und bleibe im Versteck!
1 Sam 19:3 Ich will hinausgehen und auf dem Felde, wo du dich aufhältst, neben meinen Vater treten. Dann will ich mit meinem Vater über dich reden. Erfahre ich dann irgend etwas, so teile ich es dir mit."
1 Sam 19:4 Jonatan redete vor seinem Vater Saul über David Gutes und sprach zu ihm: "Möge sich doch der König nicht verfehlen wider seinen Knecht David; er hat sich doch auch nicht gegen dich verfehlt. Und was er tat, war dir sehr nützlich.
1 Sam 19:5 Er hat sein Leben gewagt, den Philister erschlagen, und der Herr vollbrachte durch ihn an ganz Israel große Heilstaten. Du hast es gesehen und dich gefreut. Warum willst du dich an schuldlosem Blut verfehlen und David ohne Grund töten?"
1 Sam 19:6 Saul hörte auf die Mahnungen Jonatans und tat einen Schwur: "So wahr der Herr lebt, er soll nicht sterben!"
1 Sam 19:7 Jonatan rief David, teilte ihm alle diese Worte mit und führte David zu Saul. Er befand sich also in seiner Umgebung wie ehedem.
1 Sam 19:8 Der Krieg aber dauerte weiter. So zog denn David ins Feld, kämpfte gegen die Philister und brachte ihnen eine große Niederlage bei, so daß sie vor ihm fliehen mußten.
1 Sam 19:9 Doch ein schlimmer Geist des Herrn kam über Saul. Er saß in seinem Haus, die Lanze in seiner Hand, während David auf den Saiten spielte.
1 Sam 19:10 Saul versuchte, David mit der Lanze an die Wand zu spießen. Doch dieser wich vor Saul aus, so daß er die Lanze nur in die Wand stieß. David entfloh und rettete sich.
1 Sam 19:11 In derselben Nacht schickte Saul Boten zum Hause Davids, die ihn bewachen und am andern Morgen töten sollten. Doch seine Frau Michal teilte es David mit und sprach: "Wenn du dein Leben nicht heute nacht in Sicherheit bringst, bist du morgen tot."
1 Sam 19:12 Michal ließ David durch das Fenster hinab. Der machte sich davon, floh und entkam.
1 Sam 19:13 Michal nahm den Hausgötzen, legte ihn auf die Lagerstatt, breitete ein Geflecht aus Ziegenhaaren an sein Kopfende und deckte ihn mit einem Tuch zu.
1 Sam 19:14 Saul sandte Boten, David zu holen. Michal aber erklärte: "Er ist krank!"
1 Sam 19:15 Saul sandte die Boten wiederum, um nach David sehen zu lassen. Er gab ihnen den Auftrag: "Bringt ihn mitsamt dem Bett zu mir herauf, damit ich ihn töte!"
1 Sam 19:16 Die Boten kamen, und siehe, der Hausgötze lag auf dem Bett und das Geflecht aus Ziegenhaaren war an seinem Kopfende.
1 Sam 19:17 Saul machte der Michal Vorwürfe: "Warum hast du mich hintergangen und meinen Feind fortgelassen, daß er entrinnen konnte?" Michal entgegnete dem Saul: "Er drohte mir: "Laß mich fort, oder ich schlage dich tot!""
1 Sam 19:18 David aber entfloh und brachte sich in Sicherheit. Er kam zu Samuel nach Rama und berichtete ihm alles, was Saul ihm angetan hatte. Dann ging er mit Samuel, und sie wohnten in der Prophetenklause.
1 Sam 19:19 Man brachte Saul die Nachricht: "David ist in der Prophetenklause zu Rama."
1 Sam 19:20 Saul sandte Boten, David zu holen. Diese sahen, wie die Prophetenschar in Verzückung geriet, Samuel an ihrer Spitze. Da kam auch über die Boten Sauls der Geist Gottes, und sie gerieten ebenfalls in prophetische Verzückung.
1 Sam 19:21 Als man dies Saul meldete, sandte er weitere Boten. Diese aber gerieten ebenfalls in Verzückung. Dann sandte Saul zum drittenmal Boten; aber auch diese wurden verzückt.
1 Sam 19:22 So ging er denn selbst nach Rama, kam zur großen Zisterne bei Seku und fragte: "Wo sind Samuel und David?" Man antwortete: "In der Prophetenklause zu Rama!"
1 Sam 19:23 So ging er von dort zur Prophetenklause nach Rama; da kam auch über ihn der Geist Gottes. Während er hinging, geriet er in Verzückung, bis er in die Prophetenklause zu Rama kam.
1 Sam 19:24 Da zog auch er seine Kleider aus und geriet auch selbst vor Samuel in Verzückung, so daß er den ganzen Tag und die folgende Nacht nackt am Boden lag. Daher pflegt man zu sagen: "Ist auch Saul unter den Propheten?"
1 Samuel Kapitel 20
1 Sam 20:1 David floh aus der Prophetenklause zu Rama. Er gelangte zu Jonatan und sprach: "Was habe ich denn getan? Was ist meine Schuld und was mein Vergehen, daß dein Vater mir nach dem Leben trachtet?"
1 Sam 20:2 Er antwortete: "Ferne sei das, du wirst nicht sterben! Siehe, mein Vater unternimmt nichts, weder Wichtiges noch Unbedeutendes, ohne es mir persönlich mitzuteilen. Warum sollte mein Vater gerade diese Angelegenheit vor mir geheimhalten? Dem ist bestimmt nicht so!"
1 Sam 20:3 David entgegnete: "Dein Vater weiß gar wohl, daß ich in deinen Augen Gnade gefunden habe, und er denkt: Jonatan soll es nicht wissen, damit er sich nicht grämt! Jedoch, so wahr der Herr lebt und so wahr du lebst, zwischen mir und dem Tod ist nur ein einziger Schritt."
1 Sam 20:4 Jonatan sprach zu David: "Was meinst du, daß ich tun soll?"
1 Sam 20:5 David antwortete dem Jonatan: "Morgen ist gerade Neumond; da müßte ich unbedingt mit dem König zusammen speisen. Laß mich fort, ich will mich auf dem Feld bis zum dritten Abend verborgen halten!
1 Sam 20:6 Erkundigt sich dein Vater nach mir, so sage ihm: David hat sich von mir die Erlaubnis erbeten, rasch in seine Heimat Bethlehem zu gehen, weil dort das Jahresopfer für seine ganze Sippe stattfindet.
1 Sam 20:7 Sagt er dann: "Schon recht", dann ist Sicherheit für deinen Knecht. Wird er aber zornig, so wisse, daß das Schlimmste von ihm zu erwarten ist.
1 Sam 20:8 Übe also Freundestreue an deinem Knecht! Du bist ja mit deinem Knecht in einen Gottesbund eingetreten. Ruht eine Schuld auf mir, so töte du selbst mich! Weshalb müßtest du mich erst deinem Vater ausliefern?"
1 Sam 20:9 Jonatan entgegnete: "Das sei fern! Sollte ich sicher erfahren, daß mein Vater endgültig beschlossen hat, Unheil über dich zu bringen, dann teile ich es dir bestimmt mit."
1 Sam 20:10 David sprach zu Jonatan: "Wer wird es mir melden, ob dir dein Vater eine hartherzige Antwort gegeben hat?"
1 Sam 20:11 Jonatan erwiderte David: "Komm, wir wollen aufs Feld hinausgehen!" Da begaben sich beide hinaus aufs Feld.
1 Sam 20:12 Jonatan sprach zu David: "Der Herr, der Gott Israels, ist Zeuge! Wenn ich morgen oder übermorgen um diese Zeit meinen Vater ausfrage, und es steht gut für David, so schicke ich zu dir und werde es dir vertraulich mitteilen.
1 Sam 20:13 Ich schwöre - und der Herr möge mich, Jonatan, bestrafen! -: Findet mein Vater es für richtig, Unheil über dich zu verhängen, so offenbare ich es dir bestimmt und schicke dich weg. Gehe dann hin in Frieden, und der Herr möge mit dir sein, wie er mit meinem Vater war!
1 Sam 20:14 Wenn ich noch am Leben bin, so erweise mir doch die Huld des Herrn, so daß ich nicht sterben muß!
1 Sam 20:15 Entziehe auch meinem Hause niemals deine Huld, auch dann nicht, wenn der Herr die Feinde Davids Mann für Mann vom Erdboden vernichtet!"
1 Sam 20:16 So schloß Jonatan einen Bund mit dem Hause David, der Herr aber zog die Feinde Davids zur Rechenschaft.
1 Sam 20:17 Am Schluß ließ Jonatan den David noch schwören bei seiner Liebe zu ihm, denn er liebte ihn wie sich selbst.
1 Sam 20:18 Jonatan sprach zu ihm: "Morgen ist Neumond. Dein Fehlen wird bemerkt werden, wenn dein Platz unbesetzt bleibt.
1 Sam 20:19 Am dritten Tag wirst du noch mehr gesucht werden. Du aber komme an den gleichen Ort, an dem du dich am Tage des Mordanschlags verborgen hieltest! Setze dich dann neben jenen Stein!
1 Sam 20:20 Drei Pfeile werde ich seitlich von ihm abschießen, als übte ich mich, ein Ziel zu treffen.
1 Sam 20:21 Schicke ich nun den Burschen: "Gehe hin und suche die Pfeile!" und rufe ich dem Burschen zu: "Siehe, die Pfeile liegen von dir aus herwärts, bringe sie!", dann kannst du kommen, du bist in Sicherheit, und es liegt nichts vor, so wahr der Herr lebt!
1 Sam 20:22 Sage ich aber zu dem jungen Mann: "Die Pfeile liegen von dir aus weiter", dann gehe fort, denn der Herr schickt dich weg!
1 Sam 20:23 Für das, was wir beide aber miteinander verabredet haben, trete der Herr als Zeuge zwischen mich und dich in Ewigkeit!"
1 Sam 20:24 David verbarg sich auf dem Felde. Das Neumondfest kam heran, und der König setzte sich zum feierlichen Mahl zu Tisch.
1 Sam 20:25 Er hatte seinen Platz in der gewohnten Weise an der Wand eingenommen. Jonatan saß vorne und Abner an der Seite Sauls; der Platz Davids aber war leer.
1 Sam 20:26 Saul sagte an diesem Tag kein Wort, er dachte nämlich: "Es wird ihm etwas zugestoßen sein, so daß er unrein ist, da er sich noch nicht rein machte."
1 Sam 20:27 Jedoch auch am Tage nach dem Neumond, dem folgenden Tag, fand man Davids Platz leer. Saul fragte seinen Sohn Jonatan: "Warum kam der Sohn Isais weder gestern noch heute zum Mahle?"
1 Sam 20:28 Jonatan entgegnete Saul: "David hat von mir die Erlaubnis erbeten, nach Bethlehem zu gehen!
1 Sam 20:29 Er sagte: "Laß mich ziehen; denn unsere Sippe hat eine Opferfeier in der Stadt! Mein Bruder selbst hat mich dazu eingeladen. Wenn ich deine Gunst gefunden habe, so möchte ich fort, damit ich meine Brüder wiedersehen kann!" Darum ist er nicht zum Tisch des Königs gekommen."
1 Sam 20:30 Saul entbrannte in Zorn über Jonatan. Er herrschte ihn an: "Du Sohn einer treulosen Sünderin! Wußte ich doch, daß du mit dem Sohne Isais zu deiner Schande und zur Schande deiner Mutter, die dich gebar, unter einer Decke steckst.
1 Sam 20:31 Denn solange der Sohn Isais auf Erden lebt, wirst du und dein Königtum keinen Bestand haben! Sende sofort hin und laß ihn zu mir bringen; denn er ist ein Kind des Todes!"
1 Sam 20:32 Jonatan aber erwiderte seinem Vater Saul und sprach zu ihm: "Warum soll er denn sterben? Was hat er getan?"
1 Sam 20:33 Da warf Saul die Lanze auf ihn, um ihn zu durchbohren. Da merkte Jonatan, daß sein Vater endgültig entschlossen war, David zu töten.
1 Sam 20:34 Zornerfüllt stand Jonatan vom Tisch auf und aß nichts mehr an diesem zweiten Neumondstag; denn David tat ihm leid, weil sein Vater ihn beschimpft hatte.
1 Sam 20:35 Am anderen Morgen ging Jonatan auf das Feld, wie er mit David vereinbart hatte. Ein junger Diener war bei ihm.
1 Sam 20:36 Er sprach zu seinem Burschen: "Laufe hin und suche die Pfeile, die ich abschieße!" Der Bursche lief los, und er schoß den Pfeil über ihn hinaus.
1 Sam 20:37 Der Bursche war in die Nähe des von Jonatan abgeschossenen Pfeiles gekommen, und Jonatan rief hinter ihm her: "Liegt der Pfeil nicht von dir aus weiter nach draußen?"
1 Sam 20:38 Und Jonatan rief dem Burschen nach: "Rasch, beeile dich! Bleibe nicht stehen!" Der Bursche Jonatans hob den Pfeil auf und brachte ihn seinem Herrn.
1 Sam 20:39 Der Knabe ahnte nichts; nur Jonatan und David wußten Bescheid.
1 Sam 20:40 Jonatan gab nun seine Geräte dem Burschen, der bei ihm war, befahl ihm zu gehen und sie in die Stadt zu bringen.
1 Sam 20:41 Als der Knabe weg war, erhob sich David neben dem Stein, warf sich auf sein Angesicht nieder und verbeugte sich dreimal. Beide küßten einander und beweinten sich gegenseitig gar heftig bis zur Erschöpfung.
1 Sam 20:42 Zum Schluß sprach Jonatan zu David: "Gehe hin in Frieden! Für das, was wir beide im Namen des Herrn geschworen haben, trete der Herr als Zeuge zwischen mich und dich, zwischen meine Nachkommen und deine Nachkommen in Ewigkeit!"
1 Samuel Kapitel 21
1 Sam 21:1 David machte sich nun auf den Weg und ging fort, Jonatan aber kehrte in die Stadt zurück.
1 Sam 21:2 David kam nach Nob zum Priester Achimelech. Achimelech ging ihm voller Zittern entgegen und fragte ihn: "Warum kommst du so allein und hast niemanden bei dir?"
1 Sam 21:3 David entgegnete dem Priester Achimelech: "Der König hat mir einen Auftrag gegeben und mir gesagt: "Niemand soll etwas davon erfahren, wozu ich dich sende und was ich dir befehle!" Daher habe ich meine Leute an den und den Ort bestellt.
1 Sam 21:4 Was hast du gerade zu deiner Verfügung? Vielleicht fünf Brote? Gib sie mir, oder was sich sonst vorfindet!"
1 Sam 21:5 Der Priester entgegnete David: "Gewöhnliches Brot habe ich nicht zur Hand, nur heiliges! Wenn sich die Gefolgschaft nur des Weibes enthalten hat!"
1 Sam 21:6 Da entgegnete David dem Priester: "Fürwahr, Frauen sind uns schon seit längerer Zeit versagt. Als ich ins Feld zog, waren die Leiber der Leute rein, wenn auch das Unternehmen ein ganz gewöhnliches war. Wieviel mehr werden sie heute reinen Leibes sein!"
1 Sam 21:7 Darauf gab der Priester ihm geweihtes Brot; denn es waren dort nur Schaubrote vorhanden, die man vor dem Angesicht des Herrn wegnimmt, um neues Brot am Tag der Fortnahme aufzulegen.
1 Sam 21:8 Damals aber hatte sich einer von den Knechten Sauls dort vor dem Herrn eingeschlossen; er hieß Doëg und war Edomiter, der Aufseher unter den Hirten Sauls.
1 Sam 21:9 David fragte den Achimelech: "Hast du nicht eine Lanze oder ein Schwert zur Hand? Denn mein Schwert und meine Waffen habe ich nicht mitgebracht, weil die Maßnahme des Königs zur Eile drängte."
1 Sam 21:10 Der Priester antwortete: "Das Schwert des Philisters Goljat, den du im Eichengrund erschlugst, ist hier in ein Tuch gehüllt und steht hinter dem Ephod. Willst du es haben, dann nimm es; denn ein anderes ist hier nicht!" David entgegnete: "Keines ist diesem gleich; gib es her!"
1 Sam 21:11 David machte sich auf und floh an jenem Tage vor Saul. Er kam zu Achisch, dem König von Gat.
1 Sam 21:12 Da sprachen die Mannen des Achisch zu ihm: "Ist das nicht David, der König des Landes? Sang man ihm nicht beim Reigentanz: Saul hat seine Tausend erschlagen, David aber seine Zehntausend?"
1 Sam 21:13 David beherzigte diese Worte und hatte große Furcht vor Achisch, dem König von Gat.
1 Sam 21:14 Er verstellte sich vor ihnen und gebärdete sich unter ihren Händen wie ein Rasender. Er stieß an die Torflügel und ließ Speichel in seinen Bart rinnen.
1 Sam 21:15 Achisch aber sagte zu seinen Leuten: "Ihr seht doch, daß der Mann von Sinnen ist. Warum bringt ihr ihn denn zu mir?
1 Sam 21:16 Fehlt es mir denn an Verrückten, daß ihr mir auch noch diesen gebracht habt, damit er mich durch seine Verrücktheit belästige? Soll der denn in mein Haus kommen?"
1 Samuel Kapitel 22
1 Sam 22:1 David ging von hier fort und entkam in die Höhle Adullam. Seine Brüder und seine ganze Verwandtschaft hörten davon und zogen zu ihm dort hinab.
1 Sam 22:2 Es scharten sich aber um ihn alle Leute, die in bedrängter Lage waren, die Schulden hatten oder mit ihrem Los unzufrieden waren. Er wurde ihr Anführer. So waren bei ihm gegen vierhundert Mann.
1 Sam 22:3 Von dort ging David nach Mizpa in Moab und wandte sich an den König von Moab: "Könnten mein Vater und meine Mutter zu euch ziehen, bis ich weiß, was Gott mit mir vorhat?"
1 Sam 22:4 Und er brachte sie zum König von Moab. Sie blieben bei ihm, solange David sich in der Bergfestung aufhalten mußte.
1 Sam 22:5 Der Prophet Gad sprach aber zu David: "Bleibe nicht in der Bergfestung, sondern ziehe weg und komm in das Land Juda!" David ging hin und kam nach Jaar-Cheret.
1 Sam 22:6 Saul vernahm, daß David und seine Leute entdeckt seien. Er saß gerade zu Gibea unter der Tamariske auf der Höhe, hielt in der Hand eine Lanze, und alle seine Untergebenen standen um ihn.
1 Sam 22:7 Da sprach Saul zu seinen Leuten, die ihn umstanden: "Hört doch, ihr Söhne Benjamins! Wird wohl der Sohn Isais euch allen Felder und Weinberge schenken? Wird er euch alle zu Obersten über Tausendschaften oder Hundertschaften machen?
1 Sam 22:8 Ihr habt euch alle gegen mich verschworen! Niemand enthüllte es mir, als mein Sohn mit dem Sohne lsais einen Freundschaftsbund schloß. Niemand von euch hat mit mir gefühlt und mir Mitteilung gemacht, als mein Sohn meinen Knecht gegen mich aufstachelte, mir nachzustellen, wie es heute geschieht!"
1 Sam 22:9 Der Edomiter Doëg, der unter den Leuten Sauls stand, ergriff das Wort und sprach: "Ich sah, wie der Sohn Isais nach Nob kam zu Achimelech, dem Sohne Achitubs.
1 Sam 22:10 Dieser befragte den Herrn für ihn, gab ihm Lebensmittel und sogar das Schwert des Philisters Goljat."
1 Sam 22:11 Der König ließ den Priester Achimelech, den Sohn Achitubs, und dessen ganze Familie, die Priester von Nob, rufen. Sie kamen vollzählig zum König.
1 Sam 22:12 Saul begann: "Höre, Sohn des Achitub!" Dieser antwortete: "Hier bin ich, Herr!"
1 Sam 22:13 Saul fragte ihn: "Warum habt ihr, du und der Sohn Isais, euch gegen mich verschworen? Du gabst ihm Nahrung und ein Schwert, hast Gott für ihn befragt, so daß er sich gegen mich erheben und mir nachstellen kann, wie es heute geschieht."
1 Sam 22:14 Achimelech entgegnete dem König: "Wer unter all deinen Knechten ist so zuverlässig wie David? Er ist der Schwiegersohn des Königs, Oberster deiner Leibwache, geehrt in deinem Palaste.
1 Sam 22:15 Habe ich denn heute erst angefangen, Gott zu befragen? Das sei ferne von mir! Der König erhebe doch nicht gegen seinen Untertan und meine ganze Verwandtschaft eine derartige Beschuldigung! Dein Knecht wußte in dieser ganzen Angelegenheit nichts, weder etwas Bedeutendes noch etwas Geringfügiges."
1 Sam 22:16 Doch der König bestand darauf: "Achimelech, du mußt sterben, du und deine ganze Verwandtschaft."
1 Sam 22:17 Da sprach der König zu den Läufern, die vor ihm standen: "Greift an und tötet die Priester des Herrn; denn sie boten David hilfreiche Hand! Sie wußten es, daß er auf der Flucht war, und teilten es mir nicht mit!" Doch die Knechte des Königs wollten nicht Hand anlegen und die Priester des Herrn niederstoßen.
1 Sam 22:18 Der König befahl daher dem Doëg: "Greif du an und stoße die Priester nieder!" Und der Edomiter Doëg griff an und stieß die Priester nieder. Er tötete an jenem Tage fünfundachtzig Mann, die das Ephod trugen.
1 Sam 22:19 Auch die Priesterstadt Nob schlug er mit der Schärfe des Schwertes, Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder, Esel und Schafe.
1 Sam 22:20 Nur ein Sohn Achimelechs, des Sohnes Achitubs, namens Ebjatar, konnte sich retten und zu David fliehen.
1 Sam 22:21 Ebjatar meldete David, daß Saul die Priester des Herrn ermordet habe.
1 Sam 22:22 David sprach zu Ebjatar: "Schon an jenem Tage ahnte ich, weil der Edomiter Doëg dort war, daß er es Saul verraten würde. Ich habe die Schuld am Untergang deiner ganzen Verwandtschaft.
1 Sam 22:23 Bleibe bei mir und fürchte dich nicht! Denn der mir nach dem Leben trachtet, trachtet auch dir nach dem Leben. Bei mir bist du in guter Hut."
1 Samuel Kapitel 23
1 Sam 23:1 Man brachte David die Nachricht, daß die Philister Keïla belagerten und die Tennen plünderten.
1 Sam 23:2 David fragte nun beim Herrn an: "Soll ich hinziehen und die Philister schlagen?" Der Herr antwortete David: "Ziehe hin, schlage die Philister und rette Keïla!"
1 Sam 23:3 Davids Leute aber sprachen zu ihm: "Hier in Juda fürchten wir uns schon! Wieviel mehr, wenn wir gegen Keïla, wider das Heer der Philister, ziehen!"
1 Sam 23:4 David fragte nochmals beim Herrn an, und der Herr antwortete ihm: "Auf, ziehe hinab nach Keïla; denn ich gebe die Philister in deine Gewalt."
1 Sam 23:5 David zog nun samt seinen Mannen nach Keïla. Er kämpfte gegen die Philister, entführte ihren Herdenbestand und schlug sie mit gewaltigem Schlag. So rettete er die Bewohner von Keïla.
1 Sam 23:6 Als Ebjatar, der Sohn des Achimelech, zu David nach Keïla entfloh, kam auch das Ephod dorthin.
1 Sam 23:7 Saul wurde nunmehr gemeldet, daß David nach Keïla gekommen sei. Da dachte Saul: "Verkauft hat ihn Gott in meine Gewalt, denn er hat sich eingeschlossen dadurch, daß er in eine Stadt mit Toren und Riegeln gekommen ist."
1 Sam 23:8 Saul bot das ganze Kriegsvolk zum Kampf auf, um nach Keïla hinzuziehen und David mit seinen Leuten zu belagern.
1 Sam 23:9 David aber merkte, daß ihm von Saul Unheil drohte. Er befahl dem Priester Ebjatar: "Bringe das Ephod her!"
1 Sam 23:10 Dann sprach David: "Herr, Gott Israels, dein Diener hat gehört, daß Saul nach Keïla zu kommen strebt, die Stadt um meinetwillen zu vernichten.
1 Sam 23:11 Werden mich die Einwohner von Keïla ihm ausliefern? Wird Saul, wie dein Diener gehört hat, herabkommen? Herr, Gott Israels, gib doch deinem Diener Bescheid!" Der Herr sprach: "Er wird herabkommen."
1 Sam 23:12 David fragte weiter: "Werden die Einwohner von Keïla mich und meine Leute dem Saul überliefern?" Der Herr antwortete: "Ja, sie tun es."
1 Sam 23:13 David brach daher mit seinen Leuten auf; es waren gegen sechshundert Mann. Sie verließen Keïla und trieben sich ziellos herum. Saul ward gemeldet, daß David aus Keïla entkommen sei; deshalb verzichtete er auf den weiteren Kriegszug.
1 Sam 23:14 David hielt sich nun in der Wüste in Bergfestungen auf. Er blieb im Bergland der Wüste Siph. Saul suchte ihn die ganze Zeit; doch Gott gab ihn nicht in seine Gewalt.
1 Sam 23:15 David sah, daß Saul ausgezogen war, um ihm nach dem Leben zu trachten; deshalb hielt er sich in der Wüste Siph in Chorescha auf.
1 Sam 23:16 Jonatan, der Sohn Sauls, machte sich auf und kam zu David nach Chorescha. Er stärkte dessen Kraft in Gott,
1 Sam 23:17 und er sprach zu ihm: "Fürchte dich nicht, denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht finden. Du wirst König über Israel werden, und ich werde dann nach dir der Zweithöchste sein. Auch mein Vater Saul weiß dies."
1 Sam 23:18 Beide schlossen einen Bund vor dem Herrn, und David blieb in Chorescha, während Jonatan in seine Heimat zurückkehrte.
1 Sam 23:19 Einige Siphiter aber kamen zu Saul nach Gibea und sagten: "David hält sich tatsächlich bei uns auf den Bergfestungen in Chorescha versteckt, auf dem Hügel Chakila, der südlich von Jeschimon liegt.
1 Sam 23:20 Wenn dein Herz begehrt, o König, herabzukommen, so komme! Unsere Sache ist es dann, ihn deiner Gewalt zu überliefern!"
1 Sam 23:21 Saul antwortete: "Gesegnet seid ihr vor dem Herrn, weil ihr so gütig mit mir fühlt!
1 Sam 23:22 Geht nun hin, haltet euch weiter bereit und merkt euch genau den Ort, den sein stets flüchtiger Fuß berührt; denn man sagte mir, daß er sehr schlau sei.
1 Sam 23:23 Schut euch um und forscht nach allen Verstecken, in denen er sich verkriecht! Dann kehrt zu mir zurück an einen festgelegten Ort, und ich will mit euch ziehen! Ist er dann noch im Lande, so werde ich ihn unter den Tausendschaften Israels schon aufspüren."
1 Sam 23:24 Sie brachen auf und gingen Saul voraus nach Siph. David aber und seine Mannen waren damals in der Wüste Maon in der Steppe südlich von Jeschimon.
1 Sam 23:25 David wurde gemeldet, daß Saul sich mit seinen Leuten auf die Suche nach ihm begebe. Er zog zum Felsen hinab, der in der Wüste Maon liegt. Saul erfuhr davon und folgte David in die Wüste von Maon.
1 Sam 23:26 Saul mit seinen Leuten ging auf der einen Seite des Berges, David und seine Männer auf der anderen Seite. David beeilte sich, Saul zu entkommen; Saul aber und seine Leute gingen bereits daran, David und seine Männer zu umzingeln, um sie zu fangen.
1 Sam 23:27 Doch da kam ein Bote zu Saul und meldete: "Komm schnell! Die Philister sind ins Land eingefallen!"
1 Sam 23:28 Saul verzichtete nun auf die Verfolgung Davids und zog gegen die Philister. Daher nennt man jene Stelle "Fels der Scheidung".
1 Samuel Kapitel 24
1 Sam 24:1 Von dort begab sich David hinauf und setzte sich in den Bergfestungen von Engedi fest.
1 Sam 24:2 Saul kehrte vom Philisterfeldzug zurück, und man meldete ihm, daß David in der Wüste von Engedi sei.
1 Sam 24:3 Da holte er sich dreitausend auserlesene Kriegsleute aus ganz Israel und zog gegen die Steinbockfelsen, um David und seine Leute zu suchen.
1 Sam 24:4 Er kam zu den Schafhürden am Wege. Dort war eine Höhle, in die Saul eintrat, um seine Notdurft zu verrichten. David aber und seine Mannen saßen im Hintergrund der Höhle.
1 Sam 24:5 Da sprachen Davids Männer zu ihm: "Das ist der Tag, an dem der Herr zu dir spricht: Siehe, ich gebe deinen Feind in deine Gewalt! Tue mit ihm nach deinem Belieben!" David erhob sich und schnitt Saul heimlich den Zipfel seines Obergewandes ab.
1 Sam 24:6 Danach aber pochte David das Herz, weil er den Zipfel vom Obergewand Sauls abgeschnitten hatte.
1 Sam 24:7 Zu seinen Leuten aber sprach er: "Der Herr bewahre mich davor, daß ich meinem Gebieter, dem Gesalbten des Herrn, etwas Derartiges antue und Hand an ihn lege; denn er ist der Gesalbte des Herrn."
1 Sam 24:8 David aber wies seine Leute mit erregten Worten zurecht und gestattete ihnen nicht, sich gegen Saul zu erheben. Saul machte sich aus der Höhle fort und ging seines Weges.
1 Sam 24:9 Auch David erhob sich danach, trat aus der Höhle und rief Saul nach: "Mein Herr und König!" Saul blickte zurück, und David warf sich auf sein Antlitz nieder und brachte eine Huldigung dar.
1 Sam 24:10 Dann sprach David zu Saul: Warum hörst du auf das Gerede von Leuten, die da sagen: "David sinnt auf dein Verderben"?
1 Sam 24:11 Siehe, am heutigen Tage haben deine eigenen Augen geschaut, daß der Herr dich in der Höhle in meine Gewalt gegeben hat und mir nahelegte, dich zu töten. Doch ich schonte dich und sagte mir: Ich will nicht Hand anlegen an meinen Gebieter; denn er ist der Gesalbte des Herrn.
1 Sam 24:12 Schau doch einmal, mein Vater, sieh den Zipfel deines Obergewandes in meiner Hand! Ich habe den Zipfel deines Mantels abgeschnitten, getötet habe ich dich aber nicht. Daraus kannst du schließen, daß mir Bosheit und Auflehnung ferne sind und daß ich gegen dich nicht gesündigt habe; du aber jagst mir nach meinem Leben und willst es mir nehmen.
1 Sam 24:13 Der Herr sei zwischen mir und dir Richter! Der Herr sei mein Rächer an dir; aber meine Hand soll nicht über dich kommen!
1 Sam 24:14 So sagt denn auch das alte Sprichwort: Von Frevlern geht Frevel aus, doch meine Hand soll nicht über dich kommen!"
1 Sam 24:15 Gegen wen zieht der König von Israel zu Felde? Wen verfolgst du? Einen toten Hund oder einen einzelnen Floh?
1 Sam 24:16 Der Herr soll Richter sein! Er soll zwischen dir und mir entscheiden! Er soll hinsehen, meinen Streit führen und mir vor deiner Hand zum Recht verhelfen!"
1 Sam 24:17 Als David seine Worte an Saul beendet hatte, fragte dieser: "Ist das deine Stimme, mein Sohn David?" Und Saul fing laut an zu weinen.
1 Sam 24:18 Er sagte zu David: "Du bist doch edler als ich! Denn du erwiesest mir Gutes, während ich dir Böses zufügte.
1 Sam 24:19 Heute hast du kundgetan, was du mir an Gutem erwiesen hast. Der Herr hat mich ja in deine Gewalt gegeben, doch du hast mich nicht getötet.
1 Sam 24:20 Trifft jemand seinen Feind an, gibt er ihm dann wohl friedliches Geleite? So möge dir der Herr mit Gutem vergelten, was du heute an mir tatest!
1 Sam 24:21 Nun, ich weiß genau, daß du einmal König wirst, und daß in deiner Hand die Königswürde über Israel beständig sein wird!
1 Sam 24:22 So schwöre mir jetzt beim Herrn, daß du meine Nachkommen nicht ausrotten und meinen Namen aus meiner Familie nicht austilgen wirst!"
1 Sam 24:23 David leistete Saul diesen Eid, und Saul kehrte in sein Haus zurück, während David und seine Männer zur Bergfestung hinaufstiegen.
1 Samuel Kapitel 25
1 Sam 25:1 Damals starb Samuel, und Gesamtisrael versammelte sich. Man hielt ihm die Totenklage und begrub ihn in seinem Haus zu Rama. David machte sich auf und zog zur Wüste Paran hinab.
1 Sam 25:2 Da lebte ein Mann zu Maon, der in Karmel ein Anwesen besaß und sehr reich war. Er hatte
1 Sam 25:3 000 Schafe und 1 000 Ziegen und hielt gerade Schafschur in Karmel. 3 Der Mann hieß Nabal und seine Frau Abigaïl. Die Frau war klug und von schöner Gestalt, ihr Mann aber roh und bösartig. Er war ein Kalebiter.
1 Sam 25:4 David hörte in der Wüste davon, daß Nabal Schafschur hielt.
1 Sam 25:5 Da sandte er zehn Burschen und gab ihnen den Auftrag: "Zieht hinauf nach Karmel, geht zu Nabal und gebt ihm in meinem Namen den Friedensgruß!
1 Sam 25:6 Sprecht zu meinem Bruder: Heil dir! Heil deinem Hause, Heil deinem ganzen Besitz!
1 Sam 25:7 Ich habe davon gehört, daß du Schafschur hältst. Deine Hirten waren bei uns. Wir haben sie nicht schlecht behandelt, nichts hat ihnen gefehlt, solange sie in Karmel waren.
1 Sam 25:8 Frage nur deine Leute, und sie werden es dir bestätigen! Mögen dir nun die Burschen willkommen sein; denn zu einem Festtag sind wir gekommen. Gib also deinen Knechten und deinem Sohne David, was dir gerade zur Verfügung steht!"
1 Sam 25:9 Davids Leute kamen hin und teilten Nabal in Davids Namen all das mit und warteten ab.
1 Sam 25:10 Doch Nabal antwortete den Knechten Davids: "Wer ist denn David? Wer ist der Sohn Isais? Es gibt heute viele Knechte, die sich von ihren Herren getrennt haben.
1 Sam 25:11 Sollte ich etwa mein Brot, mein Wasser und mein Schlachtfleisch, das ich für meine Schafscherer hergerichtet habe, nehmen und es Leuten geben, von denen ich nicht weiß, woher sie sind?"
1 Sam 25:12 Die Leute Davids wandten sich wieder auf ihren Weg und kehrten zurück. Sie kamen und berichteten ihm alles, wie es sich zugetragen hatte.
1 Sam 25:13 Da befahl David seinen Leuten: "Ein jeder gürte sein Schwert um!" Jeder gürtete sich mit seinem Schwert. David selbst tat desgleichen. Hinter ihm zogen nunmehr gegen vierhundert Mann hinauf, während zweihundert Mann beim Gepäck blieben.
1 Sam 25:14 Doch Abigaïl, die Frau Nabals, erfuhr durch einen der Knechte: "David hat von der Wüste aus Boten gesandt, unseren Herrn zu begrüßen. Doch er schrie sie nur an.
1 Sam 25:15 Die Leute aber sind sehr gut gegen uns gewesen. Wir wurden von ihnen nicht schlecht behandelt und brauchten uns um nichts zu kümmern, solange wir mit ihnen zogen, als wir auf dem Felde waren.
1 Sam 25:16 Sie bildeten gleichsam eine Mauer um uns bei Tag und bei Nacht, solange wir bei ihnen das Kleinvieh hüteten.
1 Sam 25:17 Nun aber merke auf und sieh zu, was du tun kannst! Denn ein Unheil über unseren Herrn und sein ganzes Haus scheint beschlossen zu sein. Nabal ist ja ein viel zu bösartiger Mensch, als daß man mit ihm reden könnte."
1 Sam 25:18 Da nahm Abigaïl in aller Eile zweihundert Brote, zwei Schläuche Wein, fünf hergerichtete Schafe, fünf Maß geröstetes Korn, hundert Kuchen aus getrockneten Trauben und zweihundert Feigenkuchen und bepackte damit Esel.
1 Sam 25:19 Sie befahl ihren Leuten: "Geht mir voran, ich werde euch schon nachkommen!" Ihrem Manne Nabal sagte sie nichts.
1 Sam 25:20 Sie ritt, von einem Berge verdeckt, auf dem Esel hinab. Da kamen ihr David und seine Leute entgegen, und sie trafen zusammen.
1 Sam 25:21 David dachte gerade: "Habe ich doch das Eigentum dieses Mannes in der Wüste ganz umsonst beschützt, so daß nie etwas von seiner Habe vermißt wurde. Er aber hat mir Gutes mit Bösem vergolten.
1 Sam 25:22 Ich schwöre - und Gott möge mich strafen!-, daß ich von seinem ganzen Besitztum bis zum Morgen keinen einzigen Mann übriglasse."
1 Sam 25:23 Sobald Abigaïl David sah, stieg sie eilends vom Esel herunter, warf sich vor David auf ihr Antlitz nieder und verneigte sich tief.
1 Sam 25:24 Sie fiel ihm zu Füßen und bat: "Auf mir, o Herr, lastet die Schuld! Deine Magd möchte vor dir reden! Höre auf die Worte deiner Sklavin!
1 Sam 25:25 Mein Herr möge doch nicht diesen bösartigen Mann, den Nabal, beachten; denn er ist das, was sein Name besagt: "Ein Tor!" So heißt er, und Torheit ist sein Wesen. Ich aber, deine Magd, habe die Leute, die mein Herr gesandt hat, überhaupt nicht gesehen.
1 Sam 25:26 Und nun, mein Gebieter, so wahr der Herr lebt und so wahr du selbst lebst: Der Herr hat es verhindert, daß du Blutschuld auf dich ludest und mit eigener Faust dir halfest. Es sollen deine Feinde und diejenigen, die dir Böses antun wollen, werden wie Nabal!
1 Sam 25:27 Jetzt soll das Segensgeschenk, das dir deine Magd gebracht hat, deinen Leuten übergeben werden, die dir auf deinen Wegen folgen!
1 Sam 25:28 Verzeihe deiner Sklavin ihr Vergehen! Denn der Herr wird meinem Gebieter sicher ein Haus bauen, das beständig ist; du führst ja die Kriege des Herrn, und so wird kein Unheil bei dir sich einfinden dein Leben lang.
1 Sam 25:29 Sollte aber ein Mensch sich erheben, dich zu verfolgen und dir nach dem Leben zu trachten, dann soll dein Leben eingebunden sein im Bündel des Lebens beim Herrn, deinem Gott; das Leben deiner Feinde aber soll er hinwegschleudern mit der Schleuderpfanne!
1 Sam 25:30 Gewährt dann der Herr meinem Gebieter all das Gute, wie er es dir verheißen hat, und bestellt er dich zum Fürsten über Israel,
1 Sam 25:31 dann sei es dir nicht zu einem Anstoß und Gewissensvorwurf, daß du unnötig Blut vergossen und dir mit eigener Faust geholfen hättest! Wenn dann der Herr meinem Gebieter Glück verleiht, so gedenke auch deiner Sklavin!"
1 Sam 25:32 David antwortete Abigaïl: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der dich mir heute entgegengesandt hat!
1 Sam 25:33 Gepriesen sei dein feines Empfinden, und gepriesen seist du selbst, die mich heute davor bewahrt hat, in Blutschuld zu geraten und mir mit eigener Faust zu helfen!
1 Sam 25:34 Doch so wahr der Herr, der Gott Israels, lebt, der mich daran gehindert hat, dir Böses zu tun: Wärst du mir nicht entgegengeeilt, dann wäre dem Nabal bis zum Morgengrauen keiner seiner Männer übriggeblieben!"
1 Sam 25:35 David nahm das, was sie ihm gebracht hatte, aus ihrer Hand an und sprach zu ihr: "Kehre in Frieden in dein Haus zurück! Siehe, ich habe auf deine Stimme gehört und auf dich Rücksicht genommen!"
1 Sam 25:36 Abigaïl war zu Nabal heimgekehrt. Dieser hielt gerade in seinem Haus ein Festgelage wie das Gelage eines Königs. Sein Herz war frohgestimmt, und er war schon schwer betrunken. Sie sagte ihm deshalb nicht das geringste bis zum andern Morgen.
1 Sam 25:37 Am Morgen aber, als der Weinrausch bei Nabal verflogen war, teilte ihm seine Frau alle jene Begebenheiten mit. Da versagte sein Herz in der Brust, und er ward wie ein Stein.
1 Sam 25:38 Nach ungefähr zehn Tagen schlug der Herr den Nabal, und er starb.
1 Sam 25:39 David hörte davon, daß Nabal tot sei, und rief aus: "Gepriesen sei der Herr, der die von Nabal mir zugefügte Schmach selber bestraft und so seinen Knecht vor einer Übeltat bewahrt hat! Die Bosheit Nabals hat der Herr auf sein Haupt zurückfallen lassen." Danach schickte David hin und ließ Abigaïl sagen, daß er sie zur Frau nehmen wolle.
1 Sam 25:40 Die Diener Davids kamen zu Abigaïl nach Karmel und sprachen zu ihr: "David hat uns zu dir gesandt, weil er dich zur Frau nehmen will."
1 Sam 25:41 Sie erhob sich, neigte ihr Antlitz zur Erde und sprach: "Deine Magd will dir als Sklavin dienen und den Knechten meines Herrn die Füße waschen!"
1 Sam 25:42 Dann machte sich Abigaïl eilends auf und bestieg den Esel. Fünf ihrer Mägde folgten ihr. So zog sie mit den Abgesandten Davids und wurde seine Frau.
1 Sam 25:43 Ferner hatte sich David die Achinoam aus Jezreel geholt, und sie wurden beide seine Frauen.
1 Sam 25:44 Saul aber gab seine Tochter Michal, die Frau des David, an Palti, den Sohn des Lajisch, aus Gallim.
1 Samuel Kapitel 26
1 Sam 26:1 Die Siphiter kamen zu Saul nach Gibea und meldeten: "David hält sich tatsächlich auf dem Hügel Chakila gegenüber Jeschimon versteckt."
1 Sam 26:2 Saul brach auf und zog in die Wüste Siph mit
1 Sam 26:3 000 auserlesenen Männern aus Israel. Er wollte David in der Wüste Siph suchen. 3 Saul lagerte auf dem Hügel Chakila gegenüber Jeschimon am Wege, und David hielt sich in der Wüste auf. Dieser sah, daß Saul ihm in die Wüste nachgefolgt war.
1 Sam 26:4 David schickte also Kundschafter aus und erfuhr, daß Saul an einen verabredeten Ort gekommen sei.
1 Sam 26:5 Da machte er sich auf und kam an die Stelle, wo Saul lagerte. David ließ seine Blicke über den Platz schweifen, wo Saul mit seinem Feldherrn Abner, dem Sohne Ners, lag. Saul war im inneren Lagerring, und das Kriegsvolk hatte sich rings um ihn gelagert.
1 Sam 26:6 Da sprach David zum Hethiter Achimelech und zu Abischaj, dem Sohn der Zeruja, dem Bruder Joabs: "Wer will mit mir zu Saul in das Lager hinabsteigen?" Abischaj antwortete: "Ich will mit dir gehen!"
1 Sam 26:7 David aber und Abischaj kamen nachts hinab zum Kriegsvolk. Saul lag schlummernd im Lagerring, und seine Lanze steckte am Kopfende im Boden. Abner und die Kriegsleute lagen rings um ihn.
1 Sam 26:8 Da sagte Abischaj zu David: "Heute hat Gott deinen Feind in deine Gewalt gegeben. Jetzt spieße ich ihn mit einem einzigen Lanzenstich an den Boden, so daß ich ihm keinen zweiten mehr zu versetzen brauche."
1 Sam 26:9 Doch David erwiderte Abischaj: "Tue ihm nichts an! Wer bleibt unbestraft, wenn er an den Gesalbten des Herrn Hand angelegt hat?"
1 Sam 26:10 Weiter sprach David: "So wahr der Herr lebt: Es schlage ihn der Herr selbst, oder sein Sterbetag komme, oder er ziehe in den Krieg und werde dahingerafft!
1 Sam 26:11 Der Herr aber bewahre mich davor, an den Gesalbten des Herrn Hand anzulegen! Nimm die Lanze an seinem Kopfende und den Krug mit Wasser, und dann laß uns gehen!"
1 Sam 26:12 David nahm die Lanze und den Wasserkrug vom Kopfende Sauls weg, und sie entfernten sich. Niemand sah es, niemand beachtete es, und niemand wachte auf. Alle waren eingeschlummert; denn ein vom Herrn kommender tiefer Schlaf war auf sie gefallen.
1 Sam 26:13 David ging auf die andere Talseite, stellte sich von ferne auf den Berggipfel, und ein weiter Abstand lag zwischen ihnen.
1 Sam 26:14 Da rief David zu den Kriegern und zu Abner, dem Sohne Ners, hinüber: "Antwortest du nicht, Abner?" Abner entgegnete: "Wer bist du, der du nach dem König rufst?"
1 Sam 26:15 David sagte darauf zu Abner: "Bist du nicht ein Mann, und wer ist dir gleich in Israel? Warum hast du auf deinen Herrn, den König, nicht aufgepaßt? Denn einer aus den Leuten kam hinein, um deinen Herrn, den König, niederzumachen.
1 Sam 26:16 Schlimm hast du gehandelt! So wahr der Herr lebt, Kinder des Todes seid ihr, weil ihr auf euren Gebieter, den Gesalbten des Herrn, nicht achtgegeben habt! Jetzt sieh doch nach, wo die Lanze des Königs ist und sein Wasserkrug, der zu seinen Häupten stand!"
1 Sam 26:17 Da erkannte Saul Davids Stimme und fragte: "Ist das deine Stimme, mein Sohn David?" David entgegnete: "Ja, mein Herr und König!"
1 Sam 26:18 Dann fuhr er fort: "Warum verfolgt mein Herr seinen Knecht? Was habe ich denn getan? Welche Untat beschwert meine Hand?
1 Sam 26:19 Es höre jetzt mein Herr und König auf die Worte seines Knechtes! Wenn der Herr dich gegen mich aufstachelt, so bekomme er lieblichen Opferduft! Wenn aber Menschen solches tun, dann seien sie verflucht vor dem Herrn; denn sie vertreiben mich heute, um mich vom Erbe des Herrn wegzureißen mit den Worten: "Gehe fort und diene anderen Göttern!"
1 Sam 26:20 Möchte doch mein Blut nicht fern vom Antlitz des Herrn zu Boden fließen; denn der König von Israel zog aus, um einen einzigen Floh zu suchen, wie man das Rebhuhn jagt auf den Bergen!"
1 Sam 26:21 Saul antwortete: "Ich habe gesündigt! Kehre heim, mein Sohn David! Ich werde dir kein Leid mehr antun, da mein Leben heute in deinen Augen so wertvoll war. Ja, ich war töricht und habe einen schweren Fehltritt getan!"
1 Sam 26:22 David erwiderte: "Hier ist die Lanze des Königs! Einer von den jungen Leuten soll herkommen und sie holen!
1 Sam 26:23 Der Herr vergilt einem jeden nach seinem gerechten und treuen Handeln. Der Herr hat dich heute in meine Hand gegeben; ich aber wollte meine Hand nicht wider den Gesalbten des Herrn ausstrecken.
1 Sam 26:24 Siehe, wie dein Leben heute in meinen Augen wertvoll war, so möge mein Leben auch in den Augen des Herrn teuer sein, daß er mich aus aller Drangsal errette!"
1 Sam 26:25 Da sprach Saul zu David: "Gesegnet seist du, mein Sohn David! Du wirst tatkräftig wirken und machtvoll Erfolg haben." David ging seines Weges, und Saul kehrte an seinen Ort zurück.
1 Samuel Kapitel 27
1 Sam 27:1 David dachte in seinem Herzen: "Nun werde ich eines Tages doch durch Sauls Hand dahingerafft. Ich kann nichts Besseres tun als mich im Land der Philister in Sicherheit bringen. Saul wird dann von mir ablassen und mich in ganz Israel nicht mehr suchen, und ich werde seiner Hand entronnen sein."
1 Sam 27:2 So machte er sich denn auf und ging mit sechshundert Mann, die bei ihm waren, zu Achisch, dem Sohne Maochs, dem König von Gat.
1 Sam 27:3 David wohnte mit seinen Leuten bei Achisch zu Gat, ein jeder mit seiner Familie, David aber mit seinen beiden Frauen Achinoam aus Jezreel und Abigaïl, der Witwe Nabals, aus Karmel.
1 Sam 27:4 Als Saul gemeldet wurde, daß David nach Gat entflohen sei, suchte er ihn nicht mehr.
1 Sam 27:5 David bat nun den Achisch: "Habe ich Gnade in deinen Augen gefunden, so gebe man mir einen Platz in einer der Siedlungen auf dem Lande, damit ich dort wohnen kann! Wozu soll dein Knecht in der königlichen Stadt bei dir bleiben?"
1 Sam 27:6 Achisch gab ihm damals Ziklag. Daher ist Ziklag Eigentum der Könige von Juda bis auf den heutigen Tag.
1 Sam 27:7 Die Anzahl der Tage, die David im Philisterland verbrachte, betrug ein Jahr und vier Monate.
1 Sam 27:8 David zog mit seinen Leuten hinauf, und sie plünderten die Geschuriter, die Girsiter und Amalekiter. Diese waren nämlich von alters her die Landesinsassen in Richtung Schur und bis zum Lande Ägypten.
1 Sam 27:9 David schlug das Land und ließ weder Mann noch Frau am Leben. Er nahm Kleinvieh und Großvieh, Esel, Kamele und Kleider weg und kehrte zu Achisch zurück.
1 Sam 27:10 Wenn Achisch ihn fragte: "Wo habt ihr heute geplündert?", so entgegnete David: "Im Südland von Juda", oder "Im Südland bei den Jerachmeelitern", oder "Im Südland bei den Kenitern".
1 Sam 27:11 Weder Mann noch Frau ließ David am Leben, um sie etwa nach Gat zu bringen; denn er dachte: "Diese könnten gegen uns aussagen und berichten: "So hat David sich aufgeführt, und so pflegt er sich zu verhalten, seitdem er im Philisterland wohnt"."
1 Sam 27:12 Achisch faßte Vertrauen zu David, weil er sich sagte: "Er hat sich bei seinem Volk, bei Israel, unmöglich gemacht; so wird er für immer mein Knecht bleiben!"
1 Samuel Kapitel 28
1 Sam 28:1 In jenen Tagen zogen die Philister ihre Heere zusammen, um gegen Israel zum Kampf zu ziehen. Da sprach Achisch zu David: "Du wirst wissen, daß du und deine Leute in meinem Heere auszuziehen haben."
1 Sam 28:2 David antwortete Achisch: "Gut, auch du wirst wissen, was dein Knecht leisten kann." Achisch sprach zu David: "Dafür mache ich dich zu meinem Leibwächter für immer."
1 Sam 28:3 Samuel war tot. Gesamtisrael hatte ihm die Totenklage gehalten und ihn zu Rama, seiner Stadt, begraben. Saul aber hatte die Totenbeschwörer und Wahrsager aus dem Lande verbannt.
1 Sam 28:4 Nun sammelten sich die Philister, marschierten und lagerten bei Sunem. Auch Saul bot Gesamtisrael auf, und sie lagerten auf Gilboa.
1 Sam 28:5 Saul ließ seine Augen über das Philisterlager schweifen, geriet in Furcht, und sein Herz verzagte sehr.
1 Sam 28:6 Da befragte Saul den Herrn; doch der Herr antwortete ihm nicht, weder durch Träume, noch durch die heiligen Lose, noch durch Propheten.
1 Sam 28:7 Daher befahl Saul seinen Knechten: "Sucht mir eine Frau, eine Totenbeschwörerin! Zu ihr will ich gehen und sie befragen." Seine Knechte sagten ihm: "In Endor wohnt eine Frau, die Tote beschwören kann."
1 Sam 28:8 Saul machte sich unkenntlich, verkleidete sich und ging mit zwei Begleitern hin. Sie kamen nachts zu der Frau, und er sprach: "Wahrsage mir doch durch einen Totengeist, und führe mir den herauf, den ich dir bezeichnen werde!"
1 Sam 28:9 Doch die Frau antwortete ihm: "Du weißt es ja, was Saul getan hat: daß er die Totenbeschwörer und die Wahrsager aus dem Lande verbannt hat. Warum stellst du mir eine Falle, um mich zu töten?"
1 Sam 28:10 Da leistete ihr Saul beim Herrn einen Eid: "So wahr der Herr lebt, es soll dich in dieser Angelegenheit keine Schuld treffen!"
1 Sam 28:11 Da sprach die Frau: "Wen soll ich dir heraufrufen?" Er antwortete: "Hole mir Samuel herauf!"
1 Sam 28:12 Als die Frau den Samuel erblickte, schrie sie laut auf und sprach zu Saul: "Warum hast du mich betrogen? Du selbst bist Saul!"
1 Sam 28:13 Der König entgegnete ihr: "Fürchte dich nicht, was siehst du denn?" Die Frau sprach zu Saul: "Ein gottähnliches Wesen sehe ich aus der Erde aufsteigen."
1 Sam 28:14 Er fragte sie: "Wie schaut es aus?" Sie sagte: "Ein alter Mann steigt empor, der in einen Mantel gehüllt ist." Nun erkannte Saul, daß es Samuel war. Er warf sich mit dem Antlitz zur Erde und huldigte.
1 Sam 28:15 Samuel sprach zu Saul: "Warum hast du mich aus meiner Ruhe gestört und mich heraufkommen lassen?" Saul antwortete: "In großer Not bin ich. Die Philister kämpfen gegen mich. Gott wich von mir; er gibt mir keine Antwort mehr, weder durch die Propheten, noch durch Träume. Daher habe ich dich gerufen, um von dir belehrt zu werden, was ich tun soll."
1 Sam 28:16 Samuel entgegnete: "Warum fragst du mich, da der Herr doch von dir gewichen und dein Widersacher geworden ist?
1 Sam 28:17 Der Herr tat an dir, wie er durch mich verheißen hat. Er hat das Königtum aus deiner Hand gerissen und es deinem Volksgenossen, dem David, gegeben.
1 Sam 28:18 Weil du auf die Stimme des Herrn nicht gehört und seinen brennenden Zorn an Amalek nicht vollstreckt hast, darum hat dir der Herr heute dieses angetan.
1 Sam 28:19 Der Herr wird auch ganz Israel und dich zugleich in die Hand der Philister geben. Morgen wirst du mit deinen Söhnen bei mir sein. Auch das Heerlager Israels wird der Herr der Gewalt der Philister überantworten."
1 Sam 28:20 Sogleich stürzte Saul seiner ganzen Länge nach zu Boden und geriet in große Angst wegen der Worte Samuels. Es war auch keine Kraft mehr in ihm; denn er hatte den ganzen Tag und die ganze Nacht keine Nahrung zu sich genommen.
1 Sam 28:21 Als die Frau zu Saul kam und bemerkte, daß er ganz gebrochen war, sprach sie zu ihm: "Schau, deine Magd hat auf dich gehört. Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt und deine Anordnung befolgt, die du mir gabst.
1 Sam 28:22 Jetzt höre auch du auf deine Magd! Ich setze dir ein wenig Brot vor; nimm es zu dir, dann kommst du wieder zu Kräften und kannst deines Weges weitergehen!"
1 Sam 28:23 Er aber weigerte sich und erklärte, er wolle nicht essen. Seine Knechte aber und die Frau nötigten ihn, so daß er ihnen nachgab. Er stand vom Boden auf und setzte sich auf das Ruhelager.
1 Sam 28:24 Die Frau hatte ein Mastkalb im Hause. Sie schlachtete es in aller Eile, nahm Mehl, knetete es und buk daraus ungesäuerte Kuchen.
1 Sam 28:25 Das setzte sie Saul und seinen Knechten vor. Diese aßen, standen dann auf und zogen noch in jener Nacht weiter.
1 Samuel Kapitel 29
1 Sam 29:1 Die Philister zogen ihre gesamten Heere in Aphek zusammen, während die Israeliten bei der Quelle in Jezreel lagerten.
1 Sam 29:2 Die Philisterhäuptlinge zogen auf mit ihren Hundert- und Tausendschaften, und am Schluß marschierten David und seine Männer zusammen mit Achisch.
1 Sam 29:3 Da fragten die Philisterfürsten: "Was wollen diese Hebräer hier?" Achisch erwiderte ihnen: "Das ist doch David, der Knecht des Saul, des Königs von Israel, der nun seit Jahr und Tag bei mir ist. Ich habe vom Tage seines Übertrittes zu mir bis heute an ihm nichts auszusetzen gefunden."
1 Sam 29:4 Doch die Philisterfürsten gerieten über ihn in Zorn und forderten von ihm: "Schicke doch den Mann fort! Mag er an den Ort zurückkehren, den du ihm angewiesen hast; aber in den Kampf soll er an unserer Seite nicht ziehen! Er könnte uns ja ein Widersacher im Kriege werden. Womit könnte er sich bei seinem Herrn in größere Gunst setzen als mit den Köpfen unserer Männer?
1 Sam 29:5 Ist das nicht derselbe David, dem zu Ehren man abwechselnd beim Reigentanze gesungen hat: Saul erschlug seine Tausend, David aber seine Zehntausend?"
1 Sam 29:6 Achisch rief nun David und sprach zu ihm: "So wahr der Herr lebt, ich halte dich für redlich, und es wäre mir recht, wenn du mit mir im Lager aus- und einziehen würdest. Denn ich habe an dir, seitdem du zu mir kamst, bis heute nichts Schlimmes gefunden. Jedoch den Fürsten paßt deine Person nicht.
1 Sam 29:7 Kehre also um und ziehe hin in Frieden, und du sollst nichts tun, was den Augen der Philisterfürsten mißfällt!"
1 Sam 29:8 Doch David entgegnete dem Achisch: "Was habe ich denn schon getan? Was hast du vom Tage meiner Ankunft bei dir bis heute an deinem Knecht gefunden, daß ich nicht an den Kämpfen wider die Feinde meines Herrn, des Königs, teilnehmen dürfte?"
1 Sam 29:9 Achisch antwortete darauf: "Ich weiß, daß du in meinen Augen so wert bist wie ein Bote Gottes. Nur die Philisterfürsten haben verlangt: Er darf mit uns nicht in den Krieg ziehen.
1 Sam 29:10 Morgen in der Frühe mach dich auf mit den Knechten deines Herrn, die mit dir gekommen sind! Geht hin an den Ort, den ich euch angewiesen habe! Und denke nichts Schlimmes; denn du bist mir lieb! So macht euch also früh am Morgen, wenn es hell wird, auf und geht!"
1 Sam 29:11 David machte sich also in der Frühe mit seinen Leuten auf den Weg, um in das Philisterland zurückzukehren. Die Philister aber zogen nach Jezreel hinauf.
1 Samuel Kapitel 30
1 Sam 30:1 David kam mit seinen Leuten am dritten Tage nach Ziklag. Da waren aber die Amalekiter plündernd in das Südland und in Ziklag eingefallen und hatten die Stadt in Brand gesteckt.
1 Sam 30:2 Sie hatten die Frauen und alles, was dort war, klein und groß, gefangengenommen und, ohne jemand zu töten, fortgeführt und waren ihres Weges gezogen.
1 Sam 30:3 David kam mit seinen Leuten in die Stadt. Sie war niedergebrannt, und Frauen, Söhne und Töchter waren weggeschleppt.
1 Sam 30:4 David und alle Leute, die bei ihm waren, erhoben ihre Stimme und weinten, bis sie zum Weinen keine Kraft mehr hatten.
1 Sam 30:5 Auch die beiden Frauen Davids, Achinoam aus Jezreel und Abigaïl, die Witwe Nabals aus Karmel, waren in Gefangenschaft geraten.
1 Sam 30:6 David kam in eine sehr unangenehme Lage. Die Leute gedachten nämlich, ihn zu steinigen; denn alle waren verbittert um ihrer Söhne und Töchter willen. Doch David fand Stärkung im Herrn, seinem Gott.
1 Sam 30:7 Er befahl dem Priester Ebjatar, dem Sohn Achimelechs: "Bringe mir das Ephod!" Da brachte Ebjatar das Ephod zu David.
1 Sam 30:8 David befragte den Herrn: "Soll ich diese Räuberbande verfolgen? Werde ich sie einholen?" Er gab ihm die Antwort: "Verfolge! Denn du wirst einholen und befreien!"
1 Sam 30:9 Da brach David auf mit sechshundert Mann, die er bei sich hatte. Sie kamen in das Tal Besor. Die Nachzügler blieben dort stehen.
1 Sam 30:10 David aber nahm die Verfolgung mit vierhundert Mann auf. Zweihundert Mann, die zu erschöpft waren, das Besortal zu durchschreiten, machten halt.
1 Sam 30:11 Da fanden sie einen Ägypter auf dem freien Feld. Sie brachten ihn zu David, und man gab ihm Brot zu essen und Wasser zu trinken.
1 Sam 30:12 Auch schenkte man ihm eine Scheibe Preßfeigen und zwei Kuchen aus getrockneten Trauben. Er aß und erholte sich wieder; denn er hatte drei Tage und drei Nächte lang kein Brot gegessen und kein Wasser getrunken.
1 Sam 30:13 David wandte sich an ihn: "Wem gehörst du, und woher stammst du?" Er gab zur Antwort: "Ich bin ein ägyptischer Bursche, Sklave eines Amalekiters. Mein Herr ließ mich im Stich, weil ich heute vor drei Tagen krank wurde.
1 Sam 30:14 Wir plünderten im kretischen Südland, in dem zu Juda gehörenden Teil und im Südland von Kaleb. Ziklag steckten wir in Brand."
1 Sam 30:15 David erkundigte sich bei ihm: "Willst du mich zu dieser Räuberschar führen?" Er entgegnete: "Schwöre mir bei Gott, daß du mich weder töten noch meinem Herrn ausliefern wirst; dann will ich dich zu dieser Horde führen!"
1 Sam 30:16 Er geleitete ihn hinunter, und siehe, jene hatten sich über das ganze Land zerstreut. Sie aßen, tranken und feierten ein Siegesfest wegen der reichen Beute, die sie im Lande der Philister und in Juda gemacht hatten.
1 Sam 30:17 Doch David schlug sie von der Morgendämmerung an bis zum Abend des folgenden Tages. Niemand von ihnen entkam, außer vierhundert jungen Männern, die auf den Kamelen entfliehen konnten.
1 Sam 30:18 David rettete alles, was die Amalekiter geraubt hatten; auch seine beiden Frauen konnte er befreien.
1 Sam 30:19 Nicht das Geringste fehlte, weder Kleines noch Großes, weder Söhne noch Töchter, weder Beute noch irgend etwas, was sie ihnen abgenommen hatten. Alles brachte David zurück.
1 Sam 30:20 David nahm auch alles Kleinvieh und Großvieh, das man dann vor jenem Besitztum hertrieb. Dabei rief man aus: "Das ist Davids Beute!"
1 Sam 30:21 David kam zu den zweihundert Männern, die zu erschöpft gewesen waren, ihm zu folgen, und die man im Besortale gelassen hatte. Sie zogen David und seinen Kriegsleuten entgegen, und als David mit dem Kriegsvolk herankam, grüßte er sie freundlich.
1 Sam 30:22 Aber alle Bösartigen und Übelgesinnten unter den Männern, die mit David gezogen waren, meinten: "Weil sie mit uns nicht auszogen, geben wir ihnen auch von der Beute, die wir wiedergewannen, nichts ab, außer jedem Mann seine Frau und seine Kinder. Diese mögen sie mitnehmen und gehen!"
1 Sam 30:23 David entgegnete: "So sollt ihr es nicht machen, meine Brüder, mit dem, was der Herr uns verliehen hat! Er hat uns behütet und die Räuberschar, die uns überfallen hatte, in unsere Gewalt gegeben.
1 Sam 30:24 Wer würde bei dieser Forderung auf euch hören? Nein, der Anteil dessen, der in den Kampf zog, soll gleich sein dem Anteil dessen, der beim Gepäck blieb! Gleiche Anteile sollen alle erhalten!"
1 Sam 30:25 So blieb es von diesem Tage an auch weiterhin. Er machte das zu einer Ordnung und Rechtssatzung für Israel bis heute.
1 Sam 30:26 Als David nach Ziklag kam, schickte er einen Teil der Beute an die Ältesten Judas, seine nächsten Nachbarn. Er ließ sagen: "Da habt ihr ein Geschenk von der Beute der Feinde des Herrn."
1 Sam 30:27 Er sandte davon an die (Ältesten) von Betul, von Ramot im Südland, von Jattir,
1 Sam 30:28 von Arar, von Siphmot, von Eschtemoa,
1 Sam 30:29 von Karmel, an die jerachmeelitischen und kenitischen Städte,
1 Sam 30:30 an die von Chorma, von Bor-Aschan, von Atach,
1 Sam 30:31 von Hebron und an alle Orte, wo David mit seinen Leuten umhergewandert war.
1 Samuel Kapitel 31
1 Sam 31:1 Die Philister kämpften inzwischen gegen Israel, und die Israeliten mußten vor den Philistern fliehen. Erschlagene lagen auf dem Gebirge Gilboa.
1 Sam 31:2 Die Philister verfolgten Saul und seine Söhne hartnäckig und erschlugen Jonatan, Abinadab und Malkischua, die Söhne Sauls.
1 Sam 31:3 Auch um Saul herum entbrannte der Kampf mit aller Heftigkeit. Die Bogenschützen erreichten ihn, und er wurde von ihnen schwer verwundet.
1 Sam 31:4 Saul sprach zu seinem Waffenträger: "Zücke dein Schwert und durchbohre mich, damit nicht jene Unbeschnittenen kommen, mich erstechen und mit mir ihren Spott treiben!" Aber sein Waffenträger wollte nicht, da er sich zu sehr fürchtete. Da nahm Saul selbst sein Schwert und stürzte sich hinein.
1 Sam 31:5 Als der Waffenträger sah, daß Saul tot war, stürzte auch er sich in sein Schwert und starb mit ihm zusammen.
1 Sam 31:6 So fanden Saul, seine drei Söhne, sein Waffenträger und alle seine Männer an jenem Tage gemeinsam den Tod.
1 Sam 31:7 Die Israeliten jenseits der Ebene und jenseits des Jordans erfuhren, daß die israelitischen Truppen geflohen waren und Saul samt seinen Söhnen den Tod gefunden hatte. Sie verließen daher ihre Städte und flüchteten, und die Philister kamen und wohnten darin.
1 Sam 31:8 Am folgenden Tage erschienen die Philister, um die Erschlagenen auszuplündern, und sie fanden Saul und seine drei Söhne, die auf dem Gebirge Gilboa gefallen waren.
1 Sam 31:9 Sie hieben ihm den Kopf ab, zogen ihm seine Rüstung aus und sandten im Philisterlande ringsum Boten, die in ihren Götzentempeln und dem Volk die Freudennachricht verkünden sollten.
1 Sam 31:10 Seine Rüstung legten sie im Tempel der Göttin Astarte nieder, seinen Leichnam aber hängten sie an der Mauer von Bet-Schean auf.
1 Sam 31:11 Die Bewohner von Jabesch in Gilead erfuhren, was die Philister Saul angetan hatten.
1 Sam 31:12 Alle kampfesfähigen Männer machten sich nun auf den Weg und gingen die ganze Nacht hindurch. Sie nahmen die Leichen Sauls und seiner Söhne von der Mauer Bet-Scheans herab, brachten sie nach Jabesch und verbrannten sie dort.
1 Sam 31:13 Dann nahmen sie ihre Gebeine, beerdigten sie unter der Tamariske zu Jabesch und fasteten sieben Tage lang.
2. Samuel
2 Samuel Kapitel 1
2 Sam 1:1 Nach Sauls Tode kehrte David von seinem Sieg über die Amalekiter heim und hielt sich zwei Tage in Ziklag auf.
2 Sam 1:2 Am dritten Tage kam ein Mann aus dem Lager Sauls mit zerrissenen Kleidern und das Haupt mit Staub bedeckt. Er kam zu David, warf sich nieder und huldigte.
2 Sam 1:3 David fragte ihn: "Woher kommst du?" Er antwortete ihm: "Aus Israels Lager bin ich entkommen."
2 Sam 1:4 Da sprach David zu ihm: "Wie ging es da zu? Berichte mir doch!" Er erwiderte: "Die Leute sind aus der Schlacht geflohen, viele von den Kriegsmannen sind gefallen und tot. Auch Saul und sein Sohn Jonatan fanden den Tod."
2 Sam 1:5 David fragte den jungen Burschen, der ihm die Nachricht brachte: "Wie kannst du wissen, daß Saul und sein Sohn Jonatan tot sind?"
2 Sam 1:6 Der junge Mann, der ihm berichtete, antwortete: "Zufällig befand ich mich auf dem Gebirge Gilboa. Da traf ich Saul, der sich auf seine Lanze stützte. Kriegswagen und deren Besatzung hatten ihn eingeholt.
2 Sam 1:7 Er wandte sich um, sah mich und rief mich herbei. Ich entgegnete ihm: "Hier bin ich!"
2 Sam 1:8 Er sprach zu mir: "Wer bist du?" Ich antwortete ihm: "Ein Amalekiter bin ich!"
2 Sam 1:9 Dann befahl er mir: "Tritt her zu mir und töte mich! Denn die Todesschwäche hat mich ergriffen, aber das Leben ist noch ganz in mir."
2 Sam 1:10 Ich trat hinzu und tötete ihn; denn ich wußte, daß er nach seinem Fall nicht mehr hätte leben können. Ich nahm das Diadem auf seinem Haupt und die Spange an seinem Arm und bringe sie hierher zu meinem Herrn."
2 Sam 1:11 Da faßte David seine Kleider und zerriß sie. Alle Männer um ihn taten ebenso.
2 Sam 1:12 Sie klagten, weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und seinen Sohn Jonatan, um das Volk des Herrn und das Haus Israel, weil sie durchs Schwert gefallen waren.
2 Sam 1:13 David fragte den jungen Burschen, der ihm Bericht erstattete: "Woher bist du?" Er antwortete: "Ich bin der Sohn eines amalekitischen Schutzbürgers!"
2 Sam 1:14 David fuhr ihn an: "Wie? Hast du dich nicht gefürchtet, deine Hand auszustrecken und den Gesalbten des Herrn zu vernichten?"
2 Sam 1:15 Dann rief David einen von seinen Kriegern und befahl ihm: "Heran! Stoß ihn nieder!" Dieser erschlug ihn, so daß er tot umfiel.
2 Sam 1:16 David aber sprach zu ihm: "Dein Blut komme über dein Haupt; denn dein eigener Mund hat wider dich gezeugt, indem du sagtest: Ich habe den Gesalbten des Herrn getötet."
2 Sam 1:17 David verfaßte folgendes Klagelied auf Saul und dessen Sohn Jonatan.
2 Sam 1:18 [Man soll es die Söhne Judas als "Bogenlied" lehren. Es steht ja aufgezeichnet im Buche des Rechtschaffenen.]
2 Sam 1:19 "Die Zierde, o Israel, auf deinen Höhen liegt sie erschlagen! Wie sind doch die Helden gefallen!
2 Sam 1:20 Kündet es nicht in Gat, meldet es nicht in den Straßen von Askalon! Der Philister Töchter sollen sich nicht freuen, nicht sollen jubeln die Töchter der Unbeschnittenen!
2 Sam 1:21 Ihr Berge von Gilboa, weder Tau noch Regen gebe es auf euch, kein Feld mit Erstlingsgarben! Denn dort ward entweiht der Heldenschild, der Schild Sauls, nicht mehr mit Öl gesalbt.
2 Sam 1:22 Ohne Erschlagener Blut, ohne der Helden Mark kehrte Jonatans Bogen nie heim; Sauls Schwert kam niemals erfolglos zurück!
2 Sam 1:23 Saul und Jonatan, einander so lieb und hold, in ihrem Leben und in ihrem Sterben blieben sie ungeschieden! Hurtiger als Adler waren sie, stärker als Löwen!
2 Sam 1:24 Israels Töchter, weint um Saul, der euch in Purpur und Zier gehüllt, der Goldschmuck auf euer Gewand geheftet!
2 Sam 1:25 Wie sind doch die Helden gefallen im Streit! Jonatan liegt auf deinen Höhen erschlagen!
2 Sam 1:26 Wie weh ist mir um dich, mein Bruder Jonatan! Du warst mir so lieb! Köstlicher war deine Liebe mir als die Minne der Frauen!
2 Sam 1:27 Wie sind doch die Helden gefallen, umgekommen die streitbaren Krieger!"
2 Samuel Kapitel 2
2 Sam 2:1 Darauf befragte David den Herrn: "Soll ich in eine der Städte Judas hinaufziehen?" Der Herr gab ihm zur Antwort: "Ziehe hinauf!" Darauf David: "Wohin soll ich ziehen?" Der Herr entschied: "Nach Hebron!"
2 Sam 2:2 So zog David denn dorthin, mit ihm seine beiden Frauen, Achinoam von Jezreel und Abigaïl, die Witwe Nabals aus Karmel.
2 Sam 2:3 Auch die Männer, die David bei sich hatte, ließ er samt ihren Familien hinaufziehen. Sie siedelten sich in den Ortschaften um Hebron an.
2 Sam 2:4 Die Männer von Juda kamen und salbten David zum König über das Haus Juda. Man brachte ihm die Nachricht, die Männer von Jabesch in Gilead hätten den Saul begraben.
2 Sam 2:5 Da sandte David Boten zu den Männern von Jabesch in Gilead und ließ ihnen sagen: "Seid gesegnet vom Herrn, da ihr eine solche Liebestat an eurem Gebieter Saul getan und ihn begraben habt!
2 Sam 2:6 Nun erweise der Herr euch Liebe und Treue! Ich will euch gleichfalls dafür belohnen, daß ihr diese Tat vollbracht habt.
2 Sam 2:7 Jetzt aber seid stark und tapfer; denn tot ist euer Gebieter Saul! Mich aber hat das Haus Juda zu seinem König gesalbt."
2 Sam 2:8 Abner indes, der Sohn Ners und Feldherr Sauls, holte Eschbaal, den Sohn Sauls, und führte ihn nach Machanajim.
2 Sam 2:9 Er machte ihn zum König über Gilead, Aser, Jezreel, Ephraim, Benjamin, also über ganz Israel.
2 Sam 2:10 Vierzig Jahre alt war Eschbaal, Sauls Sohn, als er König über Israel wurde; zwei Jahre lang regierte er. Nur das Haus Juda bekannte sich zu David.
2 Sam 2:11 Die Zeit, in welcher David in Hebron über das Haus Juda als König herrschte, umfaßte sieben Jahre und sechs Monate.
2 Sam 2:12 Abner, der Sohn Ners, rückte mit den Leuten Eschbaals, des Sohnes Sauls, von Machanajim nach Gibeon vor.
2 Sam 2:13 Joab, der Sohn Zerujas, rückte mit Davids Leuten aus. Man stieß am Teich von Gibeon aufeinander. Die einen blieben diesseits, die anderen jenseits des Teiches.
2 Sam 2:14 Abner rief Joab zu: "Mögen doch die Jungkrieger herantreten und vor uns ein Kampfspiel aufführen!" Joab antwortete: "Sie sollen antreten!"
2 Sam 2:15 Sie traten an, und man zählte zwölf von Benjamin auf der Seite Eschbaals, des Sohnes Sauls, und zwölf von den Leuten Davids ab.
2 Sam 2:16 Jeder packte seinen Gegenspieler am Kopf und stieß ihm das Schwert in die Flanke, so daß sie gleichzeitig fielen. Man nannte jenen Ort "Flankenacker". Er liegt bei Gibeon.
2 Sam 2:17 Der Kampf war an jenem Tage überaus heftig; Abner und die Israeliten erlitten von den Leuten Davids eine Niederlage.
2 Sam 2:18 Auch die drei Söhne der Zeruja, nämlich Joab, Abischaj und Asahel, waren dabei. Asahel war ein Schnelläufer gleich einer Gazelle auf dem Gefilde.
2 Sam 2:19 Er verfolgte den Abner, ohne nach rechts oder nach links von ihm abzubiegen.
2 Sam 2:20 Abner wandte sich um und fragte: "Bist du es, Asahel?" Er antwortete: "Ja."
2 Sam 2:21 Abner rief ihm zu: "Biege doch nach rechts oder nach links ab, packe dir einen von den Jungkriegern und nimm dir seine Ausrüstung!" Doch Asahel wollte nicht von ihm ablassen.
2 Sam 2:22 Erneut rief Abner ihm zu: "Laß ab von mir; denn wozu sollte ich dich niederschlagen? Wie könnte ich dann noch zu deinem Bruder Joab aufblicken?"
2 Sam 2:23 Jener weigerte sich aber, nachzugeben, weshalb ihm Abner das Ende der Lanze in den Unterleib stieß. Die Lanze drang rückwärts wieder heraus. Er fiel nieder und starb auf der Stelle. Alle, die nun an den Ort kamen, wo Asahel tot niedergefallen war, hielten an.
2 Sam 2:24 Joab und Abischaj jagten Abner nach. Als die Sonne untergegangen war, kamen sie nach Gibea-Amma [vor Giach am Weg zur Wüste von Gibeon].
2 Sam 2:25 Die Benjaminiten scharten sich um Abner und stellten sich als geschlossene Gruppe auf dem Gipfel ein und desselben Hügels auf.
2 Sam 2:26 Abner rief dem Joab zu: "Soll denn das Schwert ohne Aufhören fressen? Weißt du nicht, daß das bittere Ende nachkommt? Wann endlich gedenkst du, den Leuten Einhalt zu gebieten, daß sie ihre Brüder nicht mehr verfolgen?"
2 Sam 2:27 Joab entgegnete: "So wahr Gott lebt, hättest du nicht gesprochen, dann hätten die Leute erst am Morgen auf die Verfolgung ihrer Brüder verzichtet."
2 Sam 2:28 Joab stieß in die Posaune, alle Leute standen still und verfolgten die Israeliten nicht weiter. Den Kampf stellte man ein.
2 Sam 2:29 Abner schritt mit seinen Leuten die ganze Nacht durch die Steppe. Sie überschritten den Jordan, durchzogen ganz Bitron und gelangten nach Machanajim.
2 Sam 2:30 Joab verfolgte Abner nicht mehr. Er sammelte alle Truppen; es fehlten von den Söldnern Davids nur neunzehn Mann und Asahel.
2 Sam 2:31 Davids Leute hatten von Benjamin, den Truppen Abners, dreihundertsechzig Mann erschlagen.
2 Sam 2:32 Sie trugen den Asahel fort und begruben ihn im Grabe seines Vaters in Bethlehem. Joab marschierte dann mit seinen Männern die ganze Nacht hindurch. In Hebron brach ihnen der Tag an.
2 Samuel Kapitel 3
2 Sam 3:1 Ein langer Streit war zwischen dem Hause Saul und dem Hause David angebrochen. David gewann immer mehr an Stärke, das Haus Saul dagegen nahm immer mehr ab.
2 Sam 3:2 In Hebron wurden David Söhne geboren. Sein Erstgeborener war Amnon von der Achinoam aus Jezreel,
2 Sam 3:3 sein zweiter Kileab von der Abigaïl, der Witwe Nabals aus Karmel, der dritte Absalom, der Sohn Maachas, der Tochter Talmajs, des Königs von Geschur,
2 Sam 3:4 der vierte Adonia, der Sohn Chaggits, der fünfte Schephatja, Sohn der Abital,
2 Sam 3:5 der sechste Jitream von der Egla, der Frau Davids. All diese wurden David in Hebron geboren.
2 Sam 3:6 In der Zeit des Krieges zwischen dem Hause Saul und dem Hause David war Abner der stärkste Mann im Hause Saul.
2 Sam 3:7 Saul hatte nun eine Nebenfrau gehabt, die Rizpa hieß und eine Tochter Ajjas war. Diese hat Abner sich geholt. Eschbaal aber machte dem Abner den Vorwurf: "Warum bist du zur Nebenfrau meines Vaters herangetreten?"
2 Sam 3:8 Abner war über Eschbaals Worte sehr ergrimmt und rief: "Bin ich denn ein Hundskopf aus Juda? Liebe erweise ich heute dem Hause deines Vaters Saul, seinen Brüdern und Freunden. Ich ließ dich nicht in die Hände Davids fallen. Und da willst du mich heute wegen des Fehltritts mit dem Weibe zur Rechenschaft ziehen?
2 Sam 3:9 Ich schwöre - und Gott möge Abner strafen! -, daß ich für David das tun werde, was der Herr ihm zugeschworen hat.
2 Sam 3:10 Ich werde das Königtum vom Hause Sauls wegbringen und Davids Thron über Israel und Juda von Dan bis Beerseba errichten."
2 Sam 3:11 Eschbaal war außerstande, dem Abner noch ein Wort zu erwidern, denn er fürchtete ihn.
2 Sam 3:12 Abner schickte Boten an seiner Statt zu David und ließ sagen: "Wem gehört das Land?" Und dann: "Schließe einen Vertrag mit mir! Siehe, meine Hand wird mit dir sein, um dir ganz Israel zuzuführen!"
2 Sam 3:13 David entgegnete: "Gut, ich will mit dir einen Vertrag schließen! Nur das eine verlange ich von dir: Du darfst mir nur dann unter die Augen treten, wenn du mir Michal, die Tochter Sauls, mitbringst, sobald du herkommst und vor mir erscheinst!"
2 Sam 3:14 David sandte nun Boten an Eschbaal, den Sohn Sauls, und verlangte: "Gib mir meine Frau Michal wieder, die ich mir um den Preis von hundert Philistervorhäuten gefreit habe!"
2 Sam 3:15 Eschbaal sandte hin und ließ sie von ihrem Manne Paltiel, dem Sohn des Lajisch, holen.
2 Sam 3:16 Ihr Mann folgte ihr unter ständigem Weinen bis Bachurim. Dort befahl ihm Abner: "Fort! Kehre um!" Da kehrte er zurück.
2 Sam 3:17 Abner hatte auch mit den Ältesten Israels verhandelt und gesprochen: "Schon lange habt ihr David als König über euch begehrt.
2 Sam 3:18 Nun handelt! Denn der Herr hat David verheißen: Durch die Hand meines Knechtes David befreie ich mein Volk Israel aus der Gewalt der Philister und all seiner Feinde!"
2 Sam 3:19 Abner redete auch mit Benjamin. Dann ging er hin, um auch David in Hebron über alles zu berichten, was Israel und das ganze Haus Benjamin für gut ansahen.
2 Sam 3:20 Abner kam also mit zwanzig Mann zu David nach Hebron, und David gab Abner und seinen Leuten zu Ehren ein Gastmahl.
2 Sam 3:21 Abner äußerte sich David gegenüber: "Ich will aufbrechen, hinziehen und Gesamtisrael um meinen Herrn, den König, scharen. Man wird einen Bund mit dir schließen, und du wirst als König herrschen, wie immer es dein Herz begehrt!" Dann gab David dem Abner das Geleite, und er ging in Frieden weg.
2 Sam 3:22 Da kamen Davids Leute mit Joab von einem Raubzuge heim. Sie brachten reiche Beute mit sich. Abner war nicht mehr bei David in Hebron; denn er hatte ihn ja in Frieden ziehen lassen.
2 Sam 3:23 Joab mit seiner ganzen Schar kam, und man erzählte ihm: "Abner, der Sohn Ners, kam zum König, und dieser hat ihn in Frieden ziehen lassen."
2 Sam 3:24 Joab ging zum König und warf ihm vor: "Was hast du getan? Abner kam zu dir! Warum ließest du ihn weggehen und entkommen?
2 Sam 3:25 Du kennst doch Abner, den Sohn Ners. Er kam nur, um dich zu betrügen, um dein Gehen und Kommen in Erfahrung zu bringen und alles zu erforschen, was du vorhast."
2 Sam 3:26 Als Joab von David weggegangen war, sandte er Boten hinter Abner her. Diese brachten ihn von Bor-Hassira zurück, ohne daß David etwas wußte.
2 Sam 3:27 Abner kam so wieder nach Hebron, und Joab führte ihn in die Mitte des Tores. Er tat so, als wollte er heimlich mit ihm reden, versetzte ihm dort aber einen Stich in den Unterleib. So mußte er sterben, um das Blut Asahels, des Bruders Joabs, zu sühnen.
2 Sam 3:28 David erfuhr hinterher davon und rief aus: "Ich und mein Königtum sind für immer am Blute Abners, des Sohnes Ners, schuldlos.
2 Sam 3:29 Es komme auf das Haupt Joabs und auf seine ganze Familie! Nie soll es im Haus Joabs an solchen fehlen, die an Ausfluß und an Aussatz leiden, die Krücken festhalten, durch das Schwert fallen oder Hunger leiden!"
2 Sam 3:30 Joab und sein Bruder Abischaj haben Abner ermordet, weil er ihren Bruder Asahel bei Gibeon im Kampf getötet hat.
2 Sam 3:31 David befahl dem Joab und allem Volk, das bei ihm war: "Zerreißt eure Kleider, umgürtet euch mit Trauergewändern und haltet vor Abner die Totenklage!" Der König David ging hinter der Bahre her.
2 Sam 3:32 Man begrub den Abner zu Hebron, und der König weinte mit lauter Stimme an Abners Grab. Das ganze Volk weinte ebenfalls.
2 Sam 3:33 David stimmte dann auf Abner ein Klagelied an und rief: "Mußte denn Abner wie ein Tor sterben!
2 Sam 3:34 Deine Hände waren nicht gebunden, deine Füße nicht in Ketten gelegt! Wie man vor Verbrechern fällt, so fielst du!" Darauf weinte das Volk noch mehr um ihn.
2 Sam 3:35 Dann kam die ganze Volksmenge, um David noch im Laufe des Tages zum Essen zu bewegen. David aber schwur: "Möge Gott mich bestrafen, wenn ich vor Sonnenuntergang Brot oder sonst irgend etwas zu mir nehme!"
2 Sam 3:36 Alles Volk vernahm das, und es gefiel ihnen gut, wie überhaupt alles, was der König tat, dem ganzen Volke wohlgefiel.
2 Sam 3:37 Alle Kriegsleute und Gesamtisrael erkannten an jenem Tage, daß es nicht vom König ausgegangen war, Abner, den Sohn Ners, zu ermorden.
2 Sam 3:38 Der König sprach zu seinen Knechten: "Bedenkt ihr es wohl, daß ein Fürst und ein ganz Großer in Israel heute gefallen ist?
2 Sam 3:39 Ich aber bin heute gar schwach, obgleich gesalbter König. Doch diese Männer, die Söhne der Zeruja, sind härter als ich. Der Herr vergelte dem Übeltäter entsprechend seiner Untat!"
2 Samuel Kapitel 4
2 Sam 4:1 Der Sohn Sauls erfuhr davon, daß Abner in Hebron ermordet worden war. Da wurden seine Hände schwach, und Gesamtisrael geriet in Bestürzung.
2 Sam 4:2 Nun hatte der Sohn Sauls zwei Männer als Truppenführer; der eine hieß Baana, der andere Rechab. Sie waren die Söhne Rimmons aus Beerot, Angehörige des Stammes Benjamin. Denn auch Beerot rechnete man zu Benjamin.
2 Sam 4:3 Die (kanaanäischen) Bewohner von Beerot waren nach Gittajim geflohen und halten sich dort als Schutzbürger bis zum heutigen Tag auf.
2 Sam 4:4 Jonatan, der Sohn Sauls, hatte einen Nachkommen, der an beiden Füßen lahm war. Als er nämlich fünf Jahre alt war, traf die Kunde von Sauls und Jonatans Tod aus Jezreel ein. Da nahm ihn seine Amme und floh. In der Eile der Flucht fiel er hin und wurde hinkend. Sein Name war Meribbaal.
2 Sam 4:5 Die Söhne Rimmons aus Beerot, nämlich Rechab und Baana, gingen hin und kamen um die heißeste Tageszeit in das Haus Eschbaals. Dieser hatte sich zur Mittagsruhe hingelegt.
2 Sam 4:6 Die Torwächterin des Hauses war beim Weizenreinigen ermüdet und eingeschlafen. Rechab und sein Bruder Baana schlichen sich durch.
2 Sam 4:7 Sie drangen in das Haus ein, und während Eschbaal auf seinem Bett im Schlafzimmer ruhte, erschlugen sie ihn und trennten ihm den Kopf ab. Sie nahmen seinen Kopf und gingen während der ganzen Nacht den Weg durch die Steppe.
2 Sam 4:8 Eschbaals Haupt brachten sie zu David nach Hebron. Sie sprachen zum König: "Hier ist das Haupt Eschbaals, des Sohnes Sauls, deines Feindes, der nach deinem Leben trachtete. Der Herr hat aber heute meinem Gebieter, dem König, Rache an Saul und seinen Nachkommen gewährt."
2 Sam 4:9 David gab Rechab und dessen Bruder Baana, den Söhnen Rimmons aus Beerot, folgende Antwort: "So wahr der Herr lebt, der mein Leben aus aller Not gerettet hat:
2 Sam 4:10 Ich ließ jenen Mann, der mir die Nachricht von dem Tode Sauls brachte und der eine Frohbotschaft zu vermitteln glaubte, ergreifen und ihn in Ziklag hinrichten, wiewohl ich ihm eine Freudenbotschaft hätte belohnen sollen.
2 Sam 4:11 Wie erst, wenn frevelhafte Menschen einen rechtschaffenen Mann in seinem Hause auf seiner Lagerstatt ermorden! Muß ich da nicht sein Blut von euren Händen fordern und euch von der Erde ausrotten?"
2 Sam 4:12 Dann befahl David den Knechten, sie niederzumachen. Sie schlugen ihnen Hände und Füße ab und hängten sie am Teich zu Hebron auf. Den Kopf des Eschbaal aber setzte man im Grabe Abners zu Hebron bei.
2 Samuel Kapitel 5
2 Sam 5:1 Nun kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und erklärten: "Wir sind doch dein Fleisch und Bein!
2 Sam 5:2 Schon längst, als Saul noch über uns herrschte, warst du es, der Israel in den Krieg führte und wieder zurückbrachte. Und auch der Herr hat zu dir gesprochen: Du sollst mein Volk Israel weiden und Fürst über Israel sein."
2 Sam 5:3 Alle Ältesten Israels kamen zum König nach Hebron; der König David schloß mit ihnen zu Hebron einen Bund im Angesicht des Herrn. Darauf salbte man David zum König über Israel.
2 Sam 5:4 David war dreißig Jahre alt, als er zu herrschen anfing, vierzig Jahre regierte er.
2 Sam 5:5 In Hebron regierte er über Juda sieben Jahre und sechs Monate und in Jerusalem dreiunddreißig Jahre über Gesamtisrael und Juda.
2 Sam 5:6 Der König zog mit seinen Kriegern gegen Jerusalem und die Jebusiter, welche die Gegend bewohnten. Sie sagten zu David: "Du kommst nicht hinein, sondern die Blinden und Lahmen werden dich daran hindern, die da sagen: David kommt hier nicht hinein!"
2 Sam 5:7 Doch David eroberte die Burg Sion, das ist die Davidsstadt.
2 Sam 5:8 David hatte damals gesagt: "Jeder, der die Jebusiter totschlägt, den Wassertunnel erreicht und die Blinden und Lahmen wegschafft, die David haßt, soll Hauptmann werden!" Darum heißt es: "Blinde und Lahme kommen nicht in den Tempel hinein."
2 Sam 5:9 David ließ sich in der Burg nieder und nannte sie Davidsstadt. Er baute die Stadt ringsum vom Millo an nach innen zu.
2 Sam 5:10 David wurde mächtiger und nahm an Bedeutung zu; denn der Herr, der Gott der Heerscharen, war mit ihm.
2 Sam 5:11 Hiram, der König von Tyrus, schickte Boten an David mit Zedernholz, Zimmerleuten und Steinmetzen. Diese bauten David einen Palast.
2 Sam 5:12 David erkannte, daß der Herr ihn zum König über Israel bestimmt und sein Königtum um seines Volkes Israel willen erhöht hatte.
2 Sam 5:13 David nahm sich noch Nebenfrauen, sowie Frauen von Jerusalem, nachdem er aus Hebron gekommen war. So wurden ihm noch weitere Söhne und Töchter geboren.
2 Sam 5:14 Dies sind die Namen derer, die ihm in Jerusalem geboren wurden: Schammua, Schobab, Natan, Salomo,
2 Sam 5:15 Jibchar, Elischua, Nepheg, Japhia,
2 Sam 5:16 Elischama, Beeljada und Eliphelet.
2 Sam 5:17 Die Philister vernahmen, daß man den David zum König über Israel gesalbt hatte. Da zogen alle Philister heran, um David zu fassen. David hörte davon und begab sich in die Bergfestung hinab.
2 Sam 5:18 Die Philister kamen und breiteten sich in der Rephaimebene aus.
2 Sam 5:19 Da befragte David den Herrn: "Soll ich gegen die Philister ziehen? Wirst du sie in meine Hand geben?" Der Herr gab David zur Antwort: "Ziehe hinauf; denn ich werde die Philister in deine Hand geben!"
2 Sam 5:20 David kam nach Baal-Perazim und schlug sie dort. Er rief aus: "Durchbrochen hat der Herr vor mir meine Feinde, wie Wasser durchbricht!" Daher nannte man jenen Ort Baal-Perazim ("Herr der Durchbrüche").
2 Sam 5:21 Dort ließen sie auch ihre Götzenbilder zurück. David aber und seine Leute trugen sie weg.
2 Sam 5:22 Die Philister zogen erneut ins Feld und breiteten sich in der Rephaimebene aus.
2 Sam 5:23 Da befragte David den Herrn, und dieser antwortete: "Ziehe nicht gegen sie, sondern umgehe sie von hinten und nähere dich ihnen von den Bakasträuchern her!
2 Sam 5:24 Hörst du dann ein Rauschen von Schritten in den Wipfeln der Bakasträucher, dann beeile dich; denn dann zieht der Herr vor dir her, um das Heer der Philister zu schlagen!"
2 Sam 5:25 David tat, wie ihm der Herr befohlen hatte. Er schlug die Philister von Gibeon bis in die Gegend von Geser.
2 Samuel Kapitel 6
2 Sam 6:1 Nochmals versammelte David alle Auserlesenen in Israel, 30 000 an der Zahl.
2 Sam 6:2 Dann machte er sich auf den Weg und zog mit dem ganzen Volke nach Baala in Juda, um von dort die Lade Gottes zu holen, die nach dem Namen des Herrn der Heerscharen benannt ist, der auf den Kerubim thront.
2 Sam 6:3 Man stellte die Lade Gottes auf einen neuen Wagen und holte sie weg aus dem Haus Abinadabs, das auf dem Hügel stand. Ussa und Achjo, die Söhne Abinadabs, lenkten den Wagen,
2 Sam 6:4 beladen mit der Lade Gottes, wobei Achjo der Lade vorausging.
2 Sam 6:5 David und das ganze Haus Israel tanzten vor dem Herrn unter dem Spiel von Klappern aus Zypressenholz, von Zithern, Harfen, Pauken, Schellen und Zimbeln.
2 Sam 6:6 Als sie aber zur Tenne Kidons kamen, griff Ussa nach der Lade Gottes und faßte sie an; denn die Rinder waren durchgegangen.
2 Sam 6:7 Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Ussa. Gott schlug ihn dort wegen der Unehrerbietigkeit. Er starb daselbst bei der Lade Gottes.
2 Sam 6:8 David wurde tief erschüttert darüber, daß der Herr Ussa so weggerissen hat. Man nennt daher heute noch diesen Ort Perez-Ussa ("Wegriß Ussas").
2 Sam 6:9 Damals geriet David in Furcht vor dem Herrn und dachte: "Wie soll da die Lade des Herrn zu mir kommen?"
2 Sam 6:10 David verzichtete also darauf, die Lade des Herrn zu sich in die Davidsstadt zu schaffen, und er brachte sie in das Haus des Obed-Edom aus Gat.
2 Sam 6:11 So weilte die Lade des Herrn drei Monate lang im Haus des Obed-Edom. Der Herr aber segnete Obed-Edom und sein ganzes Haus.
2 Sam 6:12 Dem König David ward berichtet: "Der Herr hat das Haus des Obed-Edom und all sein Eigentum um der Lade Gottes willen gesegnet!" David zog also hin und holte frohen Herzens die Lade Gottes aus dem Hause des Obed-Edom in die Davidsstadt hinauf.
2 Sam 6:13 Als aber die Träger der Lade des Herrn die ersten sechs Schritte getan hatten, opferte er ein Rind und einen Büffel.
2 Sam 6:14 David drehte sich im Tanz mit aller Kraft vor dem Herrn, mit einem Schulterkleid aus Linnen umgürtet.
2 Sam 6:15 So brachten David und das ganze Haus Israel die Lade des Herrn unter Jubel und Posaunenklang hinauf.
2 Sam 6:16 Während die Lade in die Davidsstadt einzog, blickte Michal, die Tochter Sauls, durch das Fenster. Sie sah, wie der König David vor dem Herrn hüpfte und sich im Tanz drehte, und hegte Verachtung für ihn in ihrem Herzen.
2 Sam 6:17 Man brachte die Lade des Herrn hinein und stellte sie an den für sie bestimmten Platz in der Mitte des Zeltes, das David dafür errichtet hatte. David brachte Brand- und Friedopfer vor dem Herrn dar.
2 Sam 6:18 Als er die Brand- und Friedopfer vollzogen hatte, segnete er das Volk im Namen des Herrn der Heerscharen.
2 Sam 6:19 Er verteilte dem ganzen Volk, der ganzen Menge Israels, Männern und Frauen, jedem ein Ringbrot, einen Dattelkuchen und einen Rosinenkuchen. Dann gingen alle weg, ein jeder in sein Haus.
2 Sam 6:20 David kehrte heim, um seinem Haus den Segensgruß zu entbieten. Da trat ihm Michal, die Tochter Sauls, entgegen. Sie sprach: "Wie würdevoll hat sich doch heute der König von Israel aufgeführt, da er sich heute vor den Dienstmägden seiner Untertanen entblößte, wie sich sonst höchstens einer vom Gesindel bloßstellt!"
2 Sam 6:21 David gab jedoch Michal zur Antwort: "Vor dem Herrn, der mich vor deinem Vater und seinem ganzen Hause bevorzugt und mich zum Fürsten über das Volk des Herrn, über Israel, bestellt hat, will ich tanzend spielen!
2 Sam 6:22 Ja, noch mehr als diesmal will ich mich erniedrigen und vor mir selbst ganz gering werden! Vor den Dienstmägden aber, von denen du sprichst, werde ich Ansehen genießen."
2 Sam 6:23 Michal aber, die Tochter Sauls, blieb kinderlos bis zu ihrem Tode.
2 Samuel Kapitel 7
2 Sam 7:1 Nun wohnte der König in seinem Haus, und der Herr hatte ihm Ruhe gegeben vor all seinen Gegnern ringsum.
2 Sam 7:2 Da sprach der König zum Propheten Natan: "Siehe, ich wohne in einem Zedernhaus; die Lade Gottes aber weilt unter einer Zeltdecke."
2 Sam 7:3 Natan entgegnete dem König: "Gehe hin und tue alles, was dir am Herzen liegt; denn der Herr ist mit dir!"
2 Sam 7:4 Doch noch in jener Nacht erging das Wort des Herrn an Natan:
2 Sam 7:5 "Auf, sprich zu meinem Knecht David: So spricht der Herr: Du willst mir also ein Haus bauen, damit ich darin wohne?
2 Sam 7:6 Ich habe ja doch seit dem Tage, da ich die Israeliten aus Ägypten herausführte, bis heute in keinem Hause gewohnt, sondern bin in einem Wohnzelt umhergewandert.
2 Sam 7:7 Redete ich denn in all der Zeit meines Herumwanderns unter allen Israeliten je ein Wort zu einem der Richter Israels, die ich als Hirten über mein Volk Israel bestellte: Warum baut ihr mir kein Haus aus Zedernholz?
2 Sam 7:8 Nun sprich zu meinem Knecht David: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe dich von der Weide hinter dem Kleinvieh weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel werdest.
2 Sam 7:9 Überall, wo du gingst, war ich mit dir; all deine Feinde habe ich vor deinem Antlitz vertilgt. Ich will dir einen bedeutenden Namen machen wie den Namen der Großen auf Erden.
2 Sam 7:10 Ich will meinem Volke Israel einen Platz zuweisen und es einpflanzen, daß es an seiner Stätte wohnen kann! Es soll nicht mehr zittern, und frevelhafte Menschen dürfen es nicht mehr bedrücken wie früher,
2 Sam 7:11 in der Zeit nämlich, da ich Richter über mein Volk Israel bestellt habe. Ruhe will ich dir vor deinen Feinden schenken. Der Herr verkündet dir, daß er, der Herr, dir ein Haus bauen wird.
2 Sam 7:12 Sind deine Tage erfüllt, und legst du dich zu deinen Vätern schlafen, dann werde ich deinen unmittelbaren Nachkommen, der aus deinem Leibe hervorgeht, aufstellen und sein Königtum bestätigen.
2 Sam 7:13 Er wird meinem Namen ein Haus bauen, und ich werde seinen Königsthron für immer befestigen.
2 Sam 7:14 Vater will ich ihm sein, und er soll mir Sohn sein! Deshalb werde ich ihn, wenn er sich verfehlt, nach Menschenart mit Ruten und Schlägen züchtigen.
2 Sam 7:15 Doch meine Huld werde ich ihm nicht entziehen, wie ich sie Saul entzogen habe, den ich vor dir entfernte.
2 Sam 7:16 Dein Haus und dein Königtum sollen immer vor mir bestehen; dein Thron soll für ewige Zeiten befestigt sein!"
2 Sam 7:17 Ganz nach diesen Worten und entsprechend diesem Gesicht redete Natan zu David.
2 Sam 7:18 Der König David ging hinein, ließ sich vor dem Herrn nieder und betete: "Wer bin ich, o Herr und Gott? Und was ist meine Familie, daß du mich bis hierher geführt hast?
2 Sam 7:19 Und selbst dies war noch zu wenig in deinen Augen, o Herr und Gott! Du hast dem Hause deines Knechtes auch für ferne Zukunft Verheißungen gegeben, und das geht über menschliche Forschung hinaus, o Herr und Gott!
2 Sam 7:20 Was soll David jetzt noch weiter zu dir sagen? Du kennst ja deinen Knecht, o Herr und Gott!
2 Sam 7:21 Deines Wortes wegen und nach deinem Herzen vollbrachtest du diese ganze Großtat, um deinen Knecht zu belohnen.
2 Sam 7:22 Daher bist du groß, o Herr und Gott! Denn keiner ist wie du, und es gibt keinen Gott außer dir, nach allem, was wir mit unsern Ohren gehört haben.
2 Sam 7:23 Und wo gibt es noch ein einziges Volk auf Erden wie dein Volk Israel, für das ein Gott hingegangen wäre, es sich zum Volk zu erkaufen und ihm einen Namen zu verschaffen, große und wunderbare Taten an ihm zu vollbringen? Vor deinem Volk, das du dir aus Ägypten erkauft hast, vertriebst du Völker und Götter.
2 Sam 7:24 Du hast dir dein Volk Israel für immer zum Volke bestimmt. Du, o Herr, bist ihnen zum Gott geworden.
2 Sam 7:25 Bestätige nun, Herr und Gott, das Wort, das du über deinen Knecht und sein Haus geredet hast, für immer! Tue, wie du gesagt hast!
2 Sam 7:26 Dann wird dein Name groß sein für immer, und man wird sprechen: "Der Herr der Heerscharen ist Gott über Israel!" Und das Haus deines Knechtes David wird vor deinem Antlitz gefestigt sein!
2 Sam 7:27 Denn du, Herr der Heerscharen, Israels Gott, hast ins Ohr deines Knechtes verheißen: "Ich werde dir ein Haus bauen." Daher fand dein Knecht auch den Mut, an dich dieses Gebet zu richten.
2 Sam 7:28 Und nun, o Herr und Gebieter, du bist Gott, und deine Worte sind Wahrheit. Du hast deinem Knecht diese vortreffliche Verheißung gegeben.
2 Sam 7:29 So lasse dich nun dazu bestimmen, das Haus deines Knechtes zu segnen, auf daß es immer vor deinem Angesichte bleibe! Denn du, o Herr, hast gesprochen, und durch deinen Segensspruch bleibt das Haus deines Knechtes für immer gesegnet."
2 Samuel Kapitel 8
2 Sam 8:1 Danach schlug David die Philister und unterwarf sie. Er entriß Gat und seine Tochterstädte der Hand der Philister.
2 Sam 8:2 Er schlug die Moabiter und maß sie mit der Schnur ab, wobei sie sich auf den Boden legen mußten. Je zwei Schnüre maß er über jene, die er tötete, und eine Schnur länger für jene, die er am Leben erhalten wollte. So wurden die Moabiter Davids Knechte und tributpflichtig.
2 Sam 8:3 Ferner überwältigte David Hadadeser, den Sohn des Rechob, den König von Zoba. Dieser war ausgezogen, um seine Macht am Euphrat wieder herzustellen.
2 Sam 8:4 David nahm von ihm 1 700 Wagenkämpfer und 20 000 Mann Fußvolk gefangen. Alle Wagenpferde ließ David lähmen; nur hundert Wagengespanne ließ er davon übrig.
2 Sam 8:5 Die Aramäer von Damaskus kamen dem König Hadadeser von Zoba zu Hilfe. David schlug von ihnen 22 000 Mann.
2 Sam 8:6 Er setzte im aramäischen Damaskus Vögte ein. Die Aramäer wurden Davids Knechte und tributpflichtig. Der Herr half David bei allen Kriegszügen.
2 Sam 8:7 David nahm auch die goldenen Rundschilde, die Hadadesers Leute hatten, und schaffte sie nach Jerusalem.
2 Sam 8:8 Aus Tebach und Berotaj, den Städten Hadadesers, erbeutete der König David Erz in großer Menge.
2 Sam 8:9 Als Toï, der König von Hamat, vernahm, daß David die gesamte Streitmacht Hadadesers geschlagen hatte,
2 Sam 8:10 sandte er seinen Sohn Hadoram zum König David, um ihn zu begrüßen und ihm Glück zu wünschen, daß er gegen Hadadeser gestritten und ihn geschlagen habe. - Toï stand nämlich mit Hadadeser auf Kriegsfuß. - Er brachte silberne, goldene und eherne Gefäße mit.
2 Sam 8:11 Auch sie weihte der König David dem Herrn samt dem Silber und dem Gold, das er von allen unterworfenen Völkern geweiht hatte,
2 Sam 8:12 nämlich von Edom, Moab, den Ammonitern, Philistern, Amalek und von der Beute Hadadesers, des Sohnes Rechobs, des Königs von Zoba.
2 Sam 8:13 So machte sich David einen Namen. Als er zurückkehrte, schlug er die Edomiter im Salztal, 18 000 Mann.
2 Sam 8:14 Er legte nach Edom eine Besatzung. So wurden alle Edomiter Davids Knechte. Der Herr half David bei allen seinen Unternehmungen.
2 Sam 8:15 David herrschte über ganz Israel und übte Recht und Gerechtigkeit an seinem gesamten Volke.
2 Sam 8:16 Joab, der Sohn der Zeruja, befehligte das Heer, Josaphat, der Sohn Achiluds, war Kanzler.
2 Sam 8:17 Zadok, der Sohn Achitubs, und Ebjatar, der Sohn des Achimelech, waren Priester. Schuscha war Staatsschreiber.
2 Sam 8:18 Benaja, der Sohn Jehojadas, hatte den Oberbefehl über die Kreter und Peleter (Leibwache). Die Söhne Davids aber waren Priester.
2 Samuel Kapitel 9
2 Sam 9:1 David stellte die Frage: "Ist noch jemand da, der vom Hause Saul übrigblieb? Ich will an ihm liebevoll handeln um Jonatans willen."
2 Sam 9:2 Nun war vom Hause Saul noch ein Knecht namens Ziba da. Diesen rief man zu David, und der König fragte ihn: "Bist du Zia?" Er entgegnete: "Ja, dein Knecht bin ich."
2 Sam 9:3 Der König fragte weiter: "Ist vom Hause Saul noch jemand da? Ich will ihm Gottes Barmherzigkeit erweisen!" Ziba erwiderte dem König: "Es ist noch ein Sohn Jonatans da, der an beiden Beinen gelähmt ist."
2 Sam 9:4 Da fragte ihn der König: "Wo ist er?" Ziba erwiderte: "Er befindet sich im Hause Machirs, des Sohnes Ammiels, in Lodebar."
2 Sam 9:5 Der König David sandte hin und ließ ihn aus dem Hause des Machir, des Sohnes Ammiels, aus Lodebar holen.
2 Sam 9:6 Meribbaal, der Sohn Jonatans, des Sohnes Sauls, kam zu David. Er fiel auf sein Antlitz nieder und brachte seine Huldigung dar. David aber sprach: "Meribbaal!" Der aber entgegnete: "Dein Knecht ist hier."
2 Sam 9:7 David sprach zu ihm: "Fürchte dich nicht! Ich will Barmherzigkeit an dir üben um deines Vaters Jonatan willen. Ich will dir den ganzen Grundbesitz deines Großvaters Saul wiedererstatten. Du sollst ständig an meinem Tische speisen!"
2 Sam 9:8 Jener verneigte sich vor ihm und sprach: "Was ist denn dein Knecht, daß du dein Antlitz einem toten Hund zuwendest, wie ich es bin?"
2 Sam 9:9 Da rief der König Ziba, den Diener Sauls, und sprach zu ihm: "Alles, was Saul und seiner ganzen Familie gehört hat, will ich dem Sohn deines Herrn schenken.
2 Sam 9:10 Du mit deinen Söhnen und Knechten sollst ihm den Boden bearbeiten und das Getreide ernten, damit die Familie deines Herrn Brot zu essen habe. Meribbaal aber, der Sohn deines Herrn, wird sich beständig an meinem Tisch nähren." Ziba hatte fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte.
2 Sam 9:11 Ziba entgegnete dem König: "Ganz, wie mein Herr, der König, seinem Knecht anordnet, will ich tun." Meribbaal speiste an Davids Tisch wie einer von des Königs Söhnen.
2 Sam 9:12 Meribbaal hatte einen kleinen Sohn mit Namen Micha. Alle Insassen des Hauses Ziba waren zugleich Knechte Meribbaals.
2 Sam 9:13 Meribbaal wohnte in Jerusalem, weil er ständig an des Königs Tisch speisen durfte. Er war gelähmt an beiden Füßen.
2 Samuel Kapitel 10
2 Sam 10:1 Danach begab es sich, daß Nachasch, der Ammoniterkönig, starb und sein Sohn Chanun an seiner Stelle König wurde.
2 Sam 10:2 David überlegte: "Ich will mich freundlich gegen Chanun, den Sohn des Nachasch, betragen, wie sein Vater gegen mich freundlich war." Daher sandte David hin und ließ ihm durch seine Diener zum Verlust seines Vaters sein Beileid aussprechen. Die Diener Davids kamen also in das Ammoniterland.
2 Sam 10:3 Da sprachen die Ammoniterfürsten zu ihrem Herrn Chanun: "Wenn David Trostboten zu dir gesandt hat, bedeutet das etwa, daß er deinem Vater vor dir Ehre erweisen will? Sandte er nicht deswegen seine Diener zu dir, die Stadt zu erforschen, auszukundschaften und sie von Grund auf zu zerstören?"
2 Sam 10:4 Da ließ Chanun die Diener Davids ergreifen, ihnen den Bart zur Hälfte abscheren und ihre Kleider zur Hälfte bis zum Gesäß abschneiden. Dann ließ er sie gehen.
2 Sam 10:5 Man meldete dies dem David. Er sandte ihnen entgegen; denn die Männer fühlten sich sehr beschämt. Er befahl: "Bleibt in Jericho, bis euer Bart wieder gewachsen ist, dann erst kehrt heim!"
2 Sam 10:6 Die Ammoniter merkten, daß sie bei David sich verhaßt gemacht hatten. Sie sandten also hin und warben die Aramäer von Bet-Rechob und die Aramäer von Zoba mit 20 000 Mann Fußvolk, ferner den König von Maacha mit 1 000 Mann und die Einwohner von Tob mit 12 000 Mann an.
2 Sam 10:7 David hörte davon und sandte Joab mit dem ganzen Heer von Kriegshelden.
2 Sam 10:8 Die Ammoniter rückten vor und ordneten ihre Schlachtreihen am Eingang der Stadt. Die Aramäer von Zoba und Rechob sowie die Männer von Tob und Maacha standen abgesondert auf freiem Feld.
2 Sam 10:9 Joab erkannte, daß ihm von vorn und vom Rücken die Kriegsfront drohte. Er traf also eine Auswahl aus allen Kerntruppen Israels und richtete gegen Aram die Schlachtreihen aus.
2 Sam 10:10 Die übrigen Kriegsleute übergab er seinem Bruder Abischaj, und dieser trat den Ammonitern entgegen.
2 Sam 10:11 Joab sprach: "Sind die Aramäer stärker als ich, so komme du mir zu Hilfe! Sind aber die Ammoniter stärker als du, so eile ich herbei und komme dir zu Hilfe.
2 Sam 10:12 Sei tapfer! Wir müssen stark sein für unser Volk und für die Städte unseres Gottes. Der Herr aber tue, was ihm wohlgefällt!"
2 Sam 10:13 Joab und seine Leute gingen zum Angriff gegen die Aramäer über, und diese flohen vor ihm.
2 Sam 10:14 Die Ammoniter merkten, daß Aram floh. Sie ergriffen also vor Abischaj die Flucht und zogen sich in die Stadt zurück. Dann ließ Joab von den Ammonitern ab und kam nach Jerusalem.
2 Sam 10:15 Die Aramäer sahen, daß ihnen von Israel eine Niederlage beigebracht war. Trotzdem sammelten sie sich wiederum.
2 Sam 10:16 Hadadeser sandte hin und führte die Aramäer jenseits des Euphratstromes zum Kampf heran. Sie kamen nach Helam; Schobak, der Feldherr des Hadadeser, befehligte sie.
2 Sam 10:17 Dies wurde David gemeldet. Daher bot er ganz Israel auf, überschritt den Jordan und kam nach Helam. Die Aramäer traten David gegenüber und kämpften mit ihm.
2 Sam 10:18 Doch sie mußten vor Israel fliehen. David vernichtete von Aram siebenhundert Wagengespanne und 40 000 Mann; auch ihren Feldherrn Schobak verwundete er so schwer, daß er an Ort und Stelle starb.
2 Sam 10:19 Alle Könige, die Hadadeser untertan waren, merkten, daß sie von Israel besiegt waren. Sie schlossen mit Israel Frieden und unterwarfen sich ihm. Die Aramäer aber fürchteten sich, den Ammonitern weiterhin zu helfen.
2 Samuel Kapitel 11
2 Sam 11:1 Um die Jahreswende, zur Zeit, da die Könige in den Krieg zu ziehen pflegen, sandte David den Joab mit seinen Leuten und ganz Israel aus. Man verheerte das Land der Ammoniter und belagerte Rabba. David selbst blieb in Jerusalem.
2 Sam 11:2 Eines Abends stand David von seinem Lager auf und lustwandelte auf dem Dach des Königspalastes. Da sah er vom Dach aus eine badende Frau von überaus schöner Gestalt.
2 Sam 11:3 David sandte hin und erkundigte sich nach der Frau. Man meldete ihm: "Das ist Batseba, die Tochter Eliams, die Frau des Hethiters Uria."
2 Sam 11:4 David schickte Boten hin und ließ sie holen. Sie kam zu ihm, und er wohnte ihr bei. Sie reinigte sich dann von ihrer Unreinheit und kehrte in ihr Haus zurück.
2 Sam 11:5 Die Frau hatte empfangen und ließ David melden: "Ich bin schwanger."
2 Sam 11:6 David sandte zu Joab: "Schicke mir den Hethiter Uria!" Und Joab entsandte den Uria zu David.
2 Sam 11:7 Uria kam, und David fragte ihn nach dem Wohlbefinden Joabs, dem Ergehen der Kriegsleute und dem Stand des Krieges.
2 Sam 11:8 David befahl Uria: "Gehe hinab in dein Haus und wasche dir die Füße!" Uria verließ das Haus des Königs; ein Geschenk des Königs folgte hinterdrein.
2 Sam 11:9 Doch Uria schlief am Toreingang zum Königshause mit allen Untergebenen seines Herrn und ging nicht in sein Haus hinab.
2 Sam 11:10 Man meldete David: "Uria ist nicht in sein Haus gegangen." Da fragte David den Uria: "Kommst du denn nicht von einem Feldzug? Warum gehst du nicht in dein Haus?"
2 Sam 11:11 Uria gab David zur Antwort: "Die Lade sowie Israel und Juda wohnen in Zelten; mein Gebieter Joab lagert mit den Soldaten meines Herrn auf freiem Felde. Ich aber soll in mein Haus gehen, essen, trinken und bei meiner Frau schlafen? So wahr du lebst, und so wahr deine Seele lebt, niemals werde ich das tun!"
2 Sam 11:12 David entgegnete Uria: "Bleibe auch heute noch hier! Morgen entsende ich dich wieder." Uria blieb also an jenem Tag in Jerusalem und auch am nächstfolgenden.
2 Sam 11:13 David lud ihn ein, mit ihm zu essen und zu trinken, und er machte ihn berauscht. Doch er ging am Abend wieder hinaus und schlief auf seinem Lager bei den Untergebenen seines Herrn. In sein Haus ging er nicht.
2 Sam 11:14 Am nächsten Morgen schrieb David einen Brief an Joab und ließ ihn durch Uria überbringen.
2 Sam 11:15 Im Brief stand zu lesen: "Stellt den Uria an die heftigste Stelle des Kampfes ganz vorne hin! Zieht euch dann von ihm zurück, denn er soll getroffen werden und sterben!"
2 Sam 11:16 Während nun Joab die Stadt belagerte, stellte er Uria dahin, wo er starke Gegner wußte.
2 Sam 11:17 Die Männer der Stadt machten einen Ausfall, um mit Joab zu kämpfen. Manch einer vom Kriegsvolk Davids fand den Tod. Auch der Hethiter Uria kam dabei ums Leben.
2 Sam 11:18 Joab sandte hin, um David die Geschehnisse des Kampfes zu melden.
2 Sam 11:19 Er gab dem Boten den Auftrag: "Wenn du dem König alle Kampfereignisse geschildert hast,
2 Sam 11:20 und wenn dann sein Zorn auflodert und er dich fragt: "Warum seid ihr denn so nahe an die Stadt herangerückt, um zu kämpfen? Habt ihr nicht gewußt, daß man von der Mauer herabschießt?
2 Sam 11:21 Wer hat denn Abimelech, den Sohn Jerubbaals erschlagen? Hat nicht ein Weib den oberen Teil der steinernen Handmühle von der Mauer auf ihn herabgeworfen, so daß er in Tebez starb? Warum seid ihr denn so nahe an die Mauer herangetreten?", dann sage nur: "Auch dein Knecht, der Hethiter Uria, ist tot.""
2 Sam 11:22 Der Bote zog ab, kam zu David und meldete ihm alles, was Joab aufgetragen hatte.
2 Sam 11:23 Es sprach der Bote zu David: "Die Feinde waren stärker als wir. Sie drangen gegen uns auf das freie Feld vor, wir mußten sie bis zum Stadttor zurückdrängen.
2 Sam 11:24 Doch die Bogenschützen schossen von der Mauer herab auf deine Knechte. Von den Knechten des Königs fanden einige den Tod. Auch dein Knecht, der Hethiter Uria, kam um."
2 Sam 11:25 David entgegnete dem Boten: "Sage zu Joab: "Gräme dich nicht um diese Angelegenheit; denn das Kriegsschwert frißt bald hier, bald dort. Führe tapfer deinen Krieg gegen die Stadt und zerstöre sie!" Stärke also seinen Mut!"
2 Sam 11:26 Als Urias Frau vernahm, daß ihr Mann tot sei, hielt sie um ihren Eheherrn die Totenklage.
2 Sam 11:27 Nachdem die Trauerzeit vorübergegangen war, sandte David hin und ließ sie in sein Haus bringen. Sie wurde seine Frau und gebar ihm einen Sohn. Doch dem Herrn mißfiel, was David getan hatte.
2 Samuel Kapitel 12
2 Sam 12:1 Der Herr entsandte Natan zu David. Dieser ging hin und verkündete ihm: "Zwei Männer waren in einer Stadt, der eine reich, der andere arm.
2 Sam 12:2 Der Reiche hatte Schafe und Rinder in großer Menge.
2 Sam 12:3 Der Arme hatte nichts als ein einziges Lamm, das er gekauft und aufgezogen hatte. Bei ihm und seinen Kindern wuchs es heran. Es aß von seinen Bissen, trank aus seinem Becher und schlief auf seinem Schoße. Es war ihm wie eine Tochter.
2 Sam 12:4 Da bekam eines Tages der Reiche Besuch. Es tat ihm leid, von seinen eigenen Schafen oder Rindern eines zu nehmen und es dem Wanderer, der zu ihm gekommen war, zu bereiten. So nahm er das Lamm des armen Mannes und richtete es für seinen Gast zu."
2 Sam 12:5 David geriet in heftigen Zorn über jenen Mann und sagte zu Natan: "So wahr der Herr lebt! Der Mann, der das getan hat, ist ein Kind des Todes!
2 Sam 12:6 Das Lamm soll er vierfach erstatten zur Vergeltung dafür, daß er dieses getan und kein Mitleid empfunden hat."
2 Sam 12:7 Da sprach Natan zu David: "Du bist der Mann! So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich zum König über Israel gesalbt, und ich habe dich aus der Hand Sauls gerettet.
2 Sam 12:8 Ich gab dir das Haus deines Herrn und die Frauen deines Herrn in deinen Schoß. Ich gab dir das Haus Israel und Juda. Ist das noch zu wenig, so könnte ich noch mehr hinzufügen.
2 Sam 12:9 Warum hast du das Wort des Herrn mißachtet und das getan, was böse ist in seinen Augen? Den Hethiter Uria hast du mit dem Schwerte getötet und sein Weib zu deiner Frau gemacht. Ihn hast du ermordet durch das Schwert der Ammoniter.
2 Sam 12:10 Nun aber wird das Schwert von deinem Hause nimmer weichen, weil du mich mißachtet und dich am Weib des Hethiters Uria vergriffen hast, damit sie deine Frau würde.
2 Sam 12:11 So spricht der Herr: Aus deinem eigenen Hause lasse ich Unheil über dich erstehen! Wegnehmen werde ich deine Frauen vor deinen Augen und sie einem anderen geben, der mit deinen Frauen bei hellem Sonnenschein schlafen wird.
2 Sam 12:12 Heimlich hast du das getan; ich aber werde diese Drohung vor ganz Israel und im Angesicht der Sonne verwirklichen."
2 Sam 12:13 Da sprach David zu Natan: "Ich habe gegen den Herrn gesündigt." Natan entgegnete: "Gut, der Herr vergibt dir deine Sünde. Du wirst nicht sterben.
2 Sam 12:14 Weil du aber den Herrn durch diesen Frevel offen verhöhnt hast, muß der Sohn, der dir geboren wird, des Todes sterben."
2 Sam 12:15 Natan ging in sein Haus. Der Herr aber schlug das Kind, das Urias Frau dem David geboren hatte, daß es auf den Tod erkrankte.
2 Sam 12:16 David suchte Gott um des Knaben willen auf; er fastete, schloß sich ein und lag die Nacht über am Boden.
2 Sam 12:17 Die Würdenträger seines Hofes versuchten, ihn vom Erdboden aufzurichten. Er aber weigerte sich und nahm keine Speise mehr mit ihnen zu sich.
2 Sam 12:18 Am siebten Tag starb das Kind. Die Bediensteten Davids fürchteten sich, ihm mitzuteilen, daß es tot sei. Sie dachten nämlich: "Solange das Kind lebte, haben wir ihm zugeredet, aber er beachtete uns nicht. Wie können wir ihm sagen: Das Kind ist tot? Er könnte ein Unheil anrichten!"
2 Sam 12:19 David aber merkte, daß seine Bediensteten flüsterten. Er erkannte, daß das Kind gestorben war. Daher fragte er seine Umgebung: "Ist das Kind tot?" Sie antworteten: "Ja, tot."
2 Sam 12:20 David erhob sich nun von der Erde, wusch und salbte sich. Er wechselte seine Kleider und ging in das Haus des Herrn, um anzubeten. Dann ging er heim, ließ sich Speise auftragen und begann zu essen.
2 Sam 12:21 Da fragten ihn seine Diener: "Was bedeutet dieses Verhalten, das du an den Tag legst? Um des lebenden Kindes willen hast du gefastet und geweint; da das Kind aber tot ist, stehst du auf und ißt!"
2 Sam 12:22 Er entgegnete: "Solange das Kind noch lebte, habe ich gefastet und geweint, weil ich mir dachte: Vielleicht wird sich der Herr doch noch meiner erbarmen und das Kind am Leben erhalten.
2 Sam 12:23 Nun aber ist es tot. Wozu soll ich noch fasten? Kann ich es wieder zurückholen? Nein, ich werde zu ihm gehen. Das Kind aber kehrt zu mir nicht wieder zurück."
2 Sam 12:24 David beruhigte seine Frau Batseba, ging zu ihr und verkehrte mit ihr. Sie gebar einen Sohn, den er Salomo nannte. Der Herr liebte ihn,
2 Sam 12:25 und er sandte als Boten den Propheten Natan, der ihm den Namen Jedidjah ("Geliebter des Herrn") gab, im Hinblick auf den Herrn.
2 Sam 12:26 Joab kämpfte gegen Rabba, die Hauptstadt der Ammoniter. Er hatte bereits die Königsstadt eingenommen.
2 Sam 12:27 Da sandte er Boten zu David und ließ berichten: "Ich habe gegen Rabba gekämpft und auch die Wasserstadt erobert.
2 Sam 12:28 Biete nun den Rest des Kriegsvolkes auf; belagere die Stadt und nimm sie ein, damit nicht ich die Stadt erobere und mein Name über ihr ausgerufen wird!"
2 Sam 12:29 David bot das ganze Kriegsvolk auf, zog gegen Rabba und eroberte es im Kampf.
2 Sam 12:30 Er nahm dem Milkom die Krone vom Haupt. Sie war von Gold, ein Talent schwer; an ihr prangte ein wertvoller Edelstein, der später auf Davids Haupt kam. Überaus reiche Beute brachte er aus der Stadt weg.
2 Sam 12:31 Ihre Bevölkerung führte er fort und stellte sie an die Steinsägen, Eisengeräte, eisernen Äxte und ließ sie in Ziegeleien arbeiten. So verfuhr er mit allen Städten der Ammoniter. Danach kehrte David mit dem gesamten Kriegsvolk nach JerusaIem zurück.
2 Samuel Kapitel 13
2 Sam 13:1 Hierauf ereignete sich folgendes: Absalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester namens Tamar. Amnon, der Sohn Davids, verliebte sich in sie.
2 Sam 13:2 Amnon quälte sich wegen seiner Schwester Tamar so, daß er krank wurde. Sie war Jungfrau, und es erschien ihm unmöglich, ihr etwas anzutun.
2 Sam 13:3 Amnon hatte einen Freund namens Jonadab, einen Sohn des Schima, des Bruders Davids. Jonadab war ein recht verschlagener Mann.
2 Sam 13:4 Er fragte ihn: "Warum bist du, Sohn meines Königs, an jedem Morgen so elend? Willst du es mir nicht erzählen?" Amnon antwortete ihm: "Ich liebe Tamar, die Schwester meines Bruders Absalom."
2 Sam 13:5 Da sprach Jonadab zu ihm: "Lege dich in dein Bett und stelle dich krank! Kommt dann dein Vater, dich zu besuchen, so sprich zu ihm: Laß meine Schwester Tamar kommen und mir Krankenkost verabreichen! Sie bereite aber das Essen vor meinen Augen zu, daß ich es sehen kann und von ihr das Essen erhalte."
2 Sam 13:6 Amnon legte sich nieder und stellte sich krank. Als der König kam, um ihn zu besuchen, bat ihn Amnon: "Möge doch meine Schwester Tamar kommen und vor meinen Augen einige Herzkuchen backen, daß ich sie aus ihrer Hand als Krankenkost essen kann!"
2 Sam 13:7 David sandte heim zu Tamar und ließ ihr sagen: "Komm doch in das Haus deines Bruders Amnon und richte ihm das Essen zu!"
2 Sam 13:8 Tamar begab sich in das Haus ihres Bruders Amnon, der im Bett lag. Sie nahm den Mehlteig, knetete ihn, formte vor seinen Augen Herzkuchen und buk sie.
2 Sam 13:9 Sie nahm die Pfanne und trug ihm auf. Aber er weigerte sich zu essen und befahl: "Alle sollen von mir fortgehen!" Da gingen alle hinaus.
2 Sam 13:10 Amnon sprach zu Tamar: "Bringe die Krankenkost in das Innengemach! Ich will sie aus deiner Hand einnehmen!" Tamar nahm die zubereiteten Herzkuchen und brachte sie ihrem Bruder Amnon in das innere Gemach.
2 Sam 13:11 Sie verabreichte ihm das Essen. Er aber ergriff sie und sprach zu ihr: "Komm, lege dich zu mir, meine Schwester!"
2 Sam 13:12 Sie aber entgegnete ihm: "Nicht doch, mein Bruder! Vergewaltige mich nicht; denn solches darf man in Israel nicht tun! Verübe doch nicht diese Torheit!
2 Sam 13:13 Wo sollte ich mit meiner Schande hin? Du aber wärest wie einer der Toren in Israel. Rede jetzt mit dem König! Er wird mich dir nicht abschlagen."
2 Sam 13:14 Er aber wollte nicht auf sie hören, griff nach ihr, schändete sie und wohnte ihr bei.
2 Sam 13:15 Amnon faßte danach einen furchtbaren Haß gegen sie, der größer war als die Liebe, die er zu ihr hatte. Er befahl ihr: "Stehe auf und verschwinde!"
2 Sam 13:16 Doch sie warf ihm vor: "Nein, mein Bruder! Denn größer wäre dieses Unrecht als das andere, das du mir angetan hast, wenn du mich einfach fortschicken wolltest!" Er aber wollte nicht auf sie hören.
2 Sam 13:17 Er rief nach seinem Burschen, der ihn bediente, und sprach: "Schafft diese fort von mir, hinaus, und bindet die Türe hinter ihr zu!"
2 Sam 13:18 Sie trug ein langes Ärmelkleid; denn in solche Gewänder kleideten sich seit jeher Königstöchter, die noch Jungfrauen waren. Sein Diener brachte sie hinaus und band die Türe hinter ihr zu.
2 Sam 13:19 Tamar streute Asche auf ihr Haupt, zerriß das Ärmelkleid, das sie trug, legte ihre Hände auf den Kopf und ging unter Wehklagen fort.
2 Sam 13:20 Da fragte sie ihr Bruder Absalom: "War dein Bruder Amnon bei dir? Nun denn, meine Schwester, schweige still! Er ist ja dein Bruder. Gräme dich nicht um das, was geschehen ist!" Tamar blieb zurückgezogen im Hause ihres Bruders Absalom.
2 Sam 13:21 Der König David vernahm von all diesen Dingen und wurde sehr zornig.
2 Sam 13:22 Absalom sprach mit Amnon kein Wort mehr, weder im bösen noch im guten Sinn; denn er haßte Amnon, weil er seine Schwester Tamar entehrt hatte.
2 Sam 13:23 Zwei Jahre später hielt Absalom in Baal-Chazor bei Ephraim Schafschur. Absalom lud alle königlichen Prinzen dazu ein.
2 Sam 13:24 Er begab sich zum König und sprach: "Siehe, dein Knecht hält Schafschur. Möge doch der König mit seinen Dienern deinen Knecht begleiten!"
2 Sam 13:25 Der König erwiderte Absalom: "Nein, mein Sohn! Wir können doch nicht alle kommen; wir fallen dir sonst zur Last." Auch als er ihn dringend bat, wollte er nicht mitgehen, sondern verabschiedete sich von ihm.
2 Sam 13:26 Absalom sprach darauf: "Darf nicht wenigstens mein Bruder Amnon mitkommen?" Der König erwiderte: "Wozu soll er denn mit dir gehen?"
2 Sam 13:27 Absalom jedoch bestand darauf; da ließ jener Amnon und alle königlichen Prinzen mit ihm ziehen.
2 Sam 13:28 Absalom erteilte seinen Knechten den Befehl: "Paßt auf! Wenn Amnon durch den Wein lustig wird und ich euch sage: "Schlagt Amnon nieder!", dann tötet ihn! Habt keine Furcht! Ich bin es ja, der euch den Befehl gegeben hat. Seid mutig und tapfer!"
2 Sam 13:29 Die Knechte Absaloms taten an Amnon, wie Absalom angeordnet hatte. Alle königlichen Prinzen sprangen auf, setzten sich auf ihre Maultiere und flohen.
2 Sam 13:30 Sie waren noch unterwegs, da drang das Gerücht schon zu David: "Absalom hat alle königlichen Prinzen erschlagen, nicht einer von ihnen blieb übrig."
2 Sam 13:31 Der König erhob sich, zerriß seine Kleider und warf sich zu Boden nieder. Auch alle seine Diener standen um ihn mit zerrissenen Kleidern.
2 Sam 13:32 Doch Jonadab, der Sohn Schimas, des Bruders Davids, ergriff das Wort und sprach: "Mein Herr soll nicht meinen, man habe alle jungen Prinzen ermordet! Amnon allein wird tot sein; denn in Absaloms Absicht hat das gelegen seit dem Tage, da jener seine Schwester Tamar vergewaltigt hatte.
2 Sam 13:33 Mein Herr und König möge sich also das Herz nicht schwer machen mit dem Gedanken, es seien alle königlichen Prinzen ermordet worden; nur Amnon allein wird tot sein!"
2 Sam 13:34 Absalom aber ergriff die Flucht. Der Diener, der ausspähte, erhob seine Augen und sah eine Reihe von Leuten auf dem Wege von Choronajim am Bergabhang einherkommen.
2 Sam 13:35 Jonadab sprach zum König: "Siehe, die königlichen Prinzen kommen! Wie dein Knecht gesagt hat, so ist es!"
2 Sam 13:36 Kaum hatte er zu Ende geredet, als die königlichen Prinzen eintrafen. Sie weinten mit lauter Stimme, und auch der König und seine ganze Umgebung brachen in ein heftiges Weinen aus.
2 Sam 13:37 Absalom aber floh und ging zu Talmaj, dem Sohn Ammichurs, des Königs von Geschur. Der König trauerte um seinen Sohn die ganze Zeit.
2 Sam 13:38 Absalom also war geflohen und nach Geschur gegangen; er blieb dort drei Jahre.
2 Sam 13:39 Des Königs Gesinnung ließ aber allmählich davon ab, gegen Absalom zu hadern, da er sich mit dem Tod des Amnon abfand.
2 Samuel Kapitel 14
2 Sam 14:1 Joab, der Sohn Zerujas, erkannte, daß des Königs Herz sich Absalom wieder zuwandte.
2 Sam 14:2 Joab sandte nach Tekoa und ließ von dort eine kluge Frau kommen. Er sprach zu ihr: "Täusche Trauer vor, ziehe Trauerkleider an, salbe dich nicht mit Öl und benimm dich wie eine Frau, die sich schon seit langem um einen Toten grämt!
2 Sam 14:3 Dann gehe zum König und sprich mit ihm so und so!" Joab legte ihr, was sie reden sollte, in den Mund.
2 Sam 14:4 Die Frau aus Tekoa kam zum König, warf sich auf ihr Antlitz nieder, huldigte ihm und sprach: "Hilf mir, o König!"
2 Sam 14:5 Der König fragte sie: "Was ist dir?" Sie antwortete: "O weh, ich bin eine Witwe, mein Mann starb.
2 Sam 14:6 Deine Magd hatte zwei Söhne. Beide gerieten auf dem Feld in Streit. Niemand war da, der sie getrennt hätte, so daß der eine den anderen niederschlug und tötete.
2 Sam 14:7 Da trat die ganze Sippe gegen deine Magd auf und verlangte: "Gib den Brudermörder heraus, wir wollen ihn töten für das Leben seines Bruders, den er ermordet hat, und auch den Erben ausrotten!" So wollen sie den Funken, der mir noch übrig ist, auslöschen, so daß meinem Mann weder Name noch Nachkomme auf dem Erdboden bleibt."
2 Sam 14:8 Der König erwiderte: "Gehe heim! Ich werde in deinem Sinne Befehle erteilen."
2 Sam 14:9 Die Frau aus Tekoa antwortete dem König: "Auf mir, mein Herr und König, wird aber die Schuld lasten bleiben und auch auf meiner Familie, während der König und sein Thron keine Verantwortung haben."
2 Sam 14:10 Der König entschied: "Redet jemand wider dich, so bringe ihn her zu mir! Er wird dich dann nicht mehr belästigen."
2 Sam 14:11 Sie sprach: "Möge der König doch den Herrn, deinen Gott, eidlich anrufen, daß der Bluträcher nicht noch mehr Unheil anrichten und daß man meinen Sohn nicht ausrotten darf!" Er antwortete: "So wahr der Herr lebt, auf keinen Fall soll auch nur ein Haar deines Sohnes zu Boden fallen!"
2 Sam 14:12 Die Frau fuhr fort: "Dürfte deine Magd zu meinem Gebieter, dem König, ein Wort reden?" Er erwiderte: "Sprich!"
2 Sam 14:13 Die Frau begann zu reden: "Warum sinnst du denn ganz so Ähnliches gegen das Volk Gottes? Dadurch, daß der König ein solches Urteil ausspricht, erklärt er sich selbst schuldig, wenn er seinen Verstoßenen nicht zurückholt.
2 Sam 14:14 Wir müssen alle sterben. Dem Wasser gleichen wir, das zur Erde gegossen wird und nicht gesammelt werden kann. Gott aber rafft kein Leben hinweg, sondern es ist sein Wunsch, daß ein Verstoßener nicht von ihm verstoßen bleibe.
2 Sam 14:15 Jedoch, daß ich gekommen bin, um mit meinem Herrn und König über jenes Anliegen zu reden, liegt darin begründet, daß die Leute mich ängstigten. Deine Magd sagte sich: Ich will mit dem König reden. Vielleicht handelt der König nach der Bitte seiner Magd.
2 Sam 14:16 Denn der König wird mir Gehör schenken und seine Magd aus der Hand des Mannes befreien, der danach trachtet, mich und meinen Sohn zugleich aus dem Erbe Gottes auszurotten.
2 Sam 14:17 Deine Magd dachte sich: Das Wort meines Herrn und Königs wird mir zur Beruhigung dienen; denn mein Herr und König ist wie der Engel Gottes, der Gutes und Böses zu beurteilen weiß. Der Herr, dein Gott, sei mit dir!"
2 Sam 14:18 Nun begann der König und sprach: "Verheimliche mir nichts, um was ich dich frage!" Die Frau erwiderte: "Mein Herr und König rede!"
2 Sam 14:19 Der König fragte: "Hat bei all dem Joab seine Hand im Spiel?" Die Frau antwortete und sprach: "So wahr du lebst, mein Herr und König, es ist unmöglich, bei all dem, was mein Herr und König fragt, nach rechts oder links auszuweichen! Ja, dein Knecht Joab war es, der mir den Auftrag gegeben, und er hat deiner Magd alle jene Worte in den Mund gelegt.
2 Sam 14:20 Um der Sache ein anderes Gesicht zu geben, hat dein Knecht Joab dies getan. Doch mein Herr ist weise wie der Engel Gottes. Er weiß alles, was im Lande geschieht."
2 Sam 14:21 Da sprach der König zu Joab: "Höre, ich will diese Bitte erfüllen. Gehe hin und hole den jungen Absalom heim!"
2 Sam 14:22 Joab warf sich auf sein Angesicht zur Erde nieder, huldigte und wünschte dem König Segen. Joab rief aus: "Heute erkennt dein Knecht, daß ich Huld bei dir, meinem Herrn und König, gefunden habe; denn der König hat den Wunsch seines Knechtes erfüllt."
2 Sam 14:23 Joab machte sich nun auf den Weg nach Geschur und brachte Absalom nach Jerusalem zurück.
2 Sam 14:24 Der König befahl: "Mag er sich in sein Haus begeben, mein Antlitz wird er nicht sehen!" Da begab sich Absalom in sein Haus, aber des Königs Antlitz durfte er nicht schauen.
2 Sam 14:25 Einen Mann, der so schön, so rühmenswert war wie Absalom, gab es in ganz Israel nicht wieder. Vom Scheitel bis zur Sohle war kein Fehl an ihm.
2 Sam 14:26 Ließ er sein Haupthaar scheren - er mußte es in bestimmten Zeitabständen scheren lassen, weil es ihm sonst zu beschwerlich wurde -, dann wog es zweihundert Sekel nach königlichem Gewicht.
2 Sam 14:27 Dem Absalom wurden drei Söhne und eine Tochter namens Tamar geboren. Diese wurde eine Frau von schönem Aussehen.
2 Sam 14:28 Absalom blieb zwei Jahre in Jerusalem, ohne das Antlitz des Königs zu sehen.
2 Sam 14:29 Daher schickte Absalom nach Joab, um ihn zum König zu senden. Doch dieser wollte nicht zu ihm kommen. Er schickte zum zweitenmal hin; doch er wollte nicht kommen.
2 Sam 14:30 Daher sprach er zu seinen Knechten: "Seht, Joab besitzt ein Ackergelände neben dem meinigen und hat es mit Gerste bestellt. Geht hin und steckt es in Brand!" Absaloms Knechte zündeten das Feld an.
2 Sam 14:31 Da machte sich Joab auf den Weg zu Absalom, ging in sein Haus und warf ihm vor: "Warum haben deine Knechte meinen Acker verbrannt?"
2 Sam 14:32 Absalom entgegnete ihm: "Nun, ich habe zu dir gesandt und ließ sagen: "Komm her, ich will dich zum König senden mit der Frage: Warum bin ich eigentlich aus Geschur zurückgekommen? Es wäre für mich ja besser, wenn ich noch dort wäre." Jetzt will ich vor dem König erscheinen! Lastet eine Schuld auf mir, so mag er mich töten."
2 Sam 14:33 Joab ging zum König und trug es ihm vor. Er ließ Absalom rufen. Dieser kam zum König und huldigte ihm, das Antlitz vor dem König zur Erde geneigt. Der König küßte Absalom.
2 Samuel Kapitel 15
2 Sam 15:1 Danach ereignete sich folgendes: Absalom verschaffte sich Wagen und Pferde und fünfzig Leute, die vor ihm herlaufen sollten.
2 Sam 15:2 Des Morgens in der Frühe stellte sich Absalom an den Torweg. Hatte jemand einen Streit, und wandte er sich an den König zur Entscheidung, so sprach Absalom ihn an und fragte: "Aus welcher Stadt bist du?" Der entgegnete: "Dein Knecht kommt aus dem und dem Stamm Israels."
2 Sam 15:3 Darauf sagte Absalom zu ihm: "Siehe, deine Angelegenheit ist gut und in Ordnung. Doch beim König gibt es niemand, der auf dich hört."
2 Sam 15:4 Absalom sprach: "Würde man doch mich zum Richter im Lande bestellen! Jedermann sollte zu mir kommen dürfen, der Streit hat und eine Entscheidung braucht. Ich würde ihm zum Recht verhelfen!"
2 Sam 15:5 Trat dann jemand an ihn heran, um ihm zu huldigen, so streckte er seine Hand aus, umarmte und küßte ihn.
2 Sam 15:6 Nach dieser Art und Weise machte es Absalom mit allen Israeliten, die um eines Rechtsentscheides willen zum König gehen wollten. So stahl sich Absalom die Herzen der Israeliten.
2 Sam 15:7 Nach Ablauf von vier Jahren sprach Absalom zum König: "Ich will hingehen und in Hebron mein Gelübde erfüllen, das ich dem Herrn gelobt habe!
2 Sam 15:8 Dein Knecht tat nämlich, als er zu Geschur in Aram sich aufhielt, das Gelübde: Führt der Herr mich nach Jerusalem heim, dann will ich ihm eine Opferfeier halten."
2 Sam 15:9 Der König entgegnete: "Ziehe hin in Frieden!" Da machte er sich auf den Weg nach Hebron.
2 Sam 15:10 Absalom hatte Kundschafter in alle Stämme Israels gesandt und den Auftrag gegeben: "Wenn ihr Posaunengeschmetter hört, so ruft: König ist Absalom in Hebron!"
2 Sam 15:11 Mit Absalom zogen zweihundert Mann aus Jerusalem, die geladen waren und arglos mitgingen, ohne irgend etwas zu wissen.
2 Sam 15:12 Absalom ließ auch den Achitophel aus Gilo, den Ratgeber Davids, aus seiner Stadt Gilo kommen, während er die Schlachtopfer darbrachte. Die Verschwörung wuchs, und immer mehr Leute scharten sich um Absalom.
2 Sam 15:13 Da kam jemand zu David und meldete: "Die Herzen der Israeliten haben sich Absalom zugewandt!"
2 Sam 15:14 David befahl allen seinen Knechten, die bei ihm in Jerusalem waren: "Auf, laßt uns fliehen; denn es gibt für uns keine Rettung mehr vor Absalom! Brecht eilends auf, denn sonst erreicht er uns schnell, bringt Unheil über uns und schlägt die Stadt mit des Schwertes Schärfe!"
2 Sam 15:15 Die Leute des Königs entgegneten ihm: "Ganz, wie der Herr und König es haben will, wir sind deine ergebenen Knechte!"
2 Sam 15:16 Der König zog also fort und sein ganzer Hofstaat mit ihm. Zehn Nebenfrauen ließ er zurück, das Haus zu bewachen.
2 Sam 15:17 So zog der König fort und das ganze Kriegsvolk hinter ihm nach. Sie machten halt beim letzten Haus.
2 Sam 15:18 Alle seine Knechte wie auch alle Kreter und Peleter zogen an ihm vorüber. Auch alle Gatiter, sechshundert Mann, die aus Gat zu ihm gekommen waren, schritten am König vorbei.
2 Sam 15:19 Der König sprach zu Ittaj aus Gat: "Warum gehst auch du mit uns? Kehre um und bleibe beim König; denn ein Fremdling bist du und lebst in Verbannung fern von deinem Heimatort.
2 Sam 15:20 Gestern erst kamst du, und heute soll ich dich schon mit uns umherirren lassen? Ich selbst werde bald da und bald dort umherziehen müssen. Kehre also um und führe deine Stammesbrüder mit dir zurück! Der Herr erweise dir Huld und Treue!"
2 Sam 15:21 Ittaj entgegnete dem König: "So wahr der Herr lebt, und so wahr mein Gebieter und König lebt: auf jeden Fall will dein Knecht da sein, wo du, mein Gebieter und König, bist, sei es, daß es zum Tode oder zum Leben führe!"
2 Sam 15:22 Da sprach David zu Ittaj: "So komm und ziehe vorüber!" Da zog Ittaj aus Gat vorüber mit all seinen Männern und seinem ganzen Troß, den er bei sich hatte.
2 Sam 15:23 Die ganze Bevölkerung brach in lautes Weinen aus, als alle Kriegsleute vorüberzogen, der König über das Kidrontal ging und die ganze Mannschaft in der Richtung zur Wüste weiterzog.
2 Sam 15:24 Und siehe, auch Zadok war mit allen Leviten zugegen. Sie trugen die Bundeslade Gottes. Man stellte die Lade auf den Boden, und Ebjatar brachte Opfer dar, bis das gesamte Kriegsvolk vollzählig aus der Stadt gezogen war.
2 Sam 15:25 Der König sprach zu Zadok: "Bring die Gotteslade zur Stadt zurück! Finde ich Huld in den Augen des Herrn, so wird er mich heimführen und sie samt ihrer Ruhestätte mich wieder sehen lassen.
2 Sam 15:26 Spricht er aber: "Ich habe an dir kein Wohlgefallen", wohlan, dann tue er mit mir, was ihn gut dünkt!"
2 Sam 15:27 Der König fuhr, zum Priester Zadok gewandt, fort: "Sieh du dich vor! Kehre in Frieden in die Stadt zurück! Ebenso dein Sohn Achimaaz und Ebjatars Sohn Jonatan, eure beiden Söhne, die bei euch sind!
2 Sam 15:28 Seht, ich werde an den Übergangsstellen der Wüste warten, bis von euch eine Nachricht kommt, die mich in Kenntnis setzt."
2 Sam 15:29 Zadok und Ebjatar führten also die Lade Gottes nach Jerusalem zurück und blieben daselbst.
2 Sam 15:30 David ging den Anstieg zum Ölberg hinauf. Er weinte immerfort. Sein Haupt war verhüllt. Barfuß mußte er dahinschreiten. Auch alle Kriegsleute bei ihm hatten ihr Haupt verdeckt und zogen weinend langsam aufwärts.
2 Sam 15:31 Man brachte David die Meldung, daß auch Achitophel unter den Verschwörern bei Absalom sei. Da rief David aus: "Herr, laß doch den Rat Achitophels zur Torheit werden!"
2 Sam 15:32 David war auf dem Berggipfel angekommen, wo man Gott anzubeten pflegte; da trat ihm der Arkiter Chuschaj entgegen. Zerrissen war sein Gewand und sein Haupt mit Staub bedeckt.
2 Sam 15:33 David sprach zu ihm: "Ziehst du mit mir, dann bist du für mich nur eine Last.
2 Sam 15:34 Kehrst du aber wieder zur Stadt zurück und sprichst zu Absalom: "Dein Knecht will ich sein, o König; früher war ich Knecht deines Vaters, jetzt aber bin ich dein Knecht", dann kannst du mir den Rat Achitophels vereiteln.
2 Sam 15:35 Daselbst sind ja bei dir auch die Priester Zadok und Ebjatar. Alles, was du aus dem Königshaus erfährst, sollst du ihnen mitteilen.
2 Sam 15:36 Sie haben dort auch ihre beiden Söhne bei sich, Zadok den Achimaaz, und Ebjatar den Jonatan. Mit ihrer Hilfe sollt ihr mir alles mitteilen, was ihr erfahrt!"
2 Sam 15:37 So kam Davids Freund Chuschaj in die Stadt, während Absalom gerade in Jerusalem einzog.
2 Samuel Kapitel 16
2 Sam 16:1 David hatte den Gipfel ein weniges überschritten, als ihm Ziba, der Knecht Meribbaals, entgegenkam mit einem Paar gesattelter Esel. Sie trugen zweihundert Brote, hundert Kuchen aus getrockneten Trauben, hundert Sommerfeigen und einen Schlauch Wein.
2 Sam 16:2 Der König fragte Ziba: "Was willst du damit?" Ziba antwortete: "Die Esel sind für die Königsfamilie zum Reiten, die Brote und das Obst zum Essen für die Knechte, und der Wein ist zum Trinken für die Erschöpften in der Wüste."
2 Sam 16:3 Der König fragte weiter: "Wo ist der Sohn deines Herrn?" Da erwiderte ihm Ziba: "Er blieb in Jerusalem; denn er sagte: Heute wird mir das Haus Israel das Königtum meines Vaters wieder geben."
2 Sam 16:4 Da erklärte der König dem Ziba: "Das ganze Besitztum Meribbaals gehöre dir!" Ziba entgegnete: "Ich werfe mich nieder! Möge ich auch fernerhin in deinen Augen Huld finden, mein Herr und König!"
2 Sam 16:5 Der König David war bis nach Bachurim gelangt. Da kam von dort ein Mann heraus, einer aus der Verwandtschaft des Hauses Saul. Sein Name war Schimi, der Sohn Geras. Unaufhörlich fluchte er.
2 Sam 16:6 Er warf mit Steinen auf David und alle Knechte des Königs David, obwohl das ganze Kriegsvolk und alle Kämpfer rechts und links von ihm gingen.
2 Sam 16:7 Und Schimi schrie und fluchte folgendermaßen: "Fort, fort, du Blutmensch, du Verruchter!
2 Sam 16:8 Der Herr hat alle Blutströme des Hauses Saul über dich gebracht, der du an seiner Stelle König wurdest. Der Herr hat das Königtum deinem Sohn Absalom überantwortet. Du bist jetzt in deinem Elend, weil du ein Blutmensch bist."
2 Sam 16:9 Abischaj, der Sohn der Zeruja, sprach zum König: "Warum flucht dieser tote Hund meinem Herrn und König? Ich gehe hin und schlage ihm den Kopf ab."
2 Sam 16:10 Doch der König entgegnete: "Was geht das euch an, ihr Söhne der Zeruja? Wenn er flucht, und wenn der Herr ihm befohlen hat: "Verfluche David!", wer darf dann sagen: "Warum handelst du so?""
2 Sam 16:11 Dann fuhr David, zu Abischaj und allen seinen Dienern gewandt, fort: "Seht, mein Sohn, der aus meinem Leib hervorging, trachtet mir nach dem Leben, um wieviel mehr wird dies jetzt ein Benjaminit tun? Laßt ihn! Er mag fluchen, wenn der Herr es ihm aufgetragen hat!
2 Sam 16:12 Vielleicht schaut der Herr mein Leid an und beschert mir der Herr Wohltaten anstatt des Fluches, der mich am heutigen Tage trifft."
2 Sam 16:13 David und seine Männer zogen des Weges weiter. Schimi ging an der Seite des Berges neben ihm her, fluchte fortwährend, warf mit Steinen, immer neben ihm her, und schleuderte Staub.
2 Sam 16:14 Erschöpft kamen der König und alles Kriegsvolk, das bei ihm war, an. Daselbst erholte er sich wieder.
2 Sam 16:15 Absalom aber war mit allen israelitischen Kriegsleuten nach Jerusalem gekommen. Auch Achitophel war dabei.
2 Sam 16:16 Als aber der Arkiter Chuschaj, Davids Freund, bei Absalom eintraf, rief Chuschaj dem Absalom zu: "Es lebe der König! Es lebe der König!"
2 Sam 16:17 Absalom sprach zu Chuschaj: "Ist das deine Treue zu deinem Freunde? Warum bist du nicht mit deinem Freunde mitgezogen?"
2 Sam 16:18 Chuschaj sprach zu Absalom: "Nicht doch: ich gehöre zu dem, welchen der Herr und diese Leute und ganz Israel erwählt haben, und bei dem will ich bleiben.
2 Sam 16:19 Und dann: Wem diene ich denn? Doch wohl seinem eigenen Sohne! Wie ich in den Diensten deines Vaters stand, so stehe ich jetzt in deinem Dienste."
2 Sam 16:20 Dann sprach Absalom zu Achitophel: "Gebt mir euren Rat! Was sollen wir tun?"
2 Sam 16:21 Achitophel erwiderte Absalom: "Gehe zu den Nebenfrauen deines Vaters, die er zurückgelassen hat, das Haus zu bewachen! Hört dann ganz Israel, daß du dich bei deinem Vater verhaßt gemacht hast, dann werden die Fäuste all derer, die zu dir halten, stark werden!"
2 Sam 16:22 Man spannte deshalb für Absalom das Zelt auf dem Dache aus. Absalom ging ein zu den Nebenfrauen seines Vaters; ganz Israel sah es.
2 Sam 16:23 In jenen Tagen galt ein Rat, den Achitophel gab, so viel, als ob man Gottes Offenbarung erfragt hätte. So viel bedeuteten alle Ratschläge Achitophels sowohl bei David als auch bei Absalom.
2 Samuel Kapitel 17
2 Sam 17:1 Achitophel machte Absalom folgenden Vorschlag: "Ich werde 12 000 Mann auswählen und noch in der Nacht die Verfolgung Davids aufnehmen.
2 Sam 17:2 Ich will ihn überfallen und, während er noch müde und ermattet ist, ihn überraschen. Da wird das ganze Volk bei ihm die Flucht ergreifen, und ich kann den König allein erschlagen.
2 Sam 17:3 Alle Kriegsleute führe ich dir zu, wie man die Braut zu ihrem Gatten führt. Da du ja nur einem einzigen Mann nach dem Leben trachtest, soll es dem ganzen übrigen Volk wohlergehen."
2 Sam 17:4 Der Rat sagte Absalom und allen Ältesten Israels zu.
2 Sam 17:5 Doch Absalom befahl: "Rufe noch den Arkiter Chuschaj. Hören wir, was auch er zu sagen hat!"
2 Sam 17:6 Chuschaj kam zu Absalom. Da erzählte Absalom, was Achitophel geraten hatte, und stellte die Frage: "Sollen wir seinen Vorschlag ausführen? Wenn du anderer Auffassung bist, so rede!"
2 Sam 17:7 Chuschaj entgegnete Absalom: "Der Rat Achitophels ist diesmal schlecht!"
2 Sam 17:8 Und Chuschaj fuhr fort: "Du kennst deinen Vater und seine Mannen. Helden sind sie und haben zähen Mut wie eine Bärin auf dem Felde, der die Jungen geraubt sind. Dein Vater ist ein Kriegsmann. Er hält mit den Leuten keine Nachtruhe.
2 Sam 17:9 Jetzt hält er sich vielleicht gerade in einer der Gruben oder an irgendeinem anderen Ort versteckt. Wenn dann gleich zu Beginn einige vom Kriegsvolk fallen und jemand davon hört, dann heißt es: "Die Anhänger Absaloms haben eine Niederlage erlitten!"
2 Sam 17:10 Dann wird selbst der Tapferste, dessen Mut dem eines Löwen gleicht, völlig verzagen. Ganz Israel weiß ja, daß dein Vater ein Held ist und daß seine Leute tapfer sind.
2 Sam 17:11 Darum erteile ich den Rat: Ganz Israel von Dan bis Beerseba schare sich um dich so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres. Du sollst in ihrer Mitte ausziehen!
2 Sam 17:12 Treffen wir ihn an, wo immer er sich befinden mag, so fallen wir über ihn her, wie der Tau auf den Boden fällt. Von ihm und von allen Männern um ihn soll kein einziger übrigbleiben!
2 Sam 17:13 Sucht er aber in einer Stadt Zuflucht, dann sollen alle Israeliten an jene Stadt Seile anlegen. Wir schleifen sie bis ins Tal hinab, bis dort auch nicht ein Steinchen mehr zu finden ist."
2 Sam 17:14 Absalom und alle Israeliten riefen: "Der Rat des Arkiters Chuschaj ist besser als der Rat Achitophels!" Der Herr hatte es so angeordnet, daß der bessere Rat Achitophels durchkreuzt wurde; denn der Herr wollte über Absalom Unheil bringen.
2 Sam 17:15 Chuschaj teilte den Priestern Zadok und Ebjatar mit: "So und so hat Achitophel dem Absalom und den Ältesten Israels geraten. So und so aber habe ich geraten.
2 Sam 17:16 Nun sendet eiligst und meldet David. "Übernachte nicht an den Übergängen zur Wüste. Setze vielmehr sofort über, sonst wird der König und sein ganzes Gefolge vertilgt werden!""
2 Sam 17:17 Jonatan und Achimaaz befanden sich an der Rogelquelle. Eine Magd pflegte hinzugehen und ihnen die Nachricht zu überbringen. Ihnen oblag es, dann weiterzuziehen und den König David in Kenntnis zu setzen. Sie durften sich natürlich nicht zeigen und zur Stadt kommen.
2 Sam 17:18 Ein Bursche aber bekam sie zu Gesicht und meldete es Absalom. Beide liefen eiligst davon und kamen in das Haus eines Mannes zu Bachurim. Dieser hatte in seinem Hof einen Brunnen; dort stiegen sie hinein.
2 Sam 17:19 Die Frau nahm eine Decke, breitete sie über den Brunnen und streute Sand darüber, so daß man dort nichts vermuten konnte.
2 Sam 17:20 Absaloms Knechte kamen in das Haus der Frau und fragten sie: "Wo sind Achimaaz und Jonatan?" Die Frau antwortete ihnen: "Sie sind von hier aus zum Wasser weitergezogen." Jene suchten, fanden aber niemand und wandten sich wieder nach Jerusalem zurück.
2 Sam 17:21 Als sie abgezogen waren, stiegen jene aus dem Brunnen, gingen fort und brachten dem König David die Nachricht. Sie sagten zu David: "Auf, geht eilends über das Wasser; denn so und so hat gegen euch Achitophel Rat erteilt."
2 Sam 17:22 David und alle seine Leute erhoben sich und überschritten den Jordan; bis zum Morgengrauen gab es keinen mehr, der den Jordan noch nicht überschritten hätte.
2 Sam 17:23 Achitophel merkte, daß sein Rat nicht ausgeführt wurde. Er sattelte einen Esel, zog fort und ging heim in seine Stadt. Dort verfügte er über sein Haus und erhängte sich. So starb er und ward in seines Vaters Grab bestattet.
2 Sam 17:24 David war nach Machanajim gekommen, als Absalom und alle Israeliten mit ihm den Jordan überschritten.
2 Sam 17:25 An Stelle Joabs hatte Absalom den Amasa über das Heer gesetzt. Amasa war der Sohn eines ismaelitischen Mannes mit Namen Jitra. Dieser hatte mit Abigaïl, der Tochter des Isai, der Schwester der Zeruja, der Mutter Joabs, Verkehr.
2 Sam 17:26 Israel und Absalom lagerten im Lande Gilead.
2 Sam 17:27 Als David nach Machanajim kam, brachten Schobi, der Sohn des Nachasch aus Rabba in Ammon, Machir, der Sohn des Ammiel aus Lodebar, und der Gileadit Barsillaj aus Rogelim
2 Sam 17:28 Betten, Decken, Schalen, irdene Gefäße, Weizen, Gerste, Mehl, Röstkorn, Bohnen, Linsen,
2 Sam 17:29 Honig, Dickmilch, Schafe und Kuhkäse für David und seine Leute zur Nahrung; denn sie dachten: "Die Leute sind in der Wüste hungrig, matt und durstig geworden."
2 Samuel Kapitel 18
2 Sam 18:1 David musterte seine Kriegsleute. Er setzte über sie Führer von Tausendschaften und Oberste über Hundertschaften.
2 Sam 18:2 Dann teilte David das Volk in drei Teile; ein Drittel unter dem Befehl Joabs, ein Drittel unter Abischaj, dem Sohn der Zeruja und Bruder Joabs, und ein Drittel unter Ittaj aus Gat. Der König sprach zum Kriegsvolk: "Auch ich werde mit euch in den Kampf ausrücken."
2 Sam 18:3 Das Volk entgegnete: "Du darfst nicht ausziehen; denn wenn wir fliehen, wird man kein Leid um uns tragen. Fällt die Hälfte von uns, so wird man ebenfalls kein Leid um uns tragen; du jedoch bist wie 10 000 von uns. Gegenwärtig ist es besser, wenn du uns von der Stadt aus zu Hilfe kommst."
2 Sam 18:4 Der König entgegnete ihnen: "Ich werde tun, was euch gutdünkt." Der König trat an das Tor, während das gesamte Kriegsvolk in Hundert- und Tausendschaften ausrückte.
2 Sam 18:5 An Joab, Abischaj und Ittaj erließ der König den Befehl: "Verschont mir den jungen Absalom!" Das ganze Kriegsvolk hörte es, als der König Absaloms wegen den Obersten Befehle erteilte.
2 Sam 18:6 Das Kriegsvolk rückte gegen Israel zu Felde. Im Walde Ephraim entbrannte die Schlacht.
2 Sam 18:7 Dort wurden Israels Leute von Davids Kriegsknechten geschlagen. Groß war ihre Niederlage an jenem Tag. Die Verluste betrugen 20 000 Mann.
2 Sam 18:8 Der Kampf breitete sich dort über das ganze Waldgelände hin aus; der Wald vertilgte an jenem Tag mehr Leute als das Schwert fraß.
2 Sam 18:9 Der Zufall wollte es, daß Absalom den Kriegsknechten Davids unter die Augen kam. Er ritt auf einem Maultier. Das Maultier kam unter das Astwerk einer großen Eiche. Absaloms Kopf blieb an der Eiche hängen, er schwebte zwischen Himmel und Erde, da das Maultier unter ihm weggelaufen war.
2 Sam 18:10 Ein Mann merkte es und meldete dem Joab: "Höre, ich habe Absalom an der Eiche hängen sehen!"
2 Sam 18:11 Joab sprach zu dem Mann, der ihm die Nachricht übermittelte: "Wenn du ihn sahst, warum hast du ihn dort nicht zu Boden geschlagen? Ich hätte dir gern zehn Silberlinge und einen Gürtel geschenkt."
2 Sam 18:12 Der Mann erwiderte Joab: "Und wenn man tausend Silberlinge aufzählen wollte so würde ich meinen Arm nicht gegen den Königssohn ausstrecken; denn vor unsern Ohren hat der König dir, Abischaj und Ittaj befohlen: Achtet mir auf den jungen Absalom!
2 Sam 18:13 Oder hätte ich mir selbst etwas vorlügen sollen? Dem König bleibt ja doch nichts geheim, und auch du würdest dann abseits stehen."
2 Sam 18:14 Joab entgegnete: "Ich will mich mit dir nicht aufhalten!" Er nahm drei Speere in seine Hand und stieß sie Absalom ins Herz, der noch lebend an der Eiche hing.
2 Sam 18:15 Zehn Krieger, Joabs Waffenträger, kamen herzu und schlugen Absalom vollends tot.
2 Sam 18:16 Dann ließ Joab die Posaune ertönen, und das Kriegsvolk verfolgte die Israeliten nicht mehr weiter; denn Joab zog das Kriegsvolk zurück.
2 Sam 18:17 Sie nahmen Absalom, warfen ihn im Wald in eine tiefe Grube und schichteten über ihm einen großen Steinhaufen. Alle Israeliten flohen in ihre Zelte.
2 Sam 18:18 Absalom hatte sich schon zu Lebzeiten das Denkmal, das im Königstal steht, errichten lassen, denn er dachte sich: "Ich habe keinen Sohn, um meinen Namen in Andenken zu erhalten." Er nannte das Denkmal nach seinem Namen. So heißt es noch heute "Säule Absaloms".
2 Sam 18:19 Achimaaz, der Sohn Zadoks, sprach: "Hineilen will ich und dem König die Freudenbotschaft bringen, daß der Herr ihm wider seine Feinde zum Recht verholfen hat!"
2 Sam 18:20 Doch Joab entgegnete ihm: "Du bist heute nicht der geeignete Mann, die gute Nachricht zu übermitteln. An einem andern Tag magst du Bote sein. Heute darfst du die Botschaft nicht bringen, und zwar deshalb, weil der Sohn des Königs tot ist."
2 Sam 18:21 Joab befahl dem Kuschiten: "Gehe hin, melde dem König, was du gesehen!" Der Kuschit verbeugte sich vor Joab und lief weg.
2 Sam 18:22 Wiederum meldete sich Achimaaz, der Sohn des Zadok, bei Joab: "Ganz gleich, auch ich werde hinter dem Kuschiten forteilen." Doch Joab erwiderte: "Wozu willst du denn hinlaufen, mein Sohn? Du bringst ja keine Freudenbotschaft!"
2 Sam 18:23 Doch er gab zur Antwort: "Es ist gleich, ich eile hin." Da sagte Joab zu ihm: "Eile hin!" Achimaaz nahm laufend den Weg durch die Jordangegend und überholte den Kuschiten.
2 Sam 18:24 David saß zwischen den beiden Toren. Der Späher war auf das Dach des Tores, auf die Mauer gestiegen. Er erhob seine Augen und sah, wie ein Mann allein angelaufen kam.
2 Sam 18:25 Der Wächter rief und machte dem König davon Meldung. Der König sprach: "Wenn es ein einzelner Mann ist, dann hat er eine gute Nachricht auf seinen Lippen." Dieser kam näher und näher.
2 Sam 18:26 Da sah der Wächter einen zweiten Mann heraneilen. Er rief zum Tor gewandt: "Noch ein einzelner Mann läuft heran." Der König antwortete: "Auch dieser hat sicherlich etwas Gutes zu melden."
2 Sam 18:27 Der Wächter meinte: "Soviel ich sehe, gleicht der erste in seinem Ausschreiten dem Achimaaz, dem Sohn Zadoks." Der König entgegnete: "Es ist ein guter Mann; er kommt gewiß mit einer frohen Nachricht."
2 Sam 18:28 Achimaaz rief dem König zu: "Heil!" Er huldigte ihm, das Angesicht zur Erde gewandt. Dann sprach er: "Gepriesen sei der Herr, dein Gott! Er hat die Männer, die ihre Hände gegen meinen Gebieter und König erhoben haben, ausgeliefert."
2 Sam 18:29 Der König fragte: "Geht es dem Jüngling Absalom gut?" Achimaaz erwiderte: "Ich sah ein wildes Durcheinander, als Joab, der Knecht des Königs, deinen Knecht fortsandte. Ich habe aber nicht erfahren, was eigentlich los war."
2 Sam 18:30 Der König befahl: "Wende dich und stelle dich dorthin!" Er ging abseits und stellte sich hin.
2 Sam 18:31 Da kam auch der Kuschit und meldete: "Verkündet wird meinem Gebieter und König, daß der Herr dir heute Recht verschafft hat vor all denen, die sich wider dich empörten."
2 Sam 18:32 Der König fragte den Kuschiten: "Geht es dem jungen Absalom gut?" Der Kuschit antwortete: "Wie dem Burschen, so möge es den Feinden meines Gebieters und Königs und allen ergehen, die sich zum Unheil wider dich empören!"
2 Samuel Kapitel 19
2 Sam 19:1 Der König zuckte zusammen, stieg in das Obergemach des Tores hinauf und weinte. Im Gehen rief er: "Mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn Absalom! O wäre ich doch für dich gestorben, Absalom, mein Sohn, mein Sohn!"
2 Sam 19:2 Dem Joab wurde hinterbracht, daß der König um Absalom weine und trauere.
2 Sam 19:3 So wurde der Sieg an jenem Tage zur Trauer für das gesamte Heer; denn die Leute hörten an diesem Tage, daß der König um seinen Sohn sich schmerzlich grämte.
2 Sam 19:4 Nur ganz heimlich schlichen die Krieger an jenem Tage in die Stadt hinein, wie Leute sich verstohlen heranschleichen müssen, die mit Schande bedeckt im Kampfe flohen.
2 Sam 19:5 Der König verhüllte sein Angesicht und klagte mit lauter Stimme: "Mein Sohn Absalom, Absalom, mein Sohn, mein Sohn!"
2 Sam 19:6 Da ging Joab zum König ins Haus und hielt ihm vor: "Du beleidigst heute deine Knechte, die dir, deinen Söhnen und Töchtern, deinen Frauen und Nebenfrauen heute das Leben gerettet haben.
2 Sam 19:7 Du liebst jene, die dich hassen, und haßt jene, die dich lieben! Heute hast du bekundet, daß vor dir die Heeresfürsten und Untertanen nichts gelten. Ja, heute weiß ich, daß es dir ganz recht wäre, wenn Absalom am Leben und wir alle tot wären.
2 Sam 19:8 Erhebe dich jetzt, gehe hinaus und rede mit deinen Untertanen freundlich! Denn bei dem Herrn schwöre ich: Gehst du nicht hinaus, dann wird kein Mann mehr diese Nacht bei dir bleiben. Das wäre aber für dich ein größeres Unheil als alles Elend, das über dich seit deinen Kindestagen bis heute hereingebrochen ist."
2 Sam 19:9 Da stand der König auf und setzte sich in das Tor. Man gab es dem ganzen Heeresvolk bekannt: "Seht, der König sitzt im Tor!" Alle Leute erschienen vor dem König. Israel aber war in seine Zelte geflohen.
2 Sam 19:10 Das ganze Volk begann in allen Stämmen Israels zu murren: "Der König hat uns aus der Faust unserer Feinde befreit. Er hat uns auch aus der Faust der Philister errettet. Doch ist er aus dem Land vor Absalom geflohen.
2 Sam 19:11 Absalom aber, den wir gesalbt und über uns gesetzt haben, ist im Streit gefallen. Warum zaudert ihr denn noch, den König zurückzuführen in sein Haus?"
2 Sam 19:12 Diese Rede von ganz Israel gelangte auch zum König. Da sandte der König David zu den Priestern Zadok und Ebjatar und ließ sagen: "Sprecht doch mit den Ältesten Judas und fragt: "Warum wollt ihr die letzten sein, die den König zurückführen in sein Haus?
2 Sam 19:13 Meine Brüder seid ihr, mein Gebein und mein Fleisch. Warum wollt ihr also die letzten sein, die den König zurückführen?"
2 Sam 19:14 Und zu Amasa sollt ihr sprechen: "Bist du nicht von meinem Gebein und Fleisch? Ich schwöre - und Gott möge mich strafen! -: Du sollst Heerführer werden bei mir für immer an Joabs Stelle!""
2 Sam 19:15 Er machte sich so das Herz aller Männer Judas geneigt wie einen Mann. Sie ließen dem König sagen: "Kehre du selbst mit allen deinen Leuten zurück!"
2 Sam 19:16 Der König machte sich auf den Heimweg. Als er den Jordan erreichte, waren die Judäer ihm bis Gilgal entgegengezogen, um den König über den Jordan zu geleiten.
2 Sam 19:17 Auch Schimi, der Sohn Geras vom Stamm Benjamin aus Bachurim, war im Eilschritt mit den Judäern herabgekommen, dem König David entgegen.
2 Sam 19:18 Bei ihm waren tausend Mann aus Benjamin sowie Ziba, der Verwalter des Hauses Saul mit seinen fünfzehn Söhnen und zwanzig Knechten. Sie waren noch vor dem König an den Jordan gelangt.
2 Sam 19:19 Sie hatten die Furt durchschritten, um die Familie des Königs überzusetzen und ihm nach Wunsch dienstbar zu sein. Schimi, der Sohn Geras, warf sich vor dem König nieder, als dieser eben den Jordan überqueren wollte.
2 Sam 19:20 Er flehte den König an: "Möge mein Herr mir keine Schuld anrechnen und nicht mehr des Unrechtes gedenken, das dein Knecht an dem Tage tat, da mein Herr und König aus Jerusalem fortzog. Der König nehme es sich nicht zu Herzen!
2 Sam 19:21 Denn dein Knecht weiß, daß er einen Fehltritt getan hat. Siehe, ich kam heute als erster vom ganzen Hause Joseph, um meinem Herrn und König entgegenzuziehen."
2 Sam 19:22 Doch Abischaj, der Sohn der Zeruja, entgegnete: "Soll Schimi dafür nicht sterben, daß er den Gesalbten des Herrn verflucht hat?"
2 Sam 19:23 David sprach: "Was geht das euch an, ihr Söhne der Zeruja, daß ihr heute als meine Widersacher auftretet? Heute soll jemand in Israel sterben? Soll ich mir denn nicht bewußt sein, daß ich heute wieder König über Israel bin?"
2 Sam 19:24 Zu Schimi sprach der König: "Du sollst nicht sterben!" Und der König schwur es ihm.
2 Sam 19:25 Meribbaal, der Nachkomme Sauls, war ebenfalls dem König entgegengezogen. Er hatte seine Füße und seinen Bart nicht mehr gepflegt, auch seine Kleider nicht mehr gewaschen von der Zeit an, da der König fortging, bis zu dem Tage, da er wohlbehalten nach Jerusalem heimkehrte.
2 Sam 19:26 Als er nun dem König entgegenkam, fragte ihn der König: "Warum bist du nicht mit mir weggezogen, Meribbaal?"
2 Sam 19:27 Er entgegnete: "Mein Herr und König, mein Diener hat mich hintergangen. Dein Knecht sagte nämlich: "Ich will meine Eselin satteln lassen und auf ihr reiten, um mit dem König ziehen zu können!" Dein Knecht ist ja lahm.
2 Sam 19:28 Dazu hat er mich, deinen Knecht, bei meinem Herrn und König verleumdet; doch mein Herr und König ist gleich dem Engel Gottes. Tue also, was du für richtig hältst!
2 Sam 19:29 Denn das ganze Haus meines Vaters durfte von meinem Herrn und König nur den Tod erwarten. Du aber hast deinen Knecht unter deine Tischgenossen aufgenommen. Welch weitere Wohltat dürfte ich da beanspruchen, um noch weiter den König anzurufen?"
2 Sam 19:30 Da entgegnete ihm der König: "Spar alle weiteren Worte! Ich verfüge: Du und Ziba sollen den Landbesitz teilen."
2 Sam 19:31 Meribbaal erwiderte darauf: "Mag er ihn ruhig auch ganz bekommen, nachdem mein Herr und König unversehrt in sein Haus zurückgekommen ist!"
2 Sam 19:32 Auch der Gileadit Barsillaj war von Rogelim herabgekommen und geleitete den König über den Jordan, um sich dann von ihm am Jordan zu verabschieden.
2 Sam 19:33 Barsillaj war sehr alt, ein Mann von achtzig Jahren. Er hatte den König während seines Aufenthaltes in Machanajim versorgt; denn er besaß ein großes Vermögen.
2 Sam 19:34 Der König forderte Barsillaj auf: "Geh doch mit mir! Ich will dich bei mir in Jerusalem versorgen."
2 Sam 19:35 Barsillaj aber antwortete dem König: "Wieviel Jahre dauert denn noch mein Leben, daß ich mit dem König nach Jerusalem hinaufziehen sollte?
2 Sam 19:36 Ich bin jetzt achtzig Jahre alt. Weiß ich denn überhaupt noch Gutes und Schlechtes auseinanderzuhalten? Kann dein Knecht noch richtig schmecken, was er ißt oder trinkt? Höre ich noch die Stimme von Sängern und Sängerinnen? Wozu soll dein Knecht denn noch meinem Herrn und König zur Last fallen?
2 Sam 19:37 Nur ein kleines Stück wollte dein Knecht den König über den Jordan geleiten. Warum will mir der König so reichlich vergelten?
2 Sam 19:38 Dein Knecht möchte nun zurückkehren, damit ich in meiner Heimatstadt sterben kann, beim Grabe meines Vaters und meiner Mutter; aber dein Knecht Kimham mag mit meinem Herrn und König ziehen! Tue an ihm das, was dir gefällt!"
2 Sam 19:39 Darauf sagte der König: "Gut, Kimham soll mit mir ziehen! Ich werde ihm das tun, was dir gefällt. Was immer du von mir begehrst, werde ich für dich tun."
2 Sam 19:40 Das gesamte Kriegsvolk war über den Jordan gesetzt, auch der König war hinübergezogen. Da küßte er den Barsillaj und gab ihm den Segensgruß. Dieser kehrte wieder in seine Heimat zurück.
2 Sam 19:41 Der König aber zog weiter nach Gilgal, und Kimham zog mit ihm. Das ganze Volk Juda gab dem König das Geleite und auch die Hälfte des Volkes Israel.
2 Sam 19:42 Auf einmal kamen alle Männer Israels zum König und fragten ihn: "Warum haben unsere Brüder, die Männer von Juda, dich weggestohlen und den König und seine ganze Familie über den Jordan geleitet, und alle Männer Davids mit ihm?"
2 Sam 19:43 Alle Männer von Juda antworteten den Israeliten: "Der König ist mit uns verwandt. Warum seid ihr deshalb so zornig? Haben wir etwa den König aufgefressen, oder ist er von uns entführt worden?"
2 Sam 19:44 Da antworteten die Israeliten den Judäern: "Wir haben zehn Anteile beim König und sind auch euch gegenüber die Erstgeborenen. Warum behandelt ihr uns so verächtlich? Wir gerade hatten doch zuerst den Wunsch, unsern König zurückzuführen." Aber die Antwort der Judäer klang noch härter als die Rede der Israeliten.
2 Samuel Kapitel 20
2 Sam 20:1 Zufällig war dort ein ruchloser Mann mit Namen Scheba. Er war der Sohn Bichris vom Stamme Benjamin. Er stieß in die Posaune und rief: "Kein Anteil ist uns an David, kein Erbe am Sohne des Isai! Ein jeder gehe zu seinem Zelt, o Israel!"
2 Sam 20:2 Da fielen die Israeliten insgesamt von David ab und verbanden sich mit Scheba, dem Sohn Bichris. Die Judäer aber blieben bei ihrem König vom Jordan bis Jerusalem.
2 Sam 20:3 David kehrte in sein Haus nach Jerusalem zurück. Er nahm die zehn Nebenfrauen, die er zur Bewachung seines Hauses dagelassen hatte, und legte sie in Gewahrsam. Er ließ sie verpflegen, ging aber nicht mehr zu ihnen ein. Sie blieben abgeschlossen bis zu ihrem Tod - Witwen zu Lebzeiten des Mannes.
2 Sam 20:4 Der König befahl Amasa: "Biete mir innerhalb von drei Tagen die Judäer auf und stelle dich auch selbst hier ein!"
2 Sam 20:5 Amasa machte sich daran, die Judäer aufzubieten. Er versäumte aber die Frist, die ihm gesetzt war.
2 Sam 20:6 David sagte zu Abischaj: "Jetzt wird uns Scheba, der Sohn Bichris, noch gefährlicher als Absalom. Nimm du die Leute deines Herrn und verfolge ihn, damit er nicht befestigte Städte finde und uns entrinne!"
2 Sam 20:7 Mit Abischaj zogen Joab, die Kreter und Peleter sowie alle Kriegshelden. Sie verließen Jerusalem, um Scheba, dem Sohn Bichris, nachzujagen.
2 Sam 20:8 Als sie bei dem großen Stein in Gibeon waren, erschien Amasa vor ihnen. Joab war mit seinem Gewand bekleidet und hatte einen Gürtel darüber. Ein Schwert hing über den Hüften in der Scheide und war so befestigt, daß es leicht herausfiel, sobald die Scheide hervorglitt.
2 Sam 20:9 Joab sprach zu Amasa: "Geht es dir gut, mein Bruder?" Joab faßte mit der rechten Hand Amasas Bart, um ihn zu küssen.
2 Sam 20:10 Amasa hatte auf das Schwert in Joabs Hand nicht geachtet, und dieser stieß es ihm in den Unterleib, so daß seine Eingeweide auf die Erde quollen. Ohne daß ein zweiter Stoß nötig war, starb Amasa. Joab setzte dann mit seinem Bruder Abischaj dem Scheba, dem Sohne Bichris, nach.
2 Sam 20:11 Einer von Joabs Leuten aber blieb bei Amasa stehen und rief: "Die Joabs- und Davidsanhänger hinter Joab!"
2 Sam 20:12 Amasa lag blutüberströmt mitten auf dem Weg. Als der Mann sah, wie alle Kriegsleute stehen blieben, schaffte er Amasa vom Wege weg auf das Feld. Er warf ein Kleidungsstück über ihn, weil jeder, der an ihm vorbeikam, ihn sah und stehen blieb.
2 Sam 20:13 Als er ihn von der Straße weggeschleift hatte, folgten alle Männer Joab, um Scheba, dem Sohne Bichris, nachzusetzen.
2 Sam 20:14 Dieser durchzog alle Stämme Israels bis nach Abel-Bet-Maacha; und alle Bichriter versammelten sich und zogen ihm nach.
2 Sam 20:15 Da rückten die Leute Joabs vor und belagerten ihn zu Abel-Bet-Maacha. Sie schütteten einen Wall gegen die Stadt auf, der an die Vormauer reichte. Alle Kriegsleute um Joab stürmten an, um die Mauer zu Fall zu bringen.
2 Sam 20:16 Da rief eine kluge Frau aus der Stadt heraus: "Hört, hört! Sprecht zu Joab, er möge hierherkommen; ich will mit ihm reden!"
2 Sam 20:17 Er trat zur Frau heran, und sie fragte ihn: "Bist du Joab?" Er antwortete: "Ja." Sie sprach zu ihm: "Höre auf die Worte deiner Magd!" Er entgegnete: "Ja, ich höre."
2 Sam 20:18 Sie redete ihm zu: "Früher einmal pflegte man zu sagen: Man befrage sich in Abel, und so führt man gut zu Ende!
2 Sam 20:19 Ich bin die friedlichste, treueste Stadt in Israel. Du suchst eine Stadt und Mutter in Israel zu töten. Warum vernichtest du das Erbteil des Herrn?"
2 Sam 20:20 Joab entgegnete: "Fern, ja fern sei es von mir, daß ich verschlingen und verderben will!
2 Sam 20:21 So verhält es sich nicht! Nur ein Mann vom Gebirge Ephraim, sein Name ist Scheba, der Sohn Bichris, erhob seine Hand wider den König David. Ihn allein müßt ihr uns ausliefern, und ich ziehe dann von der Stadt ab!" Die Frau sprach zu Joab: "Gut, sein Haupt soll dir über die Mauer zugeworfen werden!"
2 Sam 20:22 Die Frau, weise, wie sie war, wandte sich an alles Volk. Man schlug Scheba, dem Sohne Bichris, den Kopf ab und warf ihn dem Joab zu. Der schmetterte nun in die Posaune, und man zerstreute sich von der Stadt weg, ein jeder in sein Zelt. Joab kam wieder nach Jerusalem zum König.
2 Sam 20:23 Joab war Feldherr des gesamten israelitischen Heeres. Benaja, der Sohn Jehojadas, war über die Kreter und Peleter gesetzt.
2 Sam 20:24 Adoram war Aufseher der Fronarbeiter, Josaphat, der Sohn Achiluds, Kanzler.
2 Sam 20:25 Schuscha war Staatsschreiber, Zadok und Ebjatar waren Priester.
2 Sam 20:26 Auch Ira aus Jaïr war Priester bei David.
2 Samuel Kapitel 21
2 Sam 21:1 In den Tagen Davids herrschte drei Jahre lang eine Hungersnot. David suchte das Antlitz des Herrn, und der Herr antwortete ihm: "Auf Saul und seinem Haus lastet die Blutschuld, weil er die Gibeoniten getötet hat."
2 Sam 21:2 Der König ließ die Gibeoniten kommen und redete mit ihnen. Sie waren keine Israeliten und gehörten zum Rest der Amoriter. Die Israeliten hatten ihnen einen Eid geleistet; jedoch Saul suchte in seinem Eifer für die Söhne Israels und Judas, sie zu schlagen.
2 Sam 21:3 David fragte die Gibeoniten: "Was soll ich euch tun? Womit kann ich Sühne leisten, damit ihr das Erbe des Herrn segnet?"
2 Sam 21:4 Die Gibeoniten erklärten ihm: "Nicht nach Silber und nach Gold, das Saul und seinem Haus gehört, trachten wir. Ebenso steht es uns nicht zu, jemand aus Israel zu töten." Da fuhr er fort: "Was wollt ihr denn? Ich will es euch tun!"
2 Sam 21:5 Sie gaben dem König zur Antwort: "Der Mann, der uns aufgerieben hat und den Plan verfolgte, uns so zu vernichten, daß wir in keinem Gebiet Israels mehr bestehen könnten -,
2 Sam 21:6 von dessen Nachkommen gebe man uns sieben Männer! Wir wollen sie vor dem Herrn hinrichten in Gibeon auf dem Berg des Herrn!" Der König sprach: "Ich will sie euch geben."
2 Sam 21:7 Der König verschonte aber Meribbaal, den Sohn Jonatans und Enkel Sauls, weil er beim Herrn einen Eid geleistet hatte, der zwischen ihnen, das heißt zwischen David und Jonatan, dem Sohn Sauls, bestand.
2 Sam 21:8 So nahm der König die beiden Söhne, die Rizpa, die Tochter Ajjas, dem Saul geboren hatte, nämlich Armoni und Meribbaal, sowie die fünf Söhne, welche Merab, die Tochter Sauls, dem Adriel, dem Sohn Barsillajs aus Mechola, geboren hatte.
2 Sam 21:9 Er lieferte sie den Gibeoniten aus. Diese haben sie auf dem Berg vor dem Herrn hingerichtet, so daß alle sieben zusammen umkamen. In den ersten Tagen der Ernte fanden sie den Tod, zu Beginn der Gerstenernte.
2 Sam 21:10 Rizpa, die Tochter Ajjas, nahm ihr Trauergewand und breitete es für sich als Lager auf den Felsen hin vom Beginn der Ernte an, bis sich vom Himmel Wasser über die Leichen ergoß. Sie ließ bei Tage die Vögel des Himmels nicht an sie heran und die wilden Tiere des Feldes nicht bei der Nacht.
2 Sam 21:11 Als David berichtet wurde, was Rizpa, die Tochter Ajjas und Nebenfrau Sauls, vollbracht hatte,
2 Sam 21:12 ging er hin und ließ sich die Gebeine Sauls und die Gebeine seines Sohnes Jonatan von den Stadtbürgern von Jabesch in Gilead herausgeben. Diese hatten sie vom offenen Platz zu Bet-Schean, wo sie die Philister am Tage ihres Sieges über Saul auf Gilboa aufgehängt hatten, heimlich weggeholt.
2 Sam 21:13 Er ließ die Gebeine Sauls und die Gebeine seines Sohnes Jonatan von dort heraufbringen. Dann sammelte man die Gebeine der Hingerichteten.
2 Sam 21:14 Man begrub sie gemeinsam mit den Gebeinen Sauls und seines Sohnes Jonatan zu Zela im Lande Benjamin im Grabe seines Vaters Kisch. Man tat alles, wie es der König befohlen hatte. So wurde Gott danach mit dem Lande wieder ausgesöhnt.
2 Sam 21:15 Wieder erhob sich ein Krieg der Philister gegen Israel. David zog mit seinen Leuten hinab, um gegen die Philister zu kämpfen. Als David ermattet war,
2 Sam 21:16 ließen sie sich in Gob nieder. Ein Riesenmensch, ein Nachkomme der Rephaïter, dessen Lanze dreihundert Sekel Erz wog und der mit einem neuen Schwert umgürtet war, gedachte David zu erschlagen.
2 Sam 21:17 Abischaj aber, der Sohn der Zeruja, kam ihm zu Hilfe und schlug den Philister tot. Damals schwuren die Männer um David und sprachen zuihm: "Du sollst nicht mehr mit uns in den Kampf ausziehen, denn sonst erlischt die Leuchte Israels!"
2 Sam 21:18 Es kam danach wiederum zu einem Streit mit den Philistern bei Gob. Damals erschlug Sibbechaj aus Chuscha den Saph, der zu den Rephaïternachkommen gehörte.
2 Sam 21:19 Noch einmal kam es bei Gob zu einem Kampf mit den Philistern. Da schlug Elchanan, der Sohn Jaïrs aus Bethlehem, den Goljat aus Gat, dessen Lanzenschaft wie ein Weberbaum war.
2 Sam 21:20 Dann kam es wieder bei Gat zu einem Kampf. Da trat ein Mann von großer Gestalt auf. Er hatte sechs Finger an jeder Hand und sechs Zehen an jedem Fuß, zusammen also vierundzwanzig. Auch dieser stammte von den Rephaïtern.
2 Sam 21:21 Er verhöhnte Israel. Da erschlug ihn Jonatan, der Sohn des Schima, des Bruders Davids.
2 Sam 21:22 Diese vier stammten von den Rephaïtern in Gat. Sie fielen durch die Hand Davids und seiner Krieger.
2 Samuel Kapitel 22
2 Sam 22:1 David richtete an den Herrn die Worte des folgenden Liedes, nachdem der Herr ihn aus der Hand all seiner Feinde und aus der Hand Sauls gerettet hatte.
2 Sam 22:2 Er sprach: "Herr, meine Felsenburg, mein Retter bist du!
2 Sam 22:3 Mein Gott, mein Fels, auf den ich baue; mein Schild und meines Heiles Stärke, meine Festung und meine Zuflucht, mein Helfer, der aus Gewalttat mich rettet.
2 Sam 22:4 Lobpreisend rufe ich zum Herrn, so werde ich von meinen Feinden frei.
2 Sam 22:5 Todesbrandungen kreisten um mich, Unheilsbäche schreckten mich auf;
2 Sam 22:6 des Totenreiches Bande umgarnten mich, des Todes Schlingen begegneten mir.
2 Sam 22:7 In meiner Angst rief ich zum Herrn, schrie ich zu meinem Gott. Er hörte in seinem Palast meine Stimme, mein Schreien drang zu seinem Ohr.
2 Sam 22:8 Die Erde wankte und schwankte, des Himmels Grundfesten bebten; sie wankten, weil er erzürnt war.
2 Sam 22:9 Aus seiner Nase quoll Rauch, verzehrendes Feuer aus seinem Mund, Kohlenglut flammte vor ihm her.
2 Sam 22:10 Den Himmel neigte er und fuhr herab, zu seinen Füßen Wolkendunkel.
2 Sam 22:11 Auf dem Kerub reitend, flog er einher und erschien auf den Flügeln des Sturmes.
2 Sam 22:12 Er formte sich ringsum die Finsternis zum Zelt, das Wassersieb und dichte Wolken.
2 Sam 22:13 Aus dem Glanz vor ihm brachen hervor Hagel und feurige Kohlen.
2 Sam 22:14 Vom Himmel ließ der Herr den Donner dröhnen, der Höchste schickte seine Stimme aus.
2 Sam 22:15 Er sandte Pfeile und zerstreute sie, schleuderte Blitze und brachte sie in Verwirrung.
2 Sam 22:16 Des Meeres Tiefen wurden sichtbar, der Erde Grund ward aufgedeckt vor dem Scheltruf des Herrn, vor dem schnaubenden Odem seiner Nase.
2 Sam 22:17 Er streckte aus der Höhe seine Hand und griff nach mir, riß mich aus den Wassermassen heraus,
2 Sam 22:18 befreite mich von meinem trotzigen Feind, von meinen Gegnern, die stärker als ich.
2 Sam 22:19 Sie überfielen mich an meinem Unglückstag, doch ward mir der Herr zur Stütze.
2 Sam 22:20 Er führte mich hinaus ins Weite, entriß mich, denn er war mir gewogen.
2 Sam 22:21 Der Herr vergalt mir mein gerechtes Tun, belohnte mir meiner Hände Reinheit.
2 Sam 22:22 Denn ich hielt mich an die Wege des Herrn und frevelte nicht gegen meinen Gott.
2 Sam 22:23 All seine Gebote standen vor mir, und seine Satzungen wies ich nicht ab.
2 Sam 22:24 Von Tadel frei war ich vor ihm und hütete mich vor dem Frevel.
2 Sam 22:25 So lohnte mir der Herr mein gerechtes Tun, die Reinheit meiner Hände vor seinen Augen.
2 Sam 22:26 Gegen den Guten zeigst du dich gütig, edel gegen den edlen Mann.
2 Sam 22:27 Dem Reinen gegenüber zeigst du dich rein, doch gegen den Falschen verkehrt.
2 Sam 22:28 Dem armen Volke bist du ein Helfer, die stolzen Augen beugst du nach unten.
2 Sam 22:29 Denn du bist meine Leuchte, Herr; mein Gott erhellt mir die Finsternis.
2 Sam 22:30 Ja, mit dir stürme ich vor gegen Horden, auf Mauern springe ich mit meinem Gott.
2 Sam 22:31 Gott -, makellos ist sein Weg, die Rede des Herrn ist geläutert; ein Schild ist er allen, die auf ihn bauen.
2 Sam 22:32 Denn wer ist Gott, wenn nicht der Herr? Und wer ein Fels außer unserem Gott?
2 Sam 22:33 Gott, der mich mit Stärke gürtete, mich unversehrt auf meinem Wege führte,
2 Sam 22:34 der meine Füße flink wie die der Hirsche machte und mich auf meine Höhen stellte,
2 Sam 22:35 der meine Hände unterwies zum Kampf, daß meine Arme den ehernen Bogen spannten,
2 Sam 22:36 du liehst mir deiner Hilfe Schild, und deine Botschaft machte mich stark.
2 Sam 22:37 Für meine Schritte schufst du freien Raum, und meine Fußgelenke wankten nicht.
2 Sam 22:38 Ich setzte meinen Feinden nach, vernichtete sie; ich ließ nicht ab, bevor sie aufgerieben.
2 Sam 22:39 Ich rieb sie auf, zerschlug sie, sie erhoben sich nicht mehr, sie sanken unter meinen Füßen dahin.
2 Sam 22:40 Du gürtetest mich mit Stärke für den Kampf, du beugtest meine Feinde unter mich.
2 Sam 22:41 Du schlugst mir meine Feinde in die Flucht, und meine Gegner konnte ich vernichten.
2 Sam 22:42 Sie schrieen um Hilfe - kein Retter war da! - zum Herrn, doch er hörte sie nicht.
2 Sam 22:43 Ich zerrieb sie wie Erdenstaub, zertrat sie wie Gassenkot.
2 Sam 22:44 Du hast mich gerettet vor zahllosem Kriegsvolk und machtest mich zum Völkerhaupt. Völker, die ich nicht kannte, dienten mir.
2 Sam 22:45 Die Söhne der Fremde schmeichelten mir; wie sie mich hörten, gehorchten sie mir.
2 Sam 22:46 Die Söhne der Fremde duckten sich nieder, kamen hervor aus ihren Burgen.
2 Sam 22:47 Es lebt der Herr, gepriesen sei mein Fels, erhaben ist mein Gott, mein rettender Fels!
2 Sam 22:48 Gott, der mir Rache schuf und Völker vor mir unterwarf,
2 Sam 22:49 der mich meinen Feinden entführte; über meine Gegner erhöhtest du mich, vor dem Mann der Gewalttat rettetest du mich.
2 Sam 22:50 Darum will ich dir danken, Herr, unter den Völkern und deinem Namen lobsingen!
2 Sam 22:51 Er verlieh seinem König große Siege, erwies seinem Gesalbten Huld, David und seinen Nachkommen auf ewig!"
2 Samuel Kapitel 23
2 Sam 23:1 Das sind Davids letzte Worte: "Es spricht David, Isais Sohn, es spricht der Mann, gar hoch gestellt, der Gesalbte des Gottes Jakobs, der beliebte Sangesdichter in Israel.
2 Sam 23:2 Der Geist des Herrn spricht durch mich, auf meiner Zunge ist sein Wort.
2 Sam 23:3 Gesprochen hat Israels Gott, der Fels Israels hat mir verkündet: "Wer gerecht über Menschen herrscht, ein Herrscher voll von Gottesfurcht
2 Sam 23:4 gleicht dem Frühlicht bei Sonnenaufgang am wolkenfreien Morgen; und er gleicht dem frischen Grün, das nach dem Regen aufglänzt aus der Erde."
2 Sam 23:5 So steht gar fest mein Haus zu Gott! Er hat mir einen ewigen Bund gesetzt, in allem wohlgeordnet und gesichert. All mein Glück und all mein Wünschen, fürwahr, er ließ es gut gedeihen!
2 Sam 23:6 Verruchte sind wie windverwehte Dornen insgesamt! Man nimmt sie nicht zur Hand.
2 Sam 23:7 Anrühren kann man sie nur dann, wenn man mit Eisen und mit Lanzenschaft gewappnet ist. In Feuersflammen werden sie verbrannt."
2 Sam 23:8 Dies sind die Namen der Helden Davids: Jischbaal, der Hachmoniter, das Haupt der drei Helden. Er schwang seine Lanze über achthundert, die auf einmal erschlagen wurden.
2 Sam 23:9 Nach ihm gehört zu den drei Helden Eleasar, der Sohn Dodos, der Achochiter. Er befand sich bei David in Pas-Dammim. Die Philister scharten sich dort zum Kampf; aber die Israeliten zogen sich zur Höhe zurück.
2 Sam 23:10 Er jedoch leistete Widerstand und schlug die Philister, bis seine Hand müde ward und am Schwerte erstarrte. Der Herr verlieh damals einen gewaltigen Sieg. Das Kriegsvolk folgte ihm erneut, aber nur noch, um zu plündern.
2 Sam 23:11 Nach ihm kommt Schamma, der Sohn Ages, aus Harar. Die Philister rotteten sich in Lechi zusammen. Dort befand sich ein Stück Feld voll Linsen. Das Kriegsvolk aber floh vor den Philistern.
2 Sam 23:12 Er selbst stellte sich mitten in das Feld, behauptete es und schlug die Philister. Der Herr verlieh einen gewaltigen Sieg.
2 Sam 23:13 Die drei von den dreißig Obersten kamen zu David hinab zur Felswand, in die Bergfestung Adullam. Die Philister lagerten in der Rephaïterebene.
2 Sam 23:14 David war damals in der Bergfestung, und ein Wachtposten der Philister befand sich in Bethlehem.
2 Sam 23:15 Da hatte David ein Verlangen und sprach: "Hätte ich doch Wasser aus der Zisterne am Tore von Bethlehem!"
2 Sam 23:16 Die drei Helden brachen in das Lager der Philister ein, schöpften aus der Zisterne am Tor von Bethlehem Wasser und brachten es zu David. Er aber wollte nicht trinken, sondern goß es als Opfer vor dem Herrn aus.
2 Sam 23:17 Er sprach dabei: "Der Herr bewahre mich davor, dies zu tun! Soll ich etwa das Blut der Männer trinken, die unter Lebensgefahr hingegangen sind?" Er wollte davon nicht trinken. Dies sind die Taten der drei Helden.
2 Sam 23:18 Abischaj, der Bruder Joabs und Sohn der Zeruja, war erster unter den Dreißig. Schwang er seine Lanze, so fielen dreihundert zu Boden; er war berühmt bei den Dreißig.
2 Sam 23:19 Unter den Dreißig war er hochgeschätzt und wurde ihr Führer; aber zu den genannten Drei gehörte er nicht.
2 Sam 23:20 Benaja, der Sohn Jehojadas aus Kabzeel, ein tapferer Mann mit zahlreichen Taten, schlug die beiden Kriegshelden Moabs. Er stieg auch hinab und erschlug einen Löwen in der Zisterne am Tage, da Schnee gefallen war.
2 Sam 23:21 Er erschlug auch einen Ägypter, einen riesengroßen Mann. Der Ägypter hatte eine Lanze in der Hand. Jener aber ging mit einem Stecken zu ihm hinab, riß ihm die Lanze aus der Hand und tötete ihn mit seiner eigenen Lanze.
2 Sam 23:22 Solches tat Benaja, der Sohn Jehojadas. Er war berühmt bei den dreißig Helden.
2 Sam 23:23 Unter den Dreißig war er hochgeschätzt; aber zu den Drei gehörte er nicht. David setzte ihn über seine Leibwache.
2 Sam 23:24 Asahel, der Bruder Joabs, gehörte auch zu den Dreißig. Dazu noch Elchanan, der Sohn Dodos aus Bethlehem,
2 Sam 23:25 Schamma aus Charod, Elika aus Charod,
2 Sam 23:26 Chelez, der Paltiter, Ira, der Sohn des Ikkesch aus Tekoa,
2 Sam 23:27 Abiëser aus Anatot, Sibbechaj aus Chuscha,
2 Sam 23:28 Zalmon, der Achochiter, Mahraj aus Netopha,
2 Sam 23:29 Cheled, der Sohn Baanas aus Netopha, Ittaj, der Sohn des Ribaj aus Gibea in Benjamin,
2 Sam 23:30 Benaja aus Piraton, Hiddaj aus Nachale-Gaasch,
2 Sam 23:31 Abi-Albon aus Araba, Asmawet aus Bachurim,
2 Sam 23:32 Eljachba aus Schaalbim, Jaschen aus Gimso,
2 Sam 23:33 Jonatan, der Sohn Schammas aus Harar, Achiam, der Sohn Scharars aus Harar,
2 Sam 23:34 Eliphelet, der Sohn Achasbajs aus Maacha, Eliam, der Sohn Achitophels aus Gilo,
2 Sam 23:35 Chezro aus Karmel, Paaraj, der Arbiter,
2 Sam 23:36 Jigal, der Sohn Natans aus Zoba, Bani, der Gaditer,
2 Sam 23:37 Zelek, der Ammoniter, Nachraj aus Beerot, der Waffenträger Joabs, des Sohnes der Zeruja,
2 Sam 23:38 Ira aus Jattir, Gareb aus Jattir,
2 Sam 23:39 Uria, der Hethiter. Sie alle zählten dazu. Insgesamt sind es siebenunddreißig.
2 Samuel Kapitel 24
2 Sam 24:1 Aufs neue entbrannte der Zorn des Herrn wider Israel. Er reizte David gegen es auf und sprach: "Gehe hin, zähle die Israeliten und Judäer!"
2 Sam 24:2 Der König befahl Joab und den Feldherrn seines Heeres: "Geht alle Stämme Israels durch von Dan bis Beerseba und zählt das Volk! Ich will die Zahl des Volkes wissen."
2 Sam 24:3 Joab entgegnete dem König: "Möge der Herr, dein Gott, dem Volk, so wie es ist, das Hundertfache hinzufügen, und mögen die Augen meines Herrn und Königs es sehen! Doch warum verlangt mein Herr und König derartige Dinge?"
2 Sam 24:4 Doch der Befehl des Königs nötigte Joab und die Heerführer. Joab ging also mit den Heerführern vom König weg, um das Volk Israel zu zählen.
2 Sam 24:5 Sie überschritten den Jordan und begannen mit Aroer und mit der Stadt, die im Tal liegt, in der Richtung nach Gad und Jaser;
2 Sam 24:6 sie erreichten dann Gilead und das Land der Hethiter in Richtung Kadesch und gelangten nach Dan, Ijjon und in das Gebiet um Sidon herum.
2 Sam 24:7 Sie gingen zur Festung Tyrus und in alle Städte der Hiwwiter und Kanaaniter. Sie kamen dann in das Südland von Juda, nach Beerseba.
2 Sam 24:8 So durchstreiften sie das ganze Land und kamen nach neun Monaten und zwanzig Tagen nach Jerusalem zurück.
2 Sam 24:9 Joab berichtete das Ergebnis der Volkszählung dem König. Israel hatte 800 000 Krieger, die das Schwert trugen, und Juda 500 000.
2 Sam 24:10 Danach aber schlug dem David das Gewissen, weil er das Volk gezählt hatte, und er betete zum Herrn: "Ich habe schwer gesündigt, daß ich solches tat. Nun, Herr, entferne die Schuld deines Knechtes; denn überaus töricht habe ich gehandelt!"
2 Sam 24:11 Als David am Morgen aufstand, war das Wort des Herrn an den Propheten Gad, den Seher Davids, ergangen:
2 Sam 24:12 "Gehe hin und sage zu David: So spricht der Herr: Drei Dinge lege ich dir vor. Wähle dir eines davon. daß ich es dir antue!"
2 Sam 24:13 Gad kam zu David und richtete die Botschaft an ihn aus. Er sprach zu ihm: "Soll drei Jahre hindurch Hungersnot in deinem Land wüten, oder willst du drei Monate lang vor deinen Feinden fliehen, während sie dich verfolgen, oder soll drei Tage lang die Pest in deinem Lande wüten? Überlege nun und sieh zu, welche Antwort ich dem bringen soll, der mich sendet!"
2 Sam 24:14 David entgegnete Gad: "Ich bin in großer Bedrängnis. Doch lieber wollen wir in die Hand des Herrn fallen, weil seine Barmherzigkeit groß ist; aber in die Hand von Menschen möchte ich nicht fallen!"
2 Sam 24:15 So ließ der Herr eine Pest in Israel vom Morgen bis zur Zeit des Abendessens wüten. Es starben aus dem Volk von Dan bis Beerseba 70 000 Mann.
2 Sam 24:16 Der Herr hatte einen Engel nach Jerusalem entsandt, um es zu verderben. Es ließ sich aber der Herr des Unheils gereuen, und er befahl dem Engel, der die Verheerung anrichtete: "Es ist genug. Ziehe deine Hand zurück!" Der Engel des Herrn befand sich gerade bei der Tenne des Jebusiters Orna.
2 Sam 24:17 David aber rief zum Herrn, als er den Engel erblickte, der das Volk schlug: "Siehe, ich habe gesündigt! Ich, der Hirte, habe Unrecht begangen! Diese aber, die Herde, was haben sie verbrochen? Deine Hand laste auf mir und meiner Familie."
2 Sam 24:18 An jenem Tage kam Gad zu David und sprach zu ihm: "Gehe hinauf und errichte dem Herrn einen Altar auf der Tenne des Jebusiters Orna!"
2 Sam 24:19 David ging nach Gads Weisung hinauf, wie der Herr befohlen hatte.
2 Sam 24:20 Orna blickte hin und sah den König mit seinen Knechten auf sich zukommen. Er trat heraus und verneigte sich vor dem König mit dem Antlitz zur Erde.
2 Sam 24:21 Orna fragte: "Warum kommt mein Herr und König zu seinem Knechte?" David gab zur Antwort: "Um deine Tenne zu erwerben. Ich will dem Herrn einen Altar bauen, damit die Plage im Volk zum Stillstand gebracht werde."
2 Sam 24:22 Orna sprach zu David: "Mein Herr und König nehme und opfere, was ihn gutdünkt! Siehe, hier sind die Rinder für das Brandopfer, und hier die Dreschbretter und das Rindergeschirr als Opferholz!
2 Sam 24:23 Das alles, mein König, schenkt Orna dem König!" Weiterhin sprach Orna zum König: "Der Herr, dein Gott, sei dir gut!"
2 Sam 24:24 Da erwiderte aber der König dem Orna: "Nicht so! Um einen festgesetzten Preis will ich sie von dir erwerben. Ich kann dem Herrn, meinem Gott, nicht geschenkte Brandopfer darbringen." David erwarb die Tenne und die Rinder um fünfzig Sekel Silber.
2 Sam 24:25 Und David erbaute dort einen Altar für den Herrn und brachte Brand- und Friedopfer dar. Der Herr söhnte sich wieder mit dem Land aus, und der Plage in Israel ward Einhalt geboten.
2. Samuel
2 Samuel Kapitel 1
2 Sam 1:1 Nach Sauls Tode kehrte David von seinem Sieg über die Amalekiter heim und hielt sich zwei Tage in Ziklag auf.
2 Sam 1:2 Am dritten Tage kam ein Mann aus dem Lager Sauls mit zerrissenen Kleidern und das Haupt mit Staub bedeckt. Er kam zu David, warf sich nieder und huldigte.
2 Sam 1:3 David fragte ihn: "Woher kommst du?" Er antwortete ihm: "Aus Israels Lager bin ich entkommen."
2 Sam 1:4 Da sprach David zu ihm: "Wie ging es da zu? Berichte mir doch!" Er erwiderte: "Die Leute sind aus der Schlacht geflohen, viele von den Kriegsmannen sind gefallen und tot. Auch Saul und sein Sohn Jonatan fanden den Tod."
2 Sam 1:5 David fragte den jungen Burschen, der ihm die Nachricht brachte: "Wie kannst du wissen, daß Saul und sein Sohn Jonatan tot sind?"
2 Sam 1:6 Der junge Mann, der ihm berichtete, antwortete: "Zufällig befand ich mich auf dem Gebirge Gilboa. Da traf ich Saul, der sich auf seine Lanze stützte. Kriegswagen und deren Besatzung hatten ihn eingeholt.
2 Sam 1:7 Er wandte sich um, sah mich und rief mich herbei. Ich entgegnete ihm: "Hier bin ich!"
2 Sam 1:8 Er sprach zu mir: "Wer bist du?" Ich antwortete ihm: "Ein Amalekiter bin ich!"
2 Sam 1:9 Dann befahl er mir: "Tritt her zu mir und töte mich! Denn die Todesschwäche hat mich ergriffen, aber das Leben ist noch ganz in mir."
2 Sam 1:10 Ich trat hinzu und tötete ihn; denn ich wußte, daß er nach seinem Fall nicht mehr hätte leben können. Ich nahm das Diadem auf seinem Haupt und die Spange an seinem Arm und bringe sie hierher zu meinem Herrn."
2 Sam 1:11 Da faßte David seine Kleider und zerriß sie. Alle Männer um ihn taten ebenso.
2 Sam 1:12 Sie klagten, weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und seinen Sohn Jonatan, um das Volk des Herrn und das Haus Israel, weil sie durchs Schwert gefallen waren.
2 Sam 1:13 David fragte den jungen Burschen, der ihm Bericht erstattete: "Woher bist du?" Er antwortete: "Ich bin der Sohn eines amalekitischen Schutzbürgers!"
2 Sam 1:14 David fuhr ihn an: "Wie? Hast du dich nicht gefürchtet, deine Hand auszustrecken und den Gesalbten des Herrn zu vernichten?"
2 Sam 1:15 Dann rief David einen von seinen Kriegern und befahl ihm: "Heran! Stoß ihn nieder!" Dieser erschlug ihn, so daß er tot umfiel.
2 Sam 1:16 David aber sprach zu ihm: "Dein Blut komme über dein Haupt; denn dein eigener Mund hat wider dich gezeugt, indem du sagtest: Ich habe den Gesalbten des Herrn getötet."
2 Sam 1:17 David verfaßte folgendes Klagelied auf Saul und dessen Sohn Jonatan.
2 Sam 1:18 [Man soll es die Söhne Judas als "Bogenlied" lehren. Es steht ja aufgezeichnet im Buche des Rechtschaffenen.]
2 Sam 1:19 "Die Zierde, o Israel, auf deinen Höhen liegt sie erschlagen! Wie sind doch die Helden gefallen!
2 Sam 1:20 Kündet es nicht in Gat, meldet es nicht in den Straßen von Askalon! Der Philister Töchter sollen sich nicht freuen, nicht sollen jubeln die Töchter der Unbeschnittenen!
2 Sam 1:21 Ihr Berge von Gilboa, weder Tau noch Regen gebe es auf euch, kein Feld mit Erstlingsgarben! Denn dort ward entweiht der Heldenschild, der Schild Sauls, nicht mehr mit Öl gesalbt.
2 Sam 1:22 Ohne Erschlagener Blut, ohne der Helden Mark kehrte Jonatans Bogen nie heim; Sauls Schwert kam niemals erfolglos zurück!
2 Sam 1:23 Saul und Jonatan, einander so lieb und hold, in ihrem Leben und in ihrem Sterben blieben sie ungeschieden! Hurtiger als Adler waren sie, stärker als Löwen!
2 Sam 1:24 Israels Töchter, weint um Saul, der euch in Purpur und Zier gehüllt, der Goldschmuck auf euer Gewand geheftet!
2 Sam 1:25 Wie sind doch die Helden gefallen im Streit! Jonatan liegt auf deinen Höhen erschlagen!
2 Sam 1:26 Wie weh ist mir um dich, mein Bruder Jonatan! Du warst mir so lieb! Köstlicher war deine Liebe mir als die Minne der Frauen!
2 Sam 1:27 Wie sind doch die Helden gefallen, umgekommen die streitbaren Krieger!"
2 Samuel Kapitel 2
2 Sam 2:1 Darauf befragte David den Herrn: "Soll ich in eine der Städte Judas hinaufziehen?" Der Herr gab ihm zur Antwort: "Ziehe hinauf!" Darauf David: "Wohin soll ich ziehen?" Der Herr entschied: "Nach Hebron!"
2 Sam 2:2 So zog David denn dorthin, mit ihm seine beiden Frauen, Achinoam von Jezreel und Abigaïl, die Witwe Nabals aus Karmel.
2 Sam 2:3 Auch die Männer, die David bei sich hatte, ließ er samt ihren Familien hinaufziehen. Sie siedelten sich in den Ortschaften um Hebron an.
2 Sam 2:4 Die Männer von Juda kamen und salbten David zum König über das Haus Juda. Man brachte ihm die Nachricht, die Männer von Jabesch in Gilead hätten den Saul begraben.
2 Sam 2:5 Da sandte David Boten zu den Männern von Jabesch in Gilead und ließ ihnen sagen: "Seid gesegnet vom Herrn, da ihr eine solche Liebestat an eurem Gebieter Saul getan und ihn begraben habt!
2 Sam 2:6 Nun erweise der Herr euch Liebe und Treue! Ich will euch gleichfalls dafür belohnen, daß ihr diese Tat vollbracht habt.
2 Sam 2:7 Jetzt aber seid stark und tapfer; denn tot ist euer Gebieter Saul! Mich aber hat das Haus Juda zu seinem König gesalbt."
2 Sam 2:8 Abner indes, der Sohn Ners und Feldherr Sauls, holte Eschbaal, den Sohn Sauls, und führte ihn nach Machanajim.
2 Sam 2:9 Er machte ihn zum König über Gilead, Aser, Jezreel, Ephraim, Benjamin, also über ganz Israel.
2 Sam 2:10 Vierzig Jahre alt war Eschbaal, Sauls Sohn, als er König über Israel wurde; zwei Jahre lang regierte er. Nur das Haus Juda bekannte sich zu David.
2 Sam 2:11 Die Zeit, in welcher David in Hebron über das Haus Juda als König herrschte, umfaßte sieben Jahre und sechs Monate.
2 Sam 2:12 Abner, der Sohn Ners, rückte mit den Leuten Eschbaals, des Sohnes Sauls, von Machanajim nach Gibeon vor.
2 Sam 2:13 Joab, der Sohn Zerujas, rückte mit Davids Leuten aus. Man stieß am Teich von Gibeon aufeinander. Die einen blieben diesseits, die anderen jenseits des Teiches.
2 Sam 2:14 Abner rief Joab zu: "Mögen doch die Jungkrieger herantreten und vor uns ein Kampfspiel aufführen!" Joab antwortete: "Sie sollen antreten!"
2 Sam 2:15 Sie traten an, und man zählte zwölf von Benjamin auf der Seite Eschbaals, des Sohnes Sauls, und zwölf von den Leuten Davids ab.
2 Sam 2:16 Jeder packte seinen Gegenspieler am Kopf und stieß ihm das Schwert in die Flanke, so daß sie gleichzeitig fielen. Man nannte jenen Ort "Flankenacker". Er liegt bei Gibeon.
2 Sam 2:17 Der Kampf war an jenem Tage überaus heftig; Abner und die Israeliten erlitten von den Leuten Davids eine Niederlage.
2 Sam 2:18 Auch die drei Söhne der Zeruja, nämlich Joab, Abischaj und Asahel, waren dabei. Asahel war ein Schnelläufer gleich einer Gazelle auf dem Gefilde.
2 Sam 2:19 Er verfolgte den Abner, ohne nach rechts oder nach links von ihm abzubiegen.
2 Sam 2:20 Abner wandte sich um und fragte: "Bist du es, Asahel?" Er antwortete: "Ja."
2 Sam 2:21 Abner rief ihm zu: "Biege doch nach rechts oder nach links ab, packe dir einen von den Jungkriegern und nimm dir seine Ausrüstung!" Doch Asahel wollte nicht von ihm ablassen.
2 Sam 2:22 Erneut rief Abner ihm zu: "Laß ab von mir; denn wozu sollte ich dich niederschlagen? Wie könnte ich dann noch zu deinem Bruder Joab aufblicken?"
2 Sam 2:23 Jener weigerte sich aber, nachzugeben, weshalb ihm Abner das Ende der Lanze in den Unterleib stieß. Die Lanze drang rückwärts wieder heraus. Er fiel nieder und starb auf der Stelle. Alle, die nun an den Ort kamen, wo Asahel tot niedergefallen war, hielten an.
2 Sam 2:24 Joab und Abischaj jagten Abner nach. Als die Sonne untergegangen war, kamen sie nach Gibea-Amma [vor Giach am Weg zur Wüste von Gibeon].
2 Sam 2:25 Die Benjaminiten scharten sich um Abner und stellten sich als geschlossene Gruppe auf dem Gipfel ein und desselben Hügels auf.
2 Sam 2:26 Abner rief dem Joab zu: "Soll denn das Schwert ohne Aufhören fressen? Weißt du nicht, daß das bittere Ende nachkommt? Wann endlich gedenkst du, den Leuten Einhalt zu gebieten, daß sie ihre Brüder nicht mehr verfolgen?"
2 Sam 2:27 Joab entgegnete: "So wahr Gott lebt, hättest du nicht gesprochen, dann hätten die Leute erst am Morgen auf die Verfolgung ihrer Brüder verzichtet."
2 Sam 2:28 Joab stieß in die Posaune, alle Leute standen still und verfolgten die Israeliten nicht weiter. Den Kampf stellte man ein.
2 Sam 2:29 Abner schritt mit seinen Leuten die ganze Nacht durch die Steppe. Sie überschritten den Jordan, durchzogen ganz Bitron und gelangten nach Machanajim.
2 Sam 2:30 Joab verfolgte Abner nicht mehr. Er sammelte alle Truppen; es fehlten von den Söldnern Davids nur neunzehn Mann und Asahel.
2 Sam 2:31 Davids Leute hatten von Benjamin, den Truppen Abners, dreihundertsechzig Mann erschlagen.
2 Sam 2:32 Sie trugen den Asahel fort und begruben ihn im Grabe seines Vaters in Bethlehem. Joab marschierte dann mit seinen Männern die ganze Nacht hindurch. In Hebron brach ihnen der Tag an.
2 Samuel Kapitel 3
2 Sam 3:1 Ein langer Streit war zwischen dem Hause Saul und dem Hause David angebrochen. David gewann immer mehr an Stärke, das Haus Saul dagegen nahm immer mehr ab.
2 Sam 3:2 In Hebron wurden David Söhne geboren. Sein Erstgeborener war Amnon von der Achinoam aus Jezreel,
2 Sam 3:3 sein zweiter Kileab von der Abigaïl, der Witwe Nabals aus Karmel, der dritte Absalom, der Sohn Maachas, der Tochter Talmajs, des Königs von Geschur,
2 Sam 3:4 der vierte Adonia, der Sohn Chaggits, der fünfte Schephatja, Sohn der Abital,
2 Sam 3:5 der sechste Jitream von der Egla, der Frau Davids. All diese wurden David in Hebron geboren.
2 Sam 3:6 In der Zeit des Krieges zwischen dem Hause Saul und dem Hause David war Abner der stärkste Mann im Hause Saul.
2 Sam 3:7 Saul hatte nun eine Nebenfrau gehabt, die Rizpa hieß und eine Tochter Ajjas war. Diese hat Abner sich geholt. Eschbaal aber machte dem Abner den Vorwurf: "Warum bist du zur Nebenfrau meines Vaters herangetreten?"
2 Sam 3:8 Abner war über Eschbaals Worte sehr ergrimmt und rief: "Bin ich denn ein Hundskopf aus Juda? Liebe erweise ich heute dem Hause deines Vaters Saul, seinen Brüdern und Freunden. Ich ließ dich nicht in die Hände Davids fallen. Und da willst du mich heute wegen des Fehltritts mit dem Weibe zur Rechenschaft ziehen?
2 Sam 3:9 Ich schwöre - und Gott möge Abner strafen! -, daß ich für David das tun werde, was der Herr ihm zugeschworen hat.
2 Sam 3:10 Ich werde das Königtum vom Hause Sauls wegbringen und Davids Thron über Israel und Juda von Dan bis Beerseba errichten."
2 Sam 3:11 Eschbaal war außerstande, dem Abner noch ein Wort zu erwidern, denn er fürchtete ihn.
2 Sam 3:12 Abner schickte Boten an seiner Statt zu David und ließ sagen: "Wem gehört das Land?" Und dann: "Schließe einen Vertrag mit mir! Siehe, meine Hand wird mit dir sein, um dir ganz Israel zuzuführen!"
2 Sam 3:13 David entgegnete: "Gut, ich will mit dir einen Vertrag schließen! Nur das eine verlange ich von dir: Du darfst mir nur dann unter die Augen treten, wenn du mir Michal, die Tochter Sauls, mitbringst, sobald du herkommst und vor mir erscheinst!"
2 Sam 3:14 David sandte nun Boten an Eschbaal, den Sohn Sauls, und verlangte: "Gib mir meine Frau Michal wieder, die ich mir um den Preis von hundert Philistervorhäuten gefreit habe!"
2 Sam 3:15 Eschbaal sandte hin und ließ sie von ihrem Manne Paltiel, dem Sohn des Lajisch, holen.
2 Sam 3:16 Ihr Mann folgte ihr unter ständigem Weinen bis Bachurim. Dort befahl ihm Abner: "Fort! Kehre um!" Da kehrte er zurück.
2 Sam 3:17 Abner hatte auch mit den Ältesten Israels verhandelt und gesprochen: "Schon lange habt ihr David als König über euch begehrt.
2 Sam 3:18 Nun handelt! Denn der Herr hat David verheißen: Durch die Hand meines Knechtes David befreie ich mein Volk Israel aus der Gewalt der Philister und all seiner Feinde!"
2 Sam 3:19 Abner redete auch mit Benjamin. Dann ging er hin, um auch David in Hebron über alles zu berichten, was Israel und das ganze Haus Benjamin für gut ansahen.
2 Sam 3:20 Abner kam also mit zwanzig Mann zu David nach Hebron, und David gab Abner und seinen Leuten zu Ehren ein Gastmahl.
2 Sam 3:21 Abner äußerte sich David gegenüber: "Ich will aufbrechen, hinziehen und Gesamtisrael um meinen Herrn, den König, scharen. Man wird einen Bund mit dir schließen, und du wirst als König herrschen, wie immer es dein Herz begehrt!" Dann gab David dem Abner das Geleite, und er ging in Frieden weg.
2 Sam 3:22 Da kamen Davids Leute mit Joab von einem Raubzuge heim. Sie brachten reiche Beute mit sich. Abner war nicht mehr bei David in Hebron; denn er hatte ihn ja in Frieden ziehen lassen.
2 Sam 3:23 Joab mit seiner ganzen Schar kam, und man erzählte ihm: "Abner, der Sohn Ners, kam zum König, und dieser hat ihn in Frieden ziehen lassen."
2 Sam 3:24 Joab ging zum König und warf ihm vor: "Was hast du getan? Abner kam zu dir! Warum ließest du ihn weggehen und entkommen?
2 Sam 3:25 Du kennst doch Abner, den Sohn Ners. Er kam nur, um dich zu betrügen, um dein Gehen und Kommen in Erfahrung zu bringen und alles zu erforschen, was du vorhast."
2 Sam 3:26 Als Joab von David weggegangen war, sandte er Boten hinter Abner her. Diese brachten ihn von Bor-Hassira zurück, ohne daß David etwas wußte.
2 Sam 3:27 Abner kam so wieder nach Hebron, und Joab führte ihn in die Mitte des Tores. Er tat so, als wollte er heimlich mit ihm reden, versetzte ihm dort aber einen Stich in den Unterleib. So mußte er sterben, um das Blut Asahels, des Bruders Joabs, zu sühnen.
2 Sam 3:28 David erfuhr hinterher davon und rief aus: "Ich und mein Königtum sind für immer am Blute Abners, des Sohnes Ners, schuldlos.
2 Sam 3:29 Es komme auf das Haupt Joabs und auf seine ganze Familie! Nie soll es im Haus Joabs an solchen fehlen, die an Ausfluß und an Aussatz leiden, die Krücken festhalten, durch das Schwert fallen oder Hunger leiden!"
2 Sam 3:30 Joab und sein Bruder Abischaj haben Abner ermordet, weil er ihren Bruder Asahel bei Gibeon im Kampf getötet hat.
2 Sam 3:31 David befahl dem Joab und allem Volk, das bei ihm war: "Zerreißt eure Kleider, umgürtet euch mit Trauergewändern und haltet vor Abner die Totenklage!" Der König David ging hinter der Bahre her.
2 Sam 3:32 Man begrub den Abner zu Hebron, und der König weinte mit lauter Stimme an Abners Grab. Das ganze Volk weinte ebenfalls.
2 Sam 3:33 David stimmte dann auf Abner ein Klagelied an und rief: "Mußte denn Abner wie ein Tor sterben!
2 Sam 3:34 Deine Hände waren nicht gebunden, deine Füße nicht in Ketten gelegt! Wie man vor Verbrechern fällt, so fielst du!" Darauf weinte das Volk noch mehr um ihn.
2 Sam 3:35 Dann kam die ganze Volksmenge, um David noch im Laufe des Tages zum Essen zu bewegen. David aber schwur: "Möge Gott mich bestrafen, wenn ich vor Sonnenuntergang Brot oder sonst irgend etwas zu mir nehme!"
2 Sam 3:36 Alles Volk vernahm das, und es gefiel ihnen gut, wie überhaupt alles, was der König tat, dem ganzen Volke wohlgefiel.
2 Sam 3:37 Alle Kriegsleute und Gesamtisrael erkannten an jenem Tage, daß es nicht vom König ausgegangen war, Abner, den Sohn Ners, zu ermorden.
2 Sam 3:38 Der König sprach zu seinen Knechten: "Bedenkt ihr es wohl, daß ein Fürst und ein ganz Großer in Israel heute gefallen ist?
2 Sam 3:39 Ich aber bin heute gar schwach, obgleich gesalbter König. Doch diese Männer, die Söhne der Zeruja, sind härter als ich. Der Herr vergelte dem Übeltäter entsprechend seiner Untat!"
2 Samuel Kapitel 4
2 Sam 4:1 Der Sohn Sauls erfuhr davon, daß Abner in Hebron ermordet worden war. Da wurden seine Hände schwach, und Gesamtisrael geriet in Bestürzung.
2 Sam 4:2 Nun hatte der Sohn Sauls zwei Männer als Truppenführer; der eine hieß Baana, der andere Rechab. Sie waren die Söhne Rimmons aus Beerot, Angehörige des Stammes Benjamin. Denn auch Beerot rechnete man zu Benjamin.
2 Sam 4:3 Die (kanaanäischen) Bewohner von Beerot waren nach Gittajim geflohen und halten sich dort als Schutzbürger bis zum heutigen Tag auf.
2 Sam 4:4 Jonatan, der Sohn Sauls, hatte einen Nachkommen, der an beiden Füßen lahm war. Als er nämlich fünf Jahre alt war, traf die Kunde von Sauls und Jonatans Tod aus Jezreel ein. Da nahm ihn seine Amme und floh. In der Eile der Flucht fiel er hin und wurde hinkend. Sein Name war Meribbaal.
2 Sam 4:5 Die Söhne Rimmons aus Beerot, nämlich Rechab und Baana, gingen hin und kamen um die heißeste Tageszeit in das Haus Eschbaals. Dieser hatte sich zur Mittagsruhe hingelegt.
2 Sam 4:6 Die Torwächterin des Hauses war beim Weizenreinigen ermüdet und eingeschlafen. Rechab und sein Bruder Baana schlichen sich durch.
2 Sam 4:7 Sie drangen in das Haus ein, und während Eschbaal auf seinem Bett im Schlafzimmer ruhte, erschlugen sie ihn und trennten ihm den Kopf ab. Sie nahmen seinen Kopf und gingen während der ganzen Nacht den Weg durch die Steppe.
2 Sam 4:8 Eschbaals Haupt brachten sie zu David nach Hebron. Sie sprachen zum König: "Hier ist das Haupt Eschbaals, des Sohnes Sauls, deines Feindes, der nach deinem Leben trachtete. Der Herr hat aber heute meinem Gebieter, dem König, Rache an Saul und seinen Nachkommen gewährt."
2 Sam 4:9 David gab Rechab und dessen Bruder Baana, den Söhnen Rimmons aus Beerot, folgende Antwort: "So wahr der Herr lebt, der mein Leben aus aller Not gerettet hat:
2 Sam 4:10 Ich ließ jenen Mann, der mir die Nachricht von dem Tode Sauls brachte und der eine Frohbotschaft zu vermitteln glaubte, ergreifen und ihn in Ziklag hinrichten, wiewohl ich ihm eine Freudenbotschaft hätte belohnen sollen.
2 Sam 4:11 Wie erst, wenn frevelhafte Menschen einen rechtschaffenen Mann in seinem Hause auf seiner Lagerstatt ermorden! Muß ich da nicht sein Blut von euren Händen fordern und euch von der Erde ausrotten?"
2 Sam 4:12 Dann befahl David den Knechten, sie niederzumachen. Sie schlugen ihnen Hände und Füße ab und hängten sie am Teich zu Hebron auf. Den Kopf des Eschbaal aber setzte man im Grabe Abners zu Hebron bei.
2 Samuel Kapitel 5
2 Sam 5:1 Nun kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und erklärten: "Wir sind doch dein Fleisch und Bein!
2 Sam 5:2 Schon längst, als Saul noch über uns herrschte, warst du es, der Israel in den Krieg führte und wieder zurückbrachte. Und auch der Herr hat zu dir gesprochen: Du sollst mein Volk Israel weiden und Fürst über Israel sein."
2 Sam 5:3 Alle Ältesten Israels kamen zum König nach Hebron; der König David schloß mit ihnen zu Hebron einen Bund im Angesicht des Herrn. Darauf salbte man David zum König über Israel.
2 Sam 5:4 David war dreißig Jahre alt, als er zu herrschen anfing, vierzig Jahre regierte er.
2 Sam 5:5 In Hebron regierte er über Juda sieben Jahre und sechs Monate und in Jerusalem dreiunddreißig Jahre über Gesamtisrael und Juda.
2 Sam 5:6 Der König zog mit seinen Kriegern gegen Jerusalem und die Jebusiter, welche die Gegend bewohnten. Sie sagten zu David: "Du kommst nicht hinein, sondern die Blinden und Lahmen werden dich daran hindern, die da sagen: David kommt hier nicht hinein!"
2 Sam 5:7 Doch David eroberte die Burg Sion, das ist die Davidsstadt.
2 Sam 5:8 David hatte damals gesagt: "Jeder, der die Jebusiter totschlägt, den Wassertunnel erreicht und die Blinden und Lahmen wegschafft, die David haßt, soll Hauptmann werden!" Darum heißt es: "Blinde und Lahme kommen nicht in den Tempel hinein."
2 Sam 5:9 David ließ sich in der Burg nieder und nannte sie Davidsstadt. Er baute die Stadt ringsum vom Millo an nach innen zu.
2 Sam 5:10 David wurde mächtiger und nahm an Bedeutung zu; denn der Herr, der Gott der Heerscharen, war mit ihm.
2 Sam 5:11 Hiram, der König von Tyrus, schickte Boten an David mit Zedernholz, Zimmerleuten und Steinmetzen. Diese bauten David einen Palast.
2 Sam 5:12 David erkannte, daß der Herr ihn zum König über Israel bestimmt und sein Königtum um seines Volkes Israel willen erhöht hatte.
2 Sam 5:13 David nahm sich noch Nebenfrauen, sowie Frauen von Jerusalem, nachdem er aus Hebron gekommen war. So wurden ihm noch weitere Söhne und Töchter geboren.
2 Sam 5:14 Dies sind die Namen derer, die ihm in Jerusalem geboren wurden: Schammua, Schobab, Natan, Salomo,
2 Sam 5:15 Jibchar, Elischua, Nepheg, Japhia,
2 Sam 5:16 Elischama, Beeljada und Eliphelet.
2 Sam 5:17 Die Philister vernahmen, daß man den David zum König über Israel gesalbt hatte. Da zogen alle Philister heran, um David zu fassen. David hörte davon und begab sich in die Bergfestung hinab.
2 Sam 5:18 Die Philister kamen und breiteten sich in der Rephaimebene aus.
2 Sam 5:19 Da befragte David den Herrn: "Soll ich gegen die Philister ziehen? Wirst du sie in meine Hand geben?" Der Herr gab David zur Antwort: "Ziehe hinauf; denn ich werde die Philister in deine Hand geben!"
2 Sam 5:20 David kam nach Baal-Perazim und schlug sie dort. Er rief aus: "Durchbrochen hat der Herr vor mir meine Feinde, wie Wasser durchbricht!" Daher nannte man jenen Ort Baal-Perazim ("Herr der Durchbrüche").
2 Sam 5:21 Dort ließen sie auch ihre Götzenbilder zurück. David aber und seine Leute trugen sie weg.
2 Sam 5:22 Die Philister zogen erneut ins Feld und breiteten sich in der Rephaimebene aus.
2 Sam 5:23 Da befragte David den Herrn, und dieser antwortete: "Ziehe nicht gegen sie, sondern umgehe sie von hinten und nähere dich ihnen von den Bakasträuchern her!
2 Sam 5:24 Hörst du dann ein Rauschen von Schritten in den Wipfeln der Bakasträucher, dann beeile dich; denn dann zieht der Herr vor dir her, um das Heer der Philister zu schlagen!"
2 Sam 5:25 David tat, wie ihm der Herr befohlen hatte. Er schlug die Philister von Gibeon bis in die Gegend von Geser.
2 Samuel Kapitel 6
2 Sam 6:1 Nochmals versammelte David alle Auserlesenen in Israel, 30 000 an der Zahl.
2 Sam 6:2 Dann machte er sich auf den Weg und zog mit dem ganzen Volke nach Baala in Juda, um von dort die Lade Gottes zu holen, die nach dem Namen des Herrn der Heerscharen benannt ist, der auf den Kerubim thront.
2 Sam 6:3 Man stellte die Lade Gottes auf einen neuen Wagen und holte sie weg aus dem Haus Abinadabs, das auf dem Hügel stand. Ussa und Achjo, die Söhne Abinadabs, lenkten den Wagen,
2 Sam 6:4 beladen mit der Lade Gottes, wobei Achjo der Lade vorausging.
2 Sam 6:5 David und das ganze Haus Israel tanzten vor dem Herrn unter dem Spiel von Klappern aus Zypressenholz, von Zithern, Harfen, Pauken, Schellen und Zimbeln.
2 Sam 6:6 Als sie aber zur Tenne Kidons kamen, griff Ussa nach der Lade Gottes und faßte sie an; denn die Rinder waren durchgegangen.
2 Sam 6:7 Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Ussa. Gott schlug ihn dort wegen der Unehrerbietigkeit. Er starb daselbst bei der Lade Gottes.
2 Sam 6:8 David wurde tief erschüttert darüber, daß der Herr Ussa so weggerissen hat. Man nennt daher heute noch diesen Ort Perez-Ussa ("Wegriß Ussas").
2 Sam 6:9 Damals geriet David in Furcht vor dem Herrn und dachte: "Wie soll da die Lade des Herrn zu mir kommen?"
2 Sam 6:10 David verzichtete also darauf, die Lade des Herrn zu sich in die Davidsstadt zu schaffen, und er brachte sie in das Haus des Obed-Edom aus Gat.
2 Sam 6:11 So weilte die Lade des Herrn drei Monate lang im Haus des Obed-Edom. Der Herr aber segnete Obed-Edom und sein ganzes Haus.
2 Sam 6:12 Dem König David ward berichtet: "Der Herr hat das Haus des Obed-Edom und all sein Eigentum um der Lade Gottes willen gesegnet!" David zog also hin und holte frohen Herzens die Lade Gottes aus dem Hause des Obed-Edom in die Davidsstadt hinauf.
2 Sam 6:13 Als aber die Träger der Lade des Herrn die ersten sechs Schritte getan hatten, opferte er ein Rind und einen Büffel.
2 Sam 6:14 David drehte sich im Tanz mit aller Kraft vor dem Herrn, mit einem Schulterkleid aus Linnen umgürtet.
2 Sam 6:15 So brachten David und das ganze Haus Israel die Lade des Herrn unter Jubel und Posaunenklang hinauf.
2 Sam 6:16 Während die Lade in die Davidsstadt einzog, blickte Michal, die Tochter Sauls, durch das Fenster. Sie sah, wie der König David vor dem Herrn hüpfte und sich im Tanz drehte, und hegte Verachtung für ihn in ihrem Herzen.
2 Sam 6:17 Man brachte die Lade des Herrn hinein und stellte sie an den für sie bestimmten Platz in der Mitte des Zeltes, das David dafür errichtet hatte. David brachte Brand- und Friedopfer vor dem Herrn dar.
2 Sam 6:18 Als er die Brand- und Friedopfer vollzogen hatte, segnete er das Volk im Namen des Herrn der Heerscharen.
2 Sam 6:19 Er verteilte dem ganzen Volk, der ganzen Menge Israels, Männern und Frauen, jedem ein Ringbrot, einen Dattelkuchen und einen Rosinenkuchen. Dann gingen alle weg, ein jeder in sein Haus.
2 Sam 6:20 David kehrte heim, um seinem Haus den Segensgruß zu entbieten. Da trat ihm Michal, die Tochter Sauls, entgegen. Sie sprach: "Wie würdevoll hat sich doch heute der König von Israel aufgeführt, da er sich heute vor den Dienstmägden seiner Untertanen entblößte, wie sich sonst höchstens einer vom Gesindel bloßstellt!"
2 Sam 6:21 David gab jedoch Michal zur Antwort: "Vor dem Herrn, der mich vor deinem Vater und seinem ganzen Hause bevorzugt und mich zum Fürsten über das Volk des Herrn, über Israel, bestellt hat, will ich tanzend spielen!
2 Sam 6:22 Ja, noch mehr als diesmal will ich mich erniedrigen und vor mir selbst ganz gering werden! Vor den Dienstmägden aber, von denen du sprichst, werde ich Ansehen genießen."
2 Sam 6:23 Michal aber, die Tochter Sauls, blieb kinderlos bis zu ihrem Tode.
2 Samuel Kapitel 7
2 Sam 7:1 Nun wohnte der König in seinem Haus, und der Herr hatte ihm Ruhe gegeben vor all seinen Gegnern ringsum.
2 Sam 7:2 Da sprach der König zum Propheten Natan: "Siehe, ich wohne in einem Zedernhaus; die Lade Gottes aber weilt unter einer Zeltdecke."
2 Sam 7:3 Natan entgegnete dem König: "Gehe hin und tue alles, was dir am Herzen liegt; denn der Herr ist mit dir!"
2 Sam 7:4 Doch noch in jener Nacht erging das Wort des Herrn an Natan:
2 Sam 7:5 "Auf, sprich zu meinem Knecht David: So spricht der Herr: Du willst mir also ein Haus bauen, damit ich darin wohne?
2 Sam 7:6 Ich habe ja doch seit dem Tage, da ich die Israeliten aus Ägypten herausführte, bis heute in keinem Hause gewohnt, sondern bin in einem Wohnzelt umhergewandert.
2 Sam 7:7 Redete ich denn in all der Zeit meines Herumwanderns unter allen Israeliten je ein Wort zu einem der Richter Israels, die ich als Hirten über mein Volk Israel bestellte: Warum baut ihr mir kein Haus aus Zedernholz?
2 Sam 7:8 Nun sprich zu meinem Knecht David: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe dich von der Weide hinter dem Kleinvieh weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel werdest.
2 Sam 7:9 Überall, wo du gingst, war ich mit dir; all deine Feinde habe ich vor deinem Antlitz vertilgt. Ich will dir einen bedeutenden Namen machen wie den Namen der Großen auf Erden.
2 Sam 7:10 Ich will meinem Volke Israel einen Platz zuweisen und es einpflanzen, daß es an seiner Stätte wohnen kann! Es soll nicht mehr zittern, und frevelhafte Menschen dürfen es nicht mehr bedrücken wie früher,
2 Sam 7:11 in der Zeit nämlich, da ich Richter über mein Volk Israel bestellt habe. Ruhe will ich dir vor deinen Feinden schenken. Der Herr verkündet dir, daß er, der Herr, dir ein Haus bauen wird.
2 Sam 7:12 Sind deine Tage erfüllt, und legst du dich zu deinen Vätern schlafen, dann werde ich deinen unmittelbaren Nachkommen, der aus deinem Leibe hervorgeht, aufstellen und sein Königtum bestätigen.
2 Sam 7:13 Er wird meinem Namen ein Haus bauen, und ich werde seinen Königsthron für immer befestigen.
2 Sam 7:14 Vater will ich ihm sein, und er soll mir Sohn sein! Deshalb werde ich ihn, wenn er sich verfehlt, nach Menschenart mit Ruten und Schlägen züchtigen.
2 Sam 7:15 Doch meine Huld werde ich ihm nicht entziehen, wie ich sie Saul entzogen habe, den ich vor dir entfernte.
2 Sam 7:16 Dein Haus und dein Königtum sollen immer vor mir bestehen; dein Thron soll für ewige Zeiten befestigt sein!"
2 Sam 7:17 Ganz nach diesen Worten und entsprechend diesem Gesicht redete Natan zu David.
2 Sam 7:18 Der König David ging hinein, ließ sich vor dem Herrn nieder und betete: "Wer bin ich, o Herr und Gott? Und was ist meine Familie, daß du mich bis hierher geführt hast?
2 Sam 7:19 Und selbst dies war noch zu wenig in deinen Augen, o Herr und Gott! Du hast dem Hause deines Knechtes auch für ferne Zukunft Verheißungen gegeben, und das geht über menschliche Forschung hinaus, o Herr und Gott!
2 Sam 7:20 Was soll David jetzt noch weiter zu dir sagen? Du kennst ja deinen Knecht, o Herr und Gott!
2 Sam 7:21 Deines Wortes wegen und nach deinem Herzen vollbrachtest du diese ganze Großtat, um deinen Knecht zu belohnen.
2 Sam 7:22 Daher bist du groß, o Herr und Gott! Denn keiner ist wie du, und es gibt keinen Gott außer dir, nach allem, was wir mit unsern Ohren gehört haben.
2 Sam 7:23 Und wo gibt es noch ein einziges Volk auf Erden wie dein Volk Israel, für das ein Gott hingegangen wäre, es sich zum Volk zu erkaufen und ihm einen Namen zu verschaffen, große und wunderbare Taten an ihm zu vollbringen? Vor deinem Volk, das du dir aus Ägypten erkauft hast, vertriebst du Völker und Götter.
2 Sam 7:24 Du hast dir dein Volk Israel für immer zum Volke bestimmt. Du, o Herr, bist ihnen zum Gott geworden.
2 Sam 7:25 Bestätige nun, Herr und Gott, das Wort, das du über deinen Knecht und sein Haus geredet hast, für immer! Tue, wie du gesagt hast!
2 Sam 7:26 Dann wird dein Name groß sein für immer, und man wird sprechen: "Der Herr der Heerscharen ist Gott über Israel!" Und das Haus deines Knechtes David wird vor deinem Antlitz gefestigt sein!
2 Sam 7:27 Denn du, Herr der Heerscharen, Israels Gott, hast ins Ohr deines Knechtes verheißen: "Ich werde dir ein Haus bauen." Daher fand dein Knecht auch den Mut, an dich dieses Gebet zu richten.
2 Sam 7:28 Und nun, o Herr und Gebieter, du bist Gott, und deine Worte sind Wahrheit. Du hast deinem Knecht diese vortreffliche Verheißung gegeben.
2 Sam 7:29 So lasse dich nun dazu bestimmen, das Haus deines Knechtes zu segnen, auf daß es immer vor deinem Angesichte bleibe! Denn du, o Herr, hast gesprochen, und durch deinen Segensspruch bleibt das Haus deines Knechtes für immer gesegnet."
2 Samuel Kapitel 8
2 Sam 8:1 Danach schlug David die Philister und unterwarf sie. Er entriß Gat und seine Tochterstädte der Hand der Philister.
2 Sam 8:2 Er schlug die Moabiter und maß sie mit der Schnur ab, wobei sie sich auf den Boden legen mußten. Je zwei Schnüre maß er über jene, die er tötete, und eine Schnur länger für jene, die er am Leben erhalten wollte. So wurden die Moabiter Davids Knechte und tributpflichtig.
2 Sam 8:3 Ferner überwältigte David Hadadeser, den Sohn des Rechob, den König von Zoba. Dieser war ausgezogen, um seine Macht am Euphrat wieder herzustellen.
2 Sam 8:4 David nahm von ihm 1 700 Wagenkämpfer und 20 000 Mann Fußvolk gefangen. Alle Wagenpferde ließ David lähmen; nur hundert Wagengespanne ließ er davon übrig.
2 Sam 8:5 Die Aramäer von Damaskus kamen dem König Hadadeser von Zoba zu Hilfe. David schlug von ihnen 22 000 Mann.
2 Sam 8:6 Er setzte im aramäischen Damaskus Vögte ein. Die Aramäer wurden Davids Knechte und tributpflichtig. Der Herr half David bei allen Kriegszügen.
2 Sam 8:7 David nahm auch die goldenen Rundschilde, die Hadadesers Leute hatten, und schaffte sie nach Jerusalem.
2 Sam 8:8 Aus Tebach und Berotaj, den Städten Hadadesers, erbeutete der König David Erz in großer Menge.
2 Sam 8:9 Als Toï, der König von Hamat, vernahm, daß David die gesamte Streitmacht Hadadesers geschlagen hatte,
2 Sam 8:10 sandte er seinen Sohn Hadoram zum König David, um ihn zu begrüßen und ihm Glück zu wünschen, daß er gegen Hadadeser gestritten und ihn geschlagen habe. - Toï stand nämlich mit Hadadeser auf Kriegsfuß. - Er brachte silberne, goldene und eherne Gefäße mit.
2 Sam 8:11 Auch sie weihte der König David dem Herrn samt dem Silber und dem Gold, das er von allen unterworfenen Völkern geweiht hatte,
2 Sam 8:12 nämlich von Edom, Moab, den Ammonitern, Philistern, Amalek und von der Beute Hadadesers, des Sohnes Rechobs, des Königs von Zoba.
2 Sam 8:13 So machte sich David einen Namen. Als er zurückkehrte, schlug er die Edomiter im Salztal, 18 000 Mann.
2 Sam 8:14 Er legte nach Edom eine Besatzung. So wurden alle Edomiter Davids Knechte. Der Herr half David bei allen seinen Unternehmungen.
2 Sam 8:15 David herrschte über ganz Israel und übte Recht und Gerechtigkeit an seinem gesamten Volke.
2 Sam 8:16 Joab, der Sohn der Zeruja, befehligte das Heer, Josaphat, der Sohn Achiluds, war Kanzler.
2 Sam 8:17 Zadok, der Sohn Achitubs, und Ebjatar, der Sohn des Achimelech, waren Priester. Schuscha war Staatsschreiber.
2 Sam 8:18 Benaja, der Sohn Jehojadas, hatte den Oberbefehl über die Kreter und Peleter (Leibwache). Die Söhne Davids aber waren Priester.
2 Samuel Kapitel 9
2 Sam 9:1 David stellte die Frage: "Ist noch jemand da, der vom Hause Saul übrigblieb? Ich will an ihm liebevoll handeln um Jonatans willen."
2 Sam 9:2 Nun war vom Hause Saul noch ein Knecht namens Ziba da. Diesen rief man zu David, und der König fragte ihn: "Bist du Zia?" Er entgegnete: "Ja, dein Knecht bin ich."
2 Sam 9:3 Der König fragte weiter: "Ist vom Hause Saul noch jemand da? Ich will ihm Gottes Barmherzigkeit erweisen!" Ziba erwiderte dem König: "Es ist noch ein Sohn Jonatans da, der an beiden Beinen gelähmt ist."
2 Sam 9:4 Da fragte ihn der König: "Wo ist er?" Ziba erwiderte: "Er befindet sich im Hause Machirs, des Sohnes Ammiels, in Lodebar."
2 Sam 9:5 Der König David sandte hin und ließ ihn aus dem Hause des Machir, des Sohnes Ammiels, aus Lodebar holen.
2 Sam 9:6 Meribbaal, der Sohn Jonatans, des Sohnes Sauls, kam zu David. Er fiel auf sein Antlitz nieder und brachte seine Huldigung dar. David aber sprach: "Meribbaal!" Der aber entgegnete: "Dein Knecht ist hier."
2 Sam 9:7 David sprach zu ihm: "Fürchte dich nicht! Ich will Barmherzigkeit an dir üben um deines Vaters Jonatan willen. Ich will dir den ganzen Grundbesitz deines Großvaters Saul wiedererstatten. Du sollst ständig an meinem Tische speisen!"
2 Sam 9:8 Jener verneigte sich vor ihm und sprach: "Was ist denn dein Knecht, daß du dein Antlitz einem toten Hund zuwendest, wie ich es bin?"
2 Sam 9:9 Da rief der König Ziba, den Diener Sauls, und sprach zu ihm: "Alles, was Saul und seiner ganzen Familie gehört hat, will ich dem Sohn deines Herrn schenken.
2 Sam 9:10 Du mit deinen Söhnen und Knechten sollst ihm den Boden bearbeiten und das Getreide ernten, damit die Familie deines Herrn Brot zu essen habe. Meribbaal aber, der Sohn deines Herrn, wird sich beständig an meinem Tisch nähren." Ziba hatte fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte.
2 Sam 9:11 Ziba entgegnete dem König: "Ganz, wie mein Herr, der König, seinem Knecht anordnet, will ich tun." Meribbaal speiste an Davids Tisch wie einer von des Königs Söhnen.
2 Sam 9:12 Meribbaal hatte einen kleinen Sohn mit Namen Micha. Alle Insassen des Hauses Ziba waren zugleich Knechte Meribbaals.
2 Sam 9:13 Meribbaal wohnte in Jerusalem, weil er ständig an des Königs Tisch speisen durfte. Er war gelähmt an beiden Füßen.
2 Samuel Kapitel 10
2 Sam 10:1 Danach begab es sich, daß Nachasch, der Ammoniterkönig, starb und sein Sohn Chanun an seiner Stelle König wurde.
2 Sam 10:2 David überlegte: "Ich will mich freundlich gegen Chanun, den Sohn des Nachasch, betragen, wie sein Vater gegen mich freundlich war." Daher sandte David hin und ließ ihm durch seine Diener zum Verlust seines Vaters sein Beileid aussprechen. Die Diener Davids kamen also in das Ammoniterland.
2 Sam 10:3 Da sprachen die Ammoniterfürsten zu ihrem Herrn Chanun: "Wenn David Trostboten zu dir gesandt hat, bedeutet das etwa, daß er deinem Vater vor dir Ehre erweisen will? Sandte er nicht deswegen seine Diener zu dir, die Stadt zu erforschen, auszukundschaften und sie von Grund auf zu zerstören?"
2 Sam 10:4 Da ließ Chanun die Diener Davids ergreifen, ihnen den Bart zur Hälfte abscheren und ihre Kleider zur Hälfte bis zum Gesäß abschneiden. Dann ließ er sie gehen.
2 Sam 10:5 Man meldete dies dem David. Er sandte ihnen entgegen; denn die Männer fühlten sich sehr beschämt. Er befahl: "Bleibt in Jericho, bis euer Bart wieder gewachsen ist, dann erst kehrt heim!"
2 Sam 10:6 Die Ammoniter merkten, daß sie bei David sich verhaßt gemacht hatten. Sie sandten also hin und warben die Aramäer von Bet-Rechob und die Aramäer von Zoba mit 20 000 Mann Fußvolk, ferner den König von Maacha mit 1 000 Mann und die Einwohner von Tob mit 12 000 Mann an.
2 Sam 10:7 David hörte davon und sandte Joab mit dem ganzen Heer von Kriegshelden.
2 Sam 10:8 Die Ammoniter rückten vor und ordneten ihre Schlachtreihen am Eingang der Stadt. Die Aramäer von Zoba und Rechob sowie die Männer von Tob und Maacha standen abgesondert auf freiem Feld.
2 Sam 10:9 Joab erkannte, daß ihm von vorn und vom Rücken die Kriegsfront drohte. Er traf also eine Auswahl aus allen Kerntruppen Israels und richtete gegen Aram die Schlachtreihen aus.
2 Sam 10:10 Die übrigen Kriegsleute übergab er seinem Bruder Abischaj, und dieser trat den Ammonitern entgegen.
2 Sam 10:11 Joab sprach: "Sind die Aramäer stärker als ich, so komme du mir zu Hilfe! Sind aber die Ammoniter stärker als du, so eile ich herbei und komme dir zu Hilfe.
2 Sam 10:12 Sei tapfer! Wir müssen stark sein für unser Volk und für die Städte unseres Gottes. Der Herr aber tue, was ihm wohlgefällt!"
2 Sam 10:13 Joab und seine Leute gingen zum Angriff gegen die Aramäer über, und diese flohen vor ihm.
2 Sam 10:14 Die Ammoniter merkten, daß Aram floh. Sie ergriffen also vor Abischaj die Flucht und zogen sich in die Stadt zurück. Dann ließ Joab von den Ammonitern ab und kam nach Jerusalem.
2 Sam 10:15 Die Aramäer sahen, daß ihnen von Israel eine Niederlage beigebracht war. Trotzdem sammelten sie sich wiederum.
2 Sam 10:16 Hadadeser sandte hin und führte die Aramäer jenseits des Euphratstromes zum Kampf heran. Sie kamen nach Helam; Schobak, der Feldherr des Hadadeser, befehligte sie.
2 Sam 10:17 Dies wurde David gemeldet. Daher bot er ganz Israel auf, überschritt den Jordan und kam nach Helam. Die Aramäer traten David gegenüber und kämpften mit ihm.
2 Sam 10:18 Doch sie mußten vor Israel fliehen. David vernichtete von Aram siebenhundert Wagengespanne und 40 000 Mann; auch ihren Feldherrn Schobak verwundete er so schwer, daß er an Ort und Stelle starb.
2 Sam 10:19 Alle Könige, die Hadadeser untertan waren, merkten, daß sie von Israel besiegt waren. Sie schlossen mit Israel Frieden und unterwarfen sich ihm. Die Aramäer aber fürchteten sich, den Ammonitern weiterhin zu helfen.
2 Samuel Kapitel 11
2 Sam 11:1 Um die Jahreswende, zur Zeit, da die Könige in den Krieg zu ziehen pflegen, sandte David den Joab mit seinen Leuten und ganz Israel aus. Man verheerte das Land der Ammoniter und belagerte Rabba. David selbst blieb in Jerusalem.
2 Sam 11:2 Eines Abends stand David von seinem Lager auf und lustwandelte auf dem Dach des Königspalastes. Da sah er vom Dach aus eine badende Frau von überaus schöner Gestalt.
2 Sam 11:3 David sandte hin und erkundigte sich nach der Frau. Man meldete ihm: "Das ist Batseba, die Tochter Eliams, die Frau des Hethiters Uria."
2 Sam 11:4 David schickte Boten hin und ließ sie holen. Sie kam zu ihm, und er wohnte ihr bei. Sie reinigte sich dann von ihrer Unreinheit und kehrte in ihr Haus zurück.
2 Sam 11:5 Die Frau hatte empfangen und ließ David melden: "Ich bin schwanger."
2 Sam 11:6 David sandte zu Joab: "Schicke mir den Hethiter Uria!" Und Joab entsandte den Uria zu David.
2 Sam 11:7 Uria kam, und David fragte ihn nach dem Wohlbefinden Joabs, dem Ergehen der Kriegsleute und dem Stand des Krieges.
2 Sam 11:8 David befahl Uria: "Gehe hinab in dein Haus und wasche dir die Füße!" Uria verließ das Haus des Königs; ein Geschenk des Königs folgte hinterdrein.
2 Sam 11:9 Doch Uria schlief am Toreingang zum Königshause mit allen Untergebenen seines Herrn und ging nicht in sein Haus hinab.
2 Sam 11:10 Man meldete David: "Uria ist nicht in sein Haus gegangen." Da fragte David den Uria: "Kommst du denn nicht von einem Feldzug? Warum gehst du nicht in dein Haus?"
2 Sam 11:11 Uria gab David zur Antwort: "Die Lade sowie Israel und Juda wohnen in Zelten; mein Gebieter Joab lagert mit den Soldaten meines Herrn auf freiem Felde. Ich aber soll in mein Haus gehen, essen, trinken und bei meiner Frau schlafen? So wahr du lebst, und so wahr deine Seele lebt, niemals werde ich das tun!"
2 Sam 11:12 David entgegnete Uria: "Bleibe auch heute noch hier! Morgen entsende ich dich wieder." Uria blieb also an jenem Tag in Jerusalem und auch am nächstfolgenden.
2 Sam 11:13 David lud ihn ein, mit ihm zu essen und zu trinken, und er machte ihn berauscht. Doch er ging am Abend wieder hinaus und schlief auf seinem Lager bei den Untergebenen seines Herrn. In sein Haus ging er nicht.
2 Sam 11:14 Am nächsten Morgen schrieb David einen Brief an Joab und ließ ihn durch Uria überbringen.
2 Sam 11:15 Im Brief stand zu lesen: "Stellt den Uria an die heftigste Stelle des Kampfes ganz vorne hin! Zieht euch dann von ihm zurück, denn er soll getroffen werden und sterben!"
2 Sam 11:16 Während nun Joab die Stadt belagerte, stellte er Uria dahin, wo er starke Gegner wußte.
2 Sam 11:17 Die Männer der Stadt machten einen Ausfall, um mit Joab zu kämpfen. Manch einer vom Kriegsvolk Davids fand den Tod. Auch der Hethiter Uria kam dabei ums Leben.
2 Sam 11:18 Joab sandte hin, um David die Geschehnisse des Kampfes zu melden.
2 Sam 11:19 Er gab dem Boten den Auftrag: "Wenn du dem König alle Kampfereignisse geschildert hast,
2 Sam 11:20 und wenn dann sein Zorn auflodert und er dich fragt: "Warum seid ihr denn so nahe an die Stadt herangerückt, um zu kämpfen? Habt ihr nicht gewußt, daß man von der Mauer herabschießt?
2 Sam 11:21 Wer hat denn Abimelech, den Sohn Jerubbaals erschlagen? Hat nicht ein Weib den oberen Teil der steinernen Handmühle von der Mauer auf ihn herabgeworfen, so daß er in Tebez starb? Warum seid ihr denn so nahe an die Mauer herangetreten?", dann sage nur: "Auch dein Knecht, der Hethiter Uria, ist tot.""
2 Sam 11:22 Der Bote zog ab, kam zu David und meldete ihm alles, was Joab aufgetragen hatte.
2 Sam 11:23 Es sprach der Bote zu David: "Die Feinde waren stärker als wir. Sie drangen gegen uns auf das freie Feld vor, wir mußten sie bis zum Stadttor zurückdrängen.
2 Sam 11:24 Doch die Bogenschützen schossen von der Mauer herab auf deine Knechte. Von den Knechten des Königs fanden einige den Tod. Auch dein Knecht, der Hethiter Uria, kam um."
2 Sam 11:25 David entgegnete dem Boten: "Sage zu Joab: "Gräme dich nicht um diese Angelegenheit; denn das Kriegsschwert frißt bald hier, bald dort. Führe tapfer deinen Krieg gegen die Stadt und zerstöre sie!" Stärke also seinen Mut!"
2 Sam 11:26 Als Urias Frau vernahm, daß ihr Mann tot sei, hielt sie um ihren Eheherrn die Totenklage.
2 Sam 11:27 Nachdem die Trauerzeit vorübergegangen war, sandte David hin und ließ sie in sein Haus bringen. Sie wurde seine Frau und gebar ihm einen Sohn. Doch dem Herrn mißfiel, was David getan hatte.
2 Samuel Kapitel 12
2 Sam 12:1 Der Herr entsandte Natan zu David. Dieser ging hin und verkündete ihm: "Zwei Männer waren in einer Stadt, der eine reich, der andere arm.
2 Sam 12:2 Der Reiche hatte Schafe und Rinder in großer Menge.
2 Sam 12:3 Der Arme hatte nichts als ein einziges Lamm, das er gekauft und aufgezogen hatte. Bei ihm und seinen Kindern wuchs es heran. Es aß von seinen Bissen, trank aus seinem Becher und schlief auf seinem Schoße. Es war ihm wie eine Tochter.
2 Sam 12:4 Da bekam eines Tages der Reiche Besuch. Es tat ihm leid, von seinen eigenen Schafen oder Rindern eines zu nehmen und es dem Wanderer, der zu ihm gekommen war, zu bereiten. So nahm er das Lamm des armen Mannes und richtete es für seinen Gast zu."
2 Sam 12:5 David geriet in heftigen Zorn über jenen Mann und sagte zu Natan: "So wahr der Herr lebt! Der Mann, der das getan hat, ist ein Kind des Todes!
2 Sam 12:6 Das Lamm soll er vierfach erstatten zur Vergeltung dafür, daß er dieses getan und kein Mitleid empfunden hat."
2 Sam 12:7 Da sprach Natan zu David: "Du bist der Mann! So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich zum König über Israel gesalbt, und ich habe dich aus der Hand Sauls gerettet.
2 Sam 12:8 Ich gab dir das Haus deines Herrn und die Frauen deines Herrn in deinen Schoß. Ich gab dir das Haus Israel und Juda. Ist das noch zu wenig, so könnte ich noch mehr hinzufügen.
2 Sam 12:9 Warum hast du das Wort des Herrn mißachtet und das getan, was böse ist in seinen Augen? Den Hethiter Uria hast du mit dem Schwerte getötet und sein Weib zu deiner Frau gemacht. Ihn hast du ermordet durch das Schwert der Ammoniter.
2 Sam 12:10 Nun aber wird das Schwert von deinem Hause nimmer weichen, weil du mich mißachtet und dich am Weib des Hethiters Uria vergriffen hast, damit sie deine Frau würde.
2 Sam 12:11 So spricht der Herr: Aus deinem eigenen Hause lasse ich Unheil über dich erstehen! Wegnehmen werde ich deine Frauen vor deinen Augen und sie einem anderen geben, der mit deinen Frauen bei hellem Sonnenschein schlafen wird.
2 Sam 12:12 Heimlich hast du das getan; ich aber werde diese Drohung vor ganz Israel und im Angesicht der Sonne verwirklichen."
2 Sam 12:13 Da sprach David zu Natan: "Ich habe gegen den Herrn gesündigt." Natan entgegnete: "Gut, der Herr vergibt dir deine Sünde. Du wirst nicht sterben.
2 Sam 12:14 Weil du aber den Herrn durch diesen Frevel offen verhöhnt hast, muß der Sohn, der dir geboren wird, des Todes sterben."
2 Sam 12:15 Natan ging in sein Haus. Der Herr aber schlug das Kind, das Urias Frau dem David geboren hatte, daß es auf den Tod erkrankte.
2 Sam 12:16 David suchte Gott um des Knaben willen auf; er fastete, schloß sich ein und lag die Nacht über am Boden.
2 Sam 12:17 Die Würdenträger seines Hofes versuchten, ihn vom Erdboden aufzurichten. Er aber weigerte sich und nahm keine Speise mehr mit ihnen zu sich.
2 Sam 12:18 Am siebten Tag starb das Kind. Die Bediensteten Davids fürchteten sich, ihm mitzuteilen, daß es tot sei. Sie dachten nämlich: "Solange das Kind lebte, haben wir ihm zugeredet, aber er beachtete uns nicht. Wie können wir ihm sagen: Das Kind ist tot? Er könnte ein Unheil anrichten!"
2 Sam 12:19 David aber merkte, daß seine Bediensteten flüsterten. Er erkannte, daß das Kind gestorben war. Daher fragte er seine Umgebung: "Ist das Kind tot?" Sie antworteten: "Ja, tot."
2 Sam 12:20 David erhob sich nun von der Erde, wusch und salbte sich. Er wechselte seine Kleider und ging in das Haus des Herrn, um anzubeten. Dann ging er heim, ließ sich Speise auftragen und begann zu essen.
2 Sam 12:21 Da fragten ihn seine Diener: "Was bedeutet dieses Verhalten, das du an den Tag legst? Um des lebenden Kindes willen hast du gefastet und geweint; da das Kind aber tot ist, stehst du auf und ißt!"
2 Sam 12:22 Er entgegnete: "Solange das Kind noch lebte, habe ich gefastet und geweint, weil ich mir dachte: Vielleicht wird sich der Herr doch noch meiner erbarmen und das Kind am Leben erhalten.
2 Sam 12:23 Nun aber ist es tot. Wozu soll ich noch fasten? Kann ich es wieder zurückholen? Nein, ich werde zu ihm gehen. Das Kind aber kehrt zu mir nicht wieder zurück."
2 Sam 12:24 David beruhigte seine Frau Batseba, ging zu ihr und verkehrte mit ihr. Sie gebar einen Sohn, den er Salomo nannte. Der Herr liebte ihn,
2 Sam 12:25 und er sandte als Boten den Propheten Natan, der ihm den Namen Jedidjah ("Geliebter des Herrn") gab, im Hinblick auf den Herrn.
2 Sam 12:26 Joab kämpfte gegen Rabba, die Hauptstadt der Ammoniter. Er hatte bereits die Königsstadt eingenommen.
2 Sam 12:27 Da sandte er Boten zu David und ließ berichten: "Ich habe gegen Rabba gekämpft und auch die Wasserstadt erobert.
2 Sam 12:28 Biete nun den Rest des Kriegsvolkes auf; belagere die Stadt und nimm sie ein, damit nicht ich die Stadt erobere und mein Name über ihr ausgerufen wird!"
2 Sam 12:29 David bot das ganze Kriegsvolk auf, zog gegen Rabba und eroberte es im Kampf.
2 Sam 12:30 Er nahm dem Milkom die Krone vom Haupt. Sie war von Gold, ein Talent schwer; an ihr prangte ein wertvoller Edelstein, der später auf Davids Haupt kam. Überaus reiche Beute brachte er aus der Stadt weg.
2 Sam 12:31 Ihre Bevölkerung führte er fort und stellte sie an die Steinsägen, Eisengeräte, eisernen Äxte und ließ sie in Ziegeleien arbeiten. So verfuhr er mit allen Städten der Ammoniter. Danach kehrte David mit dem gesamten Kriegsvolk nach JerusaIem zurück.
2 Samuel Kapitel 13
2 Sam 13:1 Hierauf ereignete sich folgendes: Absalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester namens Tamar. Amnon, der Sohn Davids, verliebte sich in sie.
2 Sam 13:2 Amnon quälte sich wegen seiner Schwester Tamar so, daß er krank wurde. Sie war Jungfrau, und es erschien ihm unmöglich, ihr etwas anzutun.
2 Sam 13:3 Amnon hatte einen Freund namens Jonadab, einen Sohn des Schima, des Bruders Davids. Jonadab war ein recht verschlagener Mann.
2 Sam 13:4 Er fragte ihn: "Warum bist du, Sohn meines Königs, an jedem Morgen so elend? Willst du es mir nicht erzählen?" Amnon antwortete ihm: "Ich liebe Tamar, die Schwester meines Bruders Absalom."
2 Sam 13:5 Da sprach Jonadab zu ihm: "Lege dich in dein Bett und stelle dich krank! Kommt dann dein Vater, dich zu besuchen, so sprich zu ihm: Laß meine Schwester Tamar kommen und mir Krankenkost verabreichen! Sie bereite aber das Essen vor meinen Augen zu, daß ich es sehen kann und von ihr das Essen erhalte."
2 Sam 13:6 Amnon legte sich nieder und stellte sich krank. Als der König kam, um ihn zu besuchen, bat ihn Amnon: "Möge doch meine Schwester Tamar kommen und vor meinen Augen einige Herzkuchen backen, daß ich sie aus ihrer Hand als Krankenkost essen kann!"
2 Sam 13:7 David sandte heim zu Tamar und ließ ihr sagen: "Komm doch in das Haus deines Bruders Amnon und richte ihm das Essen zu!"
2 Sam 13:8 Tamar begab sich in das Haus ihres Bruders Amnon, der im Bett lag. Sie nahm den Mehlteig, knetete ihn, formte vor seinen Augen Herzkuchen und buk sie.
2 Sam 13:9 Sie nahm die Pfanne und trug ihm auf. Aber er weigerte sich zu essen und befahl: "Alle sollen von mir fortgehen!" Da gingen alle hinaus.
2 Sam 13:10 Amnon sprach zu Tamar: "Bringe die Krankenkost in das Innengemach! Ich will sie aus deiner Hand einnehmen!" Tamar nahm die zubereiteten Herzkuchen und brachte sie ihrem Bruder Amnon in das innere Gemach.
2 Sam 13:11 Sie verabreichte ihm das Essen. Er aber ergriff sie und sprach zu ihr: "Komm, lege dich zu mir, meine Schwester!"
2 Sam 13:12 Sie aber entgegnete ihm: "Nicht doch, mein Bruder! Vergewaltige mich nicht; denn solches darf man in Israel nicht tun! Verübe doch nicht diese Torheit!
2 Sam 13:13 Wo sollte ich mit meiner Schande hin? Du aber wärest wie einer der Toren in Israel. Rede jetzt mit dem König! Er wird mich dir nicht abschlagen."
2 Sam 13:14 Er aber wollte nicht auf sie hören, griff nach ihr, schändete sie und wohnte ihr bei.
2 Sam 13:15 Amnon faßte danach einen furchtbaren Haß gegen sie, der größer war als die Liebe, die er zu ihr hatte. Er befahl ihr: "Stehe auf und verschwinde!"
2 Sam 13:16 Doch sie warf ihm vor: "Nein, mein Bruder! Denn größer wäre dieses Unrecht als das andere, das du mir angetan hast, wenn du mich einfach fortschicken wolltest!" Er aber wollte nicht auf sie hören.
2 Sam 13:17 Er rief nach seinem Burschen, der ihn bediente, und sprach: "Schafft diese fort von mir, hinaus, und bindet die Türe hinter ihr zu!"
2 Sam 13:18 Sie trug ein langes Ärmelkleid; denn in solche Gewänder kleideten sich seit jeher Königstöchter, die noch Jungfrauen waren. Sein Diener brachte sie hinaus und band die Türe hinter ihr zu.
2 Sam 13:19 Tamar streute Asche auf ihr Haupt, zerriß das Ärmelkleid, das sie trug, legte ihre Hände auf den Kopf und ging unter Wehklagen fort.
2 Sam 13:20 Da fragte sie ihr Bruder Absalom: "War dein Bruder Amnon bei dir? Nun denn, meine Schwester, schweige still! Er ist ja dein Bruder. Gräme dich nicht um das, was geschehen ist!" Tamar blieb zurückgezogen im Hause ihres Bruders Absalom.
2 Sam 13:21 Der König David vernahm von all diesen Dingen und wurde sehr zornig.
2 Sam 13:22 Absalom sprach mit Amnon kein Wort mehr, weder im bösen noch im guten Sinn; denn er haßte Amnon, weil er seine Schwester Tamar entehrt hatte.
2 Sam 13:23 Zwei Jahre später hielt Absalom in Baal-Chazor bei Ephraim Schafschur. Absalom lud alle königlichen Prinzen dazu ein.
2 Sam 13:24 Er begab sich zum König und sprach: "Siehe, dein Knecht hält Schafschur. Möge doch der König mit seinen Dienern deinen Knecht begleiten!"
2 Sam 13:25 Der König erwiderte Absalom: "Nein, mein Sohn! Wir können doch nicht alle kommen; wir fallen dir sonst zur Last." Auch als er ihn dringend bat, wollte er nicht mitgehen, sondern verabschiedete sich von ihm.
2 Sam 13:26 Absalom sprach darauf: "Darf nicht wenigstens mein Bruder Amnon mitkommen?" Der König erwiderte: "Wozu soll er denn mit dir gehen?"
2 Sam 13:27 Absalom jedoch bestand darauf; da ließ jener Amnon und alle königlichen Prinzen mit ihm ziehen.
2 Sam 13:28 Absalom erteilte seinen Knechten den Befehl: "Paßt auf! Wenn Amnon durch den Wein lustig wird und ich euch sage: "Schlagt Amnon nieder!", dann tötet ihn! Habt keine Furcht! Ich bin es ja, der euch den Befehl gegeben hat. Seid mutig und tapfer!"
2 Sam 13:29 Die Knechte Absaloms taten an Amnon, wie Absalom angeordnet hatte. Alle königlichen Prinzen sprangen auf, setzten sich auf ihre Maultiere und flohen.
2 Sam 13:30 Sie waren noch unterwegs, da drang das Gerücht schon zu David: "Absalom hat alle königlichen Prinzen erschlagen, nicht einer von ihnen blieb übrig."
2 Sam 13:31 Der König erhob sich, zerriß seine Kleider und warf sich zu Boden nieder. Auch alle seine Diener standen um ihn mit zerrissenen Kleidern.
2 Sam 13:32 Doch Jonadab, der Sohn Schimas, des Bruders Davids, ergriff das Wort und sprach: "Mein Herr soll nicht meinen, man habe alle jungen Prinzen ermordet! Amnon allein wird tot sein; denn in Absaloms Absicht hat das gelegen seit dem Tage, da jener seine Schwester Tamar vergewaltigt hatte.
2 Sam 13:33 Mein Herr und König möge sich also das Herz nicht schwer machen mit dem Gedanken, es seien alle königlichen Prinzen ermordet worden; nur Amnon allein wird tot sein!"
2 Sam 13:34 Absalom aber ergriff die Flucht. Der Diener, der ausspähte, erhob seine Augen und sah eine Reihe von Leuten auf dem Wege von Choronajim am Bergabhang einherkommen.
2 Sam 13:35 Jonadab sprach zum König: "Siehe, die königlichen Prinzen kommen! Wie dein Knecht gesagt hat, so ist es!"
2 Sam 13:36 Kaum hatte er zu Ende geredet, als die königlichen Prinzen eintrafen. Sie weinten mit lauter Stimme, und auch der König und seine ganze Umgebung brachen in ein heftiges Weinen aus.
2 Sam 13:37 Absalom aber floh und ging zu Talmaj, dem Sohn Ammichurs, des Königs von Geschur. Der König trauerte um seinen Sohn die ganze Zeit.
2 Sam 13:38 Absalom also war geflohen und nach Geschur gegangen; er blieb dort drei Jahre.
2 Sam 13:39 Des Königs Gesinnung ließ aber allmählich davon ab, gegen Absalom zu hadern, da er sich mit dem Tod des Amnon abfand.
2 Samuel Kapitel 14
2 Sam 14:1 Joab, der Sohn Zerujas, erkannte, daß des Königs Herz sich Absalom wieder zuwandte.
2 Sam 14:2 Joab sandte nach Tekoa und ließ von dort eine kluge Frau kommen. Er sprach zu ihr: "Täusche Trauer vor, ziehe Trauerkleider an, salbe dich nicht mit Öl und benimm dich wie eine Frau, die sich schon seit langem um einen Toten grämt!
2 Sam 14:3 Dann gehe zum König und sprich mit ihm so und so!" Joab legte ihr, was sie reden sollte, in den Mund.
2 Sam 14:4 Die Frau aus Tekoa kam zum König, warf sich auf ihr Antlitz nieder, huldigte ihm und sprach: "Hilf mir, o König!"
2 Sam 14:5 Der König fragte sie: "Was ist dir?" Sie antwortete: "O weh, ich bin eine Witwe, mein Mann starb.
2 Sam 14:6 Deine Magd hatte zwei Söhne. Beide gerieten auf dem Feld in Streit. Niemand war da, der sie getrennt hätte, so daß der eine den anderen niederschlug und tötete.
2 Sam 14:7 Da trat die ganze Sippe gegen deine Magd auf und verlangte: "Gib den Brudermörder heraus, wir wollen ihn töten für das Leben seines Bruders, den er ermordet hat, und auch den Erben ausrotten!" So wollen sie den Funken, der mir noch übrig ist, auslöschen, so daß meinem Mann weder Name noch Nachkomme auf dem Erdboden bleibt."
2 Sam 14:8 Der König erwiderte: "Gehe heim! Ich werde in deinem Sinne Befehle erteilen."
2 Sam 14:9 Die Frau aus Tekoa antwortete dem König: "Auf mir, mein Herr und König, wird aber die Schuld lasten bleiben und auch auf meiner Familie, während der König und sein Thron keine Verantwortung haben."
2 Sam 14:10 Der König entschied: "Redet jemand wider dich, so bringe ihn her zu mir! Er wird dich dann nicht mehr belästigen."
2 Sam 14:11 Sie sprach: "Möge der König doch den Herrn, deinen Gott, eidlich anrufen, daß der Bluträcher nicht noch mehr Unheil anrichten und daß man meinen Sohn nicht ausrotten darf!" Er antwortete: "So wahr der Herr lebt, auf keinen Fall soll auch nur ein Haar deines Sohnes zu Boden fallen!"
2 Sam 14:12 Die Frau fuhr fort: "Dürfte deine Magd zu meinem Gebieter, dem König, ein Wort reden?" Er erwiderte: "Sprich!"
2 Sam 14:13 Die Frau begann zu reden: "Warum sinnst du denn ganz so Ähnliches gegen das Volk Gottes? Dadurch, daß der König ein solches Urteil ausspricht, erklärt er sich selbst schuldig, wenn er seinen Verstoßenen nicht zurückholt.
2 Sam 14:14 Wir müssen alle sterben. Dem Wasser gleichen wir, das zur Erde gegossen wird und nicht gesammelt werden kann. Gott aber rafft kein Leben hinweg, sondern es ist sein Wunsch, daß ein Verstoßener nicht von ihm verstoßen bleibe.
2 Sam 14:15 Jedoch, daß ich gekommen bin, um mit meinem Herrn und König über jenes Anliegen zu reden, liegt darin begründet, daß die Leute mich ängstigten. Deine Magd sagte sich: Ich will mit dem König reden. Vielleicht handelt der König nach der Bitte seiner Magd.
2 Sam 14:16 Denn der König wird mir Gehör schenken und seine Magd aus der Hand des Mannes befreien, der danach trachtet, mich und meinen Sohn zugleich aus dem Erbe Gottes auszurotten.
2 Sam 14:17 Deine Magd dachte sich: Das Wort meines Herrn und Königs wird mir zur Beruhigung dienen; denn mein Herr und König ist wie der Engel Gottes, der Gutes und Böses zu beurteilen weiß. Der Herr, dein Gott, sei mit dir!"
2 Sam 14:18 Nun begann der König und sprach: "Verheimliche mir nichts, um was ich dich frage!" Die Frau erwiderte: "Mein Herr und König rede!"
2 Sam 14:19 Der König fragte: "Hat bei all dem Joab seine Hand im Spiel?" Die Frau antwortete und sprach: "So wahr du lebst, mein Herr und König, es ist unmöglich, bei all dem, was mein Herr und König fragt, nach rechts oder links auszuweichen! Ja, dein Knecht Joab war es, der mir den Auftrag gegeben, und er hat deiner Magd alle jene Worte in den Mund gelegt.
2 Sam 14:20 Um der Sache ein anderes Gesicht zu geben, hat dein Knecht Joab dies getan. Doch mein Herr ist weise wie der Engel Gottes. Er weiß alles, was im Lande geschieht."
2 Sam 14:21 Da sprach der König zu Joab: "Höre, ich will diese Bitte erfüllen. Gehe hin und hole den jungen Absalom heim!"
2 Sam 14:22 Joab warf sich auf sein Angesicht zur Erde nieder, huldigte und wünschte dem König Segen. Joab rief aus: "Heute erkennt dein Knecht, daß ich Huld bei dir, meinem Herrn und König, gefunden habe; denn der König hat den Wunsch seines Knechtes erfüllt."
2 Sam 14:23 Joab machte sich nun auf den Weg nach Geschur und brachte Absalom nach Jerusalem zurück.
2 Sam 14:24 Der König befahl: "Mag er sich in sein Haus begeben, mein Antlitz wird er nicht sehen!" Da begab sich Absalom in sein Haus, aber des Königs Antlitz durfte er nicht schauen.
2 Sam 14:25 Einen Mann, der so schön, so rühmenswert war wie Absalom, gab es in ganz Israel nicht wieder. Vom Scheitel bis zur Sohle war kein Fehl an ihm.
2 Sam 14:26 Ließ er sein Haupthaar scheren - er mußte es in bestimmten Zeitabständen scheren lassen, weil es ihm sonst zu beschwerlich wurde -, dann wog es zweihundert Sekel nach königlichem Gewicht.
2 Sam 14:27 Dem Absalom wurden drei Söhne und eine Tochter namens Tamar geboren. Diese wurde eine Frau von schönem Aussehen.
2 Sam 14:28 Absalom blieb zwei Jahre in Jerusalem, ohne das Antlitz des Königs zu sehen.
2 Sam 14:29 Daher schickte Absalom nach Joab, um ihn zum König zu senden. Doch dieser wollte nicht zu ihm kommen. Er schickte zum zweitenmal hin; doch er wollte nicht kommen.
2 Sam 14:30 Daher sprach er zu seinen Knechten: "Seht, Joab besitzt ein Ackergelände neben dem meinigen und hat es mit Gerste bestellt. Geht hin und steckt es in Brand!" Absaloms Knechte zündeten das Feld an.
2 Sam 14:31 Da machte sich Joab auf den Weg zu Absalom, ging in sein Haus und warf ihm vor: "Warum haben deine Knechte meinen Acker verbrannt?"
2 Sam 14:32 Absalom entgegnete ihm: "Nun, ich habe zu dir gesandt und ließ sagen: "Komm her, ich will dich zum König senden mit der Frage: Warum bin ich eigentlich aus Geschur zurückgekommen? Es wäre für mich ja besser, wenn ich noch dort wäre." Jetzt will ich vor dem König erscheinen! Lastet eine Schuld auf mir, so mag er mich töten."
2 Sam 14:33 Joab ging zum König und trug es ihm vor. Er ließ Absalom rufen. Dieser kam zum König und huldigte ihm, das Antlitz vor dem König zur Erde geneigt. Der König küßte Absalom.
2 Samuel Kapitel 15
2 Sam 15:1 Danach ereignete sich folgendes: Absalom verschaffte sich Wagen und Pferde und fünfzig Leute, die vor ihm herlaufen sollten.
2 Sam 15:2 Des Morgens in der Frühe stellte sich Absalom an den Torweg. Hatte jemand einen Streit, und wandte er sich an den König zur Entscheidung, so sprach Absalom ihn an und fragte: "Aus welcher Stadt bist du?" Der entgegnete: "Dein Knecht kommt aus dem und dem Stamm Israels."
2 Sam 15:3 Darauf sagte Absalom zu ihm: "Siehe, deine Angelegenheit ist gut und in Ordnung. Doch beim König gibt es niemand, der auf dich hört."
2 Sam 15:4 Absalom sprach: "Würde man doch mich zum Richter im Lande bestellen! Jedermann sollte zu mir kommen dürfen, der Streit hat und eine Entscheidung braucht. Ich würde ihm zum Recht verhelfen!"
2 Sam 15:5 Trat dann jemand an ihn heran, um ihm zu huldigen, so streckte er seine Hand aus, umarmte und küßte ihn.
2 Sam 15:6 Nach dieser Art und Weise machte es Absalom mit allen Israeliten, die um eines Rechtsentscheides willen zum König gehen wollten. So stahl sich Absalom die Herzen der Israeliten.
2 Sam 15:7 Nach Ablauf von vier Jahren sprach Absalom zum König: "Ich will hingehen und in Hebron mein Gelübde erfüllen, das ich dem Her