Interview des Ortspfarrer mit dem Pur-Magazin
November 2002
PUR- Interview
Purmagazin Nr. 11 November 2002
Pfarrer Heribert Kleemann betreut seit
vielen Jahren die 450-Seelen-Gemeinde Sievernich. Der 52-jährige
Geistliche begleitet seelsorglich auch Manuela Strack, der nach eigenen
Angaben in der Kirche von Sievernich mehrfach die Muttergottes
erschienen ist.
PUR: In den Medien wird von einer
Marienerscheinung in Ihrer Pfarrei berichtet. Was ist da dran?
Pfr. Kleemann: Das kann ich natürlich
auch nicht sagen. Ich kann nur das sagen, was ich über mehrere Jahre
durch die Begegnung mit der Manuela (Anm. d. Red.: Die Seherin) erfahre,
die sich ja auch ein Stück priesterlich von mir begleiten lässt. Sie ist
eine absolut glaubwürdige Frau. Auch liegen keine seelisch negativen
Befunde vor. Sie ist natürlich, sie ist eine Frau mit vielen Begabungen
und Charismen. Aber über die Echtheit der Erscheinungen kann ich
natürlich nichts sagen. Das ist auch nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe
ist immer nur die Botschaften nachzuschauen. Und ich habe noch nie etwas
in den Botschaften gefunden, was gegen das Evangelium oder gegen die
Lehre der Kirche wäre. Ganz im Gegenteil. Es ist immer sehr aktuell
gehalten und die Botschaften stärken auch heute den Christen.
PUR: Wann war die erste der
angeblichen Erscheinungen, wieviele hat es schon gegeben und soll es
noch weitere geben?
Pfr. Kleemann: Es ist so, dass
Manuela privat sehr vieles sieht und hört. Das muss man aber
differenzieren von dem was hier in Sievernich geschieht. Das ist etwas
anderes. Sie hatte mit zwölf Jahren schon die ersten Erfahrungen in
Banneux, einem Marienwallfahrtsort in Belgien. Hier hat es vor ungefähr
zwei Jahren angefangen mit den Erscheinungen. Und jetzt am 7. Oktober
2002 war - wie Manuela sagt - die letzte angekündigte Mitteilung der
Muttergottes. So dass also jetzt -rein menschlich gesagt - der Zyklus zu
Ende gegangen ist. All diese Botschaften sind öffentlich und können auch
nachgelesen werden.
PUR:
Was ist der Kern dieser Botschaften,
was besagen sie?
Pfr. Kleemann:
Die Botschaften gehen an
sich auf alle Themen ein, die Kirche und Welt bedrängen. Die wichtigen
Themen sind der Aufruf zu Gebet und Buße - wie das ja immer wieder in
den Botschaften überall zu hören ist - und die Aufforderung in der Treue
zum Papst unseren Weg in der Kirche zu gehen. Es sind Botschaften an die
Priester, es sind Botschaften, die an die Familien gehen. Sie sollten
sich wieder wirklich um Christus und die Kirche scharen, um dort ihre
wahre Stärke zu finden. Es sind Botschaften, was den Frieden in der Welt
angeht. Es sind eben ganz, ganz verschiedene Botschaften, aber immer
wieder Botschaften, die die Dinge benennen, die heute - auch in unserer
Kirche - mit Sicherheit sehr im Argen liegen.
PUR: Wie nimmt die Seherin Manuela
Strack die Muttergottes wahr? Es gibt ja sehr verschiedene Arten der
Wahrnehmung.
Pfr. Kleemann: Ich kann nur
wiedergeben, was sie sagt, weil ich ja nicht weiß wie es ist. Sie sagt,
dass sie die Muttergottes hört und sieht. Manchmal sieht sie mit ihr
auch Heilige. Es ist also sehr verschieden, was sie sieht und wie sie
sieht. Aber auch das wird in den Botschaften immer wieder vorher
beschrieben.
PUR:
Können Sie etwas zur Person der Seherin
sagen?
Pfr. Kleemann: Sie ist 35 Jahre,
verheiratet, hat ein kleines Kind. Sie wohnt im Nachbarort
Düren-Gürzenich. Sie sagt, dass sie hier nach Sievernich geführt worden
sei vor allem durch die Muttergottes - und sicherlich auch durch
menschliche Bekanntschaften und Freundschaften und dass sie eben auch
hierhin zur priesterlichen Führung geführt worden sei, weil sie bis
dahin durch einen Priester begleitet wurde, der sehr alt war und
gestorben ist. Danach hatte sie dann für eine längere Zeit nicht diese
priesterliche Begleitung. Und für sie war es wichtig, ihre Begabungen
und Charismen durch die Kirche führen und leiten zu lassen. Das hat sie
als junger Mensch nicht so getan. Als Jugendliche hat sie auch ein
bißchen so in der Richtung gelebt, wie heute viele junge Menschen leben
- nicht entfernt von der Kirche, aber auch nicht sehr nahe der Kirche.
Heute sagt sie, dass es ihr ganz wichtig
ist, dass ihre Charismen unter priesterlicher Führung, unter der Führung
der Kirche verstanden werden. Das ist auch das, was ich bei ihr schätze.
Es ist nicht immer ganz leicht, solche Menschen priesterlich zu führen.
Denn die Vorstellung, gerade in der Praxis, was man so machen kann und
nicht, können sehr differenzieren. Wir haben da nicht immer nur
Einklang, und man muss manchmal auch sehr deutlich sagen: so sieht es
die Kirche und so machen wir's. Und wenn, rein menschlich gesehen,
vielleicht gewisse unterschiedliche Meinungen da sind, dann hört sie
immer wieder: Sei gehorsam! Das macht mich an sich doch immer ein
bisschen froh, weil es ein guter Weg ist, auf dem sie geht.
PUR: Die Erscheinungen waren jetzt
immer in Ihrer Pfarrkirche?
Pfr. Kleemann: Ja, diese offiziellen
Erscheinungen, die Botschaften enthalten, die sind hier in der Kirche,
wie Manuela sagt. Das heißt nicht, dass sie auch oft viele andere
Erfahrungen macht, in ihrem privaten Bereich. Das sind aber dann auch
private Dinge. Diese offiziellen Erscheinungen, die sind am 7. Oktober
2002 in dieser Form zu Ende gegangen. Eine nachdenkenswerte Sache ist
auch, dass es hier das erste Mal ist, dass ein solches Phänomen in einer
Pfarrkirche zu Ende gegangen ist in Einheit und Frieden mit dem Bischof.
Ich denke mir, das ist schon beachtlich. Da darf man wirklich sagen,
dass sich der Bischof von Aachen in diesem Punkte sehr korrekt und
vorbildlich verhalten hat. Das sagen mir auch Leute, die sich ein wenig
mit der Materie beschäftigen, die hier waren und nach den Dingen
geschaut haben. Sie haben Manuela bei den Erscheinungen beobachtet -
auch aus wissenschaftlicher Sicht.
PUR:
Man hört, dass von der Diözese aus der
Sektenbeauftragte mit der Angelegenheit befasst ist. Wäre es nicht
sinnvoller, einen ausgewiesenen Mariologen oder Mystik-Kenner damit zu
beschäftigen?
Pfr. Kleemann: Es ist sicherlich so,
dass ich keinen Einfluss darauf habe, wen der Bischof damit beauftragt.
Aber für mich ist, und das habe ich auch Herr Hermann Josef Beckers, der
eben dieser Referent ist, immer wieder gesagt, einzig und allein
ausschlaggebend, was der Bischof sagt.
PUR: Wird die Echtheit dieser
Erscheinungen ernsthaft geprüft oder wird das Phänomen nur geduldet?
Pfr. Kleemann:
In einem Brief unseres Bischofs
Heinrich Mussinghoff an die Pfarrgemeinden, schreibt er sinngemäß, dass
er sich zur Echtheit einer solchen Erscheinung nicht äußern will und
kann, weil eben erfahrungsgemäß in der Kirche solche Überprüfungen viele
Jahre dauern. Aber er betont, dass es eben doch gut ist, wenn solche
Begegnungen eine Vertiefung des Glaubenslebens bewirken. Und mehr kann
ich dazu auch nicht sagen. An eine tiefere Überprüfung ist wohl nicht
gedacht, allerdings muss man sagen, hat der Bischof sich selbst lange
mit Manuela in einem persönlichen Gespräch unterhalten, um sich ein Bild
zu machen und sein Eindruck war mit Sicherheit kein schlechter.
PUR:
Wird die Angelegenheit also
kirchlicherseits nicht bekämpft, wie das andernorts oft der Fall war.
Pfr. Kleemann: Also ich sage noch
einmal ganz deutlich, dass der Bischof sich persönlich sehr korrekt und
vorbildhaft verhalten hat und selbst nichts bekämpft.
PUR: Haben Sie eine Vorstellung, wie
es jetzt weiter gehen wird, nachdem der Zyklus der Erscheinungen
abgeschlossen scheint?
Pfr. Kleemann: Das kann man schwer
sagen. Sicherlich haben die ganzen Dinge, die hier geschehen sind, auch
etwas zu tun mit der Gemeinde Sievernich, mit der Kirche Sievernich und
sicherlich ist auch etwas vorgesehen mit diesem Ort. Aber wie sich das
nun entwickelt, das kann man nicht sagen. Ich bin kein Prophet. Da muss
man einfach mal abwarten und schauen. Die Gebetsgruppe trifft sich
natürlich weiter hier., übrigens mit Genehmigung des Bischofs, das ist
gar keine Frage. Manche Pressemeldungen haben das leider total falsch
dargestellt. Die Menschenzahlen sind dabei überschaubar. Ich schätze mal
bei den monatlichen Treffen, die wir hier haben, sind das so drei- bis
vierhundert Besucher. Die passen hier gut in die Kirche. Das ist dann
auch für den Ort nicht eine so große Belastung. Die Blaue Gebetsoase ist
eine ganz lockere Gruppe, wie eine Rosenkranzgruppe. Da gibt es keine
Mitgliedschaft: Wer mitbeten möchte, betet mit, wer nicht, nicht.
PUR:
Die Gebetstreffen finden also einmal im
Monat statt.
Pfr. Kleemann: Ja, einmal im Monat
treffen wir uns zum Gebet, zur Heiligen Messe und zum Heilungsgebet.
PUR: Wie reagieren die Einwohner von
Sievernich auf diese Dinge?
Pfr. Kleemann: Sievernich ist ein
ganz kleines Dorf mit ca. 400 Einwohnern - das sind 400 verschiedene
Personen - und jeder denkt anders über dieses Geschehen. Man kann also
kein einheitliches Bild dazu abgeben. Allerdings ist unser
Ortsvorsteher, der selbst nun nicht in der Kirche ist und sich in der
Presse als bekennender Atheist bezeichnet, bis jetzt zu einer
hervorragenden Zusammenarbeit bereit gewesen. Ich kann dazu nur sagen:
Wir beide haben uns da sehr gut ergänzt, wir haben eine gute
Zusammenarbeit und wir verstehen uns auch sehr gut.
PUR: Wie reagieren Ihre Amtsbrüder
darauf, dass sie als eine Art Seelenführer der Seherin fungieren? Das
dürfte nicht immer ganz einfach für Sie sein.
Pfr. Kleemann: Das ist wahr. Es ist
sicherlich nicht immer einfach. Aber ich mache auch sehr nette
Erfahrungen. Sogar im inneren Bereich der Leute, die mit einem arbeiten.
Viele Mitbrüder, mit denen ich ins Gespräch komme, werden nachdenklich
und geben auch nach anfänglicher Skepsis doch sehr abgewogen ihr Urteil
ab. Leider ist es in der heutigen Kirche etwas schwierig geworden. Wenn
manche Leute im Bistum sagen, wir müssen hier den Ort schützen und um
die Einheit besorgt sein, dann sollte man vielleicht mal schauen,
wieviel Willkür heute gerade unter den Mitbrüdern in der Liturgie und
der Verkündigung geschieht. Da wird das Bistum viele Jahre unterwegs
sein, um das etwas zu ordnen und da für Einheit zu sorgen. Und diese
Einheit ist ja wohl noch entscheidender, weil es ja eine Einheit ist,
die mit dem ewigen Leben zu tun hat.
Es gibt zeitungsmäßig - gerade im Dürener
Raum - natürlich auch ganz dumme und ganz bewusst falsche Kommentare bis
hin zu bösartigen Stellungnahmen gegen alle Privatoffenbarungen. Da
bekommen alle Leute von Priestern her einen nassen Waschlappen ins
Gesicht, die mit viel Hoffnung und viel Vertrauen nach Fatima oder
Lourdes reisen. Das ist schon entsetzlich. Aber es gibt auch - wie
gesagt - Mitbrüder, die sehr nachdenklich werden und die auch wirklich
versuchen, sich mit der Sache auseinander zu setzen. Gerade auch, weil
wir innerhalb der Liturgie ja alles heraushalten, was mit
Privatoffenbarungen zu tun hat. Wenn Sie hier an der Liturgie oder am
Gebetsgottesdienst teilnehmen, werden Sie feststellen, dass alle Gebete
Imprimatur haben - darauf legen wir absoluten Wert. Ich stelle die
Gebete nicht zusammen, aber ich habe darauf bestanden, dass jedes Gebet
ein Imprimatur hat. Außerdem ist alles, was wir hier machen, liturgisch
vollkommen exakt. Wenn der Heilige Vater in der Kirche hinten säße,
könnte er nur viel Freude haben. Auch im Heilungsgebet halten wir uns
ganz exakt und ganz präzise an die neue Bestimmung des Vatikans. Ich
denke mir, dass da doch manche nachdenklich werden, und das kriege ich
auch als Rückmeldung. Am 7. Oktober waren etwa 15 Priester hier, die mir
beim Beichte hören geholfen haben - es geht ja an solchen Tagen gar
nicht anders. Und diese Priester, es waren ja auch viele jüngere
Priester hier, haben mir nach einer kurzen Befragung hinterher gesagt,
dass sie beeindruckt wären, weil erstens viele junge Leute gebeichtet
hätten und weil es wirklich zum Teil Bekehrungsbeichten gewesen wären.
Auch ich kann das, als ich hier Beichte hörte, nur bestätigen.
Für mich finden die größten Wunder der
Heilung in der heiligen Beichte statt. Da wo Menschen wirklich befreit
werden von ihrer Schuld und zu einem Neuanfang finden.
PUR: In der Presse war sehr
Unterschiedliches über die Vorkommnisse in Sievernich zu lesen. Gibt es
eine eklatante Falschmeldung, die Sie hier mal richtig stellen wollen?
Pfr. Kleemann: Es gibt mehrere
eklatante Fehlmeldungen. Eine davon ist die Behauptung, dass der Bischof
hier irgendetwas verbieten wollte. Ganz im Gegenteil: Ich habe dem
Bischof in aller Deutlichkeit gesagt, wenn er meint, dass wir das hier
nicht mehr machen sollten, würde ich es nicht mehr machen. Wenn er sich
mit den Leuten unterhalten, sich eine Meinung bilden, darüber beten und
mir mitteilen würde, es nicht mehr zu machen, dann würde ich darin die
Stimme Gottes sehen. Aber es ist nichts vom Bischof verboten worden. Das
muss man hier in aller Deutlichkeit sagen. Es ist auch nicht verboten
worden, dass sich die Gebetsgruppe trifft. Gar nichts ist also an dieser
Meldung dran. Was mich auch ärgert, ist die Darstellung in den Medien,
hier würden irgendwelche Heilungserwartungen geweckt. Ich habe noch nie
bei irgendjemanden irgendwelche Erwartungen erweckt, etwa: Wenn du nach
Sievernich kommst, wirst du geheilt. Es wäre ja furchtbar, so etwas zu
machen. Aber ich sage immer wieder, dass für den, der an Jesus glaubt
und der sich Jesus öffnet, es durchaus möglich ist, dass Jesus einen
heilen kann. Und das Heilungsgebet ist ja ein intensiv fürbittendes
Gebet um Heilung. Wenn man ins Neue Testament schaut, kann man doch kurz
zusammenfassen, was hat Jesus gemacht. Er hat drei Dinge gemacht: Er hat
gelehrt, er hat geheilt, er hat Dämonen ausgetrieben. Und genau diesen
Auftrag hat er auch an seine Apostel weitergegeben.
PUR: Gibt es Menschen, die sagen, sie
seien hier geheilt worden?
Pfr. Kleemann: Ich werde oft
angerufen, oder mir wird von Menschen gesagt, dass sie hier nicht nur
Linderung in ihren Leiden und Schmerzen hatten, sondern auch Heilung
erfahren haben. Aber meine Aufgabe ist es nicht, dies nachzuprüfen. Ich
kann das auch gar nicht. Ich sage nur jedem: Wenn Sie geheilt worden
sind, danken Sie dem Herrgott und stellen Sie ihr Leben danach ein, so
wie es Jesus den Geheilten auch gesagt hat - und wenn Sie es wollen,
sagen Sie es weiter. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich bin über jeden
froh, der Heilung erfährt. Ich halte das auch für keine Sensation, ich
halte es für durchaus möglich, dass Jesus uns heilt.
Aber für mich finden die noch viel größeren
Wunder der Heilung in der heiligen Beichte statt. Da wo Menschen
wirklich befreit werden von ihrer Schuld und zu einem Neuanfang finden.
Gerade viele junge Menschen, die ja aus der Spaßgesellschaft kommen und
gemerkt haben, das kann es ja wohl doch nicht sein, das kann nicht
Heilung und Heil bringen, versuchen hier durch die Beichte gestärkt, neu
zu beginnen. Ich glaube, das sind die großen Wunder, die wirklich hier
geschehen.
PUR: Ihr Verhalten ist nicht
unbedingt typisch. In der Regel reagieren doch Ortspfarrer entsetzt,
wenn jemand angibt, Erscheinungen zu haben.
Pfr. Kleemann: Zunächst einmal sehe
ich es so, dass hier viele Menschen hinkommen - unabhängig davon was
Manuela an Gaben hat oder nicht hat. Und ich versuche diesen Menschen,
die hier her kommen, als Priester zur Verfügung zu stehen und für den
priesterlichen Dienst, den Dienst der Kirche zu sorgen. Das ist meine
erste Aufgabe in dieser ganzen Angelegenheit. Zweitens denke ich, dass
wir alle wieder ein Stückchen offen sein sollten. Ich merke ja auch,
dass die Menschen sich wirklich wieder danach sehnen, wieder eine
Liturgie zu feiern, die wirklich eine Liturgie der Kirche ist, die
wirklich eine Liturgie ist, die nicht nur aus Worten besteht - eine
Liturgie nach den Richtlinien und den Riten. Wenn Sie hier an der Messe
oder am Heilungsgebet teilnehmen, da hören Sie eine Stecknadel fallen.
Ich höre von so vielen - auch jungen Menschen - positive Rückmeldungen;
bis hin zu Reportern von Presse und Fernsehen, die zum Teil, nachdem sie
hier ihre Dienste getan haben, privat weiter hier her kommen, um über
ihre persönlichen Dinge zu sprechen. Es ist doch ganz wichtig, dass wir
gerade in den schweren Umbrüchen und Krisen, die wir heute durchmachen -
und vielleicht macht ja auch die Kirche eine ihrer größten Krisen durch
- immer wieder diese kleinen Zeichen setzen und kleine Zellen sind, die
in der Treue zu Christus und der Kirche ihren Weg gehen. Wenn wir den
Weg wiederfinden, der in dem einen lateinischen Satz zusammengefasst ist
"cum Petro per Maria ad Jesum" also mit Petrus, mit dem Papst durch
Maria zu Jesus, und diesen in der Kirche wieder in Deutlichkeit leben
würden, dann wäre, so glaube ich, eine Krise in der Kirche auch wieder
zum Guten zu wenden.
PUR: Wie offen sind sie persönlich
gegenüber Marienerscheinungen? Glauben Sie, dass die Muttergottes
erschienen ist, etwa in Lourdes oder Fatima und dass sie immer wieder
erscheinen kann?
Pfr. Kleemann: Da bin ich ganz offen.
Das heißt aber nicht, dass ich sage, das hier in Sievernich ist echt.
Das kann ich nicht sagen. Aber ich bin ganz offen und halte es durchaus
für möglich, dass sich der Himmel auch heute immer wieder mal offenbart
und offenbaren wird. Aber man muss alles kritisch prüfen, man muss mit
Vorsicht an die Dinge herangehen. Ich würde niemals behaupten, hier in
Sievernich ist eine echte Erscheinung. Ich kann nur sagen: Die Manuela
ist glaubwürdig, sie ist in keinster Weise fragwürdig. Sie hat hohe
Fähigkeiten, das habe ich selbst schon wiederholt erfahren dürfen - und
jetzt warten wir mal ab. Aber dass der Himmel sich auch heute offenbart,
das halte ich durchaus für möglich. Und was die großen Offenbarungen von
Fatima und Lourdes angeht, das sind für mich keine Fragen, das ist
selbstverständlich.
Fatima Ruft Nr. 179, Dez. 4/2002
Marienerscheinungen in der
Voreifel?
(aus Fatima Ruft Nr. 179, Dez. 4/2002)
Die kleine Pfarrgemeinde St.
Johannes Baptist in Vettweiß-Sievernich (Diözese Aachen) ist seit kurzem
in die Schlagzeilen geraten, als bekannt wurde, dass in der dortigen
Pfarrkirche einer 35jährigen Mutter die Jungfrau Maria erscheinen soll.
Zum Abschluss des Erscheinungszyklus am Rosenkranzfest, den 7. Oktober
2002, kamen über 3.000 Menschen nach Sievernich.
Es begann vor etwa zwei Jahren, als
Manuela Strack (35), die Mutter eines kleinen Sohnes, zusammen mit der
Gebetsgruppe „Blaue Gebetsoase“ anfing, sich einmal im Monat in der
Pfarrkirche von Sievernich, einem etwas mehr als 400 Einwohner zählenden
Dorf bei Düren in der Diözese Aachen zum Gottesdienst und zum Gebet für
den Frieden in der Welt, die Bekehrung der Sünder und das Heil der
Menschen zu treffen.
Seit Oktober 2001 erscheint ihr
nach eigenen Angaben während dieser Gottesdienste die Muttergottes als
„Maria, die Makellose“ und gibt Botschaften. Botschaften, die auch nach
Auskunft der zuständigen Diözese „keine Inhalte, die zu kirchlichen
Lehraussagen im Widerspruch stehen“ enthalten. Mit der Erscheinung am
Rosenkranzfest dieses Jahres, dem 7. Oktober 2002, endeten diese
monatlichen Marienvisionen in der Pfarrkirche von Sievernich. Der
Erscheinungszyklus sei, so die Seherin, damit abgeschlossen. Zuvor hatte
der zuständige Aachener Bischof, Heinrich Mussinghoff, die Seherin zu
einem längeren Gespräch empfangen und in einem Schreiben an die Gemeinde
Sievernich mitgeteilt, dass sie „aus diesen Ereignissen den geistlichen
Impuls“ mitnehmen sollen, „eifriger am Gebet und Gottesdienst, am
sakramentalen Leben und diakonischen Wirken der Kirche teilzunehmen“.
Und der Bischof weiter: „Zu der Echtheit dieser angeblichen
Marienerscheinungen kann und will ich mich nicht äußern, da - wie die
Geschichte der Kirche zeigt - solche Prüfungen gründlich sein müssen und
sich über Jahre hinziehen. Wenn diese Aufsehen erregenden Ereignisse zu
Umkehr, Buße und Gebet gerade in den kirchlichen Umbrüchen unserer Zeit
in Deutschland führen, freut mich das.“
Unvoreingenommen zeigte sich auch
der zuständige Ortspfarrer, Heribert Kleemann, gegenüber den
Geschehnissen. Zwar könne er nicht sagen, ob die Erscheinungen in seiner
Pfarrkirche echt seien oder nicht, „aber ich bin ganz offen und halte es
durchaus für möglich, dass sich der Himmel auch heute immer wieder mal
offenbart und offenbaren wird.“ Ungefähr zwei Jahre schon bietet Pfarrer
Kleemann der „Blauen Gebetsoase“ in seiner Pfarrkirche Gelegenheit zu
den monatlichen Treffen, feiert mit den Betenden die Heilige Messe und
ist eine Art Seelenführer der Seherin Manuela Strack. Öffentlich
verteidigt er auch die Integrität und Glaubwürdigkeit der jungen Frau.
„Wenn ich auch nichts zu der Echtheit der Erscheinungen sagen kann, so
kann ich doch sagen, dass Manuela eine absolut glaubwürdige Frau ist. Es
liegen auch keine seelisch negativen Befunde vor. Sie ist natürlich, sie
ist eine Frau mit vielen Begabungen und Charismen“, so der Ortspfarrer.
Er berichtet weiter, dass ihm gegenüber immer wieder Menschen angeben,
während der Erscheinungen in Sievernich geheilt worden zu sein. Er könne
das aber nicht nachprüfen. „Für mich finden die noch viel größeren
Wunder der Heilung in der heiligen Beichte statt. Da wo Menschen
wirklich befreit werden von ihrer Schuld und zu einem Neuanfang finden!“
Und hier in Sievernich sind viele Menschen dem Aufruf der Muttergottes,
das Sakrament der Buße zu empfangen, gefolgt. Pfarrer Kleemann, der am
7. Oktober zusammen mit 15 weiteren Priestern Beichte hörte, ist
beeindruckt von der hohen Zahl junger Menschen, die zur Beichte kamen
und den echten Bekehrungsbeichten, die hier stattgefunden hätten.
Ob die Diözese Aachen die
Ereignisse in Sievernich einer wirklich gründlichen theologischen
Prüfung unterziehen wird, um einmal zu einem endgültigen Urteil über die
Echtheit der Erscheinungen zu kommen, bleibt abzuwarten. Inzwischen
können sich die Gläubigen von den Botschaften inspirieren lassen und so
dem Wunsch des zuständigen Bischofs Rechnung tragen, der sich freuen
würde, „wenn diese Aufsehen erregenden Ereignisse zu Umkehr, Buße und
Gebet“ führten.
WZ (Wuppertaler
Zeitung) Montag, 10. Februar 2003
Die Magie der Madonna
Einer Seherin erscheint die „Maria von Sievernich“.
Ihre Botschaft: Betet, betet, betet!
Von Michael
Hammes
Sievernich. Die Marienerscheinungen
in dem 450-Seelen-Dörfchen Sievernich im Kreis Düren sind aus den
Schlagzeilen verschwunden. Nicht ganz unschuldig daran sind die
kirchlichen Oberhirten. Nach einer offiziellen Erklärung des Aachener
Bistums sollte die Gottesmutter im Oktober 2002 zum letzten Mal
„erscheinen“. Der Ansturm der Beter und Schaulustigen bringe Belastungen
für die Einwohner, hatte der Bischof Heinrich Mussinghoff in einem Brief
an die Gemeinde St. Johannes Baptist geschrieben. Doch es tut sich
weiter Wundersames in dem Kirchlein.
Das Gotteshaus ist nach wie vor
rappelvoll, wenn die „Seherin Manuela“ jeden ersten Montag im Monat zum
Gebet einlädt. 400 Menschen kamen auch vor einer Woche zu dem Treffen
der „Blauen Gebetsoase“. Gegen 17.40 Uhr soll Maria dann wieder
erschienen sein - für zehn Minuten. Im Pfarrheim berichtete die junge
Frau, die als äußerst gläubig und charismatisch beschrieben wird,
nachher: „Die Muttergottes erschien im weißem Gewand wie auf dem Bild
als Makellose. Sie hatte einen blauen Rosenkranz und stand auf der
Erdkugel.“ Die Madonna habe mit sanfter, aber mahnender Stimmen
gesprochen, berichtete Manuela weiter. „Sie sagte: Ich kann es diesmal
nicht verhindern, dass der Kelch meines Sohnes sich über die Menschheit
neigt! Betet, betet, betet!“
Die Seherin ist ganz sicher nicht verrückt
Joachim Hils, Vorsitzender des
örtlichen Trauerhallenvereins, war bei dem Gebet der Rosenkranzgruppe in
der Kirche dabei. Er selbst hat Maria nicht gesehen. Zur Seherin meint
er: „Manuela ist nett und höflich. Man muss ihr einfach glauben. Die
Frau ist mit Sicherheit nicht verrückt.“ Sie sei oft im Ort. Dann stelle
sich die medienscheue Frau auch den Fragen der Sievernicher. Das
Verhältnis zum Dorf sei gut. Anders als oft berichtet habe der Ort bis
auf wenige Ausnahmen auch nichts gegen die monatliche Pilgerschar.
Selbst der Ortsvorsteher nicht, und der ist laut Pfarrer nicht in der
Kirche und bekennender Atheist.
Manuela ist 35 Jahre alt und hat
ein kleines Kind. Sie wohnt im Nachbarort Gürzenich. Als Jugendliche
habe sie der Kirche nicht besonders nahe gestanden, heißt es. Ihre
ersten Madonnen-Erfahrungen machte sie mit zwölf Jahren in einem
belgischen Marienwallfahrtsort. In Sievernich hatte sie vor zweieinhalb
Jahren die erste Erscheinung. Seither ist Dorfpfarrer Heribert Kleemann
ihr Seelenführer. „Sie ist eine absolut glaubwürdige Frau“, sagte der
Geistliche in einem Interview. „Auch liegen keine seelisch negativen
Befunde vor. Sie ist natürlich, ist eine Frau mit vielen Begabungen und
Charismen.“ Ihre Aufrufe zu Gebet und Buße, ihre Botschaften, würden die
Christen stärken. „Über die Echtheit der Erscheinungen kann ich
natürlich nichts sagen. Aber dass der Himmel sich auch heute offenbart,
das halte ich durchaus für möglich.“
Das Bistum nimmt die Schilderungen
der Frau ernst, äußert sich aber nicht zur Echtheit, An eine tiefere
Überprüfung ist nach Einschätzung des Dorfgeistlichen nicht gedacht,
„weil eben erfahrungsgemäß in der Kirche solche Überprüfungen viele
Jahre dauern.“ Inzwischen ist auch immer wieder von Wunderheilungen die
Rede. Der Pfarrer wurde schon öfter von Betroffenen angerufen. Von der
krebskranken Frau, der es unerwartet besser gehen soll, hat auch Hils
gehört. Ebenfalls von dem unheilbar kranken Kind, dessen Krankheit nicht
mehr weiter voranschreite. „Mit der Marienerscheinung hat das aber
nichts zu tun“, meint er. Die Hoffnung lässt immer wieder Hunderte von
Gläubigen in das Dorf kommen, um die Marien-Botschaften zu hören. Aus
Dankbarkeit gab es schon eine neue Monstranz, Ostern ist die Statue
„Maria, die Makellose“ fertig“.
Die letzte angekündigte Erscheinung
hatte es Oktober 2002 gegeben, dennoch zeigte sich die Madonna der
Seherin seither schon wieder zwei Mal, rief dringend zum Friedensgebet
auf - stets zum Treffen der „Blauen Gebetsoase“ am ersten Montag eines
Monats. Am 1. März könnte es wieder so weit sein. Doch da ist
Rosenmontag, und da fällt das Rosenkranzgebet aus.
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