Word: Alle Lehrbücher
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Psalmen
Psalmen Kapitel 1
Ps 1:1 Selig der Mann, der nicht im Rat der Gottlosen wandelt, sich nicht auf den Pfad der Sünder stellt noch im Kreise der Lästerer sitzt,
Ps 1:2 vielmehr am Gesetz des Herrn seine Freude hat, ja, sein Gesetz betrachtet bei Tag und bei Nacht!
Ps 1:3 Er gleicht dem Baum, gepflanzt an strömendem Wasser, der seine Früchte trägt zur rechten Zeit und dessen Laub nicht welkt. Was immer er beginnt, vollführt er glücklich
Ps 1:4 Nicht so die Frevler! Wie Spreu sind sie, die der Wind verweht.
Ps 1:5 Darum bestehen Gottlose nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.
Ps 1:6 Denn der Herr weiß um den Weg der Gerechten; doch der Gottlosen Weg führt ins Verderben.
Psalmen Kapitel 2
Ps 2:1 Was toben die Heiden und sinnen die Völker nichtige Pläne?
Ps 2:2 Die Könige der Erde treten zusammen, Machthaber verschwören sich gemeinsam wider den Herrn und seinen Gesalbten:
Ps 2:3 "Laßt uns ihre Ketten sprengen und ihre Fesseln von uns werfen!"
Ps 2:4 Der im Himmel thront, lacht; der Herr spottet ihrer.
Ps 2:5 Einst aber spricht er zu ihnen im Zorn und setzt sie in Schrecken durch seinen Grimm:
Ps 2:6 "Ich selbst habe meinen König bestellt auf meinem heiligen Berge Sion!"
Ps 2:7 So will ich den Beschluß des Herrn verkünden: Der Herr sprach zu mir: "Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.
Ps 2:8 Erbitte von mir, und ich gebe dir Völker zum Erbe, zu deinem Besitz die Grenzen der Erde.
Ps 2:9 Mit eisernem Stabe magst du sie leiten, sie zerschlagen wie Töpfergeschirr."
Ps 2:10 Nun denn, ihr Könige, seid doch klug, laßt euch warnen, ihr Richter der Erde!
Ps 2:11 Dienet dem Herrn in Furcht und küsset seine Füße mit Zittern!
Ps 2:12 Sonst zürnt er, und ihr kommt um auf dem Weg; denn nur wenig, so entbrennt sein Zorn. Glücklich dann alle, die ihm vertrauen!
Psalmen Kapitel 3
Ps 3:1 [Psalm Davids, als er vor seinem Sohn Absalom floh.]
Ps 3:2 Herr, wie zahlreich sind meine Bedränger! Gar viele erheben sich wider mich.
Ps 3:3 Viele sind es, die von mir sagen: "Für den gibt es keine Hilfe bei Gott!"
Ps 3:4 Doch du, o Herr, bist Schild um mich her, bist mein Ruhm und erhebst mein Haupt.
Ps 3:5 Rufe ich laut zum Herrn, so erhört er mich von seinem heiligen Berge her. [Zwischenspiel]
Ps 3:6 Ich legte mich nieder und schlummerte ein; ich erwachte wieder, weil der Herr mich hält.
Ps 3:7 Ich fürchte mich nicht vor zahllosem Kriegsvolk, das ringsum sich lagert wider mich.
Ps 3:8 Erhebe dich, Herr, hilf mir, mein Gott! Denn stets hast du all meinen Feinden die Wange zerschlagen, zerbrochen die Zähne der Frevler.
Ps 3:9 Vom Herrn kommt die Hilfe! Auf deinem Volke ruhe dein Segen! [Zwischenspiel]
Psalmen Kapitel 4
Ps 4:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Psalm Davids.]
Ps 4:2 Wenn ich rufe, erhöre mich, Gott, der mir zum Recht verhilft! In der Enge verschaffe mir Weite! Sei mir gnädig und vernimm mein Gebet!
Ps 4:3 Ihr Mächtigen, wie lange bleibt meine Ehre geschmäht, liebt ihr Nichtiges und trachtet nach Lüge? [Zwischenspiel]
Ps 4:4 Erkennt doch: Der Herr erweist sich wunderbar an seinem Frommen; es hört der Herr, sooft ich zu ihm rufe.
Ps 4:5 Zittert und sündigt nicht! Denkt ruhig nach auf eurem Lager und schweigt! [Zwischenspiel]
Ps 4:6 Bringt rechte Opfer dar und vertraut auf den Herrn!
Ps 4:7 Viele sprechen: "Wer läßt uns noch Gutes schauen? Erhebe über uns das Licht deines Angesichts, o Herr!"
Ps 4:8 Du hast mir größere Freude ins Herz gegeben als zur Zeit, da man Korn und Most in Fülle erntet.
Ps 4:9 In Frieden lege ich mich nieder und schlafe sogleich; denn du, Herr, allein läßt mich sorglos wohnen.
Psalmen Kapitel 5
Ps 5:1 [Dem Chorleiter. Zum Flötenspiel. Psalm Davids.]
Ps 5:2 Vernimm, Herr, meine Worte, achte auf mein Seufzen!
Ps 5:3 Merke auf mein lautes Rufen, mein König und mein Gott! Denn zu dir flehe ich.
Ps 5:4 Herr, am Morgen hörst du meine Stimme, am Morgen richte ich das Opfer für dich her und halte Ausschau.
Ps 5:5 Denn du bist kein Gott, dem Unrecht wohlgefällt; kein Böser darf bei dir verweilen.
Ps 5:6 Freche Prahler dürfen dir nicht vor die Augen treten, du hassest alle Übeltäter.
Ps 5:7 Du vernichtest die Lügner. Wer sich mit Blut und Trug befleckt, den verabscheut der Herr.
Ps 5:8 Ich aber darf dank deiner großen Huld dein Haus betreten, darf mich vor dir in Ehrfurcht niederwerfen bei deinem heiligen Tempel.
Ps 5:9 Herr, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen, ebne vor mir deinen Pfad!
Ps 5:10 Denn in ihrem Munde gibt es keine Zuverlässigkeit; Verderbtheit ist ihr Inneres; ein offenes Grab ihr Rachen; glatte Reden führen sie mit ihrer Zunge.
Ps 5:11 Laß sie es büßen, Herr! Über ihre eigenen Ränke sollen sie stürzen! Verstoße sie ob ihrer zahllosen Frevel; denn dir boten sie Trotz!
Ps 5:12 Doch Freude möge bei allen herrschen, die auf dich vertrauen; sie sollen immerdar jubeln! Beschütze sie, damit, wer deinen Namen liebt, in dir frohlocke!
Ps 5:13 Denn du segnest den Gerechten, Herr; wie mit einem Schild umgibst du ihn mit Huld.
Psalmen Kapitel 6
Ps 6:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel auf der Achten. Psalm Davids.]
Ps 6:2 Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn, züchtige mich nicht in deinem Grimm!
Ps 6:3 Sei mir gnädig, Herr, denn ich bin schwach, heile mich, Herr, denn meine Glieder sind erschüttert!
Ps 6:4 Meine Seele ist tief erschüttert, du aber, o Herr, - wie lange noch?
Ps 6:5 Wende dich, Herr, rette mein Leben, hilf mir um deiner Güte willen!
Ps 6:6 Denn im Totenreich gedenkt man deiner nicht, und wer wird in der Unterwelt dich preisen?
Ps 6:7 Ich bin erschöpft von meinem Stöhnen, jede Nacht befeuchte ich mein Lager, benetze ich mein Bett mit Tränen.
Ps 6:8 Getrübt von Kummer ist mein Auge; es ist gealtert wegen aller meiner Gegner.
Ps 6:9 Weichet von mir, all ihr Übeltäter, da der Herr auf mein lautes Weinen hörte!
Ps 6:10 Der Herr hat mein Flehen erhört, der Herr nahm mein Beten entgegen.
Ps 6:11 In Schande und in tiefen Schrecken müssen alle meine Feinde stürzen; sie müssen unverweilt beschämt sich rückwärts wenden!
Psalmen Kapitel 7
Ps 7:1 [Klagelied Davids, das er dem Herrn gesungen hat wegen des Benjaminiten Kusch.]
Ps 7:2 Herr, mein Gott, auf dich vertraue ich; hilf mir vor all meinen Verfolgern und rette mich!
Ps 7:3 Sonst zerreißt man mich wie ein Löwe, der anpackt, und niemand kann retten.
Ps 7:4 Herr, mein Gott, wenn ich dies getan: Wenn Unrecht klebt an meinen Händen,
Ps 7:5 wenn ich meinem Freunde Böses tat und den beraubte, der mich ohne Grund bedrückt,
Ps 7:6 dann soll der Feind mich verfolgen und ergreifen! Er trete mein Leben zu Boden und werfe meine Ehre in den Staub! [Zwischenspiel]
Ps 7:7 Steh auf, Herr, in deinem Zorn! Erhebe dich gegen die Wut meiner Feinde! Wach auf zu meiner Hilfe! Entbiete das Gericht!
Ps 7:8 Die Schar der Völker stehe im Kreis, du selber throne über ihnen in der Höhe!
Ps 7:9 Herr, richte die Völker! Schaffe mir Recht, Herr, nach meiner Gerechtigkeit und nach meiner persönlichen Unschuld!
Ps 7:10 Ein Ende finde die Bosheit der Frevler, doch dem Gerechten gib festen Halt! Der die Herzen und Nieren prüft, ist ein gerechter Gott.
Ps 7:11 Mein Schild über mir ist Gott, der allen hilft, die redlichen Herzens sind.
Ps 7:12 Der Herr ist ein gerechter Richter, ein Gott, der täglich zürnend straft.
Ps 7:13 Er schärft sein Schwert; wenn einer sich nicht bekehrt, spannt er seinen Bogen und zielt mit ihm.
Ps 7:14 Er richtet auf ihn die Todeswaffen; seine Feuerpfeile entzündet er.
Ps 7:15 Siehe, jener empfing Schlechtigkeit, trug Unheil im Schoß und gebar Lüge.
Ps 7:16 Eine Grube hat er gegraben und ausgehöhlt, doch stürzte er ins Loch, das er gemacht.
Ps 7:17 Sein Unheil kehrt auf sein Haupt zurück, seine Untat fällt nieder auf seinen Scheitel.
Ps 7:18 Danken will ich dem Herrn, weil er gerecht ist, will lobsingen dem Namen des Herrn, des Allerhöchsten!
Psalmen Kapitel 8
Ps 8:1 [Dem Chorleiter. Nach der gittitischen Weise. Psalm Davids.]
Ps 8:2 Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde! Besungen wird deine Pracht am Himmel vom Mund der Kinder und Säuglinge.
Ps 8:3 Du hast eine Festung gegründet wegen deiner Gegner, um rachsüchtige Feinde zum Schweigen zu bringen.
Ps 8:4 Wenn ich deinen Himmel schaue, das Werk deiner Hände, den Mond und die Sterne, die du befestigt hast:
Ps 8:5 Was ist dann der Mensch, daß du seiner gedenkst, das Menschenkind, daß du seiner dich annimmst?
Ps 8:6 Nur wenig geringer als einen Gott hast du ihn gemacht, mit Glanz und Herrlichkeit ihn gekrönt.
Ps 8:7 Du gabst ihm Herrschaft über die Werke deiner Hände, alles legtest du ihm zu Füßen:
Ps 8:8 Schafe und Rinder insgesamt sowie die Tiere des Feldes,
Ps 8:9 die Vögel des Himmels, die Fische des Meeres, was alles die Meerespfade durchquert.
Ps 8:10 Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!
Psalmen Kapitel 9
Ps 9:1 [Dem Chorleiter. Nach "Stirb für den Sohn". Psalm Davids.]
Ps 9:2 Ich danke dir, Herr, von ganzem Herzen, will alle deine Wunder verkünden.
Ps 9:3 In Freuden will ich über dich frohlocken, will deinem Namen lobsingen, du Allerhöchster.
Ps 9:4 Denn meine Feinde wichen zurück, stürzten und gingen zugrunde vor deinem Antlitz.
Ps 9:5 Du hast ja mein Recht und meine Sache geführt, saßest auf dem Thron als gerechter Richter.
Ps 9:6 Völker hast du bedroht, die Frevler vernichtet, ihren Namen getilgt für immer und ewig.
Ps 9:7 Die Feinde sind dahin, vernichtet für alle Zeit; Städte hast du zerstört, daß ihr Andenken schwand.
Ps 9:8 Siehe, auf ewig thront der Herr, hat seinen Thron zum Gericht aufgestellt.
Ps 9:9 Er richtet die Welt in Gerechtigkeit, spricht nach Gebühr den Völkern ihr Urteil.
Ps 9:10 So ist der Herr eine Burg für den Schwachen, eine Burg in Zeiten der Not.
Ps 9:11 Wer deinen Namen kennt, vertraut auf dich; denn niemals gibst du jene preis, die dich suchen, o Herr.
Ps 9:12 Lobsingt dem Herrn, der in Sion wohnt, kündet unter den Völkern seine Taten!
Ps 9:13 Denn er, der Blutschuld rächt, gedenkt ihrer, vergißt nicht den Notschrei der Armen.
Ps 9:14 Der Herr war mir gnädig, sah mein Leid, das meine Gegner mir angetan; er zog mich empor von den Pforten des Todes.
Ps 9:15 So muß ich nun all deinen Ruhm verkünden, in den Toren der Tochter Sion jubeln ob deiner Hilfe.
Ps 9:16 Völker versanken in die Grube, die sie gemacht; im Netz, das sie legten, verfing sich ihr Fuß.
Ps 9:17 Der Herr tat sich kund, er hielt Gericht; im Werk seiner eigenen Hände verstrickte sich der Frevler. [Zither-Zwischenspiel]
Ps 9:18 Ins Totenreich müssen die Frevler fahren, alle Völker, die Gott vergessen.
Ps 9:19 Denn nicht wird für immer der Arme vergessen, entschwindet auf ewig der Elenden Hoffnung.
Ps 9:20 Erhebe dich, Herr, daß der Mensch nicht trotze! Laß die Völker vor dir zum Gericht antreten!
Ps 9:21 Erfülle sie, Herr, mit Furcht! Die Völker sollen erkennen, daß sie nur Menschen sind! [Zwischenspiel]
Psalmen Kapitel 10
Ps 10:1 Warum, Herr, stehst du so ferne, verbirgst dich in Zeiten der Not?
Ps 10:2 Im Übermut verfolgt der Frevler den Armen, fängt ihn mit den Ränken, die er ersann.
Ps 10:3 Denn der Frevler rühmt sich seiner wilden Gier, und der Ungerechte brüstet sich.
Ps 10:4 Den Herrn verachtet der Frevler hochmütigen Sinnes. "Er rächt es nicht, es gibt keinen Gott", das sind so ganz seine Hintergedanken.
Ps 10:5 Sein schlimmer Wandel dauert immerfort. Fern von ihm sind deine Gerichte, alle seine Gegner verspottet er.
Ps 10:6 Er denkt in seinem Herzen: "Nie werde ich wanken; von Geschlecht zu Geschlecht trifft mich kein Unglück!"
Ps 10:7 Sein Mund ist voll von Fluch, von Trug und Bedrückung, unter seiner Zunge sind Unheil und Unrecht.
Ps 10:8 Er liegt im Hinterhalt der Gehöfte; im Versteck will er den Schuldlosen morden; seine Augen bergen Verruchtheit.
Ps 10:9 Er lauert versteckt wie ein Löwe im Dickicht; er lauert darauf, den Armen zu fangen; er fängt den Armen, zieht ihn ins Netz.
Ps 10:10 Dieser wird niedergeschlagen, sinkt zu Boden und fällt durch die Gewalt der Ruchlosen.
Ps 10:11 Doch jener denkt in seinem Herzen: "Gott ist vergeßlich! Er hat sein Antlitz verhüllt, sieht es nie und nimmer!"
Ps 10:12 Steh auf, Herr und Gott, erhebe deine Hand, vergiß die Elenden nicht!
Ps 10:13 Warum darf der Frevler Gott verachten, im Herzen denken, du rächest es nicht?
Ps 10:14 Du siehst doch Unheil und Leid, blickst hin und nimmst es in deine Hand. Dir sei die Verruchtheit ausgeliefert, doch dem Verwaisten bist du ein Helfer.
Ps 10:15 Zerbrich den Arm des schlimmen Frevlers! Suchst du seine Freveltat, sollst du von ihr nichts mehr finden!
Ps 10:16 Der Herr ist König für immer und ewig. Die Völker verschwinden aus seinem Land!
Ps 10:17 Das Verlangen der Elenden hörst du, Herr; du festigst ihr Herz, machst dein Ohr geneigt.
Ps 10:18 So schaffst du Recht dem Verwaisten und Bedrückten, daß nie mehr Schrecken verbreite ein irdischer Mensch.
Psalmen Kapitel 11
Ps 11:1 [Dem Chorleiter. Von David.] Beim Herrn finde ich Zuflucht! Wie könnt ihr zu mir sagen: "Flieh ins Gebirge wie ein Vogel!
Ps 11:2 Denn siehe, die Frevler spannen den Bogen, haben ihren Pfeil auf die Sehne gelegt, um im Dunkel zu zielen auf redliche Herzen.
Ps 11:3 Werden Grundmauern eingerissen, was vermag dann der Gerechte?" -
Ps 11:4 Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, der Herr, dessen Thron im Himmel steht! Seine Augen halten Ausschau, seine Blicke prüfen die Menschen.
Ps 11:5 Der Herr prüft den Gerechten und Frevler; wer Gewalttat verübt, den haßt er zuinnerst.
Ps 11:6 Auf Frevler läßt er glühende Kohlen und Schwefel regnen; Glutwind ist ihr zugemessener Anteil.
Ps 11:7 Denn gerecht ist der Herr, und Gerechtigkeit liebt er; Rechtschaffene dürfen sein Antlitz schauen.
Psalmen Kapitel 12
Ps 12:1 [Dem Chorleiter. Auf der Achten. Psalm Davids.]
Ps 12:2 Hilf, Herr, denn der Fromme stirbt aus, es verschwinden die Treuen unter den Menschen.
Ps 12:3 Falsches reden sie, einer mit dem andern; mit glatten Lippen und zwiespältigem Herzen sprechen sie.
Ps 12:4 Der Herr vertilge alle glatten Lippen, die Zunge, die hochfahrend redet!
Ps 12:5 Sie prahlen: "Unsere Zunge ist unsere Macht! Unsere Lippen helfen uns! Wer ist uns überlegen?"
Ps 12:6 "Weil Schwache unterdrückt sind, Arme stöhnen, darum will ich mich nunmehr erheben", spricht der Herr. "Ich bringe dem Hilfe, der danach seufzt."
Ps 12:7 Die Reden des Herrn sind geläuterte Reden, Silber, im Tiegel zu Boden geschmolzen, siebenfach gereinigt.
Ps 12:8 Du, Herr, wirst dich an sie halten, wirst uns behüten vor diesem Geschlecht für immer.
Ps 12:9 Dann mögen ringsum Gottlose wandeln, da Schlechtigkeit hochkommt unter den Menschen.
Psalmen Kapitel 13
Ps 13:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]
Ps 13:2 Wie lange noch, Herr, willst du mich dauernd vergessen? Wie lange noch dein Antlitz vor mir verbergen?
Ps 13:3 Wie lange noch muß ich Sorgen in meiner Seele hegen, Kummer im Herzen den ganzen Tag? Wie lange noch darf mein Feind über mich sich erheben?
Ps 13:4 Blicke doch her, erhöre mich, Herr, du mein Gott! Erhelle meine Augen, damit ich nicht zum Tode entschlafe!
Ps 13:5 Sonst prahlt mein Feind: "Ich habe ihn bezwungen!", meine Gegner jubeln, sobald ich wanke.
Ps 13:6 Ich aber vertraue auf deine Huld; es juble mein Herz ob deiner Hilfe! Singen will ich dem Herrn, daß er mir Gutes erwies.
Psalmen Kapitel 14
Ps 14:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.] Der Tor denkt in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott. Sie sind verkommen, treiben Verruchtes, keiner ist, der Gutes tut.
Ps 14:2 Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, der nach Gott fragt.
Ps 14:3 Doch sie sind alle abgewichen, restlos verdorben, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger.
Ps 14:4 Kommen denn nie zur Einsicht die Übeltäter alle, die mein Volk verschlingen, wie man Brot ißt, nicht aber den Herrn anrufen?
Ps 14:5 Dabei müssen sie gewaltig erschrecken;
Ps 14:6 denn Gott zerstreut die Glieder der Ruchlosen; sie werden beschämt, da der Herr sie verwirft.
Ps 14:7 O daß doch vom Sion Heil für Israel käme! Wenn der Herr das Geschick seines Volkes wendet, möge Jakob jubeln, Israel sich freuen!
Psalmen Kapitel 15
Ps 15:1 [Psalm Davids.] Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg?
Ps 15:2 Wer makellos wandelt und Rechtes tut und Wahrheit in seinem Herzen pflegt.
Ps 15:3 Er redet keine Verleumdung mit seiner Zunge, er fügt seinem Nächsten kein Unrecht zu und häuft keine Schmach auf den Nachbarn.
Ps 15:4 In seinen Augen gilt der Verworfene als verächtlich; die Gottesfürchtigen aber weiß er zu ehren. Wenn er zu seinem Schaden schwur, ändert er doch nichts ab.
Ps 15:5 Sein Geld leiht er nicht auf Zinsen aus, nimmt gegen Schuldlose keine Bestechung an. Wer sich so verhält, wird nimmermehr wanken.
Psalmen Kapitel 16
Ps 16:1 [Geschriebenes Lied von David.] Behüte mich, Gott, denn ich flüchte zu dir!
Ps 16:2 Ich spreche zum Herrn: "Du bist mein Herr, mein Glück ruht in dir!"
Ps 16:3 Den Göttern im Lande, an denen man alles Wohlgefallen hat,
Ps 16:4 von denen man viele Abbilder macht, um ihnen nachzulaufen, - ich bringe ihnen kein Blutopfer dar und nehme ihre Namen nicht auf meine Lippen.
Ps 16:5 Der Herr ist mein Land- und Becheranteil. "Du bist es, der mein Los erfaßt."
Ps 16:6 Die Meßschnur fiel mir auf köstlichen Grund; ja, mein Erbteil gefällt mir gar sehr.
Ps 16:7 Ich preise den Herrn, der den Rat mir gab, sogar in den Nächten mahnt mich mein Inneres.
Ps 16:8 Beständig habe ich den Herrn vor Augen. Ist er zu meiner Rechten, so wanke ich nicht.
Ps 16:9 Darum freut sich mein Herz und jubelt mein Gemüt; auch mein Leib kann sorglos ruhen.
Ps 16:10 Denn du gibst mein Leben nicht der Unterwelt preis und läßt deinen Frommen die Grube nicht schauen.
Ps 16:11 Du machst mir den Weg des Lebens kund, Fülle der Freuden bietet dein Antlitz, Wonne ist in deiner Rechten für immer.
Psalmen Kapitel 17
Ps 17:1 [Ein Gebet von David.] Höre, Herr, die gerechte Sache, merke auf mein Flehen! Vernimm mein Gebet von Lippen ohne Trug!
Ps 17:2 Von dir ergehe das Urteil über mich; deine Augen sehen, was recht ist.
Ps 17:3 Prüfst du mein Herz, forschest du nach in der Nacht, erprobst du mich, so wirst du an mir keine Schandtat finden. Mein Mund wallt nicht über bei dem Treiben der Menschen.
Ps 17:4 Auf das Wort deiner Lippen gebe ich acht. An die Pfade des Gesetzes halten sich meine Schritte;
Ps 17:5 auf deinen Bahnen kommen meine Füße nicht ins Wanken.
Ps 17:6 Ich rufe dich an; denn du erhörst mich, o Gott! Neige mir dein Ohr, höre meine Bitte!
Ps 17:7 Wirke deine Gnadenwunder, du Retter aller, die vor Widersachern bei deiner Rechten Zuflucht suchen!
Ps 17:8 Behüte mich wie deines Auges Stern, birg mich im Schatten deiner Flügel
Ps 17:9 vor Frevlern, die mich mißhandeln, vor meinen Feinden, die mich gierig umringen!
Ps 17:10 Ihr fettes Herz versperren sie, ihr Mund führt prahlerische Reden.
Ps 17:11 Schon umkreisen mich ihre Schritte. Ihr Augenmerk ist darauf gerichtet, mich niederzuwerfen,
Ps 17:12 dem Löwen gleich, der zu rauben begehrt, dem Junglöwen, der im Versteck sich lagert.
Ps 17:13 Erhebe dich, Herr, tritt ihm entgegen, zwing ihn nieder und rette mich vor dem Frevler!
Ps 17:14 Dein Schwert möge sie töten, deine Hand, Herr, möge sie töten! Ohne Lebensdauer sei ihr Anteil am Dasein! Was du (an Plagen) aufbewahrt hast, damit fülle ihren Leib, daß ihre Söhne noch satt werden und den Rest ihren Kindern hinterlassen!
Ps 17:15 Ich aber darf als Gerechter dein Angesicht schauen, darf beim Erwachen satt mich sehen an deiner Gestalt.
Psalmen Kapitel 18
Ps 18:1 [Dem Chorleiter. Von David, dem Knecht des Herrn, der dem Herrn die Worte dieses Liedes sang, als ihn der Herr aus der Hand all seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettet hatte.
Ps 18:2 Er sprach:] - Ich liebe dich, Herr, meine Stärke,
Ps 18:3 Herr, meine Felsenburg, mein Retter, mein Gott, mein Fels, auf den ich baue, mein Schild und meines Heiles Stärke, meine Festung!
Ps 18:4 Lobpreisend rufe ich zum Herrn; so werde ich befreit von meinen Feinden.
Ps 18:5 Todesbrandungen kreisten um mich, Unheilsbäche schreckten mich auf;
Ps 18:6 der Unterwelt Schlingen umgarnten mich; des Todes Fallen begegneten mir.
Ps 18:7 In meiner Angst rief ich zum Herrn und schrie zu meinem Gott. Er hörte in seinem Palast meine Stimme, mein Schreien drang an seine Ohren.
Ps 18:8 Die Erde wankte und schwankte, der Berge Grundfesten bebten; sie wankten, weil er erzürnt war.
Ps 18:9 Aus seiner Nase stieg Rauch empor, verzehrendes Feuer entquoll seinem Mund, Kohlenglut sprühte von ihm aus.
Ps 18:10 Er neigte den Himmel und fuhr herab, Wolkendunkel zu seinen Füßen.
Ps 18:11 Er ritt auf dem Kerub und flog daher und schwebte auf des Sturmes Flügeln.
Ps 18:12 Er machte sich Finsternis ringsum zum Zelt, Wassersieb und dichte Wolken.
Ps 18:13 Aus dem Glanz vor ihm her entströmten Hagel und glühende Kohlen.
Ps 18:14 Am Himmel ließ der Herr den Donner dröhnen, der Höchste ließ seine Stimme erschallen.
Ps 18:15 Er schoß seine Pfeile und zerstreute sie, schleuderte Blitze und brachte sie in Verwirrung.
Ps 18:16 Da wurden die Tiefen des Meeres sichtbar, der Erde Grund ward aufgedeckt - vor deinem Scheltruf, Herr, vor dem schnaubenden Odem deiner Nase.
Ps 18:17 Er streckte aus der Höhe seine Hand und faßte mich, zog mich heraus aus gewaltigen Wassern.
Ps 18:18 Er entriß mich meinem starken Feind, meinen Gegnern, die an Kraft mich übertrafen.
Ps 18:19 Sie überfielen mich an meinem Unglückstag; doch der Herr ward mir zur Stütze.
Ps 18:20 Er führte mich hinaus ins Weite, entriß mich, da er mir wohlgesinnt war.
Ps 18:21 Der Herr vergalt mir mein gerechtes Tun, belohnte mir meiner Hände Reinheit.
Ps 18:22 Denn ich hielt mich an die Wege des Herrn und frevelte nicht gegen meinen Gott.
Ps 18:23 Ja, all seine Gebote standen vor mir, und seine Satzungen wies ich nicht ab.
Ps 18:24 Makellos war ich vor ihm und nahm mich in acht vor Sünde.
Ps 18:25 So lohnte mir der Herr mein gerechtes Tun, die Reinheit meiner Hände vor seinen Augen.
Ps 18:26 Gegen den Guten zeigst du dich gütig, edel gegen den edlen Mann.
Ps 18:27 Dem Reinen ggenüber zeigst du dich rein, doch gegen den Falschen verkehrt.
Ps 18:28 Denn dem armen Volke bist du ein Helfer, doch stolze Augen beugst du nach unten.
Ps 18:29 Ja, du, Herr, bist meine Leuchte; mein Gott erhellt mir die Finsternis.
Ps 18:30 Wahrlich, mit dir stürme ich vor gegen Horden, mit meinem Gott ersteige ich Mauern.
Ps 18:31 Makellos ist Gottes Weg, die Rede des Herrn ist erprobt; ein Schild ist er allen, die auf ihn bauen.
Ps 18:32 Denn wer ist Gott außer dem Herrn? Und wer ist ein Fels außer unserem Gott?
Ps 18:33 Gott, der mich mit Stärke gürtete, mich unversehrt auf meinem Wege führte,
Ps 18:34 der meine Füße flink wie die der Hirsche machte und mich auf meine Höhen stellte,
Ps 18:35 der meine Hände unterwies zum Kampf, daß meine Arme den ehernen Bogen spannten,
Ps 18:36 du gabst mir deiner Hilfe Schild, und deine Rechte stützte mich; deine Botschaft machte mich stark.
Ps 18:37 Für meine Schritte schufst du freien Raum, und meine Fußgelenke wankten nicht.
Ps 18:38 Ich setzte meinen Feinden nach, erreichte sie und ließ nicht ab, bevor sie aufgerieben.
Ps 18:39 Ich zerschlug sie; sie konnten sich nicht mehr erheben, sie sanken mir unter die Füße.
Ps 18:40 Du gürtetest mich mit Stärke zum Kampf, beugtest meine Gegner unter mich.
Ps 18:41 Du schlugst mir meine Feinde in die Flucht, und meine Widersacher konnte ich vernichten.
Ps 18:42 Sie schrieen um Hilfe, doch es gab keinen Retter, schrieen zum Herrn, doch er hörte sie nicht.
Ps 18:43 Ich zerrieb sie wie Staub vor dem Wind, zertrat sie wie Gassenkot.
Ps 18:44 Du hast mich gerettet vor zahllosem Kriegsvolk und machtest mich zum Völkerhaupt. Völker, die ich nicht kannte, wurden mir dienstbar.
Ps 18:45 Sobald sie von mir hörten, gehorchten sie mir. Die Söhne der Fremde schmeichelten mir.
Ps 18:46 Die Söhne der Fremde duckten sich nieder, kamen hervor aus ihren Burgen.
Ps 18:47 Es lebt der Herr! Gepriesen sei mein Fels, hoch erhaben der Gott meines Heiles!
Ps 18:48 Gott, der mir Rache schuf und so mir Völker unterwarf,
Ps 18:49 der mich rettete vor meinen grimmigen Feinden, du hast mich über meine Gegner erhöht, dem Mann der Gewalttat mich entrissen.
Ps 18:50 Darum will ich dir danken unter den Völkern, Herr, und deinem Namen lobsingen!
Ps 18:51 Er verlieh seinem König große Siege, erwies seinem Gesalbten Huld, David und seinen Nachkommen für ewig.
Psalmen Kapitel 19
Ps 19:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]
Ps 19:2 Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes; vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.
Ps 19:3 Tag gibt dem Tag die Botschaft weiter, Nacht verkündet der Nacht die Erkenntnis.
Ps 19:4 Ohne Rede und ohne Worte, man hört ihre Stimme nicht.
Ps 19:5 Dennoch ergeht über alles Land ihr Schall, bis ans Ende der Welt ihre Sprache. Er schuf für die Sonne ein Zelt daselbst.
Ps 19:6 Sie ist wie ein Bräutigam, der aus seinem Gemache hervorkommt, läuft freudig wie ein Held die Bahn.
Ps 19:7 Vom Ende des Himmels geht sie aus, und ihr Umlauf reicht wieder bis an sein Ende. Nichts kann sich ihrer Glut entziehen.
Ps 19:8 Das Gesetz des Herrn ist fehlerlos, erquickt die Seele. Die Weisung des Herrn ist zuverlässig, macht die Unerfahrenen weise.
Ps 19:9 Die Befehle des Herrn sind recht, erfreuen das Herz. Das Gebot des Herrn ist strahlend rein, erleuchtet die Augen.
Ps 19:10 Die Furcht des Herrn ist lauter, hat dauernden Bestand. Die Entscheidungen des Herrn sind wahr, sind alle gerecht.
Ps 19:11 Köstlicher sind sie als Gold und als Feingold in Menge, süßer als Honig und Wabenhonig.
Ps 19:12 Auch dein Knecht nimmt sie als Warnung, ihre Befolgung bringt viel Lohn.
Ps 19:13 Doch unbewußte Fehler - wer kann sie bemerken? Von verborgenen Sünden mach mich rein!
Ps 19:14 Auch vor verbrecherischen Menschen bewahre deinen Knecht, daß sie nicht über mich herrschen! Dann bin ich makellos und frei von schwerer Schuld.
Ps 19:15 Mögen dir gefallen meines Mundes Worte, meines Herzens Gedanken vor deinem Antlitz, Herr, mein Fels und mein Erlöser!
Psalmen Kapitel 20
Ps 20:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]
Ps 20:2 Am Tag der Not erhöre dich der Herr, der Name des Gottes Jakobs schütze dich!
Ps 20:3 Er sende dir Hilfe vom Heiligtum und sei dir Stütze von Sion aus!
Ps 20:4 Er gedenke all deiner Gaben, dein Opfer möge ihm wohlgefallen! [Zwischenspiel]
Ps 20:5 Er gebe dir nach deines Herzens Wunsch, all deine Pläne erfülle er!
Ps 20:6 Dann wollen wir jubeln über deinen Sieg, uns im Namen unseres Gottes um das Banner scharen. Der Herr erfülle dir jegliche Bitte!
Ps 20:7 Schon weiß ich: Der Herr hilft seinem Gesalbten, erhört ihn von seinem heiligen Himmel her durch die machtvolle Hilfe seiner Rechten.
Ps 20:8 Die anderen vertrauen auf Wagen und Rosse, wir aber rufen den Namen des Herrn, unseres Gottes, an.
Ps 20:9 Jene brechen zusammen und stürzen, doch wir stehen aufrecht und halten stand.
Ps 20:10 Herr, hilf dem König! Erhöre uns am Tag, da wir rufen!
Psalmen Kapitel 21
Ps 21:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]
Ps 21:2 Herr, deiner Stärke freut sich der König, über deine Hilfe, wie jubelt er laut!
Ps 21:3 Den Wunsch seines Herzens hast du ihm gewährt, das Begehren seiner Lippen ihm nicht verweigert. [Zwischenspiel]
Ps 21:4 Du überhäuftest ihn mit reichem Segen, kröntest sein Haupt mit der goldenen Krone.
Ps 21:5 Leben erbat er von dir; du gabst ihm lange Folge von Tagen für allzeit und immer.
Ps 21:6 Groß ist sein Ruhm durch deine Hilfe, mit Hoheit und Glanz umgabst du ihn.
Ps 21:7 Ja, du machst ihn zum Segen für immer, erfreust ihn mit Wonne vor deinem Antlitz.
Ps 21:8 Denn der König vertraut auf den Herrn, und durch des Höchsten Huld wird er nicht wanken.
Ps 21:9 Deine Hand erreicht alle deine Feinde, deine Rechte erreicht deine Gegner.
Ps 21:10 Wie einen brennenden Ofen wirst du sie machen, sobald dein Antlitz erscheint. Der Herr wird sie verschlingen in seinem Zorn, das Feuer verzehrt sie.
Ps 21:11 Du vertilgst ihre Brut von der Erde, ihre Nachkommen aus dem Menschengeschlecht.
Ps 21:12 Mögen sie Schlechtes gegen dich planen, Arglist ersinnen, sie richten nichts aus.
Ps 21:13 Denn du schlägst sie in die Flucht, zielst auf ihr Gesicht mit dem Bogen.
Ps 21:14 Erhebe dich, Herr, in deiner Kraft, so wollen wir mit Lied und Spiel deine Stärke preisen!
Psalmen Kapitel 22
Ps 22:1 [Dem Chorleiter. Nach "Hinde der Morgenröte". Psalm Davids.]
Ps 22:2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Stöhnend klage ich, aber die Hilfe bleibt fern.
Ps 22:3 "Mein Gott" ruf' ich bei Tag, doch du antwortest nicht, auch in der Nacht, und finde keine Ruhe.
Ps 22:4 Du aber thronst als Heiliger, du Lobpreis Israels!
Ps 22:5 Auf dich vertrauten unsere Väter; sie vertrauten, und du hast sie gerettet.
Ps 22:6 Zu dir schrieen sie und wurden befreit, auf dich vertrauten sie und wurden nicht beschämt.
Ps 22:7 Ich aber bin ein Wurm, kein Mensch, der Leute Spott und verachtet vom Volk.
Ps 22:8 Wer mich sieht, verhöhnt mich, verzieht den Mund, schüttelt den Kopf:
Ps 22:9 "Er baute auf den Herrn; der soll ihn befreien, der soll ihn retten, wenn er ihn liebt!"
Ps 22:10 Ja, du halfst mir aus dem Mutterschoß, du bargst mich an der Mutterbrust!
Ps 22:11 Dir bin ich anvertraut von Jugend auf, vom Mutterleibe an bist du mein Gott.
Ps 22:12 Sei mir nicht fern, denn nah ist die Not, da niemand hilft!
Ps 22:13 Es umringt mich eine Herde von Stieren, Basanbüffel umkreisen mich.
Ps 22:14 Den Rachen sperren sie gegen mich auf, Löwen, reißend und brüllend.
Ps 22:15 Dem Wasser gleich bin ich hingeschüttet; alle meine Glieder lösen sich auf. Mein Herz ist wie Wachs geworden, zerschmolzen in meiner Brust.
Ps 22:16 Trocken wie ein Tonscherben ist meine Kehle, die Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in Todesstaub.
Ps 22:17 Ja, Hunde umringen mich, eine Rotte von Frevlern umgibt mich. Sie zerreißen mir Hände und Füße.
Ps 22:18 Alle meine Knochen kann ich zählen. Sie blicken her und schauen gierig auf mich.
Ps 22:19 Sie verteilen meine Kleider unter sich und werfen über mein Gewand das Los.
Ps 22:20 Du aber, Herr, bleib mir nicht fern, du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe!
Ps 22:21 Entreiße dem Schwert mein Leben, der Gewalt der Hunde mein einziges Gut!
Ps 22:22 Rette mich aus dem Rachen des Löwen und vor den Hörnern der Büffel! - Du bist es, der mich erhört hat!
Ps 22:23 Nun will ich deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen! -
Ps 22:24 Ihr Gottesfürchtigen, preist ihn, lobt ihn, alle Nachkommen Jakobs, erzittert vor ihm, alle Nachkommen Israels!
Ps 22:25 Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht die Not des Armen. Er hat vor ihm sein Antlitz nicht verborgen, auf seinen Hilferuf hat er gehört.
Ps 22:26 Dir verdanke ich meinen Jubel in großer Gemeinde! Ich erfülle meine Gelübde vor denen, die ihn fürchten.
Ps 22:27 Die Armen mögen essen und gesättigt werden; den Herrn sollen preisen, die ihn suchen, euer Herz lebe auf für immer!
Ps 22:28 Alle Enden der Erde sollen dessen gedenken und zum Herrn sich bekehren, vor ihm sich anbetend beugen alle Geschlechter der Völker!
Ps 22:29 Denn dem Herrn gebührt die Königsmacht, er ist der Völkerherrscher.
Ps 22:30 Ihm allein huldigten alle, die in der Erde schlafen; vor ihm beugten sich alle, die in den Staub hinabgestiegen. Und meine Seele lebt für ihn.
Ps 22:31 Meine Nachkommen werden ihm dienen und vom Herrn erzählen dem folgenden Geschlecht.
Ps 22:32 Sie werden sein gerechtes Tun den später Geborenen künden. Denn er hat es vollbracht.
Psalmen Kapitel 23
Ps 23:1 [Psalm Davids.] Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln.
Ps 23:2 Auf grünen Auen läßt er mich lagern; an Wasser mit Ruheplätzen führt er mich.
Ps 23:3 Labsal spendet er mir. Er leitet mich auf rechter Bahn um seines Namens willen.
Ps 23:4 Auch wenn ich wandern muß in finsterer Schlucht, ich fürchte doch kein Unheil; denn du bist bei mir. Dein Hirtenstab und Stock, sie sind mein Trost. -
Ps 23:5 Du deckst für mich einen Tisch angesichts meiner Gegner. Du salbst mein Haupt mit Öl, mein Becher ist übervoll.
Ps 23:6 Nur Glück und Gunst begleiten mich alle Tage meines Lebens, und ich darf weilen im Hause des Herrn, solange die Tage währen.
Psalmen Kapitel 24
Ps 24:1 [Psalm Davids.] Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und die darauf wohnen.
Ps 24:2 Denn er hat sie auf dem Weltmeer gegründet und über den Fluten befestigt.
Ps 24:3 Wer darf hinaufsteigen zum Berg des Herrn, wer darf seine heilige Wohnstatt betreten?
Ps 24:4 Wer schuldlose Hände hat und ein reines Herz, wer sein Begehren nicht auf Böses richtet und keinen Meineid schwört.
Ps 24:5 Dieser wird Segen vom Herrn empfangen und gerechten Lohn vom Gott seines Heiles.
Ps 24:6 So ist das Geschlecht, das nach ihm fragt und das Antlitz des Gottes Jakobs sucht. [Zwischenspiel]
Ps 24:7 Erhebt eure Häupter, ihr Tore, erhebt euch, ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehen kann!
Ps 24:8 "Wer ist denn der König der Herrlichkeit?" Der Herr, der Starke, der Held! Der Herr, der Held im Kampf!
Ps 24:9 Erhebt eure Häupter, ihr Tore, erhebt euch, ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehen kann!
Ps 24:10 "Wer ist denn der König der Herrlichkeit?" Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit! [Zwischenspiel]
Psalmen Kapitel 25
Ps 25:1 [Von David.] Zu dir erhebe ich meine Seele, Herr, mein Gott!
Ps 25:2 Auf dich vertraue ich, möge ich nicht enttäuscht werden. Nicht sollen meine Feinde über mich frohlocken!
Ps 25:3 Keiner, der auf dich die Hoffnung setzt, wird je enttäuscht. Enttäuschung trifft nur solche, die ohne Grund die Treue brechen.
Ps 25:4 Zeige, Herr, mir deine Wege, und deine Pfade lehre mich!
Ps 25:5 Leite mich in deiner Treue [und lehre mich]; denn du bist der Gott meines Heiles, und auf dich hoffe ich allezeit.
Ps 25:6 Gedenke deiner Erbarmungen, Herr, und deiner Hulderweise; sie sind ja von Ewigkeit her.
Ps 25:7 Meiner Jugendsünden und Fehler gedenke nicht; nach deiner Huld gedenke mein um deiner Güte willen, Herr!
Ps 25:8 Gut und gerecht ist der Herr; darum weist er Irrenden den Weg.
Ps 25:9 Demütige leitet er richtig; ja, Demütige lehrt er seinen Weg.
Ps 25:10 Alle Pfade des Herrn sind Huld und Treue für jene, die seinen Bund und seine Gebote halten.
Ps 25:11 Um deines Namens willen, Herr, vergib meine Schuld; denn sie ist groß!
Ps 25:12 Wo ist der Mann, der den Herrn fürchtet? Ihm weist er den Weg, den er wählen soll.
Ps 25:13 Seine Seele wird weilen im Glück, seine Nachkommen erben das Land.
Ps 25:14 Die Freundschaft des Herrn erlangen alle, die ihn fürchten, seinen Bund gibt er ihnen kund.
Ps 25:15 Meine Augen sind stets auf den Herrn gerichtet, weil er meine Füße dem Netz entreißt.
Ps 25:16 Wende dich mir zu und sei mir gnädig! Ich bin ja so einsam und elend.
Ps 25:17 Löse meines Herzens Bedrängnis, aus meinen Ängsten führe mich heraus!
Ps 25:18 Merke auf meine Not und Trübsal, nimm hinweg all meine Sünden!
Ps 25:19 Sieh doch, wie meiner Feinde so viele sind, wie sie mich hassen mit wildem Haß!
Ps 25:20 Erhalte mein Leben und rette mich! Möge ich nicht enttäuscht werden, da ich auf dich vertraue!
Ps 25:21 Unschuld und Redlichkeit mögen mich schützen, denn meine Hoffnung bist du.
Ps 25:22 O Gott, erlöse Israel aus all seinen Nöten!
Psalmen Kapitel 26
Ps 26:1 [Von David.] Schaffe mir Recht, Herr, denn in Unschuld bin ich gewandelt! Auf den Herrn vertraute ich, ohne zu wanken.
Ps 26:2 Prüfe mich, Herr, und erprobe mich, erforsche mir Nieren und Herz!
Ps 26:3 Fürwahr, deine Huld stand mir vor Augen, in Treue zu dir bin ich gewandelt!
Ps 26:4 Bei falschen Menschen saß ich nie, und mit Hinterlistigen traf ich mich nicht.
Ps 26:5 Ich mied den Kreis der Bösen; mit Gottlosen saß ich nicht beisammen.
Ps 26:6 In Unschuld wasche ich meine Hände und schreite um deinen Altar, o Herr,
Ps 26:7 um laut das Danklied zu singen und all deine Wunder zu künden.
Ps 26:8 Herr, ich liebe deines Hauses Stätte, den Ort, an dem deine Herrlichkeit wohnt.
Ps 26:9 Raffe mich nicht mit den Sündern hinweg und mein Leben nicht mit den Blutbefleckten!
Ps 26:10 Verbrechen klebt an ihren Händen, und ihre Rechte ist voll von Bestechung.
Ps 26:11 Ich aber wandle in Unschuld. Erlöse mich und erbarme dich meiner!
Ps 26:12 Mein Fuß steht auf ebener Bahn; in den Festversammlungen will ich den Herrn lobpreisen!
Psalmen Kapitel 27
Ps 27:1 [Von David.] Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich bangen? Der Herr ist meines Lebens sicherer Schutz, vor wem sollte ich erschrecken?
Ps 27:2 Dringen Übeltäter auf mich ein, mich zu verschlingen, meine Gegner und meine Feinde, sie müssen straucheln und fallen.
Ps 27:3 Mag ein Heer sich wider mich lagern, mein Herz kennt keine Furcht. Erhebt sich Krieg wider mich, ich bleibe doch voll Zuversicht.
Ps 27:4 Nur eines erflehe ich vom Herrn, nur um dieses ersuche ich: Wohnen zu dürfen im Hause des Herrn alle Tage meines Lebens, zu schauen die Lieblichkeit des Herrn und seinen Tempel zu betrachten.
Ps 27:5 Ja, er verhüllt mich unter seinem Dach zur Zeit des Unheils, birgt mich im Verstecke seines Zeltes; auf Felsenhöhe hebt er mich empor.
Ps 27:6 Und nun kann sich mein Haupt erheben über meine Feinde ringsumher. So will ich denn in seinem Zelt Jubelopfer weihen, singen will ich, spielen will ich vor dem Herrn!
Ps 27:7 Höre, Herr, mein lautes Rufen! Sei mir gnädig und erhöre mich!
Ps 27:8 Dir selber spricht mein Herz es nach: "Sucht mein Angesicht!" Ja, ich suche, Herr, dein Angesicht.
Ps 27:9 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir! Weis deinen Knecht nicht ab im Zorn! Du bist wahrhaftig meine Hilfe. Verstoß mich nicht, verlaß mich nicht, Gott meines Heiles!
Ps 27:10 Selbst wenn mein Vater mich verläßt und meine Mutter, nimmt doch der Herr sich meiner an.
Ps 27:11 Lehre, Herr, mich deinen Weg und leite mich auf rechtem Pfad um meiner Feinde willen!
Ps 27:12 Gib mich nicht preis der Willkür meiner Gegner; denn falsche Zungen haben sich erhoben wider mich und schnauben nach Gewalttat.
Ps 27:13 Ich glaube fest, das Glück des Herrn zu schauen im Lande der Lebendigen.
Ps 27:14 Hoffe auf den Herrn, sei stark und guten Mutes! Hoffe auf den Herrn!
Psalmen Kapitel 28
Ps 28:1 [Von David.] Ich rufe dich an, Herr, mein Fels! Sei gegen mich nicht taub, damit du dich nicht schweigend von mir wendest und ich wie jene werde, die zur Grube sanken!
Ps 28:2 Höre auf mein lautes Flehen, da ich zu dir um Hilfe rufe, da ich meine Hände hebe zu deinem Allerheiligsten im Tempel!
Ps 28:3 Raffe mich nicht mit den Frevlern hin und mit den Übeltätern, die freundlich zwar mit ihren Nächsten reden, jedoch im Herzen Böses sinnen!
Ps 28:4 Vergilt ihnen nach ihrem Tun und nach der Bosheit ihres Handelns! Gib ihnen nach dem Werke ihrer Hände, zahle ihnen heim, was sie verdient!
Ps 28:5 Denn sie achten nicht auf das Tun des Herrn und auf das Werk seiner Hände. Er reißt sie nieder und baut sie nicht mehr auf.
Ps 28:6 Gepriesen sei der Herr; denn er hat mein lautes Flehen erhört!
Ps 28:7 Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn vertraut mein Herz. Hilfe wurde mir zuteil; darüber jauchzt mein Herz, und mit meinem Lied will ich ihm danken.
Ps 28:8 Seines Volkes Stärke ist der Herr, eine rettende Schutzwehr seinem Gesalbten.
Ps 28:9 Hilf deinem Volk und segne dein Erbe! Weide und hege sie immerdar!
Psalmen Kapitel 29
Ps 29:1 [Psalm Davids.] Entbietet dem Herrn, ihr himmlischen Wesen, entbietet dem Herrn Ehre und Macht!
Ps 29:2 Entbietet dem Herrn die Ehre seines Namens! Huldigt dem Herrn in heiligem Schmuck!
Ps 29:3 Die Stimme des Herrn über den Wassern! Der Gott der Herrlichkeit donnert, der Herr über gewaltigen Wassern.
Ps 29:4 Die Stimme des Herrn voll Kraft, die Stimme des Herrn voll Pracht!
Ps 29:5 Die Stimme des Herrn zerschmettert Zedern, es zerschmettert der Herr die Zedern des Libanon.
Ps 29:6 Er läßt den Libanon hüpfen wie ein Kalb, den Sirjon wie einen jungen Büffel.
Ps 29:7 Die Stimme des Herrn sprüht Feuerflammen.
Ps 29:8 Die Stimme des Herrn erschüttert die Wüste, der Herr erschüttert die Wüste von Kades.
Ps 29:9 Die Stimme des Herrn bringt Hirschkühe in Wehen, Gazellen zu Frühgeburten. In seinem Palast jedoch ruft alles: "O Herrlichkeit!"
Ps 29:10 Der Herr thront über der Flut; es thront der Herr als König auf ewig.
Ps 29:11 Der Herr gebe Kraft seinem Volke; der Herr segne sein Volk mit Heil!
Psalmen Kapitel 30
Ps 30:1 [Psalm. Lied zur Tempelweihe. Von David.]
Ps 30:2 Hochpreisen will ich dich, Herr; denn du zogst mich empor und ließest meine Feinde nicht über mich jubeln.
Ps 30:3 Herr, mein Gott, ich flehte zu dir, und du heiltest mich.
Ps 30:4 Herr, du hast mich heraufgeführt aus dem Totenreich, mich neu belebt, getrennt von denen, die zur Grube sanken.
Ps 30:5 Lobsinget dem Herrn, ihr seine Frommen, und preist seinen heiligen Namen!
Ps 30:6 Denn einen Augenblick nur währt sein Zorn, doch ein Leben lang seine Huld. Kehrt Weinen am Abend ein, so folgt am Morgen der Jubel.
Ps 30:7 Ich hatte gedacht in sorglosem Glück: "Nimmermehr werde ich wanken!"
Ps 30:8 Herr, durch deine Huld ward ich auf feste Berge gestellt. Da verbargst du dein Antlitz - schon war ich erschüttert.
Ps 30:9 Ich rief zu dir, Herr; ich flehte meinen Gebieter um Gnade an:
Ps 30:10 "Was nützt denn mein Blut, wenn ich zur Grube sinke?" Wird etwa der Staub dir danken, wird er deine Treue verkünden?
Ps 30:11 Höre, Herr, und sei mir gnädig! Sei mir ein Helfer, o Herr!" -
Ps 30:12 Du hast meine Klage verwandelt in Reigentanz, hast mir das Trauerkleid gelöst und mich mit Freude umgürtet.
Ps 30:13 Darum lobsingt dir mein Herz und will nicht schweigen. Herr, mein Gott, ewig preise ich dich!
Psalmen Kapitel 31
Ps 31:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]
Ps 31:2 Bei dir, Herr, suche ich Zuflucht; möge ich niemals enttäuscht werden! In deiner Gerechtigkeit rette mich!
Ps 31:3 Neige dein Ohr mir zu, befreie mich rasch! Sei mir ein sicherer Fels, eine feste Burg, mich zu retten!
Ps 31:4 Ja, mein Fels und meine Feste bist du! Um deines Namens willen mögest du mich führen und leiten.
Ps 31:5 Du mögest mich befreien aus dem Netz, das man mir heimlich legte; denn meine Zuflucht bist du.
Ps 31:6 In deine Hand befehle ich meinen Geist. Du erlöst mich, Herr, du getreuer Gott.
Ps 31:7 Verhaßt sind dir die Verehrer nichtiger Götzen; ich aber schenke dem Herrn mein Vertrauen.
Ps 31:8 Freudig will ich frohlocken ob deiner Huld, daß du mein Elend geschaut, meiner Seele Nöte beachtet hast,
Ps 31:9 daß du mich nicht der Feindeshand überliefert, sondern auf freien Ort meine Füße gestellt hast.
Ps 31:10 Erbarme dich meiner, Herr, ich bin ja in Not! Vor Kummer ist matt mein Auge, meine Seele und mein Leib.
Ps 31:11 Denn in Jammer schwindet mein Leben dahin, meine Jahre verrinnen in Seufzen. Vor Elend bricht meine Kraft zusammen, meine Glieder ermatten.
Ps 31:12 Vor all meinen Feinden ward ich zum Hohn, meinen Nachbarn zum Spott, ein Schrecken für meine Bekannten. Wer mich sieht auf der Straße, flieht vor mir.
Ps 31:13 Wie ein Toter bin ich dem Gedächtnis entschwunden, bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.
Ps 31:14 Ja, ich höre das Gerede von vielen: "Grauen ringsum!" Gemeinsam planen sie gegen mich und sinnen darauf, mir das Leben zu rauben.
Ps 31:15 Ich aber, Herr, vertraue auf dich und spreche: "Mein Gott bist du!"
Ps 31:16 In deiner Hand liegt mein Geschick. Der Hand meiner Feinde entreiße mich und meinen Verfolgern!
Ps 31:17 Laß über deinem Knecht dein Antlitz leuchten, rette mich durch deine Huld!
Ps 31:18 Herr, möge ich nicht enttäuscht werden, da ich zu dir rufe! Enttäuscht sollen die Frevler werden, schweigend ins Totenreich sinken!
Ps 31:19 Verstummen sollen die Lügenlippen, die Freches wider den Schuldlosen reden in Hochmut und in Verachtung!
Ps 31:20 Wie reich ist doch dein Gut, o Herr, das du denen verwahrst, die dich fürchten, das du denen bereitest, die bei dir sich vor den Menschen bergen.
Ps 31:21 Du birgst sie im Schutz deines Angesichts vor den Machenschaften der Menschen, du bewahrst sie wie in einem Zelt vor dem Gezänk der Zungen.
Ps 31:22 Gelobt sei der Herr, der mir wunderbare Huld erweist im Schrecken der Bedrängnis!
Ps 31:23 Schon hatte ich gedacht in meiner Angst: "Ich bin aus deinen Augen ganz verschwunden." Du aber hast mein lautes Flehen vernommen, da ich zu dir rief.
Ps 31:24 Liebt den Herrn, ihr seine Frommen alle! Der Herr behütet die Getreuen. Doch er vergilt mit vollem Maß dem Stolzen.
Ps 31:25 Seid stark und unverzagten Herzens, ihr alle, die ihr harrt des Herrn!
Psalmen Kapitel 32
Ps 32:1 [Von David. Lehrgedicht.] Selig, wem Unrecht vergeben, wem Sünde zugedeckt ist!
Ps 32:2 Selig der Mensch, dem der Herr die Schuld nicht anrechnet, in dessen Geist kein Trug mehr ist!
Ps 32:3 Solange ich schwieg, zerfielen meine Glieder bei meinem Stöhnen den ganzen Tag.
Ps 32:4 Denn Tag und Nacht lag schwer auf mir deine Hand. Mein Mark zerschmolz wie in Sommersgluten. [Zwischenspiel]
Ps 32:5 Da bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verbarg ich nicht. Ich dachte: "Ich will dem Herrn mein Unrecht gestehen!" Und du vergabst meine Sündenschuld. [Zwischenspiel]
Ps 32:6 Deshalb bete jeder Fromme zu dir in Zeiten der Not! Eine donnernde Flut vieler Wasser wird ihn nicht erreichen.
Ps 32:7 Du bist mein Schutz, bewahrst mich vor Drangsal, umhegst mich als Retter. [Zwischenspiel]
Ps 32:8 "Ich will dich anweisen und belehren über den Weg, den du gehen sollst; ich rate dir gut, über dir ist mein Auge.
Ps 32:9 Sei nicht wie ein Roß oder Maultier ohne Verstand! Mit Zaum und Zügel, seinem Schmuck, muß man es zerren, sonst kommt es zu dir nicht heran."
Ps 32:10 Zahlreiche Schmerzen erwarten den Frevler; doch wer auf den Herrn vertraut, den umgibt er mit Huld.
Ps 32:11 Freut euch im Herrn und jubelt, ihr Gerechten; frohlockt, ihr Redlichen alle!
Psalmen Kapitel 33
Ps 33:1 Frohlockt im Herrn, ihr Gerechten! Für Redliche ziemt sich das Loblied.
Ps 33:2 Preist den Herrn mit der Zither; spielt ihm mit zehnsaitiger Harfe!
Ps 33:3 Singt ihm ein neues Lied! Schlagt trefflich die Saiten zum Jubelschall!
Ps 33:4 Denn richtig ist das Wort des Herrn und zuverlässig all sein Tun.
Ps 33:5 Er liebt Gerechtigkeit und Recht. Die Erde ist voll von der Huld des Herrn.
Ps 33:6 Durch das Wort des Herrn entstanden die Himmel, durch den Hauch seines Mundes ihr ganzes Heer.
Ps 33:7 Er faßt wie im Schlauch die Wasser des Meeres, sammelt in Speichern die Urflut.
Ps 33:8 Vor dem Herrn muß sich fürchten die ganze Erde; vor ihm erbebt, wer den Erdkreis bewohnt.
Ps 33:9 Denn er spricht, und es geschieht; er befiehlt, und es steht da!
Ps 33:10 Der Herr zerbricht den Ratschluß der Heiden, vereitelt die Pläne der Völker.
Ps 33:11 Der Ratschluß des Herrn hat ewig Bestand, seines Herzens Pläne gelten für alle Geschlechter.
Ps 33:12 Selig das Volk, dessen Gott der Herr ist, die Nation, die er sich zum Erbteil erwählte!
Ps 33:13 Vom Himmel herab schaut der Herr; er sieht auf alle Menschen.
Ps 33:14 Von der Stätte, da er thront, blickt er nieder auf alle Bewohner der Erde.
Ps 33:15 Er hat ja ihre Herzen insgesamt gebildet; er merkt auf alle ihre Taten.
Ps 33:16 Nicht siegt der König durch sein starkes Heer, nicht rettet sich ein Held durch große Kraft.
Ps 33:17 Das Roß ist wertlos für den Sieg; trotz seiner großen Stärke bringt es nicht in Sicherheit.
Ps 33:18 Das Auge Gottes aber ruht auf denen, die ihn fürchten, die auf seine Gnade hoffen,
Ps 33:19 auf daß er ihr Leben vor dem Tode rette und sie in Hungersnot erhalte.
Ps 33:20 Unsere Seele harrt des Herrn; unser Schutz und unser Schild ist er.
Ps 33:21 Ja, seiner freut sich unser Herz; denn wir vertrauen seinem heiligen Namen.
Ps 33:22 Deine Gnade walte über uns, o Herr, so wie wir auf dich hoffen!
Psalmen Kapitel 34
Ps 34:1 [Von David, als er sich vor Abimelech wahnsinnig stellte, so daß dieser ihn verjagte und er wegging (1Sam 21,13-16).]
Ps 34:2 Preisen will ich den Herrn zu jeder Zeit, immer sei sein Lob in meinem Munde!
Ps 34:3 Meine Seele rühmt sich im Herrn. Die Armen mögen es hören und fröhlich sein!
Ps 34:4 Verherrlicht mit mir den Herrn; seinen Namen laßt uns gemeinsam erheben!
Ps 34:5 Ich suchte den Herrn, da erhörte er mich und machte mich frei von all meinen Ängsten.
Ps 34:6 Blickt auf ihn, und euer Antlitz wird leuchten und muß sich nicht schämen!
Ps 34:7 Da ist ein Gebeugter; er rief, und der Herr vernahm es und half ihm aus all seinen Nöten.
Ps 34:8 Ein Lager schlägt auf der Engel des Herrn um alle, die ihn fürchten, und rettet sie.
Ps 34:9 Kostet und seht, wie gut der Herr ist! Selig der Mann, der auf ihn vertraut!
Ps 34:10 Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen! Denn wer ihn fürchtet, leidet nicht Mangel.
Ps 34:11 Mächtige darben und hungern; doch wer den Herrn sucht, vermißt kein Gut.
Ps 34:12 Kommt, ihr Söhne, hört mich an! Die Furcht des Herrn will ich euch lehren!
Ps 34:13 Wer ist der Mann, der Leben wünscht und glückliche Tage zu schauen begehrt?
Ps 34:14 Bewahre vor Bösem deine Zunge und deine Lippen vor falscher Rede!
Ps 34:15 Laß ab vom Bösen und tu das Gute, suche Frieden und strebe ihm nach!
Ps 34:16 Die Augen des Herrn beachten die Frommen und seine Ohren ihr Schreien.
Ps 34:17 Das Antlitz des Herrn droht den Übeltätern, um ihr Gedenken vom Lande zu tilgen.
Ps 34:18 Rufen jene, so hört es der Herr und rettet sie aus all ihren Nöten.
Ps 34:19 Nahe ist der Herr den geknickten Herzen, hilft allen, die zerknirschten Geistes sind.
Ps 34:20 So zahlreich die Leiden des Gerechten auch sind, aus allen befreit ihn der Herr.
Ps 34:21 Er behütet jedes seiner Glieder, nicht eines davon wird zerbrochen.
Ps 34:22 Den Frevler tötet das Unheil; wer den Gerechten haßt, muß es büßen.
Ps 34:23 Der Herr erlöst die Seele seiner Diener; straflos bleibt, wer ihm vertraut.
Psalmen Kapitel 35
Ps 35:1 [Von David.] Bekämpfe, Herr, die mich bekämpfen, bekriege du, die mich bekriegen!
Ps 35:2 Ergreife Schild und Wehr! Erhebe dich, mir zu helfen!
Ps 35:3 Schwinge Spieß und Lanze wider meine Verfolger! Sprich zu meiner Seele: "Deine Rettung bin ich!"
Ps 35:4 In Schande und Schimpf sollen fallen, die mir nach dem Leben trachten! Schmachvoll sollen rückwärts weichen, die mir Böses sinnen!
Ps 35:5 Sie seien wie Spreu vor dem Wind, und der Engel des Herrn stoße sie!
Ps 35:6 Ihr Weg sei finster und schlüpfrig, der Engel des Herrn jage sie!
Ps 35:7 Denn ohne Grund legten sie mir ihr Netz, gruben [grundlos] für mich eine Grube.
Ps 35:8 Einen solchen treffe unvermerkt das Verderben! Das Netz, das er legte, fange ihn selbst, in die Grube möge er stürzen!
Ps 35:9 Dann wird meine Seele jubeln im Herrn, frohlocken ob seiner Hilfe.
Ps 35:10 Jedes Glied an mir wird rufen: "Herr, wer ist wie du? Du rettest den Schwachen vor dem Starken, den [Schwachen und] Armen vor seinem Räuber."
Ps 35:11 Ruchlose Zeugen treten auf, befragen mich über Dinge, wovon ich nichts weiß.
Ps 35:12 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem, streben mir nach dem Leben.
Ps 35:13 Ich aber trug in ihrer Krankheit Trauerkleider, quälte mich selbst mit Fasten und sprach tief gebeugt mein Gebet vor mich hin.
Ps 35:14 Als gelte es meinem Freund oder Bruder, so ging ich einher; wie in Trauer um die Mutter war ich betrübt und gebeugt.
Ps 35:15 Sie jedoch sind erfreut über meinen Sturz und versammeln sich. Sie verbinden sich gegen mich und drängen heftig heran; ich aber ahnte nichts. Sie zerreißen mich und lassen nicht ab.
Ps 35:16 In Schlechtigkeit spotten sie dauernd, knirschen mit den Zähnen wider mich.
Ps 35:17 Herr, wie lange siehst du zu? Rette vor den Brüllern mein Leben, vor den Löwen mein einziges Gut!
Ps 35:18 Ich werde dir danken in großer Versammlung, dich loben vor zahlreichem Volk!
Ps 35:19 Nicht sollen über mich jubeln meine lügnerischen Feinde, nicht mit den Augen zwinkern, die mich ohne Grund hassen!
Ps 35:20 Denn sie reden nichts Gutes, und gegen die Stillen im Lande ersinnen sie listige Pläne.
Ps 35:21 Ihren Mund reißen sie gegen mich auf und sprechen: "Hui, hui! Unser Auge ergötzt sich!"
Ps 35:22 Du siehst es, Herr; so schweige doch nicht! Mein Gebieter, bleib mir nicht ferne!
Ps 35:23 Erhebe dich, wache auf für mein Recht, mein Gott und mein Herr, für meinen Streit!
Ps 35:24 Nach deiner Gerechtigkeit schaffe mir Recht, o Herr, mein Gott! Laß sie nicht jubeln über mich!
Ps 35:25 Sie sollen in ihrem Herzen nicht sprechen: "Hui, unser Wunsch!" Sie sollen nicht sagen: "Den haben wir verschlungen!"
Ps 35:26 Beschämung und Schmach treffe alle, die über mein Unglück sich freuen! In Schande und Schimpf sollen sich hüllen, die wider mich prahlen!
Ps 35:27 Frohlocken und Freude sei denen zuteil, die mein Recht begrüßen! Sie sollen immerdar sprechen: "Hochgelobt sei der Herr, der das Heil seines Knechtes wünscht!"
Ps 35:28 Meine Zunge wird deine Gerechtigkeit künden, allezeit deinen Lobpreis!
Psalmen Kapitel 36
Ps 36:1 [Dem Chorleiter. Vom Knecht des Herrn, von David.]
Ps 36:2 Der Spruch des Gottlosen lautet: "Unrecht zu tun steckt tief mir im Herzen!" Es gibt keine Gottesfurcht vor seinen Augen.
Ps 36:3 Denn er schmeichelt sich selbst, nach eigenem Urteil seine Schuld zu entdecken und zu hassen.
Ps 36:4 Die Worte seines Mundes sind Lug und Trug; weise und gut zu handeln, hat er verlernt.
Ps 36:5 Bosheit ersinnt er auf seinem Lager, führt einen schlimmen Lebenswandel, Schlechtes verwirft er nicht.
Ps 36:6 Herr, bis an den Himmel reicht deine Huld, deine Treue bis zu den Wolken!
Ps 36:7 Deine Gerechtigkeit gleicht den Gottesbergen, dein rechtes Urteil dem großen Weltmeer. Menschen und Tiere umfaßt deine Hilfe, o Herr.
Ps 36:8 Wie kostbar ist deine Huld, o Gott! Im Schatten deiner Flügel bergen sich die Menschen.
Ps 36:9 Am Reichtum deines Hauses laben sie sich, mit dem Strom deiner Wonnen tränkst du sie.
Ps 36:10 Ja, bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Lichte schauen wir Licht.
Ps 36:11 Erhalte deine Gnade denen, die dich kennen, den Rechtgesinnten dein gerechtes Walten!
Ps 36:12 Nicht komme über mich der Fuß des Stolzen; die Faust des Frevlers vertreibe mich nicht!
Ps 36:13 Dann müssen die Übeltäter fallen; sie stürzen und können sich nicht mehr erheben.
Psalmen Kapitel 37
Ps 37:1 [Von David.] Entrüste dich nicht über die Bösen, sei nicht zornig auf die Übeltäter!
Ps 37:2 Denn wie Gras verwelken sie rasch, verdorren wie das grüne Kraut.
Ps 37:3 Vertraue auf den Herrn und tu, was gut ist! Wohne friedlich im Land und übe die Treue!
Ps 37:4 Habe am Herrn deine Wonne; dann gibt er dir, was dein Herz begehrt.
Ps 37:5 Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue auf ihn; er wird nicht untätig sein!
Ps 37:6 Er läßt deine Gerechtigkeit aufleuchten wie Licht, dein rechtes Verhalten wie Mittagshelle.
Ps 37:7 Sei still vor dem Herrn und harre auf ihn! Entrüste dich nicht über den, der stets Erfolg hat, über den Mann, der Ränke vollführt!
Ps 37:8 Steh ab vom Zorn und laß den Groll! Entrüste dich nicht, es führt nur zu Bösem!
Ps 37:9 Denn Übeltäter werden vernichtet; doch wer auf den Herrn hofft, erhält das Land.
Ps 37:10 Nur noch kurze Zeit, und der Frevler ist dahin; suchst du nach seiner Stätte, so besteht sie nicht mehr.
Ps 37:11 Doch die Armen werden das Land erhalten und froh sein über die Fülle des Heils.
Ps 37:12 Ränke schmiedet der Frevler wider den Frommen und knirscht gegen ihn mit den Zähnen.
Ps 37:13 Der Allherr aber spottet seiner; er sieht ja, daß sein Tag schon kommt.
Ps 37:14 Frevler zücken das Schwert und spannen ihren Bogen, den Geringen und Armen niederzustrecken, zu morden, die rechtschaffen wandeln.
Ps 37:15 Ihr Schwert trifft sie selbst ins Herz, und ihre Bogen zerbrechen.
Ps 37:16 Besser der karge Besitz des Gerechten als großer Reichtum der Frevler.
Ps 37:17 Denn die Arme der Frevler werden zerschmettert, Gerechte aber stützt der Herr.
Ps 37:18 Der Herr weiß um die Tage der Frommen; ihr Erbteil bleibt ewig bestehen.
Ps 37:19 Sie werden nicht enttäuscht in Zeiten des Unglücks, in den Tagen des Hungers finden sie Sättigung.
Ps 37:20 Denn die Gottlosen gehen zugrunde; die Feinde des Herrn sind wie prangende Auen: Sie vergehen, vergehen wie Rauch.
Ps 37:21 Der Frevler muß borgen und kann nicht bezahlen; der Gerechte kann mild sein und schenken.
Ps 37:22 Denn die er segnet, erhalten das Land, und die er verflucht, werden ausgetilgt.
Ps 37:23 Der Herr lenkt die Schritte des Menschen; er festigt den, dessen Weg ihm gefällt.
Ps 37:24 Ist er am Fallen, so stürzt er nicht hin; denn der Herr stützt seinen Arm.
Ps 37:25 Einst war ich ein Knabe, nun bin ich ein Greis; doch nie sah ich einen Gerechten verlassen, noch seine Kinder betteln um Brot.
Ps 37:26 Allezeit kann er mild sein und leihen, und seine Kinder werden zum Segen.
Ps 37:27 Meide das Böse und tu das Gute, damit du ewig wohnen bleibst!
Ps 37:28 Denn der Herr liebt das Recht und läßt seine Frommen nicht im Stich. Die Ruchlosen werden vernichtet, die Kinder der Frevler ausgetilgt.
Ps 37:29 Die Gerechten erhalten das Land und bleiben darin für immer wohnen.
Ps 37:30 Weisheit kündet der Mund des Gerechten, und seine Zunge redet, was recht ist.
Ps 37:31 Das Gesetz seines Gottes herrscht in seinem Herzen, und seine Schritte kommen nicht ins Wanken.
Ps 37:32 Der Gottlose späht dem Gerechten nach und sucht ihn zu töten.
Ps 37:33 Doch der Herr überläßt ihn nicht seiner Hand, läßt ihn vor Gericht nicht verdammen.
Ps 37:34 Hoffe auf den Herrn und halte dich an seinen Weg! Dann wird er dich erhöhen und das Land besitzen lassen. Du wirst der Frevler Untergang schauen.
Ps 37:35 Ich sah den Frevler in seiner Gewalttat sich erheben wie eine grünende Zeder.
Ps 37:36 Ich kam wieder vorüber, und schon war er nicht mehr; ich suchte nach ihm, und er war nicht zu finden.
Ps 37:37 Bewahre die Unschuld und übe Redlichkeit! Denn eines solchen Mannes Zukunft ist Heil.
Ps 37:38 Doch die Gottlosen werden restlos vertilgt; die Zukunft der Frevler ist Untergang.
Ps 37:39 Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn; er ist ihre Zuflucht zur Zeit der Not.
Ps 37:40 Der Herr ist ihr Helfer und ihr Befreier; er befreit sie von Frevlern und rettet sie, weil sie bei ihm ihre Zuflucht suchen.
Psalmen Kapitel 38
Ps 38:1 [Psalm Davids. Zum Weihrauchopfer.]
Ps 38:2 Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn, schlage mich nicht in deinem Grimm!
Ps 38:3 Denn deine Pfeile haben mich getroffen, und deine Hand liegt schwer auf mir.
Ps 38:4 Nichts mehr ist heil an meinem Leib ob deines Grolls, nichts mehr gesund an meinen Gliedern ob meiner Sünde.
Ps 38:5 Ja, meine Vergehen wachsen mir über den Kopf, wie eine schwere Last erdrücken sie mich.
Ps 38:6 Meine Wunden riechen und eitern ob meiner Torheit.
Ps 38:7 Verstört bin ich, gebeugt gar sehr; den ganzen Tag geh' ich betrübt einher.
Ps 38:8 Ach meine Lenden sind voll von Brand, nichts mehr ist heil an meinem Leib!
Ps 38:9 Ich bin ermattet und ganz zerschlagen, ich schreie vor tobender Qual in der Brust.
Ps 38:10 Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen ist dir nicht verborgen.
Ps 38:11 Ruhelos pocht mir das Herz, die Kraft hat mich verlassen, selbst das Augenlicht ist mir geschwunden.
Ps 38:12 Meine Freunde und Nachbarn nehmen Abstand von meiner Plage, und meine Nächsten halten sich fern.
Ps 38:13 Die mir nach dem Leben trachten, legen Schlingen; die mein Unglück suchen, reden Schlimmes, sinnen auf Trug die ganze Zeit.
Ps 38:14 Ich aber bin wie taub und höre nichts; ich bin wie ein Stummer, der seinen Mund nicht auftut.
Ps 38:15 Ja, ich bin wie ein Mann, der nicht hört, in dessen Mund keine Widerrede ist.
Ps 38:16 Denn ich harre deiner, o Herr; du wirst Antwort geben, mein Herr und mein Gott.
Ps 38:17 Ich denke nämlich, sonst könnten sie jubeln über mich und gegen mich prahlen, wenn mein Fuß wankt.
Ps 38:18 Ich bin ja auf den Sturz gefaßt, und mein Leid steht mir immer vor Augen.
Ps 38:19 Wahrlich, ich bekenne meine Schuld, bin bekümmert ob meiner Sünde.
Ps 38:20 Die mich anfeinden ohne Grund, sind gar stark, und zahlreich sind, die zu Unrecht mich hassen.
Ps 38:21 Sie vergelten Gutes mit Bösem, befehden mich trotz meiner besten Absicht.
Ps 38:22 Verlaß mich nicht, Herr! Mein Gott, entferne dich nicht von mir!
Ps 38:23 Eile mir zu Hilfe, Herr, mein Heil!
Psalmen Kapitel 39
Ps 39:1 ; [Dem Chorleiter. Für Jedutun. Psalm Davids.]
Ps 39:2 Ich dachte: "Ich will auf meinen Wandel achten, um mich mit der Zunge nicht zu verfehlen! Ich will meinem Mund einen Zaum anlegen, solange der Frevler vor mir steht!"
Ps 39:3 So blieb ich stumm und still und schwieg ohne Widerspruch. Doch da bäumte mein Schmerz sich auf.
Ps 39:4 Das Herz in meinem Innern glühte, bei meinem Grübeln entbrannte ein Feuer; da mußte meine Zunge reden:
Ps 39:5 "Tu mir, o Herr, mein Ende kund, und welches das Maß meiner Tage ist, daß ich weiß, wie vergänglich ich bin!
Ps 39:6 Siehe, nur etliche Spannen lang hast du meine Tage bemessen, und meine Lebenszeit ist wie ein Nichts vor dir. Nur wie ein Hauch steht jeder Mensch da. [Zwischenspiel]
Ps 39:7 Nur als Schattenbild wandelt der Mensch einher, für nichts häuft er Schätze auf und weiß nicht, wer sie bekommt.
Ps 39:8 Und nun, was kann ich erhoffen, Herr? Meine Erwartung gilt einzig dir!
Ps 39:9 Erlöse mich von allen meinen Sünden! Mach mich nicht zum Spott des Toren!
Ps 39:10 Ich schwieg und tat den Mund nicht auf; denn du hast es gefügt.
Ps 39:11 Nimm deine Plage von mir weg; ich muß vergehen unter deiner Hände Wucht.
Ps 39:12 Zur Strafe für die Sünde züchtigst du den Menschen, zerstörst gleich einer Motte seine Pracht; nur ein Hauch ist jeder Mensch. [Zwischenspiel]
Ps 39:13 Höre mein Gebet, o Herr, vernimm mein Flehen! Schweige nicht zu meinen Tränen! Ich bin ja nur ein Gast bei dir, ein Fremdling nur wie alle meine Väter.
Ps 39:14 Schau weg von mir, damit ich froh sein kann, bevor ich scheide und vergangen bin!"
Psalmen Kapitel 40
Ps 40:1 [Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm.]
Ps 40:2 Ich hoffte, hoffte auf den Herrn. Er neigte sich zu mir und hörte auf mein Rufen.
Ps 40:3 Er zog mich aus der grauenhaften Grube, aus dem Schmutz und Schlamm. Er stellte meinen Fuß auf hohen Fels, machte meine Schritte sicher.
Ps 40:4 Er gab mir in den Mund ein neues Lied, ein Lob auf unseren Gott. Viele sollen es schauen, sich fürchten und auf den Herrn vertrauen!
Ps 40:5 Selig wer auf den Herrn sein Vertrauen setzt, sich nicht an Übermütige wendet oder an treulose Lügner!
Ps 40:6 Zahlreich hast du, Herr, mein Gott, deine Wunder gemacht, und in deinen Ratschlüssen über uns ist nichts dir vergleichbar. Wollte ich künden und reden davon, sie wären nicht aufzuzählen.
Ps 40:7 Schlacht- und Speiseopfer gefallen dir nicht, doch Ohren hast du mir gebildet; Brand- und Sündopfer forderst du nicht;
Ps 40:8 so spreche ich denn: Sieh, ich komme! In der Schriftrolle steht die Weisung für mich.
Ps 40:9 Deinen Willen zu tun, mein Gott, begehre ich, und dein Gesetz ruht mir mitten im Herzen.
Ps 40:10 Ich verkünde Geziemendes in großer Versammlung; ja, meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es!
Ps 40:11 Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in der Tiefe meines Herzens, von deiner zuverlässigen Hilfe rede ich. Nicht verhehle ich deine Huld und Treue der großen Gemeinde.
Ps 40:12 Du, Herr, wirst dein Erbarmen vor mir nicht verschließen; deine Huld und Treue mögen mich stets behüten!
Ps 40:13 Denn Leiden umfangen mich ohne Zahl; meine Sünden haben mich überfallen, und ich kann sie nicht überblicken. Sie sind zahlreicher als meines Hauptes Haare, so daß der Mut mir entschwindet.
Ps 40:14 Sei gewillt, Herr, mich zu retten! Herr, eile mir zu Hilfe!
Ps 40:15 Voll Schande und Schmach seien alle, die mir nach dem Leben trachten! Beschämt sollen rückwärts weichen, die über mein Unglück schadenfroh sind!
Ps 40:16 Vor Schande sollen erstarren, die mich verhöhnen: "Hui, hui!"
Ps 40:17 Doch jubeln und deiner sich freuen sollen alle, die dich suchen! Wer deine Hilfe liebt, soll immerdar sprechen: "Groß ist der Herr!"
Ps 40:18 Ich aber bin elend und arm; Herr, eile mir beizustehen! Meine Hilfe und mein Retter bist du; mein Gott, halte dich nicht zurück!
Psalmen Kapitel 41
Ps 41:1 [Dem Chorleiter. Ein Psalm Davids.]
Ps 41:2 Selig, wer für den Schwachen Verständnis hat! Zur Zeit des Unglücks rettet ihn der Herr.
Ps 41:3 Der Herr behütet ihn und erhält ihn am Leben, so daß man ihn glücklich preist im Lande. Er gibt ihn der Wut seiner Feinde nicht preis.
Ps 41:4 Der Herr ist seine Stütze auf dem Schmerzenslager: Sein ganzes Krankenbett beseitigst du.
Ps 41:5 Ich wage nun die Bitte: Sei mir gnädig, Herr! Mach mich gesund; ich habe in der Tat gesündigt wider dich!
Ps 41:6 Meine Feinde reden Böses gegen mich: "Wann stirbt er endlich und erlischt sein Name?"
Ps 41:7 Kommt einer zu Besuch, so redet er Trug, sein Herz sammelt Unrecht an; er geht hinaus und erzählt es.
Ps 41:8 Gemeinsam flüstern wider mich alle meine Hasser; sie denken gegen mich das Schlimmste aus:
Ps 41:9 "Eine heillose Sache hat ihn getroffen; wer einmal liegt, steht nicht mehr auf!"
Ps 41:10 Selbst mein nächster Freund, auf den ich mich verließ, der mein Brot aß, lehnt sich hinterrücks gegen mich auf.
Ps 41:11 Du aber, Herr, sei mir gnädig und hilf mir empor, damit ich ihnen vergelte!
Ps 41:12 Daran erkenne ich, daß du mich liebst, daß mein Feind über mich nicht jubeln kann.
Ps 41:13 Ja, mich hältst du fest ob meiner Unschuld, stellst mich vor dein Angesicht für immer.
Ps 41:14 Gepriesen sei der Herr, Israels Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen, Amen.
Psalmen Kapitel 42
Ps 42:1 [Dem Chorleiter. Lehrgedicht. Von den Korachiten.]
Ps 42:2 Wie ein Hirsch verlangt nach Wasserbächen, so verlangt meine Seele nach dir, o Gott.
Ps 42:3 Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott: Wann darf ich kommen und Gottes Angesicht schauen?
Ps 42:4 Tränen sind meine Nahrung geworden bei Tag und Nacht, da man täglich zu mir sagt: "Wo bleibt dein Gott?"
Ps 42:5 Daran will ich denken und mein Herz ausschütten: daß ich zum Zelte ziehen möchte, mich flüchten möchte zum Hause Gottes, unter lautem Jubel und Dank, in festlicher Menge.
Ps 42:6 Was bist du so niedergedrückt, meine Seele, und so unruhvoll in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihn noch preisen, meinen Helfer und meinen Gott.
Ps 42:7 Meine Seele ist niedergedrückt in mir, darum denke ich an dich vom Lande des Jordans und Hermon, vom Berge Mizar her.
Ps 42:8 Die eine Flut ruft der anderen zu im Tosen deiner Wasserstürze. Ja, alle deine Wogen und Wellen branden über mich hin.
Ps 42:9 Bei Tag möge der Herr seine Huld entbieten, und bei Nacht verrichte ich ihm ein Lied, ein Gebet zum Gott meines Lebens.
Ps 42:10 Ich will rufen zu Gott, meinem Fels: "Warum hast du mich vergessen? Warum muß ich trauernd des Weges ziehen, vom Feinde bedrängt?"
Ps 42:11 Niedergeschmettert sind meine Glieder, da meine Gegner mich schmähen und Tag für Tag zu mir sagen: "Wo bleibt dein Gott?"
Ps 42:12 Was bist du so niedergedrückt, meine Seele, und so unruhvoll in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihn noch preisen, meinen Helfer und meinen Gott.
Psalmen Kapitel 43
Ps 43:1 Schaffe mir Recht, o Gott, und führe meinen Streit gegen unfrommes Volk! Vor Lügnern und Frevlern rette mich!
Ps 43:2 Denn du bist mein Schutzgott. Warum hast du mich verstoßen? Warum muß ich trauernd des Weges ziehen, vom Feinde bedrängt?
Ps 43:3 Sende dein Licht und deine Treue! Sie mögen mich leiten und führen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnstatt!
Ps 43:4 So will ich zum Altare Gottes treten, zum Gott meiner jubelnden Freude. Auf der Harfe will ich dich preisen, Herr, mein Gott!
Ps 43:5 Was bist du so niedergedrückt, meine Seele, und so unruhvoll in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, meinen Helfer und meinen Gott.
Psalmen Kapitel 44
Ps 44:1 [Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Weisheitslied.]
Ps 44:2 Gott, unsre Ohren haben vernommen, unsre Väter erzählten uns von dem Werke, das du vollbracht hast zu ihren Zeiten, mit eigener Hand in grauer Vorzeit.
Ps 44:3 Volksstämme hast du verdrängt, sie aber hineingepflanzt; Völker hast du zerschlagen, sie aber ausgebreitet.
Ps 44:4 Denn nicht durch ihr Schwert gewannen sie das Land, nicht ihr eigener Arm half ihnen zum Sieg, vielmehr deine Rechte, dein Arm und dein leuchtendes Angesicht, weil du sie geliebt hast.
Ps 44:5 Du bist mein König und Gott, der Jakob den Sieg entbietet.
Ps 44:6 Durch dich stoßen wir unsre Gegner nieder, in deinem Namen zertreten wir unsre Widersacher.
Ps 44:7 Nein, auf meinen Bogen vertraue ich nicht, und mein Schwert bringt mir nicht den Sieg!
Ps 44:8 Nur du verleihst uns den Sieg über unsre Gegner; du machst unsre Hasser zuschanden.
Ps 44:9 So rühmen wir uns Gottes zu jeder Zeit und preisen deinen Namen immerdar. [Zwischenspiel]
Ps 44:10 Und doch hast du uns verworfen, in Schmach gestürzt und zogst nicht zu Felde mit unseren Heeren.
Ps 44:11 Du schlugst uns in die Flucht vor dem Gegner, und unsre Hasser holten sich Beute.
Ps 44:12 Wie Schlachtschafe gabst du uns hin, zerstreutest uns unter die Völker.
Ps 44:13 Du hast dein Volk um ein Nichts verkauft, hattest keinen Gewinn an seinem Preis.
Ps 44:14 Unsern Nachbarn machtest du uns zur Schmach, zum Spott und Hohn bei allen im Umkreis.
Ps 44:15 Du hast uns den heidnischen Stämmen zum Spottlied gemacht, zur Verachtung unter den Völkern.
Ps 44:16 Mein Schimpf steht allezeit mir vor Augen, und Schande bedeckt mein Antlitz:
Ps 44:17 Vor dem Lärm des schmähenden Spötters, vor dem Blick des racheschnaubenden Feindes.
Ps 44:18 Dies alles kam über uns, und doch hatten wir dich nicht vergessen und den Bund mit dir nicht verletzt.
Ps 44:19 Unser Herz ist nicht abgewichen, unser Schritt nicht abgebogen von deinem Pfad.
Ps 44:20 Dennoch schlugst du uns nieder am Ort der Schakale und bedecktest uns mit Finsternis.
Ps 44:21 Hätten wir den Namen unseres Gottes vergessen und die Hände zu fremden Göttern erhoben,
Ps 44:22 würde das Gott nicht erfahren? Er, der doch die Herzensgeheimnisse kennt!
Ps 44:23 Ja, deinetwillen mordet man uns die ganze Zeit, sind wir den Schlachtschafen gleichgeachtet.
Ps 44:24 Wach auf! Warum schläfst du, Herr? Erwache! Verwirf nicht für immer!
Ps 44:25 Warum verbirgst du dein Antlitz, denkst nicht an unsere Not und Bedrängnis?
Ps 44:26 Ja, in den Staub gebeugt ist unser Leben, am Boden klebt unser Leib!
Ps 44:27 Erhebe dich, komm uns zu Hilfe! Erlöse uns um deiner Barmherzigkeit willen!
Psalmen Kapitel 45
Ps 45:1 [Dem Chorleiter. Nach "Lilien". Von den Korachiten. Weisheitsgedicht, Liebeslied.]
Ps 45:2 Mein Herz schlägt höher zum Festgedicht, ich singe dem König mein hehres Lied. Meine Zunge ist gleich dem Griffel des hurtigen Schreibers.
Ps 45:3 Du bist der Schönste unter den Menschen, Anmut strömt über deine Lippen; darum hat dich Gott für immer gesegnet.
Ps 45:4 Gürte dein Schwert um die Hüften, du Held, deinen prächtigen Schmuck!
Ps 45:5 Glück auf! Ziehe hin für die Sache der Treue und rechten Ergebenheit! Deine rechte Hand soll dich furchterregende Taten lehren!
Ps 45:6 Deine Pfeile sind scharf, Völker wirst du erschrecken; denn sie treffen ins Herz der Feinde des Königs.
Ps 45:7 Dein Thron bleibt wie Gottes Thron für immer und ewig. Ein gerechtes Zepter ist dein Königszepter.
Ps 45:8 Du liebst das Recht und hassest das Unrecht. Deshalb hat dich der Herr, dein Gott, mit Freudenöl gesalbt vor deinen Gefährten.
Ps 45:9 Von Myrrhe, Aloë und Kassia duften alle deine Gewänder. Aus dem Elfenbeinpalast erfreut dich das Saitenspiel.
Ps 45:10 Eine Königstochter steht da in deinem kostbaren Schmuck: die Gemahlin zu deiner Rechten in Ophir-Gold.
Ps 45:11 Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr! Vergiß dein Volk und dein Vaterhaus!
Ps 45:12 Der König begehrt deine Schönheit, er ist ja dein Herr; so huldige ihm!
Ps 45:13 Es suchen deine Gunst mit Geschenken die Tochter Tyrus, mit all ihren Schätzen die Reichsten des Volkes.
Ps 45:14 Tritt ein, Königstochter, in Geflechten von Gold, gekleidet in bunte Gewänder!
Ps 45:15 Jungfrauen führt man zum König als ihr Gefolge, ihre Gespielinnen bringt man zu dir.
Ps 45:16 Man führt sie mit Freuden und Jubel, sie treten ein in den Königspalast.
Ps 45:17 An Stelle deiner Ahnen erstehen dir Söhne; du kannst sie zu Fürsten machen im ganzen Land.
Ps 45:18 Ich verkünde dir Ruhm durch alle Geschlechter. Deshalb werden Völker dich preisen auf immer und ewig.
Psalmen Kapitel 46
Ps 46:1 [Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Nach "Mädchen". Ein Psalm.]
Ps 46:2 Gott ist uns Zuflucht und Stärke, als Hilfe in Nöten vielfach bewährt.
Ps 46:3 Darum fürchten wir nichts, mag auch die Erde sich wandeln, mögen Berge taumeln in Meerestiefen.
Ps 46:4 Mögen seine Wasser tosen und brausen, mögen Berge erbeben, wenn es sich aufbäumt: Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Burg ist für uns der Gott Jakobs. [Zwischenspiel]
Ps 46:5 Ein Strom, dessen Arme die Gottesstadt erfreuen, ist das Allerheiligste der Wohnstatt des Höchsten:
Ps 46:6 Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nie wanken; ihre Hilfe ist Gott beim Anbruch des Morgens.
Ps 46:7 Völker toben, Reiche wanken; er läßt seine Donnerstimme ertönen, und die Erde zergeht.
Ps 46:8 Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Burg ist für uns der Gott Jakobs. [Zwischenspiel]
Ps 46:9 Kommt und schaut die Werke des Herrn, der Entsetzen verbreitet auf Erden!
Ps 46:10 Kriegen macht er ein Ende bis an der Erde Grenzen. Bogen zerbricht er, Speere zerschlägt er, Wagen verbrennt er im Feuer.
Ps 46:11 "Gebt nach und erkennt, daß ich Gott bin, erhaben unter den Völkern, erhaben auf Erden!"
Ps 46:12 Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Burg ist für uns der Gott Jakobs. [Zwischenspiel]
Psalmen Kapitel 47
Ps 47:1 [Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Psalm.]
Ps 47:2 Ihr Völker alle, spendet Beifall! Jauchzet Gott mit Jubelklang!
Ps 47:3 Denn furchtgebietend ist der Herr, der Höchste - ein großer König über alle Welt.
Ps 47:4 Völker warf er vor uns nieder, Stämme unter unsere Füße.
Ps 47:5 Er wählte unser Erbland für uns aus, die Ehre Jakobs, den er liebt. [Zwischenspiel]
Ps 47:6 Gott steigt empor beim Jubelschall, der Herr beim Schmettern der Posaune.
Ps 47:7 Singet unserem Gott, lobsinget! Singet unserm König, singet!
Ps 47:8 Denn Gott ist König über alle Welt. Ja, singt ein kunstgerechtes Lied!
Ps 47:9 Gott herrscht als König über Völker; Gott sitzt auf seinem heil'gen Thron.
Ps 47:10 Völkerfürsten scharen sich zusammen bei dem Gotte Abrahams. Ja, Gottes sind die Mächtigen der Erde; hoch erhaben ist er sehr.
Psalmen Kapitel 48
Ps 48:1 [Ein Lied. Ein Psalm der Korachiten.]
Ps 48:2 Groß ist der Herr und hoch zu preisen in unseres Gottes Stadt.
Ps 48:3 Sein heiliger Berg in ragender Pracht ist die Wonne der ganzen Welt, der Sionsberg im äußersten Norden des Großkönigs Festung.
Ps 48:4 Gott erweist sich in ihren Palästen als Schutzburg.
Ps 48:5 Sieh doch, die Könige traten zusammen, rückten gemeinsam heran!
Ps 48:6 Kaum, daß sie schauten, da wurden sie ratlos, gerieten in Schrecken und Angst.
Ps 48:7 Beben erfaßte sie dort, Zittern gleich einer Mutter in Wehen,
Ps 48:8 wie wenn Ostwind Schiffe von Tarsis zerschmettert.
Ps 48:9 Wie wir es gehört, so sahen wir es nun in der Stadt des Herrn der Heerscharen, in der Stadt unseres Gottes. Auf ewig hat Gott sie gegründet. [Zwischenspiel]
Ps 48:10 Wir erwägen, Herr, deine Huld im Innern deines Tempels.
Ps 48:11 Wie dein ruhmvoller Name, o Gott, so reicht dein Lobpreis über die Grenzen der Erde. Voll von Gerechtigkeit ist deine Rechte.
Ps 48:12 Des freut sich der Sionsberg, es jauchzen die Landstädte Judas ob deiner Gerichtsentscheide.
Ps 48:13 Umschreitet den Sion, zieht um ihn herum und zählt seine Türme!
Ps 48:14 Beachtet seinen Wall, umsäumt auch seine Paläste! Dann könnt ihr dem künftigen Geschlecht erzählen:
Ps 48:15 "Ganz so ist der Herr, unser Gott, für immer und ewig! Er wird uns führen in Ewigkeit!"
Psalmen Kapitel 49
Ps 49:1 [Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Psalm.]
Ps 49:2 Höret dies, ihr Völker alle, lauschet, all ihr Erdbewohner,
Ps 49:3 ihr Bürger und ihr Herren, ihr Reichen samt den Armen!
Ps 49:4 Mein Mund trägt Weisheit vor; das Sinnen meines Herzens bietet Einsicht.
Ps 49:5 Ich will mein Ohr dem Weisheitsspruche neigen, zum Zitherklang mein Rätselfragen lösen!
Ps 49:6 Was soll ich mich fürchten in schlimmen Tagen, wenn die Bosheit meiner Verfolger mich umringt?
Ps 49:7 Sie verlassen sich auf ihr Vermögen, rühmen sich der Größe ihres Reichtums.
Ps 49:8 Doch loskaufen kann sich keiner oder Gott sein Lösegeld zahlen.
Ps 49:9 Der Loskauf seines Lebens ist zu teuer; er muß für immer davon Abstand nehmen,
Ps 49:10 daß er weiterleben könne und ewig nicht die Grube schaue.
Ps 49:11 Man sieht ja: Weise müssen sterben; genauso gehen Tor und Narr zugrunde. Sie hinterlassen ihr Vermögen anderen.
Ps 49:12 Gräber sind ihr Haus für ewig, ihre Wohnung immerdar, ob sie auch Länder einst ihr eigen nannten.
Ps 49:13 Der Mensch jedoch in seiner Pracht bedenkt das nicht; er gleicht dem Vieh, das stumm zugrunde geht. -
Ps 49:14 Dies ist das Los der Unbekümmerten, das Ende jener, denen die eigenen Sprüche gefallen: [Zwischenspiel]
Ps 49:15 Wie Schafe rennen sie zur Unterwelt hinab, der Tod weidet sie; geradewegs steigen sie hinunter ins Grab; ihre Gestalt zerfällt, die Unterwelt wird ihre Wohnstatt.
Ps 49:16 Gott selbst aber kauft mein Leben los, da er mich den Krallen der Unterwelt entreißt. [Zwischenspiel]
Ps 49:17 Hab keine Angst, wenn einer reich wird, die Schätze seines Hauses sich mehren!
Ps 49:18 Denn beim Sterben nimmt er dies alles nicht mit, seine Schätze folgen ihm nicht hinab.
Ps 49:19 Mag er zeitlebens sich selber schmeicheln: "Man rühmt dich, weil du so tüchtig warst",
Ps 49:20 er muß doch zur Schar seiner Ahnen gehen, die ewig nicht mehr das Licht erblicken.
Ps 49:21 Der Mensch jedoch in seiner Pracht bedenkt das nicht; er gleicht dem Vieh, das stumm zugrunde geht.
Psalmen Kapitel 50
Ps 50:1 [Ein Psalm Asaphs.] Der Herr, der Gott der Götter, spricht und ruft die Erde an vom Sonnenaufgang bis zum Niedergang.
Ps 50:2 Gott erstrahlt von Sion her, der Schönheit Krone.
Ps 50:3 Es naht unser Gott; er schweigt nicht länger. Verzehrendes Feuer zieht vor ihm her, rings um ihn ein gewaltiger Sturm.
Ps 50:4 Dem Himmel droben und der Erde ruft er zu, bereit, sein Volk zu richten:
Ps 50:5 "Schart meine Verehrer um mich, die beim Opfer den Bund mit mir schlossen!"
Ps 50:6 Die Himmel verkünden seine Gerechtigkeit, daß Gott selbst als Richter erscheint. [Zwischenspiel]
Ps 50:7 "So höre, mein Volk, ich will reden! Israel, ich klage dich an! Ich bin der Herr, dein Gott.
Ps 50:8 Nicht wegen deiner Schlachtopfer rüge ich dich, sind doch deine Brandopfer stets mir vor Augen.
Ps 50:9 Ich nehme den Jungstier aus deinem Stall nicht an, nicht Böcke aus deinen Hürden.
Ps 50:10 Mir gehört ja alles Wild des Waldes, die Tausende von Tieren auf meinen Bergen.
Ps 50:11 Ich kenne alle Vögel des Himmels; was sich regt auf der Flur, ist mein eigen.
Ps 50:12 Hätte ich Hunger, ich müßte es dir nicht sagen; mir gehört ja die Erde und was sie erfüllt.
Ps 50:13 Esse ich etwa das Fleisch von Stieren, oder trinke ich das Blut der Böcke?
Ps 50:14 Bringe Gott Dank als Opfer dar und entrichte dem Höchsten deine Gelübde!
Ps 50:15 Rufe mich an am Tag der Not! Ich werde dich erretten, und du sollst mich ehren!"
Ps 50:16 Zum Frevler aber spricht Gott: "Wieso zählst du meine Gebote auf, führst meinen Bund in deinem Munde?
Ps 50:17 Dabei hassest du doch die Zucht und setzest meine Worte hintan!
Ps 50:18 Siehst du einen Dieb, so freundest du dich mit ihm an, und mit Ehebrechern hältst du Gemeinschaft.
Ps 50:19 Deinen Mund gebrauchst du zur Schlechtigkeit, deine Zunge hält sich an Täuschung.
Ps 50:20 Gegen deinen Bruder redest du Schändliches, häufst Verleumdung auf den Sohn deiner Mutter.
Ps 50:21 Solches tust du. Würde ich schweigen, so könntest du glauben, ich sei gleich wie du. Ich klage dich an und rücke es dir vor Augen!
Ps 50:22 Merkt euch das, ihr Gottvergessenen! Sonst richte ich ein Blutbad an, und niemand kann retten!
Ps 50:23 Wer Dank als Opfer entrichtet, der ehrt mich, und wer meinen Pfad
Psalmen Kapitel 51
Ps 51:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids,
Ps 51:2 als der Prophet Natan zu ihm kam, nachdem er sich mit Batseba vergangen hatte.]
Ps 51:3 Erbarme dich meiner, o Gott, nach deiner Huld; nach deiner großen Güte tilge meine Missetaten!
Ps 51:4 Wasche meine Sünde völlig von mir ab und mach mich rein von meiner Schuld!
Ps 51:5 Denn ich erkenne meine Missetaten, meine Schuld steht dauernd mir vor Augen.
Ps 51:6 Gegen dich allein hab' ich gesündigt und getan, was dir mißfällt, so daß du recht behältst in deinem Urteilsspruch und unanfechtbar bleibst in deinem Rechtsentscheid.
Ps 51:7 Sieh doch, in Sünde wurde ich geboren, in Schuld empfing mich meine Mutter.
Ps 51:8 Siehe, du liebst die Wahrheit auch im Verhüllten, und über Verborgenes lehrst du mich Weisheit.
Ps 51:9 Entsündige mich mit Ysop, daß ich rein werde, wasche mich, daß ich weißer werde als Schnee!
Ps 51:10 Laß mich Frohlocken und Freude vernehmen, dann jubeln die Glieder, die du zermalmt hast!
Ps 51:11 Verbirg dein Antlitz vor meiner Schuld und tilge all meine Sünden!
Ps 51:12 Ein reines Herz erschaffe mir, Gott, und gefestigten Geist mach neu in meiner Brust!
Ps 51:13 Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht und deinen heiligen Geist nimm nicht von mir!
Ps 51:14 Gib mir die Wonne deines Heiles wieder, und hochgesinnter Geist sei meine Stütze!
Ps 51:15 Dann will ich die Verirrten deine Wege lehren, daß Sünder sich zu dir bekehren.
Ps 51:16 Entreiße mich dem blutigen Tod, o Gott, mein Helfergott, daß meine Zunge jauchzt ob deiner Milde!
Ps 51:17 Herr, öffne du mir meine Lippen, so wird mein Mund dein Lob verkünden!
Ps 51:18 Denn Schlachtopfergaben gefallen dir nicht, und brächte ich Brandopfer dar, du möchtest es nicht.
Ps 51:19 Opfer für Gott ist ein zerknirschter Geist; ein zerknirschtes und zerschlagenes Herz wirst du, o Gott, nicht verschmähen.
Ps 51:20 Handle in deiner Gnade gütig an Sion, erbaue wieder die Mauern Jerusalems!
Ps 51:21 Dann wirst du Gefallen haben an richtigen Opfern [Brandopfern und Ganzopfern]; dann legt man Jungstiere auf deinen Altar.
Psalmen Kapitel 52
Ps 52:1 [Dem Chorleiter. Weisheitslied von David,
Ps 52:2 als der Edomiter Doëg kam und Saul die Meldung machte: "David ist ins Haus Achimelechs gekommen."]
Ps 52:3 Was rühmst du dich der Bosheit, du Gewaltmensch, beschimpfest Gott die ganze Zeit?
Ps 52:4 Verderben planst du; deine Zunge gleicht einem scharfen Messer und vollbringt Täuschung.
Ps 52:5 Böses ist dir lieber als Gutes, Lüge lieber als rechte Rede. [Zwischenspiel]
Ps 52:6 Du liebst lauter verwirrende Reden, du falsche Zunge!
Ps 52:7 Doch Gott wird dich verderben für immer. Er zerbricht dich und reißt dich weg aus dem Wohnzelt, entwurzelt dich aus dem Land der Lebendigen. [Zwischenspiel]
Ps 52:8 Die Gerechten werden es schauen und erschaudern; sie werden über ihn spotten:
Ps 52:9 "Seht da den Mann, der nicht Gott zu seiner Zuflucht machte, vielmehr auf seinen großen Reichtum vertraute, Zuflucht suchte bei seiner Verderbtheit!"
Ps 52:10 Ich aber bin wie ein grünender Ölbaum im Hause Gottes. Auf Gottes Huld vertraue ich immer und ewig.
Ps 52:11 Ich will dich preisen in Ewigkeit, weil du machtvoll eingegriffen; ich hoffe auf deinen Namen, denn er ist gütig, angesichts deiner Frommen.
Psalmen Kapitel 53
Ps 53:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Weisheitslied von David,
Ps 53:2 Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, der nach Gott fragt.
Ps 53:3 Doch sie sind alle abgewichen, restlos verdorben, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger.
Ps 53:4 Kommen denn nie zur Einsicht die Übeltäter alle, die mein Volk verschlingen, wie man Brot ißt, nicht aber den Herrn anrufen?
Ps 53:5 Dabei müssen sie gewaltig erschrecken;
Ps 53:6 denn Gott zerstreut die Glieder der Ruchlosen; sie werden beschämt, da der Herr sie verwirft.
Psalmen Kapitel 54
Ps 54:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Weisheitslied von David,
Ps 54:2 als die Siphiter kamen und Saul meldeten: "David hält sich bei uns verborgen."]
Ps 54:3 Gott, durch deinen Namen rette mich, durch deine Macht schaffe mir Recht!
Ps 54:4 Höre mein Gebet, o Gott, vernimm die Worte meines Mundes!
Ps 54:5 Denn Stolze erheben sich wider mich, Gewalttätige trachten mir nach dem Leben. Sie haben Gott nicht vor Augen. [Zwischenspiel]
Ps 54:6 Siehe, Gott ist mein Helfer! Der Herr ist die Stütze meines Lebens.
Ps 54:7 Das Unheil falle zurück auf meine Gegner! Vernichte sie nach deiner Treue!
Ps 54:8 So will ich dir gerne Opfer bringen, will deinen Namen preisen, Herr, weil er so gütig ist.
Ps 54:9 Denn aus aller Not errettet er mich, und mein Auge weidet sich an meinen Feinden.
Psalmen Kapitel 55
Ps 55:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Weisheitslied von David.]
Ps 55:2 Vernimm, o Gott, mein Gebet, verschließ dich nicht meinem Flehen!
Ps 55:3 Merke auf mich und erhöre mich, ich irre umher in meinem Jammer.
Ps 55:4 Entsetzt bin ich über das Lärmen des Feindes, über den Andrang des Frevlers. Denn mit Unheil überhäufen sie mich, greifen mich wütend an.
Ps 55:5 Es bebt das Herz in meiner Brust, Todesschrecken stürzen auf mich.
Ps 55:6 Furcht und Zittern kommen über mich, Grauen bedeckt mich.
Ps 55:7 Ich dachte: O hätte ich Schwingen wie eine Taube! Ich flöge fort und ließe mich ruhig nieder.
Ps 55:8 Ja, in weite Fernen möchte ich fliehen, in der Wüste verweilen! [Zwischenspiel]
Ps 55:9 Ich möchte eilends eine Zuflucht suchen vor dem Toben des Sturmwinds.
Ps 55:10 Verwirre, Herr, zerspalte ihre Sprache; denn Gewalttat muß ich sehen und Streitigkeiten in der Stadt.
Ps 55:11 Sie umschleichen diese Tag und Nacht auf ihren Mauern, in ihrem Innern herrschen Unheil und Bedrängnis.
Ps 55:12 Verderben wohnt in ihrer Mitte. Von ihrem Markte weichen nicht Bedrückung und Betrug.
Ps 55:13 Denn würde mein Feind mich schmähen, ich könnte es ertragen, und würde mein Gegner sich gegen mich erheben, ich könnte mich bergen vor ihm.
Ps 55:14 Du aber, mein Gefährte, mein Vertrauter und Bekannter,
Ps 55:15 die wir zusammen süße Gemeinschaft erlebten, zum Gotteshause wallten im Festgedränge!
Ps 55:16 Der Tod falle über sie her! Lebendig sollen sie zur Unterwelt fahren! Denn nur Bosheit haust in ihrer Wohnung mitten unter ihnen.
Ps 55:17 Ich jedoch rufe zu Gott, und der Herr möge mir helfen!
Ps 55:18 Am Abend, am Morgen, am Mittag will ich seufzen und stöhnen; er hört meine Stimme.
Ps 55:19 Er bringt mein Leben in Sicherheit aus dem Kampf gegen mich, mögen auch viele wider mich sein.
Ps 55:20 Gott erhört! Er beugt sie nieder, er, der thront von Anbeginn. [Zwischenspiel] Besserung liegt ihnen fern, und Gott fürchten sie nicht.
Ps 55:21 Jener hob die Hand gegen seinen Freund und entweihte sein Bündnis.
Ps 55:22 Glatter als Butter sind seine Reden, doch Kampf plant sein Herz. Geschmeidiger als Öl sind seine Worte, und doch sind sie Schwerter.
Ps 55:23 Wirf auf den Herrn deine Sorge, und er wird dich erhalten; er läßt den Gerechten ewig nicht wanken.
Ps 55:24 Du, o Gott, wirst sie stürzen in die Grube des Verderbens. Wer sich mit Blut und Betrug verschuldet, erreicht nicht die Hälfte seiner Tage. Ich aber vertraue auf dich, o Herr.
Psalmen Kapitel 56
Ps 56:1 [Dem Chorleiter. Nach "Taube ferner Eichen". Von David. Geschriebenes Lied, als ihn die Philister in Gat ergriffen.]
Ps 56:2 Erbarme dich meiner, o Gott, denn Menschen stellen mir nach! Die ganze Zeit bedrängen sie mich feindlich.
Ps 56:3 Die ganze Zeit stellen meine Gegner mir nach; ja, viele sind es, die wider mich kämpfen.
Ps 56:4 Du hebst mich empor, wenn ich in Furcht bin; ich vertraue auf dich.
Ps 56:5 Auf Gott, dessen Wort ich preise, auf Gott vertraue ich ohne Furcht. Was kann mir ein Sterblicher antun?
Ps 56:6 Den ganzen Tag führen sie verletzende Reden, gegen mich sind all ihre Pläne gerichtet.
Ps 56:7 Zum Schaden lauern und spähen sie, achten auf meine Schritte, da sie mir nach dem Leben trachten.
Ps 56:8 Für die Schlechtigkeit sollst du ihnen vergelten; stürze im Zorn die Völker, o Gott!
Ps 56:9 Mein Elend hast du aufgeschrieben, meine Tränen sind gesammelt in deinem Krug, in deinem Buch.
Ps 56:10 Dann müssen meine Feinde rückwärts weichen, sobald ich um Hilfe rufe. Des bin ich gewiß: Gott ist für mich!
Ps 56:11 Auf Gott, dessen Wort ich preise [auf den Herrn, dessen Wort ich preise],
Ps 56:12 auf Gott vertraue ich ohne Furht. Was können Menschen mir antun?
Ps 56:13 Gelübde, die ich dir machte, Gott, verpflichten mich, Dankopfer entrichte ich dir.
Ps 56:14 Denn du hast mein Leben vor dem Tode bewahrt, ja vor dem Fall meine Füße; so darf ich wandeln vor Gott im Licht der Lebendigen.
Psalmen Kapitel 57
Ps 57:1 [Dem Chorleiter. Nach "Laß nicht verderben". Von David. Geschriebenes Lied, als er vor Saul in die Höhle floh.]
Ps 57:2 Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig; denn bei dir suche ich Zuflucht. Ja, im Schatten deiner Flügel suche ich Zuflucht, bis das Unheil vorüber ist.
Ps 57:3 Gott rufe ich an, den Höchsten, Gott, der es für mich vollbringt.
Ps 57:4 Er wird mir vom Himmel Hilfe senden, wird alle beschämen, die mir nach dem Leben trachten. Gott wird seine Gnade und Treue senden. [Zwischenspiel]
Ps 57:5 Mitten unter Löwen muß ich weilen, die gierig Menschen verschlingen. Ihre Zähne sind Speere und Pfeile, ihre Zunge ist ein geschärftes Schwert.
Ps 57:6 Zeige deine Hoheit am Himmel, o Gott, auf der ganzen Erde deinen herrlichen Glanz!
Ps 57:7 Sie legten meinen Füßen ein Netz und wollten mich niederzwingen. Sie hoben vor mir eine Grube aus, doch stürzten sie selber mitten hinein. [Zwischenspiel]
Ps 57:8 Getrost ist mein Herz, o Gott, getrost ist mein Herz; ich will singen und spielen!
Ps 57:9 Wach auf, mein Gemüt, wach auf, Harfe und Zither! Ich will das Morgenrot wecken.
Ps 57:10 Vor den Völkern will ich dir danken, Herr, vor den Nationen dich preisen!
Ps 57:11 Denn groß bis zum Himmel ist deine Huld, und bis zu den Wolken reicht deine Treue.
Ps 57:12 Zeige deine Hoheit am Himmel, o Gott, auf der ganzen Erde deinen herrlichen Glanz!
Psalmen Kapitel 58
Ps 58:1 [Dem Chorleiter. Nach "Laßt nicht verderben". Von David. Geschriebenes Lied.]
Ps 58:2 Sprecht ihr in Wahrheit Recht, ihr Götter? Richtet ihr gerecht die Menschen?
Ps 58:3 Nein, mit bösem Herzen handelt ihr, Unrecht wägen eure Hände ab im Lande.
Ps 58:4 Abtrünnig sind die Frevler vom Mutterschoße an, von Geburt an gehen Lügenredner in die Irre.
Ps 58:5 Sie haben Gift wie Schlangengift, wie eine taube Natter, die ihr Ohr verschließt,
Ps 58:6 nicht auf die Stimme der Beschwörer achtet, nicht auf den klugen Zaubermeister.
Ps 58:7 Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Rachen, zerschlage, Herr, das Gebiß der Löwen!
Ps 58:8 Sie sollen vergehen wie verrinnendes Wasser, wie Gras auf dem Wege verwelken!
Ps 58:9 Sie mögen der Schnecke gleichen, die kriechend zerfließt, der Fehlgeburt eines Weibes, die niemals die Sonne schaut!
Ps 58:10 Sie seien wie Reisig, das noch frisch die Glut schon hinwegrafft, bevor ihre Kochtöpfe es zu spüren bekommen.
Ps 58:11 Der Gerechte wird sich freuen, wenn er Rache sieht, seine Füße im Blute des Frevlers baden kann.
Ps 58:12 Dann werden die Leute sagen: "Fürwahr, der Gerechte empfängt seinen Lohn; ja, es gibt einen Gott, der Gericht hält auf Erden!"
Psalmen Kapitel 59
Ps 59:1 [Dem Chorleiter. Nach "Laß nicht verderben". Von David. Geschriebenes Lied, als Saul hinschickte und man das Haus bewachte, um ihn zu töten (1Sam 19,11).]
Ps 59:2 Vor meinen Feinden rette mich, mein Gott, behüte mich vor meinen Widersachern!
Ps 59:3 Rette mich vor Übeltätern, schütze mich vor Blutbefleckten!
Ps 59:4 Denn sieh, man lauert auf mein Leben; Mächtige stellen mir nach. Und doch liegt keine Schuld auf mir und keine Sünde, Herr.
Ps 59:5 Obgleich ich Unrecht nicht beging, stürmen sie an und stellen sich auf. Erwache, komm mir entgegen und schau!
Ps 59:6 Du bist ja, Herr der Heerscharen, Israels Gott! Wach auf, um alle Völker zu strafen! Verschone keinen treulosen Sünder! [Zwischenspiel]
Ps 59:7 Jeden Abend kehren sie wieder, heulen wie Hunde und durchschweifen die Stadt.
Ps 59:8 Siehe, sie lästern mit ihrem Mund, Schwerter sind ihre Lippen: "Es gibt keinen (Gott), der hört!"
Ps 59:9 Du aber, Herr, lachst ihrer; du spottest aller Völker.
Ps 59:10 Mein Hort, auf dich will ich achten; denn Gott ist meine hohe Burg.
Ps 59:11 Mein gütiger Gott kommt mir entgegen, Gott läßt mich herabblicken auf meine Gegner.
Ps 59:12 Töte sie nicht, damit es mein Volk nie vergesse! Zerstreue sie durch deine Macht und wirf sie nieder, Herr, unser Schild!
Ps 59:13 Wegen der Sünde ihres Mundes und der Rede ihrer Lippen sollen sie sich fangen in ihrem Stolz! Wegen des Fluches und wegen der Lüge, die sie sprechen,
Ps 59:14 vertilge im Zorn, vertilge, daß keiner mehr übrigbleibt! Dann wird man erkennen, daß Gott herrscht in Jakob und bis an die Enden der Erde. [Zwischenspiel]
Ps 59:15 Jeden Abend kehren sie wieder, heulen wie Hunde und durchschweifen die Stadt.
Ps 59:16 Sie streunen umher nach Nahrung; werden sie nicht satt, so verbleiben sie die Nacht hindurch.
Ps 59:17 Ich aber besinge deine Macht und preise am Morgen deine Huld. Denn du bist für mich eine hohe Burg und eine Zuflucht am Tage der Not.
Ps 59:18 Mein Hort, dir will ich singen; denn Gott ist meine hohe Burg, mein gütiger Gott.
Psalmen Kapitel 60
Ps 60:1 [Dem Chorleiter. Nach "Lilie". Ein Zeugnis. Geschriebenes Lied. Von David, zum Lehren,
Ps 60:2 als er gegen die Aramäer des Zweistromlandes und die Aramäer von Zoba kämpfte, und als Joab umkehrte und die Edomiter im Salztale schlug, zwölftausend Mann (2Sam 8).]
Ps 60:3 Gott, du hast uns verworfen, zerschlagen; du hast gezürnt, nun stelle uns wieder her!
Ps 60:4 Du hast die Erde erschüttert, gespalten; heile ihre Risse, denn sie wankt!
Ps 60:5 Du hast deinem Volke Hartes erwiesen, mit Taumelwein uns getränkt.
Ps 60:6 Deinen Frommen hast du ein Zeichen gegeben, sie sollten fliehen vor dem Bogen. [Zwischenspiel]
Ps 60:7 Damit deinen Lieblingen Rettung werde, hilf mit deiner Rechten, erhöre uns!
Ps 60:8 Gott hat bei seiner Heiligkeit versprochen: "Frohlockend will ich Sichem verteilen und das Tal von Sukkot vermessen!
Ps 60:9 Mein ist Gilead, und mein ist Manasse! Ephraim ist meines Hauptes Schutz, Juda mein Herrscherstab.
Ps 60:10 Mein Waschbecken ist Moab, auf Edom setze ich meinen Schuh, über Philistäa will ich triumphieren!"
Ps 60:11 Wer bringt mich zur befestigten Stadt, wer geleitet mich nach Edom?
Ps 60:12 Hast nicht du, o Gott, uns verworfen und bist nicht ausgezogen, o Gott, mit unseren Heeren?
Ps 60:13 Gewähre uns Beistand vor dem Feind; denn nichtig ist menschliche Hilfe!
Ps 60:14 Mit Gott entfalten wir Kraft. Er ist es, der unsere Gegner zertritt.
Psalmen Kapitel 61
Ps 61:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Von David.]
Ps 61:2 Höre, Gott, mein Flehen, achte auf mein Gebet!
Ps 61:3 Vom Ende der Erde rufe ich zu dir, da mein Herz verzagt. Führe du mich auf den Felsen, der für mich zu hoch!
Ps 61:4 Du bist ja meine Zuflucht, ein starker Turm vor dem Feind.
Ps 61:5 In deinem Zelte möchte ich für immer weilen, möchte mich im Schutze deiner Flügel bergen! [Zwischenspiel]
Ps 61:6 Denn du, o Gott, hörst meine Gelübde, erfüllst das Verlangen aller, die deinen Namen fürchten.
Ps 61:7 Mehre dem König die Tage seines Lebens! Seine Jahre mögen dauern von Geschlecht zu Geschlecht!
Ps 61:8 Vor Gottes Antlitz throne er ewig! Huld und Treue mögen ihn behüten!
Ps 61:9 So will ich deinem Namen allzeit lobsingen, meine Gelübde entrichten Tag für Tag!
Psalmen Kapitel 62
Ps 62:1 [Dem Chorleiter. Nach Jedutun. Psalm Davids.]
Ps 62:2 Auf Gott allein harrt still meine Seele, von ihm kommt mir Hilfe.
Ps 62:3 Er nur ist mein Fels und meine Hilfe, meine Burg, daß ich nicht wanke.
Ps 62:4 Wie lange bedrängt ihr einen einzelnen Mann, stürmt ihr alle heran wie gegen eine sinkende Wand, eine stürzende Mauer?
Ps 62:5 Ja, sie planen, ihn von seiner Höhe zu stürzen, sie lieben die Lüge; mit ihrem Munde segnen sie, in ihrem Herzen fluchen sie. [Zwischenspiel]
Ps 62:6 Auf Gott allein harre still, meine Seele! Denn von ihm stammt meine Hoffnung.
Ps 62:7 Er nur ist mein Fels und meine Hilfe, meine Burg, daß ich nicht wanke.
Ps 62:8 Auf Gott ruht mein Heil und mein Ruhm; mein starker Fels, meine Zuflucht ist Gott.
Ps 62:9 Vertrau auf ihn, du ganze Volksgemeinde! Schüttet euer Herz ihm aus! Gott ist unsere Zuflucht. [Zwischenspiel]
Ps 62:10 Nur ein Hauch sind die Sterblichen, Täuschung die Menschen! Auf der Waage schnellen sie hoch, insgesamt leichter als ein Hauch.
Ps 62:11 Verlaßt euch nicht auf Gewalt, setzt nicht leere Hoffnung auf Raub! Wenn der Reichtum wächst, hängt das Herz nicht daran!
Ps 62:12 Eines hat Gott gesprochen, zwei Dinge sind es, die ich vernahm: daß Gottes die Macht ist
Ps 62:13 und bei dir, Herr, die Gnade. Ja, du vergiltst einem jeden nach seinem Tun.
Psalmen Kapitel 63
Ps 63:1 [Ein Psalm von David, als er in der Wüste war.]
Ps 63:2 Gott, du bist mein Gott, dich suche ich! Meine Seele dürstet nach dir, mein Leib schmachtet nach dir wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.
Ps 63:3 So schaue ich im Heiligtum nach dir aus, um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
Ps 63:4 Denn deine Huld ist köstlicher als Leben; meine Lippen sollen dich preisen.
Ps 63:5 So will ich dich rühmen mein Leben lang, in deinem Namen die Hände erheben!
Ps 63:6 Wie an Fett und Mark kann ich mich sättigen; mit jubelnden Lippen lobsingt mein Mund,
Ps 63:7 wenn ich deiner gedenke auf meinem Lager, in den Nachtwachen mich vertiefe in dich.
Ps 63:8 Du bist mir ja zur Hilfe geworden, im Schatten deiner Flügel frohlocke ich.
Ps 63:9 Meine Seele hängt an dir, deine Rechte hält mich fest.
Ps 63:10 Doch wer mir zum Verderben nach dem Leben trachtet, muß in die Tiefen der Erde versinken.
Ps 63:11 Der Gewalt des Schwertes gibt man sie preis, sie werden den Schakalen zur Beute.
Ps 63:12 Doch der König freut sich in Gott. Es rühmen sich alle, die bei ihm schwören; denn verschlossen wird den Lügnern der Mund.
Psalmen Kapitel 64
Ps 64:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]
Ps 64:2 Höre, Gott, meinen klagenden Ruf, vor Feindesschrecken schütze mein Leben!
Ps 64:3 Birg mich vor der Rotte der Bösen, vor dem Toben der Übeltäter!
Ps 64:4 Sie schärfen ihre Zunge wie ein Schwert, zielen mit dem Pfeil ihrer giftigen Rede,
Ps 64:5 um aus dem Versteck den Schuldlosen zu treffen, ihn jählings zu treffen ohne Bedenken.
Ps 64:6 Eine schlimme Sache vereinbaren sie, besprechen sich, heimlich Fallen zu legen. Sie sagen: "Wer wird sie sehen?"
Ps 64:7 Sie sinnen auf Frevel, verbergen den ersonnenen Plan; das Innere eines jeden und das Herz ist ein Abgrund.
Ps 64:8 Aber Gott wird mit dem Pfeile sie treffen, plötzlich verspüren sie Wunden.
Ps 64:9 Er bringt sie zu Fall ob ihrer Zunge; wer sie erblickt, schüttelt den Kopf.
Ps 64:10 Da geraten alle Menschen in Furcht; sie verkünden das Eingreifen Gottes und verstehen sein Walten.
Ps 64:11 Der Gerechte freut sich des Herrn und findet Zuflucht bei ihm. Es rühmen sich alle redlichen Herzen.
Psalmen Kapitel 65
Ps 65:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids. Ein Lied.]
Ps 65:2 Dir gebührt Lobpreis, o Gott, in Sion; dir erfüllt man Gelöbnisse.
Ps 65:3 Du erhörst die Gebete. Zu dir kommt alles Volk mit seiner Sündenlast.
Ps 65:4 Sind unsere Vergehen zu schwer für uns, so vergibst du sie.
Ps 65:5 Glücklich, wen du auserwählst und zu dir rufst, daß er in deinen Höfen wohne! Wir wollen uns am Segen deines Hauses laben, deines heiligen Tempels!
Ps 65:6 Mit furchtgebietenden Taten erhörst du uns voll Güte, Gott unseres Heiles, du Hoffnung aller Enden der Erde und der entlegensten Inseln!
Ps 65:7 Du hast die Berge hingestellt durch deine Kraft, mit Stärke dich umgürtet.
Ps 65:8 Du stillst das Brausen der Meere, das Brausen ihrer Wogen und das Tosen der Völker.
Ps 65:9 Ehrfurcht erfüllt die Bewohner der äußersten Grenzen vor deinen Zeichen, Morgen- und Abendland bringst du zum Jubeln.
Ps 65:10 Du hast die Erde aufgesucht, sie überflutet und überreich getränkt. Mit Wasser ist gefüllt der Gottesbach. Ihr Korn bereitest du den Menschen. Ja, so bereitest du die Erde:
Ps 65:11 Du bewässerst ihre Furchen, ebnest ihre Schollen, machst sie weich mit Regenschauern, segnest ihr Gewächs.
Ps 65:12 Du krönst das Jahr mit deiner guten Gabe, deine Pfade triefen von Üppigkeit.
Ps 65:13 Es triefen die Auen der Steppe, mit Jubel die Höhen sich gürten.
Ps 65:14 Die Anger sind mit Herden bekleidet, die Täler in Korn gehüllt. Sie jauchzen sich zu und singen.
Psalmen Kapitel 66
Ps 66:1 [Dem Chorleiter. Ein Lied. Ein Psalm.] Jubelt Gott, alle Länder!
Ps 66:2 Singt vom Ruhm seines Namens, entbietet ihm ehrenden Lobgesang!
Ps 66:3 Sprecht zu Gott: "Wie ehrfurchtgebietend sind deine Werke! Ob deiner gewaltigen Macht huldigen dir deine Feinde.
Ps 66:4 Alle Welt neige sich vor dir, singe dir, besinge deinen Namen!" [Zwischenspiel]
Ps 66:5 Kommt und schaut das Wirken Gottes! Schauervoll ist sein Walten über den Menschen.
Ps 66:6 Er verwandelt das Meer in trockenes Land, zu Fuß durchschritt man den Strom. So wollen wir seiner uns freuen!
Ps 66:7 Ewig herrscht er in seiner Kraft, seine Augen achten auf die Völker, die Widerspenstigen können sich nicht erheben. [Zwischenspiel]
Ps 66:8 Preist, ihr Völker, unsern Gott! Laßt laut sein Lob erschallen!
Ps 66:9 Er hat uns am Leben erhalten, hat unseren Fuß nicht zum Wanken gebracht.
Ps 66:10 Ja, du hast uns geprüft, o Gott, geläutert, wie man das Silber läutert.
Ps 66:11 Du ließest uns ins Netz geraten, legtest Fesseln um unsere Hüften.
Ps 66:12 Menschen ließest du uns über die Köpfe fahren; wir mußten durch Feuer und Wasser gehen; doch du führtest uns hinaus in die Freiheit.
Ps 66:13 So komme ich mit Brandopfern in dein Haus und will dir meine Gelübde erfüllen,
Ps 66:14 wozu meine Lippen sich aufgetan, und die mein Mund in der Not versprochen.
Ps 66:15 Mastschafe bringe ich dir zum Brandopfer dar samt dem Opferduft von Widdern. Rinder und Böcke entrichte ich. [Zwischenspiel]
Ps 66:16 Kommt und vernehmt, ihr Gottesfürchtigen alle, ich will erzählen, wie er an mir getan!
Ps 66:17 Mit meinem Munde rief ich zu ihm, und Lobpreis war auf meiner Zunge.
Ps 66:18 Hätte ich Unrecht entdeckt in meinem Herzen, so hätte der Herr kein Gehör verliehen.
Ps 66:19 Doch wahrlich, Gott hat gehört, geachtet auf mein lautes Gebet.
Ps 66:20 Gepriesen sei Gott, der mein Gebet nicht verwarf und seine Gnade mir nicht versagte!
Psalmen Kapitel 67
Ps 67:1 [Dem Chorleiter. Zum Saitenspiel. Ein Psalm. Ein Lied.]
Ps 67:2 Gott sei uns gnädig und segne uns! Er lasse uns sein Antlitz leuchten! [Zwischenspiel]
Ps 67:3 So wird man auf Erden dein Walten erkennen, unter allen Völkern deine Hilfe.
Ps 67:4 Die Völker sollen dich preisen, Gott, es sollen dich preisen die Völker alle!
Ps 67:5 Nationen sollen sich freuen und jubeln; denn du regierst die Völker gerecht und lenkst die Nationen auf Erden. [Zwischenspiel]
Ps 67:6 Die Völker sollen dich preisen, Gott, es sollen dich preisen die Völker alle!
Ps 67:7 Das Land hat seinen Ertrag geliefert. Es segnet uns Gott, unser Gott.
Ps 67:8 Es segnet uns Gott, und ihn sollen fürchten alle Enden der Erde!
Psalmen Kapitel 68
Ps 68:1 [Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm. Ein Lied.]
Ps 68:2 Gott erhebt sich. Da zerstieben seine Feinde, seine Gegner fliehen vor ihm.
Ps 68:3 Wie flüchtiger Rauch verweht, wie Wachs vor dem Feuer zerfließt, so vergehen die Frevler vor Gottes Antlitz.
Ps 68:4 Doch die Gerechten freuen sich und jubeln vor dem Angesicht Gottes; sie jauchzen vor Freude.
Ps 68:5 Singet Gott, preist seinen Namen! Bahnt einen Weg ihm, der durch die Steppen einherfährt! Freut euch des Herrn und jubelt vor ihm!
Ps 68:6 Vater der Waisen und Anwalt der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnstatt.
Ps 68:7 Vereinsamte bringt Gott nach Hause, Gefangene führt er heraus ins Heil, nur Trotzige bleiben in dürrem Land.
Ps 68:8 Gott, als du herzogst vor deinem Volke, als du einherschrittest in der Wüste, [Zwischenspiel]
Ps 68:9 da bebte die Erde, ja es triefte der Himmel vor Gott [am Sinai], vor Gott, dem Gott Israels.
Ps 68:10 Großmütig sandtest du Regen, o Gott, dein verschmachtendes Erbland hast du erquickt.
Ps 68:11 Dein zeltendes Volk fand Wohnung darin; du erquicktest den Armen in deiner Güte, o Gott.
Ps 68:12 Der Herr gab Befehl, der großen Heereszug verkündete.
Ps 68:13 Die Könige der Heere flohen, ja flohen, und die Frau im Hause verteilte die Beute.
Ps 68:14 Mögt ihr (andern) auch lagern am warmen Herd - die Flügel der Taube sind bedeckt mit Silber und ihre Schwingen mit gelbem Gold.
Ps 68:15 Als der Allmächtige Könige zerstreute, damals schneite es auf dem Zalmon. -
Ps 68:16 Ein erhabenes Gebirge ist Basans Gebirge, ein gipfelreiches Gebirge ist Basans Gebirge.
Ps 68:17 Warum schaut ihr voll Neid, ihr gipfelreichen Berge, auf den Berg, den Gott sich zum Sitz erkor, ja, auf dem der Herr für ewige Zeiten thront?
Ps 68:18 Der Wagen Gottes sind zehntausende, abertausende! Der Herr kam vom Sinai ins Heiligtum gezogen.
Ps 68:19 Du stiegst zur Höhe empor, führtest Gefangene mit, empfingst Geschenke von den Menschen, selbst von jenen, die sich sträubten, zu wohnen beim Herrn und Gott.
Ps 68:20 Gepriesen sei der Herr Tag für Tag! Er trägt unsre Last; Gott ist unsre Hilfe. [Zwischenspiel]
Ps 68:21 Gott ist für uns ein helfender Gott! Der Herr und Gebieter weiß Auswege vor dem Tod.
Ps 68:22 Ja, Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, den Haarscheitel dessen, der einhergeht in seinen Sünden.
Ps 68:23 Der Herr hat gesprochen: "Aus Basan bringe ich heim, bringe heim aus den Tiefen des Meeres,
Ps 68:24 daß dein Fuß sich bade in Blut, die Zunge deiner Hunde Anteil bekomme an den Feinden."
Ps 68:25 Man schaut deinen Einzug, o Gott, den Einzug meines Gottes, meines Königs, ins Heiligtum:
Ps 68:26 Voraus ziehen die Sänger, dann folgen die Saitenspieler inmitten paukenschlagender Mädchen.
Ps 68:27 "In Gruppen lobpreist Gott, lobpreist den Herrn, ihr vom Stamm Israels!"
Ps 68:28 Da ist Benjamin - klein, doch ihr Führer -, die Fürsten von Juda mit Jubelrufen, die Fürsten von Sebulun, die Fürsten von Naphtali!
Ps 68:29 Entbiete, o Gott, deine Macht, die göttliche Macht, die du an uns erwiesen,
Ps 68:30 von deinem Tempel her über Jerusalem! Dir sollen Könige Gaben bringen! -
Ps 68:31 Bedrohe das Tier im Schilf, die Rotte der Stiere unter den Völkerkälbern! Tritt nieder, die Wohlgefallen haben an Silber! Zerstreue die Völker, die Kriege wünschen!
Ps 68:32 Man bringe aus Ägypten eherne Geräte, Kusch erhebe seine Hände zu Gott!
Ps 68:33 Ihr Reiche der Erde, singet Gott, preiset den Herrn! [Zwischenspiel]
Ps 68:34 Ihn, der hinfährt über den Himmel, den ewigen Himmel! Siehe, er läßt seine Stimme ertönen, die mächtige Stimme!
Ps 68:35 Rühmt Gottes Macht! Über Israel strahlt seine Hoheit, bis zu den Wolken seine Macht.
Ps 68:36 Furchtgebietend ist Gott von seinem Heiligtum her. Israels Gott gibt seinem Volke Kraft und Stärke. Gepriesen sei Gott!
Psalmen Kapitel 69
Ps 69:1 [Dem Chorleiter. Nach "Lilien". Von David.]
Ps 69:2 Hilf mir, Gott, denn das Wasser geht mir schon bis zur Kehle!
Ps 69:3 Ich versinke in tiefem Schlamm und finde keinen Halt. In Wassertiefen bin ich geraten, und die Flut reißt mich hinweg.
Ps 69:4 Erschöpft bin ich vom Rufen, heiser ist meine Kehle; meine Augen versagen vor lauter Warten auf meinen Gott.
Ps 69:5 Zahlreicher als meines Hauptes Haare sind die, welche ohne Grund mich hassen. Stark sind meine Verderber, meine lügnerischen Feinde. Was ich nicht geraubt, das soll ich erstatten.
Ps 69:6 Gott, du allein kennst meine Torheit, meine Sünden sind dir nicht verborgen.
Ps 69:7 Durch mich mögen keine Enttäuschung erleben, die deiner harren, o Herr, der Heerscharen Herr! Durch mich sollen keine Beschämung erleiden, die dich suchen, Israels Gott!
Ps 69:8 Denn deinetwillen ertrage ich Schmach, bedeckt Schande mein Antlitz.
Ps 69:9 Fremd geworden bin ich meinen Brüdern, unbekannt den Söhnen meiner Mutter.
Ps 69:10 Denn der Eifer für dein Haus verzehrte mich, und die Schmähungen aller, die dich schmähten, fielen auf mich.
Ps 69:11 Ich quälte mich selbst mit Fasten; doch es trug mir nur Schmähung ein.
Ps 69:12 Das Trauerkleid nahm ich mir zum Gewand und wurde Ziel ihres Spottes.
Ps 69:13 Die im Tore sitzen, befassen sich mit mir, desgleichen die spöttelnden Lieder der Zecher.
Ps 69:14 Ich aber richte, Herr, mein Gebet zu dir zur Zeit der Gnade, o Gott. Erhöre mich in deiner großen Huld durch deine treue Hilfe!
Ps 69:15 Entreiße mich dem Sumpf, damit ich nicht versinke! Möge ich vor meinen Hassern Rettung finden und vor den Wassertiefen!
Ps 69:16 Nicht reiße die Wasserflut mich fort, die Tiefe verschlinge mich nicht, der Brunnen verschließe nicht über mir seinen Schlund!
Ps 69:17 Erhöre mich, Herr; denn gütig ist deine Huld! Nach deiner großen Barmherzigkeit wende dich mir zu!
Ps 69:18 Verbirg dein Antlitz nicht vor deinem Knecht! Ich bin in Not; erhöre mich recht bald!
Ps 69:19 Komm doch zu mir, erlöse mich! Befreie mich um meiner Feinde willen!
Ps 69:20 Du kennst ja meine Schmach, und vor dir stehen alle meine Widersacher.
Ps 69:21 Die Schmach bricht mir das Herz; meine Schande und mein Schimpf sind unheilbar. Ich hoffte zwar auf Mitleid, doch vergebens, auf Tröster, aber keinen fand ich.
Ps 69:22 Sie gaben mir als Nahrung Gift und Essig für den Durst als Trank.
Ps 69:23 Möge ihr Tisch vor ihnen zur Falle werden, und ihre Opfermahle seien zum Fangnetz!
Ps 69:24 Ihre Augen mögen erlöschen, daß sie nicht sehen; ihre Hüften laß immerdar wanken!
Ps 69:25 Schütte aus über sie deinen Grimm, deine Zornesglut soll sie treffen!
Ps 69:26 Ihr Lagerplatz möge veröden, und niemand wohne in ihren Zelten!
Ps 69:27 Denn sie verfolgen, den du bereits schlugst, und mehren den Schmerz dessen, den du getroffen.
Ps 69:28 Häufe ihnen Schuld auf Schuld, daß sie vor dir nie recht bekommen!
Ps 69:29 Sie seien gelöscht aus dem Buch der Lebendigen, nicht aufgezeichnet bei den Gerechten!
Ps 69:30 Ich aber bin elend und leidend; deine Hilfe, o Gott, richte mich auf!
Ps 69:31 Im Lied will ich loben den Namen Gottes, will ihn hoch erheben im Danklied.
Ps 69:32 Das gefällt dem Herrn besser als Opferstiere, als Farren mit Hörnern und Klauen.
Ps 69:33 Schaut her, ihr Gebeugten, und freut euch! Die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf!
Ps 69:34 Denn der Herr hört auf die Armen und verachtet seine Gefangenen nicht.
Ps 69:35 Himmel und Erde mögen ihn preisen, die Meere und alles, was darin sich bewegt!
Ps 69:36 Denn Gott wird Sion erretten und die Städte Judas wieder erbauen, so daß man dort Wohnung und Besitz finden kann.
Ps 69:37 Die Kinder seiner Diener werden es erben; wer seinen Namen liebt, wird darin weilen.
Psalmen Kapitel 70
Ps 70:1 [Dem Chorleiter. Von David. Zum Weihrauchopfer.]
Ps 70:2 Sei gewillt, o Gott, mich zu retten! Herr, eile mir zu Hilfe!
Ps 70:3 Voll Schande und Schmach seien alle, die mir nach dem Leben trachten! Beschämt sollen rückwärts weichen, die über mein Unglück schadenfroh sind!
Ps 70:4 Umkehren sollen vor Schande, die mich verhöhnen: "Hui, hui!"
Ps 70:5 Doch jubeln und deiner sich freuen sollen alle, die dich suchen! Wer deine Hilfe liebt, soll immerdar sprechen: "Groß ist Gott!"
Ps 70:6 Ich aber bin elend und arm! Gott, eile, mir beizustehen! Meine Hilfe und mein Retter bist du; Herr, halte dich nicht zurück!
Psalmen Kapitel 71
Ps 71:1 Bei dir, Herr, suche ich Zuflucht, möge ich niemals enttäuscht werden!
Ps 71:2 In deiner Gerechtigkeit rette mich und befreie mich! Neige dein Ohr mir zu und bring mir Hilfe!
Ps 71:3 Sei mir ein sicherer Fels, eine feste Burg, um mir zu helfen! Ja, mein Fels und meine Feste bist du!
Ps 71:4 Mein Gott, befreie mich aus der Hand des Frevlers, aus der Faust des Verbrechers und Bedrückers!
Ps 71:5 Du bist ja, Herr, meine Hoffnung, mein Vertrauen, Herr, von Jugend an.
Ps 71:6 Auf dich verlasse ich mich vom Mutterleib an, vom Mutterschoß an bist du mein Hort. Dir gilt mein Lobpreis allezeit.
Ps 71:7 Wie ein Schreckenszeichen war ich für viele, doch du bist meine starke Zuflucht.
Ps 71:8 Mein Mund ist voll deines Lobes, den ganzen Tag voll deiner Verherrlichung.
Ps 71:9 Verwirf mich nicht zur Zeit des Alters, wenn die Kraft mir schwindet, verlaß mich nicht!
Ps 71:10 Denn meine Feinde reden über mich; die auf mein Leben lauern, beraten sich gemeinsam.
Ps 71:11 Sie sagen: "Gott hat ihn verlassen! Verfolgt und ergreift ihn; er hat ja keinen Retter!"
Ps 71:12 Gott, sei mir nicht fern! Mein Gott, eile mir zu Hilfe!
Ps 71:13 Vor Scham vergehen sollen alle, die meinem Leben nachstellen! In Schimpf und Schande sollen sich hüllen, die mein Unglück erstreben!
Ps 71:14 Ich aber will allezeit hoffen und all deinen Ruhm noch mehren!
Ps 71:15 Mein Mund verkündet deine Gerechtigkeit, zu jeder Zeit deine Hilfe. Denn die Schreibkunst verstehe ich nicht.
Ps 71:16 Ich komme um der Großtaten des Herrn willen; einzig deine Gerechtigkeit, Herr, besinge ich.
Ps 71:17 Gott, du hast mich belehrt von Jugend an, und bis jetzt verkünde ich deine Wunder.
Ps 71:18 Auch wenn ich alt werde und grau, Gott, verlaß mich nicht, bis ich jedem künftigen Geschlecht berichte von deinem (machtvollen) Arm!
Ps 71:19 Gott, dein Machterweis und deine Gerechtigkeit reichen bis zur Himmelshöhe. Großes hast du vollbracht; Gott, wer ist dir gleich?
Ps 71:20 Du ließest mich Nöte erleiden, viele und schlimme. Du wirst mich wieder beleben und aus den Tiefen der Erde mich wieder heraufführen.
Ps 71:21 Mehre meine Würde und spende von neuem mir Trost!
Ps 71:22 Dann will ich dich preisen mit Harfenklang, deine Treue preisen, mein Gott! Auf der Zither will ich dir spielen, Heiliger Israels!
Ps 71:23 Meine Lippen sollen frohlocken bei meinem Spiel und meine Seele, die du erlöst hast!
Ps 71:24 Auch meine Zunge soll allezeit von deiner Gerechtigkeit reden: wie in Schande und Schmach geriet, wer mein Unglück erstrebte.
Psalmen Kapitel 72
Ps 72:1 [Von Salomo.] Gott, gib dein Richteramt dem König, dein gerechtes Walten dem Königssohn!
Ps 72:2 Er richte dein Volk in Gerechtigkeit und deine Bedrängten nach Recht!
Ps 72:3 Mögen die Berge dem Volke Wohlfahrt bringen, die Hügel Gerechtigkeit!
Ps 72:4 Den Bedrängten im Volke schaffe er Recht, helfe den Söhnen des Armen und zermalme den Bedrücker!
Ps 72:5 Er lebe, solange die Sonne scheint und der Mond, von Geschlecht zu Geschlecht!
Ps 72:6 Er sei dem Regen gleich, der auf den Rasen fällt, den Regenschauern, die das Land benetzen!
Ps 72:7 In seinen Tagen blühe das Recht und Fülle des Heils, bis kein Mond mehr scheint!
Ps 72:8 Er herrsche von Meer zu Meer, vom Euphratstrom bis an die Enden der Erde!
Ps 72:9 Die Gegner sollen vor ihm sich beugen und seine Feinde den Staub lecken!
Ps 72:10 Die Könige von Tarsis und den Inseln sollen Geschenke bringen, die Könige von Saba und Seba Gaben entrichten!
Ps 72:11 Alle Könige sollen ihm huldigen, alle Völker ihm dienstbar sein!
Ps 72:12 Denn er befreit den Armen, wenn er um Hilfe ruft, den Bedrängten und den, der keinen Helfer hat.
Ps 72:13 Er erbarmt sich des Geringen und Armen, das Leben der Armen rettet er.
Ps 72:14 Aus Bedrückung und Gewalt erlöst er ihr Leben; denn kostbar ist in seinen Augen ihr Blut.
Ps 72:15 Er lebe, und Gold aus Saba gebe man ihm! Man bete ständig für ihn, erflehe ihm allezeit Segen!
Ps 72:16 Fülle von Korn sei im Lande; selbst auf den Gipfeln der Berge woge es! Üppig wie der Libanon sei seine Frucht, und seine Halme mögen blühen wie das Gras des Feldes!
Ps 72:17 Sein Name sei ewig gelobt! Solange die Sonne scheint, bleibe sein Name! In ihm mögen sich segnen alle Geschlechter, alle Völker sollen ihn glücklich preisen! -
Ps 72:18 Gepriesen sei der Herr, Israels Gott, der allein Wunder wirkt!
Ps 72:19 Ja, gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit, und die ganze Erde sei erfüllt von seiner Herrlichkeit! Amen. Amen.
Ps 72:20 [Zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes des Isai.]
Psalmen Kapitel 73
Ps 73:1 [Psalm Asaphs.] Lauter Güte ist Gott gegen den Frommen, der Herr gegen alle, die reinen Herzens sind.
Ps 73:2 Mir aber wären fast die Füße ausgeglitten, ums Haar hätten meine Schritte den Halt verloren.
Ps 73:3 Denn ich war eifersüchtig auf die Prahler, als ich den Wohlstand der Frevler betrachtete.
Ps 73:4 Sie haben ja keine Beschwerden, gesund und wohlgenährt ist ihr Leib.
Ps 73:5 Von menschlicher Mühsal sind sie frei, werden nicht wie andere Leute von Plagen getroffen.
Ps 73:6 Deshalb ist Hochmut ihr Halsschmuck, Gewalttätigkeit umhüllt sie wie ein Gewand.
Ps 73:7 Aus gefühlloser Brust geht ihre Schuld hervor, die Ränke des Herzens entströmen ihr.
Ps 73:8 Sie höhnen und führen böse Reden, drohen von oben herab mit Bedrückung.
Ps 73:9 Sie reichen mit ihrem Mund bis zum Himmel und lassen auf Erden ihrer Zunge freien Lauf.
Ps 73:10 Darum wendet sich mein Volk ihnen zu und kann Wasser in Fülle schlürfen.
Ps 73:11 Sie sprechen: "Wie sollte Gott das wissen? Gibt es überhaupt ein Wissen beim Höchsten?"
Ps 73:12 Siehe, so sind die Frevler! Für immer im Glück, steigern sie den Wohlstand.
Ps 73:13 Ganz umsonst hielt ich rein mein Herz und wusch meine Hände in Unschuld.
Ps 73:14 Tagtäglich fühlte ich mich geschlagen und jeden Morgen gezüchtigt.
Ps 73:15 Hätte ich gedacht: "Ich will reden wie jene", dann hätte ich das Geschlecht deiner Söhne verraten.
Ps 73:16 So sann ich nach, dies zu begreifen; es erschien mir als eine große Qual,
Ps 73:17 bis ich zum Heiligtum Gottes kam, wo ich ihr Ende erfahren wollte.
Ps 73:18 Ja, du stellst sie auf schlüpfrigen Boden, in Täuschungen läßt du sie stürzen.
Ps 73:19 Wie sind sie doch schnell zum Entsetzen geworden, verschwunden, vergangen vor Schrecken
Ps 73:20 gleich einem Traum, der beim Erwachen vergeht; man beachtet sein Schattenbild nicht mehr beim Aufstehn.
Ps 73:21 Als mein Herz verbittert war und mein Inneres gepeinigt,
Ps 73:22 da war ich töricht und unvernünftig; wie dummes Vieh benahm ich mich vor dir.
Ps 73:23 Dennoch bin ich stets bei dir; du hast meine rechte Hand ergriffen.
Ps 73:24 Nach deinem Ratschluß führst du mich und nimmst mich hernach in Ehren auf.
Ps 73:25 Wen habe ich sonst im Himmel, und außer dir begehre ich nichts auf Erden.
Ps 73:26 Mögen Leib und Herz mir vergehen, Gott ist mein Anteil für ewig.
Ps 73:27 Denn wer sich von dir entfernt, geht zugrunde; du vernichtest alle, die dich treulos verlassen.
Ps 73:28 Doch für mich ist Gottes Nähe mein Glück. Ich setze auf den Herrn mein Vertrauen, will alle deine Werke verkünden.
Psalmen Kapitel 74
Ps 74:1 [Weisheitslied von Asaph.] Warum, o Gott, hast du für immer verstoßen, lodert dein Zorn wider die Schafe deiner Weide?
Ps 74:2 Gedenke deiner Gemeinde, die du vor alters erworben, die du erkauft als Stamm dir zu eigen, des Berges Sion, auf dem du Wohnung genommen!
Ps 74:3 Lenke deine Schritte zu den ewigen Trümmern! Alles hat der Feind im Heiligtum verwüstet.
Ps 74:4 Deine Widersacher lärmten an deiner Versammlungsstätte, stellten als Banner ihre Feldzeichen auf.
Ps 74:5 Es sah aus, wie wenn man die Axt schwingt im Waldesdickicht.
Ps 74:6 Sie zerschlugen mit Beil und Hacke das gesamte Schnitzwerk.
Ps 74:7 An dein Heiligtum legten sie Feuer, entweihten bis auf den Grund die Wohnstatt deines Namens.
Ps 74:8 Sie dachten bei sich: "Wir wollen sie insgesamt unterdrücken!" Sie verbrannten alle Gottesstätten im Lande.
Ps 74:9 Unsre eigenen Feldzeichen sehen wir nicht, kein Prophet ist mehr da, und keiner ist unter uns, der wüßte, wie lang es dauert.
Ps 74:10 Wie lang, o Gott, darf der Gegner lästern, darf der Feind deinen Namen immerfort schmähen?
Ps 74:11 Warum ziehst du deine Hand hinweg, hältst deine Rechte im Schoß zurück?
Ps 74:12 Du, Herr, bist mein König seit je, der rettende Taten auf Erden vollbringt.
Ps 74:13 Du hast in deiner Kraft das Meer erschüttert, auf den Fluten die Köpfe der Drachen zerschmettert.
Ps 74:14 Du hast des Seedrachen Köpfe zerschlagen, gabst ihn den Haien zum Fraße.
Ps 74:15 Du ließest aufbrechen Quelle und Bach und legtest nie versiegende Ströme trocken.
Ps 74:16 Dein ist der Tag und dein auch die Nacht, du hast Leuchte und Sonne befestigt.
Ps 74:17 Du hast alle Zonen der Erde bestimmt, Sommer und Winter hast du gemacht.
Ps 74:18 So denke daran: Der Feind schmäht den Herrn, ein törichtes Volk lästert deinen Namen!
Ps 74:19 Gib das Leben deiner Bekenner nicht dem Verderben preis, das Leben deiner Gebeugten vergiß nicht für immer!
Ps 74:20 Blicke auf deinen Bund! Denn angefüllt sind die finsteren Winkel des Landes als Stätten der Gewalttat.
Ps 74:21 Laß den Unterdrückten nicht beschämt abziehen! Der Bedrängte und Arme preise deinen Namen!
Ps 74:22 Erhebe dich, Gott, führe deinen Streit! Denke daran, wie die Toren beständig dich schmähen!
Ps 74:23 Vergiß nicht das Lärmen deiner Widersacher! Das Toben deiner Gegner steigt dauernd empor.
Psalmen Kapitel 75
Ps 75:1 [Dem Chorleiter. "Zerstöre nicht!" Psalm Asaphs. Ein Lied.]
Ps 75:2 Wir preisen dich, Gott, wir preisen! Die deinen Namen anrufen, erzählen deine Wundertaten. -
Ps 75:3 "Sobald ich die Zeit für reif erachte, halte ich gerechtes Gericht.
Ps 75:4 Ob auch die Erde wankt und alle, die auf ihr wohnen, ich selbst habe ihre Säulen fest gegründet." [Zwischenspiel]
Ps 75:5 Ich warne die Prahler: Prahlet nicht!, und die Frevler: Hebt die Stirn nicht zu hoch!
Ps 75:6 Hebt eure Stirn nicht zur Himmelshöhe empor, redet nicht Vermessenes wider den "Fels":
Ps 75:7 "Nein, weder vom Anfang noch vom Niedergang noch von der Wüste und den Bergen (kommt das Gericht)!"
Ps 75:8 Vielmehr ist Gott der Richter. Den einen erniedrigt er, den andern erhöht er.
Ps 75:9 Denn ein Kelch ist in der Hand des Herrn: schäumender Wein voller Würze. Er reicht ihn von einem zum andern; selbst seine Hefe müssen sie schlürfen; trinken müssen alle Frevler der Erde.
Ps 75:10 Ich aber werde jubeln für immer, werde preisen den Gott Jakobs!
Ps 75:11 Er zerbricht allen Frevlern das trotzige Haupt; hoch erhebt sich das Haupt des Gerechten.
Psalmen Kapitel 76
Ps 76:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Psalm Asaphs. Ein Lied.]
Ps 76:2 In Juda hat Gott sich kundgetan, groß ist sein Name in Israel.
Ps 76:3 In Salem erstand sein Gezelt, seine Wohnstätte auf dem Sion.
Ps 76:4 Dort zerbrach er die Brandpfeile des Bogens, Schild, Schwert und Kriegswaffe. [Zwischenspiel]
Ps 76:5 Furchtbar bist du, herrlicher als die ewigen Berge!
Ps 76:6 Zur Beute wurden die beherzten Recken, sanken hin in ihren Schlaf, allen Kriegshelden versagten die Hände.
Ps 76:7 Von deinem Drohwort, Gott Jakobs, wurden Wagenlenker und Roß betäubt.
Ps 76:8 Furchtbar bist du! Wer kann bestehen vor dir bei deinem heftigen Zorn?
Ps 76:9 Vom Himmel her läßt du das Urteil vernehmen. Die Erde erschrickt und verstummt,
Ps 76:10 wenn Gott sich erhebt zum Gericht, um allen Bedrängten auf Erden zu helfen. [Zwischenspiel]
Ps 76:11 Denn Hamat-Aram preist dich, und der Rest von Hamat feiert dich.
Ps 76:12 Macht Gelübde und erfüllt sie dem Herrn, eurem Gott! Alle Völker ringsum sollen dem Furchtbaren Gaben bringen!
Ps 76:13 Er beugt den Hochmut der Fürsten, zeigt sich als furchtbar den Königen der Erde.
Psalmen Kapitel 77
Ps 77:1 [Dem Chorleiter. Nach Jedutun. Von Asaph. Ein Psalm.]
Ps 77:2 Meine Stimme erhebt sich zu Gott, ich rufe laut; meine Stimme erhebt sich zu Gott, daß er mich höre.
Ps 77:3 Zur Zeit meiner Drangsal suche ich den Herrn. Des Nachts ist meine Hand unermüdlich ausgestreckt. Meine Seele will sich nicht trösten lassen.
Ps 77:4 Denke ich an Gott, so muß ich seufzen, grüble ich nach, so verzagt mein Geist. [Zwischenspiel]
Ps 77:5 Meine Augenlider bleiben geöffnet; voll Unruhe bin ich und finde kein Wort.
Ps 77:6 Ich sinne über die früheren Zeiten, denke an die Jahre der Vorzeit.
Ps 77:7 Bei Nacht erwäge ich im Herzen, grüble nach, und es forscht mein Geist:
Ps 77:8 Verstößt denn der Herr für ewige Zeiten? Wird er nie wieder gnädig sein?
Ps 77:9 Ist seine Huld für immer zu Ende, ist sein Wort verstummt für alle Geschlechter?
Ps 77:10 Hat Gott das Erbarmen vergessen, sein Mitleid im Zorn erstickt? [Zwischenspiel]
Ps 77:11 Ich spreche: "Das ist mein Schmerz, daß sich die mächtige Hand des Höchsten geändert hat!"
Ps 77:12 Ich gedenke der Taten des Herrn, ja, ich gedenke deiner früheren Wunder.
Ps 77:13 Ich erwäge all deine Werke, grüble nach über deine Taten.
Ps 77:14 Gott, dein Walten ist heilig! Welcher Gott ist so groß wie unser Gott?
Ps 77:15 Du bist der Gott, der Wunder vollbringt! Du hast unter den Völkern deine Kraft erwiesen.
Ps 77:16 Mit starkem Arm hast du dein Volk erlöst, die Söhne Jakobs und Josephs. [Zwischenspiel]
Ps 77:17 Es sahen dich die Wasser, o Gott, es sahen dich die Wasser und bebten; selbst die Weltmeere zitterten.
Ps 77:18 Wasser ergossen die Wolken, Donner entsandte das Gewölk, auch deine Pfeile fuhren dahin.
Ps 77:19 Laut rollte dein Donner wie ein Rad, Blitze erhellten den Erdkreis. Die Erde bebte und schwankte.
Ps 77:20 Durch das Meer ging dein Weg, dein Pfad durch riesige Wasser, und deine Spuren waren nicht zu erkennen.
Ps 77:21 Du führtest dein Volk gleich einer Herde durch die Hand des Moses und Aaron.
Psalmen Kapitel 78
Ps 78:1 [Weisheitslied von Asaph.] Höre, mein Volk, auf meine Lehre, neigt euer Ohr den Worten meines Mundes!
Ps 78:2 Zu einem Spruchgedicht will ich meinen Mund auftun, will Rätselhaftes künden aus früherer Vorzeit.
Ps 78:3 Was wir gehört und vernommen, was unsere Väter erzählten,
Ps 78:4 das wollen wir nicht ihren Söhnen verhehlen; für das kommende Geschlecht erzählen wir es: die Ruhmestaten des Herrn und seine Stärke, seine Wunder, die er vollbrachte.
Ps 78:5 Eine Vorschrift erließ er in Jakob, ein Gesetz stellte er in Israel auf, als er unseren Vätern befahl, sie ihren Söhnen kundzutun,
Ps 78:6 damit das kommende Geschlecht es wisse, die künftig geborenen Söhne. Auch sie sollten sich erheben und ihren Kindern davon erzählen,
Ps 78:7 damit sie auf Gott ihr Vertrauen setzen und niemals die Gottestaten vergessen, sondern seine Gebote befolgen.
Ps 78:8 Sie sollten nicht werden wie ihre Väter, ein trotziges, widerspenstiges Geschlecht, ein Geschlecht mit wankelmütigem Herzen und treulosem Sinn gegen Gott.
Ps 78:9 [Die Ephraimiten, gewappnet als Bogenschützen, kehrten den Rücken am Tage der Schlacht.]
Ps 78:10 Den Bund mit Gott hielten sie nicht und wollten nicht wandeln nach seinem Gesetz.
Ps 78:11 Sie vergaßen seine Taten und Wunder, die er ihnen gezeigt.
Ps 78:12 Vor ihren Vätern hat er Wunder gewirkt im Lande Ägypten, in der Gegend von Zoan.
Ps 78:13 Er zerteilte das Meer und führte sie hindurch, das Wasser ließ er feststehen wie einen Damm.
Ps 78:14 Er geleitete sie in der Wolke bei Tag, die ganze Nacht im Feuerschein.
Ps 78:15 Er spaltete Felsen in der Wüste und spendete Trank gleich Meeresfluten.
Ps 78:16 Aus dem Gestein ließ er Bäche rinnen und Wasser gleich Strömen herabfließen.
Ps 78:17 Sie aber fuhren fort, gegen ihn zu sündigen, den Höchsten zu kränken im dürren Land.
Ps 78:18 Sie versuchten Gott in ihrem Herzen, als sie Speise verlangten für ihre Gier.
Ps 78:19 Sie redeten wider Gott und sprachen: "Kann wohl Gott einen Tisch in der Wüste decken?
Ps 78:20 Wohl schlug er den Felsen, daß Wasser flossen und Bäche strömten; doch wird er auch Speise geben können und Fleisch seinem Volke verschaffen?"
Ps 78:21 Als daher der Herr dies hörte, wurde er zornig; ein Feuer entbrannte gegen Jakob, und Zorn erhob sich gegen Israel.
Ps 78:22 Denn sie hatten Gott nicht geglaubt und auf seine Hilfe nicht vertraut.
Ps 78:23 Doch er gebot den Wolken droben und tat die Türen des Himmels auf.
Ps 78:24 Er ließ auf sie Manna zur Speise regnen und gab ihnen Himmelskorn.
Ps 78:25 Brot der Engel aßen die Menschen, Nahrung sandte er ihnen in Fülle.
Ps 78:26 Den Ostwind ließ er am Himmel aufbrechen, führte den Südwind heran in seiner Stärke.
Ps 78:27 Nun ließ er Fleisch auf sie regnen wie Staub, flatternde Vögel wie Meeressand.
Ps 78:28 Mitten in sein Lager ließ er sie fallen, rings um seine Wohnstatt herum.
Ps 78:29 Sie aßen und wurden übersatt; er hatte ihnen besorgt, wonach sie begehrten.
Ps 78:30 Noch war ihre Gier nicht gestillt, noch hatten sie Speise in ihrem Mund,
Ps 78:31 da erhob sich Gottes Zorn gegen sie. Er tötete die Stärksten unter ihnen und streckte Israels Jünglinge nieder.
Ps 78:32 Trotz alledem sündigten sie weiter und glaubten nicht an seine Wunder.
Ps 78:33 Da ließ er ihre Tage wie nichts vergehen, ihre Jahre in erschreckender Hast.
Ps 78:34 Gab er sie dem Tode preis, dann suchten sie ihn, kehrten um und mühten sich eilends um Gott.
Ps 78:35 Dann dachten sie daran, daß Gott ihr Fels und der höchste Gott ihr Erlöser ist.
Ps 78:36 Sie täuschten ihn mit ihrem Mund, und mit ihrer Zunge belogen sie ihn.
Ps 78:37 Ihr Herz hielt nicht an ihm fest, und seinem Bunde blieben sie nicht treu.
Ps 78:38 Doch er war gnädig, vergab die Schuld, verzichtete auf Vernichtung. Er drängte gar oft seinen Zorn zurück und weckte nicht seinen ganzen Grimm.
Ps 78:39 Er gedachte vielmehr, daß sie nur Fleisch sind, ein Hauch, der dahingeht und nimmer wiederkehrt.
Ps 78:40 Wie oft kränkten sie ihn in der Wüste, beleidigten ihn in der Steppe!
Ps 78:41 Immer wieder versuchten sie Gott und betrübten den Heiligen Israels.
Ps 78:42 Sie dachten nicht mehr an seine Hand, an den Tag, da er sie vom Feind erlöste,
Ps 78:43 als er in Ägypten seine Zeichen vollbrachte und seine Wunder in der Gegend von Zoan.
Ps 78:44 Er wandelte ihre Nilarme in Blut, so daß sie deren Gewässer nicht trinken konnten.
Ps 78:45 Er sandte gegen sie Fliegen, sie zu verzehren, und Frösche, sie zu vernichten.
Ps 78:46 Ihre Ernte gab er dem Feldhüpfer preis, der Heuschrecke den Ertrag ihrer Arbeit.
Ps 78:47 Ihre Weinstöcke zerschlug er mit Hagel, ihre Maulbeerfeigen mit Schloßen.
Ps 78:48 Ihr Vieh übergab er der Pest, ihre Herden den Seuchen.
Ps 78:49 Er sandte wider sie seine Zornesglut, Grimm, Wut und Bedrängnis, ein Heer unheilbringender Boten.
Ps 78:50 Er ließ seinem Zorn freien Lauf, schützte sie nicht vor dem Tod, sondern übergab ihr Leben der Pest.
Ps 78:51 Er schlug alle Erstgeburt in Ägypten, den Erstling ihrer Kraft in den Zelten Chams.
Ps 78:52 Dann ließ er wie Schafe sein Volk aufbrechen, leitete sie in der Wüste wie eine Herde.
Ps 78:53 Er führte sie sicher, und sie brauchten nichts zu fürchten, doch ihre Feinde bedeckte das Meer.
Ps 78:54 Er brachte sie in sein heiliges Land, zum Berg, den seine Rechte erworben.
Ps 78:55 Völker vertrieb er vor ihnen, teilte sie mit der Meßschnur als Erbbesitz zu, ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen.
Ps 78:56 Doch sie versuchten und kränkten Gott, den Höchsten, hielten seine Vorschriften nicht.
Ps 78:57 Sie wurden treulos und abtrünnig gleich ihren Vätern, wandten sich um wie ein erschlaffender Bogen.
Ps 78:58 Sie erzürnten ihn mit ihrem Höhendienst und reizten ihn mit ihren Götzenbildern.
Ps 78:59 Das nahm Gott wahr und ergrimmte; heftig verwarf er Israel.
Ps 78:60 Seine Wohnstatt in Silo schlug er zu Boden, das Zelt, worin er wohnte unter den Menschen.
Ps 78:61 In Gefangenschaft gab er den Sitz seiner Macht, seine Zier in die Hand des Feindes.
Ps 78:62 Dem Schwert übergab er sein Volk und grollte gegen sein Erbe.
Ps 78:63 Seine Jünglinge fraß das Feuer, seine Jungfrauen hörten kein Brautlied.
Ps 78:64 Seine Priester fielen durch das Schwert, seine Witwen beweinten die Toten nicht.
Ps 78:65 Da erwachte der Herr wie ein Schlafender, wie ein Kriegsheld, der sich vom Weine erhebt.
Ps 78:66 Er schlug seine Feinde zurück, fügte ihnen dauernde Schmach zu.
Ps 78:67 Er verwarf das Zelt Josephs, Ephraims Stamm erwählte er nicht.
Ps 78:68 Vielmehr erwählte er Judas Stamm, den Sionsberg, den er liebte.
Ps 78:69 Er baute gleich Himmelshöhen sein Heiligtum, gleich der Erde, die er für ewig gegründet.
Ps 78:70 Er erwählte David, seinen Knecht, nahm ihn von den Schafpferchen weg.
Ps 78:71 Von den Muttertieren holte er ihn fort, daß er Jakob weide, sein Volk, und Israel, seinen Erbbesitz.
Ps 78:72 Und er weidete sie mit frommem Sinn, mit kluger Hand führte er sie.
Psalmen Kapitel 79
Ps 79:1 [Ein Psalm Asaphs.] Gott, Heidenvölker sind in dein Erbe eingedrungen, haben deinen heiligen Tempel entweiht, Jerusalem in Trümmern gelegt.
Ps 79:2 Sie gaben die Leichen deiner Diener den Vögeln des Himmels zum Fraß, das Fleisch deiner Frommen den Tieren des Feldes.
Ps 79:3 Sie vergossen ihr Blut wie Wasser rings um Jerusalem, und niemand begrub sie.
Ps 79:4 Wir wurden unsren Nachbarn zur Schmach, zum Hohn und Spott unsrer Umgebung.
Ps 79:5 Wie lange noch, Herr, willst du immerdar zürnen, soll brennen wie Feuer dein Ingrimm?
Ps 79:6 Ergieße deinen Zorn über die Völker, die dich nicht kennen, und über die Reiche, die deinen Namen nicht anrufen!
Ps 79:7 Denn sie haben Jakob verschlungen und seine Wohnstatt verwüstet.
Ps 79:8 Rechne uns nicht die Sünden der Vorfahren an! Eilends komme uns dein Erbarmen entgegen; denn wir sind ganz elend geworden.
Ps 79:9 Hilf uns, Gott unseres Heils, um der Ehre deines Namens willen! Rette uns und vergib unsre Sünden deines Namens wegen!
Ps 79:10 Warum sollen die Heidenvölker sagen: "Wo bleibt denn ihr Gott?" Vor unseren Augen sollen die Heiden die Rache erfahren für das vergossene Blut deiner Diener!
Ps 79:11 Laß das Seufzen der Gefangenen zu dir dringen, in der Kraft deines Armes erhalte die dem Tode Geweihten!
Ps 79:12 Unsren Nachbarn vergilt siebenfach in ihren Schoß die Schmach, die sie dir, Herr, zugefügt!
Ps 79:13 Wir aber sind dein Volk, die Schafe deiner Weide. Wir wollen dir ewiglich danken, von Geschlecht zu Geschlecht deinen Ruhm verkünden!
Psalmen Kapitel 80
Ps 80:1 [Dem Chorleiter. Nach "Lilien". Ein Zeugnis. Von Asaph. Ein Psalm.]
Ps 80:2 Du Hirt Israels, höre doch, der du Joseph leitest wie Schafe! Der du auf den Kerubim thronst, erscheine
Ps 80:3 vor Ephraim, Benjamin und Manasse! Entbiete deine Macht und komm uns zu Hilfe!
Ps 80:4 Herr der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, daß uns Heil widerfahre!
Ps 80:5 Herr der Heerscharen, wie lange noch zürnst du beim Gebet deines Volkes?
Ps 80:6 Du gabst ihm Tränenbrot zu essen und Zähren zu trinken in reichem Maß.
Ps 80:7 Du machtest uns zum Streitfall für unsre Nachbarn, und unsre Feinde verspotteten uns.
Ps 80:8 Herr der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, daß uns Heil widerfahre!
Ps 80:9 Einen Weinstock hobst du aus in Ägypten, vertriebst Völker und pflanztest ihn ein.
Ps 80:10 Du schufest ihm Raum, da schlug er Wurzeln, erfüllte das Land.
Ps 80:11 Berge wurden bedeckt von seinem Schatten, die Zedern Gottes von seinen Zweigen.
Ps 80:12 Er breitete seine Ranken aus bis ans Meer, seine Schößlinge bis zum Euphratstrom.
Ps 80:13 Warum hast du seine Mauern eingerissen, daß jeder von ihm erntet, der vorüberzieht?
Ps 80:14 Der Eber aus dem Wald zerpflückt ihn, die Tiere des Feldes weiden ihn ab.
Ps 80:15 Herr der Heerscharen, kehre doch um, blicke vom Himmel und sieh! Nimm dich dieses Weinstocks an
Ps 80:16 und des Gartens, den deine Rechte gepflanzt!
Ps 80:17 Die ihn verbrannten und zerstörten, sollen zugrunde gehen vor deinem drohenden Antlitz!
Ps 80:18 Deine Hand sei über dem Mann zu deiner Rechten, über dem Menschensohn, den du dir großzogst!
Ps 80:19 Wir aber wollen nicht von dir weichen! Erhalte uns am Leben, so werden wir deinen Namen anrufen!
Ps 80:20 Herr der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, daß uns Heil widerfahre!
Psalmen Kapitel 81
Ps 81:1 [Dem Chorleiter. Nach der gittitischen Weise. Von Asaph.]
Ps 81:2 Frohlocket Gott, unserer Stärke, jubelt dem Gotte Jakobs zu!
Ps 81:3 Stimmt den Gesang an, schlagt die Pauke, die liebliche Zither samt der Harfe!
Ps 81:4 Stoßt ins Horn am Neumond, am Vollmond, zum Tag unseres Festes!
Ps 81:5 So ist es nämlich Vorschrift für Israel, Pflicht gegen Jakobs Gott.
Ps 81:6 Als Gebot hat er es im Volke Josephs erlassen, als er auszog wider das Land Ägypten. Eine unbekannte Sprache vernahm ich:
Ps 81:7 "Ich habe seine Schulter von der Last befreit, seine Hände sind vom Tragkorb gelöst!
Ps 81:8 Du riefst in der Not, und ich befreite dich, gab dir Antwort im Donnergewölk. Ich stellte dich auf die Probe an den Wassern Meribas. [Zwischenspiel]
Ps 81:9 Höre, mein Volk, ich klage wider dich! Israel, möchtest du doch auf mich hören!
Ps 81:10 Keinen anderen Gott soll es bei dir geben, keinen fremden Gott darfst du verehren!
Ps 81:11 Ich, der Herr, bin dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten geführt. Öffne deinen Mund, so will ich ihn füllen!
Ps 81:12 Doch mein Volk hörte nicht auf meine Stimme, Israel gehorchte mir nicht.
Ps 81:13 Da überließ ich sie ihrer Herzensverhärtung; sie wollten nach eigenem Gutdünken wandeln.
Ps 81:14 Ach, daß mein Volk doch auf mich hörte, Israel auf meinen Wegen wandelte!
Ps 81:15 Wie bald wollte ich seine Feinde bezwingen und gegen seine Widersacher meine Hand wenden!
Ps 81:16 Die Gegner des Herrn müßten ihm sich ergeben, ihre Strafzeit würde ewig währen.
Ps 81:17 Ich würde es nähren mit fettem Weizen und mit Honig aus dem Felsen sättigen."
Psalmen Kapitel 82
Ps 82:1 [Psalm Asaphs.] Gott tritt auf in der Gottesversammlung, inmitten der Götter hält er Gericht:
Ps 82:2 "Wie lange wollt ihr ungerecht richten und für die Frevler Partei ergreifen? [Zwischenspiel]
Ps 82:3 Verteidigt den Geringen und Verwaisten, schafft Recht dem Bedrängten und Dürftigen!
Ps 82:4 Befreit den Geringen und Armen, entreißt ihn der Hand der Frevler!
Ps 82:5 Sie haben weder Verstand noch Einsicht, sie tappen im Dunkeln dahin. So wanken alle Grundfesten der Erde.
Ps 82:6 Ich hatte gedacht: "Ihr seid Götter und lauter Söhne des Höchsten."
Ps 82:7 Doch wahrlich, wie Menschen sollt ihr sterben und fallen wie irgendeiner der Fürsten!"
Ps 82:8 Erhebe dich, Gott, richte die Erde! Denn dein Eigentum sind sämtliche Völker.
Psalmen Kapitel 83
Ps 83:1 [Ein Lied. Psalm Asaphs.]
Ps 83:2 Herr, bleibe nicht still! Schweige nicht und ruhe nicht, o Gott!
Ps 83:3 Denn sieh, deine Feinde toben, und deine Gegner erheben das Haupt.
Ps 83:4 Wider dein Volk ersinnen sie listige Pläne, beraten sich gegen deine Schutzbefohlenen.
Ps 83:5 Sie sprechen: "Kommt, tilgen wir sie aus als Volk, es schwinde die Erinnerung an Israels Namen!"
Ps 83:6 Einmütig halten sie Rat, schließen ein Bündnis wider dich:
Ps 83:7 die Zelte Edoms, die Ismaeliter, Moab und die Hagriter,
Ps 83:8 Gebal, Ammon und Amalek, Philistäa samt den Bewohnern von Tyrus.
Ps 83:9 Auch Assur gesellt sich zu ihnen, leiht seinen Arm den Söhnen Lots. [Zwischenspiel]
Ps 83:10 Handle an ihnen wie an Sisera, wie an Jabin am Bache Kischon,
Ps 83:11 wie an Midian, das bei Endor vernichtet und zum Dünger des Bodens wurde.
Ps 83:12 Mache ihre Fürsten wie Oreb und Seeb, wie Sebach und Zalmunna alle ihre Anführer!
Ps 83:13 Sie sprachen ja: "Wir wollen uns die Gefilde Gottes erobern!"
Ps 83:14 Mein Gott, mache sie der Räderdistel gleich, der Spreu vor dem Wind!
Ps 83:15 Wie Feuer, das den Wald versengt, wie die Flamme, die Berge entzündet,
Ps 83:16 so jage sie mit deinem Orkan und schrecke sie mit deinem Sturm!
Ps 83:17 Mache ihr Antlitz voll Schmach, damit sie deinen Namen suchen, o Herr!
Ps 83:18 Für immer treffe sie Schande und Schrecken; sie sollen vor Scham zugrunde gehen!
Ps 83:19 So werden sie erkennen, daß du den Namen "Herr" trägst und allein der Höchste bist über die ganze Erde.
Psalmen Kapitel 84
Ps 84:1 [Dem Chorleiter. Nach der gittitischen Weise. Von den Korachiten. Ein Psalm.]
Ps 84:2 Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr der Heerscharen!
Ps 84:3 Meine Seele lechzt, ja verzehrt sich nach den Vorhöfen des Herrn. Mein Herz, mein ganzer Leib, jubelt dem lebendigen Gott entgegen.
Ps 84:4 Findet doch der Sperling ein Heim, die Schwalbe ihr Nest, worin sie ihre Jungen birgt, bei deinen Altären, Herr der Heerscharen, mein König und mein Gott.
Ps 84:5 Selig, wer in deinem Hause wohnen darf, immerdar dich preisen kann! [Zwischenspiel]
Ps 84:6 Selig, die in dir ihre Stärke sehen, Pilgerfahrten im Sinne haben!
Ps 84:7 Sie, die durch das Baka-Tal wandern, das man zu einem Quellort machte; ja, mit Segen bedeckt es der Frühregen.
Ps 84:8 Sie gehen von Ringmauer zu Ringmauer; sie schauen den Gott der Götter in Sion.
Ps 84:9 Herr der Heerscharen, vernimm mein Gebet, höre, du Gott Jakobs! [Zwischenspiel]
Ps 84:10 Blicke, o Gott, auf unsren Schild, schaue auf das Antlitz deines Gesalbten!
Ps 84:11 Wahrlich, lieber ein Tag in deinen Vorhöfen als tausend in meiner Freiheit! Lieber auf der Schwelle liegen am Hause meines Gottes als in den Zelten des Frevels wohnen!
Ps 84:12 Denn der Herr ist Sonne und Schild, Huld und Ehre verleiht der Herr. Er versagt denen kein Gut, die in Unschuld wandeln.
Ps 84:13 Herr der Heerscharen, selig der Mensch, der auf dich vertraut!
Psalmen Kapitel 85
Ps 85:1 [Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Psalm.]
Ps 85:2 Herr, du warst deinem Lande gnädig gesinnt, hast das Schicksal Jakobs gewendet.
Ps 85:3 Die Schuld deines Volkes hast du vergeben, all seine Sünde zugedeckt. [Zwischenspiel]
Ps 85:4 Deinen ganzen Grimm hast du abgelegt, die Glut deines Zornes abgewendet.
Ps 85:5 Stell uns wieder her, Gott unseres Heiles, laß ab von deinem Groll wider uns!
Ps 85:6 Willst du uns für immer zürnen, deinen Zorn erstrecken von Geschlecht zu Geschlecht?
Ps 85:7 Willst du uns nicht wieder beleben, daß dein Volk froh werde in dir?
Ps 85:8 Laß uns, Herr, deine Gnade schauen und gewähre uns dein Heil!
Ps 85:9 Ich will hören, was der Herr spricht! Redet er nicht von Heil zu seinem Volke und seinen Frommen, zu denen, die ihr Herz ihm zuwenden?
Ps 85:10 Wahrlich, nahe ist sein Heil allen, die ihn fürchten; ja, es wohnt Herrlichkeit wieder in unsrem Lande.
Ps 85:11 Huld und Treue begegnen einander, Gerechtigkeit und Heil treffen sich.
Ps 85:12 Treue sprießt aus der Erde hervor, Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.
Ps 85:13 Auch spendet der Herr den Segen, und unser Land gibt seinen Ertrag.
Ps 85:14 Gerechtigkeit schreitet vor ihm her und Heil auf der Spur seiner Schritte.
Psalmen Kapitel 86
Ps 86:1 [Ein Gebet Davids.] Herr, neige dein Ohr, erhöre mich! Denn ich bin elend und arm.
Ps 86:2 Beschütze mein Leben, da ich ein Frommer bin; hilf deinem Knecht, der auf dich vertraut!
Ps 86:3 Du bist mein Gott. Sei mir gnädig, Herr; denn zu dir rufe ich allezeit!
Ps 86:4 Erfreue die Seele deines Knechtes, da ich zu dir, Herr, meine Seele erhebe!
Ps 86:5 Du bist ja so gütig, Herr, bereit zur Vergebung, reich an Huld gegen alle, die zu dir rufen.
Ps 86:6 Höre, Herr, mein Gebet, achte auf mein lautes Flehen!
Ps 86:7 Am Tage meiner Not rufe ich dich an, weil du mich erhörst.
Ps 86:8 Keiner von den Göttern kommt dir gleich, o Herr, und nichts kann sich messen mit deinen Werken.
Ps 86:9 Alle Völker, die du erschaffen, müssen kommen, sich niederwerfen vor dir, o Herr, und deinen Namen verehren.
Ps 86:10 Denn groß bist du und ein Wundertäter; du allein bist Gott.
Ps 86:11 Lehre mich, Herr, deinen Weg, daß ich wandle in Treue zu dir! Lenke mein Herz einzig darauf, nur deinen Namen zu fürchten!
Ps 86:12 Danken will ich dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ewig deinen Namen ehren!
Ps 86:13 Deine Huld ist ja so groß über mir! Du hast mein Leben gerettet vor den Tiefen der Unterwelt.
Ps 86:14 O Gott, Verbrecher treten gegen mich auf, eine Rotte von Übermütigen trachtet mir nach dem Leben. Dich aber haben sie nicht vor Augen.
Ps 86:15 Doch du, Herr, bist ein barmherziger, gnädiger Gott, langmütig und reich an Huld und Treue.
Ps 86:16 Wende dich mir zu und sei mir gnädig! Verleihe deinem Knecht deine Stärke und hilf dem Sohn deiner Magd!
Ps 86:17 Wirke an mir ein Wunderzeichen der Güte! So sollen, die mich hassen, voll Beschämung sehen, daß du, Herr, mein Helfer und Tröster bist!
Psalmen Kapitel 87
Ps 87:1 [Von den Korachiten. Ein Psalm. Ein Lied.] Was er gegründet auf heiligen Bergen, liebt der Herr;
Ps 87:2 er liebt die Tore Sions mehr als alle Wohnstätten Jakobs.
Ps 87:3 Herrliches spricht man von dir, du Gottesstadt: [Zwischenspiel]
Ps 87:4 "Rahab und Babel zähle ich zu meinen Bekennern; ja, Philistäa, Tyrus samt Kusch - sie sind dort geboren!"
Ps 87:5 Und von Sion heißt es: "Mann für Mann ist in ihm geboren; er selbst, der Höchste, hat es gegründet."
Ps 87:6 Der Herr trägt ein in die Völkerliste: "Dieses ist dort geboren." [Zwischenspiel]
Ps 87:7 Da singen sie wie Tänzer: "Alle meine Quellen sind in dir!"
Psalmen Kapitel 88
Ps 88:1 [Ein Lied. Ein Psalm der Korachiten. Dem Chorleiter. Nach "Krankheit" zu singen. Ein Weisheitslied von Heman, dem Esrachiten.]
Ps 88:2 Herr, mein helfender Gott, ich rufe bei Tage, bei Nacht vor deinem Angesicht.
Ps 88:3 Laß mein Gebet zu dir gelangen, leihe meiner Klage dein Ohr!
Ps 88:4 Ich bin ja gesättigt mit Leiden, mein Leben ist dem Totenreich nahe.
Ps 88:5 Schon zähle ich zu denen, die zur Gruft hinabsteigen, bin geworden wie ein kraftloser Mann,
Ps 88:6 unter den Toten (vom Irdischen) losgelöst gleich den Erschlagenen, die im Grabe liegen, deren du nicht mehr gedenkst, da sie deiner Hand entzogen sind.
Ps 88:7 In die unterste Gruft hast du mich versetzt, in Finsternisse, in Tiefen.
Ps 88:8 Schwer lastet auf mir dein Grimm, alle deine Wogen bringst du über mich. [Zwischenspiel]
Ps 88:9 Meine Bekannten hast du mir entfremdet, hast mich ihnen zum Abscheu gemacht. Gefangen bin ich und kann nicht entkommen.
Ps 88:10 Mein Auge wird matt vor Elend. Ich rufe dich an, Herr, zu jeder Zeit, strecke nach dir meine Hände aus.
Ps 88:11 Vollbringst du an den Toten noch Wunder, oder stehen die Schatten wieder auf, um dich zu preisen? [Zwischenspiel]
Ps 88:12 Verkündet man im Grab deine Huld und deine Treue im Totenreich?
Ps 88:13 Erfährt man in der Finsternis deine Wundermacht, dein gerechtes Walten im Land des Vergessens?
Ps 88:14 So rufe ich denn zu dir, o Herr; jeden Morgen steigt mein Gebet zu dir empor.
Ps 88:15 Warum, Herr, verwirfst du mein Sehnen, verbirgst du dein Antlitz vor mir?
Ps 88:16 Elend bin ich und am Rande des Todes von Jugend an; ich muß deine Schrecken tragen und erschlaffe.
Ps 88:17 Deine Zornesgluten ergossen sich über mich, deine Schrecknisse haben mich vernichtet.
Ps 88:18 Wie Wasser umfluten sie mich beständig, umringen mich ganz und gar.
Ps 88:19 Du hast mir Freund und Gefährten entfremdet; mein Vertrauter ist die Finsternis.
Psalmen Kapitel 89
Ps 89:1 [Weisheitslied. Von Etan, dem Esrachiten.]
Ps 89:2 Von den Hulderweisen des Herrn will ich ewig singen, von Geschlecht zu Geschlecht deine Treue künden mit vollem Munde!
Ps 89:3 Ja, ich erkläre: Für ewig ist Huld errichtet, am Himmel steht fest deine Treue!
Ps 89:4 "Ich schloß einen Bund mit meinem Erwählten, schwur meinem Knechte David:
Ps 89:5 "Ewigen Bestand verleihe ich deinem Stamm und errichte deinen Thron für alle Geschlechter!"" [Zwischenspiel]
Ps 89:6 Der Himmel preist, o Herr, deine Wundermacht, deine Treue preist man im Kreis der Heiligen.
Ps 89:7 Denn wer in den Wolken kommt dem Herrn gleich, wer ist dem Herrn ähnlich unter den göttlichen Wesen?
Ps 89:8 Ein Gott - gewaltig im Rat der Heiligen, groß und furchtbar über allen, die ihn umgeben!
Ps 89:9 Herr, Gott der Heerscharen, wer ist wie du? Deine Macht und deine Treue sind rings um dich her.
Ps 89:10 Du bändigst des Meeres Übermut, das Toben seiner Wellen beruhigst du.
Ps 89:11 Rahab hast du zertreten wie einen Erschlagenen, mit deinem starken Arm deine Feinde zerstreut.
Ps 89:12 Dein ist der Himmel, dein auch die Erde; die Welt und was sie erfüllt, du hast sie gegründet.
Ps 89:13 Nord und Süd, du hast sie erschaffen; Tabor und Hermon rühmen deinen Namen.
Ps 89:14 Du hast einen machtvollen Arm, deine Hand ist stark, deine Rechte hoch erhoben.
Ps 89:15 Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Stütze, Huld und Treue treten vor dich hin.
Ps 89:16 Glücklich das Volk, das Jubelruf kennt! Herr, sie wandeln im Licht deines Antlitzes.
Ps 89:17 Über deinen Namen frohlocken sie allezeit, durch deine Güte sind sie erhöht.
Ps 89:18 Denn ihre herrliche Kraft bist du, und durch deine Gnade wächst unsere Stärke.
Ps 89:19 Wahrlich, dem Herrn ist unser Schild zu eigen, dem Heiligen Israels unser König!
Ps 89:20 Einst sprachst du im Gesicht zu deinem Frommen und erklärtest: "Ich setze einem Helden die Krone auf, erhöhte einen Erwählten aus dem Volke.
Ps 89:21 Ich fand meinen Knecht David, mit einem heiligen Öl salbte ich ihn.
Ps 89:22 Meine Hand ist beständig mit ihm, ja, mein Arm macht ihn stark.
Ps 89:23 Kein Feind kann ihn überlisten, kein Ruchloser ihn bezwingen.
Ps 89:24 Ich zerschlage vor ihm seine Feinde, und seine Gegner stoße ich nieder.
Ps 89:25 Meine Treue und Huld stehen ihm bei, durch meinen Namen wächst seine Stärke.
Ps 89:26 Ich lasse ihn seine Hand aufs Meer legen, auf die Ströme seine Rechte.
Ps 89:27 Er darf zu mir rufen: "Mein Vater bist du, mein Gott und mein rettender Fels!"
Ps 89:28 Ich aber will ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten unter den Königen der Erde.
Ps 89:29 Ewig bewahre ich ihm meine Huld, und mein Bund mit ihm bleibt unverbrüchlich.
Ps 89:30 Ich erhalte seinen Stamm für immer und seinen Thron, solange der Himmel besteht.
Ps 89:31 Wenn seine Söhne mein Gesetz verlassen und nicht nach meinen Geboten wandeln,
Ps 89:32 wenn sie meine Satzungen schänden und meine Befehle nicht halten,
Ps 89:33 dann strafe ich ihre Schuld mit der Rute, ihre Sünde mit Schlägen.
Ps 89:34 Doch meine Huld entziehe ich ihm nie und verleugne nicht meine Treue.
Ps 89:35 Meinen Bund werde ich nimmer entweihen, das Wort meiner Lippen nicht ändern.
Ps 89:36 Dies eine schwur ich bei meiner Heiligkeit und werde David gewiß nicht täuschen:
Ps 89:37 "Sein Stamm soll bestehen für ewig, sein Thron vor mir wie die Sonne,
Ps 89:38 wie der Mond, der ewig von Dauer ist und ein zuverlässiger Zeuge sei in den Wolken!"" [Zwischenspiel]
Ps 89:39 Dennoch hast du selbst verstoßen und verworfen, deinen Gesalbten mit Zorn überhäuft.
Ps 89:40 Du hast den Bund mit deinem Knecht gelöst, seine Krone am Boden entweiht.
Ps 89:41 Alle seine Mauern rissest du nieder, legtest seine Burgen in Trümmer.
Ps 89:42 Wer immer des Weges kam, raubte ihn aus, Schmach erfuhr er von seinen Nachbarn.
Ps 89:43 Die Hand seiner Widersacher hast du erhöht, alle seine Feinde mit Freude erfüllt.
Ps 89:44 Du hast sein schützendes Schwert zurückweichen lassen und bist ihm nicht beigestanden im Krieg.
Ps 89:45 Du hast sein herrliches Zepter zertrümmert und seinen Thron zu Boden geworfen.
Ps 89:46 Du hast seine Jugendzeit verkürzt, hast ihn mit Schande bedeckt. [Zwischenspiel]
Ps 89:47 Wie lang, o Herr, verbirgst du dich dauernd, lodert wie Feuer dein Zorn?
Ps 89:48 Gedenke, wie vergänglich ich bin, wie nichtig du alle Menschen erschufst!
Ps 89:49 Wer lebt weiter, ohne den Tod zu schauen? Wer kann sein Leben retten vor dem Zugriff der Totenwelt?
Ps 89:50 Wo sind deine früheren Hulderweise, o Herr, die du bei deiner Treue David zugeschworen?
Ps 89:51 Gedenke, Herr, der Schmach deines Knechtes, die ich von all den vielen Völkern tragen muß in meiner Brust!
Ps 89:52 So schmähen deine Feinde, Herr, so schmähen sie deines Gesalbten Schritte. -
Ps 89:53 Der Herr sei gepriesen in Ewigkeit! Amen. Amen.
Psalmen Kapitel 90
Ps 90:1 [Gebet des Moses, des Mannes Gottes.] Herr, du warst uns eine Zuflucht von Geschlecht zu Geschlecht.
Ps 90:2 Ehe die Berge geboren wurden, Erde und Welt entstanden, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, o Gott.
Ps 90:3 Du läßt den Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst: "Kehret zurück, ihr Menschenkinder!"
Ps 90:4 Denn tausend Jahre sind vor dir wie der gestrige Tag, der vorüber ist, und wie eine Wache in der Nacht.
Ps 90:5 Du säst sie aus von Jahr zu Jahr, sie gleichen dem Gras, das nachwächst.
Ps 90:6 Am Morgen sprießt es und wächst, am Abend welkt es und verdorrt.
Ps 90:7 Auch wir vergehen ob deines Zornes, durch deinen Grimm sind wir erschüttert.
Ps 90:8 Du stellst unsre Sünden dir vor Augen, unsre geheimen Fehler ins Licht deines Antlitzes.
Ps 90:9 Wahrlich, all unsre Tage schwinden ob deines Zornes; wir vollenden unsre Jahre wie einen Seufzer.
Ps 90:10 Die Zeit unsres Lebens währt insgesamt siebzig Jahre, wenn es hoch kommt, achtzig Jahre, und ihr Gehetze ist Mühsal und Unheil. Ja, eilends ist es dahin, im Fluge vergangen.
Ps 90:11 Wer nimmt Kenntnis von der Gewalt deines Zornes und deines Grimmes, wie es der Furcht vor dir entspricht?
Ps 90:12 Unsre Tage zu zählen, das lehre uns, damit wir ein weises Herz erlangen!
Ps 90:13 Kehre um, o Herr! Wie lange noch? Hab wieder Erbarmen mit deinen Dienern!
Ps 90:14 Sättige uns am Morgen mit deiner Huld, daß wir frohlocken und jubeln unser Leben lang!
Ps 90:15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns niederbeugtest, so viele Jahre, wie wir Leid erfuhren!
Ps 90:16 Dein Walten zeige sich an deinen Dienern, an ihren Kindern deine Herrlichkeit!
Ps 90:17 Die Güte des Herrn, unseres Gottes, sei über uns! Das Werk unsrer Hände lenke über uns, ja, lenke das Werk unsrer Hände!
Psalmen Kapitel 91
Ps 91:1 Der du wohnst im Schutz des Höchsten, weilst im Schatten des Allmächtigen,
Ps 91:2 sprich zum Herrn: "Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue!"
Ps 91:3 Denn er ist es, der dich rettet aus dem Netz des Jägers, aus gefährlicher Lage.
Ps 91:4 Mit seinen Fittichen schirmt er dich, unter seinen Flügeln findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist seine Treue.
Ps 91:5 Du brauchst nicht zu bangen vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der am Tage schwirrt,
Ps 91:6 vor der Pest, die im Dunkel schleicht, vor der Seuche, die wütet am Mittag.
Ps 91:7 Ob tausend fallen an deiner Seite, zehntausend zu deiner Rechten, dich wird es nicht treffen.
Ps 91:8 Du wirst es nur schauen mit eigenen Augen und sehen, wie Frevlern vergolten wird.
Ps 91:9 Denn deine Zuversicht ist der Herr, den Höchsten nahmst du zu deiner Zuflucht.
Ps 91:10 Kein Unglück wird dir begegnen, keine Plage naht deinem Zelt.
Ps 91:11 Denn seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, dich zu behüten auf all deinen Wegen.
Ps 91:12 Sie werden dich auf Händen tragen, damit dein Fuß an keinen Stein stoße.
Ps 91:13 Über Löwen und Nattern kannst du schreiten, auf Junglöwen und Drachen kannst du treten.
Ps 91:14 "Weil er mir anhängt, will ich ihn retten, will ihn beschützen, da er meinen Namen kennt.
Ps 91:15 Ruft er mich an, so erhöre ich ihn; ich bin bei ihm in der Drangsal, befreie ihn und bringe ihn zu Ehren.
Ps 91:16 Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse mein Heil ihn schauen."
Psalmen Kapitel 92
Ps 92:1 [Ein Psalm. Ein Lied zum Sabbattag.]
Ps 92:2 Gut ist es, den Herrn zu preisen, deinen Namen, Höchster, zu besingen,
Ps 92:3 frühmorgens deine Huld zu künden, deine Treue in den Nächten,
Ps 92:4 zur zehnsaitigen Laute und zur Harfe, zum Klange der Zither.
Ps 92:5 Denn du hast mich froh gemacht, Herr, durch dein Walten, ich frohlocke über die Werke deiner Hände.
Ps 92:6 Wie groß sind doch deine Werke, Herr! Gar tief sind deine Gedanken.
Ps 92:7 Ein unvernünftiger Mensch sieht das nicht ein, ein Tor versteht es nicht.
Ps 92:8 Mögen Gottlose sprossen wie Gras und alle Übeltäter blühen -, so nur, um für immer vernichtet zu werden.
Ps 92:9 Du aber thronst in der Höhe auf ewig, o Herr.
Ps 92:10 Fürwahr, deine Feinde, Herr, fürwahr, deine Feinde verschwinden; alle Übeltäter werden zerstreut.
Ps 92:11 Doch mir hast du Kraft verliehen gleich einem Stier, hast mich gestärkt mit frischem Öl.
Ps 92:12 Mein Auge blickt herab auf meine Verfolger, mein Ohr ergötzt sich an meinen schlimmen Gegnern.
Ps 92:13 Der Gerechte gedeiht wie ein Palmbaum, wie eine Libanonzeder wächst er empor.
Ps 92:14 Eingepflanzt im Hause des Herrn, sprossen sie in den Vorhöfen unseres Gottes.
Ps 92:15 Noch im Alter blühen sie auf, bleiben üppig und frisch.
Ps 92:16 So verkünden sie laut, wie gerecht der Herr ist, mein Fels, an dem kein Unrecht haftet.
Psalmen Kapitel 93
Ps 93:1 Der Herr ist König, mit Hoheit umkleidet! Ja, es hat sich umkleidet der Herr, mit Kraft gegürtet. So ist der Erdkreis fest gegründet, daß er nicht wankt.
Ps 93:2 Fest steht dein Thron seit je, von Ewigkeit her bist du!
Ps 93:3 Fluten erhoben, o Herr, Fluten erhoben ihr Tosen. Mögen Fluten ihr Brausen erheben,
Ps 93:4 mehr als das Tosen der vielen Wasser, gewaltiger als die Brandung des Meeres, ist der Herr gewaltig in Himmelshöhen.
Ps 93:5 Deine Gesetze sind durchaus zuverlässig; deinem Hause, Herr, gebührt Heiligkeit für alle Zeiten.
Psalmen Kapitel 94
Ps 94:1 Gott der Rache, Herr, Gott der Rache, erscheine!
Ps 94:2 Erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Stolzen ihr Tun!
Ps 94:3 Wie lange sollen die Frevler, o Herr, wie lange sollen die Frevler frohlocken?
Ps 94:4 Sie fließen über von frechen Reden; es prahlen alle Übeltäter.
Ps 94:5 Dein Volk, Herr, zertreten sie und bedrücken dein Erbe.
Ps 94:6 Witwe und Fremdlinge bringen sie um und morden Verwaiste.
Ps 94:7 Sie denken: "Der Herr sieht es nicht, der Gott Jakobs bemerkt es nicht!"
Ps 94:8 Kommt doch zur Einsicht, ihr Dummen im Volk! Ihr Toren, wann werdet ihr klug?
Ps 94:9 Der das Ohr eingepflanzt, soll nicht hören? Der das Auge gebildet, nicht sehen?
Ps 94:10 Der Völker züchtigt, soll nicht bestrafen? Er, der die Menschen Erkenntnis lehrt?
Ps 94:11 Der Herr weiß um die Gedanken der Menschen, daß sie nämlich ein Nichts sind.
Ps 94:12 Selig der Mann, den du, Herr, erziehst, den du aus deinem Gesetz belehrst,
Ps 94:13 ihm Ruhe zu geben vor bösen Tagen, bis man dem Frevler die Grube gräbt.
Ps 94:14 Denn nicht verstößt der Herr sein Volk und gibt sein Erbe nicht preis.
Ps 94:15 Ja, dem Gerechten wendet das Recht sich zu, und ihm folgen alle, die redlichen Herzens sind.
Ps 94:16 Wer steht für mich auf gegen die Ruchlosen, wer tritt für mich ein gegen die Übeltäter?
Ps 94:17 Wäre nicht der Herr meine Hilfe gewesen, fast würde ich liegen im Lande des Schweigens.
Ps 94:18 Doch wenn ich dachte: "Es wankt mein Fuß", da stützte mich, Herr, deine Huld.
Ps 94:19 Trug ich eine Menge Sorgen im Herzen, dann labte dein Trost meine Seele.
Ps 94:20 Ist etwa der Richterstuhl des Verderbens mit dir verbündet, der widerrechtlich Unheil schafft?
Ps 94:21 Sie stellen dem Leben des Gerechten nach, unschuldiges Blut verurteilen sie.
Ps 94:22 Der Herr jedoch wird mir zur Burg, mein Gott zum Fels meiner Zuflucht.
Ps 94:23 Er bringt über sie ihr eigenes Unrecht; ob ihrer Bosheit vernichtet er sie; es vernichtet sie der Herr, unser Gott.
Psalmen Kapitel 95
Ps 95:1 Kommt, laßt uns dem Herrn frohlocken, jubeln dem Fels, der uns rettet!
Ps 95:2 Laßt uns mit Dank vor sein Angesicht treten, mit Lobgesängen ihm jubeln!
Ps 95:3 Denn ein großer Gott ist der Herr, ein großer König über allen Göttern.
Ps 95:4 In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, die Gipfel der Berge sind sein.
Ps 95:5 Sein ist das Meer - er hat es gemacht - und auch das Festland, das seine Hände geformt.
Ps 95:6 Kommt, wir wollen niederfallen und uns neigen, die Knie beugen vor dem Herrn, der uns erschuf.
Ps 95:7 Denn er ist unser Gott; wir sind das Volk auf seiner Weide und die Schafe seiner Hand. - Daß ihr doch am heutigen Tag auf seine Stimme hören wolltet:
Ps 95:8 "Verstockt nicht euer Herz wie zu Meriba, wie am Tag von Massa in der Wüste,
Ps 95:9 wo eure Väter mich versuchten, mich auf die Probe stellten, obwohl sie doch mein Tun geschaut!
Ps 95:10 Vierzig Jahre war mir dies Geschlecht zum Abscheu; so sprach ich denn: Sie sind ein Volk verirrten Herzens, verständnislos für meine Wege.
Ps 95:11 Da habe ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen meine Ruhestatt nicht erreichen!"
Psalmen Kapitel 96
Ps 96:1 Singt dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, alle Welt!
Ps 96:2 Singt dem Herrn, lobpreist seinen Namen, verkündet sein Heilswerk von Tag zu Tag!
Ps 96:3 Erzählt bei den Völkern von seinem Ruhm, bei allen Nationen von seinen Wundern!
Ps 96:4 Ja, groß ist der Herr und hoch zu preisen; furchtgebietend thront er über allen Göttern.
Ps 96:5 Denn alle Götter der Völker sind nichtige Götzen; der Herr jedoch hat den Himmel erschaffen.
Ps 96:6 Hoheit und Pracht umgeben ihn, Macht und Glanz in seinem Heiligtum.
Ps 96:7 Entbietet dem Herrn, ihr Völkerstämme, entbietet dem Herrn Ehre und Macht!
Ps 96:8 Entbietet dem Herrn die Ehre seines Namens! Bringt Gaben dar und zieht in seine Vorhöfe ein!
Ps 96:9 Fallt nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck, zittert vor ihm, alle Welt!
Ps 96:10 Bekennt unter den Völkern: "Der Herr ist König!" Fest gegründet ist die Erde, daß sie nimmer wankt. Er richtet die Völker nach Recht.
Ps 96:11 Es freue sich der Himmel, es juble die Erde, es brause das Meer und was es erfüllt!
Ps 96:12 Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst! Dann sollen frohlocken die Bäume des Waldes
Ps 96:13 vor dem Herrn, wenn er kommt, wenn er kommt, die Erde zu richten! Er richtet den Erdkreis gerecht, die Völker in seiner Treue.
Psalmen Kapitel 97
Ps 97:1 Der Herr ist König; es juble die Erde; die vielen Inseln sollen sich freuen!
Ps 97:2 Gewölk und Dunkel umgeben ihn, Gerechtigkeit und Recht sind seines Thrones Stütze.
Ps 97:3 Feuer geht vor ihm her und versengt seine Gegner im Umkreis.
Ps 97:4 Seine Blitze erhellen den Erdkreis; die Erde sieht es und bebt.
Ps 97:5 Die Berge schmelzen wie Wachs [vor dem Herrn], vor dem Antlitz des Herrn aller Welt.
Ps 97:6 Seine Gerechtigkeit künden die Himmel, alle Völker schauen seinen Glanz.
Ps 97:7 Da müssen alle Bildanbeter sich schämen, die der Götzen sich rühmen; alle Götter müssen ihm huldigen.
Ps 97:8 Sion vernimmt es und freut sich; die Landstädte Judas jubeln ob deiner Gerichte, o Herr.
Ps 97:9 Denn du bist der Höchste, Herr, über alle Welt, bist hoch erhaben über alle Götter.
Ps 97:10 Der Herr liebt die Feinde des Bösen; er behütet das Leben seiner Frommen und rettet sie aus der Frevler Hand.
Ps 97:11 Licht strahlt den Gerechten, Freude den redlichen Herzen.
Ps 97:12 Freut euch am Herrn, ihr Gerechten, und preist seinen heiligen Namen!
Psalmen Kapitel 98
Ps 98:1 Singt dem Herrn ein neues Lied; denn er hat Wunder gewirkt! Seine Rechte stand ihm bei, sein heiliger Arm.
Ps 98:2 Der Herr gab seine Hilfe zu erkennen, enthüllte sein gerechtes Tun vor den Augen der Völker.
Ps 98:3 Er gedachte seiner Huld und Treue gegen das Haus Israel. Alle Enden der Erde schauten die Hilfe unseres Gottes.
Ps 98:4 Jauchzt dem Herrn, alle Welt! Frohlockt, jubelt und spielt!
Ps 98:5 Spielt dem Herrn auf der Zither, auf der Zither mit lautem Klang!
Ps 98:6 Mit Posaunen und Hörnerschall jauchzt vor dem König, dem Herrn!
Ps 98:7 Es brause das Meer und was es erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner!
Ps 98:8 Die Ströme mögen Beifall rauschen, die Berge jubeln im Chor
Ps 98:9 vor dem Herrn, wenn er kommt, die Erde zu richten! Er richtet den Erdkreis gerecht, die Völker so, wie es recht ist.
Psalmen Kapitel 99
Ps 99:1 Der Herr ist König; es zittern die Völker. Auf den Kerubim thront er; da bebt die Erde.
Ps 99:2 Groß ist der Herr in Sion, erhaben über alle Völker.
Ps 99:3 Man rühme deinen Namen, den großen und furchterregenden! Heilig ist er!
Ps 99:4 Ein Starker ist König! Er liebt das Recht! Du bist es, der die Ordnung befestigt; Recht und Gerechtigkeit schufst du in Jakob.
Ps 99:5 Feiert den Herrn, unsern Gott! Werft euch nieder am Schemel seiner Füße! Heilig ist er!
Ps 99:6 Moses und Aaron zählten zu seinen Priestern, Samuel zu den Bekennern seines Namens. Sie riefen zum Herrn, und er erhörte sie.
Ps 99:7 Aus der Wolkensäule sprach er zu ihnen; sie bewahrten seine Satzungen, die Vorschrift, die er ihnen gab.
Ps 99:8 Herr, unser Gott, du hast sie erhört, ein verzeihender Gott warst du ihnen, doch auch ein Rächer ihrer Vergehen.
Ps 99:9 Feiert den Herrn, unsern Gott! Werft euch nieder auf seinem heiligen Berg! Denn heilig ist der Herr, unser Gott!
Psalmen Kapitel 100
Ps 100:1 [Psalm zum Dankopfer.] Jauchzt dem Herrn, alle Welt!
Ps 100:2 Dient dem Herrn in Freude! Tretet vor sein Antlitz mit Frohlocken!
Ps 100:3 Seid euch bewußt: Der Herr allein ist Gott! Er ist unser Schöpfer; wir aber sind sein Volk, die Schafe seiner Weide.
Ps 100:4 Mit Dank betretet seine Tore, mit Lobgesängen seine Höfe! Danket ihm, verherrlicht seinen Namen!
Ps 100:5 Denn gütig ist der Herr; in Ewigkeit währt seine Huld und seine Treue für und für.
Psalmen Kapitel 101
Ps 101:1 [Von David. Ein Psalm.] Von Gnade und Recht will ich singen; dich, o Herr, will ich preisen!
Ps 101:2 Lehren will ich vollkommenen Lebensweg; wann kommst du zu mir? In Reinheit des Herzens wandle ich in meinem Hause.
Ps 101:3 Mein Auge richte ich nicht auf schändliche Dinge; unrechtes Tun hasse ich; es soll nicht an mir haften.
Ps 101:4 Ein falsches Herz sei mir ferne, vom Bösen will ich nichts wissen.
Ps 101:5 Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet, den will ich vernichten; stolze Augen und übermütige Herzen ertrage ich nicht.
Ps 101:6 Meine Augen ruhen auf den Treuen im Lande; sie sollen bei mir wohnen! Wer auf rechtem Wege wandelt, der darf mir dienen.
Ps 101:7 In meinem Haus soll kein Betrüger wohnen, kein Lügner kann vor mir bestehen.
Ps 101:8 Jeden Morgen will ich alle Frevler im Land vernichten, um aus der Stadt des Herrn alle Übeltäter zu vertilgen.
Psalmen Kapitel 102
Ps 102:1 [Gebet eines Gebeugten, wenn er verzagt ist und vor dem Herrn seine Sorge ausschüttet.]
Ps 102:2 Herr, höre mein Gebet! Mein Hilferuf komme zu dir!
Ps 102:3 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir zur Zeit meiner Not! Neige dein Ohr mir zu; sooft ich rufe, erhöre mich bald!
Ps 102:4 Denn meine Tage vergehen wie Rauch, meine Glieder brennen wie Feuer.
Ps 102:5 Versengt wie Gras und verdorrt ist mein Herz, da ich unterließ, mein Brot zu essen.
Ps 102:6 Vor lautem Stöhnen klebt mir die Haut an den Knochen.
Ps 102:7 Ich gleiche der Dohle in der Wüste, bin wie eine Eule in den Ruinen.
Ps 102:8 Schlaflos bin ich und wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.
Ps 102:9 Die ganze Zeit schmähen mich meine Feinde; die mich verhöhnen, nennen mich beim Fluchen.
Ps 102:10 Ja, Staub muß ich essen wie Brot und meinen Trank mit Tränen mischen
Ps 102:11 vor deinem Ingrimm und Zorn; denn du hast mich aufgehoben und niedergeworfen.
Ps 102:12 Meine Tage sind wie der ausgedehnte Abendschatten, und ich muß wie Gras verdorren.
Ps 102:13 Du aber, Herr, thronst auf ewig, und dein Name dauert von Geschlecht zu Geschlecht.
Ps 102:14 Du wirst dich erheben, dich Sions erbarmen; denn es ist Zeit, ihm gnädig zu sein, ja, die Stunde ist da.
Ps 102:15 Wahrlich, deine Knechte lieben seine Steine; sie haben Mitleid mit seinem Schutt.
Ps 102:16 Dann fürchten die Völker den Namen des Herrn, alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.
Ps 102:17 Denn der Herr baut Sion wieder auf, zeigt sich in seiner Herrlichkeit.
Ps 102:18 Er wendet sich dem Gebet der Enterbten zu und verschmäht nicht ihr Gebet.
Ps 102:19 Dies sei geschrieben für ein künftiges Geschlecht, daß ein später erschaffenes Volk den Herrn lobpreise!
Ps 102:20 Denn der Herr schaut herab aus seiner heiligen Höhe, vom Himmel blickt er nieder auf die Erde,
Ps 102:21 um der Gefangenen Seufzen zu hören, die Todgeweihten zu befreien,
Ps 102:22 damit man in Sion den Namen des Herrn verkünde, sein Lob in Jerusalem,
Ps 102:23 wenn Völker sich dort zusammenfinden und Königreiche, den Herrn zu verehren. -
Ps 102:24 Er hat mir die Kraft auf dem Wege gebrochen, hat meine Tage verkürzt.
Ps 102:25 So bitte ich nun: Mein Gott, raffe mich nicht hinweg in der Mitte meiner Tage! Du, dessen Jahre die Geschlechter überdauern!
Ps 102:26 Dereinst hast du die Erde gegründet, der Himmel ist deiner Hände Werk.
Ps 102:27 Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle zerfallen wie ein Gewand. Du wechselst sie wie ein Kleid, und sie gehen vorüber.
Ps 102:28 Du indes bist stets derselbe, deine Jahre enden nie.
Ps 102:29 Die Söhne deiner Knechte wohnen in Ruhe, ihre Nachkommen haben Bestand vor dir.
Psalmen Kapitel 103
Ps 103:1 [Von David.] Preise, meine Seele, den Herrn, und alles in mir seinen heiligen Namen!
Ps 103:2 Preise, meine Seele, den Herrn und vergiß all seine Wohltaten nicht!
Ps 103:3 Er vergibt deine ganze Schuld, heilt alle deine Gebrechen.
Ps 103:4 Er rettet dein Leben vor dem Grab, krönt dich mit Huld und Erbarmen.
Ps 103:5 Er sättigt dich mit Gutem, soviel du brauchst, daß deine Jugend dem Adler gleich sich erneut.
Ps 103:6 Milde Gerechtigkeit übt der Herr und Recht für alle Bedrängten.
Ps 103:7 Moses hat er seine Wege kundgetan, den Söhnen Israels seine Werke.
Ps 103:8 Barmherzig und gnädig ist der Herr, langmütig und reich an Huld.
Ps 103:9 Er will nicht immerdar streiten und nicht für dauernd zürnen.
Ps 103:10 Er handelt nicht an uns nach unsren Sünden, vergilt uns nicht nach unsren Missetaten.
Ps 103:11 Nein, so hoch der Himmel über der Erde, so groß ist über denen, die ihn fürchten, seine Huld.
Ps 103:12 So fern der Aufgang ist vom Untergang, so weit entfernt er unsre Frevel von uns weg.
Ps 103:13 Wie ein Vater über seine Kinder sich erbarmt, so erbarmt der Herr sich derer, die ihn fürchten.
Ps 103:14 Er weiß es ja, woraus wir gebildet, er denkt daran, daß wir nur Staub sind.
Ps 103:15 Die Tage des Menschen sind wie Gras, wie die Blume des Feldes, so blüht er.
Ps 103:16 Fährt der Wind über sie, dann ist sie dahin, und ihre Stätte weiß nichts mehr von ihr.
Ps 103:17 Doch ewig währt die Huld des Herrn über allen, die ihn fürchten, und seine Treue noch bei Kindeskindern,
Ps 103:18 bei denen, die an seinen Bund sich halten und seiner Satzungen gedenken, um sie zu erfüllen.
Ps 103:19 Der Herr hat seinen Thron im Himmel aufgerichtet, und seine Königsmacht beherrscht das All.
Ps 103:20 Preiset den Herrn, ihr, seine Engel, ihr starken Helden, die ihr sein Wort vollstreckt, [da ihr auf die Stimme seines Wortes hört]!
Ps 103:21 Preiset den Herrn, all seine Heerscharen, seine Diener, die seinen Willen vollziehen!
Ps 103:22 Preiset den Herrn, all seine Werke, an jeglichem Ort seiner Herrschermacht! Preise, meine Seele, den Herrn!
Psalmen Kapitel 104
Ps 104:1 Preise, meine Seele, den Herrn! Herr, mein Gott, du bist gewaltig groß. In Pracht und Hoheit hast du dich gekleidet;
Ps 104:2 Licht hüllst du dir um wie einen Mantel. Du bist es, der den Himmel ausspannt wie ein Zeltdach,
Ps 104:3 der das Grundgebälk für seine Kammern in den Wassern festigt, der sich als Wagen und Wolken ausersieht, einherfährt auf des Windes Flügeln,
Ps 104:4 der sich die Winde macht zu seinen Boten, zu seinen Dienern Feuerflammen,
Ps 104:5 der auch die Erde fest auf ihre Pfeiler stellte, so daß sie nie und nimmer wankt.
Ps 104:6 Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Gewand, selbst auf den Bergen standen Wasser.
Ps 104:7 Vor deinem Scheltwort flohen sie, vor deiner Donnerstimme wichen sie erschreckt.
Ps 104:8 Hatten sie die Berge erstiegen, so sanken sie ab in die Täler, an den Ort, den du ihnen bestimmtest.
Ps 104:9 Eine Grenze hast du gesetzt, die dürfen sie nicht überschreiten; sie dürfen nie wieder die Erde bedecken.
Ps 104:10 Du bist es, der in die Täler Quellen entsendet; zwischen den Bergen rieseln sie hin.
Ps 104:11 Allen Tieren des Feldes spenden sie Trank, die wilden Esel löschen ihren Durst.
Ps 104:12 Daneben nisten die Vögel des Himmels; sie singen ihr Lied aus den Zweigen.
Ps 104:13 Du bist es, der die Berge tränkt aus seinen Kammern. Vom Segen deiner Schöpfungswerke wird die Erde satt.
Ps 104:14 Gras läßt du sprossen für das Vieh, Gewächse für die Feldarbeit des Menschen, um Brot aus der Erde hervorzubringen
Ps 104:15 und Wein, der das Herz des Menschen erfreut; daß vom Öl das Antlitz erglänze und Brot das Menschenherz stärke.
Ps 104:16 Die Bäume des Herrn trinken sich satt, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt.
Ps 104:17 Dort nisten die Vögel, der Storch, der auf Zypressen sein Nest hat.
Ps 104:18 Die hohen Berge gehören dem Steinbock, Felsen bieten den Klippdachsen Zuflucht.
Ps 104:19 Du bist es, der den Mond erschuf zum Zeitenmaß; die Sonne kennt die Stunde ihres Untergangs.
Ps 104:20 Schickst du Finsternis, so wird es Nacht. In ihr schleicht alles Waldgetier umher.
Ps 104:21 Die Löwen brüllen nach Raub; sie verlangen von Gott ihre Nahrung.
Ps 104:22 Strahlt die Sonne auf, dann verkriechen sie sich und lagern in ihren Höhlen.
Ps 104:23 Nun geht der Mensch an seine Arbeit und an sein Tagewerk bis gegen Abend.
Ps 104:24 Wie zahlreich sind doch deine Werke, Herr! Sie alle schufest du in Weisheit, die Erde ist erfüllt von deinem Eigentum.
Ps 104:25 Da ist das Meer, so groß und weitumfassend, darin Gewimmel ohne Zahl: Lebewesen, klein und groß!
Ps 104:26 Schiffe ziehen dort einher, der Seedrache, den du geformt, damit er darin spiele.
Ps 104:27 Sie alle warten auf dich, daß du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.
Ps 104:28 Gibst du ihnen, so sammeln sie ein, öffnest du deine Hand, so werden sie satt an Gutem.
Ps 104:29 Verbirgst du dein Antlitz, dann werden sie erschüttert; ziehst du ihren Odem zurück, dann verscheiden sie und kehren zu ihrem Staub zurück.
Ps 104:30 Sendest du deinen Odem aus, so werden sie wieder erschaffen, und du erneuerst die Fläche der Erde.
Ps 104:31 Ewig währe der Ruhm des Herrn! Es freue sich der Herr an seinen Werken!
Ps 104:32 Er blickt auf die Erde - da zittert sie; er berührt die Berge - da rauchen sie.
Ps 104:33 Dem Herrn will ich singen mein Leben lang, meinen Gott lobpreisen, solange ich bin!
Ps 104:34 Möge ihm meine Betrachtung gefallen! Ich selbst finde meine Freude im Herrn.
Ps 104:35 Von der Erde sollen die Sünder verschwinden, und Gottlose soll es nicht mehr geben! - Preise, meine Seele, den Herrn! - Hallelujah!
Psalmen Kapitel 105
Ps 105:1 Danket dem Herrn, ruft seinen Namen aus! Macht bei den Völkern seine Taten bekannt!
Ps 105:2 Singet ihm, jubelt ihm, erzählt von all seinen Wundern!
Ps 105:3 Rühmt euch seines heiligen Namens! Es freue sich das Herz aller, die den Herrn suchen!
Ps 105:4 Achtet auf den Herrn und seine Macht, sucht sein Antlitz allezeit!
Ps 105:5 Gedenkt seiner Wunder, die er vollbracht, seiner Zeichen und Richtersprüche,
Ps 105:6 ihr Kinder Abrahams, seines Knechtes, ihr Söhne Jakobs, seines Erwählten!
Ps 105:7 Er, der Herr, ist unser Gott; auf alle Welt erstreckt sich sein Gericht.
Ps 105:8 Auf ewig gedenkt er seines Bundes, des Wortes, das er für tausend Generationen befahl,
Ps 105:9 des Bundes, den er mit Abraham schloß, und seines Eides an Isaak.
Ps 105:10 Er stellte ihn auf als gültig für Jakob, als ewigen Bund für Israel.
Ps 105:11 Er sprach: "Dir will ich das Land Kanaan geben als zugemessenes Erbteil!"
Ps 105:12 Als er den Hunger ins Land gerufen nur wenige und Gäste darin,
Ps 105:13 als sie noch zogen von Volk zu Volk, von einem Reich zur andern Nation,
Ps 105:14 da ließ er nicht zu, daß sie jemand bedrückte, und warnte Könige ihretwegen:
Ps 105:15 "Tastet meine Gesalbten nicht an, fügt meinen Propheten kein Leid zu!"
Ps 105:16 Als er den Hunger ins Land gerufen und jegliche Stütze des Brotes zerbrochen,
Ps 105:17 entsandte er ihnen voraus einen Mann, als Sklave wurde Joseph verkauft.
Ps 105:18 Man zwängte seine Füße in Fesseln, Eisen bedrohte sein Leben
Ps 105:19 bis zur Zeit, da sein Wort sich erfüllte, der Ausspruch des Herrn ihn bewährte.
Ps 105:20 Da sandte der König und ließ ihn frei, der Völkerbeherrscher löste seine Fesseln.
Ps 105:21 Er machte ihn zum Herrn über sein Haus, zum Gebieter über seinen ganzen Besitz.
Ps 105:22 Seine Fürsten sollte er unterweisen nach seinem Sinn und seine Ältesten Weisheit lehren.
Ps 105:23 Dann kam Israel nach Ägypten, und Jakob ward Gast im Lande Chams.
Ps 105:24 Er vermehrte sein Volk gewaltig und machte es stärker als seine Bedränger.
Ps 105:25 Er verkehrte ihr Herz, sein Volk zu hassen und Arglist zu üben an seinen Dienern.
Ps 105:26 Er sandte Moses, seinen Knecht, Aaron, den er auserwählte.
Ps 105:27 Sie wirkten an ihnen seine Wundertaten und Schreckenszeichen im Lande Chams.
Ps 105:28 Er sandte Finsternis, so daß es dunkel wurde; sie widerstrebten aber dennoch seinen Worten.
Ps 105:29 Er verwandelte ihre Gewässer in Blut und ließ ihre Fische sterben.
Ps 105:30 Von Fröschen wimmelte ihr Land - bis in die Gemächer ihrer Könige.
Ps 105:31 Er sprach, und Hundsfliegen kamen, Stechmücken über ihr ganzes Gebiet.
Ps 105:32 Er sandte ihnen Hagel statt Regen, flammendes Feuer auf ihr Land.
Ps 105:33 Er zerschlug ihnen Weinstock und Feigenbaum, knickte die Bäume in ihrem Gebiet.
Ps 105:34 Er sprach, und Heuschrecken kamen, Wanderheuschrecken ohne Zahl.
Ps 105:35 Sie fraßen alles Kraut ihres Landes, fraßen die Frucht ihres Feldes.
Ps 105:36 Er schlug in ihrem Land jede Erstgeburt, den Erstling all ihrer Manneskraft.
Ps 105:37 Dann führte er jene heraus samt Silber und Gold, kein Strauchelnder war unter seinen Stämmen.
Ps 105:38 Ägypten freute sich bei ihrem Auszug; denn Schrecken vor ihnen hatte sie befallen.
Ps 105:39 Er breitete als Schirm die Wolke aus, Feuer, um die Nacht zu erhellen.
Ps 105:40 Sie begehrten, da ließ er Wachteln kommen, sättigte sie mit Himmelsbrot.
Ps 105:41 Den Felsen brach er auf, da entquoll das Wasser, floß in der Wüste wie ein Strom.
Ps 105:42 Denn er gedachte seines heiligen Wortes und Abrahams, seines Knechtes.
Ps 105:43 So führte er sein Volk unter Freude heraus, unter Jubel seine Erwählten.
Ps 105:44 Die Länder der Heiden verlieh er ihnen; sie nahmen in Besitz, was die Völker mühsam erworben,
Ps 105:45 auf daß sie seine Gebote hielten und seine Gesetze befolgten. - Hallelujah!
Psalmen Kapitel 106
Ps 106:1 Hallelujah! - Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld!
Ps 106:2 Wer könnte die Großtaten Gottes schildern, all seinen Ruhm verkünden?
Ps 106:3 Selig, wer das Recht befolgt, wer jederzeit Gerechtigkeit übt!
Ps 106:4 Gedenke meiner, Herr, in deiner Liebe zu deinem Volk! Nimm dich meiner an mit deiner Hilfe,
Ps 106:5 daß ich das Glück deiner Erwählten schaue, mich freue an der Freude deines Volkes, mich rühme mit deinem Erbteil!
Ps 106:6 Wir haben gesündigt samt unsren Vätern, Unrecht und Frevel begangen.
Ps 106:7 Unsre Väter in Ägypten begriffen deine Wunder nicht, gedachten nicht der Menge deiner Hulderweise und empörten sich gegen den Höchsten am Schilfmeer.
Ps 106:8 Doch er rettete sie seines Namens wegen, um seine Stärke kundzutun.
Ps 106:9 Er drohte dem Schilfmeer, da wurde es trocken, er führte sie durch die Tiefen wie durch die Steppe.
Ps 106:10 Er rettete sie aus der Hand des Gegners, erlöste sie aus der Hand des Feindes.
Ps 106:11 Doch ihre Bedränger bedeckte das Wasser, nicht einer von ihnen blieb übrig.
Ps 106:12 Nun glaubten sie seinen Worten und sangen sein Lob.
Ps 106:13 Aber gar schnell vergaßen sie seine Taten, wollten auf seinen Ratschluß nicht warten.
Ps 106:14 Lüstern gierten sie in der Wüste und versuchten Gott in der Wildnis.
Ps 106:15 Er gab ihnen, was sie verlangten; dann sandte er Schwindsucht in ihren gierigen Leib.
Ps 106:16 Im Lager wurden sie eifersüchtig auf Moses, auf Aaron, den Heiligen des Herrn.
Ps 106:17 Da tat sich die Erde auf und verschlang Datan und deckte die Rotte Abirams zu.
Ps 106:18 Feuer verbrannte ihre Rotte, eine Flamme verzehrte die Frevler.
Ps 106:19 Sie machten ein Kalb am Horeb und beteten ein Gußbild an.
Ps 106:20 So vertauschten sie ihre höchste Ehre gegen das Bild eines Stieres, der Gras frißt.
Ps 106:21 Sie vergaßen Gott, ihren Retter, der so Großes in Ägypten vollbrachte,
Ps 106:22 Wunder im Lande Chams, furchterregende Taten am Schilfmeer.
Ps 106:23 Da gedachte er sie zu vernichten, wäre nicht Moses gewesen, sein Auserwählter. Der trat vor ihn in die Bresche, um seinen Zorn vom Vertilgen abzuwenden.
Ps 106:24 Sie verschmähten das köstliche Land, und seinem Worte glaubten sie nicht.
Ps 106:25 Sie murrten in ihren Zelten, hörten nicht auf die Stimme des Herrn.
Ps 106:26 Er erhob seine Hand gegen sie zum Schwur, sie in der Wüste niederzustrecken,
Ps 106:27 ihre Nachkommen unter die Völker zu verstreuen und sie zu versprengen in alle Länder.
Ps 106:28 Sie hängten sich an den Baal-Peor und aßen von den Opfern für leblose Götter.
Ps 106:29 Sie reizten ihn durch ihre Taten; nun kam schwere Plage über sie.
Ps 106:30 Pinchas trat auf und hielt Gericht, da wurde der Plage Einhalt geboten.
Ps 106:31 Dies ward ihm als Verdienst angerechnet für alle Zeit von Geschlecht zu Geschlecht.
Ps 106:32 Dann erzürnten sie ihn am Haderwasser, und ihretwegen ging es Moses übel.
Ps 106:33 Denn sie hatten sein Gemüt verbittert, so daß er unbedachte Worte sprach.
Ps 106:34 Sie rotteten die Völker nicht aus, wie ihnen der Herr befohlen hatte.
Ps 106:35 Nein, sie vermischten sich mit den Heiden und lernten ihre Sitten.
Ps 106:36 Sie verehrten ihre Götter, und diese wurden ihnen zum Fallstrick.
Ps 106:37 Sie brachten ihre Söhne und Töchter den Dämonen zum Opfer dar.
Ps 106:38 Sie vergossen schuldloses Blut [das Blut ihrer Söhne und Töchter, das sie den Götzen Kanaans opferten]; so wurde das Land durch Blutschuld entweiht.
Ps 106:39 Sie wurden unrein durch ihre Taten und trieben Unzucht durch ihre Vergehen.
Ps 106:40 Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen sein Volk, und er empfand Abscheu gegen sein Erbe.
Ps 106:41 Er gab sie in die Hand der Völker, und ihre Gegner herrschten über sie.
Ps 106:42 Ihre Feinde bedrängten sie, und sie mußten unter ihre Hand sich beugen.
Ps 106:43 Oftmals hat er sie befreit; doch blieben sie trotzig bei ihrem Willen und versanken in ihrer Schuld.
Ps 106:44 Er schaute auf ihre Bedrängnis, als er ihr Flehen vernahm.
Ps 106:45 Er gedachte ihretwillen seines Bundes, übte Nachsicht ob der Fülle seiner Huld.
Ps 106:46 So ließ er sie Erbarmen finden bei allen, die sie gefangenhielten.
Ps 106:47 Hilf uns, Herr, unser Gott, und sammle uns aus den Heidenvölkern, daß wir deinem heiligen Namen danken und uns deines Lobpreises rühmen können!
Ps 106:48 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit, und alles Volk soll sprechen: Amen - Hallelujah!
Psalmen Kapitel 107
Ps 107:1 Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld!
Ps 107:2 So sollen sprechen die Erlösten des Herrn, die er aus der Bedrängnis erlöst hat,
Ps 107:3 die er aus den Ländern gesammelt, vom Aufgang und Niedergang, vom Norden und Süden.
Ps 107:4 Die irre gingen in der Wüste, im Ödland, den Weg zur wohnlichen Stadt nicht fanden,
Ps 107:5 hungernd und dürstend, so daß in ihnen das Leben dahinschwand:
Ps 107:6 Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er rettete sie aus ihren Ängsten.
Ps 107:7 Er führte sie auf geradem Weg, daß sie zur wohnlichen Stadt gelangten.
Ps 107:8 Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen!
Ps 107:9 Denn er hat die lechzende Seele gesättigt, die hungrige Seele mit Gutem erfüllt. -
Ps 107:10 Die in Dunkel und Finsternis saßen, gefangen in Elend und Eisen,
Ps 107:11 weil sie den Worten Gottes getrotzt und den Ratschluß des Höchsten verachtet;
Ps 107:12 doch er beugte ihr Herz durch Leid; sie stürzten, und es gab keinen Helfer:
Ps 107:13 Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er rettete sie aus ihren Ängsten.
Ps 107:14 Aus Dunkel und Finsternis führte er sie und brach ihre Fesseln entzwei.
Ps 107:15 Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen!
Ps 107:16 Denn er zerbrach die ehernen Türen, sprengte die eisernen Riegel. -
Ps 107:17 Die dahinsiechten ob ihres sündhaften Wandels, ob ihrer Vergehen sich elend fühlten,
Ps 107:18 so daß ihr Empfinden jede Speise verschmähte und sie schon die Pforten des Todes berührten:
Ps 107:19 Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er rettete sie aus ihren Ängsten.
Ps 107:20 Er sandte sein Wort und heilte sie, entriß sie ihrem Verderben.
Ps 107:21 Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen!
Ps 107:22 Dankopfer sollen sie bringen und seine Taten jubelnd verkünden! -
Ps 107:23 Die mit Schiffen das Meer befuhren, auf dem großen Wasser dem Handel nachgingen,
Ps 107:24 sie schauten die Werke des Herrn und seine Wunder in der Tiefe.
Ps 107:25 Er gebot und bestellte den Sturmwind; der peitschte seine Wogen auf.
Ps 107:26 Sie stiegen zum Himmel empor, sanken hinab in die Fluten; ihre Seele verzagte in der Gefahr.
Ps 107:27 Wie trunken tanzten und schwankten sie; all ihre Weisheit war dahin.
Ps 107:28 Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er führte sie heraus aus ihren Ängsten.
Ps 107:29 Er machte den Sturm zum säuselnden Hauch; da wurden die Wogen des Meeres still.
Ps 107:30 Man freute sich, daß sie zur Ruhe kamen; er brachte jene zum ersehnten Hafenplatz.
Ps 107:31 Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen!
Ps 107:32 Sie sollen ihn rühmen vor versammeltem Volk, ihn loben im Rate der Ältesten! -
Ps 107:33 Er machte Stromland zur Wüste, Quellorte zur dürstenden Öde,
Ps 107:34 fruchtbares Land zum Salzgefilde wegen der Bosheit seiner Bewohner.
Ps 107:35 Er machte die Wüste zum Wasserteich, zu Quellorten dürres Land.
Ps 107:36 Dort siedelte er Hungernde an; sie gründeten Städte zum Wohnen.
Ps 107:37 Sie besäten Felder, pflanzten Weinberge an und erzielten ertragreiche Frucht.
Ps 107:38 Er segnete sie, und sie mehrten sich mächtig; auch ihr Vieh ließ er nicht weniger werden.
Ps 107:39 Doch nahmen sie ab und wurden gebeugt unter der Last von Unglück und Leid.
Ps 107:40 Er goß Verachtung über Vornehme aus und ließ sie irren in wegloser Wüste.
Ps 107:41 Den Armen hob er empor aus dem Elend, vermehrte die Sippen gleich einer Herde.
Ps 107:42 Das sehen die Frommen und freuen sich, doch jegliche Bosheit schließt ihren Mund.
Ps 107:43 Wer ist weise und achtet darauf und begreift die Hulderweise des Herrn?
Psalmen Kapitel 108
Ps 108:1 [Ein Lied. Psalm Davids.]
Ps 108:2 Getrost ist mein Gemüt! Ich will singen und spielen! Wach auf, mein Gemüt!
Ps 108:3 Wach auf, Harfe und Zither! Ich will das Morgenrot wecken!
Ps 108:4 Vor den Völkern will ich dir danken, Herr, vor den Nationen dich preisen!
Ps 108:5 Denn groß bis zum Himmel ist deine Huld, und bis zu den Wolken reicht deine Treue.
Ps 108:6 Zeige deine Hoheit am Himmel, o Gott, auf der ganzen Erde deinen herrlichen Glanz!
Ps 108:7 Damit deinen Lieblingen Rettung werde, hilf mit deiner Rechten, erhöre uns!
Ps 108:8 Gott hat bei seiner Heiligkeit versprochen: "Frohlockend will ich Sichem verteilen und das Tal von Sukkot vermessen!
Ps 108:9 Mein ist Gilead, mein ist Manasse! Ephraim ist meines Hauptes Schutz, Juda mein Herrscherstab.
Ps 108:10 Mein Waschbecken ist Moab, auf Edom setze ich meinen Schuh, über Philistäa will ich triumphieren!"
Ps 108:11 Wer bringt mich zur befestigten Stadt, wer geleitet mich nach Edom?
Ps 108:12 Hast nicht du, o Gott, uns verworfen und bist nicht ausgezogen, o Gott, mit unsren Heeren?
Ps 108:13 Gewähre uns Beistand vor dem Feind; denn nichtig ist menschliche Hilfe!
Ps 108:14 Mit Gott entfalten wir Kraft. Er ist es, der unsere Gegner zertritt.
Psalmen Kapitel 109
Ps 109:1 [Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm.] Gott, dem ich lobsinge, schweige nicht still!
Ps 109:2 Denn einen frevelhaften Mund, einen Lügenmund, haben sie gegen mich aufgetan. Sie reden zu mir mit verlogener Zunge.
Ps 109:3 Mit Worten voll Haß umringen sie mich und bekämpfen mich ohne Grund.
Ps 109:4 Für meine Liebe klagen sie mich an; ich aber bete für sie.
Ps 109:5 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem und meine Liebe mit Haß.
Ps 109:6 Stelle gegen einen solchen einen Boshaften auf, ein Ankläger stehe zu seiner Rechten!
Ps 109:7 Aus dem Gericht gehe er als verurteilt hervor, selbst sein Flehgebet gelte als Verfehlung!
Ps 109:8 Seiner Lebenstage seien nur wenige, und sein Amt erhalte ein anderer!
Ps 109:9 Seine Kinder sollen zu Waisen werden, seine Frau zur Witwe!
Ps 109:10 Umherirren sollen seine Kinder und betteln gehen, vertrieben aus ihren Trümmerstätten!
Ps 109:11 Der Gläubiger reiße all sein Besitztum an sich, Fremde sollen sein Erworbenes plündern!
Ps 109:12 Keiner sei, der die Gunst ihm bewahrt, keiner, der sich seiner Waisen erbarmt!
Ps 109:13 Seine Nachkommenschaft verfalle der Vernichtung, schon im nächsten Geschlecht erlösche ihr Name!
Ps 109:14 Seiner Väter Schuld bleibe beim Herrn in Erinnerung, die Sünde seiner Mutter ungetilgt!
Ps 109:15 Sie seien ständig dem Herrn vor Augen, er vernichte ihr Andenken aus dem Lande!
Ps 109:16 Denn er dachte nicht daran, Liebe zu üben, sondern hetzte einen Elenden und Armen, einen im Herzen zu Tode Verzagten.
Ps 109:17 Er liebte den Fluch; so komme er auf ihn! Er wollte keinen Segen; so bleibe er ihm fern!
Ps 109:18 Er zog den Fluch an wie sein Gewand; so dringe er wie Wasser in sein Inneres ein, wie Öl in seine Glieder!
Ps 109:19 Er sei ihm wie ein Kleid, in das er sich hüllt, und wie ein Gürtel, den er dauernd trägt!
Ps 109:20 Dies sei vom Herrn der Lohn meiner Ankläger und jener, die Arges wider mich reden!
Ps 109:21 Du aber, Herr und Gebieter, stehe mir bei um deines Namens willen! Weil deine Huld so gütig ist, errette mich!
Ps 109:22 Denn ich bin elend und arm, mein Herz krampft sich in meiner Brust zusammen.
Ps 109:23 Wie Schatten, wenn er (abends) sich dehnt, so gehe ich dahin, wie eine Heuschrecke werde ich weggeschüttelt.
Ps 109:24 Meine Knie wanken vom Fasten, mein Leib magert ab mangels Fett.
Ps 109:25 Ja, zum Hohn bin ich ihnen geworden; sie sehen mich und schütteln den Kopf.
Ps 109:26 Hilf mir, Herr, mein Gott, rette mich nach deiner Huld!
Ps 109:27 Dann werden sie erkennen, daß dies deine Hand war, daß du, Herr, es vollbracht hast.
Ps 109:28 Sie mögen fluchen, doch du wirst segnen. Meine Widersacher müssen sich schämen, dein Knecht jedoch kann sich freuen.
Ps 109:29 Meine Ankläger sollen mit Schmach sich bekleiden, in ihre Schande sich hüllen wie in einen Mantel!
Ps 109:30 Dem Herrn will ich danken aus vollem Munde, inmitten vieler will ich ihn loben.
Ps 109:31 Denn er steht zur Rechten des Armen, um sein Leben zu retten vor seinen Richtern.
Psalmen Kapitel 110
Ps 110:1 [Von David. Ein Psalm.] Spruch des Herrn für meinen Herrn: "Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache!"
Ps 110:2 Dein machtvolles Zepter streckt der Herr vom Sion aus. Herrsche inmitten deiner Feinde!
Ps 110:3 Dein Volk ist voll Ergebenheit am Tage deiner Macht; auf heiligen Bergen wird aus der Morgenröte Schoß dir der Tau deiner Jugend zuteil.
Ps 110:4 Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht reuen: "Du bist Priester für immer um Melchisedechs willen."
Ps 110:5 Der Herr ist dir zur Rechten; er zerschmettert am Tag seines Zornes Könige.
Ps 110:6 Unter den Völkern hält er Gericht, häuft Leichen auf, zerschmettert Häupter auf weitem Gefilde. -
Ps 110:7 Vom Bach am Wege trinkt er; darum erhebt er das Haupt.
Psalmen Kapitel 111
Ps 111:1 [Hallelujah!] Den Herrn will ich preisen von ganzem Herzen, im Kreise der Frommen und der Gemeinde.
Ps 111:2 Groß sind die Werke des Herrn, wohlbekannt bei allen, die ihrer sich freuen.
Ps 111:3 Hoheit und Pracht ist sein Wirken, seine Gerechtigkeit bleibt ewig bestehen.
Ps 111:4 Ein Denkmal für seine Wunder hat er geschaffen, gütig und barmherzig ist der Herr.
Ps 111:5 Speise gab er denen, die ihn fürchten. Er gedenkt auf ewig seines Bundes.
Ps 111:6 Seine machtvollen Werke tat er seinem Volke kund, als er ihm das Erbe der Völker übergab.
Ps 111:7 Die Werke seiner Hände sind Treue und Recht; zuverlässig sind alle seine Gebote,
Ps 111:8 unwandelbar für immer und ewig, erlassen in Treue und Redlichkeit.
Ps 111:9 Erlösung hat er seinem Volke gesandt, für ewig seinen Bund bestimmt. Heilig und verehrungswürdig ist sein Name.
Ps 111:10 Der Weisheit Anfang ist die Furcht des Herrn. Rechte Einsicht haben alle, die sie üben; sein Lobpreis hat Bestand für ewig.
Psalmen Kapitel 112
Ps 112:1 [Hallelujah!] Selig der Mann, der den Herrn fürchtet, an seinen Geboten großes Gefallen hat!
Ps 112:2 Mächtig im Lande ist sein Stamm, das Geschlecht der Frommen wird gesegnet.
Ps 112:3 Wohlstand und Reichtum sind in seinem Hause, seine Rechtschaffenheit bleibt ewig bestehen.
Ps 112:4 Er strahlt in der Finsternis auf als Licht für die Frommen, gütig, barmherzig und gerecht.
Ps 112:5 Wohl dem Mann, der gütig ist und leiht, seine Pflichten nach Recht erfüllt!
Ps 112:6 Gewiß, er wird nimmermehr wanken. In ewigem Andenken bleibt der Gerechte.
Ps 112:7 Von übler Nachrede hat er nichts zu fürchten. Sein Herz ist gefestigt, voll Vertrauen auf den Herrn.
Ps 112:8 Unerschütterlich ist sein Herz, er fürchtet sich nicht, bis er herabschauen kann auf seine Gegner.
Ps 112:9 Er teilt aus und spendet den Armen, seine Rechtschaffenheit bleibt ewig bestehen, seine Macht ist hoch in Ehren.
Ps 112:10 Der Gottlose sieht es und grollt, knirscht mit den Zähnen und schwindet dahin. Das Begehren der Gottlosen wird zunichte.
Psalmen Kapitel 113
Ps 113:1 [Hallelujah!] Lobet, ihr Diener des Herrn, lobet den Namen des Herrn!
Ps 113:2 Gepriesen sei der Name des Herrn von nun an bis in Ewigkeit!
Ps 113:3 Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang sei gelobt der Name des Herrn!
Ps 113:4 Erhaben über alle Völker ist der Herr, über den Himmel seine Herrlichkeit.
Ps 113:5 Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott, der in der Höhe thront,
Ps 113:6 der in die Tiefe schaut im Himmel und auf Erden?
Ps 113:7 Er erhebt aus dem Staub den Geringen, erhöht aus dem Schmutz den Armen,
Ps 113:8 um ihn neben Fürsten zu setzen, neben die Fürsten seines Volkes.
Ps 113:9 Er läßt die Kinderlose in der Familie glücklich wohnen als frohe Mutter von Söhnen. - [Hallelujah!]
Psalmen Kapitel 114
Ps 114:1 Als Israel wegzog von Ägypten, Jakobs Haus vom Volk fremder Sprache,
Ps 114:2 da wurde Juda sein Heiligtum, Israel sein Herrschaftsgebiet.
Ps 114:3 Das Meer sah es und floh, der Jordan wich zurück.
Ps 114:4 Die Berge hüpften wie Widder, die Hügel wie Lämmer.
Ps 114:5 Was hast du denn, Meer, daß du fliehst, du, Jordan, daß du zurückweichst?
Ps 114:6 Ihr Berge, was hüpft ihr wie Widder, ihr Hügel, wie Lämmer?
Ps 114:7 Vor dem Antlitz deines Gebieters bebe nur, Erde, vor dem Antlitz des Gottes Jakobs!
Ps 114:8 Er wandelt den Felsen zum Teich, Kieselgestein zum Wasserquell.
Psalmen Kapitel 115
Ps 115:1 Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen schaff Ehre um deiner Huld und Treue willen!
Ps 115:2 Warum sollen die Heidenvölker sagen: "Wo ist denn ihr Gott?"
Ps 115:3 Ist doch unser Gott im Himmel! Was immer ihm gefällt, vollbringt er.
Ps 115:4 Ihre Götzen sind Silber und Gold, das Machwerk von Menschenhänden.
Ps 115:5 Sie haben einen Mund und können nicht reden, haben Augen und können nicht sehen.
Ps 115:6 Sie haben Ohren und können nicht hören, eine Nase und können nicht riechen.
Ps 115:7 Mit ihren Händen können sie nicht tasten, mit ihren Füßen können sie nicht gehen, sie geben keinen Laut mit ihrer Kehle.
Ps 115:8 Ihnen gleich sollen werden, die sie verfertigten, jeder, der auf sie vertraut!
Ps 115:9 Haus Israel, vertraut auf den Herrn! Er ist ihnen Hilfe und Schild.
Ps 115:10 Haus Aaron, vertraut auf den Herrn! Er ist ihnen Hilfe und Schild.
Ps 115:11 Ihr Gottesfürchtigen, vertraut auf den Herrn! Er ist ihnen Hilfe und Schild.
Ps 115:12 Der Herr ist unser eingedenk, er möge segnen! Er segne das Haus Israel, er segne das Haus Aaron!
Ps 115:13 Er segne die Gottesfürchtigen, die Kleinen samt den Großen!
Ps 115:14 Der Herr möge euch zahlreich machen, euch und eure Kinder!
Ps 115:15 Seid gesegnet vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat!
Ps 115:16 Der Himmel ist ein Himmel für den Herrn, die Erde aber gab er den Menschen.
Ps 115:17 Nicht die Toten loben den Herrn, keiner von allen, die zum Ort des Schweigens hinabgestiegen.
Ps 115:18 Wir jedoch preisen den Herrn von nun an bis in Ewigkeit. - [Hallelujah!]
Psalmen Kapitel 116
Ps 116:1 Ich bin von Liebe erfüllt, denn es hörte der Herr auf mein lautes Flehen.
Ps 116:2 Ja, er hat mir sein Ohr geneigt, sobald ich zu ihm rief.
Ps 116:3 Die Fesseln des Todes umfingen mich, die Ängste der Unterwelt faßten mich an, Drangsal und Kummer erfuhr ich.
Ps 116:4 Da rief ich den Namen des Herrn an: "Ach, rette doch, Herr, mein Leben!"
Ps 116:5 Gnädig ist der Herr und gerecht; unser Gott ist barmherzig.
Ps 116:6 Unerfahrene schützt der Herr; ich war schwach, doch er half mir.
Ps 116:7 Finde, meine Seele, deine Ruhe wieder; denn der Herr erweist dir Gutes!
Ps 116:8 Ja, er bewahrt mein Leben vor dem Tod, meine Augen vor den Tränen, meinen Fuß vor dem Sturz.
Ps 116:9 Ich darf wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.
Ps 116:10 Ich war von Vertrauen erfüllt, als ich sprach: "Gar tief bin ich gebeugt."
Ps 116:11 Ich sagte in meiner Bestürzung: "Alle Menschen trügen!"
Ps 116:12 Wie kann ich dem Herrn erstatten, was er mir alles an Gutem erwies?
Ps 116:13 Den Kelch des Heiles will ich erheben und den Namen des Herrn anrufen!
Ps 116:14 Meine Gelübde erfülle ich dem Herrn, und zwar vor seinem ganzen Volke.
Ps 116:15 Teuer ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Frommen.
Ps 116:16 Wohlan, Herr, ich bin ja dein Knecht, ich bin dein Knecht und der Sohn deiner Magd. Du hast meine Fesseln gelöst.
Ps 116:17 Ich bringe dir ein Dankopfer dar und rufe den Namen des Herrn an.
Ps 116:18 Meine Gelübde erfülle ich dem Herrn, und zwar vor seinem ganzen Volke,
Ps 116:19 in den Vorhöfen des Hauses des Herrn, in deiner Mitte, Jerusalem. - [Hallelujah!]
Psalmen Kapitel 117
Ps 117:1 Lobt den Herrn, ihr Völker, rühmt ihn, alle Nationen!
Ps 117:2 Denn mächtig waltet seine Güte über uns; die Treue des Herrn währt ewig. - [Hallelujah!]
Psalmen Kapitel 118
Ps 118:1 Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld!
Ps 118:2 Das Haus Israel möge sprechen: "Ja, ewig währt seine Huld!"
Ps 118:3 Das Haus Aaron möge sprechen: "Ja, ewig währt seine Huld!"
Ps 118:4 Die Gottesfürchtigen mögen sprechen: "Ja, ewig währt seine Huld!"
Ps 118:5 Aus der Drangsal rief ich zum Herrn; der Herr erhörte und befreite mich.
Ps 118:6 Der Herr ist für mich; so fürchte ich nichts. Was können mir Menschen noch antun?
Ps 118:7 Der Herr ist für mich als mein Helfer; ich kann herabschauen auf meine Gegner.
Ps 118:8 Besser ist es, auf den Herrn zu bauen, als auf Menschen zu vertrauen.
Ps 118:9 Besser ist es, auf den Herrn zu bauen, als auf Fürsten zu vertrauen.
Ps 118:10 Alle Völker umringten mich; im Namen des Herrn beugte ich sie.
Ps 118:11 Sie umringten mich, ja, sie umringten mich; im Namen des Herrn beugte ich sie.
Ps 118:12 Sie umringten mich wie Bienen, doch sie erloschen wie Dornenfeuer; im Namen des Herrn beugte ich sie.
Ps 118:13 Hart stieß man mich, daß ich fiele; doch der Herr hat mir geholfen.
Ps 118:14 Meine Kraft und meine Stärke ist der Herr, und er war meine Rettung.
Ps 118:15 Frohlocken und Siegesjubel erschallen in den Zelten der Gerechten: "Die Rechte des Herrn wirkt Gewaltiges!
Ps 118:16 Die Rechte des Herrn erhöht, die Rechte des Herrn wirkt Gewaltiges!"
Ps 118:17 Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn verkünden.
Ps 118:18 Streng hat der Herr mich gezüchtigt, doch dem Tode nicht preisgegeben.
Ps 118:19 Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit! Ich will einziehen und dem Herrn danken!
Ps 118:20 "Dies ist das Tor zum Herrn; nur Gerechte dürfen hier einziehen!"
Ps 118:21 Ich danke dir, daß du mich erhört hast und meine Rettung geworden bist!
Ps 118:22 Der Stein, den die Erbauer verwarfen, ist zum Eckstein geworden.
Ps 118:23 Durch den Herrn ist dieses geschehen; vor unseren Augen ist es ein Wunder.
Ps 118:24 Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und seiner uns freuen!
Ps 118:25 O Herr, bring doch Hilfe! O Herr, gib Gelingen!
Ps 118:26 "Gesegnet sei, wer da kommt im Namen des Herrn! Wir segnen euch vom Hause des Herrn aus!
Ps 118:27 Der Herr ist Gott. Er gebe uns Licht! Windet den Festschmuck mit Zweigen bis an die Hörner des Altars!" -
Ps 118:28 Mein Gott bist du, dir will ich danken! Mein Gott, dich will ich rühmen!
Ps 118:29 Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld!
Psalmen Kapitel 119
Ps 119:1 Selig, die ihren Lebensweg makellos schreiten, die wandeln im Gesetz des Herrn!
Ps 119:2 Selig, die seine Weisungen halten, von ganzem Herzen ihn suchen,
Ps 119:3 die auch kein Unrecht begehen, da sie auf seinen Wegen wandeln!
Ps 119:4 Du hast deine Befehle erlassen, daß man sie eifrig befolge.
Ps 119:5 Ach, wären doch meine Wege gefestigt in der Befolgung deiner Satzungen!
Ps 119:6 Dann werde ich nie enttäuscht, wenn ich auf alle deine Gebote schaue.
Ps 119:7 Ich will dir aufrichtigen Herzens danken, wenn ich deine gerechten Verordnungen lerne.
Ps 119:8 Deine Satzungen will ich befolgen; verlaß mich nicht völlig!
Ps 119:9 Wie hält ein Jüngling seinen Wandel rein? Indem er deinem Worte folgt!
Ps 119:10 Von ganzem Herzen suche ich dich; laß mich nicht abirren von deinen Geboten!
Ps 119:11 Im Herzen berge ich deinen Ausspruch, daß ich nicht wider dich fehle.
Ps 119:12 Gepriesen seist du, Herr! Lehre mich deine Satzungen!
Ps 119:13 Mit meinen Lippen künde ich alle Verordnungen deines Mundes.
Ps 119:14 Am Wandel nach deinen Weisungen freue ich mich wie über jeglichen Reichtum.
Ps 119:15 Deine Befehle will ich betrachten und schauen auf deine Pfade!
Ps 119:16 An deinen Satzungen habe ich meine Lust, dein Wort vergesse ich nicht.
Ps 119:17 Gewähre deinem Knecht, am Leben zu bleiben, so will ich dein Wort befolgen!
Ps 119:18 Öffne mir die Augen, daß ich die Wunder schaue, die deinem Gesetz entspringen!
Ps 119:19 Gast nur bin ich auf Erden; verbirg mir deine Gebote nicht!
Ps 119:20 Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach deinen Verordnungen allezeit.
Ps 119:21 Die Stolzen hast du bedroht; verflucht ist, wer abirrt von deinen Geboten.
Ps 119:22 Schmach und Verachtung wende von mir ab; denn deine Weisungen habe ich befolgt.
Ps 119:23 Mögen selbst Fürsten Sitzung halten und gegen mich verhandeln, dein Knecht betrachtet deine Satzungen.
Ps 119:24 Ja, deine Weisungen sind meine Lust; meine Ratgeber sind sie.
Ps 119:25 Meine Seele klebt am Staub; belebe mich nach deinem Wort!
Ps 119:26 Meine Geschicke zählte ich auf, und du erhörtest mich; lehre mich deine Satzungen!
Ps 119:27 Den Weg deiner Vorschriften laß mich verstehen, und ich will deine Wunder betrachten!
Ps 119:28 Meine Seele zerfließt vor Kummer; richte mich auf nach deinem Wort!
Ps 119:29 Den Weg der Lüge halte mir fern; mit deinem Gesetz begnade mich!
Ps 119:30 Den Weg der Treue habe ich erwählt; deine Verordnungen begehre ich.
Ps 119:31 An deinen Weisungen halte ich fest, o Herr; laß mich nicht zuschanden werden!
Ps 119:32 Den Weg deiner Gebote laufe ich; denn weit machst du mein Herz.
Ps 119:33 Weise mir, Herr, den Weg deiner Satzungen, daß ich ihn beachte bis ans Ende!
Ps 119:34 Gib mir Einsicht, daß ich dein Gesetz befolge und es halte von ganzem Herzen!
Ps 119:35 Laß mich den Pfad deiner Gebote schreiten; denn an ihm habe ich Gefallen!
Ps 119:36 Mach mein Herz deinen Weisungen geneigt und nicht der Gewinnsucht!
Ps 119:37 Halte meine Augen ab, auf Nichtiges zu schauen; durch dein Wort belebe mich!
Ps 119:38 Erfülle deinem Knecht deine Verheißung, um die Ehrfurcht vor dir zu fördern!
Ps 119:39 Wende Schmach von mir ab, vor der mir bangt; denn deine Urteilssprüche sind gut!
Ps 119:40 Siehe, ich ersehne deine Befehle; durch deine Gerechtigkeit erhalte mich am Leben!
Ps 119:41 Deine Huld komme über mich, o Herr, deine Hilfe nach deiner Verheißung!
Ps 119:42 Dann kann ich dem, der mich schmäht, erwidern; denn ich vertraue auf dein Wort.
Ps 119:43 Entziehe meinem Mund das Wort der Wahrheit nicht, da ich auf deine Verordnungen hoffe!
Ps 119:44 Dein Gesetz will ich dauernd befolgen, immer und ewig.
Ps 119:45 So kann ich wandeln auf freier Bahn; denn ich frage nach deinen Befehlen.
Ps 119:46 Von deinen Weisungen will ich vor Königen sprechen und werde nicht zuschanden werden.
Ps 119:47 Ich habe meine Lust an deinen Geboten, die ich ja liebe.
Ps 119:48 Meine Hände erhebe ich zu deinen Geboten und betrachte deine Satzungen.
Ps 119:49 Gedenke des Wortes an deinen Knecht, worauf du mich hoffen ließest!
Ps 119:50 Dies ist mein Trost in meinem Elend, daß deine Verheißung mich belebt.
Ps 119:51 Stolze verhöhnen mich gar sehr; doch ich weiche nicht ab von deinem Gesetze.
Ps 119:52 Ich gedenke deiner Urteilssprüche seit alten Zeiten, o Herr, und tröste mich damit.
Ps 119:53 Wut erfaßt mich wegen der Gottlosen, die dein Gesetz verlassen.
Ps 119:54 Deine Satzungen sind mir zum Loblied geworden im Hause meiner Pilgerschaft.
Ps 119:55 Ich gedenke bei Nacht deines Namens, Herr und will dein Gesetz befolgen.
Ps 119:56 Dies ist mein Ziel geworden: daß ich deine Befehle beachte.
Ps 119:57 Mein Anteil ist der Herr; ich habe versprochen, deine Worte zu halten.
Ps 119:58 Ich werbe um deine Huld von ganzem Herzen; sei mir gnädig nach deiner Verheißung!
Ps 119:59 Ich überdenke meine Wege und wende meine Füße zu deinen Weisungen.
Ps 119:60 Ich eile, ohne zu zögern, deine Gebote zu halten.
Ps 119:61 Die Stricke der Frevler wollten mich umfangen; doch dein Gesetz vergesse ich nicht.
Ps 119:62 Um Mitternacht stehe ich auf, dir zu danken für deine gerechten Verordnungen.
Ps 119:63 Freund bin ich allen, die dich fürchten und deine Befehle befolgen.
Ps 119:64 Von deiner Huld, o Herr, ist die Erde voll; lehre mich deine Satzungen!
Ps 119:65 Herr, du hast deinem Knechte Gutes erwiesen gemäß deinem Worte.
Ps 119:66 Rechtes Urteil und Erkenntnis lehre mich; denn ich traue deinen Geboten.
Ps 119:67 Bevor ich mich beugte, ging ich irre; doch jetzt beobachte ich dein Wort.
Ps 119:68 Gut bist du, und Gutes wirkst du; lehre mich deine Satzungen!
Ps 119:69 Stolze erdichten gegen mich Lügen; ich aber befolge aus ganzem Herzen deine Befehle.
Ps 119:70 Stumpf ist ihr Herz wie von Fett; doch meine Lust ist dein Gesetz.
Ps 119:71 Es war gut für mich, daß ich gebeugt wurde, damit ich deine Satzungen lernte.
Ps 119:72 Lieber ist mir das Gesetz aus deinem Mund als Tausende von Gold- und Silberstücken.
Ps 119:73 Deine Hände haben mich gemacht und gebildet; gib mir Einsicht, daß ich deine Gebote lerne!
Ps 119:74 Die dich fürchten, sehen mich und sind erfreut; denn ich harre auf dein Wort.
Ps 119:75 Ich weiß, Herr, daß gerecht deine Urteile sind und daß du mit Recht mich beugtest.
Ps 119:76 Deine Huld werde mein Trost nach deiner Verheißung an deinen Knecht!
Ps 119:77 Dein Erbarmen komme über mich, damit ich lebe; denn dein Gesetz ist meine Lust.
Ps 119:78 Die Stolzen sollen zuschanden werden, denn zu Unrecht bedrücken sie mich; ich aber betrachte deine Befehle.
Ps 119:79 Die dich fürchten, mögen zu mir sich wenden, und die deine Weisungen kennen!
Ps 119:80 Makellos sei mein Herz durch deine Satzungen, auf daß ich nicht zuschanden werde!
Ps 119:81 Meine Seele schmachtet nach deiner Hilfe; ich harre auf dein Wort.
Ps 119:82 Es schmachten meine Augen nach deiner Verheißung; sie fragen: Wann wirst du mich trösten?
Ps 119:83 Denn ich bin entstellt wie ein Schlauch im Rauche; aber deine Satzungen vergesse ich nicht.
Ps 119:84 Wieviel sind noch der Tage deines Knechtes? Wann hältst du Gericht über meine Verfolger?
Ps 119:85 Stolze graben mir Gruben; sie handeln nicht nach deinem Gesetz.
Ps 119:86 Alle deine Gebote sind zuverlässig; zu Unrecht verfolgt man mich; komm mir zu Hilfe!
Ps 119:87 Fast hätte man mich aufgerieben im Lande; doch lasse ich nicht von deinen Befehlen.
Ps 119:88 Nach deiner Huld erhalte mich am Leben, so will ich die Weisung deines Mundes beachten!
Ps 119:89 Für immer, Herr, steht dein Wort am Himmel.
Ps 119:90 Von Geschlecht zu Geschlecht währt deine Treue; du hast die Erde gegründet, und sie bleibt bestehen.
Ps 119:91 Nach deinen Verordnungen bestehen sie bis heute; denn das All ist dir dienstbar.
Ps 119:92 Wäre nicht dein Gesetz meine Lust, ich wäre zugrunde gegangen in meinem Elend.
Ps 119:93 Ewig vergesse ich deine Vorschriften nicht; denn durch sie gabst du mir Leben.
Ps 119:94 Dein bin ich; rette mich; denn deinen Vorschriften forsche ich nach.
Ps 119:95 Frevler lauern mir auf, mich zu vernichten; ich aber merke auf deine Weisungen.
Ps 119:96 Bei allem Vergänglichen sah ich ein Ende; doch dein Gebot reicht mächtig weit.
Ps 119:97 Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Den ganzen Tag liegt es mir im Sinn.
Ps 119:98 Dein Gebot macht mich weiser als meine Feinde; denn ewig ist es mein Besitz.
Ps 119:99 Ich bin klüger geworden als alle meine Lehrer; denn deinen Weisungen gilt mein Sinnen.
Ps 119:100 Einsichtsvoller bin ich als Greise, weil ich deine Befehle befolge.
Ps 119:101 Von jedem bösen Pfad halte ich meine Füße zurück, um dein Wort zu beachten.
Ps 119:102 Von deinen Verordnungen weiche ich nicht ab; denn du hast mich unterwiesen.
Ps 119:103 Wie köstlich sind meinem Gaumen deine Verheißungen, köstlicher als Honig meinem Mund!
Ps 119:104 Aus deinen Vorschriften lerne ich Einsicht; darum hasse ich jeden Lügenpfad.
Ps 119:105 Eine Leuchte für meinen Fuß ist dein Wort und ein Licht meinem Pfade.
Ps 119:106 Ich tat den Schwur und will ihn halten, deine gerechten Verordnungen zu befolgen.
Ps 119:107 Herr, ich bin gar tief gebeugt; belebe mich nach deinem Wort!
Ps 119:108 Die Gaben meines Mundes laß dir gefallen, Herr, und deine Verordnungen lehre mich!
Ps 119:109 Mein Leben ist dauernd in Gefahr; aber dein Gesetz vergesse ich nicht.
Ps 119:110 Gottlose legen mir Schlingen; doch ich irre nicht ab von deinen Befehlen.
Ps 119:111 Mein Erbteil für ewig sind deine Weisungen; ja, sie sind meines Herzens Wonne.
Ps 119:112 Ich mache mein Herz geneigt, deine Satzung zu halten immerdar bis ans Ende.
Ps 119:113 Wankelmütige hasse ich; doch dein Gesetz liebe ich.
Ps 119:114 Mein Schirm und Schild bist du; ich harre auf dein Wort.
Ps 119:115 Weichet von mir, ihr Übeltäter! Ich will die Gebote meines Gottes befolgen!
Ps 119:116 Stütze mich nach deiner Verheißung, daß ich das Leben habe und enttäusche mich nicht in meiner Hoffnung!
Ps 119:117 Halte mich, daß ich Rettung finde, und ich will beständig auf deine Satzungen schauen!
Ps 119:118 Du verwirfst alle, die abirren von deinen Satzungen; denn Lüge ist ihre Täuschung.
Ps 119:119 Als Schlacken erachtest du alle Frevler im Lande; darum liebe ich deine Weisungen.
Ps 119:120 Mein Leib erschaudert aus Furcht vor dir; mir bangt vor deinen Urteilssprüchen.
Ps 119:121 Ich übe Recht und Gerechtigkeit; überlaß mich nicht meinen Bedrückern;
Ps 119:122 Verbürge dich für das Wohl deines Knechtes, daß Stolze mich nicht bedrücken!
Ps 119:123 Meine Augen schmachten nach deiner Hilfe und nach deiner gerechten Verheißung.
Ps 119:124 Handle an deinem Knecht nach deiner Huld und lehre mich deine Satzungen!
Ps 119:125 Dein Knecht bin ich; gib mir Einsicht, damit ich deine Weisungen verstehe!
Ps 119:126 Zeit ist es für den Herrn, zu handeln; man hat dein Gesetz gebrochen.
Ps 119:127 Darum liebe ich deine Gebote mehr als Gold und Edelmetall.
Ps 119:128 Deshalb wandle ich geradeaus nach all deinen Befehlen; jeden Lügenpfad hasse ich.
Ps 119:129 Ein Wunderwerk sind deine Weisungen; darum befolgt sie meine Seele.
Ps 119:130 Das offene Tor deiner Worte macht heil, gibt den Unerfahrenen Einsicht.
Ps 119:131 Weit öffne ich den Mund und lechze; denn ich verlange nach deinen Geboten.
Ps 119:132 Wende dich mir zu und sei mir gnädig, wie es denen zusteht, die deinen Namen lieben!
Ps 119:133 Festige meine Schritte durch deine Verheißung und laß kein Unrecht über mich herrschen!
Ps 119:134 Erlöse mich von Bedrückung durch Menschen, und ich will deinen Vorschriften folgen!
Ps 119:135 Laß deinem Knecht dein Antlitz leuchten und lehre mich deine Satzungen!
Ps 119:136 Tränenbäche entströmen meinen Augen, weil man dein Gesetz nicht befolgt.
Ps 119:137 Gerecht bist du, Herr, und richtig sind deine Urteilssprüche.
Ps 119:138 Nach Recht hast du deine Anweisungen geboten, in fester Zuverlässigkeit.
Ps 119:139 Mein Eifer zehrt mich auf, weil meine Gegner deine Worte vergessen.
Ps 119:140 Ganz lauter ist dein Wort, und dein Knecht hat es lieb.
Ps 119:141 Gering und verachtet bin ich; doch deine Befehle vergesse ich nicht.
Ps 119:142 Deine Gerechtigkeit ist ewig im Recht, und dein Gesetz ist Wahrheit.
Ps 119:143 Angst und Drangsal trafen mich; deine Gebote sind meine Lust.
Ps 119:144 Recht sind deine Weisungen für ewig; gib mir Einsicht, daß ich lebe!
Ps 119:145 Ich rufe aus ganzem Herzen; erhöre mich, Herr! Ich will deine Satzungen halten!
Ps 119:146 Ich rufe dich an; hilf mir, so will ich deine Weisungen beachten!
Ps 119:147 Schon in der Dämmerung komme ich und schreie; ich harre auf dein Wort.
Ps 119:148 Noch ehe die Nacht vorüber, erwachen meine Augen, um dein Wort zu betrachten.
Ps 119:149 Höre auf meine Stimme nach deiner Huld, o Herr! Nach deiner Verordnung erhalte mein Leben!
Ps 119:150 Meine Verfolger nähern sich dem Laster, entfernen sich von deinem Gesetz.
Ps 119:151 Nahe bist du, o Herr, und alle deine Gebote sind Wahrheit.
Ps 119:152 Längst weiß ich aus deinen Weisungen, daß du sie für ewig eingesetzt hast.
Ps 119:153 Schau auf mein Elend und rette mich; denn dein Gesetz vergaß ich nicht!
Ps 119:154 Führe meinen Rechtsstreit und erlöse mich; nach deiner Verheißung erhalte mein Leben!
Ps 119:155 Den Frevlern bleibt Rettung fern; denn nach deinen Satzungen fragen sie nicht.
Ps 119:156 Vielfältig ist dein Erbarmen, Herr; nach deinen Verordnungen erhalte mein Leben!
Ps 119:157 Zahlreich sind meine Verfolger und Gegner; doch von deinen Weisungen weiche ich nicht ab.
Ps 119:158 Von Abscheu erfüllt, muß ich Abtrünnige sehen, die dein Wort nicht befolgen.
Ps 119:159 Sieh an, wie ich deine Befehle liebe, Herr! Nach deiner Huld erhalte mein Leben!
Ps 119:160 Die Summe deines Wortes ist Wahrheit, und ewig währt jede deiner gerechten Verordnungen.
Ps 119:161 Fürsten verfolgen mich ohne Grund, doch nur vor deinen Worten bebt mein Herz.
Ps 119:162 Ich freue mich deiner Verheißung wie einer, der reiche Beute macht.
Ps 119:163 Lüge hasse und verabscheue ich; dein Gesetz habe ich lieb.
Ps 119:164 Siebenmal am Tage preise ich dich wegen deiner gerechten Verordnungen.
Ps 119:165 Viel Glück wird denen zuteil, die dein Gesetz lieben; es trifft sie kein Unheil.
Ps 119:166 Ich warte auf deine Hilfe, Herr, und erfülle deine Gebote.
Ps 119:167 Gern befolge ich deine Weisungen und liebe sie sehr.
Ps 119:168 Ich befolge deine Befehle und Weisungen; ja, alle meine Wege liegen offen vor dir.
Ps 119:169 Es dringe mein Rufen zu dir, o Herr! Nach deinem Wort gib mir Einsicht!
Ps 119:170 Laß mein Flehen vor dich kommen; nach deiner Verheißung errette mich!
Ps 119:171 Meine Lippen sollen überströmen von Lob; denn deine Satzungen lehrst du mich.
Ps 119:172 Meine Zunge soll dein Wort besingen; denn alle deine Gebote sind recht.
Ps 119:173 Deine Hand komme mir zu Hilfe, da ich deine Befehle mir auserwählte!
Ps 119:174 Ich ersehne deine Hilfe, Herr, und dein Gesetz ist meine Lust.
Ps 119:175 Laß meine Seele am Leben, daß sie dich lobe! Deine Verordnungen mögen mir helfen!
Ps 119:176 Ich bin verirrt wie ein verlorenes Schaf; suche deinen Knecht; denn deine Gebote vergaß ich nicht!
Psalmen Kapitel 120
Ps 120:1 [Ein Wallfahrtslied.] Ich rief in meiner Bedrängnis zum Herrn, und er erhörte mich.
Ps 120:2 Herr, rette mein Leben vor Lügenlippen, vor falschen Zungen!
Ps 120:3 Was soll man dir geben und was über dich bringen, du falsche Zunge?
Ps 120:4 Geschärfte Kriegerpfeile samt glühenden Ginsterkohlen! -
Ps 120:5 Weh mir, daß ich als Fremdling in Meschech weile, daß ich wohne bei Kedars Zelten!
Ps 120:6 Schon so lange muß ich bei Leuten wohnen, die Frieden hassen.
Ps 120:7 Wenn ich von Frieden spreche, so wollen sie Kampf.
Psalmen Kapitel 121
Ps 121:1 [Ein Wallfahrtslied.] Ich hebe meine Augen empor zu den Bergen: Woher wird mir Hilfe kommen?
Ps 121:2 Hilfe kommt mir vom Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat.
Ps 121:3 Er läßt deinen Fuß nicht wanken; nimmer schläft dein Hüter.
Ps 121:4 Nein, nicht schläft und nicht schlummert der Hüter Israels!
Ps 121:5 Der Herr ist dein Hüter, der Herr ist dein schützender Schatten zu deiner Rechten.
Ps 121:6 Bei Tage wird dir die Sonne nicht schaden, der Mond nicht bei Nacht.
Ps 121:7 Der Herr behütet dich vor allem Übel; er behütet dein Leben.
Ps 121:8 Der Herr behütet dein Gehen und Kommen, jetzt und immerdar.
Psalmen Kapitel 122
Ps 122:1 [Ein Wallfahrtslied. Von David.] Ich freute mich, als man mir sagte: "Wir pilgern zum Hause des Herrn!"
Ps 122:2 Nun stehen wirklich unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem.
Ps 122:3 Jerusalem, gebaut als Stadt, die lückenlos in sich geschlossen!
Ps 122:4 Dorthin ziehen die Stämme, die Stämme des Herrn! So ist es Gesetz für Israel, den Namen des Herrn zu preisen.
Ps 122:5 Ja, dort stehen die Richterthrone, die Throne für Davids Haus.
Ps 122:6 Wünschet Jerusalem Heil! In Sicherheit möge leben, wer immer dich liebt!
Ps 122:7 Heil wohne in deiner Festung, Sicherheit in deinen Palästen!
Ps 122:8 Meiner Brüder und Freunde wegen will ich rufen: "Heil in dir!"
Ps 122:9 Wegen des Hauses des Herrn, unsres Gottes, erflehe ich für dich Glück.
Psalmen Kapitel 123
Ps 123:1 [Ein Wallfahrtslied.] Zu dir erhebe ich meine Augen, der du im Himmel thronst.
Ps 123:2 Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin, so schauen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott, bis er sich unser erbarmt.
Ps 123:3 Erbarme dich unser, Herr, erbarme dich unser! Denn reich gesättigt sind wir mit Hohn.
Ps 123:4 Übersatt ist unsre Seele vom Spott der Leichtsinnigen, vom Hohn der Stolzen!
Psalmen Kapitel 124
Ps 124:1 [Ein Wallfahrtslied.] "Wäre der Herr nicht für uns gewesen", so möge Israel sprechen,
Ps 124:2 "wäre der Herr nicht für uns gewesen, als Menschen sich wider uns erhoben,
Ps 124:3 dann hätten sie uns lebendig verschlungen, von Zorn gegen uns entbrannt;
Ps 124:4 dann hätten die Wasser uns überflutet, der Wildbach wäre über uns hingebraust;
Ps 124:5 dann wären über uns hingebraust die tobenden Wasser."
Ps 124:6 Der Herr sei gepriesen! Er gab uns nicht ihren Zähnen zum Raube preis.
Ps 124:7 Unser Leben entkam wie ein Vogel dem Netz der Jäger. Das Netz ist zerrissen, und wir sind frei.
Ps 124:8 Unsre Hilfe liegt im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat.
Psalmen Kapitel 125
Ps 125:1 [Ein Wallfahrtslied.] Wer auf den Herrn vertraut, gleicht dem Sionsberg, der niemals wankt, der ewig bleibt.
Ps 125:2 Jerusalem ist ringsum von Bergen umgeben; so umhegt der Herr sein Volk von nun an bis in Ewigkeit!
Ps 125:3 Denn nicht wird das gottlose Zepter bleiben auf dem Erbteil der Gerechten, auf daß nicht auch die Gerechten zu Freveltaten die Hände ausstrecken.
Ps 125:4 Herr, erweise Gutes den Guten und allen, die redlichen Herzens sind!
Ps 125:5 Doch die abbiegen auf ihre krummen Pfade, vertreibe der Herr samt den Übeltätern! Heil über Israel!
Psalmen Kapitel 126
Ps 126:1 [Ein Wallfahrtslied.] Als der Herr das Schicksal Sions wandte, da waren wir wie Träumende.
Ps 126:2 Damals war unser Mund voll des lachenden Jauchzens, unsere Zunge voll des Jubels. Damals sprach man unter den Völkern: "Der Herr hat Großes an ihnen vollbracht."
Ps 126:3 Ja, der Herr hat Großes an uns vollbracht; wir sind wirklich froh geworden! -
Ps 126:4 Herr, wende unser Schicksal gleich dem der (vertrockneten) Bäche im Südland!
Ps 126:5 Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten.
Ps 126:6 Es schreitet dahin und weint, wer den Saatbeutel trägt; jedoch mit Jubel kehrt heim, wer seine Garben trägt.
Psalmen Kapitel 127
Ps 127:1 [Ein Wallfahrtslied. Von Salomo.] Wenn der Herr das Haus nicht baut, mühen die Bauleute sich umsonst. Wenn der Herr die Stadt nicht bewacht, späht der Wächter umsonst.
Ps 127:2 Umsonst ist es, daß ihr früh euch erhebt und spät euch niedersetzt, das Brot der Mühsal zu essen. Ganz mit Recht gibt er seinen Geliebten den Schlaf. -
Ps 127:3 Seht, eine Gabe vom Herrn sind Söhne, eine Belohnung die Leibesfrucht.
Ps 127:4 Wie Pfeile in der Hand des Kriegers sind die Söhne aus jungen Jahren.
Ps 127:5 Glücklich der Mann, der mit solchen seinen Köcher gefüllt hat! Sie unterliegen nicht, wenn sie im Tor mit den Gegnern verhandeln.
Psalmen Kapitel 128
Ps 128:1 [Ein Wallfahrtslied.] Selig, wer immer den Herrn fürchtet, wer wandelt auf seinen Wegen!
Ps 128:2 Vom Erwerb deiner Hände kannst du zehren; glücklich bist du, und es geht dir gut.
Ps 128:3 Deine Gattin gleicht einem fruchtreichen Weinstock im Innern deines Hauses. Deine Söhne sind wie Ölbaumsetzlinge rings um deinen Tisch.
Ps 128:4 Siehe, so wird ein Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet!
Ps 128:5 Es segne dich der Herr von Sion aus! Schaue Jerusalems Glück alle Tage deines Lebens!
Ps 128:6 Mögest du die Kinder deiner Kinder sehen! Heil über Israel!
Psalmen Kapitel 129
Ps 129:1 [Ein Wallfahrtslied.] Oft haben sie mich bedrängt von Jugend an, so spreche Israel,
Ps 129:2 oft haben sie mich bedrängt von Jugend an; doch sie konnten mich nicht bezwingen.
Ps 129:3 Auf dem Rücken pflügten mir Pflüger, zogen ihre langen Furchen.
Ps 129:4 Der Herr ist gerecht! Er zerschnitt die Stricke der Frevler.
Ps 129:5 Beschämt weichen alle zurück, die Sion hassen!
Ps 129:6 Sie gleichen dem Gras auf den Dächern, das schon dürr ist, bevor man es ausreißt.
Ps 129:7 Kein Schnitter kann sich die Hand damit füllen, kein Garbenbinder den Mantel.
Ps 129:8 Wer vorübergeht, ruft nicht aus: "Der Segen des Herrn über euch! Wir beglückwünschen euch im Namen des Herrn!"
Psalmen Kapitel 130
Ps 130:1 [Ein Wallfahrtslied.] Aus der Tiefe rufe ich zu dir, o Herr.
Ps 130:2 Höre, Herr, auf meine Stimme! Mögen deine Ohren lauschen auf mein lautes Flehen!
Ps 130:3 Wolltest du auf Sünden achten, Herr, wer könnte dann, o Herr, bestehen?
Ps 130:4 Ja, Vergebung ist bei dir, auf daß man dir in Ehrfurcht diene.
Ps 130:5 Ich hoffe auf den Herrn; es hofft meine Seele; ich harre auf sein Wort.
Ps 130:6 Meine Seele (harrt) auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen. Mehr als die Wächter auf den Morgen
Ps 130:7 harre Israel auf den Herrn! Denn beim Herrn ist Huld, und bei ihm Erlösung in Fülle.
Ps 130:8 Er wird Israel erlösen von allen seinen Sünden.
Psalmen Kapitel 131
Ps 131:1 [Ein Wallfahrtslied. Von David.] Herr, mein Herz ist nicht stolz, nicht hochmütig sind meine Augen. Ich ergehe mich nicht in großen Dingen, die mir unerreichbar sind.
Ps 131:2 Nein, ich habe meine Seele besänftigt und beruhigt. Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, so still ist in mir meine Seele.
Ps 131:3 Harre, Israel, auf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit!
Psalmen Kapitel 132
Ps 132:1 [Ein Wallfahrtslied.] Herr, gedenke David zu Ehren all seiner Bemühungen!
Ps 132:2 Wie er dem Herrn geschworen, dem Starken Jakobs gelobt:
Ps 132:3 "Ich will mein Wohnzelt nicht betreten,mein Ruhelager nicht besteigen,
Ps 132:4 meinen Augen will ich keinen Schlaf, meinen Wimpern keinen Schlummer gönnen
Ps 132:5 bis ich eine Stätte finde für den Herrn, eine Wohnung für den Starken Jakobs!"
Ps 132:6 Siehe, wir hörten von ihr in Ephrata, fanden sie in Jaars Gefilden.
Ps 132:7 "Laßt uns zu seinem Wohnort ziehen, niederfallen vor dem Schemel seiner Füße!"
Ps 132:8 "Auf, Herr, zu deiner Ruhestätte, du und deine machtvolle Lade!
Ps 132:9 Deine Priester sollen sich kleiden in Huld, und deine Frommen mögen jubeln!
Ps 132:10 Um deines Knechtes David willen weise deinen Gesalbten nicht ab!" -
Ps 132:11 Der Herr schwur David einen festen Eid, von dem er nicht abgeht: "Einen deiner eigenen Söhne setze ich auf deinen Thron.
Ps 132:12 Wenn deine Söhne meinen Bund halten und meine Satzungen, die ich sie lehre, werden auch ihre Söhne für immer auf deinem Thron sitzen."
Ps 132:13 Denn der Herr hat den Sion erwählt, ihn als seinen Wohnsitz erkoren:
Ps 132:14 "Dies ist meine Ruhestätte für ewig; hier will ich wohnen, da ich ihn erkor!
Ps 132:15 Seinen Speisevorrat segne ich reichlich, sättige seine Armen mit Brot.
Ps 132:16 Seine Priester will ich kleiden in Heil, und seine Frommen mögen laut jubeln!
Ps 132:17 Dort lasse ich Davids Macht erblühen, bereite eine Leuchte für meinen Gesalbten.
Ps 132:18 Seine Feinde werde ich kleiden in Schande; aber auf ihm erstrahlt seine Krone."
Psalmen Kapitel 133
Ps 133:1 [Ein Wallfahrtslied. Von David.] Seht, wie schön, wie lieblich es ist, wenn Brüder friedlich beisammen wohnen!
Ps 133:2 Wie feines Öl auf dem Haupte, das niederrinnt in den Bart, [in Aarons Bart, der hinabreichte bis zum Saum seiner Kleider]
Ps 133:3 wie Tau des Hermon, der auf die Sionsberge niederrinnt.
Ps 133:4 Denn dort entbietet der Herr den Segen, Leben für immer.
Psalmen Kapitel 134
Ps 134:1 [Ein Wallfahrtslied.] Wohlan, preiset den Herrn, all ihr Diener des Herrn, die ihr bei Nacht im Hause des Herrn steht!
Ps 134:2 Erhebt eure Hände zum Heiligtum und preiset den Herrn!
Ps 134:3 Von Sion aus segne dich der Herr, der Himmel und Erde erschaffen hat!
Psalmen Kapitel 135
Ps 135:1 [Hallelujah!] Lobt den Namen des Herrn, lobt ihn, ihr Diener des Herrn,
Ps 135:2 die ihr im Hause des Herrn steht, in den Höfen des Hauses unseres Gottes!
Ps 135:3 Lobt den Herrn, denn der Herr ist gut! Preist seinen Namen, denn er ist liebenswert!
Ps 135:4 Ja, der Herr hat sich Jakob auserwählt, Israel zu seinem Eigentum.
Ps 135:5 Ich weiß es doch: Groß ist der Herr; unser Gott ist größer als alle Götter.
Ps 135:6 Alles, was dem Herrn gefällt, vollbringt er im Himmel und auf Erden, im Meer und in allen Tiefen.
Ps 135:7 Er läßt die Wolken aufsteigen vom Ende der Erde, Blitze macht er zu Regen, läßt den Sturm aus seinen Speichern los.
Ps 135:8 Er schlug Ägyptens Erstgeburt vom Menschen bis zum Vieh.
Ps 135:9 Er sandte Zeichen und Wunder in deiner Mitte, Ägypten, gegen Pharao und all seine Diener.
Ps 135:10 Er schlug viele Völker und tötete mächtige Könige:
Ps 135:11 Sichon, den König der Amoriter, und Og, den König von Basan, und alle Königreiche Kanaans.
Ps 135:12 Er gab ihr Land als Erbe, als Erbe seinem Volke Israel.
Ps 135:13 Herr, dein Name währt ewig, Herr, dein Anruf von Geschlecht zu Geschlecht.
Ps 135:14 Ja, der Herr verhilft seinem Volke zum Recht, hat Erbarmen mit seinen Knechten.
Ps 135:15 Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, das Machwerk von Menschenhänden.
Ps 135:16 Sie haben einen Mund und können nicht reden, haben Augen und können nicht sehen.
Ps 135:17 Sie haben Ohren und können nicht hören, auch ist kein Hauch in ihrem Mund.
Ps 135:18 Ihnen gleich sollen werden, die sie verfertigten, jeder, der auf sie vertraut.
Ps 135:19 Haus Israel, preiset den Herrn, Haus Aaron, preiset den Herrn!
Ps 135:20 Haus Levi, preiset den Herrn, ihr Gottesfürchtigen, preiset den Herrn!
Ps 135:21 Von Sion her sei der Herr gepriesen, der in Jerusalem thront! - [Hallelujah!]
Psalmen Kapitel 136
Ps 136:1 Danket dem Herrn, denn er ist gut; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:2 Danket dem Gott der Götter; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:3 Danket dem Herrn der Herren; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:4 Er allein wirkte große Wunder; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:5 Er schuf den Himmel in Weisheit; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:6 Er befestigte die Erde über dem Wasser; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:7 Er erschuf die großen Lichter; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:8 Die Sonne zur Herrschaft bei Tag; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:9 Mond und Sterne zur Herrschaft bei Nacht; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:10 Er schlug Ägyptens Erstgeburt; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:11 Er führte Israel aus seiner Mitte weg; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:12 Mit starker Hand und erhobenem Arm; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:13 Er teilte das Schilfmeer in Stücke; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:14 Er führte Israel mitten hindurch; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:15 Den Pharao samt seinem Heer warf er ins Schilfmeer; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:16 Er führte sein Volk durch die Wüste; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:17 Er schlug große Könige; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:18 Er tötete mächtige Könige; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:19 Sichon, den König der Amoriter; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:20 Og, den König von Basan; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:21 Er gab ihr Land als Erbe; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:22 Als Erbe seinem Knechte Israel; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:23 Er gedachte unser in der Erniedrigung; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:24 Er entriß uns unseren Gegnern; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:25 Er gibt allen Lebewesen Speise; denn ewig währt seine Huld!
Ps 136:26 Danket dem Gott des Himmels; denn ewig währt seine Huld!
Psalmen Kapitel 137
Ps 137:1 An Babels Strömen saßen wir und weinten, wenn wir Sions gedachten.
Ps 137:2 An den Weiden daselbst hängten wir unsere Zithern auf.
Ps 137:3 Denn dort verlangten unsere Zwingherrn von uns Lieder, unsere Bedrücker Freudengesänge: "Singt uns eines der Sionslieder!"
Ps 137:4 Wie könnten wir singen die Lieder des Herrn auf fremdem Boden?
Ps 137:5 Wenn ich dich vergesse, Jerusalem, soll meine eigene Rechte vergessen werden!
Ps 137:6 Es klebe mir die Zunge am Gaumen, wenn ich dein nicht gedenke, wenn ich nicht Jerusalem zum Gipfel meiner Freude mache.
Ps 137:7 Gedenke, Herr, an den Edomitern des Unglückstages Jerusalems! Wie sie riefen: "Reißt nieder, reißt nieder bis auf seinen Grund!"
Ps 137:8 Tochter Babel, der Verwüstung verfallen, Heil dem, der dir vergilt, was du an uns verübt!
Ps 137:9 Heil dem, der deine Kinder packt und am Felsen zerschmettert!
Psalmen Kapitel 138
Ps 138:1 [Von David.] Ich preise dich, Herr von ganzem Herzen, vor den himmlischen Wesen will ich dir lobsingen!
Ps 138:2 Zu deinem heiligen Tempel hin bete ich an und preise deinen Namen ob deiner Huld und Treue; denn über alles hast du deinen Namen und dein Wort erhöht!
Ps 138:3 Am Tage, da ich rief, erhörtest du mich, mehrtest in meiner Seele die Kraft.
Ps 138:4 Alle Könige der Erde sollen dich preisen, Herr, wenn sie die Worte deines Mundes vernehmen!
Ps 138:5 Die Leistungen des Herrn sollen sie besingen; denn groß ist die Herrlichkeit des Herrn.
Ps 138:6 Ja, erhaben ist der Herr und schaut doch auf den Niedrigen; den Stolzen erkennt er von ferne.
Ps 138:7 Muß ich auch mitten in Bedrängnis wandeln, du erhältst mich am Leben; gegen die Wut meiner Feinde streckst du die Hand aus, während deine Rechte mir hilft.
Ps 138:8 Der Herr wird es für mich vollenden! Herr, deine Huld währt ewig. Laß nicht ab vom Werk deiner Hände!
Psalmen Kapitel 139
Ps 139:1 [Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm.] Herr, du hast mich erforscht und kennst mich.
Ps 139:2 Du weißt es, ob ich sitze oder stehe, du durchschaust meine Gedanken von ferne.
Ps 139:3 Mein Gehen und mein Ruhen hast du abgemessen; mit allen meinen Wegen bist du vertraut.
Ps 139:4 Ja, es gibt kein Wort auf meiner Zunge, das du, o Herr, nicht gänzlich wüßtest.
Ps 139:5 Von rückwärts und von vorne hältst du mich umschlossen und legst auf mich deine Hand.
Ps 139:6 Zu wunderbar ist für mich dein Wissen, zu hoch, ich kann es nicht fassen.
Ps 139:7 Wohin könnte ich gehen vor deinem Geist, wohin vor deinem Antlitz entfliehen?
Ps 139:8 Stiege ich zum Himmel empor, so bist du dort; lagerte ich mich in der Unterwelt, so bist du zugegen.
Ps 139:9 Nähme ich die Flügel der Morgenröte und ließe mich nieder am Ende des Meeres,
Ps 139:10 auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen.
Ps 139:11 Dächte ich: "Lauter Finsternis soll mich bedecken und Nacht statt Licht mich umgeben",
Ps 139:12 so wäre auch Finsternis vor dir nicht finster, und Nacht würde hell wie Tag.
Ps 139:13 Du bist es ja, der meine Nieren erschuf, mich webte im Leib meiner Mutter.
Ps 139:14 Ich preise dich, daß ich so unbegreiflich wunderbar entstanden bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß das gar wohl.
Ps 139:15 Meine Glieder waren vor dir nicht verborgen, als ich im geheimen gebildet wurde, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde.
Ps 139:16 Schon meine unfertigen Teile sahen deine Augen, und in deinem Buch waren sie alle eingetragen; die Lebenstage wurden gebildet, als noch keiner von ihnen da war.
Ps 139:17 Wie schwierig sind für mich deine Gedanken, o Gott, wie gewaltig ihre Gesamtzahl!
Ps 139:18 Wollte ich sie zählen, es wären mehr als die Sandkörner; würde ich abschließen, ich wäre noch immer bei dir.
Ps 139:19 Möchtest du doch die Frevler töten, o Gott! Ihr Blutmenschen, weichet von mir!
Ps 139:20 Sie nennen dich zum Trug und schwören falsch bei deinen Städten.
Ps 139:21 Soll ich nicht hassen, Herr, die dich hassen, soll ich nicht deine Widersacher verabscheuen?
Ps 139:22 Mit äußerstem Haß hasse ich sie; zu Feinden wurden sie mir.
Ps 139:23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Sorgen!
Ps 139:24 Sieh zu, ob ich auf dem Weg des Götzendienstes bin, und leite mich auf altbewährtem Weg!
Psalmen Kapitel 140
Ps 140:1 [Dem Chorleiter. Ein Psalm Davids.]
Ps 140:2 Rette mich, Herr, vor bösen Menschen, vor gewalttätigen Leuten bewahre mich!
Ps 140:3 Sie ersinnen Böses im Herzen, jeden Tag erregen sie Streit.
Ps 140:4 Sie schärfen ihre Zungen wie Schlangen, haben Natterngift unter den Lippen. [Zwischenspiel]
Ps 140:5 Behüte mich, Herr, vor den Händen der Frevler, vor gewalttätigen Leuten bewahre mich, die darauf sinnen, meinen Sturz zu erreichen!
Ps 140:6 Hochmütige legen mir heimlich Schlingen, Verbrecher breiten ein Netz aus, stellen am Wegrand mir Fallen. [Zwischenspiel]
Ps 140:7 Ich spreche zum Herrn: Mein Gott bist du! Höre, Herr, mein lautes Flehen!
Ps 140:8 Herr, mein Gebieter, du meine machtvolle Hilfe, du beschirmst mein Haupt am Tage des Kampfes!
Ps 140:9 Erfülle nicht, Herr, das Begehren des Frevlers, laß seinen Plan nicht gelingen!
Ps 140:10 Meine Umgebung erhebt das Haupt; was ihre Lippen Schlimmes reden, treffe sie selbst!
Ps 140:11 Er lasse Kohlen auf sie regnen, stürze sie ins Feuer, in Gruben, daß sie sich nicht mehr erheben!
Ps 140:12 Ein Mann böser Zunge habe im Lande keinen Bestand, den Gewalttätigen jage das Unglück Schlag auf Schlag!
Ps 140:13 Ich weiß, der Herr vertritt die Sache der Bedrückten, das Recht der Armen.
Ps 140:14 Fürwahr, die Gerechten werden deinen Namen preisen, die Rechtschaffenen weilen vor deinem Antlitz!
Psalmen Kapitel 141
Ps 141:1 [Ein Psalm von David.] Herr, ich rufe dich an, eile mir zu Hilfe! Höre meine Stimme, sooft ich zu dir rufe!
Ps 141:2 Mein Gebet gelte als Rauchopfer vor dir, das Erheben meiner Hände als Abendopfer!
Ps 141:3 Setze, o Herr, vor meinen Mund eine Wache, eine Wehr vor das Tor meiner Lippen!
Ps 141:4 Laß mein Herz sich nicht neigen zu schlimmer Rede, daß ich nicht unrechte Taten vollführe mit Leuten, die Übeltäter sind! Von ihren Leckerbissen will ich nicht kosten.
Ps 141:5 Der Gerechte mag mich in Güte schlagen, um mich zu bessern; aber das Salböl des Gottlosen soll mein Haupt nicht zieren! Denn mein Schmuck ist mein Gebet bei all ihren Bosheiten.
Ps 141:6 Werden ihre Richter auf den Felsen hinabgestürzt, so erfahren sie, wie gut meine Reden es meinten.
Ps 141:7 Wie Trümmer und Bruchstücke auf der Erde sind dann ihre Gebeine hingestreut für den Rachen der Unterwelt.
Ps 141:8 Ja, auf dich, Herr und Gebieter, sind meine Augen gerichtet. Zu dir nehme ich meine Zuflucht; schütte mein Leben nicht aus!
Ps 141:9 Bewahre mich vor der Schlinge, die sie mir legten, und vor den Fallen der Übeltäter!
Ps 141:10 In ihre eigenen Gruben sollen die Frevler insgesamt fallen, während ich entkomme!
Psalmen Kapitel 142
Ps 142:1 [Lehrgedicht. Von David, als er in der Höhle war. Ein Gebet.]
Ps 142:2 Mit lauter Stimme rufe ich zum Herrn, mit lauter Stimme flehe ich zum Herrn.
Ps 142:3 Ich schütte vor ihm meine Sorge aus, gebe vor ihm meine Not bekannt.
Ps 142:4 Wenn mein Geist in mir verzagt, so kümmerst doch du dich um mein Ergehen. Auf dem Pfad, den ich wandle, legte man mir heimlich eine Schlinge.
Ps 142:5 Blicke ich nach rechts und schaue, so ist niemand da, der auf mich achtet. Jede Zuflucht ist mir entschwunden, keinen gibt es, der nach mir fragt.
Ps 142:6 Zu dir, Herr, rufe ich und spreche: Du bist meine Zuversicht, mein Anteil im Land der Lebendigen.
Ps 142:7 Vernimm doch mein Flehen; denn ich bin äußerst schwach! Rette mich vor meinen Verfolgern, da sie stärker sind als ich!
Ps 142:8 Führe mich heraus aus dem Kerker, auf daß ich deinen Namen preisen kann! Die Gerechten rings um mich erwarten, daß du mir Gutes erweisest.
Psalmen Kapitel 143
Ps 143:1 [Ein Psalm von David.] Herr, höre mein Gebet, merke auf mein Flehen! Bei deiner Treue erhöre mich, bei deiner Gerechtigkeit!
Ps 143:2 Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht, denn kein Lebendiger ist vor dir im Recht!
Ps 143:3 Fürwahr, der Feind stellt mir nach, tritt mein Leben zu Boden, läßt mich in Finsternis lagern gleich den ewig Toten.
Ps 143:4 Es verzagt mein Geist in mir, in der Brust erstarrt mir das Herz.
Ps 143:5 Ich denke an die Tage von ehedem, betrachte all dein Tun, erwäge das Werk deiner Hände.
Ps 143:6 Ich strecke zu dir meine Hände aus; meine Seele schmachtet nach dir wie lechzendes Land. [Zwischenspiel]
Ps 143:7 Erhöre mich bald, o Herr! Es entschwindet mein Geist. Verbirg dein Angesicht nicht vor mir, sonst gleiche ich denen, die zur Grube hinabsteigen.
Ps 143:8 Laß mich am Morgen deine Huld vernehmen, da ich auf dich vertraue! Mach den Weg mir kund, den ich gehen soll; denn zu dir erhebe ich meine Seele!
Ps 143:9 Rette mich vor meinen Feinden, Herr; zu dir fliehe ich!
Ps 143:10 Lehre mich deinen Willen tun; denn du bist mein Gott! Dein guter Geist geleite mich auf ebenem Pfad!
Ps 143:11 Um deines Namens willen, Herr, erhalte mich am Leben! Bei deiner Gerechtigkeit führe mich aus der Bedrängnis!
Ps 143:12 Bei deiner Huld vernichte meine Feinde! Laß alle umkommen, die mich bedrängen! Ich bin ja dein Knecht.
Psalmen Kapitel 144
Ps 144:1 [Von David.] Gepriesen sei der Herr, mein Fels, der meine Hände den Kampf gelehrt, meine Fäuste den Krieg!
Ps 144:2 Meine Stärke und meine Burg, meine Festung und mein Retter, mein Schild, auf den ich vertraue, der mir Völker unterwarf.
Ps 144:3 Herr, was ist der Mensch, daß du um ihn dich kümmerst, der Menschensohn, daß du ihn beachtest?
Ps 144:4 Der Mensch ist dem Hauche gleich, seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten.
Ps 144:5 Herr, neige deinen Himmel und steige hernieder, rühre die Berge an, daß sie rauchen!
Ps 144:6 Schleudre den Blitz und zerstreue sie, schieße deine Pfeile und verwirre sie!
Ps 144:7 Strecke deine Hand von der Höhe herab, befreie mich und reiß mich heraus aus gewaltigen Wassern, aus der Macht der Fremden!
Ps 144:8 Denn Lüge redet ihr Mund, meineidig ist ihre Rechte.
Ps 144:9 Gott, ein neues Lied will ich dir singen, auf zehnsaitiger Harfe dir spielen,
Ps 144:10 der den Königen Sieg verleiht, David, seinen Knecht, befreit!
Ps 144:11 Aus dem schlimmen Schwerte befreie mich und entreiße mich der Macht der Fremden! Denn Lüge redet ihr Mund, meineidig ist ihre Rechte.
Ps 144:12 Gib Heil unseren Söhnen, gleich Setzlingen, großgezogen in ihrer Jugend, unseren Töchtern, gleich Ecksäulen, geschnitzt wie an einem Palast!
Ps 144:13 Unsere Speicher seien gefüllt, allerlei Vorräte spendend. Unsere Herden mögen sich tausendfach mehren, zehntausendfach auf unseren Fluren!
Ps 144:14 Unsere Rinder seien trächtig, ohne Unfall und Fehlgeburt! Kein Klageruf sei auf unseren Plätzen!
Ps 144:15 Glücklich das Volk, dem solches beschieden! Glücklich das Volk, dessen Gott der Herr ist!
Psalmen Kapitel 145
Ps 145:1 [Ein Lobgesang von David.] Ich will dich rühmen, mein Gott und König, und deinen Namen preisen immer und ewig!
Ps 145:2 Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben immer und ewig!
Ps 145:3 Groß ist der Herr und hoch zu loben, seine Größe ist unerforschlich.
Ps 145:4 Ein Geschlecht künde dem andern deine Werke und berichte deine mächtigen Taten!
Ps 145:5 Vom herrlichen Glanz deiner Hoheit sollen sie reden und deine Wunder betrachten!
Ps 145:6 Von der Gewalt deiner furchterregenden Taten sollen sie sprechen und deine Großtaten erzählen!
Ps 145:7 Das Gedächtnis deiner großen Güte sollen sie verkünden und über deine Gerechtigkeit jubeln!
Ps 145:8 Gnädig und barmherzig ist der Herr, langmütig und groß an Huld.
Ps 145:9 Gut ist der Herr gegen alle, sein Erbarmen waltet über allen seinen Geschöpfen.
Ps 145:10 Preisen sollen dich, Herr, alle deine Geschöpfe, deine Frommen sollen dich rühmen!
Ps 145:11 Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie sprechen und reden von deiner Macht,
Ps 145:12 um den Menschen deine Macht kundzutun und den herrlichen Glanz deines Königtums!
Ps 145:13 Dein Reich ist ein Reich für alle Zeiten, deine Herrschaft dauert durch alle Geschlechter. Getreu ist der Herr in all seinen Worten und huldreich in all seinen Taten.
Ps 145:14 Alle Fallenden stützt der Herr, alle Gebeugten richtet er auf.
Ps 145:15 Aller Augen warten auf dich; und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.
Ps 145:16 Du tust deine Hand auf und sättigst das Verlangen aller Lebenden.
Ps 145:17 Gerecht ist der Herr auf allen seinen Wegen und huldreich in all seinem Tun.
Ps 145:18 Nahe ist der Herr allen, die ihn anrufen, allen, die ihn aufrichtig anrufen.
Ps 145:19 Das Verlangen der Gottesfürchtigen erfüllt er, hört auf ihren Hilferuf und rettet sie.
Ps 145:20 Der Herr behütet alle, die ihn lieben; doch alle Frevler vernichtet er.
Ps 145:21 Das Lob des Herrn verkünde mein Mund! Jedermann preise seinen heiligen Namen [immer und ewig]!
Psalmen Kapitel 146
Ps 146:1 [Hallelujah!] - Lobe den Herrn, meine Seele!
Ps 146:2 Den Herrn will ich loben mein Leben lang, meinem Gott will ich singen, solange ich bin!
Ps 146:3 Vertraut nicht auf Vornehme, auf einen Menschen, bei dem keine Hilfe ist!
Ps 146:4 Entflieht sein Odem, kehrt er zur Erde zurück, so sind zur selben Zeit seine Pläne dahin.
Ps 146:5 Glücklich, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, dessen Hoffnung auf dem Herrn, seinem Gott, ruht,
Ps 146:6 der Himmel und Erde erschaffen hat, das Meer und alles, was in ihnen ist! Er hält die Treue auf ewig.
Ps 146:7 Den Bedrückten verhilft er zum Recht, den Hungernden gibt er Brot, der Herr befreit die Gefangenen.
Ps 146:8 Der Herr öffnet die Augen der Blinden; der Herr richtet die Gebeugten auf; der Herr liebt die Gerechten.
Ps 146:9 Der Herr beschützt die Fremden; Waisen und Witwen hilft er auf; doch den Weg der Frevler leitet er irre.
Ps 146:10 Der Herr ist König für ewig, dein Gott, o Sion, von Geschlecht zu Geschlecht. - [Hallelujah!]
Psalmen Kapitel 147
Ps 147:1 [Hallelujah!] - Lobt den Herrn, denn er ist gut! Preist unseren Gott, denn er ist hold! Ihm gebührt Lobgesang.
Ps 147:2 Der Herr baut Jerusalem auf; die Versprengten Israels sammelt er.
Ps 147:3 Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, verbindet ihre schmerzenden Wunden.
Ps 147:4 Er stellt die Zahl der Sterne fest, ruft sie alle mit Namen.
Ps 147:5 Groß ist unser Herr und gewaltig an Kraft; seine Weisheit ist unermeßlich.
Ps 147:6 Der Herr hilft den Elenden auf; die Frevler erniedrigt er bis auf den Boden.
Ps 147:7 Stimmt dem Herrn ein Danklied an, preist unseren Gott mit der Zither!
Ps 147:8 Er bedeckt den Himmel mit Wolken, bereitet der Erde den Regen, Gras läßt er auf den Bergen sprießen.
Ps 147:9 Er gibt dem Vieh seine Nahrung, den jungen Raben, wonach sie schreien.
Ps 147:10 Er hat keine Freude an starken Rossen, kein Gefallen an kräftigen Beinen der Helden.
Ps 147:11 Dem Herrn gefallen nur die, die ihn fürchten, die harren auf seine Huld.
Ps 147:12 Preise den Herrn, Jerusalem! Lobe, Sion, deinen Gott!
Ps 147:13 Denn die Riegel deiner Tore macht er stark, segnet in dir deine Söhne.
Ps 147:14 Wohlfahrt verleiht er deinem Gebiete, mit fettem Weizen sättigt er dich.
Ps 147:15 Er entsendet seinen Befehl auf die Erde, gar schnell eilt sein Wort voran.
Ps 147:16 Er spendet Schnee wie Wolle, streut den Reif wie Asche aus.
Ps 147:17 Eis wirft er hin wie Brocken; vor seiner Kälte erstarren die Wasser.
Ps 147:18 Er entsendet sein Wort und läßt sie schmelzen; seinen Odem läßt er wehen, da rieseln die Wasser.
Ps 147:19 Seine Worte hat er Jakob verkündet, Israel seine Gesetze und Vorschriften.
Ps 147:20 An keinem Volke hat er so gehandelt; seine Vorschriften tat er ihnen nicht kund. - [Hallelujah!]
Psalmen Kapitel 148
Ps 148:1 [Hallelujah!] - Lobt den Herrn vom Himmel her, lobt ihn in den Höhen!
Ps 148:2 Lobt ihn, all seine Engel, lobt ihn, all seine Heerscharen!
Ps 148:3 Lobt ihn, Sonne und Mond, lobt ihn, ihr leuchtenden Sterne alle!
Ps 148:4 Lobt ihn, ihr höchsten Himmel und ihr Wasser über dem Himmel!
Ps 148:5 Den Namen des Herrn sollen sie loben; denn er gebot, und sie waren erschaffen.
Ps 148:6 Er stellte sie hin für immer und ewig; er gab ein Gesetz, das niemals vergeht.
Ps 148:7 Lobt den Herrn von der Erde her, ihr Meeresdrachen und ihr Tiefen alle!
Ps 148:8 Feuer und Hagel, Schnee und Nebel, du Sturmwind, der sein Wort vollzieht!
Ps 148:9 Berge und all ihr Hügel, Fruchtbäume und Zedern insgesamt!
Ps 148:10 Wilde Tiere und alles Vieh, Kriechtiere und beschwingte Vögel!
Ps 148:11 Ihr Könige der Erde und alle Völker, Fürsten und alle Richter der Erde!
Ps 148:12 Jünglinge und auch ihr Jungfrauen, Greise mitsamt den Kindern!
Ps 148:13 Den Namen des Herrn sollen sie loben! Denn erhaben ist sein Name allein! Seine Hoheit geht über Erde und Himmel.
Ps 148:14 Seinem Volk verlieh er Stärke und Macht. - Ein Lobgesang für all seine Frommen, für Israels Söhne, das Volk, das ihm nahen darf. - [Hallelujah!]
Psalmen Kapitel 149
Ps 149:1 [Hallelujah!] - Singt dem Herrn ein neues Lied! Singt sein Lob in der Gemeinde der Frommen!
Ps 149:2 Israel freue sich seines Schöpfers, Sions Söhne sollen jubeln ob ihres Königs!
Ps 149:3 Seinen Namen sollen sie loben im Reigen, mit Pauke und Zither ihm spielen!
Ps 149:4 Denn der Herr hat Gefallen an seinem Volk, die Armen krönt er mit Heil.
Ps 149:5 Die Frommen mögen frohlocken in Ehre, jauchzen auf ihren Lagerstätten!
Ps 149:6 In ihrer Kehle sei Lobpreis Gottes, in ihrer Hand ein zweischneidig Schwert,
Ps 149:7 um Rache zu üben an den Völkern, Strafgerichte an den Nationen,
Ps 149:8 um mit Fesseln ihre Könige zu binden, ihre Edlen mit eisernen Ketten,
Ps 149:9 um Gericht über sie zu halten, wie es geschrieben steht, Ehre ist solches für all seine Frommen. - [Hallelujah!]
Psalmen Kapitel 150
Ps 150:1 [Hallelujah!] - Lobt Gott in seinem Heiligtum, lobt ihn in seiner starken Himmelsfeste!
Ps 150:2 Lobt ihn ob seiner mächtigen Taten, lobt ihn ob seiner gewaltigen Größe!
Ps 150:3 Lobt ihn mit dem Schall der Posaune, lobt ihn mit Harfe und Zither!
Ps 150:4 Lobt ihn mit Pauke und Reigen, lobt ihn mit Saitenspiel und Flöte!
Ps 150:5 Lobt ihn mit klingenden Zimbeln, lobt ihn mit schmetternden Zimbeln!
Ps 150:6 Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! - [Hallelujah!]
Job (Hiob)
Hiob Kapitel 1
Job 1:1 Ein Mann lebte im Lande Uz, sein Name war Job; und dieser Mann war fromm und recht, gottesfürchtig und dem Bösen fern.
Job 1:2 Geboren wurden ihm der Söhne sieben und der Töchter drei.
Job 1:3 Sein Besitz bestand aus siebentausend Schafen, dreitausend Kamelen, fünfhundert Joch Rindern, fünfhundert Eselinnen und sehr zahlreichem Gesinde; und es übertraf dieser Mann alle Bewohner des Ostens.
Job 1:4 Seine Söhne aber pflegten ein Gastmahl zu halten jeweils im Hause und am Tag dessen, der an der Reihe war; sie sandten hin und luden auch ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken.
Job 1:5 Wenn nun die Tage des Gastmahls vorüber waren, schickte Job nach ihnen und heiligte sie. Er stand früh am Morgen auf und brachte Brandopfer dar nach ihrer aller Zahl. Denn Job dachte: "Vielleicht haben meine Söhne sich versündigt und Gott in ihrem Herzen gelästert." So tat Job an allen diesen Tagen.
Job 1:6 Es geschah aber eines Tages, daß die Gottessöhne kamen, um vor den Herrn hinzutreten, und unter ihnen kam auch der Satan.
Job 1:7 Da sprach der Herr zum Satan: "Woher kommst du?" Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Vom Durchschweifen der Erde und vom Umherwandeln auf ihr."
Job 1:8 Da sprach der Herr zum Satan: "Hast du meinen Knecht Job beachtet? Es gibt ja seinesgleichen keinen auf Erden: fromm und recht, gottesfürchtig und dem Bösen fern!"
Job 1:9 Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Ist es umsonst, daß Job Gott fürchtet?
Job 1:10 Umhegst du nicht ihn und sein Haus und alles, was sein ist ringsumher? Segnest du nicht das Werk seiner Hände, und breitet sich nicht sein Besitz im Lande aus?
Job 1:11 Aber strecke einmal deine Hand aus und taste alles, was sein ist, an! Ob er dir dann nicht ins Angesicht flucht?"
Job 1:12 Da sprach der Herr zum Satan: "Wohlan, alles, was sein ist, sei deiner Hand überlassen; nur nach ihm selbst strecke deine Hand nicht aus!" Und der Satan ging weg vom Antlitz des Herrn.
Job 1:13 Da geschah es eines Tages, während seine Söhne und Töchter im Hause ihres erstgeborenen Bruders speisten und Wein tranken,
Job 1:14 daß ein Bote zu Job kam und sprach: "Die Rinder waren beim Pflügen, und die Eselinnen weideten daneben.
Job 1:15 Da fielen Sabäer ein, nahmen sie weg, und die Knechte erschlugen sie mit scharfem Schwert; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden."
Job 1:16 Noch redete dieser, da kam schon ein anderer und sprach: "Feuer Gottes fiel vom Himmel, brannte bei den Schafen und Knechten und verzehrte sie; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden."
Job 1:17 Noch redete dieser, da kam schon ein anderer und sprach: "Kaldäer stellten drei Heerscharen auf, und diese fielen über die Kamele her und nahmen sie weg, und die Knechte erschlugen sie mit scharfem Schwert; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden."
Job 1:18 Noch redete dieser, da kam schon ein anderer und sprach: "Deine Söhne und Töchter speisten und tranken Wein im Hause ihres erstgeborenen Bruders.
Job 1:19 Sieh, da kam ein mächtiger Wind von jenseits der Wüste und stieß an die vier Ecken des Hauses; es stürzte über den Kindern zusammen und sie starben; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden."
Job 1:20 Da erhob sich Job, zerriß sein Gewand, schor sein Haupt, fiel zur Erde nieder, beugte sich anbetend und sprach:
Job 1:21 "Nackt kam ich hervor aus dem Schoß meiner Mutter, und nackt kehre ich dorthin zurück. Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!"
Job 1:22 Bei all dem hat Job nicht gesündigt und gegen Gott nichts Törichtes geäußert.
Hiob Kapitel 2
Job 2:1 Es geschah eines Tages, daß die Gottessöhne kamen, um vor den Herrn hinzutreten, und unter ihnen kam auch der Satan, um vor den Herrn hinzutreten.
Job 2:2 Da sprach der Herr zum Satan: "Woher kommst du?" Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Vom Durchschweifen der Erde und vom Umherwandeln auf ihr."
Job 2:3 Da sprach der Herr zum Satan: "Hast du meinen Knecht Job beachtet? Es gibt ja seinesgleichen keinen auf Erden: fromm und recht, gottesfürchtig und dem Bösen fern. Noch immer hält er fest an seiner Frömmigkeit, und du hast mich vergeblich gegen ihn gereizt, ihn zu verderben."
Job 2:4 Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Haut für Haut! Es gibt doch der Mensch alles, was er hat, für sein Leben hin!
Job 2:5 Aber strecke einmal deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an! Ob er dir dann nicht ins Angesicht flucht?"
Job 2:6 Da sprach der Herr zum Satan: "Wohlan, er sei deiner Hand überlassen; nur sein Leben schone!"
Job 2:7 Und der Satan ging weg vom Antlitz des Herrn und schlug Job mit bösem Geschwür von der Fußsohle bis zu seinem Scheitel.
Job 2:8 Da nahm er sich eine Scherbe, um sich damit zu schaben, während er mitten in der Asche saß.
Job 2:9 Da sprach seine Frau zu ihm: "Hältst du immer noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb!"
Job 2:10 Er aber sprach zu ihr: "Wie eine Törin redet, so redest du. Wenn wir schon das Gute von Gott annehmen, sollen wir das Schlechte nicht auch annehmen?" Bei all dem hat Job mit seinen Lippen nicht gesündigt.
Job 2:11 Da hörten die drei Freunde Jobs von all dem Unglück, das über ihn gekommen war. Und sie kamen, ein jeder von seinem Heimatort: Eliphas, der Temanit, Bildad, der Schuchit, und Zophar, der Naamatit. Sie hatten nämlich gemeinsam ihr Kommen verabredet, ihm Teilnahme zu zeigen und ihn zu trösten.
Job 2:12 Als sie aber von ferne ihre Augen erhoben, erkannten sie ihn nicht wieder. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten laut. Sie zerrissen alle ihr Gewand und streuten Asche über ihre Häupter zum Himmel.
Job 2:13 Sie saßen bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte lang. Keiner sprach ein Wort zu ihm; denn sie sahen, daß sein Schmerz gar groß war.
Hiob Kapitel 3
Job 3:1 Alsdann öffnete Job seinen Mund und verfluchte den Tag seiner Geburt.
Job 3:2 Und Job begann und sprach:
Job 3:3 "Vertilgt sei der Tag, an dem ich geboren, und die Nacht, welche sprach: Empfangen ist ein Mann!
Job 3:4 Jener Tag, er werde Finsternis, nicht möge nach ihm fragen Gott da droben, nicht erglänze über ihm ein lichter Strahl!
Job 3:5 Dunkelheit und Düster sollen ihn belegen, Wolkenmassen über ihm sich lagern! Sie sollen ihn erschrecken gleich den täglich neuen Bitternissen!
Job 3:6 Und jene Nacht, das Dunkel raffe sie hinweg, nicht soll sie sich gesellen zu des Jahres Tagen und nicht gelangen in die Zahl der Monde!
Job 3:7 Ja, jene Nacht sei unfruchtbar, kein Jubel kehre ein in ihr!
Job 3:8 Verwünschen sollen sie die Tagverflucher, die auch imstande sind, den Drachen aufzuwecken!
Job 3:9 Dunkel seien ihrer Dämmerung Sterne; sie harre auf das Licht, jedoch umsonst; sie schaue nicht der Morgenröte Wimpern!
Job 3:10 Weil sie meiner Mutter Leibespforte nicht verschloß und so das Leid verborgen hätte meinen Augen.
Job 3:11 Warum denn starb ich nicht vom Mutterleibe weg, kam aus dem Schoß hervor und schied dahin?
Job 3:12 Weshalb nur kamen Knie mir entgegen, und wozu Brüste, daß ich sog?
Job 3:13 So läge ich nun still und könnte rasten, ich schliefe, alsdann hätt' ich Ruh'
Job 3:14 bei Königen und Ratsherren der Erde, die Grabeskammern sich erbauten,
Job 3:15 oder auch bei Fürsten, reich an Gold, die ihre Häuser angefüllt mit Silber.
Job 3:16 Vielmehr wie die verscharrte Fehlgeburt bestünde ich nicht mehr, wie Kindlein, die das Licht nicht schauten.
Job 3:17 Dort haben Frevler aufgehört zu toben, dort ruhen Krafterschöpfte aus.
Job 3:18 Desgleichen sind Gefangene von Sorgen frei; sie hören nicht die Stimme eines Treibers.
Job 3:19 Klein und groß ist dort beisammen, der Knecht ist ledig seines Herrn.
Job 3:20 Warum schenkt Er dem Elenden das Licht und Leben den mit Bitternis Erfüllten,
Job 3:21 denen, die des Todes harren, doch umsonst, und sehnlicher nach ihm als wie nach Schätzen suchen;
Job 3:22 die Freude hätten bis zum Jubel, frohlockten, wenn ein Grab sie fänden;
Job 3:23 dem Manne, dessen Lebensweg im Dunkel liegt und den Gott ringsum eingeschlossen hat?
Job 3:24 Denn meinem Essen geht voran mein Seufzen, und es ergießt wie Wasser sich mein Klageruf.
Job 3:25 Denn schreckte mich ein Schrecknis, alsdann traf es mich; wovor mir graute, das kam über mich.
Job 3:26 Noch hatte ich nicht Frieden, noch nicht Ruhe, noch keine Rast, da kam schon wieder Ruhelosigkeit."
Hiob Kapitel 4
Job 4:1 Da antwortete Eliphas, der Temanit, und sprach:
Job 4:2 "Wenn man ein Wort an dich versucht, nimmst du es wohl übel? Doch wer vermag das Reden aufzuhalten?
Job 4:3 Siehe, du hast viele unterwiesen und schlaffe Hände stark gemacht;
Job 4:4 dem Strauchelnden halfen deine Worte auf, und wankenden Knien gabst du Kraft.
Job 4:5 Weil es nun an dich herankam, wurdest du verdrossen, weil es dich selber traf, warst du entsetzt.
Job 4:6 Ist deine Gottesfurcht nicht deine Zuversicht? Ist nicht dein frommer Wandel deine Hoffnung?
Job 4:7 Bedenke doch, wer ging je schuldlos unter, und wo sind Redliche vernichtet worden?
Job 4:8 Soviel ich sah, mußte, wer Bosheit pflügte und wer Unheil säte, dies auch ernten.
Job 4:9 Durch Gottes Odem gingen sie zugrunde und schwanden hin durch seines Zornes Hauch.
Job 4:10 Des Löwen Gebrüll, des Leuen Geheul, des Junglöwen Zähne werden zerschlagen.
Job 4:11 Der Löwe geht ein aus Mangel an Raub, und die Jungen der Löwin zerstreuen sich.
Job 4:12 Zu mir hat sich ein Wort gestohlen, und ein Flüstern davon empfing mein Ohr,
Job 4:13 in Grübeleien, verursacht durch Nachtgesichte, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt.
Job 4:14 Schrecken kam über mich und Zittern, Beben erschütterte meine Glieder.
Job 4:15 Ein Geist schwebte an meinem Antlitz vorüber, es sträubte sich jedes Haar meines Leibes.
Job 4:16 Er blieb stehen, doch ich konnte sein Aussehen nicht erkennen, eine Gestalt war vor meinen Augen, ich hörte das Flüstern einer Stimme:
Job 4:17 "Ist wohl ein Mensch gerechter als Gott, oder ist jemand reiner als sein Schöpfer?
Job 4:18 Sieh, selbst seinen Dienern vertraut er nicht, und an seinen Engeln stellt er Mängel fest!
Job 4:19 Gar erst an den Bewohnern von Lehmgehäusen, deren Bestand auf Staub sich gründet! Sie werden schneller zermalmt als eine Motte.
Job 4:20 Zwischen Morgen und Abend werden sie zerschlagen; ohne daß es jemand beachtet, gehen sie für immer zugrunde.
Job 4:21 Wird nicht an ihnen ausgerissen ihr Zeltstrick, daß sie sterben, ohne es zu merken?"
Hiob Kapitel 5
Job 5:1 Rufe nur! Ob jemand dir Antwort gibt? An wen von den Heiligen willst du dich wenden?
Job 5:2 Vielmehr bringt Verbitterung den Toren um, und Leidenschaft tötet den Unerfahrenen.
Job 5:3 Zwar sah ich den Toren Wurzel schlagen, konnte aber gar schnell seine Stätte verhöhnen.
Job 5:4 Fern bleiben seine Kinder dem Wohlergehen, sie werden im Tore zermalmt und haben keinen Retter,
Job 5:5 da seine Ernte ein Hungriger verzehrt und aus den Körben heraus sie wegnimmt, und Durstige lechzen nach seinem Gut.
Job 5:6 Denn nicht aus dem Staube wächst Unheil hervor, und nicht aus der Erde sproßt Mühsal auf,
Job 5:7 sondern der Mensch erzeugt die Mühsal, wie junge Adler, die allzu hoch fliegen.
Job 5:8 Ich aber, ich würde Gott aufsuchen und der Gottheit meine Sache dartun;
Job 5:9 ihm, der Großes und Unerforschliches wirkt, Wundertaten ohne Zahl,
Job 5:10 der Regen spendet über die Erde hin und Wasser sendet über die Fluren.
Job 5:11 Niedrige setzt er an hohe Stellen, und Trauernde erreichen das Heil.
Job 5:12 Er zerbricht die Ränke der Schlauen, daß keinen Erfolg ihre Hände erzielen.
Job 5:13 Weise fängt er trotz ihrer Schlauheit, so daß der Listigen Rat zu voreilig war.
Job 5:14 Bei Tag stoßen sie auf Finsternis, und wie bei Nacht so tasten sie am Mittag.
Job 5:15 So rettet er vor dem Schwert ihres Mundes und aus des Mächtigen Hand den Armen.
Job 5:16 Hoffnung wächst dem Geringen wieder; die Schlechtigkeit muß ihr Maul verschließen.
Job 5:17 Siehe, glücklich der Mensch, den Gott in Zucht nimmt! Verschmähe die Mahnung des Allmächtigen nicht!
Job 5:18 Denn er verwundet und er verbindet; er schlägt, und seine Hände heilen auch.
Job 5:19 In sechs Drangsalen wird er dich retten, in sieben berührt dich kein Leid.
Job 5:20 Im Hunger erlöst er dich vom Tode und im Krieg aus des Schwertes Gewalt.
Job 5:21 Vor der Geißel der Zunge bist du geborgen, brauchst nicht zu bangen, daß Verheerung herannaht.
Job 5:22 Der Verheerung und Hungersnot kannst du spotten, und vor wildem Getier brauchst du nicht dich zu fürchten.
Job 5:23 Denn mit den Steinen des Feldes hast du einen Vertrag, und des Feldes Getier ist dir friedlich gesinnt.
Job 5:24 So wirst du erfahren, daß heil bleibt dein Zelt, du besichtigst dein Heim und wirst nichts vermissen.
Job 5:25 Du wirst erfahren, daß deine Nachkommen zahlreich werden und deine Sprößlinge gleich den Kräutern des Erdreichs.
Job 5:26 Du wirst in vollem Alter zum Grabe gelangen, wie Garbenhaufen zur gegebenen Zeit sich türmen.
Job 5:27 Siehe, das ist es, was wir erforschten; so ist es! Vernimm es, und sei dir dessen bewußt!"
Hiob Kapitel 6
Job 6:1 Da antwortete Job und sprach:
Job 6:2 "Ach, daß mein Kummer gewogen würde und daß man zusammen mein Leid auf die Waage legte!
Job 6:3 Denn nun ist es schwerer als der Sand am Meer; daher gingen meine Worte irre.
Job 6:4 Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir; es trinkt mein Geist ihr Fiebergift; die Schrecknisse Gottes rüsten sich wider mich.
Job 6:5 Schreit etwa der Wildesel bei grünem Gras, oder brüllt das Rind bei seinem Futter?
Job 6:6 Aber kann man Geschmackloses ohne Salz essen, oder steckt Wohlgeschmack im Schleim einer faden Pflanze?
Job 6:7 Mein Empfinden sträubt sich, sie anzurühren; sie gleichen den Mängeln meiner Speise.
Job 6:8 O käme doch, was ich begehre, und gäbe Gott, was ich erhoffe!
Job 6:9 Und möchte doch Gott mich zermalmen, seine Hand zücken und meinen Faden abschneiden!
Job 6:10 So wäre es noch ein Trost für mich, und ich würde aufhüpfen trotz schonungsloser Pein, darob, daß ich des Heiligen Worte nicht verleugnete.
Job 6:11 Was ist meine Kraft, daß ich aushalten könnte, und was meine Endfrist, um Geduld zu bewahren?
Job 6:12 Sind etwa meine Kräfte Felsenkräfte, oder ist mein Fleisch aus Erz gemacht?
Job 6:13 Gibt es in mir denn keine Hilfe mehr für mich, und ist Erfolg mir ganz entzogen?
Job 6:14 Liebe gebührt dem Verzagenden von seinem Freund, und verließe er selbst die Furcht vor dem Allmächtigen.
Job 6:15 Meine Brüder haben mich enttäuscht wie ein Sturzbach, wie die Wasserrinne von Flüssen, die vergehen,
Job 6:16 die trübe sind vom Eis, über denen der Schnee zerschmilzt;
Job 6:17 zur Zeit, da sie ausgebrannt werden, sind sie verschwunden, wenn es heiß wird, sind sie von ihrer Stätte versiegt.
Job 6:18 Sie schlängeln sich die Pfade ihres Laufes, treten in die Wüste ein und hören auf.
Job 6:19 Die Karawanen von Tema halten Ausschau, die Reisezüge von Saba hoffen auf sie.
Job 6:20 Sie werden zuschanden, weil sie vertrauten, sie kommen dorthin und sind enttäuscht.
Job 6:21 So seid ihr für mich jetzt geworden; ihr habt ein Schrecknis geschaut und fürchtet euch.
Job 6:22 Habe ich etwa gesagt: "Gebt mir und zahlt für mich von eurem Vermögen,
Job 6:23 rettet mich aus der Hand des Bedrängers und kauft mich los aus der Hand der Tyrannen"?
Job 6:24 Lehrt mich, und ich werde schweigen, und laßt mich wissen, worin ich gefehlt!
Job 6:25 Wie könnten offene Reden verletzen, und was kann euer Tadel rügen?
Job 6:26 Gedenkt ihr, Worte zu tadeln, und sind des Verzweifelten Reden für den Wind?
Job 6:27 Ihr würdet das Los selbst über ein Waisenkind werfen und auch euren Freund verschachern.
Job 6:28 Nun aber gebt nach, wendet euch mir zu, ich will euch nicht ins Angesicht lügen!
Job 6:29 Bekehrt euch doch, daß kein Unrecht geschieht! Bekehrt euch; noch bin ich hierin im Recht.
Job 6:30 Ist denn ein Unrecht auf meiner Zunge, oder merkt mein Gaumen das Schlechte nicht?
Hiob Kapitel 7
Job 7:1 Ist nicht ein Frondienst dem Menschen auf Erden auferlegt, und gleichen nicht seine Tage eines Lohnarbeiters Tagen?
Job 7:2 Wie ein Knecht, der nach Schatten lechzt, und wie ein Arbeiter, der seines Lohnes harrt,
Job 7:3 so bekam ich als Anteil Monde des Unheils, und Nächte der Mühsal hat man mir zugeteilt.
Job 7:4 Lege ich mich nieder, so denke ich: "Wann kann ich aufstehn?" und sooft es dunkelt, bin ich mit Unrast gesättigt, bis der Morgen graut.
Job 7:5 Mein Leib ist umkleidet mit Maden und Krusten von Staub, meine Haut schrumpft und näßt.
Job 7:6 Meine Tage eilen schneller vorüber als ein Weberschifflein und schwinden dahin ohne Hoffnung.
Job 7:7 Bedenke, daß nur ein Hauch ist mein Leben, nie mehr wird mein Auge Glück erschauen!
Job 7:8 Nimmer wird mich erblicken das Auge sehender Menschen; richtest du deine Augen auf mich, dann bin ich nicht mehr.
Job 7:9 Eine Wolke schwindet und zieht von dannen; so kommt, wer hinabstieg zum Reiche der Toten, nicht wieder empor.
Job 7:10 Nie wieder kehrt er zurück in sein Haus, und seine Stätte gewahrt ihn nicht mehr.
Job 7:11 So will denn auch ich meinem Munde nicht wehren, will reden in meines Geistes Bedrängnis, will klagen in meiner Seele Betrübnis!
Job 7:12 Bin ich ein Meer oder ein Seeungeheuer, da du wider mich eine Wache aufstellst?
Job 7:13 Wenn ich dachte: "Mein Bett soll mich trösten, meine Ruhestatt soll meinen Jammer mittragen",
Job 7:14 dann ängstigtest du mich mit Träumen und erschrecktest mich mit Wahnbildern.
Job 7:15 Meine Seele möchte lieber ersticken, lieber den Tod als diese meine Schmerzen.
Job 7:16 Ich schwinde dahin; nicht für ewig werde ich leben. Laß ab von mir, denn meine Tage sind eitel Dunst!
Job 7:17 Was ist der Mensch, daß groß du ihn achtest und deinen Sinn auf ihn richtest?
Job 7:18 Daß du alle Morgen ihn heimsuchst, ihn prüfst jeden Augenblick?
Job 7:19 Wie lange schon schaust du von mir nicht mehr weg, läßt nicht so lange mich frei, bis den Speichel ich schlucke!
Job 7:20 Selbst wenn ich gesündigt, was kann ich dir damit antun, du Hüter der Menschen? Warum stellst du mich dir als Zielscheibe auf, und wurde ich dir zur Last?
Job 7:21 Warum vergibst du nicht meine Verfehlung, läßt du nicht nach meine Schuld? Denn alsdann könnt' ich im Staube mich betten, und suchtest du mich, so wäre ich nicht mehr."
Hiob Kapitel 8
Job 8:1 Da antwortete Bildad, der Schuchit, und sprach:
Job 8:2 "Wie lang noch willst du solche Reden führen, sind starker Wind die Worte deines Mundes?
Job 8:3 Beugt etwa Gott das Recht, oder beugt der Allmächtige die Gerechtigkeit?
Job 8:4 Wenn deine Söhne wider ihn gefehlt, so gab er sie der Gewalt ihres Frevels preis.
Job 8:5 Wenn du jedoch mit Eifer nach Gott suchst und zum Allmächtigen um Gnade flehst,
Job 8:6 wenn rein und recht du bist, dann wird er wachen über dich und stellt die Wohnung, die dir zusteht, wieder her.
Job 8:7 Dann war dein früherer Besitz nur eine Kleinigkeit, dein späterer wird jedoch riesig groß.
Job 8:8 Ja, frage nur das frühere Geschlecht und trachte auf Erforschung seiner Väter!
Job 8:9 Denn wir sind nur von gestern, und wir wissen nichts, weil bloßer Schatten unsere Tage sind auf Erden.
Job 8:10 Sind sie es nicht, die dich belehren, die zu dir sprechen und aus ihrem Herzen Worte äußern?
Job 8:11 Wächst ohne Sumpf das Schilfrohr hoch, sproßt Binse ohne Wasser auf?
Job 8:12 Wenn es noch in Blüte steht, nicht schnittreif ist, verwelkt es schon vor allem Gras.
Job 8:13 So ist das Ende aller Gottvergessenen, die Hoffnung eines Frevlers wird zunichte,
Job 8:14 dessen Zuversicht ein Spinngewebe ist, und dessen Vertrauen ein Spinnennetz.
Job 8:15 Verläßt er sich auf sein Haus, so hält es nicht stand, und klammert er sich daran, so bleibt es nicht stehen.
Job 8:16 Zwar grünt er saftig vor der Sonne, und über seinen Garten hinaus verläuft sein Gezweig;
Job 8:17 über den Wall verflechten sich seine Wurzeln, und am Gestein halten sie sich fest.
Job 8:18 Aber tilgt Er ihn aus von seiner Stätte, so verleugnet sie ihn: "Ich sah dich nie!"
Job 8:19 Schau, das ist der Zerfall seiner Laufbahn, und andere sprießen vom Staube auf! -
Job 8:20 Sieh, Gott verschmäht den Frommen nicht und ergreift nicht die Hand der Übeltäter!
Job 8:21 Er wird deinen Mund noch mit Lachen erfüllen und deine Lippen mit Jubel.
Job 8:22 Dann müssen deine Hasser in Schmach sich kleiden, und das Zelt der Frevler wird nicht mehr bestehen."
Hiob Kapitel 9
Job 9:1 Da antwortete Job und sprach:
Job 9:2 "Wahrhaftig, ich weiß, daß es so ist; wie wäre ein Mensch im Recht gegenüber Gott!
Job 9:3 Wenn er rechten wollte mit ihm, er könnte von tausend Fragen nicht eine beantworten.
Job 9:4 Weisen Sinnes und gewaltig an Kraft -, wer dürfte ihm trotzen und bliebe heil?
Job 9:5 Er ist es, der Berge versetzt, ohne daß sie es merken, der in seinem Zorne sie umstürzt,
Job 9:6 der die Erde erschüttert aus ihrer Lage, so daß ihre Säulen erzittern,
Job 9:7 der zur Sonne spricht, und sie strahlt nicht auf, und die Sterne unter Siegel verschließt;
Job 9:8 der den Himmel ausspannt, ganz allein, und über die Wogen des Meeres schreitet,
Job 9:9 der das Sternbild des Löwen erschuf sowie den Orion, das Siebengestirn und die Kammern des Südens,
Job 9:10 der große Werke schuf, ganz unerforschlich, und Wunderdinge ohne Zahl.
Job 9:11 Zieht er an mir vorüber, so sehe ich ihn nicht, gleitet er vorbei, so merke ich ihn nicht.
Job 9:12 Rafft er hinweg, wer kann ihm wehren? Wer kann zu ihm sagen: "Was tust du da?"
Job 9:13 Gott hält seinen Zorn nicht zurück; unter ihm beugten sich auch Rahabs Helfer.
Job 9:14 Wie könnte gar erst ich ihm erwidern, prüfte ich auch meine Worte an ihn!
Job 9:15 Sogar wenn ich recht habe, weiß ich nichts zu erwidern, muß vielmehr meinen Richter um Gnade bitten.
Job 9:16 Wollte ich rufen, gäbe er mir Antwort? Ich glaube nicht, daß er hörte auf meine Stimme!
Job 9:17 Er, der im Sturm mich niedertritt und grundlos meine Wunden vermehrt,
Job 9:18 der nimmer mich zu Atem kommen läßt, vielmehr mit Bitternis mich sättigt.
Job 9:19 Geht es um die Kraft des Stärkeren, dann wohlan! Geht es aber um das Recht, wer lädt mich vor Gericht?
Job 9:20 Wäre ich auch im Recht, würde mein eigener Mund mich schuldig sprechen; wäre ich schuldlos, könnte er doch mich ins Unrecht setzen.
Job 9:21 Unschuldig bin ich! Ich nehme auf mich keine Rücksicht! Ich verachte mein Leben!
Job 9:22 Es ist einerlei! Darum sage ich frei: Den Schuldlosen und den Frevler vernichtet er!
Job 9:23 Wenn die Geißel plötzlich tötet, spottet er über der Schuldlosen Angst.
Job 9:24 Die Erde ist in Frevlerhand gegeben, das Antlitz ihrer Richter deckt er zu. Wenn er es nicht ist, wer dann?
Job 9:25 Rascher eilen meine Tage als ein Läufer; sie fliehen dahin, ohne Glück zu schauen,
Job 9:26 gleiten vorbei wie Kähne aus Schilf, gleich dem Adler, der auf die Beute stößt.
Job 9:27 Wenn ich denke: ich will meine Klage vergessen, meine Miene ändern und heiter blicken,
Job 9:28 so graut mir schon wieder vor all meinen Schmerzen; ich weiß, daß du mich nicht für schuldlos erklärst.
Job 9:29 Ich muß nun einmal schuldig sein! Warum soll ich mich denn vergeblich bemühen?
Job 9:30 Hätte ich mich auch in Schnee gewaschen und meine Hände mit Lauge gesäubert,
Job 9:31 dann würdest du doch in den Kot mich tauchen, daß sogar mein Gewand mich verabscheuen würde.
Job 9:32 Denn du bist kein Mensch gleich mir, dem ich Antwort stehen könnte, so daß wir gemeinsam vor Gericht hinträten.
Job 9:33 O daß es doch zwischen uns einen Schiedsrichter gäbe, der seine Hand auf uns beide legte! -
Job 9:34 Er nehme von mir seine Zuchtrute weg, und sein Schrecken soll mich ferner nicht ängstigen!
Job 9:35 Ich möchte doch reden, ohne ihn zu fürchten; denn ich selbst habe dazu keinen Grund!
Hiob Kapitel 10
Job 10:1 Zum Ekel ist mein Leben mir; so laß ich meinem Jammer freien Lauf; reden will ich in meiner Seele Bitternis!
Job 10:2 Ich sage zu Gott: Sprich mich nicht schuldig! Laß mich wissen, warum du mir feind bist!
Job 10:3 Ist es ein Nutzen für dich, daß Gewalt du verübst, daß du das Werk deiner Hände verwirfst und strahlend erscheinst ob dem Plane der Frevler?
Job 10:4 Hast du Augen von Fleisch, oder siehst du nur, wie ein Mensch sieht?
Job 10:5 Gleichen deine Tage den Tagen eines Menschen oder deine Jahre den Tagen eines Mannes,
Job 10:6 so daß du nach einer Schuld an mir suchst und nach einer Sünde forschest an mir,
Job 10:7 obwohl du doch weißt, daß ich schuldlos bin und keiner aus deiner Hand mich entreißt?
Job 10:8 Deine Hände bildeten und formten mich gänzlich ringsum, und du willst mich vernichten?
Job 10:9 Gedenke, daß du wie Ton mich geformt hast und zum Staub mich wiederum wandelst!
Job 10:10 Ließest du nicht wie Milch mich gerinnen und wie Käse mich fest werden?
Job 10:11 Mit Haut und Fleisch hast du mich umkleidet, mit Knochen und Sehnen mich zusammengewebt.
Job 10:12 Leben und Huld hast du mir geschenkt, und deine Fürsorge hat meinen Odem bewacht.
Job 10:13 Und doch verbirgst du dieses in deinem Herzen, ich weiß, daß du folgendes vorhast:
Job 10:14 Wenn ich sündigen würde, gäbest du auf mich acht und sprächest von meiner Schuld mich nicht rein.
Job 10:15 Würde ich Unrecht verüben, dann wehe mir, und bliebe ich gerecht, so dürfte ich doch mein Haupt nicht erheben, gesättigt mit Schmach und mein Elend betrachtend.
Job 10:16 Und wenn es doch sich erheben würde, jagtest du mich wie ein Löwe, und zeigtest wieder an mir deine unbegreifliche Macht.
Job 10:17 Du stelltest mir neue Zeugen entgegen und mehrtest wider mich deinen Ingrimm, Mühsal um Mühsal gegen mich.
Job 10:18 Warum denn ließest du mich aus dem Mutterschoß kommen? Ich wäre gestorben, ohne daß ein Auge mich sah.
Job 10:19 Wie nie gewesen, so wäre ich dann, vom Mutterleib weg zum Grabe gebracht.
Job 10:20 Sind nicht gar kurz meines Lebens Tage? Laß ab von mir, damit ich ein wenig noch froh sein kann,
Job 10:21 bevor ich dahingehe, ohne wiederzukehren, ins Land der Finsternis und Dunkelheit,
Job 10:22 ins Land der Düsternis wie schwarze Nacht, der Dunkelheit ohne geregelten Wechsel der Tageszeiten, wo aufleuchtender Morgen der schwarzen Nacht gleicht."
Hiob Kapitel 11
Job 11:1 Da antwortete Zophar, der Naamatit, und sprach:
Job 11:2 "Soll der Wortschwall keine Antwort bekommen, oder soll der Schwätzer rechtbehalten?
Job 11:3 Kann dein Gerede Männer zum Schweigen bringen, und darfst du spotten, ohne daß dich einer beschämt?
Job 11:4 So sagst du: "Meine Lehre ist lauter", und: "Makellos blieb ich vor deinen Augen."
Job 11:5 Allein, möchte doch Gott einmal reden und seine Lippen wider dich auftun
Job 11:6 und dir der Weisheit Geheimnisse künden: daß wie Wunder sie sind für den klugen Verstand! Dann versuche zu wissen, daß Gott dir Vergessen gewährt von deiner Schuld!
Job 11:7 Die Tiefen Gottes willst du finden oder bis zur Grenze des Allmächtigen dringen?
Job 11:8 Höher als der Himmel ist sie; was kannst du da machen? Tiefer als die Unterwelt, was kannst du da wissen?
Job 11:9 Länger als die Erde an Maß und breiter als das Meer!
Job 11:10 Wenn er vorüberfährt und in Haft nimmt und der Gerichtsversammlung überliefert, wer kann ihn dann abwenden?
Job 11:11 Er kennt ja die Übeltäter, sieht das Unrecht und achtet darauf!
Job 11:12 Ist doch gar tollkühn ein Hohlkopf, und als Wildeselfüllen wird der Mensch geboren.
Job 11:13 Wenn du selbst dein Herz in Ordnung bringst und zu ihm deine Hände ausbreitest -
Job 11:14 wenn Unrecht klebt an deiner Hand, entferne es, und Schlechtigkeit laß nicht in deinem Zelte wohnen! -
Job 11:15 ja, dann kannst du makellos dein Angesicht erheben, kannst fest dastehn und brauchst dich nicht zu fürchten.
Job 11:16 Ja, dann wirst du die Trübsal vergessen; gleichwie an Wasser, die vorübergingen, wirst du daran denken.
Job 11:17 Noch heller als der Mittag erhebt sich dein Leben, und Dunkelheit wird wie der Morgen sein.
Job 11:18 Du kannst vertrauen, daß noch Hoffnung ist, und wohlgeborgen schlafen, sobald du es begehrst.
Job 11:19 Du kannst dich lagern, ohne daß dich jemand aufschreckt; vielmehr bemühen viele sich um deine Gunst.
Job 11:20 Jedoch der Frevler Augen werden matt, jede Zuflucht schwindet ihnen, und ihre Hoffnung ist der Seele Seufzen."
Hiob Kapitel 12
Job 12:1 Da antwortete Job und sprach:
Job 12:2 "Wahrhaftig, ja, ihr seid ein (besonderes) Volk, und mit euch stirbt die Weisheit aus! -
Job 12:3 Auch ich besitze Verstand wie ihr, ich falle nicht ab im Vergleich mit euch, und wer wüßte denn folgendes nicht:
Job 12:4 Zum Gelächter für seinen Nächsten wird, wer Gott anruft, er solle ihm antworten; zum Gelächter wird der Gerechte, der schuldlos ist.
Job 12:5 Zum Verderben gereicht Mißachtung der Glätte; wer sicher steht, bietet denen Halt, deren Fuß wankt.
Job 12:6 Bleiben ungestört der Gewaltmenschen Zelte, sind in Sicherheit jene, die Gott erzürnen, die doch Gott seiner strafenden Hand überliefert hat? -
Job 12:7 Doch frage die Tiere, daß sie dich lehren, die Vögel des Himmels, daß sie es dir künden!
Job 12:8 Oder betrachte die Erde, daß sie dich lehre, und die Fische des Meeres erzählen es dir!
Job 12:9 Wer wüßte nicht unter diesen allen, daß die Hand des Herrn dies erschuf,
Job 12:10 in dessen Hand aller Lebendigen Seele ruht und jedes Menschenleibes Geist?
Job 12:11 Darf nicht das Ohr die Worte prüfen, wie der Gaumen die Speise verkostet?
Job 12:12 Steckt wirklich in Greisen Weisheit, und ist langes Leben gleich Einsicht?
Job 12:13 Bei ihm ist Weisheit und Stärke, sein ist der Rat und die Einsicht!
Job 12:14 Sieh, er reißt nieder, und man baut nicht mehr auf; er schließt jemand ein, und man öffnet nicht mehr.
Job 12:15 Sieh, er hält das Wasser zurück, und es versiegt; doch er sendet es aus, und es verwüstet die Erde.
Job 12:16 Bei ihm ist Macht und Klugheit; sein ist, wer irrt und wer irreführt.
Job 12:17 Er läßt entblößten Fußes Ratsherren gehen, und als Toren stellt er Richter hin.
Job 12:18 Die Fessel der Könige löst er auf und bindet den Hüftschurz um ihre Lenden.
Job 12:19 Er läßt entblößten Fußes Priester gehen und stürzt alte Geschlechter.
Job 12:20 Bewährten Rednern entzieht er das Wort, und Urteilskraft nimmt er den Ältesten weg.
Job 12:21 Er gießt Verachtung über Vornehme aus und lockert den Gürtel der Starken.
Job 12:22 Er enthüllt die Tiefen der Dunkelheit, und die Finsternis führt er ans Licht.
Job 12:23 Er läßt Völker groß werden und tilgt sie aus, er zerstreut Völker und lenkt sie.
Job 12:24 Er beraubte des Mutes die Häupter des einheimischen Volkes und ließ sie irren in wegloser Wüste.
Job 12:25 Sie tasteten im Dunkel und ohne Licht, und er ließ sie umherirren wie Betrunkene.
Hiob Kapitel 13
Job 13:1 Seht, all das hat mein Auge geschaut, mein Ohr gehört und sich gemerkt!
Job 13:2 Wieviel ihr wißt, weiß auch ich; nicht falle ich ab im Vergleich mit euch.
Job 13:3 Aber ich will zum Allmächtigen sprechen, zu rechten mit Gott ist mein Begehr.
Job 13:4 Ihr aber seid nur Lügenvermehrer, untaugliche Ärzte ihr alle!
Job 13:5 O daß ihr endlich schweigen wolltet; das wäre an euch ein Zeichen von Weisheit!
Job 13:6 Hört doch meine Beweisführung an, und merkt auf die Streitreden meiner Lippen!
Job 13:7 Wollt ihr Falsches reden Gott zulieb und zu seinen Gunsten Täuschung reden?
Job 13:8 Wollt ihr für ihn Partei ergreifen oder zu Gunsten Gottes den Streit führen?
Job 13:9 Ginge es gut, wenn er euch ins Verhör nähme, oder könnt ihr ihn täuschen, wie man Menschen täuscht?
Job 13:10 Nein, zurechtweisen würde er euch, wenn ihr heimlich parteiisch sein wolltet.
Job 13:11 Würde seine Hoheit euch nicht erschrecken und der Schrecken vor ihm auf euch fallen?
Job 13:12 Eure Lehrsätze sind nur Sprüche aus Staub, und eure Antworten sind Antworten aus Lehm.
Job 13:13 Schweigt still vor mir, damit ich reden kann, und es mag kommen über mich, was kommen mag!
Job 13:14 Ich verteidige meine Person und setze mein Leben aufs Spiel!
Job 13:15 Mag er mich töten; ich harre seiner! Doch meinen Wandel verfecht' ich vor seinem Angesicht.
Job 13:16 Schon das wird mir zur Hilfe dienen, da ein Gottloser nicht vor sein Angesicht kommt.
Job 13:17 Höret, höret meine Rede und was ich erkläre vor euren Ohren!
Job 13:18 Seht her, ich bringe den Rechtsfall vor; ich weiß, ich bin doch im Recht!
Job 13:19 Wo ist er, der mein Prozeßgegner ist? Wohlan, jetzt bin ich still und sterbe!
Job 13:20 Zwei Dinge nur tu mir nicht an, dann werde ich mich nicht vor dir verbergen:
Job 13:21 Deine strafende Hand entferne von mir, und dein Schrecken soll mich nicht ängstigen!
Job 13:22 Dann rufe, und ich will Rede stehen, oder ich rede, und du antworte mir!
Job 13:23 Wie viele sind meiner Vergehen und Sünden? Meine Verschuldung und Sünde laß mich wissen!
Job 13:24 Warum verbirgst du dein Antlitz und hältst mich für deinen Feind?
Job 13:25 Willst du ein verwehtes Blatt hetzen und herjagen hinter dürren Stoppeln,
Job 13:26 da du mir Bitternisse verbriefst und meiner Jugend Sünden mir zuteilst,
Job 13:27 so daß du in den Block meine Füße legst und alle meine Pfade bewachst, über meine Fußsohlen deine Zeichen einritzest?
Job 13:28 Dieser da zerfällt wie vom Wurm Zerfressenes, wie ein Kleid, das die Motte zernagt hat.
Hiob Kapitel 14
Job 14:1 Der Erdenmensch, vom Weib geboren, an Tagen arm und unruhvoll,
Job 14:2 geht gleich der Blume auf und welkt, flieht wie ein Schatten und besteht nicht lang.
Job 14:3 Gleichwohl hältst du über ihm dein Auge offen und führst mich vor Gericht mit dir.
Job 14:4 O könnte vom Befleckten doch ein Reiner stammen! Jedoch, kein einziger!
Job 14:5 Wenn schon bestimmt sind seine Tage und bei dir liegt seiner Monde Zahl und seine Grenze du gesetzt hast, daß er sie nicht überschreite,
Job 14:6 so blicke weg von ihm, damit er weiterlebe, bis daß er wie ein Tagelöhner seinen Tag gedient hat!
Job 14:7 Denn für den Baum besteht noch eine Hoffnung; ist er gefällt, so treibt er wieder neu, und nicht geht ihm sein Nachwuchs aus.
Job 14:8 Wenn in der Erde seine Wurzel altert und sein Stumpf im Boden stirbt,
Job 14:9 vom Dunst des Wassers sproßt er wieder, und wie ein Setzling treibt er Zweige.
Job 14:10 Doch stirbt ein Mann, so bleibt er kraftlos, stirbt ein Mensch, wo ist er dann?
Job 14:11 Die Wasser schwinden aus dem See, der Strom vertrocknet und versiegt.
Job 14:12 Der Mensch legt sich zur Ruhe und steht nicht mehr auf. Sie werden nicht erwachen, bis der Himmel schwindet, und aus ihrem Schlaf nicht aufgeweckt.
Job 14:13 O daß du mich im Totenreiche bärgest, mich verstecktest, bis dein Zorn vorüber, eine Frist mir setztest und dann mein gedächtest!
Job 14:14 Wenn ein Mensch verscheidet, wird er etwa wieder lebendig? Alle Tage meines Frondienstes wollte ich harren, bis meine Ablösung käme!
Job 14:15 Dann würdest du rufen, und ich würde dir antworten; nach dem Gebilde deiner Hände würdest du dich sehnen.
Job 14:16 Ja, dann würdest du meine Schritte zählen, nicht würdest du achthaben auf meinen Fehltritt;
Job 14:17 versiegelt wie in einem Beutel wäre meine Missetat, und meine Schuld würdest du zudecken.
Job 14:18 Jedoch ein stürzender Berg zerschellt, ein Felsen rückt von seiner Stätte;
Job 14:19 Steine zerreibt das Wasser, Platzregen spült das Erdreich fort; so hast du die Hoffnung des Menschen zunichte gemacht.
Job 14:20 Du bezwingst ihn für immer, und so geht er dahin; du entstellst sein Antlitz und schickst ihn von hinnen.
Job 14:21 Ob seine Söhne geehrt sind, er weiß es nicht, ob verachtet, er kümmert sich nicht um sie.
Job 14:22 Gerade noch, daß sein Leib an ihm selber leidet, und daß seine Seele über ihn selbst trauert."
Hiob Kapitel 15
Job 15:1 Da antwortete Eliphas, der Temanit, und sprach:
Job 15:2 "Gibt ein Weiser windiges Wissen zur Antwort und bläht seine Brust mit Ostwind auf,
Job 15:3 um zu rechten mit Reden, die nichts taugen, und mit Worten, worin kein Nutzen liegt?
Job 15:4 Du wagst sogar, die Gottesfurcht zu verletzen, und schmälerst die Besinnung vor Gott!
Job 15:5 Denn deine Schuld unterweist deinen Mund; die Sprache der Listigen hast du erwählt.
Job 15:6 Es verurteilt dich dein eigener Mund, nicht ich; deine eigenen Lippen zeugen wider dich.
Job 15:7 Wardst du als Erster der Menschen geboren, noch vor den Hügeln hervorgebracht?
Job 15:8 Hast du gelauscht im Rate Gottes und die Weisheit an dich gerafft?
Job 15:9 Was weißt denn du, das wir nicht wüßten; was verstehst du, das uns unbekannt wäre?
Job 15:10 Manch Ergrauter und Greis ist unter uns, der älter ist als dein Vater.
Job 15:11 Galten die Tröstungen Gottes dir zu wenig, ein Wort, das sanft mit dir verfuhr?
Job 15:12 Wie reißt doch dein Herz dich fort, und wie rollen deine Augen,
Job 15:13 da gegen Gott deinen Zorn du wendest und Worte aus deinem Munde stößest!
Job 15:14 Was ist der Mensch, daß er rein wäre und im Recht sein könnte ein Weibgeborener?
Job 15:15 Sieh, selbst seinen Heiligen traut er nicht, und der Himmel ist nicht rein vor ihm!
Job 15:16 Nun gar ein Unreiner und Verderbter, ein Mensch, der Missetaten wie Wasser schluckt!
Job 15:17 Ich will dich belehren, höre mir zu, und was ich geschaut, das will ich erzählen!
Job 15:18 Was Weise berichtet haben, und zwar - sie verhehlten es nicht - als Überlieferung ihrer Väter.
Job 15:19 Ihnen war noch allein das Land gegeben, und kein Fremder ging unter ihnen einher:
Job 15:20 Der Frevler bebt in Ängsten all seine Lebenstage, und die Zahl der Jahre ist dem Tyrannen verborgen.
Job 15:21 Schreckenslärm hallt ihm ins Ohr, mitten im Frieden kommt über ihn der Verwüster.
Job 15:22 Er kann nicht vertrauen, aus dem Dunkel wieder umzukehren, sondern ist ausersehen für das Schwert.
Job 15:23 Er irrt umher nach Brot, wo er es finde; er erkennt, daß nur der Tag des Dunkels in seiner Hand festsitzt.
Job 15:24 Drangsal und Bedrängnis erschrecken ihn; sie überwältigen ihn wie ein König, der bereit ist zum Angriff.
Job 15:25 Denn er hat seine Hand gegen Gott ausgestreckt und wider den Allmächtigen sich erkühnt.
Job 15:26 Halsstarrig rannte er an gegen ihn mit der dicken Wölbung seiner Schilde.
Job 15:27 Ja, er hat sein Gesicht mit Fett überzogen und Speck angesetzt an der Lende.
Job 15:28 Er siedelte in zerstörten Städten, in unbewohnbaren Häusern, die als Ruinen gekennzeichnet waren.
Job 15:29 Er wird nicht reich, und keinen Bestand hat seine Habe; er sendet keine Wurzel ins Erdreich aus.
Job 15:30 Er kann dem Dunkel nicht entweichen; seinen Sprößling versengt die Flamme, und er verschwindet beim Hauch Seines Mundes.
Job 15:31 Er vertraue nicht auf Trug, von dem er irregeführt ist; denn als Trug wird sein Erwerb sich erweisen!
Job 15:32 Zur Unzeit wird er am Ende sein, und sein Palmzweig wird nicht ergrünen.
Job 15:33 Gleich dem Weinstock verschleudert er unreife Trauben, gleich dem Ölbaum wirft er seine Blüten ab.
Job 15:34 Ja, unfruchtbar bleibt des Gottlosen Rotte, und Feuer verzehrt die Zelte der Bestechung.
Job 15:35 Unheilschwanger gebären sie Unrecht, und Trug ist, was hervorbringt ihr Schoß."
Hiob Kapitel 16
Job 16:1 Da antwortete Job und sprach:
Job 16:2 "Dergleichen habe ich schon viel gehört, quälende Tröster seid ihr alle.
Job 16:3 Ist nun ein Ende der windigen Worte, oder was sonst reizte zur Antwort dich?
Job 16:4 Auch ich könnte reden wie ihr, wenn ihr an meiner Stelle wäret! Ich könnte mit Worten über euch lärmen und meinen Kopf über euch schütteln.
Job 16:5 Ich würde euch ermutigen mit meinem Munde, und Beileid würde meine Lippen mäßigen.
Job 16:6 Wenn ich nun reden will, hört doch mein Schmerz nicht auf, und laß ich es, wird dann er etwa von mir weichen?
Job 16:7 Fürwahr, jetzt hat Er (Gott) mich zermürbt! Verwüstet hast du meinen ganzen Freundeskreis, so daß er herfiel über mich.
Job 16:8 Als Zeuge gegen mich trat auf und erhob sich mein Verleumder; er widersprach mir ins Gesicht.
Job 16:9 Sein Zorn zerfleischte und bekriegte mich, er knirschte wider mich in seinem Zorn, mein Gegner schärfte seine Augen gegen mich.
Job 16:10 Sie sperrten wider mich den Mund auf, schlugen mich zum Hohne auf die Wangen, scharten sich zusammen gegen mich.
Job 16:11 Gott gab mich dem Übeltäter preis, er stürzte mich in Frevlerhände.
Job 16:12 Als ich in Ruhe lebte, scheuchte er mich auf, packte mich im Nacken und schmetterte mich nieder; er machte mich zu seinem Angriffsziel.
Job 16:13 Ringsum schwirrten seine Pfeile wider mich; er spaltete mir schonungslos die Nieren und goß zur Erde meine Galle aus.
Job 16:14 Bresche über Bresche brach er mir, stürmte wie ein Krieger gegen mich.
Job 16:15 Da nähte ich ein Trauerkleid um meine Haut und beugte meine Stirne in den Staub.
Job 16:16 Mein Antlitz ist vom Weinen rot, und Dunkel ruht auf meinen Wimpern,
Job 16:17 obwohl an meinen Händen keine Untat klebt und makellos ist mein Gebet.
Job 16:18 Verdecke nicht mein Blut, o Erde, und ohne Ruhestatt sei mein Hilferuf!
Job 16:19 Nun aber, seht, im Himmel ist mein Zeuge und in den Höhen mein Verteidiger!
Job 16:20 Wenn meine Freunde mich verspotten, schaut mein Auge tränend auf zu Gott.
Job 16:21 Er schlichte eines Mannes Streit mit Gott und zwischen Mensch und Mensch!
Job 16:22 Denn nur noch wenig Jahre werden kommen, so schreite ich den Pfad, den man nicht wiederkehrt.
Hiob Kapitel 17
Job 17:1 Mein Geist ist verwirrt, meine Tage sind ausgelöscht, Gräber mein Anteil.
Job 17:2 Wahrlich, nur Spott begleitet mich, und in Bitternissen verweilt mein Auge!
Job 17:3 Hinterlege du Bürgschaft für mich bei dir! Wer sonst könnte mein Bürge wohl sein?
Job 17:4 Denn du verschlossest ihr Herz der Einsicht; daher wirst du sie nicht hochkommen lassen.
Job 17:5 Für das Erbe muß er andere melden, doch die Augen der eigenen Kinder verschmachten. -
Job 17:6 Und mich stellte er hin zum Gespött für die Leute, ich ward zu einem, dem man ins Angesicht spuckt.
Job 17:7 Mein Auge wurde vor Kummer trüb, und meine Glieder alle gleichen dem Schatten.
Job 17:8 Die Rechtschaffenen sind entsetzt darob, und der Schuldlose erregt sich über den Frevler.
Job 17:9 Doch soll der Gerechte an seinem Wandel festhalten und, wer reine Hände hat, standhaft bleiben!
Job 17:10 Ihr alle jedoch, kehrt um und kommt her, wenn ich auch unter euch keinen Weisen finde!
Job 17:11 Meine Tage rinnen hin, meine Pläne reißen ab, meine Herzenswünsche!
Job 17:12 Nacht fügt man an den Tag, Licht nähert sich dem Dunkel.
Job 17:13 Nimmer hoff' ich! Das Totenreich wird meine Wohnung, im Dunkel breite ich mein Lager aus.
Job 17:14 Der Grube ruf' ich zu:"Mein Vater du!", "Meine Mutter und Schwester!" den Würmern.
Job 17:15 Wo ist denn alsdann meine Hoffnung, und meine Erwartung, wer kann sie erschauen?
Job 17:16 Steigen sie gesondert hinunter zur Unterwelt, oder sinken vereint wir zum Staube hinab?"
Hiob Kapitel 18
Job 18:1 Da atwortete Bildad, der Schuchit, und sprach:
Job 18:2 "Wann endlich macht ihr Schluß mit Reden? Nehmt Einsicht an, und hernach reden wir!
Job 18:3 Warum sind wir wie Vieh geachtet, gelten wir vor euch als unrein?
Job 18:4 Du, der sich selbst zerfleischt in seinem Zorn, soll deinetwegen wohl die Erde sich entvölkern, der Felsen weichen von seiner Stelle?
Job 18:5 Gleichwohl, des Frevlers Licht erlischt; die Flamme seines Feuers strahlt nicht auf.
Job 18:6 Das Licht in seinem Zelt wird dunkel, und seine Lampe über ihm erlischt.
Job 18:7 Seine festen Schritte werden eingeengt, sein eigenes Planen bringt ihn zu Fall.
Job 18:8 Denn mit seinen Füßen gerät er in das Netz, und über Flechtwerk schreitet er dahin.
Job 18:9 Das Klappnetz faßt ihn an der Ferse, die Schlinge hält ihn fest.
Job 18:10 Verborgen liegt für ihn der Fangstrick in der Erde, und am Pfad für ihn die Falle.
Job 18:11 Ringsum ängstigen ihn Schrecken und hetzen seinen Fuß.
Job 18:12 Hungrig wird sein Unrecht werden, und Unglück steht bereit zu seinem Sturz.
Job 18:13 Es frißt die Glieder seines Leibes; seine Glieder frißt der Erstgeborene des Todes.
Job 18:14 Ausgerissen wird aus seinem Zelte seine Zuversicht, und es treibt ihn fort zum Könige der Schrecken.
Job 18:15 Es läßt sich etwas nieder auf sein Zelt, das nicht mehr ihm gehört. Schwefel wird gestreut auf seine Wohnstatt.
Job 18:16 Von unten dorren seine Wurzeln, und von oben welkt sein Zweig.
Job 18:17 Sein Angedenken schwindet von der Erde, kein Nachruhm bleibt ihm mehr im Lande.
Job 18:18 Man stößt ihn aus dem Licht hinaus ins Dunkel und jagt ihn fort vom Erdenrund.
Job 18:19 Kein Sproß, kein Stamm bleibt ihm in seinem Volk, dort, wo er weilte, keiner, der noch lebt.
Job 18:20 Ob seines Unglückstags schaudern die im Westen, und die im Osten packt das Grauen.
Job 18:21 Ja, mit des Frevlers Wohnung steht es so, und mit dem Schauplatz dessen, der von Gott nichts weiß."
Hiob Kapitel 19
Job 19:1 Da antwortete Job und sprach:
Job 19:2 "Wie lang noch quält ihr meine Seele und zermalmt ihr mich mit Worten?
Job 19:3 Zum zehnten Male schmäht ihr mich und schämt euch nicht, mich zu beleidigen.
Job 19:4 Ging ich auch wirklich ohne Wissen fehl, weilt doch bei mir allein mein Fehler.
Job 19:5 Könnt ihr euch wirklich brüsten wider mich und die mir zugefügte Schmähung gegen mich beweisen?
Job 19:6 Erkennet denn, daß Gott mich ungerecht behandelt und rings um mich sein Netz geworfen hat!
Job 19:7 Wenn ich "Gewalttat" schreie, find' ich kein Gehör, wenn ich um Hilfe rufe, gibt es doch kein Recht!
Job 19:8 Denn meinen Pfad hat er versperrt; ich kann nicht weiter; Finsternis hat er gelegt auf meine Wege.
Job 19:9 Meiner Ehre hat er mich entkleidet und nahm die Krone weg von meinem Haupt.
Job 19:10 Er brach mich ringsum nieder, und ich muß von hinnen; er riß mich aus wie einen Baum.
Job 19:11 Seinen Zorn ließ er entbrennen wider mich und achtete mich seinen Gegnern gleich.
Job 19:12 Gemeinsam rückten seine Scharen an, bauten ihre Heeresstraße gegen mich und lagerten im Umkreis meines Zeltes.
Job 19:13 Meine Brüder halten sich mir fern, und die Vertrauten ziehen sich von mir zurück.
Job 19:14 Meine Verwandten bleiben aus, und meine Bekannten vergessen mich.
Job 19:15 Meines Hauses Gäste und selbst meine Mägde achten mich für fremd; landfremd bin ich geworden in ihren Augen.
Job 19:16 Ich rufe meinen Knecht, doch er antwortet nicht, mit eigenem Mund muß ich ihn anflehen.
Job 19:17 Mein Atem ist zuwider meiner Frau, und übel rieche ich den leiblichen Geschwistern.
Job 19:18 Kinder selbst verachten mich. Will ich mich dagegen wenden, kehren sie mir den Rücken zu.
Job 19:19 All die Gefährten meines Freundeskreises hassen mich, und die ich liebte, lehnen gegen mich sich auf.
Job 19:20 An meiner Haut und meinem Fleische kleben meine Knochen, und meine Zähne treten an der Haut hervor.
Job 19:21 Erbarmt euch meiner, erbarmt euch meiner, ihr meine Freunde; denn Gottes Hand hat mich getroffen!
Job 19:22 Warum verfolgt ihr mich wie Gott und werdet meines Fleisches nicht satt?
Job 19:23 O daß doch meine Worte aufgeschrieben würden, o daß in einer Inschrift sie eingegraben würden
Job 19:24 mit eisernem Griffel und mit Blei, für immer eingehauen in den Fels!
Job 19:25 Ich selber weiß: Mein Verteidiger lebt, und als letzter wird er über dem Erdenstaub auftreten.
Job 19:26 Und zieht man mir die Haut vom Fleische ab, selbst dann noch werde ich Gott schauen,
Job 19:27 ihn, den ich selber schauen werde, den meine eigenen Augen sehen und kein Fremder; mein Herz in mir schmachtet danach.
Job 19:28 Wenn ihr nun denkt: "Wie sehr wollen wir ihn verfolgen und den Grund der Sache an ihm entdecken!",
Job 19:29 so fürchtet euch vor dem Schwert - denn heftiger Zorn verdient das Schwert -, damit ihr wißt, daß es ein Gericht gibt!"
Hiob Kapitel 20
Job 20:1 Da antwortete Zophar, der Naamatit, und sprach:
Job 20:2 "Hierauf drängen mich meine erregten Gedanken zur Antwort, und deshalb meine ernsten Bedenken in mir!
Job 20:3 Schmähenden Vorwurf muß ich hören, und Nichtiges, mir unbegreiflich, gibt er zur Antwort.
Job 20:4 Weißt du nicht dies von ältesten Zeiten her, seit Erschaffung der Menschen auf Erden:
Job 20:5 daß kurz nur währet der Frevler Jubel und die Freude des Ruchlosen nur einen Augenblick?
Job 20:6 Steigt selbst bis zum Himmel sein Hochmut empor, und berührt sein Haupt das Gewölk,
Job 20:7 vergeht er doch wie sein Kot für immer; die ihn sahen, sprechen: "Wo ist er?"
Job 20:8 Wie ein Traum verfliegt er, man findet ihn nimmer, und er entschwindet gleich nächtlichem Traumgesicht.
Job 20:9 Ein Auge, das ihn sah, erblickt ihn nicht wieder, und seine Stätte schaut ihn nicht mehr.
Job 20:10 Seine Söhne müssen bei Armen betteln, seine Hände den Reichtum zurückerstatten.
Job 20:11 Mag sein Körper strotzen von Jugendkraft, er legt sich doch mit ihm in den Staub.
Job 20:12 Wenn ihm auch das Böse süß im Munde schmeckt, unter seiner Zunge er es verbirgt,
Job 20:13 es sorgsam spart und nicht losläßt, sondern zurückhält in seinem Gaumen,
Job 20:14 es wandelt sich doch seine Speise im Magen, zu Natterngift wird sie in seinem Leib.
Job 20:15 Er verschluckte Vermögen und muß es erbrechen, aus seinem Bauch stößt Gott es hervor.
Job 20:16 Natterngift sog er ein, die Zunge der Viper tötet ihn.
Job 20:17 Nicht darf er schauen die Bäche, die strömenden Flüsse von Honig und Milch.
Job 20:18 Das Erworbene muß er zurückerstatten und darf es nicht genießen, desgleichen sein gekauftes Gut und darf sich nicht freuen.
Job 20:19 Denn er zerschlug, ließ im Stich die Armen, raubte das Haus, das er nicht gebaut.
Job 20:20 Da er in seinem Bauch kein Genüge kannte, entkommt er nicht mit all seinen Schätzen.
Job 20:21 Keiner entrann seinem Fraß; darum hält auch sein Vermögen nicht stand.
Job 20:22 Trotz seines Überflusses Fülle kommt er in Not; die ganze Wucht des Unheils erreicht ihn.
Job 20:23 Es geschieht: Um seinen Bauch zu füllen, läßt Gott seines Zornes Gluten in ihn fahren, läßt sie regnen wider ihn in sein Gedärm.
Job 20:24 Flieht er vor den eisernen Waffen, so durchbohrt ihn der eherne Bogen;
Job 20:25 zieht er (den Pfeil) aus der Wunde, so daß er hervorkommt aus seiner Flanke, und die blitzende Spitze aus seiner Galle, dann rücken Todesschrecken wider ihn an.
Job 20:26 Allerlei finsteres Unheil ist als verborgener Schatz für ihn aufbewahrt, Feuer - von niemand entfacht - verzehrt ihn, frißt noch den letzten Mann in seinem Gezelt.
Job 20:27 Der Himmel enthüllt seine Sündenschuld, und die Erde bäumt sich gegen ihn auf.
Job 20:28 Die Flut wälzt sein Haus hinweg, Wasserströme am Tag seines Zornes.
Job 20:29 Das ist der Anteil des Frevlers von seiten der Gottheit, und das Erbteil für sein Gerede von seiten Gottes.
Hiob Kapitel 21
Job 21:1 Da antwortete Job und sprach:
Job 21:2 "O hört doch, hört auf mein Wort, und darin soll euer Trost bestehen!
Job 21:3 Gestattet mir, daß ich das Wort ergreife, und habe ich gesprochen, dann erst magst du spotten!
Job 21:4 Ist denn mein Ziel, mich über Menschen zu beklagen, oder habe ich nicht Grund zur Ungeduld?
Job 21:5 Kehret euch zu mir, erstarret vor Entsetzen, und legt die Hand auf euren Mund!
Job 21:6 Ja, wenn ich nur daran denke, erschrecke ich, und Zittern ergreift meinen Leib.
Job 21:7 Warum bleiben Frevler am Leben, werden alt und erstarken an Macht?
Job 21:8 Gefestigt stehen bei ihnen ihre Kinder vor ihren Blicken und ihre Nachkommen vor ihren Augen.
Job 21:9 Ihr Hauswesen blüht in Wohlstand, ohne Gefahr; die Zuchtrute Gottes kommt nicht über sie.
Job 21:10 Ihr Stier bespringt und läßt nicht unbesamt, ihre Rinder kalben und werfen nicht fehl.
Job 21:11 Sie entlassen ihre Kinder wie eine Herde von Schafen, und ihre Kleinen tanzen und springen.
Job 21:12 Sie stimmen Lieder an zur Pauke und Zither, ergötzen sich beim Klang der Schalmei.
Job 21:13 Sie verbringen in Glück ihre Lebenstage und steigen in Ruhe zum Totenreich hinab.
Job 21:14 Und doch sagten sie zu Gott: "Weiche von uns! Deine Wege zu kennen, begehren wir nicht!
Job 21:15 Was ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten, und was kann es uns nützen, an ihn uns zu halten?"
Job 21:16 Freilich ruht ihr Glück nicht in ihrer Hand; der Frevler Denkart liegt mir fern!
Job 21:17 Wie oft erlischt der Frevler Lampe und kommt ihr Unheil über sie, wenn er in seinem Zorn Verderben zuteilt?
Job 21:18 (Wie oft) werden sie gleich dem Stroh vor dem Winde und wie Spreu, die der Sturm entführt?
Job 21:19 Spart Gott den Kindern des Frevlers dessen Sündenschuld auf? Ihm selber soll er vergelten, daß er es merke!
Job 21:20 Seine eigenen Augen sollen sein Unglück schauen, und vom Grimm des Allmächtigen soll er trinken!
Job 21:21 Denn was kümmert ihn seine Familie, wenn er dahin ist und abgeschnitten seiner Monde Zahl?
Job 21:22 Darf man nun Gott Erkenntnis lehren, ihn, der die Erhabenen richtet?
Job 21:23 Der eine stirbt in vollendetem Glück, vollkommen sorglos und ruhig;
Job 21:24 seine Eingeweide strotzen vor Fett, und das Mark seiner Knochen ist üppig genährt.
Job 21:25 Doch der andere stirbt in bitterem Gram, hat niemals des Glückes genossen.
Job 21:26 Nun liegen sie beide gemeinsam im Staube, und Maden bedecken sie.
Job 21:27 Seht, ich kenne eure Gedanken und die Ränke, womit ihr mir Unrecht zufügt,
Job 21:28 indem ihr sprecht: "Wo blieb des Vornehmen Haus und wo das Wohnzelt der Frevler?"
Job 21:29 Habt ihr nie die Weitgereisten befragt und ihre deutlichen Beispiele nicht beachtet?
Job 21:30 Daß nämlich der Böse am Unheilstage geschont wird, weggebracht am Tage des Zornes?
Job 21:31 Wer hält ihm offen seinen Lebenswandel vor, und wer vergilt ihm, was er selbst verübte?
Job 21:32 Er wird vielmehr zur Gräberstätte gebracht, und über den Grabhügel wacht man sorgsam.
Job 21:33 Leicht sind ihm die Schollen des Schachtes, hinter ihm drein zieht alle Welt und vor ihm eine zahllose Schar.
Job 21:34 Wie wollt ihr mich also mit Nichtigem trösten? Eure Antworten bleiben letztlich nur Trug."
Hiob Kapitel 22
Job 22:1 Da antwortete Eliphas, der Temanit, und sprach:
Job 22:2 "Kann etwa ein Mensch Gott nützen? Nein, sich selber nützt der Weise!
Job 22:3 Ist es dem Allmächtigen von Wert, wenn du gerecht bist, oder bringt es ihm Gewinn, wenn du deine Lebenspfade unsträflich wandelst?
Job 22:4 Straft er dich etwa ob deiner Frömmigkeit und zieht dich vor Gericht?
Job 22:5 War nicht deine Bosheit riesengroß und ohne Ende deine Sündenschuld?
Job 22:6 Du pfändetest zu Unrecht deine Brüder, nahmst ihre Kleider bis zur Blöße weg.
Job 22:7 Den Durstigen tränktest du nicht mit Wasser, versagtest Brot dem Hungernden.
Job 22:8 Dem Manne der Faust, ihm gehörte das Land, und der Günstling durfte wohnen darin.
Job 22:9 Witwen jagtest du leer davon, der Verwaisten Arme hast du zerschmettert.
Job 22:10 Deshalb liegen Fallstricke rings um dich her und ängstigt dich plötzlicher Schrecken
Job 22:11 oder das Dunkel, worin du nicht sehen kannst, und eine Wasserwoge, die dich bedeckt.
Job 22:12 Ist Gott nicht himmelhoch? Nun schau die höchsten der Sterne, wie hoch sie stehen!
Job 22:13 Du aber sagtest: "Was weiß denn Gott? Wird er hinter dem Wolkendunkel richten können?
Job 22:14 Dichtes Gewölk ist eine Hülle vor ihm, daß er nicht sieht, und am Himmelsgewölbe wandelt er!"
Job 22:15 Willst du dem Pfad der Vorzeit folgen, den die frevelnden Männer gegangen sind,
Job 22:16 die vor der Zeit dahingerafft wurden, als ein Strom ihren festen Grund überschwemmte?
Job 22:17 Die zu Gott sprachen: "Weiche von uns!", und was ihnen schon der Allmächtige antun könnte!
Job 22:18 Und doch war er es, der ihre Häuser mit Gütern füllte, und mir liegt die Denkart der Frevler fern.
Job 22:19 Die Gerechten sahen es und freuten sich, und der Schuldlose spottete ihrer:
Job 22:20 "Wahrhaftig, vernichtet sind unsere Gegner, ihren Rest verzehrte das Feuer!"
Job 22:21 Schließ Freundschaft mit ihm und halte Frieden; nur dadurch bessert sich deine Lage!
Job 22:22 Nimm Weisung entgegen aus seinem Mund, und präge dir seine Worte ins Herz!
Job 22:23 Wenn du zum Allmächtigen dich bekehrst, wirst du wiederhergestellt! Wenn du Unrecht fernhältst deinem Zelte
Job 22:24 und in den Staub dein Feingold legst, ins Flußgeröll dein Edelgold,
Job 22:25 wenn der Allmächtige dein Goldschatz ist und dir als Silber höchster Güte gilt,
Job 22:26 dann wirst du deine Wonne finden am Allmächtigen und kannst zu Gott dein Angesicht erheben.
Job 22:27 Flehst du ihn an, so wird er dich erhören, und dankbar kannst du deine Gelübde entrichten.
Job 22:28 Beschließt du eine Sache, wird sie dir gelingen, und über deinen Lebenswegen strahlt ein Licht.
Job 22:29 Als sie zur Tiefe führten, redetest du stolz; jedoch dem Demutsvollen hilft er.
Job 22:30 Er rettet auch den Schuldbeladenen; du wirst gerettet durch die Reinheit deiner Hände!"
Hiob Kapitel 23
Job 23:1 Da antwortete Job und sprach:
Job 23:2 "Auch heut ist meine Klage Widerspruch; schwer lastet seine Hand auf meinem Seufzen.
Job 23:3 O wüßte ich, wie ich ihn finden könnte, gelangen könnte bis zu seiner Wohnstatt!
Job 23:4 Ich würde vor ihm ein Gericht anstrengen und meinen Mund mit Beweisgründen füllen.
Job 23:5 Ich erführe die Worte, die er mir erwiderte, vernähme, was er mir antwortete.
Job 23:6 Würde er in der Fülle der Macht mit mir streiten? Nein, sicher würde er auf mich achten!
Job 23:7 Dann würde ein Redlicher mit ihm rechten und ich käme für immer frei von meinem Richter.
Job 23:8 Doch geh' ich nach Osten, ist er nicht da, nach Westen, so merke ich nichts von ihm.
Job 23:9 Wirkt er im Norden, ich erblicke ihn nicht, wendet er sich nach Süden, ich sehe ihn nicht!
Job 23:10 Denn er kennt gar wohl meinen ständigen Lebenswandel; prüfte er mich, ich ginge wie Gold hervor!
Job 23:11 Mein Fuß hielt fest an seiner Spur; seinen Weg hielt ich ein und bog nicht ab,
Job 23:12 seiner Lippen Gebot, ich gab es nicht auf. Seines Mundes Worte barg ich im Herzen. -
Job 23:13 Doch er zielt auf eines, und wer stimmt ihn um? Wonach ihn gelüstet, das tut er.
Job 23:14 Ja, er wird mein mir bestimmtes Schicksal vollenden, und solcherlei hat er noch vieles im Sinn!
Job 23:15 Deshalb muß ich erschrecken vor ihm und beim Gedanken daran vor ihm erbeben.
Job 23:16 Gott ist es. der das Herz mir verzagt macht, der Allmächtige ist es, der mich erschreckt.
Job 23:17 Denn bin ich von Finsternis nicht umschlossen? Und vor mein Antlitz deckte er Dunkel.
Hiob Kapitel 24
Job 24:1 Warum werden vom Allmächtigen nicht Straffristen vorgesehen, und schauen, die ihn kennen, seine Gerichtstage nicht?
Job 24:2 Man verrückt die Grenzen, raubt Herden und führt sie zur Weide.
Job 24:3 Den Esel der Waisen treibt man fort, pfändet das Rind einer Witwe.
Job 24:4 Aus dem Wege drängt man die Armen; insgesamt müssen sich verstecken die Schwachen im Lande.
Job 24:5 Siehe, wie Wildesel in der Wüste ziehen sie hinaus an ihr Tagewerk auf der Suche nach Nahrung; die Steppe liefert ihnen Speise für ihre Kinder.
Job 24:6 Auf dem Felde schneiden sie sein Grünfutter ab, und im Weinberg des Frevlers halten sie Nachlese.
Job 24:7 Nackt verbringen sie die Nacht, da Kleidung fehlt, und sie haben in der Kälte keine Decke.
Job 24:8 Vom Regen der Gebirge sind sie durchnäßt, und obdachlos schmiegen sie sich an den Fels.
Job 24:9 Von der Mutterbrust reißt man die Waise weg, und den Säugling des Armen nimmt man zum Pfande.
Job 24:10 Nackt müssen sie gehen, ohne Kleidung, und hungrig tragen sie Garben ein.
Job 24:11 Zwischen den Schutzmauern jener müssen sie Öl pressen, müssen die Kelter treten und dabei Durst leiden.
Job 24:12 Von der Stadt her stöhnen Sterbende, und der Erschlagenen Seele schreit auf; Gott aber achtet auf kein Gebet.
Job 24:13 Diese gehören zu den Feinden des Lichtes; seine Wege erkennen sie nicht, und auf seinen Pfaden verharren sie nimmer.
Job 24:14 Beim Morgenlicht erhebt sich der Mörder, tötet den Dürftigen und den Armen, während er nachts einem Diebe gleicht.
Job 24:15 Auch des Ehebrechers Auge lauert auf die Dämmerung, indem er sich sagt: "Kein Auge soll mich erblicken; sie legt ja eine Hülle über das Gesicht."
Job 24:16 Im Finstern bricht er ein in die Häuser. Tagsüber verstecken sie sich; sie wollen vom Lichte nichts wissen.
Job 24:17 Denn Morgenfrühe ist für sie alle die Finsternis; ist doch jeder vertraut mit den Schrecken des Dunkels.
Job 24:18 Doch schnell reißt ihn das Wasser fort, wenn Fluch ihren Anteil im Lande trifft; zum Weg nach den Weinbergen wendet er sich nicht.
Job 24:19 Wie Dürre und Hitze das Schneewasser wegrafft, so das Totenreich die Sünder.
Job 24:20 Wenn der Aasgeier ihn übersieht, labt sich an ihm das Gewürm; nimmer gedenkt man seiner; ja, wie ein Baum wird Frevel zerschmettert.
Job 24:21 Denn er tat Böses der Unfruchtbaren, der Kinderlosen, und keiner Witwe erwies er Gutes.
Job 24:22 Doch wenn Er (Gott) Gewaltige kraftvoll hinwegrafft, und wenn er sich erhebt, dann kann sich jener des Lebens nicht mehr sicher fühlen.
Job 24:23 Zwar läßt er ihn in Zuversicht und Selbstvertrauen, aber seine Augen bewachen ihre Wege.
Job 24:24 Sie ragen hoch für kurze Zeit, dann ist es aus! Sie werden umgebogen, insgesamt mit der Faust gepackt und wie die Ährenspitzen abgeschnitten.
Job 24:25 Ist es nicht so? Wer kann mich Lügen strafen und meine Rede zunichte machen?"
Hiob Kapitel 25
Job 25:1 Da antwortete Bildad, der Schuchit, und sprach:
Job 25:2 "Herrschaft und Schrecken sind bei ihm, der Ordnung schafft in seinen Höhen.
Job 25:3 Kann man seine Scharen zählen, und über wem erhebt sich nicht sein Licht?
Job 25:4 Wie könnte da ein Mensch im Recht sein gegenüber Gott, wie wäre rein der Weibgeborene?
Job 25:5 Sieh, selbst der Mond, er strahlt nicht hell, die Sterne sind nicht rein vor seinen Augen.
Job 25:6 Nun gar der Mensch, die Made! Das Menschenkind, der Wurm!"
Hiob Kapitel 26
Job 26:1 Da antwortete Job und sprach:
Job 26:2 "Wie gut stehst du dem Schwachen bei, leistest Hilfe dem kraftlosen Arm!
Job 26:3 Wie trefflich gibst du dem Unweisen Rat, tust du Wissen in Menge kund!
Job 26:4 Mit wessen Beistand trägst du Reden vor, und wessen Odem geht von dir aus?
Job 26:5 Die Totengeister erbeben unter den Wassern und ihren Bewohnern.
Job 26:6 Enthüllt liegt das Totenreich vor ihm, und keine Decke hat die Unterwelt.
Job 26:7 Er spannt über dem Leeren den Norden aus, hängt die Erde auf am Nichts.
Job 26:8 Er bindet das Wasser in sein Gewölk, ohne daß die Wolken deshalb zerreißen.
Job 26:9 Er überzieht des Vollmonds Antlitz, breitet über ihn sein Gewölk.
Job 26:10 Eine Grenze zieht er rundum auf den Wassern bis zum Rande von Licht und Finsternis.
Job 26:11 Des Himmels Säulen erzittern und erschrecken vor seinem Drohwort.
Job 26:12 Durch seine Gewalt erregt er das Meer, in seiner Weisheit zerschmettert er Rahab.
Job 26:13 Durch seinen Hauch wird der Himmel heiter, seine Hand durchbohrt die flüchtige Schlange.
Job 26:14 Doch das sind nur die äußersten Enden seiner Wege; ja, nur etwas wie ein Flüstern vernehmen wir von ihm! Aber gar das Donnern seiner Macht, wer könnte es begreifen?"
Hiob Kapitel 27
Job 27:1 Da setzte Job seine Rede fort und sprach:
Job 27:2 "So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzog, und der Allmächtige, der meine Seele kränkte!
Job 27:3 Wahrlich, solange mein Atem in mir ist und Gottes Hauch in meiner Nase,
Job 27:4 sollen meine Lippen kein Unrecht reden, noch wird meine Zunge Verkehrtes sprechen!
Job 27:5 Fern sei es von mir, euch recht zu geben, ich gebe bis zum Tod meine Unschuld nicht auf!
Job 27:6 An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und lasse sie nicht. Mein Gewissen tadelt keinen meiner Tage.
Job 27:7 Es gelte als Frevler mein Feind und mein Gegner als Schuldiger!
Job 27:8 Denn was ist des Ruchlosen Hoffnung, wenn er verscheidet, wenn Gott seine Seele hinwegnimmt?
Job 27:9 Wird Gott auf sein Schreien hören, wenn Bedrängnis über ihn kommt?
Job 27:10 Kann er sich des Allmächtigen freuen, Gott anrufen zu jeder Zeit?
Job 27:11 Ich will euch belehren über Gottes strafende Hand, nicht verhehlen, was der Allmächtige plant!
Job 27:12 Seht, ihr habt alle es selber geschaut! Warum also pflegt ihr nichtigen Wahn?
Job 27:13 Dies ist des Frevlers Anteil bei Gott und der Gewalttätigen Erbe, das sie vom Allmächtigen empfangen:
Job 27:14 Werden zahlreich seine Söhne, so geschieht es für das Schwert, und nimmer können seine Kinder sich am Brote sättigen.
Job 27:15 Wer ihm noch übrigbleibt, sinkt durch die Pest zu Grab, und seine Witwen halten keine Totenklage.
Job 27:16 Ob er auch Silber aufhäuft gleich dem Staub und Kleider sich beschafft wie Lehm,
Job 27:17 er schafft sie an, doch der Gerechte wird sie tragen; das Silber wird der Fromme zum Besitz erlangen.
Job 27:18 Er hat sein Haus gebaut wie eine Motte, gleich einer Hütte, die ein Wächter aufgestellt.
Job 27:19 Als Reicher legt er sich zur Ruhe - noch ist es nicht hinweggerafft; doch tut er seine Augen auf, so ist es nicht mehr da.
Job 27:20 Der Schrecken greift es an wie eine Wasserflut, der Sturmwind nimmt es fort bei Nacht.
Job 27:21 Der Ostwind hebt es hoch, und es entschwindet. Er fegt im Sturm es weg von seiner Stätte.
Job 27:22 Er wirft es über ihm zusammen und kennt keine Schonung, vor seiner Macht muß er von hinnen fliehen.
Job 27:23 Man klatscht in die Hände wider ihn und spottet über ihn von seiner Stätte her.
Hiob Kapitel 28
Job 28:1 Gewiß, es gibt einen Fundort für Silber, eine Stätte für Gold, das man läutert.
Job 28:2 Eisen wird aus Erde gewonnen und Gestein zu Kupfer geschmolzen.
Job 28:3 Man setzt ein Ende der Dunkelheit, durchforscht bis zum äußersten Winkel das Gestein des Dunkels und der Finsternis.
Job 28:4 Stollen gräbt ein fremdes Volk: Vergessene hängen (am Seil) ohne Gebrauch der Füße; menschenfern schwanken sie.
Job 28:5 Die Erde, woraus das Brotkorn wächst, - ihr Inneres wird zerstört wie durch Feuer.
Job 28:6 Ihr Gestein ist die Heimat des Saphirs, und Goldstaub findet sich dort.
Job 28:7 Kein Raubvogel kennt den Weg dorthin, kein Falkenauge hat ihn erspäht.
Job 28:8 Das stolze Wild betritt ihn nicht, kein Löwe schreitet auf ihm.
Job 28:9 An Kieselgestein legt man die Hand, wühlt von der Wurzel her die Berge um,
Job 28:10 haut in die Felsen Schächte ein, und allerlei Schätze erblickt das Auge.
Job 28:11 Durchsickernde Rinnsale dämmt man ein, und Verborgenes bringt man ans Licht.
Job 28:12 Die Weisheit aber -, wo findet man sie, und wo ist die Stätte der Einsicht?
Job 28:13 Kein Mensch kennt die Schicht, in der sie liegt, man findet sie nicht im Lande der Lebenden.
Job 28:14 Das Urmeer spricht: "In mir ist sie nicht", der Ozean sagt: "Sie weilt nicht bei mir."
Job 28:15 Feingold kann man nicht für sie bezahlen oder Silber für sie als Preis abwägen.
Job 28:16 Man kann sie nicht vergleichen mit Ophirgold, mit kostbarem Karneol und Saphir.
Job 28:17 Kein Gold kommt ihr gleich, kein geläutertes Glas, kein Tauschwert für sie sind Geräte aus Feingold.
Job 28:18 Korallen und Kristall sind nicht zu erwähnen, und weit über Perlen geht der Weisheit Besitz.
Job 28:19 Äthiopiens Topas kommt ihr nicht gleich, man kann sie nicht vergleichen mit edelstem Gold.
Job 28:20 Die Weisheit aber, woher sie nur kommt, und wo ist die Stätte der Einsicht?
Job 28:21 Sie ist ja verhüllt vor aller Lebenden Augen und verborgen vor den Vögeln des Himmels.
Job 28:22 Es sprechen die Unterwelt und der Tod: "Unsere Ohren vernahmen von ihr nur ein Raunen!"
Job 28:23 Gott ist es, der den Weg zu ihr kennt, und er nur weiß ihre Stätte.
Job 28:24 Denn er blickt bis zu den Enden der Erde; was unter dem ganzen Himmel ist, sieht er.
Job 28:25 Als er dem Wind sein Gewicht verliehen und die Wasser bestimmte nach Maß,
Job 28:26 als er dem Regen Gesetz vorschrieb und einen Weg dem Donnergewölk,
Job 28:27 damals erschaute er sie und zählte sie ab, stellte sie fest und forschte sie aus.
Job 28:28 Doch zum Menschen sprach er: "Seht, Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und Meiden des Bösen ist Einsicht!""
Hiob Kapitel 29
Job 29:1 Da setzte Job seine Rede fort und sprach:
Job 29:2 "Ach, wäre ich wie in längst vergangenen Monden, wie in den Tagen, da Gott mich behütete,
Job 29:3 als über meinem Haupt seine Lampe er leuchten ließ, bei seinem Licht ich durchs Dunkel ging!
Job 29:4 So, wie ich war in früheren Zeiten, als Gott mein Gezelt beschirmte,
Job 29:5 als noch der Allmächtige mit mir war, rings um mich meine Kinder;
Job 29:6 als meine Schritte sich netzten mit Sahne, der Fels mir Bäche von Öl ergoß,
Job 29:7 wenn ich hinausging ans Tor bei der Stadt, meinen Sitz auf dem Marktplatz aufschlug.
Job 29:8 Erblickten mich Knaben, so verbargen sie sich, die Alten standen auf, blieben stehen.
Job 29:9 Fürsten hielten mit Reden sich zurück und legten die Hand auf den Mund.
Job 29:10 Die Stimme der Edlen verstummte, ihre Zunge klebte am Gaumen.
Job 29:11 Wenn ein Ohr mich gehört hatte, zollte es Beifall; wenn ein Auge mir zusah, stimmte es mir bei.
Job 29:12 Ich befreite ja den Bedrängten, der rief, den Verwaisten, der ohne Helfer war.
Job 29:13 Auf mich kam des Verzweifelnden Segen, aufjubeln ließ ich der Witwe Herz.
Job 29:14 Ich bekleidete mich mit Gerechtigkeit; wie Mantel und Kopfbund umhüllte mich Recht.
Job 29:15 Auge war ich für den Blinden, Fuß für den Lahmen.
Job 29:16 Vater war ich für die Armen, prüfte den Rechtsstreit des Unbekannten.
Job 29:17 Dem Ungerechten zerschlug ich das Raubtiergebiß, entriß seinen Zähnen die Beute.
Job 29:18 So dacht' ich: "Mit meinem Neste werde ich verscheiden und gleich dem Phönix meine Tage vermehren.
Job 29:19 Meine Wurzel reicht unbehindert zum Wasser, und Tau nächtigt in meinem Gezweig.
Job 29:20 Stets neu bleibt bei mir meine Ehre, mein Bogen verjüngt sich in meiner Hand."
Job 29:21 Auf mich horchten und warteten sie, lauschten schweigend auf meinen Rat.
Job 29:22 Nachdem ich gesprochen, nahm keiner das Wort, und es träufelte nieder auf sie meine Rede.
Job 29:23 Sie harrten mein wie des Regens und sperrten den Mund wie nach Spätregen auf.
Job 29:24 Lächelte denen ich zu, die kein Vertrauen mehr hatten, so wiesen sie nicht mein strahlendes Angesicht ab.
Job 29:25 Ich entschied über ihr künftiges Handeln und saß dabei als ihr Haupt; ich wohnte wie ein König beim Heerestrupp, wie einer, der Trauernde tröstet.
Hiob Kapitel 30
Job 30:1 Jetzt aber lachen über mich selbst jene, die jünger sind als ich; deren Väter ich nicht gewürdigt hätte, sie bei den Hunden meiner Schafe anzustellen.
Job 30:2 Was hätte ihrer Hände Kraft mir auch genützt? Es war dahingeschwunden ihre Rüstigkeit
Job 30:3 durch Mangel und durch harte Hungersnot; Leute, die das dürre Land abnagten, das Steppengras der Wüste und der Wüstenei,
Job 30:4 die beim Gesträuch die Melden pflückten, zu ihrer Nahrung Ginsterwurzeln.
Job 30:5 Aus der Gemeinschaft wurden sie verjagt, man schrie ihnen nach wie einem Dieb.
Job 30:6 Am Abhang der Talschluchten mußten sie wohnen, in Erdhöhlen und im Felsgeklüft.
Job 30:7 Zwischen Gesträuch erklang ihr tierischer Schrei, unter wildem Gestrüpp drängten sie sich zusammen.
Job 30:8 Ein blödes Gesindel, ein Volk ohne Namen, das aus dem Lande verstoßen ward.
Job 30:9 Jetzt aber muß ich ihnen zum Spottlied dienen, bin ihnen der Gegenstand höhnender Reden.
Job 30:10 Sie verabscheuen mich, rücken weit von mir weg, enthalten sich nicht, mir ins Antlitz zu speien.
Job 30:11 Denn Er (Gott) entfaltete sein Seil und beugte mich nieder, und sie ließen von meinem Angesicht einen Zügel ausgehen.
Job 30:12 Zur Rechten stellte die Brut sich auf, sie trieben meine Füße weg und bauten ihres Unheils Dämme wider mich.
Job 30:13 Sie zerstörten meinen Pfad, trugen zu meinem Sturze bei, keiner war, der ihnen wehrte.
Job 30:14 Wie durch eine breite Bresche kamen sie heran, unterhalb der Trümmer wälzten sie sich vorwärts.
Job 30:15 Schrecknisse stürzten ein auf mich, verjagt wie vom Sturm ist mein fürstlicher Rang, und gleich einer Wolke entschwand mein Glück.
Job 30:16 Und nun zerfließt vor Leid mir meine Seele, ergreifen mich des Elends Tage.
Job 30:17 Des Nachts wird mein Gebein mir ausgehöhlt, meine nagenden Schmerzen kommen nicht zur Ruhe.
Job 30:18 Er packte mich mit aller Macht am Kleid, umschlang mich wie der Gürtel meines Unterkleides.
Job 30:19 Er warf mich in den Schmutz, so daß ich Staub und Asche gleiche. -
Job 30:20 Um Hilfe rufe ich zu dir, doch du erhörst mich nicht, ich steh' (vor dir), doch achtest du nicht meiner.
Job 30:21 Du wandelst dich in einen Rücksichtslosen gegen mich, mit deiner starken Hand bekämpfst du mich.
Job 30:22 Du hebst mich in den Wind, läßt mich dahinfahren, und es zerzaust mich der Sturm.
Job 30:23 Ja, ich weiß, du willst zum Tode mich zurückversetzen, zur Sammelstätte aller Lebenden.
Job 30:24 Wahrlich, nicht gegen den Schwachen streckt er die Hand aus; oder gibt es bei seinem Unglück deshalb einen Hilferuf?
Job 30:25 Weinte ich nicht um den, der harte Zeit durchmachte, grämte sich nicht um den Armen meine Seele?
Job 30:26 Ja, Gutes erhoffte ich; gekommen ist Böses; ich harrte auf Licht, doch Finsternis kam.
Job 30:27 Mein Innerstes siedet und kommt nicht zur Ruhe, des Elends Tage haben mich ereilt.
Job 30:28 Finster gehe ich einher ohne Sonne, stehe auf in der Gemeinde und schreie laut.
Job 30:29 Den Schakalen ward ich zum Bruder, den Straußenhennen zum Freund.
Job 30:30 Meine Haut am Leibe ist schwarz geworden, von Fieberhitze brennt mein Mark.
Job 30:31 So wurde zur Trauer mein Saitenspiel, meiner Flöte Ton zum Wimmern von Weinenden.
Hiob Kapitel 31
Job 31:1 Ich schloß einen Bund mit meinen Augen, nie lüstern nach einer Jungfrau zu blicken.
Job 31:2 Was wäre mein Anteil sonst von Gott droben, mein Erbe vom Allmächtigen aus der Höhe?
Job 31:3 Wird nicht Verderben dem Frevler zuteil und Verstoßung dem Übeltäter?
Job 31:4 Ist Er es nicht, der meine Wege sieht und alle meine Schritte zählt?
Job 31:5 Bin ich mit Lüge umgegangen, eilte mein Fuß der Täuschung nach?
Job 31:6 Er möge mich wägen auf richtiger Waage, und Gott wird meine Unschuld erkennen!
Job 31:7 Wenn mein Schritt vom Wege wich, mein Herz meinen Augen folgte, an meinen Händen ein Makel klebte,
Job 31:8 so genieße ein anderer, was ich säte, und was immer mir sproßt, soll entwurzelt werden!
Job 31:9 Ließ sich mein Herz um ein Weib betören, und lauerte ich an der Tür meines Nächsten,
Job 31:10 so sei meine Frau einem andern zu Willen, und Fremde mögen sich über sie beugen!
Job 31:11 Doch das wäre eine Schandtat, wäre ein Vergehen, strafbar vor dem Gericht.
Job 31:12 Ja, es wäre ein Feuer, das bis zur Unterwelt fressen und meine ganze Habe entwurzeln würde.
Job 31:13 Wenn ich des Sklaven und der Sklavin Recht in ihrem Streitfall wider mich verwarf,
Job 31:14 was kann ich dann tun, wenn Gott sich erhebt, was ihm erwidern, wenn er Rechenschaft verlangt?
Job 31:15 Hat nicht, der mich im Mutterleib schuf, auch ihn erschaffen, und einer uns im Mutterschoß gebildet?
Job 31:16 Versagte ich den Armen einen Wunsch, ließ ich verschmachten der Witwe Augen?
Job 31:17 Aß ich für mich allein meinen Imbiß, ohne daß davon auch das Waisenkind aß?
Job 31:18 Denn seit meiner Jugend zog er mich groß wie ein Vater, und vom Schoß meiner Mutter an führte er mich!
Job 31:19 Sah ich einen Verarmten und ließ ihn ohne Gewand, und ohne Decke den Dürftigen?
Job 31:20 Haben nicht seine (bekleideten) Lenden mich dankbar gepriesen, wärmte er sich nicht von der Wolle meiner Schafe?
Job 31:21 Schwang ich drohend die Hand gegen eine Waise, weil ich am Tor für mich Rechtshelfer sah,
Job 31:22 So soll mir die Achsel aus der Schulter fallen und der Arm vom Gelenk brechen!
Job 31:23 Denn als Schrecken überfiele mich Gottes Strafverderben, und vor seiner Hoheit hielte ich nicht stand.
Job 31:24 Setzte ich mein Vertrauen auf Gold, nannte ich Feingold meine Hoffnung?
Job 31:25 Freute ich mich, daß groß mein Vermögen und daß gar viel meine Hand gewann?
Job 31:26 Blickte ich auf zur Sonne, wenn sie erstrahlte, oder zum Mond, wenn er prachtvoll einherzog,
Job 31:27 und ließ sich mein Herz dann heimlich betören, und sandte meine Hand vom Mund Küsse empor?
Job 31:28 Auch das wäre ein Vergehen, schuldig des Gerichtes; denn ich hätte Gott in der Höhe verleugnet.
Job 31:29 Freute ich mich am Unglück meines Feindes, jauchzte ich auf, wenn Unheil ihn traf?
Job 31:30 Nein, ich gab meinen Mund nicht zum Sündigen hin, um sein Leben durch einen Fluch zu verwünschen.
Job 31:31 Sagten nicht meines Zeltes Genossen: "Bei ihm durfte sich jeder sättigen mit Fleisch"?
Job 31:32 Kein Fremdling mußte im Freien übernachten, dem Wanderer tat ich die Türen auf.
Job 31:33 Verheimlichte ich meine Fehler nach Menschenart, indem ich im Herzen meine Schuld verbarg,
Job 31:34 weil ich die große Volksmenge scheute, der Sippen Verachtung mich schreckte, so daß ich stillschwieg und zur Tür nicht hinausging?
Job 31:35 O daß doch einer mich hören möchte! Ja, dies ist mein Begehren, daß mir der Allmächtige Antwort gäbe und mein Gegner im Streit eine Klageschrift schriebe!
Job 31:36 Wahrlich, ich wollte auf meine Schulter sie heben; ich wände als Kranz sie mir um!
Job 31:37 Alle meine Schritte täte ich ihm kund und nahte mich ihm wie ein Fürst!
Job 31:38 [Wenn wider mich mein Ackerfeld klagte und insgesamt seine Furchen weinten,
Job 31:39 wenn seinen Ertrag ich verzehrte, ohne bezahlt zu haben, und das Verlangen seines Besitzers unerfüllt ließ,
Job 31:40 so möge anstelle des Weizens Dorngestrüpp wachsen und statt der Gerste stinkender Lolch!"] - Zu Ende sind die Worte Jobs. -
Hiob Kapitel 32
Job 32:1 Da ließen jene drei Männer davon ab, Job darauf zu antworten, daß er sich selbst für gerecht hielt.
Job 32:2 Es entbrannte nun der Zorn des Elihu, des Sohnes Barachels, des Busiters aus dem Geschlechte Ram. Gegen Job entbrannte sein Zorn, weil er Gott gegenüber sich selbst für gerecht erklärt hatte.
Job 32:3 Gegen seine drei Freunde entbrannte sein Zorn, weil sie keine Antwort mehr fanden, womit sie Job ins Unrecht gesetzt hätten.
Job 32:4 Elihu aber hatte Job gegenüber mit Worten gezögert, weil jene älter waren als er.
Job 32:5 Doch als Elihu sah, daß die drei Männer keine Antwort mehr wußten, entbrannte sein Zorn.
Job 32:6 Da antwortete Elihu, der Sohn Barachels, der Busiter, und sprach: "Jung bin ich zwar an Lebensjahren, und ihr seid hochbetagt; deshalb hielt ich mich zurück und scheute mich, euch mein Wissen kundzutun.
Job 32:7 Ich dachte: Mag das Alter reden, der Jahre Fülle Weisheit lehren!
Job 32:8 Jedoch, es ist der Geist im Menschen, der Odem des Allmächtigen, der ihn verständig macht.
Job 32:9 Alte sind nicht immer weise, noch Greise stets des Rechten kundig.
Job 32:10 Deshalb sprech' ich: Hört mir zu, kundtun will auch ich mein Wissen!
Job 32:11 Seht, ich habe eure Worte abgewartet, lauschte eurer klugen Einsicht, wie ihr Fragen untersuchtet.
Job 32:12 Dabei gab ich auf euch acht, und seht, nicht einer überführte Job, nicht einer unter euch hat seine Worte widerlegt!
Job 32:13 Sprecht nicht: "Wir haben die Weisheit entdeckt: Gott wird ihn verstoßen, nicht ein Mensch!"
Job 32:14 Zwar hat er noch mit keiner Rede sich an mich gewandt; ich werde ihm auch nicht mit Worten wie den eurigen erwidern. -
Job 32:15 Sie sind bestürzt, antworten nimmer, es gingen ihnen die Worte aus!
Job 32:16 Soll ich nun warten, wenn sie nichts reden, wenn sie dastehen, ohne Antwort zu wissen?
Job 32:17 So will auch ich meinen Teil erwidern, kundtun will auch ich mein Wissen!
Job 32:18 Denn angefüllt bin ich mit Worten, mich drängt der Geist in meiner Brust.
Job 32:19 Seht, meine Brust gleicht dem verschlossenen Wein, wie neue Schläuche muß sie bersten.
Job 32:20 So wiIl ich reden, dann wird mir leichter, will die Lippen auftun und Antwort geben!
Job 32:21 Ich werde für keinen Partei ergreifen und werde niemandem schmeicheln.
Job 32:22 Denn Schmeichelei verstehe ich nicht; sonst raffte mein Schöpfer mich rasch hinweg!
Hiob Kapitel 33
Job 33:1 Du aber, Job, vernimm meine Rede, und all meinen Worten höre nun zu!
Job 33:2 Sieh, ich habe meinen Mund geöffnet, schon spricht meine Zunge im Gaumen.
Job 33:3 Mein aufrichtiges Herz liegt in meinen Worten, und in lauterer Weise sprechen meine Lippen Erkenntnis aus.
Job 33:4 Gottes Geist hat mich erschaffen, und der Odem des Allmächtigen gab mir das Leben.
Job 33:5 Bist du imstande, so entgegne mir, äußere dich vor mir und stelle dich!
Job 33:6 Schau, für Gott bin ich so viel wie du, auch ich bin nur aus Lehm geformt.
Job 33:7 Wohlan, die Furcht vor mir braucht dich nicht einzuschüchtern, und Druck von meiner Seite soll dich nicht belasten!
Job 33:8 Jedoch du sprachst vor meinen Ohren, und ich vernahm der Worte Klang:
Job 33:9 "Ich bin rein und frei von Sünde, bin makellos und ohne Schuld.
Job 33:10 Nur Gegensätze wider mich sucht er zu finden und sieht mich an als seinen Feind.
Job 33:11 Meine Füße legt er in den Block, alle meine Pfade überwacht er."
Job 33:12 Siehe, darin bist du nicht im Recht, entgegne ich dir; denn Gott ist größer als der Mensch!
Job 33:13 Weshalb hast du mit ihm gehadert, daß er allen deinen Worten nicht erwidere?
Job 33:14 Denn zum einen Male redet Gott, zum andern Male geht er nicht darauf ein.
Job 33:15 Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, im Schlummer auf dem Lager,
Job 33:16 da öffnet er der Menschen Ohr und setzt sie in Schrecken durch Verwarnung,
Job 33:17 um den Menschen zu bekehren von seinem Tun und Hochmut vom Manne fernzuhalten,
Job 33:18 seine Seele vor der Grube zu retten, sein Leben vor dem Hingang durch das Todesgeschoß.
Job 33:19 Auch wird er gemahnt durch Schmerz auf seinem Lager, wenn das Zittern seiner Glieder nicht aufhört.
Job 33:20 Sein Lebenszustand macht ihm Speisen widerlich, sein seelisches Empfinden selbst die Lieblingskost.
Job 33:21 Es schwindet sein Fleisch, ist nicht mehr zu sehen, abgemagert sind seine Knochen, die sonst man nicht sah.
Job 33:22 Schon nahe ist seine Seele der Grube, sein Leben den Todesboten.
Job 33:23 Wenn dann ein Engel ihm zur Seite steht, ein Mittler, einer aus den Tausenden, um zur Verteidigung des Menschen dessen Tugend zu vermelden,
Job 33:24 wenn dieser sich erbarmt und spricht: "Erlaß es ihm, hinabzusteigen in die Grube, ich hab' ein Lösegeld für ihn gefunden",
Job 33:25 So blüht sein Fleisch wieder auf, mehr als zur Jugendzeit; er kehrt zu den Tagen seines Jünglingsalters zurück.
Job 33:26 Er betet zu Gott, und der ist ihm hold, läßt ihn unter Jubel sein Angesicht schauen und gibt dem Menschen seine Gerechtigkeit wieder.
Job 33:27 Dieser blickt auf die Leute und spricht: "Ich hatte gesündigt und Unrecht getan, doch Er hat mir nicht mit Gleichem vergolten.
Job 33:28 Er löste meine Seele vom Hingang in die Grube, und mein Leben darf das Licht erschauen."
Job 33:29 Fürwahr, all das pflegt Gott zu tun, zweimal, dreimal mit dem Menschen,
Job 33:30 um seine Seele von der Grube abzuwenden, damit vom Licht des Lebens er beschienen werde.
Job 33:31 Merk auf, Job! Höre mich an! Schweig still, und ich will reden!
Job 33:32 Hast du Triftiges zu sagen, so erwidere mir, denn ich gäbe dir gerne recht!
Job 33:33 Wenn aber nicht, dann hör auf mich; schweig still, daß ich dich Weisheit lehre!"
Hiob Kapitel 34
Job 34:1 Dann sprach Elihu als Erwiderung:
Job 34:2 "Horcht, ihr Weisen, auf meine Worte; ihr Wissenden, hört mir zu!
Job 34:3 Gewiß, das Ohr soll die Worte prüfen, wie der Gaumen die Speise verkostet.
Job 34:4 Das Recht wollen wir untersuchen, miteinander erkunden, was richtig ist!
Job 34:5 Denn Job erklärte: "Ich bin im Recht, doch Gott hat mein Recht zurückgewiesen.
Job 34:6 Meinem Recht zuwider sollte ich lügen? Heillos ist der Pfeil, der mich ohne Schuld traf!"
Job 34:7 Wo ist ein Mann gleich Job, der wie Wasser Lästerung trinkt,
Job 34:8 der im Verein mit Übeltätern wandelt und mit verruchten Leuten einiggeht?
Job 34:9 Er sagte ja: "Es nützt dem Menschen nichts, wenn er in Freundschaft lebt mit Gott!"
Job 34:10 Darum, ihr einsichtsvollen Männer, hört mich an! Fern liegt es Gott, Unrecht zu tun, und dem Allmächtigen, Frevel zu verüben!
Job 34:11 Vielmehr, des Menschen Tun vergilt er ihm, und jeden läßt er ernten je nach seinem Wandel.
Job 34:12 Nein, fürwahr, Gott handelt niemals ungerecht; der Allmächtige beugt nicht das Recht!
Job 34:13 Wer hat ihm denn der Erde Schöpfung aufgetragen, wer hat den ganzen Erdkreis hingestellt?
Job 34:14 Würde er auf ihn (den Menschen) seinen Sinn nur richten, seinen Geist und Odem wieder zu sich nehmen,
Job 34:15 so müßte alles Fleisch zusammen sterben, der Mensch zum Staube wiederkehren.
Job 34:16 Doch wenn du Einsicht hast, so höre folgendes, lausche auf den Wortlaut meiner Rede:
Job 34:17 Kann, wer das Recht haßt, Führung innehaben, und willst du den erhabensten Gerechten als ungerecht bezeichnen?
Job 34:18 Ihn, der zu einem König offen sagt: "Du Taugenichts!", zu Edelleuten: "Übeltäter!",
Job 34:19 der auch auf Fürsten keine Rücksicht nimmt und keinen Hohen vor dem Niedrigen bevorzugt; denn alle sind sie seiner Hände Werk.
Job 34:20 Sie müssen plötzlich sterben, und zwar mitten in der Nacht. Die Bevölkerung kommt ins Wanken, sinkt dahin; man wird den Starken los ganz ohne Machtanstrengung.
Job 34:21 Denn seine Augen blicken auf des Menschen Wege, und aller seiner Schritte achtet er.
Job 34:22 Kein Dunkel gibt es, keine Finsternis, darin die Übeltäter sich verbergen könnten.
Job 34:23 Ja, er setzt einem Menschen keine Frist, auf daß er zum Gericht vor Gott erscheine.
Job 34:24 Machthaber zerknickt er ohne Verhör, läßt andere treten an ihren Platz.
Job 34:25 Wahrlich, er kennt ja ihre Taten, stürzt sie über Nacht, und sie sind zermalmt.
Job 34:26 Wie Verbrecher schlägt er sie, an einem Orte, wo es alle sehen,
Job 34:27 deswegen, weil sie von ihm sich trennten und alle seine Wege nicht erfaßten.
Job 34:28 So läßt er das Schreien des Schwachen zu sich empordringen, das Rufen der Armen vernimmt er.
Job 34:29 Wenn er selbst jedoch sich still verhält, wer kann ihn beschuldigen? Verbirgt er sein Antlitz, wer kann ihn erblicken?
Job 34:30 (Wenn er es verbirgt) gegenüber dem Volk wie gegenüber dem einzelnen Menschen, wegen der Herrschaft eines ruchlosen Mannes aus der Zahl der Verführer des Volkes?
Job 34:31 Vielmehr soll man zu Gott sprechen: "Ich war betört, ich will nicht freveln;
Job 34:32 auch wenn ich dich nicht sehe, sollst du mich lehren; verübte ich Böses, so will ich es nicht wieder tun!"
Job 34:33 Meinst du, er wird es vergelten, wenn du widerrufst? Du selbst sollst ja entscheiden, und nicht ich! Was weißt du zu sagen?
Job 34:34 Männer von Einsicht werden mir bestätigen und jeder weise Mann, der mir zuhört:
Job 34:35 Job redete in Unverstand, und seine Worte waren unvernünftig!
Job 34:36 Wohlan, so muß Job immerdar der Prüfung unterliegen, ob seiner Widerreden nach der Art der Frevler!
Job 34:37 Denn seine Sünde steigert er noch weiter, Frevel strömt über in unsere Mitte, und er vermehrt wider Gott seine Reden."
Hiob Kapitel 35
Job 35:1 Dann sprach Elihu als Erwiderung:
Job 35:2 "Dies also hältst du für richtig, "dies", sprichst du, "ist mein Recht gegenüber Gott",
Job 35:3 daß du fragst, was es dir nütze, "welchen Vorteil habe ich von meiner Sündenlosigkeit?"
Job 35:4 Ich will dir Worte erwidern und deinen Freunden zusammen mit dir:
Job 35:5 Blick den Himmel an und sieh; schau die Wolken hoch über dir!
Job 35:6 Wenn du sündigst, was fügst du ihm zu, sind zahlreich deine Frevel, was kannst du ihm antun?
Job 35:7 Handelst du recht, was schenkst du ihm damit? Oder was empfängt er aus deiner Hand?
Job 35:8 Nur den Menschen deinesgleichen betrifft deine Missetat und nur die Menschenkinder deine Gerechtigkeit.
Job 35:9 Wohl schreit man ob der Gewalttaten Menge, jammert unter der Faust der Großen,
Job 35:10 doch keiner fragt: "Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Loblieder anstimmen läßt bei Nacht,
Job 35:11 der klüger uns macht als der Erde Tiere, weiser als die Vögel des Himmels?"
Job 35:12 Da schreit man, doch er gibt keine Antwort wegen der Bösen Übermut.
Job 35:13 Wahrlich, Nichtiges hört Gott nicht, und der Allmächtige sieht es nicht an!
Job 35:14 Erst recht, wo du sagst, du sähest ihn nimmer! Das Gericht steht bei ihm, und du mußt seiner harren!
Job 35:15 Jetzt aber, weil sein Zorn nicht strafte und er nichts wußte von heftigem Auftreten,
Job 35:16 da reißt nun Job umsonst seinen Mund auf, hält große Reden voll Unverstand."
Hiob Kapitel 36
Job 36:1 Da fuhr Elihu fort und sprach:
Job 36:2 "Hab noch ein wenig Geduld mit mir, so will ich dir kundtun, daß sich zu Gottes Gunsten noch weiteres sagen läßt!
Job 36:3 Ich trage mein Wissen ins Weite hinaus und will meinem Schöpfer Recht verschaffen.
Job 36:4 Denn fürwahr, meine Worte sind kein Trug, ein Mann mit vollendetem Wissen steht vor dir!
Job 36:5 Sieh, Gott ist gewaltig, verschmäht aber keinen, gewaltig an Geisteskraft!
Job 36:6 Den Frevler läßt er nicht am Leben, doch den Bedrückten gewährt er ihr Recht.
Job 36:7 Er wendet vom Gerechten sein Auge nicht ab, und die Könige auf dem Thron - er setzt sie für immer ein, und sie sind hoch erhaben.
Job 36:8 Wenn sie aber, gefesselt mit Ketten, gefangen sind in den Schlingen des Unglücks,
Job 36:9 so hält er dadurch ihr Tun ihnen vor und ihr Vergehen, weil stolz sie geworden.
Job 36:10 Er öffnet ihr Ohr für die Warnung und fordert sie auf, vom Bösen zu lassen.
Job 36:11 Wenn sie dann gehorchen und sich fügen, dürfen sie ihre Tage in Glück vollenden und ihre Jahre in Wonnen.
Job 36:12 Aber gehorchen sie nicht, so fahren sie dahin durch das Todesgeschoß und müssen sterben ganz unvermutet.
Job 36:13 Denn gottlosen Herzens hegen sie Groll, rufen nicht um Hilfe, auch wenn er sie fesselte.
Job 36:14 Ihre Seele stirbt in der Jugend dahin, ihr Leben im Hochzeitsalter.
Job 36:15 Den Leidenden rettet er durch dessen Leid und tut durch Drangsal das Ohr ihm auf.
Job 36:16 Wenn Groll dich betörte wegen der Bedrängnis, es kommt doch eine Weite, die keiner Enge weicht, und das Gedeck deines Tisches ist voll fetter Speisen!
Job 36:17 Wenn du das Gericht über den Frevler hinter dir hast, werden Gericht und Recht eingreifen.
Job 36:18 Zorn jedoch soll dich nicht betören beim Schicksalsschlag, und die Größe der Sühne soll dich nicht verführen!
Job 36:19 Würde etwa ohne Bedrängnis dein Notschrei sich rüsten und überhaupt jegliche Kraftanstrengung?
Job 36:20 Sehne nicht die Nacht herbei, wo die Leute ihre Stätte besteigen.
Job 36:21 Hüte dich! Wende dich nicht zum Bösen! Denn deshalb wardst du durch Leid geprüft.
Job 36:22 Sieh, Gott ist erhaben in seiner Macht! Wer ist ein Lehrer gleich ihm?
Job 36:23 Wer überprüft an ihm seinen Weg, und wer darf zu ihm sagen: "Du hast schlecht gehandelt"?
Job 36:24 Sei eingedenk, sein Tun zu preisen, das man in Liedern oft besang!
Job 36:25 Alle Welt sieht es mit Staunen, von ferne nur schaut es ein Mensch.
Job 36:26 Sieh, Gott ist groß, nicht zu begreifen, unerforschlich seiner Jahre Zahl!
Job 36:27 Wenn er Wassertropfen formt, ergießen sie sich als verderblicher Platzregen,
Job 36:28 und von ihnen triefen die Wolken, lassen niederrieseln auf der Menschen Menge.
Job 36:29 Begreift jemand gar die weite Ausdehnung der Wetterwolke, das donnernde Krachen seines Gezeltes?
Job 36:30 Sieh, er hat darüber sein Licht ausgebreitet, und den Grund des Meeres hat er bedeckt.
Job 36:31 Denn hierdurch übt er Gericht an den Völkern, gibt aber auch Speise im Überfluß.
Job 36:32 Seine Hände füllt er mit Blitzen und entbietet sie gegen das Treffziel.
Job 36:33 Es kündet von ihm sein Donnerruf, sein zorniges Eifern gegen das Unrecht.
Hiob Kapitel 37
Job 37:1 Gerade darüber erbebt mein Herz, springt pochend auf von seiner Lage.
Job 37:2 Hört, hört das Toben seiner Stimme, welch Grollen seinem Mund entfährt!
Job 37:3 Unter dem ganzen Himmel entfesselt er es und seinen leuchtenden Blitz über den Enden der Erde.
Job 37:4 Hinter ihm drein brüllt die Donnerstimme, er dröhnt mit seinem erhabenen Laut; nicht hält er beide zurück, sooft seine Stimme gehört werden soll.
Job 37:5 Gott dröhnt mit seiner Stimme wunderbar, wirkt große Dinge, die wir nicht verstehen.
Job 37:6 So befiehlt er dem Schnee: "Fall zur Erde!", desgleichen dem Regenschwall, seinen mächtigen Regengüssen.
Job 37:7 Da versiegelt er die Hand aller Menschen, damit die Leute insgesamt sein Tun erkennen.
Job 37:8 Die Tiere selbst verkriechen sich in ein Versteck und lagern sich in ihren Höhlen.
Job 37:9 Aus des Südens Kammer kommt der Sturm, aus des Nordens Winden kalter Frost.
Job 37:10 Durch Gottes Hauch entsteht das Eis, liegt starr des Wassers Fläche da.
Job 37:11 Auch belädt er die Regenwolke mit Naß, streut aus sein wetterleuchtendes Gewölk.
Job 37:12 Das zieht im Kreise hin und her nach seiner Lenkung, um alles auszuführen, was er ihm gebietet, auf der Erde weitem Rund.
Job 37:13 Entweder als Zuchtrute - sei es auch für seine Erde - oder als Hulderweisung führt er es heran.
Job 37:14 Dieses höre dir doch an, o Job! Steh still und achte auf die Wundertaten Gottes!
Job 37:15 Weißt du darum, wie Gott ihnen Auftrag gibt, und wie das Licht seiner Wolke aufstrahlt?
Job 37:16 Weißt du um das Schweben des Gewölks, um die Wunderwerke des Allwissenden?
Job 37:17 Du, dem die Kleider schon zu heiß erscheinen, wenn vor dem Süd die Erde reglos liegt!
Job 37:18 Wölbst du gleich ihm das Wolkenfirmament, das fest wie ein gegossener Spiegel ist?
Job 37:19 Teile du uns mit, was wir ihm sagen sollen; wir wissen nichts zu sprechen angesichts des Dunkels!
Job 37:20 Wird es ihm erzählt, wenn ich rede? Wenn einer spricht, erfährt er es?
Job 37:21 Und nun, wenn man das Sonnenlicht nicht sieht, ist es verdunkelt durch die Wolken, - ein Windhauch bläst und fegt sie weg!
Job 37:22 Vom Norden kommt goldener Glanz, über Gott schwebt furchterregend Herrlichkeit.
Job 37:23 Den Allmächtigen, wir ergründen ihn nicht, den Erhabenen an Macht, der aber das Recht und der Gerechtigkeit Fülle nimmer beugt.
Job 37:24 Deshalb sollen die Menschen ihn fürchten! Er selbst schaut alle klugen Leute nicht an."
Hiob Kapitel 38
Job 38:1 Da antwortete der Herr dem Job aus dem Wettersturm und sprach:
Job 38:2 "Wer ist es, der den Weltenplan verdunkelt mit Gerede ohne Einsicht?
Job 38:3 Umgürte deine Hüften wie ein Held, so frag' ich dich, und kläre du mich auf!
Job 38:4 Wo warst du, als ich die Erde gründete? Gib Antwort, so Bescheid du weißt!
Job 38:5 Wer hat ihre Maße festgesetzt? - du weißt es ja. Oder wer hat über ihr die Meßschnur ausgespannt?
Job 38:6 Worauf sind ihre Sockel eingesenkt? Wer setzte ihr den Eckstein auf
Job 38:7 beim Jubelchor der Morgensterne, als insgesamt die Gottessöhne jauchzten?
Job 38:8 Und wer verschloß das Meer mit Türen, als schäumend es aus seinem Mutterschoß hervorquoll,
Job 38:9 als ich Gewölk zu seinem Kleid ihm machte, zu seiner Windel dunklen Nebel,
Job 38:10 als ich meine feste Grenze ihm entgegensetzte und Riegel sowie Türen daran legte,
Job 38:11 wobei ich sprach: Bis hierher magst du kommen, weiter nicht! Hier ist ein Halt für deine stolzen Wogen!
Job 38:12 Hast du in deinem Leben je den Morgen herbefohlen, dem Frührot seinen Platz gezeigt,
Job 38:13 auf daß der Erde Säume es erfasse und Frevler von ihr weggeschüttelt werden?
Job 38:14 Sie wandelt sich gleich Siegelton (in Formen), (die Dinge) stehen da wie ein Gewand.
Job 38:15 Den Frevlern wird ihr Licht entzogen, zerschmettert der erhobene Arm.
Job 38:16 Bist du bis zu des Meeres Quellen vorgedrungen und in des Ozeans Tiefe einhergewandelt?
Job 38:17 Taten sich dir die Pforten der Totenwelt auf, schautest du die Tore der Finsternis?
Job 38:18 Hattest du acht auf die weiten Flächen der Erde? Gib Antwort, so du sie völlig kennst!
Job 38:19 Wo ist der Weg zur Wohnung des Lichtes, und wo denn die Stätte des Dunkels,
Job 38:20 so daß du es einholen könntest in seinen Bereich, wüßtest die Pfade zu seinem Haus?
Job 38:21 Du weißt es doch; denn damals warst du geboren, und die Zahl deiner Tage ist gar groß!
Job 38:22 Kamst du bis zu den Speichern des Schnees, und sahst du die Kammern des Hagels,
Job 38:23 den ich aufgespart für die Drangsalszeit, für den Tag des Kampfes und Krieges?
Job 38:24 Wo ist der Weg zu dem Ort, wo das Licht sich verteilt, der Ostwind sich über die Erde zerstreut?
Job 38:25 Wer grub für die Regenflut eine Rinne, einen Weg für das Donnergewölk,
Job 38:26 um regnen zu lassen auf unbewohntes Land, auf die Wüste, darin niemand verweilt,
Job 38:27 um Öde und Ödland sattsam zu tränken und frisches Gras sprossen zu lassen?
Job 38:28 Hat der Regen einen Vater, oder wer zeugte die Tropfen des Taues?
Job 38:29 Aus wessen Schoß ging das Eis hervor, des Himmels Reif, wer hat ihn geboren?
Job 38:30 Gleichsam in einem Stein verbergen sich die Wasser, die Fläche der Flut schließt sich zusammen.
Job 38:31 Kannst du die Bänder knüpfen des Siebengestirns oder die Fesseln des Orion lösen?
Job 38:32 Läßt du zur rechten Zeit die Hyaden aufgehen, leitest die Löwin samt ihren Jungen?
Job 38:33 Kennst du die Gesetze des Himmels und überträgst seine Schrift auf die Erde?
Job 38:34 Erhebst du deine Stimme zur Wetterwolke, daß eine Wasserwoge dich bedecke?
Job 38:35 Sendest du die Blitze, so daß sie gehen und zu dir sprechen: "Hier sind wir"?
Job 38:36 Wer verlieh untrügliche Weisheit, oder wer gab Einsicht dem Hahn?
Job 38:37 Wer zählt mit Weisheit die Wolken ab, und die Schläuche des Himmels, wer schüttet sie aus,
Job 38:38 so daß sie in Schlamm den Staub umformen und die Schollen fest aneinanderkleben?
Job 38:39 Erjagst du Beute für den Löwen und stillst der Junglöwen Hunger,
Job 38:40 wenn sie in Verstecken sich ducken, im Gebüsch auf der Lauer liegen?
Job 38:41 Wer bereitet dem Raben sein Futter, wenn seine Jungen schreien zu Gott, wenn sie umherirren ohne Nahrung?
Hiob Kapitel 39
Job 39:1 Weißt du die Gebärzeit der Steinböcke, überwachst du das Werfen der Hirschkühe?
Job 39:2 Zählst du die Monate, die sie brauchen, und weißt du ihre Gebärzeit?
Job 39:3 Sie kauern sich nieder, werfen ihre Jungen, entlassen ihre Leibesfrucht.
Job 39:4 Ihre Jungen erstarken, werden groß im Freien, laufen davon und kehren nicht wieder.
Job 39:5 Wer ließ den Wildesel frei entlaufen, des Bergesels Fesseln, wer schloß sie auf?
Job 39:6 Ich bestimmte ihm zur Behausung die Steppe, zu seiner Wohnung die salzige Trift.
Job 39:7 Er verspottet das Getümmel der Stadt, das Geschrei des Treibers hört er nicht.
Job 39:8 Die Berge sucht er nach Weide ab, und jeglichem Grün spürt er nach.
Job 39:9 Wird der Büffel dir willige Dienste tun, wird er an deiner Krippe verbleiben?
Job 39:10 Kannst du den Büffel an eine Furche fesseln, die das Leitseil ihm weist, oder pflügt er die Täler hinter dir her?
Job 39:11 Vertraust du auf ihn, weil groß seine Kraft, und kannst du ihm deine Arbeit überlassen?
Job 39:12 Glaubst du von ihm, daß er heimbringt deine Ernte und sie nach deiner Tenne schafft?
Job 39:13 Gar lustig schlägt der Straußenhenne Flügel! Ist die Schwinge zärtlich und auch das Gefieder?
Job 39:14 Nein, sie gibt der Erde ihre Eier preis, läßt warm sie werden auf dem Staub;
Job 39:15 und sie vergißt, daß sie ein Fuß zerdrücken, das Wild des Feldes sie zertreten kann.
Job 39:16 Hart behandelt sie die Jungen, als gehörten sie nicht ihr; war auch vergeblich ihre Mühe, es erschreckt sie nicht.
Job 39:17 Denn Gott ließ sie die Weisheit vergessen und gab ihr keinen Anteil an Verstand.
Job 39:18 Sobald sie aber aufgerichtet mit den Flügeln rudert, spottet sie des Rosses und des Reiters.
Job 39:19 Gibst du dem Rosse Heldenkraft, bekleidest du mit einer Mähne seinen Hals?
Job 39:20 Kannst du es wie einen Heuschreck springen lassen? Furchtbar ist sein stolzes Wiehern.
Job 39:21 Es scharrt im Kampfgefilde voller Freude, mit Kraft zieht es dem Waffengang entgegen.
Job 39:22 Es spottet der Furcht und kennt keine Angst, macht vor dem Schwerte nicht kehrt.
Job 39:23 Der Köcher klirrt über ihm, die blitzende Spitze von Lanze und Speer;
Job 39:24 mit fieberndem Toben schluckt es den Boden und steht nimmer still beim Klang des Hornes.
Job 39:25 Wenn erst das Horn ertönt, wiehert es "Hui", wittert den Kampf schon von weitem, der Führer Rufen und Schlachtenlärm.
Job 39:26 Kommt es von deiner Einsicht, daß der Falke sich aufschwingt, seine Flügel ausbreitet nach dem Süden zu?
Job 39:27 Oder fliegt auf deinen Befehl der Adler so hoch und baut seinen Horst in der Höhe?
Job 39:28 Auf dem Felsen wohnt und nächtigt er, auf der Felsenzacke und steilen Wand.
Job 39:29 Von dort erspäht er die Beute, und ins Weite schauen seine Augen.
Job 39:30 Blut schlürfen seine Jungen, und wo Erschlagene liegen, dort findet er sich ein."
Hiob Kapitel 40
Job 40:1 Es antwortete der Herr weiterhin dem Job und sprach:
Job 40:2 "Will mit dem Allmächtigen ein Tadler streiten? Der Ankläger Gottes antworte darauf!"
Job 40:3 Da antwortete Job dem Herrn und sprach:
Job 40:4 "Siehe, ich bin zu gering! Was könnte ich dir erwidern? Ich lege die Hand auf meinen Mund.
Job 40:5 Einmal habe ich geredet, aber ich werde nicht mehr antworten, und noch ein zweites Mal, aber ich werde nicht fortfahren!"
Job 40:6 Da antwortete der Herr dem Job aus dem Wettersturm und sprach:
Job 40:7 "Umgürte deine Hüften wie ein Held, so frag' ich dich, und kläre du mich auf!
Job 40:8 Willst du wirklich mein Recht zunichte machen, ins Unrecht mich setzen, damit du recht behältst?
Job 40:9 Hast du etwa einen Arm wie Gott, und kannst du mit einer Stimme gleich der seinigen donnern?
Job 40:10 Schmücke dich mit Hoheit und Erhabenheit, gewande dich in Prunk und Pracht!
Job 40:11 Laß du die Fluten deines Zornes sich ergießen, schau jeden Stolzen und demütige ihn!
Job 40:12 Schau jeden Stolzen und zwinge ihn nieder, wirf die Frevler zu Boden!
Job 40:13 Verbirg sie insgesamt im Staub, schließe sie leibhaftig im Erdinnern ein!
Job 40:14 Dann werde auch ich dich lobpreisen, daß deine Rechte den Sieg dir verschaffte!
Job 40:15 Sieh doch das Nilpferd, welches ich erschuf wie dich, es nährt sich von Gras gleich einem Rind!
Job 40:16 Sieh seine Stärke in seinen Lenden, seine Kraft in den Muskeln des Leibes!
Job 40:17 Seinen Schweif läßt es hängen wie eine Zeder, seiner Schenkel Sehnen sind straff verflochten.
Job 40:18 Seine Knochen sind wie eherne Röhren und seine Gebeine wie Eisenbarren.
Job 40:19 Es ist ein Meisterstück der Schöpfungswerke Gottes. Hat ihm gar sein Schöpfer das Schwert abgefordert?
Job 40:20 Denn das Wild der Berge vergißt seiner, und alle Tiere des Feldes spielen dort.
Job 40:21 Unter Kreuzdorngebüsch lagert es, im Schutz von Schilfrohr und Sumpf.
Job 40:22 Kreuzdorngebüsch deckt es schattend zu, die Pappeln am Flusse umgeben es.
Job 40:23 Schwillt auch der Fluß, es regt sich nicht auf, bleibt ruhig, auch wenn ihm der Strom bis ins Maul steigt.
Job 40:24 Kann man an seinen Augen es fassen, mit Fanggeräten die Nase durchbohren?
Job 40:25 Kannst du das Krokodil am Angelhaken hochziehen, mit der Leine seine Zunge niederdrücken?
Job 40:26 Kannst du ihm eine Binsenschnur an seine Schnauze legen und mit einem Haken ihm die Kinnlade durchbohren?
Job 40:27 Wird es dich viel um Gnade bitten oder zarte Worte an dich richten?
Job 40:28 Wird es wohl einen Vertrag mit dir schließen, daß du es dauernd zum Sklaven nimmst?
Job 40:29 Darfst du mit ihm spielen wie mit einem Vöglein und es anseilen für deine Mägdlein?
Job 40:30 Verschachern es die Jagdgenossen, verteilen sie es unter die Händler?
Job 40:31 Kannst du seine Haut mit Spießen spicken und seinen Kopf mit einer Fischharpune?
Job 40:32 Leg nur einmal die Hand daran, entschließe dich zum Kampf! - Du kommst nicht weit!
Hiob Kapitel 41
Job 41:1 Wahrlich, eines solchen Hoffnung ist gar trügerisch, schon bei seinem Anblick wird er hingeschleudert!
Job 41:2 Keiner ist so kühn, daß er es reizte, und wer ist es, der ihm trotzen könnte?
Job 41:3 Wer begegnete ihm und blieb unversehrt? Unter dem ganzen Himmel gibt es den nicht!
Job 41:4 Nicht will ich schweigen von seinen Körperteilen, von der Beschreibung der Kraft und seiner prächtigen Ausstattung.
Job 41:5 Wer hat je die Oberseite seiner Umkleidung aufgedeckt, wer vermag in seinen Doppelpanzer einzudringen?
Job 41:6 Wer öffnete die Tore seines Angesichts? Rings um seine Zähne lagert Schrecken.
Job 41:7 Reihen von Schilden sind sein Rücken, ein jeder verschlossen mit einem Siegel aus Kieselstein.
Job 41:8 Einer liegt dicht an dem andern, kein Lufthauch dringt zwischen ihnen hindurch.
Job 41:9 Ein jeder fügt sich eng an den andern, sie halten zusammen und lösen sich nicht.
Job 41:10 Sein Niesen läßt Licht aufleuchten, seine Augen gleichen den Wimpern der Morgenröte.
Job 41:11 Aus seinem Rachen fahren brennende Fackeln, feurige Funken schießen hervor.
Job 41:12 Rauch dampft aus seinen Nüstern wie aus einem kochenden, heißen Topf.
Job 41:13 Sein Atem entflammt glühende Kohlen, und eine Flamme schlägt aus seinem Maul.
Job 41:14 Stärke wohnt in seinem Nacken, und vor ihm her läuft Kraft.
Job 41:15 Straff liegt seines Wanstes Fleisch, wie angegossen hart und unbeweglich.
Job 41:16 Sein Herz ist fest wie Stein, fest wie ein unterer Mühlstein.
Job 41:17 Erhebt es sich so erschrecken Starke, ziehen sich zurück vor Ängsten.
Job 41:18 Stellt man ihm nach, hält das Schwert nicht stand, keine Lanze, keine Waffe, kein Pfeil.
Job 41:19 Wie Stroh achtet es Eisen, Erz wie wurmstichiges Holz.
Job 41:20 Kein Bogenschütze jagt es in die Flucht, zu Stoppeln wandeln sich ihm Schleudersteine.
Job 41:21 Die Keule gilt ihm wie Stoppeln, es spottet über das Schwirren des Speeres.
Job 41:22 An seiner Unterseite trägt es Scherbenspitzen, breitet ein Dreschbrett aus über dem Schlamm.
Job 41:23 Die Wassertiefe bringt es zum Brodeln wie einen Kessel, macht das Meer zum Salbentopf.
Job 41:24 Hinter sich her läßt es eine leuchtende Spur; man meint, die Flut sei Silberhaar.
Job 41:25 Es gibt über dem Erdenstaub nicht seinesgleichen, geschaffen, um sich nie zu fürchten.
Job 41:26 Sein Blick mißt sich mit jedem Hohen; König ist es über alle stolzen Tiere."
Hiob Kapitel 42
Job 42:1 Da antwortete Job dem Herrn und sprach:
Job 42:2 "Ich habe erkannt, daß du alles vermagst und daß kein Vorhaben dir unmöglich ist!
Job 42:3 "Wer ist es, der den Weltenplan verschleiert bar der Einsicht?" So habe ich also töricht Dinge vorgebracht, die allzu wunderbar für mich sind und die ich nicht begreife!
Job 42:4 "Hör zu, und ich will sprechen; ich frage dich, und kläre du mich auf!"
Job 42:5 Nur nach dem Hörensagen hatte ich von dir gehört, nun aber hat mein Auge dich geschaut.
Job 42:6 Deswegen widerrufe und bereue ich in Staub und Asche."
Job 42:7 Als nun der Herr diese Worte zu Job geredet hatte, sprach der Herr zu Eliphas, dem Temaniten: "Mein Zorn ist entbrannt wider dich und deine beiden Gefährten; denn ihr habt nicht Richtiges von mir geredet wie mein Knecht Job.
Job 42:8 Doch nun nehmt sieben Jungstiere und sieben Widder, geht hin zu meinem Knechte Job und bringt ein Brandopfer für euch dar, und mein Knecht Job soll für euch Fürbitte einlegen! Nur auf ihn will ich Rücksicht nehmen, so daß ich euch nichts Schlimmeres zufüge. Ihr habt ja nicht Richtiges von mir geredet wie mein Knecht Job."
Job 42:9 Da gingen Eliphas, der Temanit, Bildad, der Schuchit, und Zophar, der Naamatit, hin und taten, wie der Herr ihnen geboten hatte, und der Herr nahm Rücksicht auf Job.
Job 42:10 Auch wendete der Herr das Geschick Jobs, da er für seinen Nächsten Fürsprache einlegte, und der Herr vermehrte alles, was Job besessen hatte, auf das Doppelte.
Job 42:11 Es kamen aber zu ihm all seine Brüder und Schwestern und all seine früheren Bekannten und speisten mit ihm in seinem Hause, bezeugten ihm ihre Teilnahme und trösteten ihn ob all des Unglücks, das der Herr über ihn gebracht hatte, und jeder schenkte ihm eine Kesita und einen goldenen Ring.
Job 42:12 Der Herr aber segnete die spätere Lebenszeit Jobs noch mehr als seine frühere; sein Besitz war: vierzehntausend Schafe, sechstausend Kamele, tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen.
Job 42:13 Er bekam ferner sieben Söhne und drei Töchter.
Job 42:14 Die erste nannte er "Täubchen", die zweite "Zimtblüte" und die dritte "Schminkhörnchen".
Job 42:15 Man fand im ganzen Land keine schöneren Frauen als die Töchter Jobs, und ihr Vater gab ihnen einen Erbanteil unter ihren Brüdern.
Job 42:16 Job lebte danach noch hundertvierzig Jahre und sah seine Kinder und Enkel, vier Geschlechter.
Job 42:17 Dann starb Job hochbetagt und satt an Lebenstagen.
Sprüche
Sprüche Kapitel 1
Spr 1:1 Sprüche Salomos, des Davidssohnes, des Königs über Israel,
Spr 1:2 um zu erkennen Weisheit und Zucht, um zu verstehen verständige Reden,
Spr 1:3 um zu erlangen Selbstzucht und Einsicht, Gerechtigkeit, Urteil und redlichen Sinn,
Spr 1:4 den Unerfahrenen Klugheit zu geben, der Jugend Erkenntnis und Überlegung.
Spr 1:5 Hört sie der Weise, so wächst er an Bildung, und der Verständige hat feste Führung,
Spr 1:6 um zu verstehen Sinnspruch und Gleichnis, Worte der Weisen mitsamt ihren Rätseln.
Spr 1:7 Furcht des Herrn ist der Anfang des Wissens, nur Toren verachten die Weisheit und Zucht.
Spr 1:8 Mein Sohn, o höre auf die Mahnung deines Vaters und lehne nicht die Unterweisung deiner Mutter ab!
Spr 1:9 Sie sind ein goldener Kranz auf deinem Haupt und wie ein Perlenschmuck um deinen Hals.
Spr 1:10 Mein Sohn, wenn Sünder dich verlocken, folge nicht!
Spr 1:11 Und wenn sie sagen: "Geh mit uns, wir planen Mord und lauern ohne Grund auf den, der schuldlos ist.
Spr 1:12 Wir wollen wie die Unterwelt lebendig sie verschlingen, ja ganz und gar wie solche, die ins Grab versinken.
Spr 1:13 Wir werden manch kostbares Gut gewinnen, mit Beute unsre Häuser füllen.
Spr 1:14 In unserem Kreise wirf dein Los, ein Beutel sei gemeinsam für uns alle!"
Spr 1:15 Mein Sohn, mit ihnen ziehe nicht des Weges, halt fern von ihrem Pfade deinen Fuß!
Spr 1:16 Denn ihre Füße rennen nach dem Bösen, zum Blutvergießen eilen sie voran!
Spr 1:17 Gewiß schwingt man das Netz vergebens vor den Augen aller Vögel aus;
Spr 1:18 sie aber lauern auf ihr egen Blut und trachten selbst sich nach dem Leben.
Spr 1:19 So enden alle, die Gewinn erstreben, das Leben nimmt er den Besitzern weg.
Spr 1:20 Die Weisheit predigt auf den Straßen, auf Plätzen läßt sie ihre Stimme hören.
Spr 1:21 Sie ruft am Ausgangsort der Mauern, beim Durchlaß in den Toren redet sie:
Spr 1:22 "Wie lange noch, ihr Betörten, liebt ihr die Betörung, gefällt den frechen Schwätzern ihr Geschwätz und hassen Unverständige Erkenntnis?
Spr 1:23 Bekehrt ihr euch zu meiner Mahnung, seht, meinen Geist gieß' ich auf euch, und meine Worte gebe ich euch kund.
Spr 1:24 Weil ich zwar rief, doch ihr nicht wolltet und niemand achtgab, als ich winkte,
Spr 1:25 weil all meinen Rat ihr abgelehnt und meine Mahnung nicht genehm euch war,
Spr 1:26 so will auch ich bei eurem Unglück lachen, will spotten, wenn euch Schrecken überfällt,
Spr 1:27 wenn wie ein Ungewitter euch der Schrecken naht, und wie ein Sturmwind euer Unglück kommt, wenn über euch Not und Bedrängnis stürzt.
Spr 1:28 Dann werden sie mich rufen, und ich schweige, sie werden dann mich suchen und nicht finden.
Spr 1:29 Zur Strafe, daß sie die Erkenntnis haßten, die Furcht des Herrn für sich nicht erwählten,
Spr 1:30 daß meinen Rat sie nicht befolgen wollten, all meine strenge Mahnung nur verschmähten,
Spr 1:31 sollen sie die Früchte ihres Tuns genießen und sich an ihren bösen Plänen sättigen!
Spr 1:32 Denn der Betörten Abkehr ist ihr Tod, der Leichtsinn dieser Toren ihr Verderben.
Spr 1:33 Doch wer auf mich hört, kann in Ruhe wohnen und unbesorgt sein vor des Unheils Schrecken."
Sprüche Kapitel 2
Spr 2:1 Mein Sohn, wenn du folgst meinen Reden, bei dir meine Satzungen aufnimmst,
Spr 2:2 indem du der Weisheit Gehör schenkst, dein Herz für Verständnis bereit hältst,
Spr 2:3 ja, nur wenn du schreist nach der Klugheit, zur Einsicht erhebst deine Stimme,
Spr 2:4 und wenn du wie Silber sie aufsuchst, wie heimlichen Schätzen ihr nachspürst,
Spr 2:5 dann wirst du verstehen die Furcht des Herrn, kannst finden die Gotteserkenntnis.
Spr 2:6 Der Herr ist ja Spender der Weisheit, sein Mund verleiht Wissen und Einsicht.
Spr 2:7 Er hält für die Redlichen Hilfe bereit, ein Schild ist er allen, die rechtschaffen wandeln.
Spr 2:8 Er hütet die Pfade des Rechtes, den Weg seiner Frommen bewacht er.
Spr 2:9 Gerechtigkeit wirst du verstehen und Recht, Geradheit und jegliche richtige Bahn.
Spr 2:10 Denn Weisheit kehrt ein in dein Herz, Erkenntnis beglückt deine Seele.
Spr 2:11 Besonnenheit wacht über dir, und Klugheit behält dich in Obhut.
Spr 2:12 Sie wird dich bewahren vor unrechtem Weg, vor Menschen, die Falschheit nur reden,
Spr 2:13 die verlassen den Pfad der Geradheit, um finstere Wege zu wandeln,
Spr 2:14 die Freude empfinden an boshaftem Tun und jubeln ob aller Verderbtheit des Schlechten.
Spr 2:15 Die Pfade, auf denen sie schreiten, sind krumm; sie irren dahin auf verkehrten Geleisen. -
Spr 2:16 Sie wird vor des anderen Frau dich bewahren, vor der Fremden mit ihren verführenden Reden,
Spr 2:17 die verläßt den Freund ihrer Jugendzeit und vergißt den Bund ihres Gottes.
Spr 2:18 Ihr Haus sinkt hinab bis zum Tode, zum Totenreich führen ihre Bahnen.
Spr 2:19 Wer einkehrt bei ihr, kehrt nie wieder, noch erreicht er die Pfade des Lebens.
Spr 2:20 Darum geh auf dem Wege der Guten, halt ein die Pfade der Frommen!
Spr 2:21 Denn im Land darf nur wohnen, wer rechtschaffen ist, in ihm bleibt erhalten, wer unsträflich lebt.
Spr 2:22 Doch Gottlose werden getilgt aus dem Land und Treulose weggerissen aus ihm.
Sprüche Kapitel 3
Spr 3:1 Mein Sohn, vergiß nicht mein Gesetz, dein Herz bewahre mein Gebot!
Spr 3:2 Denn viele Tage, Lebensjahre und Wohlergehen bringt es dir.
Spr 3:3 Nie sollen dich Lieb und Treu verlassen, du sollst um deinen Hals sie binden, auf deines Herzens Tafel schreiben!
Spr 3:4 Dann wirst du Gunst und Achtung finden im Urteil Gottes und der Menschen.
Spr 3:5 Vertrau auf Gott aus ganzem Herzen, und baue nicht auf eigne Klugheit!
Spr 3:6 Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, so wird er deine Pfade ebnen!
Spr 3:7 Halte dich nicht selbst für weise, fürchte Gott und meide Unrecht!
Spr 3:8 Heilung ist das deinem Leibe und Erquickung deinem Körper.
Spr 3:9 Ehre Gott mit deiner Habe, mit Erstlingsopfern deiner ganzen Ernte!
Spr 3:10 So füllen deine Speicher sich mit Korn, und deine Kufen triefen, voll von Most.
Spr 3:11 Die Zucht des Herrn, mein Sohn, verachte nicht, sei nicht verstimmt ob seiner Züchtigung!
Spr 3:12 Denn wen der Herr in Liebe hegt, den züchtigt er, und wie ein Vater seinem Sohn, so ist er wohlgesinnt.
Spr 3:13 Selig sei gepriesen, wer die Weisheit fand, und jeder Mensch, dem Einsicht ward zuteil!
Spr 3:14 Denn ihr Erwerb nützt mehr als der von Silber, und über edles Gold geht ihr Gewinn.
Spr 3:15 Sie steht an Wert noch höher als Korallen, kein Kleinod gibt es, das ihr gleichen kann.
Spr 3:16 In ihrer Rechten trägt sie langes Leben, in ihrer Linken Reichtum, Glanz und Ehre.
Spr 3:17 Die Wege, die sie führt, sind Freudenwege, und all ihre Pfade Wohlergehen.
Spr 3:18 Ein Lebensbaum ist sie für den, der sie ergreift, und wer an ihr sich festhält, ist beglückt.
Spr 3:19 In Weisheit gründete der Herr die Erde, in Einsicht machte er den Himmel fest.
Spr 3:20 Durch seine Klugheit quillt aus Tiefen Wasser und lassen Wolken Tau herniederträufeln.
Spr 3:21 Mein Sohn, laß nie sie aus den Augen schwinden, bewahre Umsicht und Besonnenheit!
Spr 3:22 Sie werden Leben sein für deine Seele und deinem Halse eine holde Zier.
Spr 3:23 Dann kannst du deinen Weg in Ruhe schreiten, und keinen Anstoß wird dein Fuß erleiden.
Spr 3:24 Wenn du dich niederlegst, so brauchst du nicht zu bangen, und wenn du schlafend ruhst, ist süß dein Schlummer.
Spr 3:25 Hab keine Angst vor plötzlichem Erschrecken noch vor der Frevler Unheil, wenn es naht!
Spr 3:26 Denn deine Zuversicht ist ja der Herr, und er bewahrt vor Schlingen deinen Fuß.
Spr 3:27 Versage keinem, der sie braucht, die Wohltat, wenn es in deiner Hand liegt, sie zu spenden!
Spr 3:28 Sprich nicht zu deinem Nächsten: "Geh und komme wieder, und morgen geb' ich", wenn du (heute) könntest!
Spr 3:29 Kein Unheil plane wider deinen Nächsten, wenn er in Zuversicht bei dir verweilt!
Spr 3:30 Mit keinem Menschen streite ohne Grund, wenn er nichts Böses dir hat angetan!
Spr 3:31 Beneide den nicht, der Gewalttat liebt, und wähle keinen seiner Wege aus!
Spr 3:32 Denn Böse sind ein Greuel für den Herrn, doch mit den Guten pflegt er traute Freundschaft.
Spr 3:33 Der Fluch des Herrn ruht auf des Frevlers Haus, und der Gerechten Wohnstatt segnet er.
Spr 3:34 Mit frechen Spöttern treibt er selber Spott, jedoch den Demutsvollen schenkt er Huld.
Spr 3:35 Die Weisen werden Ehre erben, die Toren aber höchste Schande.
Sprüche Kapitel 4
Spr 4:1 Höret, Söhne, auf die Zucht des Vaters, und merket auf, um Einsicht zu erlernen!
Spr 4:2 Denn gute Lehre hab' ich euch zu geben, verschmähet meine Unterweisung nicht!
Spr 4:3 Auch ich war einst ein Sohn für meinen Vater, ein zart und einzig Kind bei meiner Mutter.
Spr 4:4 Da hat er mich belehrt und sprach zu mir: "Dein Herz soll sich an meine Worte klammern,
Spr 4:5 befolge meine Weisungen, vergiß sie nicht, und von den Reden meines Mundes weich nicht ab!"
Spr 4:6 Laß nicht von ihr, so wird sie dich bewahren, und liebe sie, so wird sie dich beschützen!
Spr 4:7 Der Weisheit Anfang ist: Erwirb dir Weisheit; mit allem, was dein eigen ist, erwirb dir Einsicht!
Spr 4:8 Schätz hoch sie ein, so wird sie dich erhöhen, wird dich zu Ehren bringen, wenn du sie umfängst.
Spr 4:9 Sie legt aufs Haupt dir einen schmucken Kranz und schenkt dir eine Krone voller Pracht.
Spr 4:10 Hör zu, mein Sohn, und nimm mein Reden an, so werden zahlreich deine Lebensjahre sein!
Spr 4:11 In Weisheitspfade führe ich dich ein und will dich leiten auf gerader Bahn.
Spr 4:12 Gehst du auf ihr, ist unbeengt dein Schritt, und wenn du läufst, so wirst du doch nicht straucheln.
Spr 4:13 Halt fest an Zucht und laß von ihr nicht ab, bewahre sie, denn Leben ist sie dir!
Spr 4:14 Auf Frevlerpfade lasse dich nicht ein, und auf dem Weg der Bösen wandle nicht!
Spr 4:15 Vermeide ihn und schreite nicht hinüber, lenk von ihm ab und geh daran vorbei!
Spr 4:16 Sie ruhen nicht, eh' Böses sie vollbracht; sie finden keinen Schlaf, bevor sie andere gestürzt.
Spr 4:17 Denn Brot des Frevels bildet ihre Speise und der Gewalttat Wein, das ist ihr Trank.
Spr 4:18 Doch der Gerechten Pfad ist wie der Morgenschein, der immer lichter wird bis zu dem vollen Tag.
Spr 4:19 Der Weg des Frevlers aber ist wie finstre Nacht, sie wissen nicht, woran sie straucheln werden.
Spr 4:20 Mein Sohn, o merke doch auf meine Worte, zu meinen Reden neige hin dein Ohr!
Spr 4:21 Sie mögen nie aus deinen Augen schwinden, bewahre sie inmitten deines Herzens!
Spr 4:22 Denn Leben sind sie jedem, der sie findet, und bringen Heilung seinem ganzen Leib.
Spr 4:23 Behüte nichts so sorgsam wie dein Herz, denn Leben quillt aus ihm hervor!
Spr 4:24 Des Mundes Falschheit weise ab von dir, und lügenhafte Lippen halt dir fern!
Spr 4:25 Geradeaus laß deine Augen schauen und deine Wimpern offen vorwärtsblicken!
Spr 4:26 Auf ebne Bahnen setze deinen Fuß, und alle deine Wege seien fest bestimmt!
Spr 4:27 Nicht bieg nach rechts ab oder links, halt deinen Fuß vom Bösen fern!
Sprüche Kapitel 5
Spr 5:1 Mein Sohn, ach merke doch auf meine Weisheit, zu meiner Einsicht neige her dein Ohr,
Spr 5:2 auf daß du kluge Überlegung wahrest, und deine Lippen auf Erkenntnis achten.
Spr 5:3 Von Honig trieft die Lippe einer fremden Frau, und glatter ist ihr Gaumen als das Öl.
Spr 5:4 Zuletzt jedoch ist sie wie Wermut bitter und scharf gleichwie ein doppelschneidig Schwert.
Spr 5:5 Hinab zum Tode steigen ihre Füße, zur Unterwelt gelangen ihre Schritte.
Spr 5:6 Anstatt den Pfad des Lebens sich zu ebnen, sind schwankend ihre Bahnen, und sie weiß es nicht.
Spr 5:7 Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich und weicht nicht ab von meines Mundes Reden!
Spr 5:8 Halt fern von ihresgleichen deinen Weg, und nahe nicht der Türe ihres Hauses,
Spr 5:9 daß du nicht andern deine Stärke opferst und deine Jahre einem Leuteschinder;
Spr 5:10 daß Fremde nicht genießen deine Arbeitskraft und deine Müh' im Hause eines Fremden.
Spr 5:11 Dann müßtest du am Ende schließlich stöhnen, wenn dir dein Fleisch und Leib dahingeschwunden,
Spr 5:12 und sprechen: "Ach, warum nur haßte ich die Zucht und hat mein Herz die Mahnungen verschmäht,
Spr 5:13 und warum hab' ich nicht gehorcht der Stimme meiner Lehrer und den Erziehern nicht mein Ohr geneigt?
Spr 5:14 Fast wäre es mir gänzlich schlecht ergangen in öffentlicher Volksversammlung und Gemeinde."
Spr 5:15 Trink Wasser nur aus eigener Zisterne und was aus deinem eignen Brunnen quillt!
Spr 5:16 Sollen denn nach außen deine Quellen sich ergießen, auf freie Plätze deine Wasserbäche?
Spr 5:17 Sie sollen dir allein zu eigen sein und nicht Fremden neben dir!
Spr 5:18 Gesegnet sei dein Born, ja freue dich der Frau aus deiner Jugendzeit!
Spr 5:19 Lieblich wie ein Reh und zart wie eine Gazelle! Es soll dich ihre Liebe allezeit erquicken und ihre Minne immerdar berauschen!
Spr 5:20 Was sollst du dich, mein Sohn, berauschen an der Fremden, warum den Busen einer anderen umarmen?
Spr 5:21 Liegt doch vor Gottes Augen eines jeden Weg, und alle seine Lebensbahnen ebnet er.
Spr 5:22 Die eigenen Vergehen fangen jenen; er ist gefesselt mit den Stricken seiner Sünde.
Spr 5:23 Ein solcher stirbt, weil es an Zucht ihm mangelt, und ob der Menge seiner Torheit taumelt er.
Sprüche Kapitel 6
Spr 6:1 Mein Sohn, bist du für deinen Nächsten Bürge, gabst du den Handschlag einem fremden Mann,
Spr 6:2 bist du gebunden durch die Worte deines Mundes, gefangen durch die Worte deines Mundes,
Spr 6:3 so tu dies eine nur, mein Sohn: Befreie dich, weil du in deines Nächsten Hand gefallen bist! Geh hin, beeile dich, bestürme deinen Nächsten!
Spr 6:4 Gönn deinen Augen keinen Schlaf und keinen Schlummer deinen Augenwimpern!
Spr 6:5 Reiß wie ein Reh dich los aus seiner Hand und wie ein Vogel aus der Hand des Jägers!
Spr 6:6 Geh hin, du Fauler, zu der Ameise; schau ihr Verhalten, daß du weise wirst!
Spr 6:7 Obwohl sie keine Obrigkeit besitzt und keinen Ordner, keinen Herrscher,
Spr 6:8 sucht sie im Sommer schon sich ihre Nahrung, ihr Futter sammelt sie zur Erntezeit.
Spr 6:9 Wie lange noch, du Fauler, bleibst du liegen, wann willst du dich erheben aus dem Schlaf?
Spr 6:10 (Du sagst): "Nur noch ein bißchen Schlaf, ein bißchen Schlummer, ein bißchen Hände-Ineinanderlegen, um zu ruhen!"
Spr 6:11 Und schon kommt über dich die Armut wie ein Strolch und deine Not gleich wie ein frecher Bettler.
Spr 6:12 Ein Tunichtgut, ein Taugenichts, wer sich ergeht in Falschheit seines Mundes,
Spr 6:13 wer blinzelt mit den Augen, deutet mit den Füßen und heimlich Zeichen gibt mit seinen Fingern,
Spr 6:14 im Herzen Tücke trägt, beständig Böses plant und Streitigkeiten rings verbreitet.
Spr 6:15 Darum kommt plötzlich sein Verhängnis; er wird zerschmettert jäh und rettungslos.
Spr 6:16 Sechs Dinge sind dem Herrn verhaßt, und sieben sind für ihn ein Greuel:
Spr 6:17 die stolzen Augen, eine falsche Zunge und Hände, die unschuldig Blut vergießen,
Spr 6:18 ein Herz, das frevelhafte Ränke plant, und Füße, die zum Bösen eilig rennen,
Spr 6:19 wer Lügen spricht als falscher Zeuge und Zwietracht ausstreut zwischen Brüdern.
Spr 6:20 Mein Sohn, beachte deines Vaters Weisung, verwirf die Lehre deiner Mutter nicht!
Spr 6:21 Binde sie für immer auf dein Herz und knüpfe sie um deinen Hals!
Spr 6:22 Sie leite dich bei deinem Gehen, bewache dich bei deinem Schlafen und spreche mit dir beim Erwachen!
Spr 6:23 Denn eine Leuchte ist die Weisung, und die Lehre ist ein Licht, ein Weg zum Leben strenge Zucht,
Spr 6:24 dich zu bewahren vor des Nächsten Frau und vor der glatten Zunge einer Fremden.
Spr 6:25 Dein Herz begehre nicht nach ihrer Schönheit, noch soll sie dich mit ihren Blicken fangen!
Spr 6:26 Denn für eine Buhlerin zahlt man das letzte Brot, und eines Mannes Frau macht Jagd aufs teure Leben.
Spr 6:27 Kann man im Mantel Feuer tragen, ohne sich die Kleider zu versengen?
Spr 6:28 Oder kann man schreiten über Kohlenglut, ohne sich die Füße zu verbrennen?
Spr 6:29 So auch, wer sich der Frau seines Nächsten naht: Wer immer sie berührt, er bleibt nicht unbestraft.
Spr 6:30 Ein Dieb wird nicht verachtet, wenn er stiehlt, um seine Gier zu stillen, weil ihn hungert;
Spr 6:31 jedoch ertappt, muß er es siebenfach ersetzen, die ganze Habe seines Hauses muß er opfern.
Spr 6:32 Wer sich mit einer Frau vergeht, ist einsichtslos; nur wer sich selbst verderben will, wird solches tun.
Spr 6:33 Bestrafung wird er ernten und auch Schande, und seine Schmach wird nimmer ausgetilgt.
Spr 6:34 Denn eifersüchtig glüht der Zorn des Mannes, am Tag der Rache kennt er keine Schonung.
Spr 6:35 Kein Sühnegeld wird er entgegennehmen und gibt nicht nach, so hoch du ihn entschädigst.
Sprüche Kapitel 7
Spr 7:1 Beachte, mein Sohn, meine Reden, und meine Gebote verwahre bei dir!
Spr 7:2 Ja, meine Gebote beachte - dann lebst du - und wie deinen Augapfel meine Belehrung!
Spr 7:3 Hefte sie immerdar an deine Finger, schreibe sie dir auf die Tafel des Herzens!
Spr 7:4 Sprich zu der Weisheit: "Du bist meine Schwester", und "meine Vertraute" nenne die Einsicht,
Spr 7:5 um dich vor des anderen Frau zu bewahren, vor der Fremden mit ihren verführenden Reden.
Spr 7:6 Denn durch meines Hauses Fenster hinaus und durch meine Gitter spähte ich vor.
Spr 7:7 Da schaute ich unter den Haltlosen (einen), sah unter den Söhnen den törichten Jungmann.
Spr 7:8 Er ging auf der Straße, nicht fern ihrer Ecke, und schritt auf dem Wege entlang ihrem Haus,
Spr 7:9 im Zwielicht am Abend, zu Ende des Tages, zur Stunde der Nacht und des Dunkels.
Spr 7:10 Und sieh da, eine Frau, ihm nur knapp gegenüber, gekleidet als Buhlerin, Arglist im Herzen.
Spr 7:11 Voll Leidenschaft war sie und ohne Beherrschung, nicht wollten daheim ihre Füße verweilen;
Spr 7:12 und bald auf der Straße und bald auf den Plätzen, an sämtlichen Ecken lauerte sie.
Spr 7:13 Schon hielt sie ihn fest und hat ihn geküßt, mit frechem Gesichte nun sprach sie zu ihm:
Spr 7:14 "Ein Friedopfer hatte ich noch zu entrichten, heut habe ich mein Gelübde erfüllt.
Spr 7:15 Darum ging ich aus, nur um dir zu begegnen; ich wollte dich suchen und finde dich jetzt.
Spr 7:16 Ich habe mit Decken mein Lager bereitet, mit Tüchern, gemacht aus ägyptischem Leinen.
Spr 7:17 Ich habe mein Bett auch mit Duftöl besprengt, mit köstlicher Myrrhe, mit Aloë und Zimt.
Spr 7:18 Komm mit, wir genießen bis zum Morgen die Liebe, wir wollen schwelgen in Liebeslust!
Spr 7:19 Denn abwesend ist vom Hause mein Mann, ist weit in die Ferne auf Reisen gezogen.
Spr 7:20 Die Geldbörse selbst hat er mit sich genommen, wenn Vollmond wird, kommt er erst wieder zurück."
Spr 7:21 Sie machte ihn mürbe durch vieles Bereden, verführte ihn mit ihren schmeichelnden Lippen.
Spr 7:22 So geht er nun hinter ihr her, der Betörte, genau wie ein Stier, der zur Schlachtbank herankommt, und gleich wie ein Hirsch, der da springt in die Schlinge,
Spr 7:23 bis daß ihm ein Pfeil seine Leber durchbohrt; und so wie ein Vogel, der schnell in ein Netz fliegt und gar nicht bemerkt, daß sein Leben Gefahr läuft.
Spr 7:24 Wohlan denn, ihr Söhne, hört auf mich, und merkt auf das, was mein Mund zu euch spricht!
Spr 7:25 Nicht möge dein Herz ihren Wegen verfallen, geh nicht in die Irre entlang ihren Pfaden!
Spr 7:26 Denn viel sind der Toten, die sie gestürzt hat, und zahlreich all jene, die sie gemordet.
Spr 7:27 Nur Wege zur Unterwelt bietet ihr Haus; sie führen hinab zu den Kammern des Todes.
Sprüche Kapitel 8
Spr 8:1 Läßt nicht die Weisheit ihren Ruf erschallen, läßt nicht die Einsicht ihre Stimme hören?
Spr 8:2 Am Aufstieg zu den Höhen, an der Straße, an der Kreuzung der Wege tritt sie auf.
Spr 8:3 Auch bei den Toren, wo die Stadt beginnt, am Eingang durch die Pforten ruft sie laut:
Spr 8:4 "An euch ergeht, ihr Leute hier, mein Ruf, und meine Stimme an die Menschenkinder.
Spr 8:5 Begreift die Klugheit, all ihr Einsichtslosen, ihr Toren, richtet euer Herz zurecht!
Spr 8:6 Hört zu, denn nur, was recht ist, will ich künden und meine Lippen öffnen für das Redliche.
Spr 8:7 Denn reine Wahrheit spricht mein Mund, und Schlechtes ist ein Greuel meinen Lippen.
Spr 8:8 Gerecht sind alle Reden meines Mundes, enthalten keine Falschheit und Verkehrtheit.
Spr 8:9 Sie alle sind dem Einsichtsvollen faßbar und klar für jene, die Erkenntnis suchen.
Spr 8:10 Nehmt Zucht noch lieber an als Silber, Erkenntnis lieber als das reinste Gold;
Spr 8:11 denn besser ist die Weisheit als Korallen, kein Kleinod gibt es, das ihr gleichen könnte.
Spr 8:12 Ich, die Weisheit, weile bei der Klugheit, und Erkenntnis kluger Pläne finde ich.
Spr 8:13 Furcht des Herrn bedeutet Haß des Bösen; Hoffart, Hochmut, bösen Lebenswandel und verkehrte Reden hasse ich.
Spr 8:14 Bei mir ist Rat und viel Erfolg, ich bin die Einsicht, mein ist Kraft.
Spr 8:15 Durch mich regieren Könige, entscheiden Mächtige nach Recht.
Spr 8:16 Durch mich befehlen Vorgesetzte und richten Fürsten nach Gerechtigkeit.
Spr 8:17 Ich liebe alle, die mich lieben, und die mich suchen, finden mich.
Spr 8:18 Bei mir ist Reichtum und auch Ehre, erhabene Würde und gerechter Lohn.
Spr 8:19 Mein Nutzen übertrifft das feinste Gold und mein Ertrag das auserlesene Silber.
Spr 8:20 Ich wandle auf dem Wege der Gerechtigkeit und mitten auf des Rechtes Pfaden.
Spr 8:21 Ich spende meinen Freunden reiche Gaben und fülle ihre Speicher an mit Schätzen.
Spr 8:22 Mich schuf der Herr als Erstling seines Wirkens vor seinen Werken in der grauen Urzeit.
Spr 8:23 In fernster Zeit bin ich gebildet worden, im Anfang vor dem Anbeginn der Erde.
Spr 8:24 Als noch kein Weltmeer war, bin ich geboren; als es nicht Quellen gab, an Wassern reich.
Spr 8:25 Bevor die Berge tief verankert wurden, und vor den Hügeln ward ich schon geboren.
Spr 8:26 Als er noch nicht gemacht die Erde und die Fluren, noch insgesamt die Schollen auf dem Festland,
Spr 8:27 als er den Himmel schuf, war ich zugegen, als er die Wölbung abmaß über Wassertiefen.
Spr 8:28 Als er befestigte die Wolken oben, als er erstarken ließ die Quellen aus der Tiefe,
Spr 8:29 als er dem Meere seine Grenze setzte, die Wasser sein Gebot nicht überschritten, als er der Erde Fundamente legte,
Spr 8:30 da stand ich als Beraterin an seiner Seite. Und ich war seine Wonne Tag für Tag, indem ich vor ihm spielte allezeit;
Spr 8:31 ich spielte auf dem Umkreis seiner Erde, und meine Wonne sind die Menschenkinder.
Spr 8:32 Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich, und selig, wer auf meine Wege achtet!
Spr 8:33 Vernehmt die Zucht, damit ihr weise werdet, und lehnet meine Mahnung nimmer ab!
Spr 8:34 Ja, selig jeder Mensch, der hört auf mich, um Tag für Tag vor meiner Tür zu wachen und um zu hüten meiner Tore Pfosten!
Spr 8:35 Denn wer mich findet, findet Leben und erntet Wohlgefallen von dem Herrn.
Spr 8:36 Wer aber mich verfehlt, betrügt sich selbst; ein jeder, der mich haßt, der liebt den Tod."
Sprüche Kapitel 9
Spr 9:1 Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, hat ihre sieben Säulen aufgestellt,
Spr 9:2 ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt, auch hat sie ihre Tafel schon gedeckt.
Spr 9:3 Sie sandte ihre Mägde aus und ruft am Vorsprung bei der hohen Burg der Stadt:
Spr 9:4 "Wer ungelehrt ist, biege hierher ein, und wem die Einsicht fehlt, dem will ich künden:
Spr 9:5 Kommt her, genießt von meinem Brot, und trinkt vom Wein, den ich gemischt!
Spr 9:6 Gebt Torheit auf, damit ihr lebt, und schreitet auf der Einsicht Pfad!"
Spr 9:7 Wer den Frevler zurechtweist, erwirbt sich Schande, wer den Gottlosen tadelt, eigene Schmach.
Spr 9:8 Tadle nicht den Frevler, damit er dich nicht hasse; tadle den Weisen, so wird er dich lieben!
Spr 9:9 Unterrichte den Weisen, so wird er noch weiser; belehre den Gerechten, so wächst er an Bildung!
Spr 9:10 Der Anfang der Weisheit ist Furcht des Herrn, und Erkenntnis des Allheiligen Einsicht.
Spr 9:11 Denn durch sie werden viel deine Tage und zahlreich die Jahre des Lebens.
Spr 9:12 Bist du weise, so ist das dein eigener Nutzen; bist du zuchtlos, so hast du allein es zu tragen.
Spr 9:13 Die Torheit fiebert nach Verführung und kümmert sich um keine Scham.
Spr 9:14 Sie sitzt am Eingang ihres Hauses auf einem Throne bei der hohen Burg der Stadt,
Spr 9:15 um anzurufen, die des Weges ziehen, gerader Richtung ihre Pfade schreiten:
Spr 9:16 "Wer ungelehrt ist, biege hierher ein, und wem die Einsicht fehlt, dem will ich künden:
Spr 9:17 Wasser, das gestohlen ist, schmeckt süß, und heimlich angeeignet Brot schmeckt gut!"
Spr 9:18 Und nicht bedenkt man, daß dort Totengeister sind und ihre Gäste in der tiefen Unterwelt.
Sprüche Kapitel 10
Spr 10:1 Sprüche Salomos: Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, ein törichter ist seiner Mutter Kummer.
Spr 10:2 Unrecht Gut ist kein Gewinn; vom Tode aber rettet die Gerechtigkeit.
Spr 10:3 Gerechte läßt der Herr nicht Hunger leiden, jedoch die Gier der Frevler weist er ab.
Spr 10:4 Die faule Hand verursacht Armut, doch Reichtum schafft die Hand der Fleißigen.
Spr 10:5 Ein kluger Mann ist, wer im Sommer sammelt, ein schlechter, wer zur Zeit der Ernte schläft.
Spr 10:6 Segen kommt auf des Gerechten Haupt, doch Unheil birgt der Frevler Mund.
Spr 10:7 Es bleibt in Segen des Gerechten Nachruhm, der Frevler Name aber wird vergehen.
Spr 10:8 Wer weisen Herzens ist, nimmt die Gebote an, wer aber töricht ist im Reden, kommt zu Fall.
Spr 10:9 Wer schuldlos wandelt, wandelt sicher, wer krumme Wege geht, der wird ertappt.
Spr 10:10 Wer mit den Augen blinzelt, mehrt das Leid, doch wer mit Freimut tadelt, stiftet Frieden.
Spr 10:11 Ein Lebensquell ist des Gerechten Mund, doch Unheil birgt der Mund der Frevler.
Spr 10:12 Haß erregt nur Streitigkeiten, doch alle Fehler deckt die Liebe zu.
Spr 10:13 Weisheit schmückt die Lippen des Verständigen, doch eine Rute ziemt dem Rücken eines Toren.
Spr 10:14 Weise halten sich zurück mit ihrem Wissen, des Toren Mund jedoch ist nahes Unheil.
Spr 10:15 Des Reichen Habe ist ihm eine feste Stadt, ein Unglück für den Dürftigen ist seine Armut.
Spr 10:16 Der Ertrag des Gerechten führt zum Leben, der Erwerb des Frevlers aber zur Sünde.
Spr 10:17 Zum Leben pilgert hin, wer Zucht bewahrt, doch in die Irre geht, wer Mahnungen verschmäht.
Spr 10:18 Wer Haß verborgen hält, hat lügnerische Lippen, und wer Verleumdung aussprengt, ist ein Tor.
Spr 10:19 Bei vielen Reden bleibt Verfehlung nimmer aus, wer aber seine Lippen zügelt, handelt klug.
Spr 10:20 Geklärtes Silber ist die Zunge des Gerechten, das Herz der Frevler aber ist nur wenig wert.
Spr 10:21 Die Lippen des Gerechten leiten viele, doch Toren kommen um durch Unverstand.
Spr 10:22 Der Segen Gottes führt zu Reichtum, und er verbindet mit ihm keine Mühe.
Spr 10:23 Schandtat üben macht dem Toren Freude, doch Weisheit dem verständnisreichen Mann.
Spr 10:24 Was der Frevler fürchtet, kommt über ihn, und was Gerechte wünschen, wird ihnen erfüllt.
Spr 10:25 Wenn der Sturm daherbraust, verschwindet der Frevler, der Gerechte jedoch steht auf ewigem Grund.
Spr 10:26 Wie Essig für die Zähne und Rauch für die Augen, so ist der Faule für seinen Auftraggeber.
Spr 10:27 Die Furcht des Herrn vermehrt die Lebenstage, der Frevler Jahre aber sind verkürzt.
Spr 10:28 Die Hoffnung der Gerechten sprießt empor, der Frevler Sehnsucht aber wird zunichte.
Spr 10:29 Ein Schutzwall ist der Herr dem schuldlos Wandelnden, ein Schrecken aber für die Übeltäter.
Spr 10:30 Auf ewig wird nicht wanken ein Gerechter, doch Frevler bleiben nicht im Lande wohnen.
Spr 10:31 Des Gerechten Mund läßt Weisheit sprießen, doch ausgetilgt wird falsche Zunge.
Spr 10:32 Die Lippen des Gerechten kennen Wohlgefallen, der Frevler Mund jedoch Verkehrtheit.
Sprüche Kapitel 11
Spr 11:1 Falsche Waage ist dem Herrn ein Greuel und richtiges Gewicht sein Wohlgefallen.
Spr 11:2 Kommt Übermut, so kommt auch Schande, doch bei Bescheidenen ist Weisheit.
Spr 11:3 Die Unschuld führt zum Ziel die Redlichen, Verderbtheit macht zunichte die Verbrecher.
Spr 11:4 Reichtum nützt am Tag des Zornes nichts, Gerechtigkeit jedoch bewahrt vor Tod.
Spr 11:5 Des Lauteren Gerechtigkeit macht eben seinen Weg, der Frevler aber kommt zu Fall durch seine Schlechtigkeit.
Spr 11:6 Der Redlichen Gerechtigkeit bringt ihnen Rettung, Verbrecher aber fangen sich in ihrer Gier.
Spr 11:7 Beim Tod des (schlechten) Menschen schwindet alle Hoffnung, und die Erwartungen der Toren sind zunichte.
Spr 11:8 Gerettet aus der Not wird der Gerechte, und an seine Stelle rückt der Frevler.
Spr 11:9 Durch seinen Mund verführt der Schurke seinen Nächsten, aber die Gerechten retten sich durch Einsicht.
Spr 11:10 Beim Glücke der Gerechten jauchzt die Stadt, und Jubel herrscht beim Untergang der Frevler.
Spr 11:11 Die Stadt blüht auf beim Segen Redlicher, doch abgerissen wird sie durch den Mund der Frevler.
Spr 11:12 Der Tor behandelt seinen Nächsten mit Verachtung, ein kluger Mann jedoch hüllt sich in Schweigen.
Spr 11:13 Wer herumläuft als Verleumder, der verrät Geheimnisse; wer aber zuverlässig ist, kann etwas still für sich behalten.
Spr 11:14 Wenn kluge Überlegung mangelt, kommt ein Volk zu Fall; in reichlicher Beratung aber ist das Heil gelegen.
Spr 11:15 Schlimm geht es aus, wenn man für andre bürgt; wer aber Handschlag ablehnt, der geht sicher.
Spr 11:16 Zu Ehren kommt die liebenswürdige Frau; ein Schandfleck ist die Frau, die Tugend haßt. Den Faulen geht die Habe aus; wer fleißig ist, gelangt zu Reichtum.
Spr 11:17 Wer gütig ist, erquickt sich selbst; wer grausam ist, der quält sich selbst.
Spr 11:18 Der Frevler erntet trügerische Zinsen, doch festen Lohn, wer sät Gerechtigkeit.
Spr 11:19 Wer feststeht in Gerechtigkeit, gelangt zum Leben, wer aber nach dem Bösen jagt, zu seinem Tod.
Spr 11:20 Ein Greuel ist dem Herrn, wer falschen Herzens ist; sein Wohlgefallen sind die schuldlos Wandelnden.
Spr 11:21 Die Hand darauf: der Böse bleibt nicht ungestraft, doch Rettung findet das Geschlecht der Frommen.
Spr 11:22 Ein goldner Ring im Rüssel eines Schweines - ein schönes Weib, doch ohne Zartgefühl.
Spr 11:23 In Glück nur endet das Begehren der Gerechten, in Zorn jedoch der Frevelhaften Hoffnung.
Spr 11:24 Mancher teilt (an Arme) aus und wird noch reicher, und mancher spart wohl mehr als recht und kommt in Not.
Spr 11:25 Wer gerne gibt, wird gelabt, und wer erquickt, wird selbst erquickt.
Spr 11:26 Wer Korn zurückhält, den verwünscht das Volk; doch Segen kommt auf den herab, der Korn verkauft.
Spr 11:27 Wer Gutes anstrebt, sucht das Wohlgefallen (Gottes), und wer nach Bösem trachtet, den ereilt es auch.
Spr 11:28 Wer sich verläßt auf seinen Reichtum, kommt zu Fall; Gerechte aber sprießen gleich dem Laub.
Spr 11:29 Wer sich nicht kümmert um sein Haus, der erntet Wind; derTor wird Knecht bei dem, der weise ist.
Spr 11:30 Die Frucht des Rechttuns ist ein Lebensbaum, Gewalttat aber raubt das Leben.
Spr 11:31 Wenn dem Gerechten selbst vergolten wird auf Erden, um wieviel mehr dem Frevler und dem Sünder!
Sprüche Kapitel 12
Spr 12:1 Wer Zucht liebt, liebt Erkenntnis, wer aber Tadel haßt, ist töricht.
Spr 12:2 Der Gute findet Wohlgefallen bei dem Herrn, den Hinterhältigen jedoch verdammt er.
Spr 12:3 Durch Frevel kann kein Mensch Bestand erlangen, doch nimmer wankt die Wurzel der Gerechten.
Spr 12:4 Eine tüchtige Frau ist die Krone ihres Mannes, eine schandbare aber wie Fäulnis im Gebein.
Spr 12:5 Die Gedanken der Frommen zielen auf Recht, die Ränke der Frevler auf Trug.
Spr 12:6 Ein Lauern auf Blut sind die Worte der Frevler, den Redlichen aber bringt Rettung ihr Mund.
Spr 12:7 Die Frevler stürzen und sind verschwunden, das Haus der Frommen aber steht fest.
Spr 12:8 Nach dem Maß seiner Einsicht wird jeder gelobt, und wer verkehrt ist im Herzen, verfällt der Verachtung.
Spr 12:9 Lieber ein Geringer sein und für sich schaffen als vornehm tun und nichts zu essen haben.
Spr 12:10 Der Gerechte weiß, was not tut seinem Vieh, das Gemüt der Frevler aber ist grausam.
Spr 12:11 Wer seine Flur bebaut, hat reichlich Brot, doch wer Nichtigkeiten nachjagt, ist töricht.
Spr 12:12 Schwankender Lehm ist die Burg der Bösen, doch die Wurzel der Gerechten steht fest.
Spr 12:13 Durch der Lippen Verfehlung verstrickt sich der Böse, doch der Bedrängnis entgeht der Gerechte.
Spr 12:14 Von seiner Reden Frucht wird jeder satt an Lohn, und das Verdienst der Hände fällt auf ihn zurück.
Spr 12:15 Der Weg des Toren gilt ihm selbst als richtig, ein Weiser aber hört auf Rat.
Spr 12:16 Der Tor tut alsbald seinen Ärger kund, der kluge Mann jedoch verbirgt die Schmach.
Spr 12:17 Wahrheit spricht, wer richtig aussagt, Trug jedoch ein falscher Zeuge.
Spr 12:18 Gleich einem Schwertstich wirkt das Reden mancher, doch Heilung bringt der Weisen Zunge.
Spr 12:19 Wahre Lippe hat Bestand für immer, doch einen Augenblick nur falsche Zunge.
Spr 12:20 Täuschung trägt im Herzen, wer auf Unheil sinnt. Freude herrscht bei allen, die zum Heile raten.
Spr 12:21 Kein Unheil gibt es, das Gerechte trifft, die Frevler aber sind des Unglücks voll.
Spr 12:22 Ein Greuel vor dem Herrn sind lügenhafte Lippen, wer aber Wahrheit übt, genießt sein Wohlgefallen.
Spr 12:23 Ein kluger Mann verbirgt sein Wissen, der Toren Herz schreit Narrheit aus.
Spr 12:24 Zur Herrschaft kommt die Hand des Fleißigen, der Faule aber leistet Fronarbeit.
Spr 12:25 Kummer drückt das Herz des Menschen nieder, ein gutes Wort jedoch erheitert es.
Spr 12:26 Erspähen wird sich der Gerechte seinen Weideplatz, der Weg der Frevler aber führt sie selber fehl.
Spr 12:27 Der Träge hat nicht seinen Mundvorrat, doch reiches Gut der Fleißige.
Spr 12:28 Leben steht am Pfade der Gerechtigkeit, der Weg des Abfalls aber führt zum Tod.
Sprüche Kapitel 13
Spr 13:1 Ein weiser Sohn hat Mahnung lieb, ein zügelloser hört auf keinen Vorwurf.
Spr 13:2 Von seiner Reden Frucht genießt ein jeder Lohn, das Streben der Verbrecher aber ist Gewalttat.
Spr 13:3 Wer seinen Mund bewacht, bewahrt sein Leben, wer seine Lippen aufsperrt, dem droht Untergang.
Spr 13:4 Es sehnt sich - doch umsonst - des Faulen Seele, aber die des Fleißigen wird reich gelabt.
Spr 13:5 Falsches Treiben ist verhaßt dem Frommen, der Frevler aber handelt schlecht und schimpflich.
Spr 13:6 Gerechtigkeit behütet schuldlos Wandelnde, die Frevler aber bringt zu Fall die Sünde.
Spr 13:7 Gar mancher stellt sich reich und hat doch nichts, (mancher) stellt sich arm und hat viel Gut.
Spr 13:8 Lösegeld für eines Menschen Leben ist sein Reichtum, der Arme aber hört von Loskauf nichts.
Spr 13:9 Das Licht der Gerechten gedeiht, die Lampe der Frevler erlischt.
Spr 13:10 Ein Nichtsnutz stiftet Zank durch Übermut, doch Weisheit ist bei dem, der sich beraten läßt.
Spr 13:11 Schnell errafftes Gut vergeht auch schnell, wer aber sammelt handvollweis, vermehrt es.
Spr 13:12 Ein Hoffen, das zu lange währt, macht krank das Herz, jedoch ein Lebensbaum ist der erfüllte Wunsch.
Spr 13:13 Wer ein (gutes) Wort verachtet, geht zugrunde, wer aber Ehrfurcht hat vor dem Gebot, bleibt unversehrt.
Spr 13:14 Des Weisen Lehre ist ein Lebensquell, um so des Todes Fallen zu entkommen.
Spr 13:15 Gute Einsicht bringt in Gunst, doch der Verbrecher Weg führt nie zum Ziel.
Spr 13:16 Alles tut der Kluge mit Verstand, der Tor jedoch kramt seine Dummheit aus.
Spr 13:17 Ein frevelhafter Bote führt ins Unglück, ein treuer Bote aber ist Erquickung.
Spr 13:18 Not und Schande trifft den Feind der Zucht, doch wer auf Rüge achtet, wird geehrt.
Spr 13:19 Befriedigtes Verlangen tut der Seele wohl, vom Bösen abzulassen, ist ein Greuel für den Toren.
Spr 13:20 Verkehre mit den Weisen, und du wirst ein Weiser, doch wer mit Toren umgeht, dem ergeht es schlecht.
Spr 13:21 Das Unglück folgt den Sündern nach, Glück jedoch belohnt die Frommen.
Spr 13:22 Der Gute hinterläßt noch Kindeskindern Erbschaft, und dem Gerechten wird des Sünders Habe aufbewahrt.
Spr 13:23 Reiche Speise ist in Händen hoher Herren, doch der Arme wird zu Unrecht weggerafft.
Spr 13:24 Wer seine Rute schont, haßt seinen Sohn, doch wer ihn liebhat, nimmt ihn früh in Zucht.
Spr 13:25 Der Gerechte hat zu essen bis zur Sättigung des Hungers, doch der Bauch der Frevler leidet Mangel.
Sprüche Kapitel 14
Spr 14:1 Weisheit, eine hohe Frau, erbaut ihr Haus: die Torheit aber reißt es eigenhändig nieder.
Spr 14:2 Wer redlich wandelt, fürchtet den Herrn; wer krumme Wege geht, verachtet ihn.
Spr 14:3 Vom Mund des Toren kommt für seinen Rücken eine Rute, den Weisen aber bringen ihre Lippen Rettung.
Spr 14:4 Der Rinder Leistung füllt den Trog mit Korn, und reicher Nutzen kommt durch Stieres Kraft.
Spr 14:5 Nie lügt ein Zeuge, der verläßlich ist; ein falscher Zeuge aber zischelt Lügen.
Spr 14:6 Weisheit sucht ein Prahler, doch vergebens; dem Klugen aber fällt Erkenntnis leicht.
Spr 14:7 Tritt einem Toren gegenüber, so merkst du nichts von klugen Lippen!
Spr 14:8 Das ist des Klugen Weisheit: seinen Weg zu kennen, jedoch der Toren Narrheit: Täuschung.
Spr 14:9 Toren leihen, aber geben nicht zurück; doch unter Redlichen herrscht Rückerstattung.
Spr 14:10 Das eigene Herz kennt seinen Seelenschmerz, und auch in seine Freude kann ein Fremder sich nicht mischen.
Spr 14:11 Das Haus der Frevler wird zerstört, das Zelt der Redlichen blüht auf.
Spr 14:12 Gar mancher Weg dünkt einen eben, doch Todeswege sind sein Ende.
Spr 14:13 Beim Lachen selbst grämt sich das Herz, und Leid ist aller Freude Ende.
Spr 14:14 Satt wird von seinen Wegen der Verräter und auch von seiner Werke Lohn der Gute.
Spr 14:15 Der dumme Mensch traut jedem Wort, der Kluge überlegt sich seine Schritte.
Spr 14:16 Der Weise fürchtet sich und schreckt zurück vor Bösem, der Tor ist schrankenlos und gar vermessen.
Spr 14:17 Wer zornig ist, verübt nur Torheit; doch wer besonnen ist, bleibt ruhig.
Spr 14:18 Der Toren Schmuck ist ihre Narrheit, mit Weisheit aber krönt man Kluge.
Spr 14:19 Vor den Guten müssen sich die Bösen beugen und die Frevler an den Türen der Gerechten.
Spr 14:20 Selbst seinem Nächsten ist verhaßt der Arme, doch zahlreich sind des Reichen Freunde.
Spr 14:21 Wer verachtet seinen Nächsten, sündigt schwer; wohl dem, der sich der Darbenden erbarmt!
Spr 14:22 Gehen nicht, die Böses planen, in die Irre? Doch Lieb' und Treue über die, die Gutes planen!
Spr 14:23 Jede schwere Mühe bringt Gewinn, doch leere Worte führen nur zu Mangel.
Spr 14:24 Der Weisen Kranz ist ihre Klugheit, der Toren Krone ihre Narrheit.
Spr 14:25 Ein wahrer Zeuge ist ein Lebensretter, wer aber Lügen zischelt, der enttäuscht.
Spr 14:26 Starke Zuversicht liegt in der Furcht des Herrn, und seinen Söhnen wird er Zuflucht sein.
Spr 14:27 Ein Quell des Lebens ist die Furcht des Herrn, um so des Todes Fallen zu entkommen.
Spr 14:28 Ein starkes Volk ist eines Königs Ruhm, doch schwache Bürgerschaft des Fürsten Untergang.
Spr 14:29 Wer Langmut übt, ist reich an Einsicht; wer Jähzorn hegt, vermehrt die Torheit.
Spr 14:30 Des Leibes Leben ist ein ruhiges Gemüt, doch Fäulnis im Gebein die schlimme Eifersucht.
Spr 14:31 Wer den Geringen unterdrückt, schmäht dessen Schöpfer, hingegen ehrt ihn, wer des Armen sich erbarmt.
Spr 14:32 Der Frevler kommt zu Fall durch seine Bosheit, der Fromme hat in seiner Unschuld eine Zuflucht.
Spr 14:33 Weisheit ruht im Herzen des Verständigen, im Innern eines Toren ist sie unbekannt.
Spr 14:34 Gerechtigkeit erhöht ein Volk, doch Sünde ist die Schmach der Völker.
Spr 14:35 Des Königs Huld erlangt ein kluger Diener, doch trifft sein Grimm den schändlichen.
Sprüche Kapitel 15
Spr 15:1 Gelinde Antwort wendet ab den Zorn, verletzend Wort jedoch erregt den Grimm.
Spr 15:2 Des Weisen Zunge träufelt von Erkenntnis, der Mund des Toren aber sprudelt Narrheit aus.
Spr 15:3 An jedem Orte sind die Augen Gottes, auf Böse und auf Gute blicken sie.
Spr 15:4 Die sanfte Zunge ist ein Lebensbaum, die falsche ist Zusammenbruch des Geistes.
Spr 15:5 Der Tor verschmäht die Mahnung seines Vaters, doch wer auf Rüge achtet, handelt klug.
Spr 15:6 Viel Reichtum ist im Hause des Gerechten, doch der Ertrag des Frevlers wird zerrüttet.
Spr 15:7 Der Weisen Lippen hüten die Erkenntnis, der Toren Herz ist nicht in Ordnung.
Spr 15:8 Der Frevler Opfer ist ein Greuel für den Herrn, doch das Gebet der Redlichen sein Wohlgefallen.
Spr 15:9 Ein Greuel ist dem Herrn der Weg des Frevlers, doch wer Gerechtigkeit erstrebt, den liebt er.
Spr 15:10 Streng wird gezüchtigt, wer den rechten Pfad verläßt; wer Rüge ablehnt, ist dem Tod verfallen.
Spr 15:11 Totenreich und Unterwelt liegen offen vor dem Herrn, um wieviel mehr das Herz der Menschenkinder!
Spr 15:12 Der Prahlerische liebt es nicht, daß man ihn rügt, zu weisen Menschen mag er sich nicht hinbegeben.
Spr 15:13 Ein fröhlich Herz macht auch das Antlitz heiter, jedoch bei Herzeleid ist das Gemüt bedrückt.
Spr 15:14 Das Herz des Weisen sucht Erkenntnis, der Mund der Toren geht auf Narrheit aus.
Spr 15:15 Alle Tage des Bedürftigen sind schlecht, wer aber frohen Herzens ist, hat dauernd Festmahl.
Spr 15:16 Besser wenig, doch in Furcht des Herrn, als viel Besitz und deshalb keine Ruhe.
Spr 15:17 Besser ein Gericht Gemüse, doch mit Liebe, als ein fettes Rind und Haß dabei.
Spr 15:18 Ein zornerhitzter Mann ruft Streit hervor, ein sanfter aber stillt den Zank.
Spr 15:19 Der Dornenhecke gleicht der Weg des Faulen, der Pfad der Redlichen jedoch ist wohlgebahnt.
Spr 15:20 Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, ein Tor verachtet seine Mutter.
Spr 15:21 Torheit macht dem Unvernünftigen Vergnügen, jedoch geraden Weges geht der kluge Mann.
Spr 15:22 Pläne scheitern, wo Beratung fehlt, wo aber viele raten, kommt Erfolg zustande.
Spr 15:23 Jedermann ist froh, wenn Antwort weiß sein Mund; und ein Wort zur rechten Zeit, wie angenehm ist es!
Spr 15:24 Ein Lebenspfad zur Höhe wartet auf den Weisen, daß er der Unterwelt entkomme in der Tiefe.
Spr 15:25 Das Haus des Stolzen reißt der Herr hinweg, jedoch der Witwe Grenze legt er fest.
Spr 15:26 Des Bösen Pläne sind dem Herrn ein Greuel, rein aber sind ihm liebevolle Reden.
Spr 15:27 Sein Haus zerstört, wer unrecht Gut annimmt, doch wer Bestechung haßt, wird leben.
Spr 15:28 Das Herz des Frommen überlegt sich seine Antwort, der Mund der Frevler aber sprudelt Bosheit aus.
Spr 15:29 Den Frevler hält der Herr sich fern, doch hört er das Gebet der Frommen.
Spr 15:30 Leuchtende Augen erfreuen das Herz, gute Kunde labt den Leib.
Spr 15:31 Ein Ohr, das auf lebenerhaltende Rüge hört, wird weilen mitten unter Weisen.
Spr 15:32 Wer sich um Zucht nicht kümmert, achtet selbst sich nicht, doch wer auf Rüge hört, erwirbt Verstand.
Spr 15:33 Die Furcht des Herrn ist weise Zucht, und Demut geht voraus der Ehre.
Sprüche Kapitel 16
Spr 16:1 Vom Menschen kommt des Herzens Planen, vom Herrn jedoch der Zunge Antwort.
Spr 16:2 Dem Menschen scheinen alle seine Wege rein, doch der die Geister prüfet, ist der Herr.
Spr 16:3 Stell dein Tun dem Herrn anheim, dann gelingen deine Pläne!
Spr 16:4 Alles schuf der Herr zu seinem Zweck, ja selbst den Frevler für den Tag des Unheils.
Spr 16:5 Ein Greuel für den Herrn ist jeder Stolze; die Hand darauf: er bleibt nicht unbestraft.
Spr 16:6 Sünde wird gesühnt durch Lieb' und Treue; durch Gottesfurcht bleibt man dem Bösen fern.
Spr 16:7 Gefällt dem Herrn der Wandel eines Menschen, so stimmt er ihm auch seine Feinde friedlich.
Spr 16:8 Besser wenig mit Gerechtigkeit als eine Menge Gut mit Unrecht.
Spr 16:9 Des Menschen Herz plant seinen Weg, der Herr jedoch lenkt seinen Schritt.
Spr 16:10 Gottesurteil ruht auf eines Königs Lippen, und spricht er Recht, verfehlt sein Mund sich nicht.
Spr 16:11 Genaue Waage stammt vom Herrn, sein Werk sind die Gewichte in der Tasche.
Spr 16:12 Für Könige ist Freveltat ein Greuel, denn durch Gerechtigkeit steht fest der Thron.
Spr 16:13 Des Königs Wohlgefallen sind gerechte Lippen, wer Rechtes redet, ist bei ihm beliebt.
Spr 16:14 Der Zorn des Königs ist wie Todesboten, der weise Mann jedoch besänftigt ihn.
Spr 16:15 Leben bringt des Königs freundliches Gesicht, sein Wohlgefallen gleicht der Frühjahrsregenwolke.
Spr 16:16 Besser als das feinste Gold ist der Gewinn von Weisheit, und der Gewinn von Einsicht übertrifft das Silber.
Spr 16:17 Böses meiden ist die Bahn der Redlichen; sich selbst behütet, wer auf seinen Wandel achtet.
Spr 16:18 Stolz kommt vor dem Sturz und Hochmut vor dem Fall.
Spr 16:19 Besser klein sein mit den Niedrigen als Beute teilen mit den Stolzen.
Spr 16:20 Wer auf das Mahnwort achtet, findet Glück; Heil dem, der auf den Herrn vertraut!
Spr 16:21 Wer weisen Herzens ist, den nennt man klug, und angenehme Rede fördert die Belehrung.
Spr 16:22 Ein Lebensquell ist Einsicht dem, der sie besitzt, doch Torheit ist die Züchtigung der Toren.
Spr 16:23 Des Weisen Herz füllt seinen Mund mit Einsicht und mehrt auf seinen Lippen die Belehrung.
Spr 16:24 Milde Reden sind wie Wabenhonig, der Seele süß und Labsal für den Leib.
Spr 16:25 Gar mancher Weg dünkt einen eben, doch Todeswege sind sein Ende.